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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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II. Die Ethik <strong>de</strong>r Partei 115<br />

<strong>de</strong>nken, ist Täuschung, auch dann, wenn man die formalen Begriffe "Freiheit"<br />

und "Gerechtigkeit" hinzufügt.<br />

Legitime<br />

Gruppeninteressen<br />

Die Parteienlandschaft differenziert sich, wie man aus <strong>de</strong>r Erfahrung weiß,<br />

noch mehr gemäß <strong>de</strong>m Interesse <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Gruppen und Schichten.<br />

So kennt man die Namen "Arbeiterpartei", "Bauernpartei", "bürgerliche<br />

Partei", "Gewerbepartei" und ähnliche Namengebungen, allerdings nach<br />

Län<strong>de</strong>rn verschie<strong>de</strong>n. An sich wi<strong>de</strong>rspricht die reine Interessenvertretung<br />

<strong>de</strong>m Sinn <strong>de</strong>r Partei, die, da sie an die Regierung gelangen will, <strong>de</strong>m Gemeinwohl<br />

und nicht <strong>de</strong>m Interesse einer gesellschaftlichen Gruppe verpflichtet<br />

ist. Der Raum <strong>de</strong>r Interessenkonkurrenz ist <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wirtschaft und<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft. Auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Politik sollte es nur um die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Gemeinwohlkonzepte gehen. Da diese aber die Interessen aller einschließen<br />

und naturgemäß stets irgendwie, ob gewollt o<strong>de</strong>r ungewollt, von <strong>de</strong>n<br />

Eigeninteressen infiziert sind, erhalten sie das Kolorit <strong>de</strong>r Eigeninteressen<br />

einer Gruppe. Das ist durchaus legitim, da die einzelne Gruppe <strong>de</strong>r Überzeugung<br />

sein kann, daß sie in <strong>de</strong>r Gemeinwohlvorstellung <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren nicht<br />

ausreichend berücksichtigt ist. Irgendwo müssen die Interessen <strong>de</strong>r Gruppen<br />

jedoch effizient zur Geltung kommen. Und diese Effizienz ist naturgemäß<br />

mit <strong>de</strong>r Politik verbun<strong>de</strong>n.<br />

Zu gewissen Zeiten und unter bestimmten Bedingungen bietet die Interessenpartei<br />

die einzige Möglichkeit für eine durch staatliche Gesetze unterdrückte<br />

Gruppe mit ihrem legitimen Anliegen durchzudringen. Voraussetzung ist<br />

hierbei die Disposition zur Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Parteien im<br />

Sinn <strong>de</strong>s Gemeinwohls. Ohne Erfüllung dieser Bedingung wür<strong>de</strong> sich eine<br />

Interessenpartei als Systemverän<strong>de</strong>rerin verstehen mit <strong>de</strong>m Trend, <strong>de</strong>n Platz<br />

einer Einheitspartei zu erringen.<br />

Um <strong>de</strong>m Verdacht zu entgehen, partikuläre Interessen zu vertreten, geben<br />

sich alle Parteien als Vorkämpfer <strong>de</strong>s Gemeinwohls aus. Der reife Bürger<br />

müßte an sich in <strong>de</strong>r Lage sein, i<strong>de</strong>ologiekritisch Interessenhintergrün<strong>de</strong><br />

festzustellen und <strong>de</strong>ren Legitimität zu beurteilen. Klugerweise wird er nicht<br />

nur die wirtschaftspolitischen, son<strong>de</strong>rn vor allem die gesellschaftspolitischen<br />

Zielsetzungen untersuchen.<br />

Wir können nun die erste, noch sehr allgemeine Definition <strong>de</strong>r Partei aufgrund<br />

<strong>de</strong>r näheren Explikation <strong>de</strong>s Begriffs Gemeinwohl um zwei weitere<br />

Elemente ergänzen: 1. das Vorliegen eines bestimmten Gemeinwohlkonzeptes,<br />

2. die Anerkennung <strong>de</strong>r Grenzen dieses Konzeptes und damit die Anerkennung<br />

<strong>de</strong>r Existenz an<strong>de</strong>rer parteilicher Vorschläge. Danach ergibt sich<br />

folgen<strong>de</strong> <strong>de</strong>tailliertere Formulierung <strong>de</strong>r Definition: Die Partei ist ein <strong>de</strong>n

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