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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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III. Die Meinungsfreiheit 133<br />

für eine <strong>de</strong>r Wahrheit entsprechen<strong>de</strong> Kommunikation zum gesellschaftlichen<br />

Aufbau, d.h. zur Verwirklichung <strong>de</strong>s echten Gemeinwohls.<br />

Naturrechtlich steht die Pflicht aller Gesellschaftsglie<strong>de</strong>r, sich am Dialog zur<br />

allgemeinen Wahrheitsfindung zu beteiligen, an erster Stelle. Das subjektive<br />

Recht auf freie Meinungsäußerung (aktives Recht <strong>de</strong>r Meinungsfreiheit) fußt<br />

also auf <strong>de</strong>r Pflicht aller zur wahrheitsgetreuen Kommunikation, soweit diese<br />

<strong>de</strong>m Aufbau <strong>de</strong>s Gemeinwohls dient. Das beinhaltet zugleich das Recht, zu<br />

erfahren, was in <strong>de</strong>r Gesellschaft vor sich geht, d.h. Informationen zu sammeln<br />

(passives Recht <strong>de</strong>r Meinungsfreiheit). Diese bei<strong>de</strong>n Rechte unterstehen,<br />

wie gesagt, <strong>de</strong>m Gemeinwohldiktat.<br />

Die Privatsphäre ist nur insofern für das Gemeinwohl relevant, als sie sich<br />

auf die Gesellschaft auswirkt. Nun gibt es, genau besehen, in <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

eigentlich nichts Privates, das nicht in irgen<strong>de</strong>iner Weise eine Wirkung auf<br />

die <strong>Mit</strong>welt hätte. Nach Aristoteles besteht das Gemeinwohl in <strong>de</strong>r Vollkommenheit<br />

aller. Auch <strong>de</strong>r einfachste Mensch wirkt durch seine moralische<br />

Haltung auf die Umwelt. Er genießt darum <strong>de</strong>n Respekt seiner <strong>Mit</strong>bürger.<br />

Vom authentischen Naturrecht aus betrachtet, ist je<strong>de</strong> private Entscheidung in<br />

irgen<strong>de</strong>iner Weise sozial zu integrieren. Der einzelne kann z.B. seine Wohnadresse<br />

nicht als zur Intimsphäre gehörig betrachten und darum in <strong>de</strong>r Volkszählung<br />

verschweigen. Das sogenannte Persönlichkeitsrecht, wie es positivrechtlich<br />

im Grundgesetz formuliert ist, geht jedoch von einer vollständigen<br />

Privatisierung <strong>de</strong>r Menschenrechte aus, die es im metaphysischen Naturrechts<strong>de</strong>nken<br />

nicht gibt. Zum Beispiel ist, ganz abgesehen von <strong>de</strong>r steuerrechtlichen<br />

Ordnung, <strong>de</strong>r Zivilstand, d.h. die Frage, ob einer verheiratet ist<br />

o<strong>de</strong>r nicht, keine nur private Angelegenheit. Auch das nicht-eheliche Zusammenleben<br />

von zwei Personen, seien sie gleichgeschlechtlich o<strong>de</strong>r nicht,<br />

geht die gesamte Gesellschaft etwas an. Kurz gesagt: vom Naturrecht, genauer:<br />

von <strong>de</strong>r sozialen Natur <strong>de</strong>s Menschen aus betrachtet, ist die Intimsphäre<br />

ziemlich gering. Damit ist aber noch keine konkrete Fassung <strong>de</strong>s Naturrechts<br />

erreicht. Naturrechtlich auf höchster Ebene formuliert, heißt das Allgemeine<br />

Persönlichkeitsrecht: Die Selbstbestimmung <strong>de</strong>r Person ist, soweit sie nicht<br />

sozialen Verpflichtungen unterworfen ist, zu garantieren. Entsprechend heißt<br />

das Recht auf Meinungsfreiheit: Die Meinungsfreiheit ist im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

sozialen Ordnung als subjektives Recht festzuschreiben.<br />

wur<strong>de</strong> aber <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re doch irregeführt. Die restrictio mentalis ist eine Kunstform <strong>de</strong>r Wahrheitsvertuschung.<br />

Um die restrictio mentalis, die sich als solche leicht entlarven läßt, zu vermei<strong>de</strong>n,<br />

wur<strong>de</strong> von Arthur Vermeersch SJ eine an<strong>de</strong>re Erklärung angeboten, die vom Sinn <strong>de</strong>r<br />

Sprache ausgeht. Danach ist die Sprache dort ihres eigentlichen Zweckes beraubt, wo es <strong>de</strong>m<br />

Gesprächspartner nicht um einen echten Dialog geht. Es kann also keine Pflicht zur Wahrheit<br />

bestehen. Typischer Fall ist die Frage eines Plün<strong>de</strong>rers, wo <strong>de</strong>r Schlüssel zum Geldschrank liege.

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