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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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179<br />

Sechstes<br />

Kapitel<br />

DIE POLITISCHE KRISE<br />

1. Die Konkurrenz zwischen <strong>de</strong>n absolut gelten<strong>de</strong>n Moralnormen<br />

und <strong>de</strong>n Ordnungsnormen <strong>de</strong>r Demokratie<br />

Es ist hier nicht die Re<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen politischen Krisen, in <strong>de</strong>nen<br />

aus irgendwelchen sachlichen Grün<strong>de</strong>n eine regierungsfähige Autorität nicht<br />

zustan<strong>de</strong> kommt, z.B. wegen <strong>de</strong>r Pattsituation <strong>de</strong>r Parteien o<strong>de</strong>r wegen massiver<br />

terroristischer Gewaltakte, welche die legitime Autorität behin<strong>de</strong>rn. Uns<br />

interessiert jene <strong>de</strong>n Staat bedrohen<strong>de</strong> Krise, die aus <strong>de</strong>m Wesen <strong>de</strong>r Demokratie<br />

als einer ethisch völlig neutralen Institution keimt und die Aktivität <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Autorität empfindlich begrenzt und unter Umstän<strong>de</strong>n sogar lahmlegt.<br />

Der Träger <strong>de</strong>r staatlichen Autorität kann bis zu einem gewissen Punkt<br />

Konzessionen machen. Es kommt aber <strong>de</strong>r Moment, in welchem <strong>de</strong>m Gesetzgeber<br />

je<strong>de</strong> Möglichkeit fehlt, auf <strong>de</strong>m Weg über Kompromisse mit <strong>de</strong>r<br />

darnie<strong>de</strong>rliegen<strong>de</strong>n Moral eine friedliche Ordnung zustan<strong>de</strong> zu bringen. <strong>Mit</strong><br />

vielfältigen Beispielen ließe sich die Hilflosigkeit <strong>de</strong>s Gesetzgebers nachweisen,<br />

<strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>n Moralnormen <strong>de</strong>r Masse anpassen muß. Die Vielzahl von<br />

Abtreibungen z.B. hängt nicht zuletzt mit <strong>de</strong>m Sexualverhalten <strong>de</strong>r Wohlstandsbürger<br />

zusammen. Der unerwartet schnelle technische Fortschritt hat<br />

<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r materialistischen Lebensphilosophie beherrschten Wissenschaftler<br />

veranlaßt, die Fortpflanzungstechnik zum Instrument <strong>de</strong>r Eugenik<br />

zu machen. Wir sind heute nicht mehr weit von <strong>de</strong>r Eugenik <strong>de</strong>s Nationalsozialismus<br />

entfernt, diesmal aber nicht wegen einer allgewaltigen Partei, son<strong>de</strong>rn<br />

wegen <strong>de</strong>s Materialismus <strong>de</strong>r Demokraten.<br />

Die Demokratie kann logischerweise keine absolut gelten<strong>de</strong>n Normen anerkennen.<br />

Nun hat aber <strong>de</strong>r Staat in mo<strong>de</strong>rner Zeit aufgrund schlechter Erfahrungen<br />

sich für die Einhaltung gewisser absolut gelten<strong>de</strong>r Normen entschie<strong>de</strong>n<br />

durch die Annahme <strong>de</strong>r allgemeinen Menschenrechtskonvention, in <strong>de</strong>r<br />

unter an<strong>de</strong>rem das Recht eines je<strong>de</strong>n auf Leben statuiert wur<strong>de</strong>. Der Staat hat<br />

sich damit in ein Netz von Wi<strong>de</strong>rsprüchen verwickelt. Einerseits hat die <strong>de</strong>mokratische<br />

Verfassung das individuelle Recht auf Selbstbestimmung zu<br />

garantieren, an<strong>de</strong>rerseits muß sie dieses dort negieren, wo das Recht auf<br />

Leben eines an<strong>de</strong>rn in Frage steht. An sich kann sich eine schwangere Frau<br />

auf das <strong>de</strong>mokratisch legitimierte Selbstbestimmungsrecht berufen, wenn sie<br />

vor <strong>de</strong>r Entscheidung steht, die Schwangerschaft abzubrechen o<strong>de</strong>r das Kind<br />

auszutragen. Damit stellt sie sich aber in Wi<strong>de</strong>rspruch zum Lebensrecht <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>s. Um diesen Wi<strong>de</strong>rspruch zu beheben, hilft sich die staatliche Autorität<br />

mit <strong>de</strong>r sogenannten Güterabwägung. In <strong>de</strong>m Fall, in <strong>de</strong>m eine schwänge-

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