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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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I. Die ethische Rechtfertigung <strong>de</strong>r Demokratie 109<br />

<strong>de</strong>n einzelnen, selbst auch die einzelne Familie, zur Eigenvorsorge und riegelt<br />

die Ten<strong>de</strong>nz ab, auf Kosten <strong>de</strong>r Gemeinschaft zu leben, wie es in <strong>de</strong>n<br />

kommunistischen Demokratien <strong>de</strong>r Fall ist. Eine stabile freie Gemeinschaft,<br />

somit auch eine echte Demokratie, gibt es ohne Privateigentum nicht.<br />

Die Demokratisierung eines Entwicklungslan<strong>de</strong>s ist also nur nach langer<br />

gesellschaftspolitischer Vorbereitung möglich. Sie kann nicht von heute auf<br />

morgen erzwungen wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m man mit wirtschaftlicher Blocka<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

Verweigerung <strong>de</strong>r Entwicklungshilfe droht, wenn ein Land nicht gleich <strong>de</strong>n<br />

Sprung in die globalisierte Marktwirtschaft wagt.<br />

Die Systematik <strong>de</strong>r Probleme <strong>de</strong>r<br />

Demokratie<br />

Demokratie wird hier als typisch politischer Begriff verstan<strong>de</strong>n, obwohl man<br />

auch von <strong>de</strong>r Demokratisierung einzelner gesellschaftlicher Gruppen spricht<br />

(Gewerkschaften, Schulwesen, Kirche usw.). Aber selbst im politischen Bereich<br />

ist <strong>de</strong>r Begriff Demokratie vielgestaltig. Man spricht von direkter und<br />

parlamentarischer Demokratie usw. Theoretisch kann man das Mo<strong>de</strong>ll einer<br />

„reinen Demokratie" aufstellen. Doch hat dieses für die politische Wirklichkeit<br />

wenig Sinn, noch weniger als das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r „Marktwirtschaft". Der<br />

liberale Marktwirtschaftler kann versuchen, die sozialen Überlegungen aus<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftspolitik auszuklammern und nur die Maximierung <strong>de</strong>r Produktivität<br />

ins Auge fassen, obwohl er damit auf lange Sicht auf politischen Wi<strong>de</strong>rstand<br />

stoßen wird. Der Politiker kann in seiner Bemühung um Demokratisierung<br />

keinen Sektor <strong>de</strong>s menschlichen Lebens ausklammern. Er muß daher<br />

vor <strong>de</strong>r Errichtung einer <strong>de</strong>mokratischen Staatsform die soziologischpolitischen<br />

Voraussetzungen studieren und danach <strong>de</strong>n jeweils anwendbaren<br />

Begriff von Demokratie ermitteln.<br />

Die soziologisch-politischen Voraussetzungen, zu <strong>de</strong>nen auch die moralischen<br />

Bedingungen gehören, wer<strong>de</strong>n vom Politologen im allgemeinen unter<br />

<strong>de</strong>r Überschrift „die bürgerliche Gesellschaft" behan<strong>de</strong>lt. Im Zusammenhang<br />

hiermit steht die Frage nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mokratisch-politischen Bildung usw. Die<br />

Frage nach <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>r Demokratie zu <strong>de</strong>n Werten wird teilweise<br />

schon in <strong>de</strong>r Begriffsbestimmung <strong>de</strong>r Demokratie ventiliert, wo gefragt wird,<br />

ob die Demokratie einen Wert darstelle o<strong>de</strong>r nur ein <strong>Mit</strong>tel zur Wertverwirklichung<br />

sei. Die Antwort auf diese Frage bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Hintergrund für die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Stellungnahmen zu Einzelproblemen <strong>de</strong>r Demokratie. Da alle<br />

Autoren, bewußt o<strong>de</strong>r unbewußt, irgen<strong>de</strong>ine Wertprämisse, und wäre diese<br />

nur negativ, voraussetzen, muß man zuerst diese zu ermitteln suchen, um ihr<br />

Demokratie Verständnis in seiner Konsistenz o<strong>de</strong>r unter Umstän<strong>de</strong>n in seinen<br />

Unstimmigkeiten zu erkennen. Es ist z.B. schwer verständlich, wie man unter<br />

<strong>de</strong>r Voraussetzung <strong>de</strong>r rein pluralistisch verstan<strong>de</strong>nen Demokratie noch von

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