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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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I. Das Wesen <strong>de</strong>r Politik 27<br />

natürlichen Anlage <strong>de</strong>r Zielstrebigkeit. Und diese natürliche Anlage ist<br />

seinsmäßig auf ein letztes Ziel ausgerichtet, das in <strong>de</strong>m guten, <strong>de</strong>r menschlichen<br />

Natur entsprechen<strong>de</strong>n glücklichen Leben besteht. Wenn einer <strong>de</strong> facto<br />

nur die Macht über die an<strong>de</strong>rn sucht, dann verbiegt er die natürliche Zielrichtung<br />

<strong>de</strong>s Willens. Das heißt, er verpaßt nicht nur sein eigenes vollmenschliches<br />

Glück, son<strong>de</strong>rn auch das seiner Untertanen. Realistisch betrachtet,<br />

ist es daher ein sinnwidriges Unternehmen, das rein Politische zum<br />

Handlungsziel zu machen. Man kann höchstens hinsichtlich <strong>de</strong>s Sachbereichs,<br />

in <strong>de</strong>m sich eine Handlung vollzieht, von politischen Problemen sprechen.<br />

Die Handlung selbst ist nicht rein politisch. 9<br />

Die mo<strong>de</strong>rne Segmentierung <strong>de</strong>r drei Ordnungen ist <strong>de</strong>r Grund dafür, daß<br />

mancher Ethiker, von ihr beeinflußt, die ganzheitliche Sicht preisgab. Deutlich<br />

ist dies in <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r Wirtschaftspolitik, wo nicht selten <strong>de</strong>r<br />

Marktmechanismus als Apriori <strong>de</strong>r Wirtschaftsethik erscheint. Gleiches ist<br />

auch in <strong>de</strong>r politischen Ethik festzustellen, wo die <strong>de</strong>mokratische Verteilung<br />

<strong>de</strong>r Macht als unabdingbare Norm <strong>de</strong>r politischen Handlung erscheint.<br />

In <strong>de</strong>r politischen Ethik ist darum von <strong>de</strong>r politischen Handlung die Re<strong>de</strong> als<br />

einer menschlichen Handlung unter <strong>de</strong>m Aspekt ihres politischen Charakters.<br />

Wie gesagt, kann man diesen Aspekt theoretisch subjektivieren und entsprechend<br />

ein Bild einer Ordnung konstruieren, in welcher <strong>de</strong>r Mensch nur <strong>de</strong>r<br />

Norm <strong>de</strong>mokratischer Machtverteilung folgt. Das ist eine gute Denkgymnastik,<br />

die da und dort nützlich sein kann, wo es darum geht, Verirrungen im<br />

faktischen politischen Han<strong>de</strong>ln zu kennzeichnen.<br />

Die vielfältigen Subjekte <strong>de</strong>r politischen<br />

Handlung<br />

Die Frage, wer Subjekt <strong>de</strong>r politischen Handlung sei o<strong>de</strong>r sein könne, wird<br />

bereits bei Thomas von Aquin eingehend behan<strong>de</strong>lt. Wenngleich er diese<br />

Frage im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Monarchie bespricht, lassen sich daraus<br />

doch Schlüsse auf die politischen Subjekte <strong>de</strong>r Demokratie ziehen. 10<br />

Thomas<br />

behan<strong>de</strong>lt dieses Thema im Rahmen seines umfangreichen Traktates über die<br />

Klugheit."<br />

9<br />

Ich habe die geistesgeschichtlichen und erkenntnistheoretischen Grün<strong>de</strong> dieser Segmentierung<br />

<strong>de</strong>r Ordnungen bereits im dritten Band <strong>de</strong>r <strong>Sozialethik</strong> behan<strong>de</strong>lt: <strong>Sozialethik</strong>, III. <strong>Teil</strong>, Bonn<br />

1986, 21-54. Vgl. auch: A.F. Utz, Die Unterscheidung von gesellschaftlicher, wirtschaftlicher<br />

und politischer Ordnung, in: Ordnung im sozialen Wan<strong>de</strong>l. Festschrift für Johannes Messner<br />

zum 85. Geburtstag, hrsg. von A. Klose, H. Schambeck, R. Weiler, V. Zsifkovics, Berlin 1976,<br />

173-198: ebenfalls in: A.F. Utz, Ethische und soziale Existenz, Gesammelte Aufsätze (1970-<br />

1983), Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V. 1983, 80-104.<br />

10<br />

S.Theol. II-II 50, 1-4.<br />

11<br />

S.Theol. I-II 57,4-6; 58,3 ad 1; 58,4 u. 5; 65,1; 66,5 ad 1 u. ad 2; II-II 47-56.

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