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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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Das große Risiko: Die <strong>de</strong>m Ermessen <strong>de</strong>s Politikers überlassenen Normen<br />

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Wesensaussagen - um diese geht es hier - sind charakterisiert durch ihre Gültigkeit<br />

„an sich". Dementsprechend spricht man von einem „bonum in se"<br />

und einem „malum in se". Ein „malum in se" darf nie, unter keinen Umstänsie<br />

<strong>de</strong>m Naturrecht entsprechen. Die katholische Soziallehre ist durch und<br />

durch naturrechtlich und damit rational verständlich. Man kann ihr darum<br />

nicht <strong>de</strong>n Vorwurf <strong>de</strong>s Fundamentalismus machen. Daß sehr viele Aussagen<br />

<strong>de</strong>s katholischen Lehramtes wie z.B. über die Ehe, Homosexualität usw. bei<br />

<strong>de</strong>n heutigen Demokraten keinen Anklang fin<strong>de</strong>n, ist durch die Perversion<br />

<strong>de</strong>r allgemeinen moralischen Befindlichkeit <strong>de</strong>r Gesellschaft begrün<strong>de</strong>t.<br />

Selbst das Gebot, <strong>de</strong>n Sonntag heilig zu halten, ist rational zu begrün<strong>de</strong>n, da<br />

die Begründung <strong>de</strong>r absoluten Geltung naturrechtlicher Normen in letzter<br />

Analyse auf <strong>de</strong>r Anerkennung <strong>de</strong>r Autorität eines verehrungswürdigen<br />

Schöpfers beruht.<br />

Nur diese Rückbesinnung auf <strong>de</strong>n Schöpfergott ist imstan<strong>de</strong>, die Naturrechtslehre<br />

vor je<strong>de</strong>r Art von Materialismus zu schützen. Albertus Magnus<br />

hat diese Gefahr frühzeitig erkannt. Um die Aristotelesrezeption vor <strong>de</strong>m<br />

Materialismus <strong>de</strong>r arabischen Aratofetekommentatoren zu bewahren, hat er<br />

seine Aristoteleskommentare geschrieben, die dann Thomas von Aquin weiter<br />

ausgearbeitet hat. Die thomasische Erkenntnistheorie ist damit die Grundlage<br />

<strong>de</strong>r katholischen Naturrechtslehre gewor<strong>de</strong>n.<br />

Nur mit Hilfe naturrechtlicher Normen ist es möglich, die politische Handlung<br />

rational und damit allgemein kontrollierbar zu machen und sie vor <strong>de</strong>r<br />

Verfälschung durch subjektive, zeitlich bedingte Wertvorstellungen zu bewahren.<br />

Der Politiker muß wissen, was „in sich" gut o<strong>de</strong>r schlecht ist, und<br />

was seinem Ermessen überlassen ist. Solange es nicht gelingt, <strong>de</strong>n Politikern<br />

„in sich" gelten<strong>de</strong> Normen, über die keine Diskussion entstehen darf, an die<br />

Hand zu geben, bleibt die politische Debatte ein Kampf zwischen I<strong>de</strong>ologen,<br />

wenn nicht gar Fanatikern.<br />

Wir müssen uns daher eingehend mit <strong>de</strong>m Problem befassen, was in <strong>de</strong>r Politik<br />

als „in sich" gut o<strong>de</strong>r schlecht zu gelten hat und was <strong>de</strong>m Ermessensurteil<br />

<strong>de</strong>r Politiker unterstellt ist. Die aristotelisch-thomistische Naturrechtslehre<br />

bietet hierfür die einzig sichere Voraussetzung.<br />

3. Die in sich gültigen und die <strong>de</strong>m Ermessen <strong>de</strong>s Politikers überlassenen<br />

Normen gemäß <strong>de</strong>r aristotelisch-thomistischen Naturrechtslehre<br />

Unter <strong>de</strong>r Voraussetzung, daß die von Gott geschaffene Welt und nicht irgen<strong>de</strong>in<br />

von <strong>de</strong>r Vernunft produzierter Inhalt das Objekt unserer Erkenntnis<br />

ist, muß <strong>de</strong>r menschliche Intellekt aus <strong>de</strong>m ihm vorgegebenen Sein durch<br />

Abstraktion die Wesensordnung <strong>de</strong>r Schöpfung zu erkennen suchen.

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