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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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110 3. Kap.: Die Demokratie<br />

einer Erziehung zum <strong>de</strong>mokratischen Verhalten sprechen kann, da es Erziehung<br />

nur im Hinblick auf einen Wert gibt.<br />

Um die vielfältigen Fragen, die sich mit <strong>de</strong>r Demokratie verbin<strong>de</strong>n, in ein<br />

System zu bekommen, könnte die aristotelische Philosophie eine Hilfe sein.<br />

Nach Aristoteles wird je<strong>de</strong>s Seien<strong>de</strong> gemäß seinen vier Ursachen <strong>de</strong>finiert: 1.<br />

nach <strong>de</strong>r materialen Ursache, 2. nach <strong>de</strong>r formalen Ursache, 3. nach <strong>de</strong>r Finalursache,<br />

4. nach <strong>de</strong>r effizienten, d.h. operativen Ursache. Der Begriff<br />

„Ursache" wird, wie man sieht, analog verwandt, während man im <strong>de</strong>utschen<br />

von <strong>de</strong>r Ursache nur spricht, wenn man etwas <strong>de</strong>nkt, das produktiv tätig ist.<br />

Der Ausdruck „Ursache" ist hier jedoch metaphysisch zu interpretieren als<br />

die im Sein eines existieren<strong>de</strong>n Wesens begrün<strong>de</strong>ten Komponenten, ohne die<br />

es nie existieren könnte.<br />

Die Materialursache <strong>de</strong>r Demokratie ist die staatlich zusammengehaltene<br />

Gesellschaft, und zwar in ihrem inneren Aufbau. Hier geht es vor allem um<br />

die intermediären Körperschaften, Gewerkschaften, Einrichtungen <strong>de</strong>r politischen<br />

Bildung usw. bis zu <strong>de</strong>n Parteien. Unter diesem Gesichtspunkt wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>mokratischen Herrschaftsgewalt im Sinn <strong>de</strong>s Subsidiaritätsprinzips<br />

bestimmte Vorgaben gemacht, um das politische Leben gesellschaftlich zu<br />

fundieren.<br />

Die Formalursache ist das Recht <strong>de</strong>r Bürger auf Partizipation an <strong>de</strong>r Herrschaftsgewalt<br />

<strong>de</strong>s Staates. Die Finalursache ist das Gemeinwohl, das Wohlergehen<br />

aller. Die effiziente, d.h die operative Ursache <strong>de</strong>r Demokratie ist<br />

das Votum <strong>de</strong>r Bürger.<br />

Aus dieser Sicht löst sich die Frage von selbst, ob die Demokratie ein <strong>Mit</strong>tel<br />

o<strong>de</strong>r ein Wert sei. Sie ist im beson<strong>de</strong>ren ein <strong>Mit</strong>tel <strong>de</strong>r Partizipation aller an<br />

<strong>de</strong>r Herrschaftsmacht <strong>de</strong>s Staates. Als solche ist sie zwar „wertvoll" für die<br />

menschliche Person, nicht aber ein „Wert" im Sinn <strong>de</strong>r Ethik als ein von <strong>de</strong>r<br />

Natur <strong>de</strong>s Menschen gefor<strong>de</strong>rtes Ziel.<br />

Die aristotelische Systematik zeigt <strong>de</strong>utlich, daß zur Erfassung <strong>de</strong>s Wesens<br />

<strong>de</strong>r Demokratie <strong>de</strong>r formale Begriff <strong>de</strong>r Freiheit nicht ausreicht.

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