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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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182 6. Kap.: Die politische Krise<br />

Der Islam<br />

Unter <strong>de</strong>n in unserer Gesellschaft wirken<strong>de</strong>n Religionen fällt <strong>de</strong>r Islam durch<br />

seine vollständig auf <strong>de</strong>r Offenbarung Mohammeds beruhen<strong>de</strong> Lehre <strong>de</strong>r<br />

Politik auf, die <strong>de</strong>utlich die Ten<strong>de</strong>nz zum Fundamentalismus zeigt. Man<br />

weist zwar öfters auf die im Koran gelehrte Frie<strong>de</strong>nsgesinnung hin, um die<br />

Möglichkeit <strong>de</strong>r Einglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Islam in das westliche Demokratieverständnis<br />

darzutun. Doch müßte man mehr auf die geschichtliche Wirklichkeit<br />

achten. Die Erklärung <strong>de</strong>r Religionsfreiheit, wie sie das Zweite Vatikanische<br />

Konzil statuiert hat, läßt sich nicht in <strong>de</strong>n Koran hineininterpretieren. Der<br />

Islam ist zugleich auch eine politische I<strong>de</strong>ologie. Er kann seinen Trieb zum<br />

totalitären islamischen Staat nicht verbergen.<br />

Die katholische<br />

Glaubensüberzeugung<br />

Je<strong>de</strong> religiöse Glaubensüberzeugung trägt totalitäre Züge hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

persönlichen Lebensführung <strong>de</strong>s Gläubigen. Das gilt auch vom katholischen<br />

Glauben. Wer sich Christus anschließen will, muß alles verlassen, was ihm<br />

bisher lieb und teuer war. Er muß seinen Glauben offen bekennen, selbst<br />

unter Inkaufnahme <strong>de</strong>s Martyriums.<br />

Da <strong>de</strong>r katholische Glaube sich in einer rechtlich formierten Kirche präsentiert,<br />

lag für diese die Versuchung zum Fundamentalismus insofern nahe, als<br />

sie dort, wo das staatliche und das kirchliche Leben eine Einheit bil<strong>de</strong>ten, die<br />

Anerkennung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Glaubens mit politischem Druck durchzusetzen<br />

vermochte, wenngleich in allen Jahrhun<strong>de</strong>rten das Prinzip galt, daß<br />

niemand zum Glauben gezwungen wer<strong>de</strong>n darf. Allerdings wur<strong>de</strong> im Staat<br />

<strong>de</strong>s <strong>Mit</strong>telalters nicht auch <strong>de</strong>r Austritt aus <strong>de</strong>r Glaubensgemeinschaft <strong>de</strong>r<br />

freien Entscheidung überlassen. 2<br />

Durch das Zweite Vatikanische Konzil ist<br />

diese Vermischung von geistlicher und weltlicher Gewalt endgültig aus <strong>de</strong>r<br />

Welt geschafft. 3<br />

Die Kirche will nun nur noch mittels <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mokratischen<br />

Stimmrechts ihrer Gläubigen in das politische Leben eingreifen, wie je<strong>de</strong><br />

an<strong>de</strong>re moralische Einstellung die Politik über das allgemeine Wahl- und<br />

Stimmrecht beeinflußt.<br />

Heute begrün<strong>de</strong>t die katholische Kirche ihren geistigen Auftrag auf <strong>de</strong>r politischen<br />

Ebene nicht mehr mit <strong>de</strong>m Missionsauftrag, alle Welt für Christus<br />

und seine Kirche zu gewinnen. Das katholische Lehramt konzentriert heute<br />

seine politische Tätigkeit auf die Reinerhaltung <strong>de</strong>r moralischen Normen, wie<br />

2<br />

Im <strong>Mit</strong>telalter stand im Zentrum <strong>de</strong>r theologischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung, wie im Kapitel über<br />

die Religionsfreiheit dargestellt, nicht <strong>de</strong>r von Geburt an Ungläubige, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Häretiker, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Glauben bejaht hatte, ihm aber aufgrund einer „Häresie" wie<strong>de</strong>r abgeschworen hat. Er hat<br />

damit die weltanschauliche Homogenität <strong>de</strong>r Gesellschaft verletzt. Deswegen wur<strong>de</strong> er <strong>de</strong>m<br />

weltlichen Arm zur Bestrafung übergeben.<br />

3<br />

Vgl. hierzu <strong>de</strong>n Abschnitt über die Religionsfreiheit.

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