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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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118 3. Kap.: Die Demokratie<br />

krat, ein Monarch sein, <strong>de</strong>ssen Aufgabe, wie Thomas v. Aquin in seiner an<br />

<strong>de</strong>n König von Cypern adressierten Schrift unterstreicht, das Gemeinwohl<br />

und nicht das Eigenwohl ist.<br />

Nach<strong>de</strong>m wir die Normen, an <strong>de</strong>nen sich die Parteien zu orientieren haben,<br />

schrittweise durchgegangen sind, können wir die Konstitutiven <strong>de</strong>r Definition<br />

<strong>de</strong>r Partei nennen und die integrale Definition formulieren: Die Partei ist ein<br />

<strong>de</strong>n vorstaatlichen Gemeinwohlwerten verpflichteter Verband, <strong>de</strong>r in Verantwortung<br />

gegenüber diesen Werten ein konkretes Gemeinwohlkonzept<br />

vorlegt und in Einhaltung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mokratischen Verhaltensnormen und in<br />

Respektierung <strong>de</strong>r Verfassung und <strong>de</strong>r Parteiengesetze um <strong>de</strong>n Zugang zur<br />

Staatsgewalt kämpft. Die Verpflichtung zum Gemeinwohl ist oberste Norm.<br />

Die "Einhaltung <strong>de</strong>mokratischer Verhaltensnormen" ist eine logische Folge<br />

<strong>de</strong>s Begriffs "Gemeinwohl", das sich entsprechend <strong>de</strong>r subjektiven Erkenntnisweise<br />

in verschie<strong>de</strong>ne Gemeinwohlkonzepte aufteilt und darum das plurale<br />

Anstreben <strong>de</strong>r Staatsmacht voraussetzt. Die "Respektierung <strong>de</strong>r Verfassung"<br />

ergibt sich aus <strong>de</strong>r Tatsache, daß das Gemeinwohl immer nur für einen<br />

bestimmten, einzelnen Staat konzipiert wird.<br />

Die Parteien im Wahlkampf<br />

Die an die Partei gestellte ethische For<strong>de</strong>rung, sich als Vertreterin <strong>de</strong>s Gemeinwohls<br />

zu betrachten und die Interessen aller gesellschaftlichen Gruppen<br />

zu respektieren, muß sich vor allem im Wahlkampf erfüllen. Die Erkenntnis,<br />

daß kein Mensch die Wahrheit allein für sich in Anspruch nehmen kann, daß<br />

er vielmehr stets nur <strong>Teil</strong>wahrheiten besitzt, müßte die Basis eines fairen<br />

Wahlkampfes abgeben. Dies heißt, daß sämtliche Karten auf <strong>de</strong>n Tisch gelegt<br />

wer<strong>de</strong>n: das Programm mit allen seinen Details, die reellen Absichten hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, wie auch <strong>de</strong>r Außenpolitik,<br />

wobei auch die weltanschaulichen Hintergrün<strong>de</strong>, soweit vorhan<strong>de</strong>n, offengelegt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies besagt auch, daß keine Versprechungen gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>nen man im vorhinein weiß, daß sie nie realisiert wer<strong>de</strong>n<br />

können. Das heißt aber auch, daß die Ansichten an<strong>de</strong>rer Parteien, mit sachlicher<br />

Kritik behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, daß vor allem Personen, wenn sie sachlich<br />

begrün<strong>de</strong>t zu kritisieren sind, respektvoll behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Der Wahlkampf<br />

ist kein Krieg zur Vernichtung <strong>de</strong>s Gegners. Es ist äußerst unklug, <strong>de</strong>n Gegner<br />

vernichten zu wollen, <strong>de</strong>n man nachher zur Zusammenarbeit braucht, um<br />

<strong>de</strong>mokratisch selbst weiterzubestehen. In <strong>de</strong>r Politik darf man nur jenen Gegner<br />

vollständig - allerdings mit fairen <strong>Mit</strong>teln - aus <strong>de</strong>m Feld schlagen wollen,<br />

<strong>de</strong>r die Gemeinwohlwerte, zu <strong>de</strong>nen auch die Freiheit gehört, bedroht.<br />

Von <strong>de</strong>r Überzeugung, daß eine Partei mit einem hohen Ethos auf längere<br />

Sicht an Glaubwürdigkeit gewinnt, lebt vor allem jene Partei, die ihr Pro-

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