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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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14 Einführung<br />

möchten, unerträglich sein. Aber das ist nun einmal die Konsequenz einer<br />

freiheitlichen Demokratie, die je<strong>de</strong>m Bürger die Freiheit garantiert, soweit<br />

diese das Mehrheitsprinzip nicht aushebelt.<br />

Die Konsequenzen für die Definition <strong>de</strong>r Politik<br />

Das also ist die geistige Situation, von <strong>de</strong>r aus die Politik <strong>de</strong>finiert wird. Das<br />

Anliegen eines Konsenses gibt es nicht mehr. Eine ethische Definition <strong>de</strong>s<br />

Ziels <strong>de</strong>r Politik ist ebenfalls ausgeschlossen. Das einzige, das man von <strong>de</strong>r<br />

Ethik noch erwartet, ist die Erziehung <strong>de</strong>r Bürger zu einem Verhalten, wodurch<br />

sich <strong>de</strong>r politische Prozeß human abwickeln kann. Wenn die politisch<br />

organisierte Gesellschaft orientierungslos in die Irre geht, kann sie ihre Erfahrung<br />

sammeln und sich zu retten versuchen, so gut es noch geht. Erkenntnistheoretisch<br />

ist die politische Ethik, wenn man davon re<strong>de</strong>n darf, <strong>de</strong>r Fallibilismus,<br />

<strong>de</strong>m Popper und Rawls in ihrem politischen Liberalismus 7<br />

verpflichtet<br />

sind.<br />

Der Verlauf <strong>de</strong>r politisch-ethischen<br />

Untersuchung<br />

Es wird vielleicht auffallen, daß hier <strong>de</strong>r Traktat über <strong>de</strong>n Staat fehlt, weil <strong>de</strong>r<br />

Staat nicht das unmittelbare Objekt, son<strong>de</strong>rn das Ziel <strong>de</strong>s politischen Han<strong>de</strong>lns<br />

ist. Der Staat ist als naturrechtliche Institution vorgegeben. Er ist das<br />

letzte Ziel, das als umfassen<strong>de</strong> Organisation <strong>de</strong>s menschlichen Zusammenlebens<br />

im Sozialtrieb <strong>de</strong>s Menschen enthalten ist. Aus diesem Grund habe ich<br />

<strong>de</strong>n Staat im dritten Band <strong>de</strong>r <strong>Sozialethik</strong> (Die soziale Ordnung) behan<strong>de</strong>lt.<br />

Es geht hier nur um die Dynamik, d.h. um das Han<strong>de</strong>ln innerhalb <strong>de</strong>s Staatswesens,<br />

soweit es nicht schon durch die naturrechtliche Institution normiert<br />

ist. Die oberste Norm ist bereits in <strong>de</strong>r naturrechtlichen Institution <strong>de</strong>finiert.<br />

Sie ist das Wohl aller als gleicher rationaler Wesen, zusammengefaßt in <strong>de</strong>m<br />

Begriff <strong>de</strong>s Gemeinwohls. 8<br />

Da dieses Ziel rational zugänglich ist, stellt sich<br />

die Frage, ob es neben <strong>de</strong>r rationalen politischen Ethik auch noch eine politische<br />

Theologie gibt und welche Zuständigkeit sie vielleicht besitzt. <strong>Mit</strong> diesem<br />

Problem beschäftigen wir uns im Anschluß an die Definition <strong>de</strong>r politischen<br />

Handlung.<br />

Anschließend befassen wir uns mit <strong>de</strong>r Souveränität <strong>de</strong>s Staates. Zwar gehört<br />

die Souveränität zur naturrechtlichen Institution <strong>de</strong>s Staates. Doch spricht das<br />

Naturrecht nur im Rahmen <strong>de</strong>r universellen menschlichen Gesellschaft. Auf<br />

7<br />

John Rawls, Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s politischen Liberalismus, Aufsätze 1978-1989, hrsg. von Wilfried<br />

Hinsch, Frankfurt 1992.<br />

8<br />

Vgl. A.F. Utz, <strong>Sozialethik</strong>, <strong>Teil</strong> I: Die Prinzipien <strong>de</strong>r Gesellschaftslehre, Hei<strong>de</strong>lberg 2 1964,<br />

Sechstes Kapitel.

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