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Das Magazin der armasuisse Katastrophenhilfe für Haiti ...

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Wissenschaft und Technologie Energiespeicher Energiespeicher<br />

Wissenschaft und Technologie<br />

Mobile Energiespeicher: Liegt die<br />

Zukunft in Brennstoffzellen?<br />

Wie im zivilen Leben steigt auch im militärischen Einsatz <strong>der</strong> Energiebedarf kontinuierlich<br />

an. Damit dieser Bedarf fernab fester Infrastruktur gedeckt ist, braucht es Energiespeicher.<br />

In Frage kommen entwe<strong>der</strong> Stromgeneratoren, kontinuierlicher Nachschub an Batterien<br />

o<strong>der</strong> aber – neuerdings – intelligente hybride Versorgungssysteme, die verschiedene mobile<br />

Quellen kombinieren und gleichzeitig eine hohe Autonomie garantieren. Der Fachbereich<br />

Testcenter des Kompetenzbereichs Wissenschaft und Technologie (W+T) unterhält ein<br />

eigenes Batterielabor, das sicherstellt, dass die mobilen Energiespeicher den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

im Einsatz genügen.<br />

Ronny Lorenzo, Markus Tanner<br />

Speicher elektrischer Energie – seien es<br />

Batterien, Akkumulatoren o<strong>der</strong> Brennstoffzellen<br />

– müssen <strong>für</strong> ein breites Spektrum<br />

von Umweltbedingungen und Leistungsprofilen<br />

ausgelegt sein. In den<br />

meisten Fällen sollen sie in Geräten zum<br />

Einsatz gelangen, die sowohl zuhause als<br />

auch unterwegs genutzt werden können.<br />

Überdies sollen sie in <strong>der</strong> Lage sein, sowohl<br />

konstant Leistung abzugeben als<br />

auch Spitzen abzudecken. So hätte etwa<br />

ein Elektromobil, das zwar auf <strong>der</strong> Autobahn<br />

funktioniert, dem stop-and-go Betrieb<br />

im Stossverkehr aber nicht gewachsen<br />

ist, kaum Chancen auf dem Markt.<br />

Genauso undenkbar ist ein mobiles Telefon,<br />

das zwar im Sommer am See funktioniert,<br />

nicht aber beim Après-Ski vor <strong>der</strong><br />

Berghütte (und überdies kann <strong>der</strong> Akku<br />

nicht bei allen Modellen ohne Weiteres<br />

gewechselt werden).<br />

Was <strong>für</strong> zivile Anwendungen gilt, hat<br />

im militärischen Bereich natürlich erst<br />

recht seine Gültigkeit: So müssen in <strong>der</strong><br />

Schweizer Armee verwendete mobile<br />

Energiespeicher in einem Temperaturbereich<br />

von -20°C (Gebirgsschiessplatz<br />

im Winter) bis +50°C (ein Platz an <strong>der</strong><br />

Sonne im Sommer) nachweislich noch<br />

funktionieren. Zusätzliche Probleme ergeben<br />

sich bei längeren Einsätzen: Funkrelais<br />

(z.B.) werden in <strong>der</strong> Regel über ei-<br />

Prinzipskizze des tragbaren intelligenten Brennstoffzellen-Systems.<br />

nen längeren Zeitraum betrieben. Bedingt<br />

durch die Aufgabe, grössere Distanzen<br />

zu überbrücken, resp. zwei Geländekammern<br />

miteinan<strong>der</strong> zu verbinden, sind die<br />

Standorte meist abgelegen und kaum je<br />

mit einer Steckdose in <strong>der</strong> Nähe versehen.<br />

Bis anhin griff die Schweizer Armee<br />

in diesen Situationen jeweils auf Stromgeneratoren<br />

zurück. Generatoren sind allerdings<br />

sperrig und benötigen einiges an<br />

Treibstoff – was nicht zuletzt auch in ökologischer<br />

Hinsicht ein Problem darstellt.<br />

Zusätzliche Probleme ergeben sich bei<br />

Einsätzen des Armee Aufklärungsdetachements<br />

10 (AAD 10) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fernspäher.<br />

Sie müssen mit diversen technischen<br />

Hilfsmitteln in <strong>der</strong> Lage sein, mehrtägige<br />

Einsätze autonom zu bestreiten – das Mittragen<br />

eines Aggregates schliesst sich<br />

hier von selbst aus.<br />

Intelligenter tragbarer Energiespeicher.<br />

1: Brennstoffzelle; 2: Methanoltank; 3: Steuergerät; 4: künstliche Verbraucher; 5: Puffer (Akkumulator).<br />

Aktuelle Ansätze<br />

Herkömmliche Akkumulatoren und Batterien<br />

eignen sich wegen ihres Gewichtes<br />

nicht da<strong>für</strong>, längere Einsätze zu bewältigen.<br />

Entwe<strong>der</strong> sind sie klein und die<br />

gespeicherte Energie reicht nicht <strong>für</strong> den<br />

ganzen Einsatz, o<strong>der</strong> sie genügen <strong>der</strong><br />

Einsatzlänge, sind da<strong>für</strong> aber entsprechend<br />

grösser und somit zu schwer. Dazu<br />

kommt, dass sich die Lebensdauer <strong>der</strong><br />

Akkus und Batterien bei tiefen Temperaturen<br />

drastisch verkürzen kann.<br />

Mit den massiven Fortschritten, die in den<br />

letzten Jahren im Bereich <strong>der</strong> Brennstoffzellen<br />

(BSZ) erzielt wurden, rückt eine<br />

neue Lösung in greifbare Nähe. Doch<br />

auch BSZ können die ihnen gestellten<br />

Aufgaben oft nicht autonom bewältigen.<br />

Da beim Betrieb <strong>der</strong> Zellen Wasser entsteht,<br />

können bei Temperaturen unter dem<br />

Gefrierpunkt Probleme mit gefrierenden<br />

Leitungen auftreten o<strong>der</strong> die BSZ sind<br />

schlicht zu kalt, um eine Reaktion in Gang<br />

zu bringen. Des Weiteren benötigen die<br />

BSZ nach dem Einschalten eine kurze<br />

Anlaufzeit. Damit sie zur Selbsterhaltung<br />

bei tiefen Temperaturen o<strong>der</strong> Intervallbelastungen<br />

nicht permanent in Betrieb bleiben<br />

müssen, wird zwischen BSZ und Verbraucher<br />

in <strong>der</strong> Regel ein Puffer (Akku)<br />

geschaltet.<br />

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser<br />

Zurzeit hat die Schweizer Armee zwei<br />

Systeme im Test, die als Lösungen <strong>für</strong><br />

die erwähnten Einsatzarten in Frage kommen.<br />

Für den Einsatz in Funkfahrzeugen<br />

wird ein spezialisiertes System aus BSZ<br />

auf Methanolbasis und integriertem Zwischenspeicher<br />

im Labor auf Herz und Nieren<br />

getestet. Diese Variante ist in erster<br />

Linie <strong>für</strong> den Einbau in Fahrzeuge vorgesehen,<br />

kann zusammen mit dem Funk aber<br />

auch ausgebaut und abgesetzt betrieben<br />

werden. Für den hochmobilen, tragbaren<br />

Einsatz ist zeitgleich ein System aus einer<br />

kleinen Methanol-Brennstoffzelle mit<br />

zugehörigem Steuergerät auf dem Prüfstand.<br />

Bei dieser Variante werden neben<br />

<strong>der</strong> BSZ und (mindestens) einem separaten<br />

Pufferspeicher auch sämtliche Verbraucher<br />

am Steuergerät angeschlossen.<br />

Gehen die Energievorräte zur Neige,<br />

schaltet das Steuergerät die Verbraucher<br />

gemäss <strong>der</strong> vom Nutzer festgelegten Prioritätenliste<br />

ab, damit es die zwingend benötigten<br />

Geräte so lange wie möglich mit<br />

Strom versorgen kann.<br />

Der Fachbereich Testcenter von W+T betreibt<br />

<strong>für</strong> das Erproben von Akkumulatoren,<br />

Batterien und Brennstoffzellen ein<br />

Batterielabor, das sich auf dem neusten<br />

Stand <strong>der</strong> Technik befindet. Neben den<br />

beiden <strong>der</strong>zeit getesteten Komplettsystemen<br />

auf Brennstoffzellenbasis kommen<br />

auch sämtliche <strong>für</strong> die Schweizer Armee<br />

vorgesehenen Akkumulatoren zur Zertifizierung<br />

in dieses Labor. Bis eine Beschaffungsfreigabe<br />

erfolgt, müssen die<br />

Prüflinge eine Reihe von Belastungstests<br />

nach vorgegebenen Lade- / Entladezyklen<br />

bei verschiedenen Temperaturen zwischen<br />

-20°C bis +50°C bestehen. Nur so<br />

kann sichergestellt werden, dass die mobilen<br />

Energiespeicher die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

im Einsatz bestehen können.<br />

Die wichtigsten Typen von<br />

Brennstoffzellen<br />

• DMFC<br />

(Direktmethanol-Brennstoffzelle):<br />

- Elektrolyt: Polymermembran<br />

- Anodengas: Methanol<br />

- Kathodengas: O2<br />

(Luftsauerstoff)<br />

- Bemerkung: Für die Zukunft<br />

sehr vielversprechend, da die<br />

Wasserstofferzeugung<br />

wegfällt. Der Umgang mit<br />

Methanol ist recht einfach und<br />

wenig gefährlich.<br />

• AFC (Alkalische Brennstoffzelle):<br />

- Elektrolyt: Kalilauge<br />

- Anodengas: Reinster<br />

Wasserstoff<br />

- Kathodengas:O2<br />

(reines Sauerstoffgas)<br />

- Bemerkung: Reinstes Gas ist<br />

unabdingbar, damit die Zelle<br />

keinen Schaden nimmt. Der<br />

Umgang mit Wasserstoffgas<br />

ist nicht ungefährlich<br />

(Explosionsgefahr).<br />

• PEMFC (Polymerelektrolyt-<br />

Brennstoffzelle:<br />

- Elektrolyt: Polymermembran<br />

- Anodengas: Wasserstoff<br />

- Kathodengas: O2<br />

(Luftsauerstoff)<br />

- Bemerkung: CO-freies Gas ist<br />

unabdingbar, damit die Zelle<br />

keinen Schaden nimmt. Der<br />

Umgang mit Wasserstoffgas<br />

ist nicht ungefährlich<br />

(Explosionsgefahr).<br />

14 armafolio No. 01/10<br />

armafolio No. 01/10 15

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