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6 Charismatischer Führungsstil - Connexia

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Mair Gabriele<br />

Unterschied zwischen autoritärem und<br />

charismatischem <strong>Führungsstil</strong> im<br />

Kontext zur Ethik<br />

Masterarbeit<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

Master of Science MSc (Pflegemanagement)<br />

im Rahmen des Universitätslehrganges<br />

Pflegemanagement<br />

Prof. Dr. Klaus Peter Rippe<br />

Karl-Franzens-Universität Graz<br />

und UNI for LIFE<br />

Dornbirn, Oktober 2012


Ehrenwörtliche Erklärung<br />

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne<br />

fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den<br />

Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht<br />

habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inlän-<br />

dischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröf-<br />

fentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Versi-<br />

on.<br />

30. März 2012 Mair Gabriele


Abstract<br />

Das Thema dieser Arbeit bearbeitet den charismatischen und den autoritären Füh-<br />

rungsstil, im Zusammenhang mit der Ethik. Sie stellt die Frage welcher Führungs-<br />

stil ethisch wertvoller ist. Im Literaturteil wird die Personalführung unter vielen<br />

möglichen Aspekten beleuchtet und in ihren Eigenschaften aufgezeigt. Die ver-<br />

schiedenen Theorien zeigen auf dass sich die Menschen schon seit fast einem<br />

Jahrhundert Gedanken zur Führung machen. Es stellt sich heraus dass sich in<br />

den Grundlagen der Führungsaktivitäten in den letzten Jahren nicht sehr viel ge-<br />

ändert hat und dass vieles auch heute noch Gültigkeit hat. Führung ist ein wichti-<br />

ges Thema in der heutigen Zeit, da sie mit Verantwortung, Macht und Einfluss<br />

den Herausforderungen die auf sie zukommt standhalten sollte. In der Charakte-<br />

ristik dieser zwei <strong>Führungsstil</strong>e sieht man wie ähnlich sie sich sind, und oft sind sie<br />

im Führungsverhalten kaum zu trennen. Charismatische Führungspersonen wer-<br />

den oft verherrlicht, wobei das ein gewisses Risiko birgt, wie sich im Literaturteil<br />

zeigen wird. Im autoritären <strong>Führungsstil</strong> zeigt sich dass Führung nicht ohne Macht<br />

auskommt.<br />

Im Methodenteil werden qualitative Interviews mit Personen in unterschiedlichen<br />

Hierarchiestufen ausgeführt. Es wird versucht ethische Vorteile der beschriebenen<br />

<strong>Führungsstil</strong>e zu erkennen. Durch die Befragung zeigt sich eine eindeutige Bevor-<br />

zugung eines <strong>Führungsstil</strong>es.<br />

Der charismatische <strong>Führungsstil</strong> wird von allen Befragten eindeutig bevorzugt. In<br />

allen hierarchischen Stufen wird das gleiche Ergebnis erzielt. In Bezug zur Ethik<br />

decken sich die Aussagen der Befragten zur Aussage der Literatur, wobei die<br />

Herausforderungen, sowohl beim charismatischen, als auch beim autoritären Füh-<br />

rungsstil fast gleich stark ausgeprägt sind.


Abstract<br />

The theme of this work deals with the charismatic and authoritarian leadership<br />

style, in connection with ethics. It asks the question which type of leadership is<br />

ethically more valuable. In the literature part the personnel management is being<br />

highlighted in many possible aspects and shown in their properties. The various<br />

theories show that people have been thinking about leadership for almost a centu-<br />

ry. It turns out that little has changed in the fundamentals of leadership activities in<br />

recent years and that much still has validity. Leadership is an important issue in<br />

today's world, as it expected to withstand any upcoming challenges with responsi-<br />

bility, power and influence.<br />

The characteristics of these two leadership styles are very similar, and often their<br />

behavior can hardly be separated. Charismatic leaders are often glorified which<br />

holds a certain risk, as will appear in the literature part. The authoritarian leader-<br />

ship style shows that management does not get by without power.<br />

The qualitative methods of interviews were being carried out with people at differ-<br />

ent hierarchical levels. An attempt is being made to recognize ethical advantages<br />

of the described leadership styles. The survey shows a clear preference for a<br />

leadership style.<br />

The charismatic leadership is clearly preferred by all respondents. In all hierar-<br />

chical levels the same result is achieved. With respect to ethics, the statements of<br />

the respondents correspond with the statements in literature, it witch the challeng-<br />

es, both charismatic and authoritarian, are almost equally strong.


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis ................................................................................................ 1<br />

1 Einleitung ........................................................................................................ 3<br />

2 Forschungsfrage ............................................................................................ 5<br />

3 Methodik und Vorgehensweise .................................................................... 5<br />

4 Führung .......................................................................................................... 6<br />

4.1 Verschiedenste Führungsdefinitionen ..................................................... 6<br />

4.2 Was ist Führung? .................................................................................... 6<br />

4.3 Grundlagen der Führung ......................................................................... 9<br />

4.4 Eigenschaften der Führung ................................................................... 10<br />

4.5 Was heißt Führen? ................................................................................ 12<br />

4.6 Grundlegende Führungsaktivitäten ........................................................ 13<br />

4.7 Arten der Führung ................................................................................. 14<br />

4.7.1 Direkte Führung .......................................................................... 14<br />

4.7.2 Strukturelle Führung.................................................................... 15<br />

4.8 <strong>Führungsstil</strong>e ......................................................................................... 15<br />

4.9 Führung als Arbeit ................................................................................. 15<br />

4.10 Management .......................................................................................... 17<br />

4.11 Verantwortung ....................................................................................... 19<br />

4.12 Macht und Einfluss ................................................................................ 21<br />

4.13 Eigenschaftstheorie oder Ansätze ......................................................... 23<br />

4.14 Führungstheorien .................................................................................. 25<br />

4.15 Rollenverständnis der Führungskräfte ................................................... 29<br />

4.16 Führungsaufgaben ................................................................................ 30<br />

5 Ethik und Moral ............................................................................................ 34<br />

5.1 Ethik ...................................................................................................... 35<br />

5.2 Moral ..................................................................................................... 36<br />

5.3 Unterschied zwischen Ethik und Moral .................................................. 36<br />

6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong> .................................................................... 41<br />

6.1 Definition Charisma ............................................................................... 41


6.2 Charismatische Führung........................................................................ 42<br />

6.3 Charakteristik ......................................................................................... 43<br />

6.4 Welche positiven und negativen Effekte ergeben sich beim<br />

charismatischem <strong>Führungsstil</strong> ........................................................................ 45<br />

7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong> .............................................................................. 47<br />

7.1 Definition Autorität ................................................................................. 47<br />

7.2 Welche Risiken und Gefahren beinhaltet Autorität ................................ 48<br />

7.3 Autoritätsfördernde Verhaltensweisen ................................................... 49<br />

7.4 Autoritätsgefährdende Verhaltensweisen .............................................. 50<br />

7.5 Autoritäre Führung ................................................................................. 51<br />

7.6 Autorität ohne Zwang ............................................................................ 55<br />

7.7 Charakteristik ......................................................................................... 57<br />

7.8 Die Bedeutung des autoritären <strong>Führungsstil</strong>es für Mitarbeiter ............... 59<br />

7.9 Welche positiven und negativen Effekte ergeben sich beim autoritären<br />

<strong>Führungsstil</strong> ................................................................................................... 60<br />

8 Methodik ....................................................................................................... 61<br />

8.1 Erstellung eines Interviewleitfadens ...................................................... 61<br />

8.2 Vorgehen und Auswahl der interviewten Personen ............................... 62<br />

8.3 Auswertung der Interviews .................................................................... 62<br />

9 Schlussfolgerung ......................................................................................... 71<br />

10 Diskussion .................................................................................................... 72<br />

Literaturverzeichnis ........................................................................................... 74


1 Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

Menschen verbringen einen Großteil ihres Lebens in Unternehmen um ihren Le-<br />

bensunterhalt zu verdienen, deshalb ist eine gute Führung sehr wichtig. Es fällt<br />

dem Unternehmen eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit dem ethischen –<br />

moralischen Bewusstsein von Führungskräften zu. Jede Führungskraft bestimmt<br />

im Alltag ihr Handeln im Rahmen ihrer Legitimität selbst und freiwillig (vgl. Brandl,<br />

2011, S 91).<br />

Sehr oft kommt es vor dass in einem Unternehmen völlig verschiedene, gar kont-<br />

räre <strong>Führungsstil</strong>e praktiziert werden können, und das, obwohl im Unternehmen<br />

eine bestimmte Art des Führens propagiert wird (vgl. Mahlmann, 2002, S 8).<br />

Laut Brandl ( 2011, S 92 ) ist es wichtig, dass mit Intelligenz, Überzeugung und<br />

Leidenschaft geführt wird, dass Moral, Ethik und Verantwortung in den Köpfen und<br />

Herzen der Führungskräfte verankert, als normative Verpflichtung angenommen<br />

und in betrieblichen Alltag gelebt werden. Die Führungskräfte geben durch ihr<br />

Verhalten und ihrer Vorbildwirkung die Richtung vor. Die persönliche Wertvorstel-<br />

lung einer Führungskraft ist dabei elementar. Sie wird zumindest teilweise durch<br />

das soziale Umfeld, die Bildung und Erziehung sowie durch den Charakter be-<br />

stimmt.<br />

In der Regel wird davon ausgegangen, dass jede Führungskraft zu einem gewis-<br />

sen Verhaltensmuster neigt und dieses Muster von allen Mitarbeitern auch gleich<br />

beurteilt wird. Dies ergibt die Problematik, dass sich der <strong>Führungsstil</strong> eines Vorge-<br />

setzten nur eingeschränkt eindeutig bestimmen lässt. Der <strong>Führungsstil</strong> wird nicht<br />

nur durch die Einstellung der Führungskraft gegenüber den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern und der Aufgabe gekennzeichnet, sondern auch dadurch wie und in<br />

welchem Ausmaß die Führungskraft ihre eigene Persönlichkeit in der Führungs-<br />

beziehung zum Ausdruck bringt (vgl. Gmür, Thommel, 2007, S 60).<br />

In der Führungsethik werden die konkreten Bedürfnissen der Menschen abgeleitet<br />

und nicht aus der Existenz von abstrakten Rechten und Gesetzen. Diese Grunds-<br />

ätze ethischen Handelns stehen in keinen Widerspruch zur betriebswirtschaftli-<br />

chen Unternehmensführung und sollten zum Selbstverständnis jeder Führungs-<br />

kraft gehören (vgl. Brandl, 2011, S 96).<br />

3


1 Einleitung<br />

Wenn man die Geschichte der westlichen Führungslehre anschaut, ist es die Ge-<br />

schichte ihrer <strong>Führungsstil</strong>e. Es wurde von jeher immer viel darüber diskutiert,<br />

welcher Stil beim Führen von Menschen der Erfolgversprechendste, der Richtige<br />

sei. Die klassische Führungslehre unterscheidet lediglich zwischen zwei Füh-<br />

rungsstilen, dem Autokratischen und dem Demokratischen. Statt vom autokrati-<br />

schen wird heute vom autoritären <strong>Führungsstil</strong> gesprochen. Dieser Begriff kommt<br />

vom lateinischen Wort auktoritas, das so viel wie persönliches Ansehen, Geltung<br />

heißt. Von seiner Herkunft her, drückt das Wort also eindeutig positive Persönlich-<br />

keitsmerkmale aus, ohne die eine erfolgreiche Menschenführung nicht denkbar ist.<br />

Überwiegend wird der Begriff Autorität heute im negativen Sinn verwendet. Das<br />

soll ein diktatorisches, unbedingtes, gehorsam forderndes Verhalten benennen.<br />

Doch die ursprünglich positive Bedeutung des Wortes finden wir immer noch in<br />

der Zusammensetzung Fachautorität. Ein Begriff der eher Anerkennung oder so-<br />

gar Bewunderung ausdrückt. In der Fachliteratur sind weitere Bezeichnungen für<br />

<strong>Führungsstil</strong>e zu finden, die ebenfalls dem autoritären Führen zuzurechnen sind.<br />

Unter diesen fällt auch der charismatische <strong>Führungsstil</strong>. Der charismatische Füh-<br />

rungsstil ist eine Führung mit starker, persönlicher Ausstrahlung (vgl. Laufer ,<br />

2010, S 86).<br />

Die Wahl eines angemessenen <strong>Führungsstil</strong>s in der Praxis wird durch verschiede-<br />

ne Faktoren bestimmt: Allgemeine gesellschaftliche und politische Einflussvariable<br />

wie Menschen- und Wertebilder, kulturelle Einflüsse, strukturelle Unternehmens-<br />

faktoren, fachliche und persönliche Einstellungen und Reverenzen der Führungs-<br />

kräfte und Mitarbeiter (vgl. Franken, 2007, S 263).<br />

Laut Grimm ( 1994, S 30 ), führt Führen ohne ethische Kompetenz sehr leicht<br />

zum Verführen, zur Manipulation und damit zur Einschränkung menschlicher Frei-<br />

heit. Führungsfähigkeit und Ethikfähigkeit ist sehr eng aufeinander bezogen und in<br />

ein reifes Persönlichkeitsprofil .eingebettet. Ein Führender sollte bereit sein damit<br />

aufzuhören seinen Selbstwert ausschließlich durch seine fachliche Kompetenz zu<br />

definieren und ein psychisch reifes und stabiles Persönlichkeitsfundament erwer-<br />

ben.<br />

In dieser Arbeit werden zwei <strong>Führungsstil</strong>e, der Autoritäre und der Charismatische<br />

gegenübergestellt und im Hinblick auf die Ethik beleuchtet.<br />

4


2 Forschungsfrage<br />

Es gibt sehr viel Literatur über Management, aber es war schwierig gute Literatur<br />

über Führung zu finden.<br />

2 Forschungsfrage<br />

Meine Forschungsfrage lautet: „Der Vergleich zwischen charismatischen und auto-<br />

ritären <strong>Führungsstil</strong>. Welcher ist ethisch besser?“<br />

3 Methodik und Vorgehensweise<br />

In dieser Arbeit befasste ich mich mit Literaturarbeit über Führung und Begriffser-<br />

klärungen rund um das Thema charismatischer und autoritärer Verhaltensweisen.<br />

Dazu wertete ich die bestehende Literatur zur Personalführung aus, um die beiden<br />

paradigmatischen <strong>Führungsstil</strong>e herauszuarbeiten. Vor diesem Hintergrund führte<br />

ich dann qualitative Interviews mit 18 Personen aus unterschiedlichen Hierarchie-<br />

stufen aus. Beides zusammen sollte helfen, ethische Vorteile der beschriebenen<br />

<strong>Führungsstil</strong>e zu ermitteln. Der Interviewleitfaden bestand aus 9 Fragen. Befragt<br />

wurden 6 Personen vom höheren Management, 6 Personen vom mittleren Ma-<br />

nagement und 6 Personen in keiner leitenden Funktion. Alle Personen arbeiten als<br />

diplomierte Krankenschwester beziehungsweise als diplomierte Krankenpfleger in<br />

diversesten Einrichtungen im Bereich des Gesundheitssystems. Aus jeder Gruppe<br />

wurden drei Frauen und drei Männer befragt. Die Interviews waren anonym.<br />

5


4 Führung<br />

4.1 Verschiedenste Führungsdefinitionen<br />

4 Führung<br />

„Führung ist jede zielbezogene interpersonelle Verhaltensbeeinflussung mit Hilfe<br />

von Kommunikationsprozessen“ (Baumgarten 1977, Seite 9).<br />

„Führung heißt eine Handlung vollziehen, die – als Teil eines gemeinsamen Prob-<br />

lemlösungsprozesses – Struktur in eine Interaktion bringt“ (Hemphill 1967, Seite<br />

98).<br />

„Führung in Organisationen: Zielorientierte soziale Einflussnahme zur Erfüllung<br />

gemeinsamer Aufgaben in bzw. mit einer strukturierten Arbeitssituation“ (Wunde-<br />

rer und Grüwald 1980, Band 1).<br />

„Die Begriffe „Führen“ und “Leiten“ werden von Walter Böckmann voneinander<br />

abgeleitet, um zu einer Definition zu gelangen. Als Leiten bezeichnet er die Steue-<br />

rung von Sachabläufen, Führen bezeichnet er zum einen als die Steuerung von<br />

sozialem Handeln und von Zusammenarbeit und zum anderen als das Schaffen<br />

von optimalen Motivationsbedingungen. Leiten ist zweckorientiert mechanistisch.<br />

Führen dagegen ist konzentriert, sinnorientiert und auf das Entfalten der menschli-<br />

chen Kräfte ausgerichtet“ (Weigele 1991, S 8).<br />

Ich schließe mich dieser Definition an.<br />

4.2 Was ist Führung?<br />

Führung ist ein allgegenwärtiges Phänomen. Es begegnet uns im Berufsleben,<br />

verkörpert durch den Chef, als Archetyp in der Gestalt Gottes, als Führer im Fuß-<br />

ballverein und in der Partei repräsentiert durch Funktionäre. Wir selbst sind Füh-<br />

rer und sogleich Geführte (vgl. Simon, 2006, S 13).<br />

Laut Preißler ( 1992 S 137 ) sollte ein Vorgesetzter der Menschen führt, sich des-<br />

halb auch mit Menschen beschäftigen, denn wenn eine Führungskraft scheitert<br />

liegt es meist nicht in ihrer mangelnden fachlichen Qualifikation, sondern dass sie<br />

6


4 Führung<br />

keine Akzeptanz bei ihren Mitarbeitern findet, sich nicht durchsetzen kann, und oft<br />

auch unter Druck ihres eigenen Vorgesetzten gerät. Ein Vorgesetzter ist dann er-<br />

folgreich, wenn er sich über sein eigenes Verhalten im Klaren ist und auf die Moti-<br />

vation und Verhaltensweisen seiner Mitarbeiter eingeht.<br />

Führung ist eines der wichtigsten Themen wenn es um Menschen, Unternehmen<br />

und um das Lösen von Krisen geht. Erst wenn wir wagen die Dinge so zu sehen<br />

wie sie sind, wird uns bewusst werden, vor welchen riesigen Herausforderungen<br />

wir stehen. Neue Herausforderungen brauchen neue Lösungen oder die Besin-<br />

nung auf bewährte und oft vergessene Grundsätze. Diese Grundsätze beziehen<br />

sich auf Werte und Wege, die Menschen wie Unternehmen dauerhaft erfolgreich<br />

machen. Bei Führung geht es um:<br />

� Kreativität<br />

� Innovation<br />

� Service<br />

� Engagement<br />

� Herzlichkeit<br />

� wahre Begeisterung<br />

und das können nur Menschen schaffen, die körperlich und seelisch gesund sind<br />

und in gesunden Unternehmen gute Leistungen vollbringen (vgl. Fournier, 2006, S<br />

13).<br />

Neuberger O. (1990) führt in einer Zusammenfassung folgende sechs Inhalte von<br />

Führungsdefinitionen an:<br />

� Führung ist ein Gruppenphänomen und schließt die Interaktion zwischen zwei<br />

oder mehreren Personen ein;<br />

� Führung ist intentionale, soziale Einflussnahme,<br />

� Führung zielt darauf ab durch Kommunikationsprozesse Ziele zu erreichen,<br />

� Führung ist die Durchsetzung von Herrschaft auf dem Weg der Motivierung,<br />

� Führung ist Steuerung und Gestaltung des Handelns anderer Personen,<br />

� Führung ist ein Prozess der Ursachenzuschreibung an individuelle soziale Ak-<br />

teure (vgl. Rodler , Kirchler, 2002, S 10).<br />

7


4 Führung<br />

Führung bedeutet anderen Menschen Werte vorzuleben, Charakterarbeit zu leis-<br />

ten und sich jeden Tag aufs Neue im guten Umgang auf Menschen zu üben. So<br />

handelt es sich bei der Führung zu einem großen Teil um Kunst. Führung bedeu-<br />

tet für Menschen Verantwortung zu tragen. Ebenso wenig wie ein Arzt ohne die<br />

Medizin auskommt, kommt eine Führungskraft ohne gutes Management aus. Füh-<br />

rung ist die schöne und auch schwierige Kunst mit Menschen richtig umzugehen<br />

und vor allem bei ganz unterschiedlichen Talenten und Situationen, die Ziele eines<br />

Unternehmens gemeinsam erreichen zu wollen. Führung ist die Aufgabe, die rich-<br />

tigen Mitarbeiter zu finden, deren Talente einzubinden, sie zu fordern und motiviert<br />

arbeiten zu lassen (vgl. Fournier, 2006, S 15).<br />

Führung steht in einem Naheverhältnis zu Macht und Einfluss. Macht bedeutet die<br />

Möglichkeit auf das Handeln anderer einzuwirken bzw. diese zu beeinflussen.<br />

Fragt man Personen was gute Führung ausmacht, so wird die Antwort sehr wahr-<br />

scheinlich Eigenschaften und Charakterzüge von bekannten Führungskräften ent-<br />

halten. Der Eigenschaftsansatz war auch einer der ersten Ansätze der Erfor-<br />

schung von Führung und hat bis heute seine Anziehungskraft nicht eingebüßt.<br />

Auch in neuen Konzepten haben die Merkmale wie die persönliche Motivation o-<br />

der Integrität von Führungskräften ihren festen Platz (vgl. Kirchler, Rodler, 2002, S<br />

24).<br />

Nach Stroebe ( 2007 S 27 ) heißt Führen aber auch einen Mitarbeiter bzw. eine<br />

Gruppe unter Berücksichtigung der jeweiligen Situation auf gemeinsame Werte<br />

und Ziele hin zu beeinflussen.<br />

Als Führung wird die zielgerichtete Gestaltung, Lenkung und Entwicklung von so-<br />

zialen Systemen bzw. Unternehmen verstanden und die Führungskräfte haben die<br />

Aufgabe, das Handeln aller Mitarbeiter im Unternehmen auf den gemeinsamen<br />

Erfolg hin auszurichten. In diesem Prozess bilden Strategieentwicklung, Organisa-<br />

tion, Planung und Kontrolle als Managementfunktionen einen Rahmen, während<br />

die Führung für einen effizienten Einsatz der Mitarbeiter sorgt. Menschen als<br />

Schöpfer von Ideen und Produkten spielen in Unternehmen die entscheidende<br />

Rolle (vgl. Franken, 2010, S 2).<br />

Führen heißt zielorientiert auf Mitarbeiter einwirken um sie in fachlicher Hinsicht<br />

als auch durch ihr menschliches Verhalten zu bestimmten, qualitativen und quanti-<br />

8


4 Führung<br />

tativen Leistungen zu bringen. Der Mitarbeiter muss dabei durch sein Leistungs-<br />

verhalten Befriedigung und Erfolg erfahren, ist die Ansicht von Withauer (vgl. Wit-<br />

hauer, 1989, S 9).<br />

Führen heißt motivieren und mitgestalten von verschiedenen Interessen und Fä-<br />

higkeiten zur Erreichung eines gemeinsamen Zieles. Es heißt anderen Menschen<br />

zielgerichtet in einer formalen Organisation dazu bewegen Aufträge zu überneh-<br />

men und erfolgreich umzusetzen. Es geht darum Menschen auf bestimmte Ziele<br />

hin zu orientieren, einen Beitrag zu einem Ganzen zu leisten (vgl. Fischer, 2004, S<br />

102).<br />

Führung hat mit Zielfindung zu tun, mit der Bestimmung der Richtung in die ein<br />

Unternehmen gehen soll. Führung enthält aber auch die Entscheidung über die<br />

Ziele und die Vermittlung dieser Ziele an alle, die an der Zielerreichung mitwirken<br />

sollen. Das setzt bei den Mitwirkenden die Erkenntnis der Ziele voraus. Die Bereit-<br />

schaft in diese Richtung zu arbeiten und die Fähigkeit alle notwendigen Teilschrit-<br />

te zu dieser Erreichung dieser Ziele zu kennen und sie eventuell auch selbststän-<br />

dig durchzuführen und auf richtigen Kurs zu bringen. Zielerreichung ist eher ge-<br />

währleistet, je mehr Mitarbeiter als Umsetzer an der Zielbestimmung selbst mitwir-<br />

ken können, da sie sich mit den Zielen besser identifizieren und motivierter an der<br />

Zielverwirklichung aus eigenem Antrieb mitarbeiten. Führung schließt einen Pro-<br />

zess mit ein, einem Mitarbeiter oder Betroffenen an der Entscheidungsfindung zu<br />

beteiligen, über Ziele zu kommunizieren, Motivation zu schaffen und gemeinsame<br />

Festlegungen zu treffen (vgl. Schuppert, 1993, S 5)<br />

Wenn man von Führung spricht, wird einiges mitgedacht: Einfluss, hierarchische<br />

Positionsunterschiede die mit Macht, Rang und Status verbunden sind und geziel-<br />

te, gewollte Veränderungen bei Menschen und ihren Leistungen. Sie hat zu tun<br />

mit Vorbildlichkeit, Besonderheit, Vorrang, Potenz, Charisma, Größe und Macht.<br />

Wer führt ist herausgehoben aus der Masse (vgl. Preißler, 1992, S 22).<br />

4.3 Grundlagen der Führung<br />

Laut Bisani werden Führungsprozesse heutzutage zur größten und wichtigsten<br />

Herausforderung für alle Führungskräfte in jedem Bereich. Die Aktualität und At-<br />

9


4 Führung<br />

traktivität des Phänomens der Führung zeigt sich zum einem in der großen Anzahl<br />

von Veröffentlichungen zu diesem Thema und zum anderen in den vielen Be-<br />

griffsdefinitionen, die nebeneinander existieren. Die Frage nach der Natur und der<br />

Bedeutung der Führung beschäftigt die Wissenschaft schon lange. Führung ist ein<br />

unklarer Begriff. Er ist Phänomen, das in allen Bereichen des sozialen Zusammen-<br />

lebens erkennbar ist. Es wirkt sich auf die persönliche Existenz eines jeden Men-<br />

schen aus. Es wird von jedem Individuum erlebt, entweder aktiv oder passiv. Sie<br />

übt einen großen Einfluss auf Flexibilität und Anpassungsfähigkeit aus. Eine ein-<br />

deutige Beschreibung des Phänomens der Führung und des Führungsphänomens<br />

ist unmöglich zu finden (vgl. Bisani F. 1995, S. 497).<br />

4.4 Eigenschaften der Führung<br />

Führung ist<br />

1. Verhaltensbeeinflussung<br />

2. Interpersonell<br />

3. Vielbezogen<br />

4. Mithilfe von Kommunikationsprozessen<br />

Verhaltensbeeinflussung<br />

Führung bezeichnet eine Tätigkeit im Sinne von jemanden beeinflussen. Die Be-<br />

einflussung von Personen erfolgt dadurch, dass eine physische oder psychische<br />

Kraft wirksam wird, die auf die Änderung der Einstellungen, Überzeugungen und<br />

das Verhalten abzielt. Das Verhalten besteht aus einer Reihe von Handlungen, die<br />

ihren Grund entweder im Menschen selbst haben, z.B. Fähigkeiten, Motivations-<br />

struktur, Kenntnisse oder durch den Bereich der Umwelt des Menschen. Jemand<br />

der andere zu beeinflussen versucht, dabei aber nur geringen Erfolg hat, ist eben-<br />

so als Führer anzusehen, wie derjenige, der dabei sehr erfolgreich ist.<br />

10


Interpersonell<br />

4 Führung<br />

Führung ist ein soziales Phänomen und taucht erst im Zusammenwirken mehrerer<br />

Personen auf. Es steht auf der einen Seite der Führer oder Vorgesetzte und auf<br />

der anderen Seite der Geführte oder Mitarbeiter. Die Führung ist jedoch nicht ein-<br />

seitig eine Beeinflussung der Geführten durch einen Führer, sondern eine wech-<br />

selseitige Beziehung.<br />

Zielbezogen<br />

Führungsziele können unterschiedlichster Art sein.<br />

Es gibt 3 Zielkategorien:<br />

� Organisationsziel<br />

� Gruppenziel<br />

� Individualziel<br />

Beim Organisationsziel werden diese von Kerngruppen formuliert. Sie haben nur<br />

geringe motivierende Wirkung, da ihre Erfüllung nicht mit besonderen Anreizen<br />

gekoppelt ist.<br />

Bei den Gruppenzielen ist eine stärkere Motivationswirkung als bei den Organisa-<br />

tionszielen. Diese Ziele beziehen sich auf Leistung und Verhalten. Gruppenziele<br />

können sein: Sicherung der Arbeitsplätze gegen Kündigung, Vermeidung der<br />

Über- und Unterschreitung eines Leistungssolls, Beibehaltung von Überstunden<br />

auch in Krisenzeiten, bestimmte Kleidung, Vertretung der Gruppeninteressen auf<br />

der Geschäftsleitungsebene, Einführung von Maßnahmen zur Verringerung der<br />

Unfallhäufigkeit.<br />

Beim Individualziel verfolgt jedes Individuum im Rahmen seines Handelns eigene<br />

Ziele. Diese werden individuell nach ihren Bedürfnissen bestimmt.<br />

11


Mithilfe von Kommunikationsprozessen<br />

4 Führung<br />

Die Führung als Beeinflussung von Menschen durch Menschen wird als geistiger<br />

Akt auf der Grundlage der Kommunikation gesehen. Für die Führung ist Kommu-<br />

nikation das Medium durch welches die Geführten beeinflusst werden (vgl. Baum-<br />

garten 1976, S 11 ff).<br />

4.5 Was heißt Führen?<br />

Dass es eine Qualität des menschlichen und nicht so sehr des handwerklichen ist,<br />

lässt sich schon längst in der Praxis nachprüfen. Es ist nicht mehr das klassische<br />

Anleiten anderer, zum Erreichen der Ziele. Es ist der Prozess der Entscheidungs-<br />

findung. Dieser Prozess geht einher mit der Verlagerung der Verantwortung. Füh-<br />

rung heißt heute, optimale Bedingungen einer größtmöglichen Selbstorganisation<br />

zu gewährleisten. Zusammenarbeit ist der Oberbegriff der Führung. Wenn man<br />

von Führung spricht ist ein wesentlicher Faktor die Kommunikation. In einem Un-<br />

ternehmen muss dieses Kriterium erfüllt werden um zu einer guten Führung zu<br />

gelangen. Wer die nachfolgenden Kriterien erfüllt, wird als Führungskraft Erfolg<br />

haben und Mitarbeiter motivieren können. Die Fragen sind:<br />

� Ist meine Führung glaubwürdig und aufrichtig?<br />

� Ist sie fair, räumt sie Freiräume ein?<br />

� Ist sie tolerant?<br />

� Ist sie ganzheitlich gestaltet?<br />

� Vermittelt sie Sinn?<br />

� Ist sie auf Partizipation ausgerichtet und ermöglicht sie individuelle Entwick-<br />

lungsperspektiven?<br />

Die gleiche Wichtigkeit die Kommunikation in der Führung hat, hat auch die Moti-<br />

vation. Die Motivation, meinen die meisten Führungskräfte, ist ihre wichtigste Auf-<br />

gabe, wobei die Eigenmotivation den größeren Anteil ausmacht. Die Eigenmotiva-<br />

tion wird erreicht und gewährleistet wenn die jeweilige Führung insbesondere vier<br />

Bedingungen erfüllt:<br />

12


4 Führung<br />

Führen durch Visionen: Wir alle benötigen eine Idee oder Leitidee. Die Vision<br />

muss realistisch sein, sie soll aber schon geeignet sein in uns den Wunsch nach<br />

einem anderen, besser Morgen zu festigen<br />

Führen durch Sinnvermittlung: Der heutige Mitarbeiter will wissen warum etwas<br />

geschieht und er muss überzeugt sein, dass etwas Vernünftiges und allseits Ak-<br />

zeptiertes geschieht.<br />

Führen durch Vertrauensbildung: Nur in einem Klima von Vertrauen sind eigen-<br />

ständige Leistungen erzielbar, denn nur dann kann sich die Kreativität entwickeln.<br />

Ängste führen zu Hektik und Entscheidungsschwäche.<br />

Führen durch Persönlichkeitsentfaltung: Führungskräfte lassen Mitarbeiter hervor-<br />

stechen und geben ihnen die Chance sich zu entwickeln. Wer Mitarbeiter unterfor-<br />

dert, wer sie beenget und sie nur verwöhnt ist eine schlechte Führungskraft (vgl.,<br />

Wollert, 1993, S 174 ff ).<br />

4.6 Grundlegende Führungsaktivitäten<br />

Koordination als Führungsaktivität:<br />

Führung wird häufig mit Ausübung der Koordination gleichgesetzt. Da den Mitar-<br />

beiter nicht uneingeschränkte Freiheiten geboten werden können, sind Führungs-<br />

kräfte die übergeordnete Instanz, um die Koordination sicherzustellen.<br />

Informieren, Motivieren, Instruieren:<br />

Führungsbedarf entsteht, wenn die Mitarbeiter gewisse Mängel aufweisen. Defizite<br />

müssen durch das Einbringen von Informationen oder Wissen ausgeglichen wer-<br />

den. Fehlendes Können führt zu Instruktionsbedarf und kann durch zusätzliche<br />

Motivation kompensiert werden.<br />

Kontrolle als Führungsaktivität:<br />

Durch das Aufstellen von Vergleichen zwischen Soll- und Istzuständen können die<br />

Vorgesetzten Kontrollen durchführen.<br />

13


Führung als Verhaltensbeeinflussung:<br />

4 Führung<br />

Die Vorgesetzten haben die Aufgabe ihre Mitarbeiter zu informieren, zu instruieren<br />

und zu motivieren. Im Zuge dessen beeinflussen sie das Verhalten, Denk- und<br />

Handlungswesen der ihnen unterstellten Mitarbeiter.<br />

Führung als interpersonelles Phänomen:<br />

Führung ist ein Gruppenphänomen, das Interaktionen zwischen Führer und Ge-<br />

führten einschließt. Durch Kommunikationsprozesse werden angestrebte Ziele<br />

erreicht.<br />

Führung als politischer Prozess:<br />

Die Mitglieder versuchen ihre Ziele zu verankern und verbindlich zu machen. Füh-<br />

rungsfragen werden so in der Regel zu Entscheidungsproblemen (vgl. Rosenstiel<br />

1993, S 25).<br />

4.7 Arten der Führung<br />

4.7.1 Direkte Führung<br />

Sie wird auch als Interaktionsführung bezeichnet. Sie beschäftigt sich mit den di-<br />

rekten Interaktionen und Beziehungsgestaltungen im zwischenmenschlichen Be-<br />

reich zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Das Verhalten des Vorgesetzten,<br />

seine Art Ziele zu verdeutlichen oder Aufgaben zu koordinieren gelten als der<br />

zentrale Bestandteil dieser Führung. Die direkte Führung lässt sich als zielbezo-<br />

gene Führung definieren. Es werden Führungsprinzipien angewandt, die sehr<br />

stark von den Werthaltungen, Erfahrungen, Fähigkeiten und Verhaltensmotiven<br />

der Vorgesetzten beeinflusst sind und so auf die Mitarbeiter übertragen werden<br />

sollen. In der direkten Führung werden sehr hohe Anforderungen an die Füh-<br />

rungskraft gestellt. Da den Führungskräften große Handlungsspielräume offen<br />

gelassen werden, treten gravierende Unterschiede auf ob und wie bestimmte Auf-<br />

gaben von den Führungskräften bewältigt werden (vgl. Rosenstiel 1993, S 25).<br />

14


4.7.2 Strukturelle Führung<br />

4 Führung<br />

In dieser Führung gibt es Strukturen, die Aktivitäten steuern und koordinieren, wie<br />

z.B. die Beeinflussung der Mitarbeiter durch Regeln, Grundsätze, Instrumente,<br />

Strategien, Organisationsstrukturen oder Organigramme, Stellenbeschreibungen<br />

usw. ( vgl. Wunderer 1996, S 386).<br />

4.8 <strong>Führungsstil</strong>e<br />

Der <strong>Führungsstil</strong> ist das charakteristische Verhalten und Vorgehen von Führungs-<br />

kräften bei der Wahrnehmung ihrer Führungsaufgaben (vgl. Laufer, 2010, S 41).<br />

<strong>Führungsstil</strong>e drücken sich in Verhaltensmuster aus, die durchgängig im Füh-<br />

rungsprozess zu beobachten sind. Die Art und Weise in der der Vorgesetzte von<br />

seiner Positionsautorität, seiner Fachautorität und seiner Persönlichkeitsautorität<br />

Gebrauch macht, charakterisiert seinen <strong>Führungsstil</strong> (vgl. Märtens, 2000, S 130).<br />

Grundsätzliche Einwirkungsfaktoren zur Bestimmung der <strong>Führungsstil</strong>e sind der<br />

Führungsinhalt, der Führungsumfang und die Führungsorganisation. Es wird zwi-<br />

schen Personen- und aufgabenorientierten Führen unterschieden.<br />

Beim personenorientierten Führen wird delegiert, motiviert und entwickelt.<br />

Beim aufgabenorientierten Führen wird geplant, organisiert, Ziele gesetzt, kom-<br />

muniziert, Entscheidungen getroffen und kontrolliert. Der Führungsumfang be-<br />

schreibt den Grad der Beteiligung des Mitarbeiters an den Führungshandlungen.<br />

Bei der Führungsorganisation geht es darum ob sich alle Vorgesetzten und Mitar-<br />

beiter in dem ihnen vorgegebenen Aufgaben-, Kompetenzen-, und Verantwor-<br />

tungsbereichen bewegen.<br />

Diese Einwirkungsfaktoren können in unterschiedlichen Maßen kombiniert wer-<br />

den und daraus entstehen die verschiedensten <strong>Führungsstil</strong>e(vgl. Preißler 1992, S<br />

134).<br />

4.9 Führung als Arbeit<br />

Mit dem Wort Führer verbinden die meisten heute ausnahmslos die finsteren Ge-<br />

stalten des 20. Jahrhunderts, wie z.B. Mussolini, Franco, Fidel Castro und Hitler.<br />

Diese alle betitelten sich selbst als Führer. Unser Bild von einem Führer ist der-<br />

15


4 Führung<br />

maßen verdunkelt, dass uns in weiten Bereichen der Gesellschaft sogar die heil-<br />

same Funktion des Führens entgeht. Es gibt noch andere Führer als die Diktato-<br />

ren des 20. Jahrhunderts. Allen voran die große Führergestalt des Mose, Martin<br />

Luther King, Mahatma Gandhi, Rudi Dutschke und viele andere.<br />

Gute Führung ist wichtig. Allerdings hat sie wenig mit dem zu tun, was heute unter<br />

diesem Schlagwort propagiert wird. Sie hat wenig mit Führungsqualitäten und<br />

überhaupt nichts mit Charisma zu tun. Sie ist unromantisch und langweilig. Bei der<br />

Führung geht es einzig und allein um Leistung. Es muss festgehalten werden,<br />

dass Führung an sich weder gut noch wünschenswert ist. Sie ist Mittel zum<br />

Zweck. Gute Führung hängt nicht vom Charisma ab. Eisenhauer, George Mars-<br />

hall, Harry Truman waren außerordentlich effektive Führer, doch keiner von ihnen<br />

besaß Charisma. Dasselbe gilt für Konrad Adenauer, Abraham Lincoln, Winston<br />

Churchill. Auch diese hatten sehr wenig Charisma. Sehr oft schadet Charisma ei-<br />

ner Führungskraft. Es beraubt sie der Flexibilität und der Fähigkeit zur Verände-<br />

rung. Es weckt in ihr die Illusion der Unfehlbarkeit und genau das geschah bei Sta-<br />

lin, Hitler und Mao. Die Experten für die Geschichte der Antike sind sich darin ei-<br />

nig, dass nur der frühe Tod Alexander den Großen davor bewahrt hat als Führer<br />

zu scheitern. Charisma ist keine Garantie für die Effektivität einer Führungskraft<br />

(vgl. Drucker 2001, S 314).<br />

Wovon hängt die Qualität der Führung ab, wenn nicht vom Charisma oder von<br />

bestimmten Wesenszügen? Drucker meint in erster Linie hängt sie von harter Ar-<br />

beit ab, was auch charismatische Führer wieder und wieder bestätigt haben. Julius<br />

Cäsar z.B. oder Feldmarshall Montgomery. Grundlegend für effektive Führung<br />

sind die Analyse, die Definition und die Umsetzung einer klaren Aufgabenstellung<br />

für das Unternehmen. Die Führungskraft setzt die Ziele, legt die Prioritäten fest<br />

und sorgt für die Einhaltung der Standards. Dabei muss sie natürlich Kompromis-<br />

se eingehen. Doch bevor sie einen Kompromiss eingeht, denkt die effektive Füh-<br />

rungskraft gründlich darüber nach was wichtig und wünschenswert ist.<br />

Die Führungskraft muss in erster Linie die Trompete sein, die einen klaren Ton<br />

von sich gibt. Was den guten vom schlechten Führer unterscheidet sind seine Zie-<br />

le. Ob die Führungskraft überzeugte Gefolgsleute haben wird, hängt davon ab ob<br />

sie an einigen grundlegenden Standards festhält.<br />

16


4 Führung<br />

Diese Führungskraft weiß, dass letzten Endes sie allein die Verantwortung trägt,<br />

fürchtet sich nicht vor starken Kollegen und Mitarbeitern. Schlechte Führer tun<br />

dies und versuchen stets sich der kompetenten und damit gefährlichen Personen<br />

in ihrer Umgebung zu entledigen. Gute Führungskräfte brauchen starke Mitarbei-<br />

ter und fördern diese nach Kräften. Da sie sich für die Fehler ihrer Kollegen und<br />

Untergebenen verantwortlich fühlen, betrachten sie deren Erfolge als ihre eigenen<br />

Erfolge anstatt eine Bedrohung darin zu sehen.<br />

Eine Führungskraft kann eitel sein, sie kann demütig sein oder einen Minderwer-<br />

tigkeitskomplex haben. Eine gute Führungskraft weiß, dass ihre wesentliche Auf-<br />

gabe darin besteht die Energie und die Vorstellungskraft der Menschen zu we-<br />

cken. Die letzte Voraussetzung für diese gute Führung ist, dass man sich das Ver-<br />

trauen der Untergebenen verdient. Ohne Vertrauen bildet sich keine Gefolgschaft<br />

und eine Führungskraft muss definitionsgemäß eine Gefolgschaft haben. Die Mit-<br />

arbeiter müssen ihren Führer nicht mögen, um ihm zu vertrauen. Es ist auch nicht<br />

erforderlich, dass sie seine Meinung teilen. Gute Führung beruht nicht auf Klug-<br />

heit, sondern auf Beständigkeit (vgl. Drucker 2001, S 316).<br />

4.10 Management<br />

Im Mittelpunkt des Managements steht der Mensch. Die Aufgabe des Manage-<br />

ments besteht darin, Menschen in die Lage zu versetzen, gemeinsam Leistungen<br />

zu erbringen. Es muss ihre Stärken nutzen und ihren Schwächen die Bedeutung<br />

nehmen. Ein Unternehmen kann nur funktionieren, wenn sich alle Angehörigen zu<br />

gemeinsamen Zielen und Werten bekennen. Die Qualität der Managements, in<br />

dessen Mittelpunkt das Handeln und die Anwendung stehen, wird an den Ergeb-<br />

nissen gemessen (vgl. Drucker 2004, S 30).<br />

Management unterliegt stark dem modischen Trend oder dem sozialen Wandel.<br />

Es vergehen kaum zwei Monate ohne dass nicht wieder ein neues Management<br />

angepriesen und propagiert wird (vgl. Grimm, 1994, S 33).<br />

17


Prinzipien des Managements<br />

4 Führung<br />

Heute arbeitet praktisch jeder von uns für eine gemanagte Einrichtung, die einem<br />

wirtschaftlichen Zweck dienen kann oder nicht. Unser Lebensunterhalt hängt von<br />

der Qualität der Unternehmensführung ab und unsere Fähigkeit zum Wohlergehen<br />

der Gesellschaft beizutragen hängt nicht von unseren persönlichen Fähigkeiten,<br />

unserem Engagement und unserer Anstrengung ab, sondern auch vom Manage-<br />

ment der Organisation, für die wir tätig sind.<br />

Management ist tief in der Kultur verwurzelt. Die Manager in Deutschland, Eng-<br />

land, Japan oder Brasilien tun alle exakt das gleiche, wobei die Art und Weise wie<br />

sie es tun sehr unterschiedlich sein kann. Eine der grundlegenden Herausforde-<br />

rungen mit denen die Manager in den Industrieländern konfrontiert sind, besteht<br />

darin herauszufinden, welche Elemente ihrer Tradition, Geschichte und Kultur als<br />

Bausteine für das Management verwendet werden können.<br />

Das Unternehmen benötigt klare, einfache und verbindende Ziele. Die Aufgaben-<br />

stellung muss deutlich und erstrebenswert sein, dass sie allen Beteiligten eine kla-<br />

re Vision vermittelt. Die vorrangige Aufgabe besteht darin Aufgabenstellung, Ziele<br />

und Werte des Unternehmens festzulegen und bei deren Verwirklichung mit gutem<br />

Beispiel voranzugehen.<br />

Das Management muss das Unternehmen und jeden einzelnen Angehörigen in<br />

die Lage versetzen sich im Gleichklang mit den sich wandelnden Erfordernissen<br />

und Möglichkeiten weiter zu entwickeln. Jedes Unternehmen ist sowohl eine Lern-<br />

als eine Lehreinrichtung. Jedes Unternehmen setzt sich aus Menschen mit ver-<br />

schiedenartigen Fähigkeiten und Kenntnissen zusammen, die viele verschiedene<br />

Tätigkeiten ausüben. Das Funktionieren der Organisation muss auf der Kommuni-<br />

kation und auf der individuellen Verantwortung beruhen.<br />

Die Mitarbeiter müssen sich Gedanken darüber machen, was sie anstreben und<br />

dafür sorgen, dass ihre Kollegen ihre Ziele kennen und verstehen. Alle müssen<br />

darüber nachdenken, was sie den anderen zu geben haben und dafür sorgen,<br />

dass die anderen dies wissen. Auf der anderen Seite müssen sie sich überlegen,<br />

was sie ihrerseits von den anderen benötigen und sicherstellen, dass die anderen<br />

wissen was von ihnen erwartet wird. Die Position auf dem Markt, die Innovations-<br />

18


4 Führung<br />

fähigkeit, die Produktivität, die Entwicklung der Mitarbeiter, die Qualität, die finan-<br />

ziellen Ergebnisse sind alle wichtigen Bestandteile der Leistungen eines Unter-<br />

nehmens und haben auch entscheidenden Einfluss auf sein Überleben.<br />

Die Qualität des Managements in dessen Mittelpunkt das Handeln und die An-<br />

wendung stehen, wird an den Ergebnissen gemessen. Das macht es zu einer<br />

technischen Disziplin. Doch das Management hat auch mit den Menschen zu tun,<br />

mit ihren Werten und ihrer Entfaltung und damit wird es zu einer Humanwissen-<br />

schaft. Es belässt sich also mit der gesellschaftlichen Struktur und der Gemein-<br />

schaft und nimmt Einfluss auf deren Entwicklung. Das Management erfordert eine<br />

eingehende Auseinandersetzung mit moralischen Fragen, wie mit der Natur des<br />

Menschen und der Frage von gut und böse. Damit wird das Management zu einer<br />

jener Disziplinen, die traditionell als Geisteswissenschaften bezeichnet werden. Es<br />

ist eine Geisteswissenschaft, weil es sich mit den Grundlagen des Wissens, der<br />

Selbsterkenntnis, der Weisheit und der Führung befasst.<br />

Der Manager nutzt alle Erkenntnisse der Psychologie, der Philosophie, der Wirt-<br />

schaftswissenschaft, der Geschichte und der Ethik sowie der Ergebnisse der Na-<br />

turwissenschaft. Doch er muss dieses Wissen im Dienste von Effektivität und Re-<br />

sultaten einsetzen, um einen kranken Patienten zu heilen, einen Studenten aus-<br />

zubilden, einen Brücke zu bauen oder ein benutzerfreundliches Softwarepro-<br />

gramm zu entwickeln und zu verkaufen. Das Management ist ein Organ einer Or-<br />

ganisation (vgl. Drucker 2001, S 27).<br />

4.11 Verantwortung<br />

Was ist Verantwortung?<br />

Unter Verantwortung versteht man ganz allgemein eine Zuständigkeit für eine be-<br />

stimmte Aufgabe.<br />

Der innerste Verantwortungsbereich umfasst die Erfüllung der ökonomischen<br />

Funktionen eines Unternehmens sowie die Einhaltung der Gesetze. Der zweite<br />

Verantwortungsbereich bezieht sich auf die Berücksichtigung negativer sozialer,<br />

19


4 Führung<br />

ökologischer, kultureller oder politischer Folgen der Unternehmung. Der dritte äu-<br />

ßere Kreis der Verantwortung ist der umfassendste. Er fordert die Übernahme von<br />

Mitverantwortung des Unternehmens bei der Lösung von Problemen. Dieser Ver-<br />

antwortungsbereich besteht auch dann, wenn die Probleme tendenziell durch das<br />

einzelne Unternehmen nicht oder nur wenig verursacht wurden. Ein sehr wichtiger<br />

Punkt ist vor allem auch die Verantwortung eines Unternehmens für seine Mitar-<br />

beiter und deren Angehörige. Diese Verantwortlichkeit sollte als oberstes Prinzip<br />

des Denkens und Handelns der Führung begriffen werden.<br />

Was bedeutet Verantwortung für die Führung?<br />

Die Leistungsbereitschaft eines Mitarbeiters steigt in dem Maß, wie er für seine<br />

Arbeit Verantwortung übernehmen kann und ihm die erforderliche Autorität über-<br />

tragen wird.<br />

Es gibt Gründe für die Führungskraft Verantwortung zu delegieren:<br />

� Für den Vorgesetzten ergibt sich ein Zeitgewinn und eine psychische Entlas-<br />

tung<br />

� Die Verantwortungsübertragung bewirkt eine Motivation der Mitarbeiter<br />

� Ehrliche Kritik wird eher geäußert. Neue Problemlösungen und Ideen können<br />

so leichter entstehen<br />

� Spezialwissen der Mitarbeiter wird besser genutzt. Insgesamt entsteht mehr<br />

Transparenz<br />

Es gibt Gründe für den Mitarbeiter mehr Verantwortung zu übernehmen:<br />

� Er erhält eine bessere Übersicht über die Arbeitsabläufe<br />

� Er erlebt eine persönliche Aufwertung<br />

� Selbständiges Handeln kann besser gelernt und Kritik besser geäußert werden<br />

� Klare eigene Erfolge wirken motivierend<br />

� Das Handeln wird zielgerichteter<br />

20


4 Führung<br />

Es gibt Risiken bei der Übergabe von Verantwortung. Bei der Übernahme von<br />

Verantwortung für den eigenen Bereich kann es unter Umständen dazu kommen,<br />

dass nur mehr innerhalb dieses Rahmens gedacht wird. Die Idee des Ganzen ge-<br />

rät so leichter in Vergessenheit. Ebenso kommt dazu, dass manche Führungskräf-<br />

te glauben an Autorität zu verlieren, wenn Mitarbeiter den Aufgabenbereich eben-<br />

so gut kennen oder gar besser ausführen. Es kommt zur Konkurrenzangst gegen-<br />

über Mitarbeitern, die selbständig und verantwortlich arbeiten, Selbstbewusstsein<br />

entwickeln und Aufstiegsbewusstsein erleben. Verantwortung wird sehr oft von<br />

Mitarbeitern als Last empfunden, weil die Angst vor Fehlern sehr tief sitzt (vgl.<br />

Walter 2005, S 494).<br />

4.12 Macht und Einfluss<br />

Führung steht in einem Naheverhältnis zu Macht und Einfluss. Macht bedeutet die<br />

Möglichkeit auf das Handeln anderer einzuwirken bzw. diese zu beeinflussen.<br />

Macht beruht auf unterschiedlichen Grundlagen.<br />

French und Rafen (1959) haben mit der Unterscheidung zwischen fünf Mach-<br />

grundlagen, die am weitesten verbreitete Typologie von Macht geschaffen.<br />

Die Belohnungsmacht<br />

Sie beruht auf der Möglichkeit der Führungsperson Belohnungen zu verteilen, die<br />

von den Mitarbeitern als erstrebenswert erachtet werden. Die Personen sind be-<br />

strebt Handlungen zu setzen, die positive Verstärker auslösen. Es zählen monetä-<br />

re Anreize, hervorragende Leistungsbeurteilungen, Beförderungen, herausfor-<br />

dernde Arbeitsaufgaben, ein angenehmes Arbeitsklima, wichtige Informationen,<br />

eine bedürfnisorientierte Arbeitszeitenregelung und ähnliches zu den Belohnun-<br />

gen. Führungskräfte können Belohnungen verteilen. Freundlichkeit, Akzeptanz,<br />

Lob und andere soziale Verstärker sind für jedes Stationsmitglied erstrebenswert.<br />

21


Die Bestrafungsmacht:<br />

4 Führung<br />

Sie kann man als Gegenstück zur Belohnungsmacht sehen. Die Führungskraft hat<br />

hier die Möglichkeit Macht auszuüben, indem sie Anwendung von Strafreizen an-<br />

droht bzw. auch tatsächlich verteilt, falls Personen nicht erwünschte Verhaltens-<br />

weisen zeigen. Das sind z.B. Strafreize, wie Kündigungen, Versetzungen, Degra-<br />

dierungen, die Beauftragung mit unwillkommenen Arbeitsaufgaben oder aber eine<br />

entwürdigende Behandlung. Wenn Mitarbeiter bessere Alternativen am Arbeits-<br />

markt wahrnehmen, werden sie wahrscheinlich kündigen oder sie machen Dienst<br />

nach Vorschrift.<br />

Die Positionsmacht:<br />

Diese Macht resultiert aus der von einer Person besetzten Position in der Hierar-<br />

chie einer Organisation. Diese Macht umfasst Belohnungs- und Bestrafungs-<br />

macht, aber auch dass die Mitglieder einer Organisation diese Macht auf Grund<br />

der Position ihres Inhabers akzeptieren und in der Regel die Anordnungen eines<br />

Inhabers und deren Ausübung nicht in Frage stellen.<br />

Die Identifikationsmacht:<br />

Sie gründet auf der Identifikation mit einer Person, die einem als sympathisch er-<br />

lebte Persönlichkeit auffällt. Sie entwickelt sich durch die Bewunderung einer Per-<br />

son und aus dem Bedürfnis diese in Einstellungen und Werten nachzueifern. Per-<br />

sonen, die auf diese Weise zum Vorbild für andere werden, verfügen zweifellos<br />

über ein gewisses Charisma, sind meistens redegewandt, haben ein ausdrucks-<br />

volles oder ausdrucksstarkes Äußeres und ein dominantes Auftreten. Bei der Iden-<br />

tifikationsmacht gibt es eine unscharfe Abgrenzung zwischen ihr und Charisma.<br />

Sie ist auf Wertschätzung und Bewunderung gekennzeichnet, Charisma durch<br />

folgende andere Kriterien:<br />

22


4 Führung<br />

� Charismatische Personen kommunizieren eine eindeutige Vision von der Zu-<br />

kunft des Unternehmens sowie Mittel und Wege um diese zu verwirklichen<br />

� Sie sind äußerst redegewandt, benutzen emotionale und ausdrucksstarke<br />

sprachliche Gesten<br />

� Charismatische Personen wird nahezu bedingungslos vertraut und ihre Integri-<br />

tät nicht angezweifelt<br />

� Sie sind sensibel für die Gefühle anderer und gehen auch darauf ein. So ge-<br />

hört auch ein emotionales motivierendes Lob für Mitarbeiter zu ihren Stan-<br />

dardrepertoire<br />

Die Expertenmacht<br />

Sie ist die Folge von Spezialwissen oder besonderen Fähigkeiten, die jemand be-<br />

sitzt und von denen andere abhängig sind. Sie findet immer größere Bedeutung in<br />

der heutigen Zeit, da Organisationen ganz besonders vom Können der Ideenex-<br />

perten oder von Finanzexperten abhängig sind.<br />

Zu diesen klassischen fünf Machtgrundlagen kam später noch eine sechste hinzu,<br />

das war die Informationsmacht. Sie beruht auf der einer bestimmten Person zu-<br />

gänglichen Information, über die andere nicht verfügen, diese aber benötigen, um<br />

ihren Aufgaben nachzugehen. Beispielweise sagt man z.B. Chefsekretärinnen üb-<br />

licherweise nach, dass sie mehr Informationen haben als jeder andere. Zudem<br />

wissen sie oft über informelle Machtstrukturen im Unternehmen Bescheid, die<br />

nicht aus dem Organigramm abzulesen sind (vgl. Rodler, Kirchler 2002, S 12).<br />

4.13 Eigenschaftstheorie oder Ansätze<br />

Dazu gibt es die Fragen:<br />

� Welche Eigenschaften sind mit erfolgreichen Führungskräften assoziiert?<br />

� Welche Idee steckt dahinter?<br />

� Worin liegen wesentliche Kritikpunkte am Eigenschaftsansatz?<br />

23


4 Führung<br />

Wenn Personen gefragt werden, was gute Führung ausmacht, so ist meist die<br />

Antwort, wie Eigenschaft und Charakterzug von den jeweiligen Führungsperso-<br />

nen. Der Eigenschaftsansatz war auch einer der ersten Ansätze der Erforschung<br />

von Führung und hat bis heute seine Anziehungskraft nicht verloren. Auch in neu-<br />

en Konzepten haben Merkmale, wie die persönliche Motivation oder Integrität von<br />

Führungskräften ihren festen Platz. Er ist deshalb so attraktiv, weil er Führungs-<br />

kräfte unterschiedlichster Bereiche anhand persönlicher Merkmale zu vergleichen<br />

gestattet.<br />

Der Anfangspunkt der Eigenschaftstheorie kann mit den sogenannten Treatment-<br />

Theorien um 1900 gesetzt werden. Es bestand damals die Annahme, dass Füh-<br />

rungspersönlichkeiten bestimmte angeborene und ererbte Merkmale besitzen, die<br />

sie von jenen Personen, die nicht zur Führung fähig sind unterscheiden. Das wa-<br />

ren körperliche Merkmale, wie das äußere Erscheinungsbild, Körpergröße, Per-<br />

sönlichkeitseigenschaften, wie Extraversion, Dominanz, Selbstvertrauen, emotio-<br />

nale Stabilität oder Intelligenz. Ebenfalls wichtig war, Durchsetzungsfähigkeit,<br />

Überzeugungskraft, Kreativität und soziale Kompetenzen.<br />

Es gab Charakteristika von Führungskräften in Zusammenhang mit Erfolg bzw.<br />

Effektivität und diese waren:<br />

� ein hohes Potential an mentaler und körperlicher Energie<br />

� Stresstoleranz<br />

� Selbstvertrauen<br />

� emotionale Reife<br />

� Bedürfnis nach Macht<br />

� hohe Leistungsmotivation.<br />

Die Stärken dieses Ansatzes liegen in seiner Einfachheit. Man findet, dass Perso-<br />

nen die Führungspositionen bekleiden, außergewöhnliche Eigenschaften besitzen<br />

müssen, um außergewöhnliche Leistungen erbringen zu können. Personen schei-<br />

nen ein Bedürfnis zu haben ihre Führungskräfte als außergewöhnliche Menschen<br />

wahrzunehmen. Der Eigenschaftsansatz hat wesentlich dazu beigetragen, dass<br />

heute der Person der Führungskraft im Prozess der Führung eine bedeutsame<br />

Stellung beigemessen wird (vgl. Rodler, Kirchler 2002, S 25).<br />

24


4.14 Führungstheorien<br />

4 Führung<br />

Führungstheorien beschreiben, erklären und prognostizieren Bedingungen, Struk-<br />

turen, Prozesse, Ursachen und Konsequenzen von Führung. Sie wollen erklären,<br />

wie Vorgesetzte in einer bestimmten Situation ihre Mitarbeiter beeinflussen müs-<br />

sen, damit diese ein als Ziel definiertes Leistungs- oder Verhaltensniveau errei-<br />

chen oder überschreiten. In führungstheoretischer Betrachtung stehen die Bemü-<br />

hungen des Führers die unterstellte Gruppe zu beeinflussen (vgl. Drumm 1995, S<br />

373).<br />

Hier sollen jene Führungstheorien kurz erklärt werden, die entwicklungsgeschicht-<br />

lich als die bedeutendsten gelten:<br />

Die Eigenschaftstheorie:<br />

Die Eigenschaftstheorie der Führung gilt als älteste, einfachste, am leichtesten<br />

einsehbare und lange Zeit dominierende Vorstellung von erfolgreichen und effi-<br />

zienten Führungspersonen. Sie gilt als Sammelbezeichnung für all jene Ansätze,<br />

die der Persönlichkeit des Führers die größte Bedeutung beimessen und stark<br />

individualistisch ausgerichtet sind.<br />

Das Hauptinteresse der Eigenschaftstheorie besteht darin jene Persönlichkeitsei-<br />

genschaften zu identifizieren, die Erfolgreiche von Erfolglosen und Führern von<br />

Nichtführern unterscheiden. Man geht davon aus, dass Führungspersönlichkeiten<br />

ihre Position bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, welche die Geführten nicht<br />

aufweisen, verdanken. Diese herausragenden Eigenschaften ermöglichen ihnen<br />

auch die Führungshandlung. Zu den Eigenschaften werden hier Persönlichkeits-<br />

merkmale aufgefasst, welche zeitlich stabil, universell und übersituativ sind. Diese<br />

Führungspersonen verhalten sich über längere Zeit beständig und handeln in glei-<br />

chen Situation gleichartig (vgl. Staehle 1989, S 305).<br />

Die Vorgesetzten passen sich, wenn sie mit gleichrangigen oder mit Mitarbeitern<br />

interagieren an das Verhalten der jeweiligen Situationen an.<br />

25


4 Führung<br />

Stockdill hat über 100 Studien zur Identifizierung von Führungseigenschaften aus-<br />

gewertet und kommt zu dem Ergebnis, dass die sich im Zusammenhang mit Füh-<br />

rung bedeutsamen Faktoren auf folgende Eigenschaften reduzieren lassen:<br />

� Fähigkeiten: Intelligenz, Ausdrucksfähigkeiten, Originalität, Urteilskraft<br />

� Leistungen: Schulerfolg, Wissen, sportliche Erfolge<br />

� Verantwortung, Zuverlässigkeit, Initiative, Selbstsicherheit und Ausdauer<br />

� Status: Popularität (vgl. Rosenstiel 1993, S 25).<br />

Die Situationstherapie:<br />

Bei Untersuchungen der Führungsforschung kam das Ergebnis heraus, dass es<br />

weder die optimalen Führungseigenschaften, den besten <strong>Führungsstil</strong> noch das<br />

ideale Führungsverhalten gibt. Es kommt vielmehr darauf an die Anforderungen je<br />

nach Situation anzunehmen. Es geht hierbei um die Berücksichtigung der Situati-<br />

on (vgl. Rosenstiel 1993, S 14).<br />

Zur Beschreibung der Führungssituation unterscheidet Fidler folgende drei Di-<br />

mensionen:<br />

� Die Positionsmacht: Eine hohe Positionsmacht bringt den Führungskräften<br />

Erleichterung bei der Aufgabenerfüllung.<br />

� Die Aufgabenstruktur: Je strukturierter eine Aufgabe ist, umso leichter kann<br />

sie koordiniert und kontrolliert werden.<br />

� Die Beziehung zwischen Führer und Geführten: Eine gute Beziehung zwi-<br />

schen Führer und Geführten erleichtert die Einflussnahme des Führers auf<br />

die Geführten.<br />

Diese Führungssituationstheorie schichtet sich noch einmal in drei verschiedene<br />

Arten:<br />

� Zwischen guter und schlechter Führer<br />

� Strukturierte und unstrukturierte Aufgaben<br />

� Starke und schwache Positionsmacht (vgl. Steinmann 1993, Seite 510)<br />

26


Die Erwartungstheorie:<br />

4 Führung<br />

Das ist die Weg-Zieltheorie von Haus. Diese thematisiert den Führungsprozess<br />

und sein Wirkungsgeschehen nicht mehr länger aus der Perspektive des Führers,<br />

sondern des Geführten. In dieser Theorie liegt das Hauptaugenmerk auf dem Ver-<br />

halten der Geführten. Ob ein bestimmtes Führungsverhalten als nützlich angese-<br />

hen wird, hängt von den Zielen und Vorstellungen der Mitarbeiter ab. Ein Füh-<br />

rungsverhalten gilt dann als effektiv, wenn es die Mitarbeiter motivieren vermag.<br />

Der Führer kann Zufriedenheit, Motivation und die Leistung der Gruppenmitglieder<br />

auf unterschiedliche Weise beeinflussen (vgl. Neuberger 1995, S 199).<br />

Hauptansatzpunkte für dieses Führungsverhalten sind:<br />

� Wecken von Bedürfnissen nach positiven Ergebnissen<br />

� Unterstützung des Mitarbeiters bei der Erwartungsbildung. Das Beloh-<br />

nungssystem soll so ausgerichtet werden, dass die Leistungen mit den Be-<br />

dürfnisbefriedigungsmöglichkeiten verknüpft werden<br />

� Wege erleichtern durch unterstützen, helfen und anleiten<br />

� Hindernisse auf dem Weg beseitigen und Zielerreichung belohnen<br />

In der Weg-Zieltheorie wird davon ausgegangen, dass ein Vorgesetzter verschie-<br />

dene <strong>Führungsstil</strong>e nebeneinander praktizieren kann und adäquat einsetzen kann.<br />

Positiv an diesem Konzept der Weg-Zieltheorie ist die Hinwendung zu den Mitar-<br />

beitern, denn deren Befindlichkeit und Einsatzbereitschaft sind ausschlaggebend<br />

für die Effektivität in jedem Unternehmen (vgl. Staehle 1989, S 334).<br />

Wertorientierung in der Führung<br />

Eine eindeutige und zeitlich beständige Definition zu suchen erweist sich als un-<br />

möglich. Zum einen existiert eine Vielzahl von Formulierungen und zum anderen<br />

sind die Grenzen zu anderen Begriffen, wie Bedürfnis, Einstellung, Meinung und<br />

Ziel fließend. Kant definiert Werte als „Eigenschaften, die zur Hochschätzung wür-<br />

dig machen“. Werte straffen das Leben, sie bündeln, richten, scheiden Unpassen-<br />

des aus und selektieren (vgl. Gebhard 1991, S 29).<br />

27


4 Führung<br />

Werte verdeutlichen, was von bestimmten Gruppen als wünschenswert angese-<br />

hen wird und üben Einfluss auf Ziele der Gruppenmitglieder aus. Jede Gruppe,<br />

Gesellschaft oder einzelnen Menschen nimmt die Reihung der Werte nach per-<br />

sönlich eingeschätzter Wichtigkeit vor und jeder hat eine unterschiedliche Werthal-<br />

tung oder Wertorientierung. Werte haben eine formale Rolle, d.h. dass sie z.B.<br />

legitimieren, motivieren, selektionieren, stabilisieren, integrieren oder Sinn stiften.<br />

Daraus werden vier Wertwirkungsfelder abgeleitet:<br />

� Werte als Persönlichkeitsstabilisatoren<br />

� Werte als Anpassungspromotoren<br />

� Werte als Stabilisatoren sozialer Systeme<br />

� Werte als Orientierungsgrößen<br />

Da man annimmt, dass es eine übersichtliche Zahl von Werten gibt, können Werte<br />

ein Ordnungskonzept darstellen. Sie bieten dem Menschen Hilfestellungen an sich<br />

in einer unübersichtlichen Welt zurechtzufinden (vgl. Staffelbach 1988, S 28).<br />

Werte und Strukturen:<br />

Die Menschen werden heute dazu gezwungen verschiedene, teilweise sogar sich<br />

einander widersprechende Eigenschaften aufzuweisen und diese situationsgemäß<br />

einzusetzen. Der Mensch ist heute verwöhnter, umweltbewusster, sparsamer,<br />

sensibler, aufsässiger, brutaler, bescheidener, modischer, engagierter, hektischer<br />

und eigennütziger geworden. Anhand dieser Eigenschaften wird das gestiegene<br />

Selbstbewusstsein unter den Menschen und deren Drang zur Selbstentfaltung<br />

zum Ausdruck gebracht.<br />

Durch diese Eigenschaften kommt es aber zu einem Bewusstseinswandel unter<br />

den Mitarbeitern. Sie stellen höhere Erwartungen an die Arbeit, sie streben eine<br />

Tätigkeit an, die eine Herausforderung darstellt, Interesse weckt und Eigenstän-<br />

digkeit und Verantwortungsbewusstsein fördert. Der einzelne Mensch sucht nach<br />

Chance sich selbst und sein ganzes Persönlichkeitspotential in die Tätigkeit ein-<br />

28


4 Führung<br />

bringen zu können. Er will als ganze Person angenommen, ernst genommen und<br />

anerkannt werden (vgl. Sprenger 1991, S 26).<br />

Durch diese Wertestrukturen kommt es zu Herausforderungen für die Führungs-<br />

kraft, denn Beruf und Arbeit dienen bei den Mitarbeitern nicht mehr allein und ein-<br />

zig dem Gelderwerb. Der Mitarbeiter äußert das Bedürfnis in der Arbeit etwas tun<br />

zu können, was ihm sinnvoll erscheint und auch Spaß macht.<br />

Der Mitarbeiter möchte in seinem Beruf seine Persönlichkeit verwirklichen und<br />

seine Lebensaufgabe erfüllen können.<br />

Der Mitarbeiter erwarten von dem Vorgesetzten Möglichkeiten zur Mitsprache,<br />

Beteiligung an Entscheidungsprozessen und Meinungsfindung.<br />

Der Mitarbeiter erwartet, dass das Arbeitsumfeld und die Umwelt seinen Erwar-<br />

tungen angepasst werden.<br />

Er wünscht sich von Seiten der Unternehmung, dass den erbrachten Leistungen<br />

Wertschätzung entgegen gebracht wird.<br />

Er identifiziert sich nur dann mit den Zielen und Vorstellungen der Unternehmung,<br />

wenn eine Verbindung zu den eigenen Zielen und Wertvorstellungen besteht. Die-<br />

se Werte haben allerdings keine negativen Auswirkungen auf das berufliche En-<br />

gagement der Mitarbeiter, da nur die Ansprüche und Erwartungen an den Arbeits-<br />

platz höher geworden sind. Hier ist die Führung gefordert, damit es nicht zu De-<br />

motivation und geringem Arbeitseinsatz der Mitarbeiter kommt (vgl. Röckele 1994,<br />

S 161).<br />

4.15 Rollenverständnis der Führungskräfte<br />

Bedeutung der Führungskräfte<br />

Führungskräfte verfügen über eine umfangreiche und abstrakte Informationsbasis.<br />

Es wird ihnen die Rolle des Initiators, des Vordenkers und des Vorführers von<br />

Veränderungen übertragen. Führungskräfte wirken als Lernvorbilder, das heißt sie<br />

sind bewusst oder unbewusst Gegenstand von Modelllernen. Führungskräfte ent-<br />

scheiden über lernen oder nicht lernen, über Realisierung oder Verhinderung von<br />

Veränderungsprozesses, die von den ihnen unterstellten Mitarbeitern angeregt<br />

werden (vgl. Walz 1995, S 19).<br />

29


Führungseigenschaften<br />

4 Führung<br />

Die Führungseigenschaften sind relativ stabile Verhaltensmuster, die sich meist<br />

für diese Person als Motiv befriedigend erwiesen haben.<br />

Zu den Eigenschaften zählen:<br />

� Dominanzstreben: Verantwortung zu übernehmen, im sozialen Kontakt mit an-<br />

deren Initiative ausüben, ausgeprägtes Selbstvertrauen und Gefühl für persön-<br />

liche Identität<br />

� Leistung: Dinge besser und gezielter zu gestalten als bisher, Aufgaben zu voll-<br />

enden, Ziele mit Energie und Ausdauer zu verfolgen<br />

� Befähigung: Probleme zu lösen, Intelligenz, Wachsamkeit, sprachliche Ge-<br />

wandtheit<br />

� Kommunikationsfähigkeit: Zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen, sich<br />

wirklich für seine Mitmenschen zu interessieren, sich auf deren Bedürfnisse<br />

einzustellen, interpersonale Konflikte lösen, Fehlschläge und Verzögerungen<br />

zu tolerieren, zu motivieren, das Verhalten anderer Menschen zu beeinflussen<br />

Eine gute Führungsperson verleiht seinen Mitarbeitern ein Gefühl der Stärke und<br />

Verantwortung. Er belohnt ihre Leistung angemessen und sorgt für eine Organisa-<br />

tion in der jeder seine Aufgabe kennt. Dies ergibt eine gute Arbeitsmoral (vgl. Wit-<br />

hauer 1986, S 131).<br />

4.16 Führungsaufgaben<br />

Die Führungskraft benötigt immer mehr Zeit und Kraft für ihre Führungsaufgaben.<br />

Das Aufzeigen von Zielen, die positive Beeinflussung von Initiativen und das En-<br />

gagement der Mitarbeiter sowie die Motivation zur zielorientierten Leistungserfül-<br />

lung erhalten als Funktion der Führungskraft einen immer höheren Stellenwert.<br />

Um diese Aufgabe erfüllen zu können, muss die Führungskraft die Wünsche und<br />

Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter kennen. Aber was erwarten die Mitarbeiter von der<br />

beruflichen Arbeitswelt?<br />

30


4 Führung<br />

� Sie möchten eine berechenbare Führung, das gilt nicht nur für die Arbeits-<br />

gruppe, sondern für die ganze Organisation und Planung.<br />

� Sie möchten umfassend informiert werden, sie wollen die Ziele kennen, sie<br />

wollen wissen in welchem größeren Zusammenhang der Leistungsbeitrag<br />

steht und wie er gesehen wird, sie wollen, dass keine Information bewusst<br />

vorenthalten wird.<br />

� Sie möchten mit menschlicher Achtung behandelt werden. Jeder hat zwar<br />

seine besondere Fähigkeit und Eigenart, aber als Mensch die gleiche Wür-<br />

de.<br />

� Sie möchten einen Anreiz und eine Möglichkeit vorwärts zu kommen. Es ist<br />

ihnen klar, dass besondere Leistungen erforderlich sind, um voranzukom-<br />

men.<br />

� Sie möchten ein vernünftiges Maß an Freiheit und Selbständigkeit. Sie<br />

möchten für die Arbeit eigene Verantwortung übernehmen und wollen auch,<br />

dass man sie für das Ergebnis verantwortlich macht.<br />

� Sie möchten persönliche Konflikte vermeiden. Sie suchen Kontakt zueinan-<br />

der und leisten Beitrag zu einer gemeinsamen Zusammenarbeit. Sie möch-<br />

ten eine gewisse Sicherheit. Sie wissen, dass die Sicherheit des Arbeits-<br />

platzes auch von der persönlichen Entwicklung abhängt.<br />

� Sie möchten angemessene Arbeitsbedingungen. Sie wollen die besten Be-<br />

dingungen. Das gilt auch für die Vergütung. Sie möchten nützliche Arbeit<br />

leisten. Sie wollen das Gefühl haben, dass sie für den Unternehmenserfolg<br />

einen notwendigen Beitrag leisten. Dieses Gefühl bekommen sie nur, wenn<br />

sie wirklich nachdenken, mit beraten und mitwirken dürfen. Sie möchten fair<br />

und gerecht behandelt werden. Dies soll geschehen jeweils unter Berück-<br />

sichtigung der Person und Situation und nicht schematisch nur nach den<br />

Buchstaben einer Verordnung.<br />

Diese Erwartungen machen deutlich, dass der Mitarbeiter hohe Anforderung an<br />

die Führungskraft stellt. Die Führungskraft muss sich den neuen Gegebenheiten<br />

anpassen können. Damit erhält die Personalführung eine neue Dimension und ein<br />

anderes Gewicht. Viele verantwortungsvolle und weitblickende Führungskräfte<br />

wissen das. Die Führungskraft muss Verantwortung für die Mitarbeiter überneh-<br />

31


4 Führung<br />

men. Dies bedeutet wesentlich mehr als nur die Verantwortung für die Leistungs-<br />

ergebnisse zu tragen. Verantwortung setzt gewisse Kategorien voraus, die ein<br />

schützendes Dach bilden, unter dem sich der Mitarbeiter während seiner Arbeit<br />

gut aufgehoben fühlt.<br />

Wer über verantwortungsbewusstes Führen nachdenkt, muss sich zwangsläufig<br />

auch Fragen der Moral, des ethischen Grundverständnisses und des Sinnes von<br />

Führung stellen. Jede Führungskraft sollte erkennen, dass erfolgreiche Mitarbei-<br />

terführung mit der Führung der eigenen Person beginnt. Das heißt zunächst, dass<br />

derjenige, der es werden will, sich über sich selbst im Klaren sein muss, über sei-<br />

ne Persönlichkeit, seine Wünsche und seine Bedürfnisse. Das heißt aber auch,<br />

dass die Führungskraft insgesamt als Mensch und als Persönlichkeit das betriebli-<br />

che Umfeld entscheidend mitprägt und somit ausschlaggebend für das Maß an<br />

guter Führung ist. Führen ist demnach mehr sein als nur ein Verhalten.<br />

Der jeweils praktizierte <strong>Führungsstil</strong> ist Ausdruck und Umsetzung der jeweiligen<br />

Persönlichkeit.<br />

Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ist bei Führungskräften besonders<br />

wichtig. Diese persönlichen Weiterentwicklungen sind nicht von jetzt auf nachher<br />

zu erreichen. Sie erfordern viel Zeit und Geduld und Einstellungs- und Verhaltens-<br />

änderungen. Darauf zu hoffen, dass ein besonderes Erlebnis plötzlich zur höheren<br />

Einsicht verhilft, bedeutet abwarten und nicht aktives Handeln. Gerade dies wird<br />

heute von einer Führungskraft im besonderen Maß gefordert. Das tägliche Jagen<br />

durch den vollgestopften Terminkalender und hektisches Arbeiten unter Termin-<br />

druck geben die notwendige Zeit zum Nachdenken kaum noch her.<br />

An sich selbst zu arbeiten ist die Voraussetzung dafür besser führen zu können<br />

und auf sein Umfeld und seine Mitarbeiter positiv einzuwirken. Nur wer bereit ist<br />

sich selbst zu ändern, wird seiner Führungsfunktion gerecht. Wer führt muss auch<br />

im besonderen Maße Vorbild sein. Dies setzt voraus sich selbst kritisch zu über-<br />

prüfen, sich in Frage zu stellen, sich selbst zu erziehen und sich auch erziehen zu<br />

lassen. Erst dann ist der Führende in der Lage Entwicklungshelfer, Coach oder<br />

Trainer für seine Mitarbeiter zu sein.<br />

Durch solche Verhaltensweisen der Führungskräfte werden auch Mitarbeiter dazu<br />

motiviert sich selbst weiter zu entwickeln. Die Ausbildung der eigenen Persönlich-<br />

32


4 Führung<br />

keit ist auch deshalb von großer Bedeutung, weil sie die Grundlage für den Aufbau<br />

eines gegenseitigen Vertrauensverhältnisses ist. Ein Unternehmen kann ohne ge-<br />

genseitiges Vertrauen nicht erfolgreich arbeiten.<br />

Vertrauen ist daher die wesentliche Grundlage erfolgreicher Menschenführung.<br />

Vertrauen erwirbt, wer durch Wissen, Können und Leistung überzeugt, wer be-<br />

herrscht und maßvoll ist, Gerechtigkeit und Geduld übt, Verständnis für den ande-<br />

ren hat, dessen Würde und Rechte achtet und unermüdlich für seine Mitarbeiter<br />

sorgt. Diese Charaktereigenschaften machen die Persönlichkeit einer erfolgrei-<br />

chen Führungskraft aus. Sie schaffen Menschlichkeit und ein positives Klima im<br />

Betrieb (Fröhlich 2001, S 24 ff ).<br />

33


5 Ethik und Moral<br />

5 Ethik und Moral<br />

Die Moral beschreibt eine meist geschichtlich gewachsene Lebenswirklichkeit, die<br />

zum großen Teil durch Brauch und Gewohnheit orientiert ist. Mitglieder wissen,<br />

was sich gehört und was sich nicht gehört. Die gelebte Moral einer Gesellschaft ist<br />

beschreib und beobachtbar (vgl. Rohrhirsch, 2011, S 129).<br />

Moral und Ethik beruhen heute nicht mehr darauf dass ein Mensch in seinem Le-<br />

ben festgesetzte Werte verfolgt. Es muss ein jeder seine Handlungen abschätzen<br />

und vertreten. Das Hauptproblem liegt heute weniger darin, dass den Menschen<br />

nicht die Werte bekannt wären, sondern dass die Abschätzung der Folgen unzu-<br />

reichend ist(vgl. Wolf 1993, S 137).<br />

Neben der Verantwortung der Folgen wird Verantwortung in der Ethik als Antwort<br />

auf das Du gedeutet. Bei diesem Ethikverständnis geht es um personale, mit-<br />

menschliche Verantwortung(vgl. Kreß 1993,S 46).<br />

Eine Basis für ethisches Verhalten in Unternehmen ist in Führungsleitlinien festge-<br />

legt, und trotzdem hat jeder Mensch einen gewissen Spielraum für sein prakti-<br />

sches Handeln. Individuelle Ethik des Handelns kann durch Regeln und Verord-<br />

nungen nicht ersetzt werden. Das betrifft besonders die Führungskräfte, die Auf-<br />

grund der Machtasymmetrie mehr Entscheidungsraum besitzen. Die Macht der<br />

Führenden, Entscheidungen zu treffen, verlangt von ihnen eine besondere morali-<br />

sche Verantwortung. Je mehr Macht man besitzt, desto größer ist die Verantwor-<br />

tung und deshalb sollen auch ethische Standards im Unternehmen eine Vorbild-<br />

funktion übernehmen(vgl. Franken 2007,S 242).<br />

Ethik hat mit Haltung zu tun und Haltung geht jeder Tat voraus. Tatkräftig wie wir<br />

sind oder gerne sein mögen, fehlt uns gelegentlich das Navigationssystem dafür,<br />

welche Tat sinnvoll, richtig und zweckmäßig ist. Ethik fragt nicht nach sinnvoll,<br />

richtig und zweckmäßig, sondern sucht nach stärkeren Urteilen: nach Richtig und<br />

Falsch, dann kommen Emotionen ins Spiel die zu starken Reaktionen aufrufen. Da<br />

jeder Mensch die Neigung hat, seine eigene Welt jeden Morgen als selbstver-<br />

ständlich wahrzunehmen, sind konflikthafte Grundfragen der Ethik nicht Teil der<br />

alltäglichen Erfahrung. Jeder lebt in seiner eigenen Welt (vgl. Hemel, 2005, S 3).<br />

34


5.1 Ethik<br />

5 Ethik und Moral<br />

Das Wort Ethos und die daraus abgeleitete Wissenschaft, die Ethik, haben eine<br />

lange Geschichte. Aus der Ursprungsbedeutung als dem Ort, an dem man zu<br />

Hause ist, wird Ethos zum zusammenfassenden Begriff für Sitten und Gebräuche.<br />

Ethik ist ein Verhaltenskodex der durch Schritte und Denkweisen des einzelnen<br />

geprägt wird (vgl. Dannowski 1993, S 13).<br />

Sie ist die Theorie der Moral, welche das menschliche Handeln anhand der Beur-<br />

teilungsalternativen von Gut und Böse bzw. Gut und Schlecht auf seine Sittlichkeit<br />

hin überprüft (vgl. Körtner 2004, S 16 ).<br />

Ethik wird auch als Wissenschaft vom moralischen Handeln bezeichnet. Als eine<br />

praktische Disziplin beruft sie sich weder auf Tradition noch auf Autoritäten, son-<br />

dern auf die praktische Vernunft. Der Ethik als praktischer Wissenschaft ist es ein<br />

Anliegen, zu Erkenntnissen zu gelangen, die allgemein und intersubjektiv verbind-<br />

lich sind(vgl. Hiemetzberger, 2007, S 16).<br />

Wir können uns an der goldenen Regel orientieren: „ Was du nicht willst, das man<br />

dir tu, das füge auch keinen anderen zu“, oder von Emanuel Kant, „Handle so,<br />

dass die Maxime deines Willens jederzeit als Prinzip einer allgemeinen Gesetzge-<br />

bung gelten könnte.“ (vgl. Fournir, 2006, S 48).<br />

Laut Rohrhirsch ist die Ethik das Nachdenken über die Moral. Sie geht über eine<br />

Beschreibung hinaus und beschäftigt sich mit menschlichen Handlungen unter<br />

dem Anspruch unbedingter Richtigkeit. In der Ethik hat es der Mensch in besonde-<br />

rer Weise mit sich selbst zu tun. In der Ethik macht sich der Mensch als Person<br />

zum Thema (vgl. Rohrhirsch, 2011, S 129).<br />

Es ist eine moralische Grundintuition, dass die Menschen ihr Handeln vor sich<br />

selbst und anderen rechtfertigen müssen. Warum hast du dies oder jenes getan<br />

fragen wir einander und erwarten, dass jeder sein Tun begründen kann. Daher<br />

sehen wir uns immer wieder vor die ethische Grundfrage gestellt, wie soll ich han-<br />

deln. Der erste, der die Bezeichnung Ethik für eine bestimmte Art philosophischen<br />

Denkens verwendete war Aristoteles, Schüler von Platon im vierten vorchristlichen<br />

Jahrhundert. Er meint, dass Ethik so viel wie Brauch, Sitte oder Gewohnheit ist. Es<br />

ist ein Handeln gemäß den im antiken Stadtstaat allgemein anerkannten Normen,<br />

das heißt vorschreibenden Handlungsregeln. Im engen und eigentlichen Sinn<br />

35


5 Ethik und Moral<br />

ethisch handelt aber nur derjenige, der sich nicht allein regelkonform verhält und<br />

den Handlungsregeln blindlings folgt, sondern der aus Überlegung und Einsicht in<br />

jeder Situation das richtige tut. Es verfestigt sich bei ihm durch gezielte wiederhol-<br />

te Einübung zu einer Charakterhaltung, Sinnesart und Denkweise. Bereits Aristo-<br />

teles vertrat die Meinung der Mensch als Vernunftwesen dürfe sich in seinem<br />

Handeln nicht einfach von Normen und Wertvorstellungen leiten lassen, sondern<br />

müsse diese kritisch hinterfragen und eventuell revidieren. Ethik bemüht sich um<br />

das richtige Handeln von Einzelpersonen. Sie entwickelt allgemeine Beurteilungs-<br />

kriterien, methodische Verfahren oder höchste Prinzipien für die Begründung und<br />

Kritik von Handlungsregeln oder anders ausgedrückt, wie man Handeln soll (Fen-<br />

ner 2008, S 5).<br />

5.2 Moral<br />

Der lateinische Begriff „mos“ bedeutet nach der Übersetzung des griechischen<br />

Alltagsbegriffes „ethos“ sowohl Sitte als auch Charakter. Moral oder Sitte bedeu-<br />

tet die gelebte, praktizierte moralische Überzeugung einer Gruppe, Gesellschaft<br />

oder Epoche. Unter dem Begriff Moral werden Handlungsregeln und Verhaltens-<br />

regeln, Wertmaßstäbe oder Sinnvorstellungen zusammengefasst. Moral setzt<br />

Freiheit und Auto-Anomie voraus, denn erst wenn ich frei handle, kann mir Moral<br />

zuerkannt werden. Moral bezieht sich auf die gelebte sittliche Überzeugung, die<br />

eine Gesellschaft für sich als verbindlich anerkennt(vgl. Hiemetzberger 2007, S<br />

17).<br />

Laut Immanuel Kant: “Als Grundregel moralischen Handelns kann gelten: Habe<br />

Mut, deinem Gewissen zu folgen! Neben dem Gewissen gibt es für unser Handeln<br />

Gründe des Verstandes. Darum gilt zu-gleich die zweite Regel: Habe den Mut,<br />

dich deines eigenen(!) Verstandes zu bedienen (vgl. Körtner 2004,S 19).<br />

5.3 Unterschied zwischen Ethik und Moral<br />

In unserer Sprache werden Ethik und Moral oft synonym verwendet. Unter Moral<br />

verstehen wir häufig ein in unserer Gesellschaft gültiges System von Regeln, Ver-<br />

haltensnormen oder Werten, die mehr oder weniger verbindlich sind und durch<br />

36


5 Ethik und Moral<br />

Lob oder Tadel, Belohnung oder Strafe festlegen, welches Handeln gut ist. Die<br />

Ethik dagegen versucht, die letzten Begründungsprinzipien des moralisch Richti-<br />

gen und Guten zu ermitteln, indem sie fragt, welche Möglichkeiten wir überhaupt<br />

haben, moralische Probleme zu lösen. Unter Ethik versteht man die philosophi-<br />

sche oder theologische Untersuchung von Moral und Sittlichkeit(vgl. Sänger 2000,<br />

S 19).<br />

Moralische Werte<br />

Ein Wert bezeichnet einen wünschenswerten Maßstab für eine Qualität. Damit<br />

kann ein moralischer wie nicht moralischer Wert gemeint sein. Moralische Werte<br />

sind Lebensinhalte, Handlungsziele, Sinndeutungen, die Individuen und Gruppen<br />

für gut und erstrebenswert erachten. Sie gelten als bewusste oder unbewusste<br />

Orientierungsmaßstäbe und Leitvorstellungen. Werte sind Bestandteil jeder Moral<br />

und beziehen sich auf die Frage:“ Was ist das Gute?“ Sie werden von Menschen<br />

gesetzt und variieren von Kultur zu Kultur, von Land zu Land (vgl. Hiemetzberger<br />

2007, S 18 ).<br />

Bilder, die wir uns von Menschen machen, sind eng mit Vorstellungen verbunden<br />

und bringen Werthaltungen zum Ausdruck. Sie unterliegen Veränderungsprozes-<br />

sen (vgl. Großklaus-Seidel, 2002, S 19).<br />

Werte ergeben sich für jeden Menschen aus seiner persönlichen Lebensgeschich-<br />

te, seiner Erziehung, seiner Religion und seiner Zugehörigkeit zu einer kulturellen<br />

Gruppe (vgl. Hiemetzberger 2007, S21). Werte machen unsere Persönlichkeit im<br />

Wesentlichen aus und sind zumeist relativ stabil. Sie leiten unsere Identität, unse-<br />

re Einstellungen und unser Handeln (vgl. Niermeyer 2008, S 189).<br />

Ein Wert ist eine Idee, eine Sichtweise, ein Grundsatz, mit dem das Denken und<br />

Handeln eines Menschen oder einer Gruppe geprägt und beeinflusst wird. Er bil-<br />

det sich durch menschliche Kontakte und persönliche Erfahrungen, vor allem in<br />

der Kinder- und Jugendzeit haben sie für den Menschen eine Orientierungsfunkti-<br />

on. Werte sind die Grundlage einer Gemeinschaft die sich mittels moralische Re-<br />

gel als solche formiert (vgl. Simon, 2006, S 49).<br />

37


Moralische Normen<br />

5 Ethik und Moral<br />

Normen legen bestimmte Handlungsanweisungen fest, die sich aus anerkannten<br />

vorgegebenen Werten der Gesellschaft ergeben. Eine Norm im moralischen oder<br />

rechtlichen Sinn ist eine festgelegte Form der Werterealisierung. Normen schützen<br />

die ihnen zugrunde liegenden Werte. Normen haben einen vorschreibenden Cha-<br />

rakter und werden auch als handlungsleitende Prinzipien bezeichnet. Moralische<br />

Normen drücken eine bestimmte Qualität des Handelns aus und schreiben ein<br />

bestimmtes Handeln und Unterlassen vor (vgl. Hiemetzberger 2007, S22 ).<br />

Grundannahmen für ethisch handelnde Menschen<br />

Ein autonomer Mensch, der ethisch verantwortbare Entscheidungen treffen will,<br />

sollte sich zunächst seine ethischen Grundannahmen bewusst machen. Vor jeder<br />

Entscheidungsfindung muss das zugrunde liegende Menschenbild, inklusive der<br />

Personendefinition geklärt sein. Erst dann ist es möglich, die sich hieraus erge-<br />

benden Personenrechte zu achten. Erst wenn ein Konsens darüber besteht, dass<br />

der Mensch einen Wert in sich hat, können darauf aufbauend weitere Werturteile<br />

gefällt werden (vgl. Plenter, 2001,S 87).<br />

Führungskräfte sind verantwortlich für ihre Mitarbeiter. Es muss ihnen bewusst<br />

sein, dass sie mit ihnen in einer Gemeinschaft leben. Die Qualität der Gemein-<br />

schaft wird von mehr Faktoren bestimmt als nur der Ökonomie. Wenn sie wollen,<br />

dass sich die Mitarbeiter für das Unternehmen engagieren, dann müssen sie auch<br />

bereit sein, sich für die Mitarbeiter zu engagieren. Es stellen sich die Fragen: Be-<br />

ruht unsere Unternehmungsführung auf Anständigkeit? Werde ich mit meiner so-<br />

zialen Verantwortung als Führer gerecht? Was würde ich gerne für diese soziale<br />

Verantwortung tun? Welche Bedeutung haben wir für die Volkswirtschaft? Bin ich<br />

mir dieser Verantwortung bewusst und fordere ich sie in meinem Umfeld? Werde<br />

ich in meiner ökologischen Verantwortung gerecht? Ethik ist eine zusätzliche In-<br />

formation neben dem Gesetz (vgl. Fournir, 2006, S 50).<br />

Rudolf Steiner sagt: „Menschenorientierte Führung ist eine Grundhaltung, in der<br />

der Mensch eine Schlüsselrolle im Denken, Fühlen und hoffentlich auch Handeln<br />

einnimmt!“<br />

38


5 Ethik und Moral<br />

Es sind traditionelle Werte angesprochen wie Ehrlichkeit, Offenheit, Gradlinigkeit,<br />

Zuverlässigkeit und gegenseitiges Vertrauen. Ethisches Bemühen orientiert sich<br />

am absoluten Ziel menschenorientiert gerecht zu handeln. Es geht über den rein<br />

logisch rational und gesetzlich begründeten Zwang hinaus. Es hat mit Werten zu<br />

tun und erfordert auch Verzicht (vgl. Fischer, 2004, S 114).<br />

Die ethisch verantwortliche Führungspersönlichkeit trägt persönliche Verantwor-<br />

tung für ihr Handeln, trägt zur Schonung beschränkter Ressourcen bei. Sie wird<br />

sich ein genügendes Allgemeinwissen aneignen und damit die Fähigkeit zur Beur-<br />

teilung größerer Zusammenhänge erlangen. Sie engagiert sich auf Gebiete des<br />

eigenen Wissens im Dialog mit der Öffentlichkeit und ist bestrebt Fortschritte zu<br />

Gunsten von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu erzielen (vgl. Fischer,<br />

2004, S 116).<br />

Ethische Führung<br />

Führen wird sehr unterschiedlich definiert. Führung als dynamisches Phänomen<br />

hängt von Lernprozessen, Erwartungen, Veränderungen, Wertvorstellungen und<br />

Zukunftsvorstellungen der Mitglieder einer Organisation ab und ist damit einer<br />

ständigen Veränderung unterworfen. Führen im Sinne von Menschenführung be-<br />

deutet persönliche Beeinflussung in Richtung eines gemeinsamen Zieles (vgl.<br />

Dorfmeister, 2007, S174).<br />

Ethische Führung beschäftigt sich mit der Frage der menschenwürdigen und fai-<br />

ren Gestaltung der Beziehungen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Für ei-<br />

ne Institution ist meistens ein hierarchisches Verhältnis typisch, in dem manche<br />

Personen Weisungsbefugnisse haben und andere diese Weisungen ausführen<br />

müssen, in welchen mehr oder weniger das Prinzip von Befehl und Gehorsam gilt.<br />

Jede Führungskraft hat mehrere Machtquellen, auf denen sie ihr Führungsverhal-<br />

ten aufbauen kann. Sie sollte allerdings diese Quelle ethisch bewerten (vgl. Fran-<br />

ken 2007, S 236 ).<br />

Nach Laufer ( 2007, S 30 ) muss, damit Organisationen erfolgreich funktionieren<br />

können,, zwischen den Beteiligten ein ausgewogenes Geben und Nehmen ge-<br />

währleistet sein. Jeder, der etwas zum gemeinsamen Vorhaben beiträgt, will da-<br />

39


5 Ethik und Moral<br />

rauf vertrauen können, dass sich auch die anderen engagiert einbringen und er für<br />

sich selbst einen angemessenen Nutzen erzielt.<br />

Die grundlegende Funktion der Führung bleibt unverändert: Menschen durch ge-<br />

meinsame Werte, Ziele und Strukturen, durch Ausbildung und Weiterbildung in die<br />

Lage zu versetzen, eine gemeinsame Leistung zu vollbringen und auf Verände-<br />

rungen zu reagieren (vgl. Drucker 2004, S19).<br />

40


6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />

6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />

Klaus Woltron im Interview mit Holger Rost (Trend 6/95): „Charismatische Men-<br />

schen sind Magneten, denen man sich mit leisem Grauen und gleichzeitig faszi-<br />

niert nähert. Unendlich weit sind sie entfernt und gleichzeitig ein Teil von einem<br />

Selbst. Man fühlt ein Stück Ich in einem solchen Wesen und alles andere gleich-<br />

zeitig auch. Es zieht an, lockt. Man spürt Zukunft, Antwort, Wissen, Kraft.“ (vgl.<br />

Walenta Christa, Kirchler Erich, 2011, S 77ff.).<br />

6.1 Definition Charisma<br />

Der Begriff Charisma stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie<br />

Gnadengeschenk. Es ist eine magische, übermenschliche und nicht alltägliche<br />

Qualität der Persönlichkeit, die auch auf Organisationen abstrahlen kann. Es be-<br />

deutet gesellig sein, gerne geben. Die Anhänger der charismatischen Persönlich-<br />

keit erkennen Diesen freiwillig als Führer an und empfinden die Gefolgschaft als<br />

Pflicht der sich niemand entziehen kann. Charisma ist nicht auf wirtschaftlichen<br />

Nutzen aus (vgl. Pinnow Daniel, 2011, S 90).<br />

Führungskräfte die mit Charisma ausgestattet sind, verfügen über eine Vision,<br />

über ein glaubhaftes, realistisches, erstrebenswertes Ziel. Zudem gelingt es ihnen<br />

das Ziel klar zu formulieren und mit starker Überzeugung zu präsentieren. Cha-<br />

rismatische Personen haben großes Vertrauen in die Leistungsfähigkeit ihrer Mit-<br />

arbeiter und bringen dies zum Ausdruck. Dies löst bei den Mitarbeiter ein Gefühl<br />

von Ergebenheit und Treue, Loyalität, Teamgeist und Akzeptanz aus (vgl. Walenta<br />

Christa, Kirchler Erich, 2011, S 78).<br />

So individuell und einzigartig die Ausstrahlung eines Menschen ist, so individuell<br />

und unterschiedlich wird sie von der Außenwelt wahrgenommen. So gibt es Men-<br />

schen die eine bemerkenswerte Ausstrahlung haben, aber nur wenigen Menschen<br />

so richtig sympathisch sind. Auch gibt es nach außen sehr charismatisch wirkende<br />

Menschen, bei denen sich die soziale Kompetenz jedoch in Grenzen hält. Es gibt<br />

verschiedene Formen der Ausstrahlung oder Charisma.<br />

41


Egoistische Ausstrahlung:<br />

6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />

Es gibt Menschen mit einer starken Ausstrahlung die sehr viel Platz benötigen und<br />

diesen auch für sich beanspruchen. Sich diesen Platz immer wieder nehmen ist<br />

mit einer Machtausübung vergleichbar. Es hängt davon ab, wie charismatisch je-<br />

mand wirkt, wie viel Respekt sie den Menschen in ihrer Außenwelt entgegen brin-<br />

gen und wie sensibel sie ihr Umfeld wahrnehmen.<br />

Es gibt Menschen die einem sofort sympathisch sind, die eine sehr warme Aus-<br />

strahlung haben, oder auch Menschen die einem auf dem ersten Blick gut gefal-<br />

len. Wenn man Charisma definieren will, kommt man um den Begriff der besonde-<br />

ren Ausstrahlung nicht vorbei. Außerhalb des Alltags stehende Qualität eines<br />

Menschen die ihn in seiner Gruppe als Gottbegnadet erscheinen lässt, z.B. Zau-<br />

berer, Propheten, Kriegshelden, so lautet eine Definition.<br />

Charisma wird heute oft als Charakterzug beschrieben. Dies trifft insbesondere auf<br />

charismatische Persönlichkeiten zu. Wenn wir an charismatische Persönlichkeiten<br />

denken, dann kommen die unterschiedlichsten Menschen wie Alexander der Gro-<br />

ße, Julius Cäsar, Mahatma Gandhi, Kofi Annan, Willi Brand, J.F. Kennedy, Nelson<br />

Mandela, Maria Kallas, Ingrid Bergmann oder Obama nicht vorbei. Oft fallen auch<br />

Namen mit negativen Entwicklungen in Geschichte, Sport, Politik da hinein. Das<br />

Fremdwort Charisma ist schon seit dem 18. Jahrhundert belegt. Im Deutschen<br />

wurde es zunächst nur im religiösen Bereich im Sinne einer von Gott als Ge-<br />

schenk verliehenen außergewöhnlichen Begabung eines Christen in der Gemein-<br />

de verwendet. So hatte der Begriff früher durchaus eine soziale Bedeutung. Auf<br />

jeden Fall hat Charisma mit dem Kontakt mit einem Gegenüber zu tun. Dabei soll-<br />

te dieser Kontakt nicht egoistisch motiviert sein (vgl. Scherer, 2010, S 25 ff).<br />

6.2 Charismatische Führung<br />

Die Besonderheiten charismatischer Führung wurden bereits zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts vom deutschen Soziologen Max Weber untersucht. Dabei wird ne-<br />

ben dem Begriff der charismatischen Führung auch von transformativer Führung<br />

gesprochen, die von transaktionaler Führung abgegrenzt wird. Der Unterschied<br />

zwischen transaktionaler Führung und transformativer Führung ist:<br />

42


6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />

Bei der transaktionalen Führung ist die Idee einer Tauschbeziehung da. Das heißt<br />

die Führungskraft und der Mitarbeiter tauschen die Leistung und die Gegenleis-<br />

tung. Der Mitarbeiter verfolgt das Ziel seine Bedürfnisse zu befriedigen und ist be-<br />

reit sich für die Aufgaben du engagieren wenn er dafür eine angemessene Gegen-<br />

leistung bekommt. Die Führungskraft verfolgt das Ziel, dass der Mitarbeiter sich für<br />

seine Aufgaben engagiert und bietet dafür einen Leistungsanreiz.<br />

Bei der transformationalen Führung geht es um Ziele und Motive, sodass eine<br />

Identifikation und persönliche Verpflichtung auf Ziele entsteht, welche von der<br />

Führungskraft verfolgt wird. Aus dieser Tauschbeziehung entsteht eine Pflichtge-<br />

meinschaft (vgl. Mür, Thommen, 2007, S 67).<br />

Laut Rodler, Kirchler ( 2002, S 67 ) ist das leitende Prinzip der transformationalen<br />

Führung die Emotionalität. Der Führende wird idealisiert und gibt dem Untergebe-<br />

nen die Möglichkeit der Identifikation. Für die transformationale Führung ist außer-<br />

dem die visionäre Komponente von großer Bedeutung. Visionen haben für viele<br />

Menschen eine besondere Anziehungskraft, besonders wenn sie über den betrieb-<br />

lichen Alltag hinaus einen gefühlsmäßigen Nutzen haben. Durch den motivieren-<br />

den Effekt einer visionären-charismatischen Führung kommt es zu einer Erhöhung<br />

des Engagements. Man schreibt auch dieser Führungsperson eine ausgleichende<br />

Wirkung auf den in der heutigen Zeit stattfindenden radikalen Wandel von betrieb-<br />

lichen Strukturen zu.<br />

Charismatische Führungskräfte leben überzeugend und mitreisend vor, wofür es<br />

sich lohnt zu arbeiten und zu leben. Sie sind Menschen denen andere nacheifern.<br />

Sie wecken in ihren Mitarbeitern höhere Motive und Ziele. Charismatische Füh-<br />

rungspersonen vertrauen den Gefährten, den Geführten und vermitteln ihnen<br />

Wertschätzung. Dadurch stärken sie das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrau-<br />

en (vgl. Pinnow, 2011, S 90).<br />

6.3 Charakteristik<br />

Die Charakteristik der charismatischen Führungsperson ist:<br />

� hohes Selbstvertrauen<br />

43


� Dominanz<br />

� Entschlossenheit<br />

� starke Überzeugung von den eigenen Ideen<br />

� starkes Machtbedürfnis<br />

� Sensibilität gegenüber der Umwelt.<br />

6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />

Sie verfügen über eine Vision, über ein glaubhaftes, realistisches und erstrebens-<br />

wertes Ziel. Sie können das Ziel klar formulieren und mit starker Überzeugung<br />

präsentieren. Sie haben großes Vertrauen in die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbei-<br />

ter und dieser Umstand löst bei den Mitarbeitern ein Gefühl von Ergebenheit und<br />

Treue, Loyalität und Teamgeist aus. Es wird angenommen, dass charismatische<br />

Führungspersonen besonders erfolgreich sind, wenn die Aufgaben einer Organi-<br />

sation eine ideologische Komponente enthalten oder wenn sich Unternehmen in<br />

einer Krise befinden, die eine radikale Veränderung erfordert (vgl. Walenta, Kirch-<br />

ler, 2011, S 78).<br />

Es gelingt diesen Führungskräften ihre Mitarbeiter über deren Grundmotivation<br />

hinaus zu außergewöhnlichen Leistungen zu motivieren. Sie absorbieren Verunsi-<br />

cherung indem sie einfache Erklärungen und Leitüberzeugungen anbieten und sie<br />

stärken das individuelle und das kollektive Selbstbewusstsein der Geführten (vgl.<br />

Gmür, Thommen, 2007, S 6).<br />

Die charismatische Führung spricht das Gefühl und den Verstand gleicher Maßen<br />

an. Der Sinn darin besteht, dass die Motivation der Beteiligten erhöht wird, dass in<br />

der Zusammenarbeit Befriedigung entsteht und dass ein Bewusstsein für Leistung<br />

gestärkt wird. Die Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter besteht aus<br />

gegenseitigem Vertrauen, dazu tragen klare und langfristige Visionen, Entwicklung<br />

und Förderung der Mitarbeiter bei.<br />

Die Führungskräfte haben die Aufgabe Ziele vorzugeben und gemeinsam mit den<br />

Mitarbeitern die Tätigkeiten und die Verantwortungsbereiche festzulegen. Bezie-<br />

hung passiert auf Hierarchie, dem Management vom Tauschbeziehungen und der<br />

Fähigkeit Ergebnisse unter Kontrolle von Strukturen und Prozesse zu erzielen (vgl.<br />

Rodler, Kirchler, 2002, S 67).<br />

44


6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />

6.4 Welche positiven und negativen Effekte ergeben sich beim<br />

charismatischem <strong>Führungsstil</strong><br />

Die charismatische Führungsperson wird zur Lichtgestalt verklärt, die Mitarbeiter<br />

unterwerfen sich ihr. Es wird die tiefe menschliche Sehnsucht nach dem starken<br />

sorgenden Vater, dem strahlenden Helden und dem erlösenden Heiland versucht<br />

zu erreichen (vgl. Preißler 1992 S 30).<br />

Positive Effekte sind, dass diese Persönlichkeiten es verstehen in schwierigen<br />

politischen und wirtschaftlichen Krisenzeiten das Unternehmen durch Mut und Zu-<br />

versicht durch die schwierige Zeit zu lenken, und gleichzeitig dadurch einen Auf-<br />

schwung einzuleiten, z.B. Winston Churchill oder Heinz Nixdorf. Die Begeisterung<br />

und Überzeugung des charismatischen Führers führt bei den Geführten zu einer<br />

emotionalen Gebundenheit, das Auswirkungen auf die Leistung hat. Sie können<br />

ein größeres Selbstbewusstsein aufbauen indem sie sich mit dem Führenden<br />

identifizieren, allerdings besteht auch die Gefahr und die Tendenz zur Abhängig-<br />

keit und zu geringerer Eigeninitiative (vgl. Walenta, 2011, S 80).<br />

Neben den positiven Auswirkungen gibt es auch negative Effekte. Charismatische<br />

Führungskräfte sind nicht bereit sich selbst zu beurteilen oder hinterfragen zu las-<br />

sen. Durch die Personenbezogenheit des <strong>Führungsstil</strong>s erhöht sich das Risiko,<br />

dass bei einem Ausfall ein Unternehmen in eine große Krisensituation geraten<br />

kann. Damit verbunden besteht auch die Gefahr einer Überbetonung der Ein-<br />

flussmöglichkeiten durch die Führungskraft (vgl. Walenta, 2011, S 80).<br />

Für Peter Drucker hängt Charisma und Führung nicht immer zwangsläufig zu-<br />

sammen, er meint, wenn eine Führungskraft zugleich eine charismatische Persön-<br />

lichkeit ist, ist es zwar gut, doch das eine hat mit dem anderen nicht automatisch<br />

zu tun. Die Geschichte so Drucker kennt keine charismatischeren Führer als die<br />

drei großen Despoten des vergangenen Jahrhunderts, wie Stalin, Hitler und Mao.<br />

Diese zeichnen sich nicht durch einen nachahmenswerten <strong>Führungsstil</strong> aus. Er<br />

meint, dass Charisma sogar Schaden anrichten kann, weil dadurch eine Unfehl-<br />

barkeit entstehen kann und Flexibilität und Veränderungswille beeinträchtigt wer-<br />

den (vgl. Drucker, 1967).<br />

Auch Max Weber hat sich am Anfang des 20. Jahrhunderts intensiv mit dem Phä-<br />

nomen der charismatischen Führung beschäftigt. Er sagt charismatisches, legiti-<br />

45


6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />

miertes Handeln muss langfristig auf das Wohlergehen der Beherrschten abzielen,<br />

wobei sich die Führung über bestehende Ordnung hinwegsetzt und von innen<br />

heraus eine neue Ordnung und eine neue Orientierung schafft. Charisma ist an<br />

sich nicht auf wirtschaftlichen Nutzen aus. (vgl. Pinnow, 2011, S 90).<br />

46


7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

Unter diesem <strong>Führungsstil</strong> wird mehr verstanden als nur die besondere Ausprä-<br />

gung eines bestimmten Verhaltens des Vorgesetzten. Meist stimmen autoritäre<br />

Strukturen in denen Mitarbeiter wenig Entscheidungs-,und Entfaltungsmöglichkei-<br />

ten haben, mit typisch autoritären Verhaltensweisen der jeweiligen Vorgesetzten<br />

überein. Der knappe Befehlston, unpersönliche Kälte oder cholerische Zornaus-<br />

brüche setzen den Mitarbeiter unter Druck und disziplinieren ihn.<br />

Es können jedoch auch Verhaltensweisen beobachtet werden, die vordergründig<br />

als kollegial, kameradschaftlich oder zumindest freundlich bezeichnet werden<br />

können Daraus entsteht bei den Mitarbeitern teilweise eine große Unsicherheit.<br />

Die freundliche Aufforderung des Vorgesetzten, Initiativen zu ergreifen oder selb-<br />

ständig zu entscheiden, zieht meist Sanktionen nach sich, denn Selbständigkeit<br />

und konstruktiver Wiederspruch werden dann vom Vorgesetzten trotzdem nicht<br />

geduldet (vgl. Preißler 1992, S 137).<br />

7.1 Definition Autorität<br />

Autorität bezeichnet die Möglichkeit einer Person, aufgrund einer allgemeinen o-<br />

der spezifischen Überlegenheit, das Handeln einer anderen Person zu beeinflus-<br />

sen. Aus diesem Grund schafft Autorität Abhängigkeit (vgl. Baumgarten, 1976, S<br />

11).<br />

Autorität lässt sich definieren als der auf Anerkennung und Wertschätzung von<br />

Personen und Institutionen gegründete Einfluss auf andere Personen. Es handelt<br />

sich hierbei um Macht.<br />

Autorität kann sich aus der Stellung innerhalb einer Hierarchie ableiten. Das wäre<br />

die Amtsautorität, aber auch aus einem exzellenten Fachwissen, also Fachautori-<br />

tät. Das nächste ist die formale Autorität oder zugeordnete Autorität, die sich von<br />

der Positionsmacht herleitet und dann die funktionale oder erwirkte Autorität die<br />

mit der Person zusammen hängt. Als Autoritätspersonen haben Macht, die sie<br />

zum Wohle der an sie glaubenden Personen, die sie als Autorität wahrnehmen,<br />

einsetzen (vgl. Neubauer, Rosemann 2006, S 45).<br />

47


7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

Autorität bezeichnet die Chance anderen ein bestimmtes Handeln oder Verhalten<br />

nahezubringen oder von ihnen verbindlich zu verlangen. Sie beruht dabei auf der<br />

freiwilligen, nicht gewaltsam erzwungenen Akzeptanz durch die anderen. Autorität<br />

lässt sich unterteilen in personale oder persönliche Autorität. Sie gründet im Be-<br />

sonderen von den von anderen geschätzten Persönlichkeitsmerkmalen. Dies<br />

können z.B. Lebenserfahrung, besondere berufliche Leistungen oder Erfolge, Alter<br />

oder ausgeprägte soziale Kompetenz sein. Ihre Grundlage ist eine Art Vertrauens-<br />

verhältnis. Da man Vertrauen nicht befehlen kann, muss man sich dies als Vorge-<br />

setzter erwerben. Die Voraussetzungen hierfür sind integerer Charakter, Gerech-<br />

tigkeitssinn, menschliches Verständnis und sachliche Kompetenz.<br />

Die zweite ist die formale Autorität. Sie basiert auf der mit einer bestimmten hie-<br />

rarchischen Position in einer Organisation verbundenen Anordnung oder Wei-<br />

sungsbefugnis. Sie ist gebunden an Hierarchien und Organigramme.<br />

Die dritte ist die funktionale Autorität. Sie hat ihre Grundlage in einem bestimmten<br />

Sachverstand, Fach- oder Expertenwissen. Dieses Wissen ist für die Zielerrei-<br />

chung eines Unternehmens von besonderer Bedeutung. Sie ist unabhängig von<br />

hierarchischen Systemen, von Alter oder Persönlichkeit, sondern hängt allein mit<br />

dem speziellen Wissen einer Person zusammen.<br />

7.2 Welche Risiken und Gefahren beinhaltet Autorität<br />

Autoritäres Verhalten und Autorität wird häufig verwechselt. Der Chef, der fachlich<br />

alles besser kann, fordert geradezu heraus, dass seine Mitarbeiter ihre Aufgaben<br />

an ihn zurück delegieren. Wenn eine Führungskraft keine personale Autorität hat,<br />

wird er von den Mitarbeitern nicht akzeptiert. Es kann einer mit einer guten Sach-<br />

kenntnis ausgestatteter Führungstyp bei den Mitarbeitern völlig überfordert sein,<br />

wenn ihm die personale Autorität fehlt (vgl. Walter 2005, S 166).<br />

Der autoritäre <strong>Führungsstil</strong> zeichnet sich dadurch aus, dass der Vorgesetzte alle<br />

sämtlichen Entscheidungen alleine trifft und sie in Form von Befehlen und Anwei-<br />

sungen weiter gibt. Seine Autorität begründet sich aus der formalen Stellung in-<br />

nerhalb der betrieblichen Hierarchie, die sehr straff von oben nach unten organi-<br />

siert ist. Eine Beteiligung der Mitarbeiter an Entscheidungen ist nicht gegeben. Der<br />

48


7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

autoritäre <strong>Führungsstil</strong>, beruht wie der patriarchalische <strong>Führungsstil</strong> zumeist auf<br />

einer strengen Hierarchie.<br />

Die Mitarbeiter akzeptieren die Autorität des Vorgesetzten und seine Entschei-<br />

dungsbefugnisse. Der autoritäre <strong>Führungsstil</strong> ist notwendig so lange Mitarbeiter<br />

nicht bereit oder in der Lage sind eigene Verantwortung zu übernehmen und alle<br />

Entscheidungsbefugnisse beim Vorgesetzten liegen. Für den autoritären Füh-<br />

rungsstil ist die strikte personale Trennung von Entscheidung, Ausführung und<br />

Kontrolle typisch. Allein der Vorgesetzte entscheidet. Die Mitarbeiter arbeiten un-<br />

selbständig und unterliegen der Fremdkontrolle.<br />

Die Vorteile:<br />

Der autoritäre <strong>Führungsstil</strong> kann in Krisen- und Konfliktsituationen sinnvoll sein.<br />

Ein einzelner trifft die Entscheidungen und trägt die Verantwortung allein, denn für<br />

Diskussionen wird weder Zeit noch Raum gegeben. Die autoritäre Führung ist hilf-<br />

reich, wenn sich das Unternehmen in einer Ausnahmesituation befindet, denn in<br />

Krisensituationen werden klare Anweisungen, die ohne Widerspruch durchgeführt<br />

werden, erwartet. Die Risiken und Nachteilen beim autoritären <strong>Führungsstil</strong> sind,<br />

dass die Mitarbeiter oft zu wenig Handlungsspielraum haben. Der Vorgesetzte hält<br />

sich für unersetzlich und dementsprechend läuft in seiner Abwesenheit in der Fir-<br />

ma nichts, da die Mitarbeiter sich nicht trauen Verantwortung zu übernehmen (vgl.<br />

Walter 2005, S 276).<br />

7.3 Autoritätsfördernde Verhaltensweisen<br />

� Hohes Ansehen und Gehör, das einem Vorgesetzten von oben zu Teil wird<br />

� Fähigkeiten übernommene Funktionen durch Wissen, Können und im Auf-<br />

treten angemessen auszuführen<br />

� Mitarbeiter begeistern und angemessen fordern<br />

� Zuverlässigkeit<br />

� Objektivität, Sachlichkeit und Gerechtigkeit bei Klärung von bestimmten<br />

Vorfällen<br />

� Bereitschaft zu offenem strategiefreiem Informieren<br />

49


� Aufgeschlossenheit zu Kritik an sich selbst<br />

� Diskretion über vertrauliches Wissen<br />

� Gepflegtes Äußeres<br />

7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

� Bereitschaft bei unangenehmen Arbeiten auch selbst mit anzupacken<br />

� Hilfsbereitschaft bei privaten Schwierigkeiten unterstellter Mitarbeiter<br />

� Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Jedermann, wenn die Situation es er-<br />

fordert<br />

� Gemeinsames Suchen von Problemlösungen<br />

� Klare Anweisungen erteilen<br />

� Zu eigener Verantwortung, auch eigenen Fehlern stehen<br />

� Respekt vor Persönlichkeit, Leistung und Zuständigkeit anderer zeigen<br />

� Andere Menschen loben können und es auch tun<br />

� Bei außergewöhnlichen Einsätzen, z.B. plötzlichen Überstunden, für das<br />

Wohl der Arbeitenden sorgen<br />

� Sicheres, korrektes Repräsentieren des Unternehmens nach außen<br />

� Bereitschaft als Vorbild voranzugehen<br />

� Gerechtigkeit<br />

� Gegebene Versprechungen und Zusagen einhalten<br />

� Qualifizierte Mitarbeiter fördern und ihnen Entfaltungsmöglichkeiten ein-<br />

räumen<br />

� Mitarbeiter begeistern und angemessen fordern<br />

� Fähigkeit zu organisieren und zu koordinieren<br />

� Fremde Meinungen, auch wenn sie nicht den eigenen Gleichen tolerieren<br />

� Keine abfälligen Bemerkungen über abwesende Dritte äußern<br />

� Zuhören können<br />

� Bereitschaft und Fähigkeiten zur Weitergabe eigenen Wissens<br />

7.4 Autoritätsgefährdende Verhaltensweisen<br />

� Den eigenen Standpunkt unter allen Umständen durchsetzen wollen<br />

� Unkontrolliertes explosives Verhalten<br />

� Leichtfertiger Umgang mit Alkohol<br />

50


� Auffallende Nervosität<br />

� Kopflosigkeit<br />

� Angst in kritischen Situationen<br />

� Eigenen Vorteil auf Kosten anderer erjagen<br />

� Förderung von Vetternwirtschaft und Protektion<br />

� Sich mit fremden Lorbeeren schmücken<br />

� Aus dienstlicher Stellung private Vorteile Schöpfung<br />

� Rhetorische Unfähigkeit<br />

� Nach oben buckeln und nach unten treten<br />

7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

� Gleichgültigkeit gegenüber den persönlichen Belangen unterstellter Mitar-<br />

beiter<br />

� Intrigen spinnen<br />

� An Mitarbeiter höhere Anforderungen stellen als an sich selbst<br />

� Auf stellenbedingten Informationsvorsprung eigene Überlegenheitspositio-<br />

nen aufbauen und nutzen<br />

� Manipulieren von Menschen<br />

� Unwahrhaftigkeit<br />

� Große Beredsamkeit<br />

� Eigene Fehler in die Schuhe anderer schieben<br />

� Unberechtigte Kritik üben<br />

� Unentschlossenheit bei dringenden Entscheidungen<br />

� Grundsätzliche Besserwisserei<br />

� Wankelmütigkeit<br />

� Nicht zu Verabredungen stehen<br />

� Unpünktlichkeit<br />

� Die eigene Mannschaft im Regen stehen lassen<br />

� Blenden und Protzen (Richter 1999, S 77)<br />

7.5 Autoritäre Führung<br />

Die Akzeptanz von Führungskräften bei Mitarbeitern erfordert ein Gleichgewicht<br />

zwischen formaler, personaler und funktioneller Autorität.<br />

51


7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

Es ist Aufgabe der Mitarbeiterentwicklung die personale und funktionelle Autorität<br />

eines Mitarbeiters so zu stärken, dass die mit einer Stelle verbundene formale Au-<br />

torität damit in Einklang steht. Eine ideale Autorität ergibt sich aus der individuellen<br />

Balance zwischen allen drei Formen der Autorität.<br />

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, das wesentlich geprägt ist von Ing. L.<br />

Taylor, entstand das moderne Unternehmertum. Dieses wurde so eingesetzt, dass<br />

die Untergebenen möglichst effizient zu arbeiten hatten. Der Unternehmer oder<br />

auch Chef genannt, war ergebnisorientiert ausgerichtet, wie es den Arbeitenden<br />

ging, interessierte ihn zu dieser Zeit noch nicht. Es gab da nur einen der Bescheid<br />

wusste und den Zusammenhang kannte, das war der Chef. Es zählte nur die Pro-<br />

duktivität und das Ergebnis. Diese Führungskraft versucht seine Untergebene be-<br />

sonders geschickt zu Höchstleistungen anzutreiben.<br />

Das Führen konzentriert sich auf den Output, somit ist es ergebnisorientiert, sie<br />

degradieren die Mitarbeiter zum Ausführenden von Anweisungen, das heißt auch,<br />

den Untergebenden exakte Anweisungen zu geben. Es bedeutet die Arbeitspro-<br />

zesse und die Arbeitenden genau zu kontrollieren (vgl. Mahlmann, 2002, S 15).<br />

Dieser <strong>Führungsstil</strong> kann unter Bedingung hoher Unsicherheit erfolgreich sein,<br />

sofern die Führungskraft von ihrer Kompetenz und Leistungskraft in der Lage ist<br />

richtige Entscheidungen zu treffen und auch durchzusetzen. Der Erfolg eines sol-<br />

chen <strong>Führungsstil</strong>es ist stark abhängig von der persönlichen Präsenz der Füh-<br />

rungskraft, denn ist diese abwesend, geht die Leistung des Teams stark zurück.<br />

Diese Führung ist ein <strong>Führungsstil</strong> mit starker Betonung der Führungspersönlich-<br />

keit. Sie stellt ihre Person und die eigenen Ansprüche in den Vordergrund (vgl.<br />

Mür, 2007, S 63).<br />

Die autoritäre Führungskraft nimmt wenig Rücksicht auf seine Mitarbeiter und<br />

deshalb ist die Führung eher unpersönlich. Er bestimmt selbst sehr viel, übt eine<br />

fachliche Kontrolle aus, erteil Anerkennung und Missbildung oft ohne objektive<br />

Gründe anzugeben. Er weiß und kann alles besser, deshalb kann grundsätzlich<br />

auf Diskussionen verzichtet werden. Er lässt anderen kaum das Wort und fragt<br />

selten nach der Meinung seiner Mitarbeiter. Das höchste Lob des Mitarbeiters ist<br />

52


7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

die Meinung des Führers getroffen zu haben. Sehr oft empfinden die Mitarbeiter<br />

den starken Führer als angenehm, da er ihnen Unzufriedenheit und Unsicherheit<br />

erspart. Sie erwarten sich, dass der Führer seine Macht tatsächlich ausübt und<br />

nicht auf Machtansprüche verzichtet. Die autoritäre Führung unterstellt, dass die<br />

Mitarbeiter gegen die Arbeit abgeneigt sind und es ihnen an Intelligenz fehlt, die<br />

Arbeit selbst einzuteilen, so Withauer (vgl. Withauer, 1989, S 120).<br />

Führung kommt nicht ganz ohne Macht aus. Man kann solche Macht auch Autori-<br />

tät nennen, beruhend auf Alter, Intelligenz, Erfahrung, Überzeugungskraft, Bil-<br />

dung, Fachwissen oder eben auch aufgrund der Positionierung im Hierarchiegefü-<br />

ge. Generell ist Macht und der Umgang mit ihr ein Phänomen das gefährlich ist,<br />

nicht in jedermanns Hand liegen darf und zur persönlichen Selbstreflektion gera-<br />

dezu zwingt. Sie muss in eine ethische Grundausrichtung eingebettet sein, indem<br />

anderen seine personale Freiheit und seine Würde belässt und ihn nicht in Angst<br />

und Depression treibt (vgl. Grimm, 1994, S 47).<br />

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert kam es zur wissenschaftlichen Be-<br />

triebsführung, die auf Taylor zurückgeführt wird. Dieser legte besonderen Wert<br />

darauf, dass die Untergebenen so einzusetzen sind, dass sie möglichst effizient<br />

arbeiten. Den Schlüssel dazu sah man in der Spezialisierung, die am Fließband<br />

und in der Akkordarbeit geleistet wurde. Die Mitarbeiter sollten hochgradig produk-<br />

tiv sein. In der damaligen Zeit war die körperliche Arbeit bevorzugt. Man nutzte die<br />

Erkenntnisse der modernen physiologischen Psychologie. Es wurden Arbeitsver-<br />

richtungen in kleinsten Bewegungsabläufen gemacht. Man stellte Messungen dar-<br />

über an, in welcher Weise Bewegungsabläufe, etwa Hand- oder Armbewegungen,<br />

um die Arbeitsorganisation etwa zu greifende Gegenstände optimal zu arrangieren<br />

waren. Diese Bemühungen mündeten in eine extreme Arbeitsteilung, d.h. Spezia-<br />

lisierung auf einzelne Verrichtungen.<br />

Die wirtschaftlichen Entwicklungen transportierten ein bestimmtes Modell oder Bild<br />

vom Menschen. Der Mensch wurde als Wesen begriffen, der seine Ziele und Akti-<br />

vitäten Rationalem unterwirft und dessen Arbeitsmotivation ausschließlich ökono-<br />

mischen Anreizen entsprang. Jeder tut was er tut, weil er sich vorher überlegt und<br />

53


7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

ausrechnet, was er davon hat. Dabei wird angenommen, dass der Mensch be-<br />

strebt ist seine Ziele so zu erreichen, dass er möglichst wenig dafür tun muss, also<br />

unter minimalem Einsatz den größtmöglichen Output zu erhalten.<br />

Für die Praxis in der Führung hieß dass der Unternehmer oder Chef stellte den<br />

angestrebten Output in den Brennpunkt und war vor allem ergebnisorientiert. Wie<br />

es den Untergebenen dabei erging interessierte ihn damals noch nicht. In diesem<br />

Szenario gab es nur einen, der über alles Bescheid wusste und den Gesamtzu-<br />

sammenhang kannte, den Chef. Die Mitarbeiter waren nur auf ihrem winzigen<br />

Spezialgebiet in ihrer körperlichen Arbeit kompetent. Außerdem wurde ihnen un-<br />

terstellt, dass sie im Grunde genommen keine rechte Lust hatten sich anzustren-<br />

gen. Folglich musste der Vorgesetzte ihnen sagen, was sie zu tun hatten und dies<br />

natürlich auch kontrollieren. Diese Form des autoritären <strong>Führungsstil</strong>s nennt man<br />

auch eindimensional. Eindimensional deshalb, weil in erster Linie das Ergebnis<br />

oder die Produktivität zählt.<br />

Als gute Führungskraft gilt hier jener Chef, der seine Untergebenen besonders<br />

geschickt zu Höchstleistungen antreiben kann. Führungserfolg wurde damals als<br />

Funktion der Führungskraft verstanden und damit den persönlichen Eigenschaften<br />

des Chefs zugeschrieben. Im Verlauf der Jahrzehnte versuchte man dann heraus-<br />

zubekommen, was eine gute Führungskraft ausmachte. Es wurde viel Forschung<br />

betrieben. Man sammelte Daten über erfolgreiche Chefs und dabei rückte sie den<br />

personalen Aspekt der Führung in das Zentrum der Aufmerksamkeit und gelangte<br />

auf diesem Weg zu dem, was die Eigenschaftstheorie der Führung genannt wird.<br />

Es wurde nach Eigenschaften gesucht, die einen herausragenden Chef ausmach-<br />

ten.<br />

Im klassischen Sinn autoritär führen hieß<br />

� Das Führen konzentriert sich auf dem Output, also ist ergebnisorientiert<br />

� Autoritär Führende haben Untergebene, deshalb Mitarbeiter werden zu<br />

Ausführenden von Anweisungen<br />

� Autoritäres Führen verlangt den Untergebenen exakte Anweisungen zu ge-<br />

ben. Sie erhalten Informationen in denen präzise dargelegt wird, was sie in<br />

welcher Zeit mit welcher Qualität zu tun haben<br />

54


7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

� Autoritäres Führen zwingt dazu Arbeitsprozesse und Arbeitende gleichsam<br />

lückenlos zu kontrollieren.<br />

Autoritär führen mag nicht jeder, aber es kann auch nicht jeder autoritär führen.<br />

Ein Mensch, der erfolgreich autoritär führen will, muss bestimmte Voraussetzun-<br />

gen überdenken und realisieren. Folgende Anforderungen werden an autoritäre<br />

Führungskräfte gestellt:<br />

� Umfassende Kenntnis des Zielumfeldes<br />

� Höchste fachliche Kompetenz. Status<br />

� Genaue Kenntnis des Zielzustandes<br />

� Mittel und Wege, die zum Ziel führen<br />

� Wissen über mögliche Hindernisse und Möglichkeiten zu ihrer Beseitigung<br />

� Kenntnis der Stärken und Schwächen der Unterstellten<br />

� Gezielter Einsatz der personellen und anderer Ressourcen<br />

� Realisierung absoluter Kontrolle<br />

� Mut Entscheidungen nach eigenem Urteil zu fällen<br />

� Außergewöhnliche Belastbarkeit<br />

� Hochgradiges Engagement<br />

� Durchsetzungsfähigkeit und Respekt nach allen Seiten, horizontal, vertikal<br />

und nach außen<br />

� Extrem präzise Ausdrucksweise<br />

Diese Anforderungen machen klar, dass autoritär zu führen außerordentlich an-<br />

spruchsvoll und stressig und hochgradig belastend ist (vgl. Mahlmann 2011, S15).<br />

7.6 Autorität ohne Zwang<br />

Wer führt, will durch seine Einwirkung auf Andere etwas bewirken. Ein kooperativ<br />

Führender wirkt durch eine Autorität die nicht zwanghaft ist, die nicht als Fremd-<br />

bestimmung empfunden wird, sondern als Hilfe zur Selbst- und Mitbestimmung.<br />

Dies ist eine natürliche Autorität. Sie wird nicht nur akzeptiert, sondern bejaht und<br />

gewünscht, weil sie den Mitarbeitern hilft zu ihrer eigenen Leistungsentfaltung zu<br />

55


7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

gelangen. Sie kann in diesem Sinn als Bedingung einer möglichst weit gehenden<br />

Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung der Mitarbeiter im Rahmen der betrieb-<br />

lichen Möglichkeiten angesehen werden.<br />

Diese Führung ist in hohem Maße abhängig von der persönlichen Voraussetzung<br />

des Führenden. Wer von seiner inneren Einstellung die Führung ernst nimmt und<br />

dies den Mitarbeitern signalisiert wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einen nicht<br />

unbeträchtlichen Vertrauensvorschuss durch die Mitarbeiter erhalten. Wer jedoch<br />

glaubt durch Macht führen zu können oder auf Grund seiner Funktion hierarchi-<br />

schen eine Herrschaftsautorität in die Waagschale werfen zu können, wird früher<br />

oder später scheitern, denn kaum ein Mitarbeiter ist heute bereit dazu auf Druck<br />

von außen oder aus Angst eine hohe Leistungsbereitschaft an den Tag zu legen.<br />

Die Veränderung von Führungsstrukturen hat einen wesentlichen Einfluss auf das<br />

veränderte Autoritätsbild.<br />

Die immer komplexer werdenden Arbeitsaufgaben machen es unmöglich, dass die<br />

Führungskräfte in allen Fällen die Überlegenen sind. Dies ist ein Grund warum<br />

mehr denn je die Kooperativform des Führens praktiziert wird. Die Hierarchien<br />

werden flacher, Spezialisten erhalten eine immer wichtigere Bedeutung.<br />

Im Projektmanagement werden immer mehr Aufgaben durch Teamarbeit erledigt.<br />

Eine Projektleitung ohne natürliche Autorität wird nichts bewirken können. Die<br />

Führungssituation unterliegt einem ständigen Wandel durch immer schneller wirk-<br />

sam werdende technische Veränderungen, wachsende Internationalität bei Pro-<br />

dukten und Märkten, gesellschaftliche Umstrukturierungen, die auch den Arbeits-<br />

bereich nicht unberührt lassen und ein verändertes Selbstbild der Führungskräfte.<br />

Die zukünftigen Führungsaufgaben erfordern auch ein neues Selbstverständnis<br />

von Autorität.<br />

Das Hauptziel der Führungsautorität liegt darin Voraussetzungen dafür zu schaf-<br />

fen, dass Mitarbeiter und Arbeitsgruppen sich leistungsmäßig optimal entfalten<br />

können. Die Führungskräfte aller Verantwortungsebenen werden auf Dauer nur in<br />

dem Maß erfolgreich sein, wie sie die Mitarbeiter zu eigenem persönlichen Erfolg<br />

führen (vgl. Fröhlich 2001, S 63).<br />

56


7.7 Charakteristik<br />

7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

Eine autoritäre Führungskraft meint alles allein entscheiden zu müssen und setzt<br />

sich deshalb ständig unter Druck. Sie meint sie hätte die Verantwortung für Erfolg<br />

und Misserfolg zu tragen und sollte stets auf den neuesten Stand sein. Das Bild<br />

von ihr ist geprägt in der Haltung eines Dschungelkämpfers, der meint in der feind-<br />

lichen Welt nur dann überleben zu können, wenn er sich nur auf sich selbst ver-<br />

lässt. Er versucht deshalb fachlich überlegen zu sein, den Überblick zu haben und<br />

andere zu dirigieren. Sein Werkzeug ist Macht. Er will sich selbst und dem Unter-<br />

nehmen zum Erfolg verhelfen. Er meint in dieser Welt gibt es nur Gewinner und<br />

Verlierer und da er zu den Siegern gehören möchte, ist es ihm recht, gefürchtet zu<br />

werden.<br />

Eine autoritäre Führungskraft strebt Sicherheit an. Es ist wichtig diesen autoritären<br />

<strong>Führungsstil</strong> nicht moralisch zu bewerten, denn er hat sehr wohl auch seine Wich-<br />

tigkeit. Er erfüllt das Grundstreben nach Sicherheit und das wiederum motiviert die<br />

Mitarbeiter (vgl. Mahlmann, 2002, S 19).<br />

Selbstsicherheit, überlegendes Urteilsvermögen, die Fähigkeit die anderen zur<br />

Disziplin anzuhalten, das sind Eigenschaften einer Autorität. Ganz allgemein könn-<br />

te man aber auch sagen, dass Autorität einen Versuch darstellt, Machtverhältnisse<br />

zu interpretieren, Verhältnissen die von Herrschaft und Einfluss geprägt sind<br />

dadurch einen Sinn zu geben, dass man ihnen eine Vorstellung von Stärke unter-<br />

legt. Die Menschen machen sich keine eigenen Gedanken über die Macht. Sie<br />

denken was die Mächtigen ihnen eingeben.<br />

Wenn Autorität als ein Prozess der Deutung von Macht bezeichnet wird, dann gibt<br />

es dazu sehr unterschiedliche Auffassungen. Es wird behauptet, was das Subjekt<br />

sehe und empfinde hinge weitgehend von der Beschaffenheit der Machtverhält-<br />

nisse ab. Der bedeutendste Verfechter dieser Auffassung ist Max Weber. Er ver-<br />

trat die Ansicht, dass Menschen Macht auf sehr unterschiedliche Weise auffassen<br />

können. Er meint dass nur besondere Auffassungsweisen die Menschen veran-<br />

lassen die Mächtigen als Autoritäten wahrzunehmen und diese Auffassungswei-<br />

sen werden dadurch bestimmt, wie die Mächte ihre Herrschaft ausüben.<br />

57


7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

Nach Weber gibt es drei Typen in denen Macht sogleich als Autorität wahrge-<br />

nommen wird:<br />

Die erste ist zunächst die traditionelle Herrschaft bzw. Autorität. Sie beruht auf<br />

dem Alltagsglauben an die Heiligkeit von jeher geltenden Traditionen. In diese tra-<br />

ditionelle Autorität gehören auch Gebräuche wie z.B. jüdische und islamische<br />

Speiseverbote, oder Alkoholverbot. Der Eindruck von Autorität erweckt daraus,<br />

dass diese Erinnerung solange Zeit überdauert hat, dass wir sagen es ist ein<br />

Brauch, aber es kann auch soweit zurückliegen, dass man nur noch unter Beru-<br />

fung von Mythen und Sagen den Hinweis dazu bekommt.<br />

Der zweite Typ ist die legal rationelle Autorität. Der Eindruck der Autorität ergibt<br />

sich hier aus dem was der Führer oder der Chef tatsächlich tut und diese Autorität<br />

kann auf jeden zugeschrieben und auf jeden übertragen werden, der eine solche<br />

Machtposition innehat.<br />

Die dritte Art der Autorität ist die charismatische Autorität. Sie beruht sich auf die<br />

Hingabe der Heiligkeit oder die Heldenkraft oder die Vorbildlichkeit einer Person.<br />

Webers Vorbilder für diesen Autoritätstyp sind Jesus und Mohamed. Der wichtige<br />

Grundzug von Webers Ansatz besteht darin, dass er Autorität mit Legitimität<br />

gleichsetzt. Seiner Ansicht nach werden Menschen denen, die sie für illegitim hal-<br />

ten, nicht gehorchen. Autorität als Glaube an die Legitimität gemessen, an der Be-<br />

reitschaft zum freiwilligen Gehorsam, diese Auffassung von Autorität hat im mo-<br />

dernen soziologischem Denken an außergewöhnlichen Einfluss gewonnen (vgl.<br />

Fennett, 1990, S 20ff ).<br />

Die autoritäre Führungskraft nimmt wenig Rücksicht auf seine Mitarbeiter. Die<br />

Führung ist eher unpersönlich. Er bestimmt selbst sehr viel, übt eine sachliche<br />

Kontrolle aus und erteilt Anerkennung und Missbilligung ohne objektive Gründe<br />

anzugeben. Der autoritäre Führer weiß und kann alles besser, deshalb kann<br />

grundsätzlich auf Diskussionen verzichtet werden. Er lässt andere selten zu Wort<br />

kommen. Er stellt viele Fragen, greift oft ein und fragt andere selten nach ihrer<br />

Meinung.<br />

58


7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

Keinesfalls darf eine gute Lösung von den Mitarbeitern kommen und selbst wenn<br />

der Führer keine Idee gehabt hat, wird er einem Vorschlag nicht zustimmen, son-<br />

dern lediglich erklären, er stimme mit ihm überein. Das höchste Lob des Mitarbei-<br />

ters ist die Meinung des Führers getroffen zu haben.<br />

Es gibt Gruppen, die bevorzugen eine autoritäre Führungsstruktur. Sie haben das<br />

Bedürfnis nach einem überlegenen starken Führer. Diese empfinden den starken<br />

Führer als angenehm, da er ihnen Unzufriedenheit und Unsicherheit erspart. Sie<br />

erwartet sich, dass der Führer seine Macht tatsächlich ausübt und nicht auf<br />

Machtansprüche verzichtet. Er hat streng auf die Einhaltung der Gruppennormen<br />

zu achten, die er selbst bestimmt und gegen die nur er verstoßen darf. Die autori-<br />

täre Führung unterstellt, dass die Mitarbeiter gegen die Arbeit abgeneigt sind und<br />

es ihnen an Intelligenz fehlt die Arbeit selbst einzuteilen (vgl. Withauer 1989, S<br />

119).<br />

7.8 Die Bedeutung des autoritären <strong>Führungsstil</strong>es für Mitarbeiter<br />

Die Mitarbeiter sind Empfänger von klaren Anweisungen die sie auszuführen zu<br />

haben. Sie geraten in die Rolle des Befehlsempfänger und werden auf die Funkti-<br />

on reduziert, Handlanger der Führungskraft zu sein. Sie haben keinen Handlungs-<br />

und Entscheidungsspielraum, denn die Führungskraft sagt ihnen was sie in wel-<br />

cher Qualität bis wann, wie zu tun haben.<br />

Es wird auf Dauer die Eigeninitiative und innere Motivation erstickt und die Un-<br />

selbstständigkeit nimmt zu. Es besteht die Gefahr, dass die Mitarbeitenden auf<br />

den Dienst nach Vorschrift ausweichen und auch das kreative Potential liegt weit-<br />

gehend brach. Die Führungskraft nutzt dieses Potential nicht, weil sie alleine defi-<br />

niert wo es lang geht und wie gearbeitet wird. Irgendwann vergessen die Mitarbei-<br />

ter selbst, dass sie kreativ sein können. Wenn überhaupt werden nur jene Mitar-<br />

beitenden gefördert, die die Führungskraft erwählt. Es wird weniger im Team ge-<br />

arbeitet sondern die Einzelleistungen der Mitarbeiter fließen bei der Führungskraft<br />

zusammen und diese bündelt sie zu einem Gesamtergebnis.<br />

Fällt die Führungskraft aus, entsteht ein Führungsvakuum und die Mitarbeitenden<br />

fühlen sich hilflos (vgl. Mahlmann, 2002, S 21).<br />

59


7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />

Diese Führung eignet sich aber sehr wohl für kritische Situationen, wenn Ent-<br />

scheidungen schnell getroffen werden sollen oder für Routineaufgaben bei denen<br />

es keine Spielräume für Initiative gibt, sowie für passive, initiativlose Untergebene<br />

(vgl. Franken, 2007, S 258).<br />

7.9 Welche positiven und negativen Effekte ergeben sich beim<br />

autoritären <strong>Führungsstil</strong><br />

Die Mitarbeiter sind bei diesem <strong>Führungsstil</strong> infolge der Befriedigung ihrer domi-<br />

nierenden Sicherheit relativ zufrieden und erledigen ihre Anweisungen pflichtbe-<br />

wusst.<br />

Durch das Befehl-Gehorsam-Verhältnis besitzen die Mitarbeiter kaum Spielraum<br />

für eigene Erfolgserlebnisse. Das soziale Klima ist oft durch Spannung und Miss-<br />

trauen geprägt, da die Verantwortungsregeln oft unklar sind (vgl. Baumgarten,<br />

1976, S 29)<br />

60


8 Methodik<br />

8.1 Erstellung eines Interviewleitfadens<br />

8 Methodik<br />

Den Interviewleitfaden habe ich selbständig erstellt. Bezugnehmend auf den theo-<br />

retischen Teil habe ich die Fragen erarbeitet. Es wurden inhaltlich folgende Punkte<br />

befragt:<br />

� Theoretisches Wissen<br />

� Eigene Erfahrungen<br />

� Entscheidung zwischen zwei konkreten Fragen<br />

Der Leitfaden enthält folgende Fragen:<br />

� In welcher Funktion arbeiten sie?<br />

� Was heißt für sie autoritär führen?<br />

� Was heißt für sie charismatisch führen?<br />

� Welchen von diesen zwei <strong>Führungsstil</strong>en würden sie eher bevorzugen?<br />

� Warum diesen <strong>Führungsstil</strong>? Haben sie schon Erfahrung mit einem dieser<br />

<strong>Führungsstil</strong>e gemacht?<br />

� Welche Erfahrungen?<br />

� Welcher ist für sie ethisch wertvoller?<br />

� Warum ist dieser <strong>Führungsstil</strong> für sie ethisch wertvoller?<br />

Bei der Auswahl der Fragen wusste ich am Anfang nicht, ob ich nicht zu tief in die<br />

Persönlichkeit und Intimsphäre jedes einzelnen Interviewpartners eindringen wür-<br />

de, denn gerade wenn es um Aussagen zur Führung geht, sind manche Men-<br />

schen sehr vorsichtig in ihrer Wortwahl. Ich wollte aber doch nicht zu oberflächlich<br />

bleiben und vertraute darauf, dass gerade durch die Anonymität des Interviews<br />

ehrliche Beantwortungen der Fragen möglich waren. Ich wählte diese relativ offe-<br />

nen Fragen aus, so dass jede und jeder Interviewteilnehmer seine Erfahrungen<br />

mitteilen konnte, und auch in seiner Aussage nicht eingeschränkt wurde.<br />

61


8.2 Vorgehen und Auswahl der interviewten Personen<br />

8 Methodik<br />

Ich habe an den Anschlagtafeln in der Universitätsklinik Innsbruck mehrere<br />

Schreiben aufgehängt, mit der Bitte sich für ein Interview zu melden mit der klaren<br />

Eingrenzung dass sich nur Pflegepersonen meldeten. Es meldeten sich 31 Perso-<br />

nen die in keiner leitenden Funktion sondern als Mitarbeiter auf Stationen arbeiten.<br />

13 Personen die im mittleren Führungsmanagement arbeiten waren auch für ein<br />

Interview bereit. Vom höheren Management meldete sich niemand. Vom höheren<br />

Management fragte ich die Studenten die mit mir im Studium sind, da diese alle in<br />

einer solchen Position arbeiten. 18 Personen stellten sich zur Verfügung. Es wur-<br />

de anonym befragt.<br />

In allen drei von diesen hierarchischen Stufen ließ ich das Los entscheiden. Es<br />

wurden von jeder Stufe drei Frauen und drei Männer ausgewählt, wobei in der<br />

mittleren sich genau drei Männer meldeten. Ich bat die ausgewählten Mitarbeiter<br />

einzeln in ein Seminarzimmer das für solche Zwecke immer bereit steht und stellte<br />

ihnen die Fragen. Aufgenommen wurden die Interviews mit einem Diktiergerät.<br />

Bei den Studenten war das schwieriger, da wir uns nur in Dornbirn beim Unterricht<br />

sahen. Ich machte telefonisch mit diesen sechs Personen einen Termin aus, und<br />

in der Zeit in der wir alle in Dornbirn waren führte ich die Interviews in einem Se-<br />

minarraum im Kolpinghaus durch.<br />

8.3 Auswertung der Interviews<br />

Es waren 18 Interviews, die ich vom Aufnahmegerät wörtlich transkribierte.<br />

Frage 1: In welcher Funktion arbeiten Sie?<br />

Mitarbeiter: drei Frauen und drei Männer<br />

Mittleres Management: drei Frauen und drei Männer<br />

Höheres Management: drei Frauen und drei Männer<br />

Frage 2: Was heißt für sie autoritär führen?<br />

62


Mitarbeiter:<br />

8 Methodik<br />

1. Frau: es gilt nur eine Meinung, ich bin der Chef und du hast zu tun was ich sa-<br />

ge, ich weiß und kann alles besser als du, Hitler war so einer, nach unten treten<br />

nach oben schmeicheln,<br />

2. Frau: mag ich gar nicht, ich kann dem Chef nichts Recht machen, er will auch<br />

nicht dass ich zu Schulungen gehe, ich könnte ja dann mehr wissen als er, wär<br />

fein wenn es keinen autoritären Chef gäbe<br />

3. Frau: möchte dazu nichts sagen, denn da fallen mir nur die Diktatoren ein<br />

1. Mann: ich finde wo es Autorität braucht, ist es auch angemessen, es ist nicht<br />

nur schlecht, aber ich weiß da muss ich aufpassen dass ich mich nicht auf ein<br />

Pulverfass setze<br />

2. Mann: hab ich schon öfters als Chef gehabt, da weiß man wo es lang geht, er<br />

gibt klare Anweisungen und wenn man die befolgt, dann hat man nichts zu be-<br />

fürchten, möchte aber heute keinen autoritären Chef mehr, je älter ich werde umso<br />

weniger.<br />

3. Mann: sehr viel Kontrolle, kaum Zeit Arbeiten auszuführen, es wird einem im-<br />

mer auf die Finger geschaut, da bekommt man klare Anweisung, aber eigene<br />

Meinung brauchst du keine haben<br />

Mittleres Management:<br />

1. Frau: ohne Emotionen, herrisch, ohne Wenn und Aber, ohne Einbeziehung der<br />

Mitarbeiter<br />

2. Frau: kein Mitspracherecht für Mitarbeiter, wenig Möglichkeit sich einzubringen<br />

und gehört zu werden, es gilt nur eine Meinung<br />

3. Frau: Ich bin der Chef mit allen Konsequenzen, es passiert was ich sage, meine<br />

Meinung gilt ohne Wiederrede, kaum Mitspracherecht für Mitarbeiter<br />

1. Mann: ergebnisorientiert, eng an Zeitspannen gebunden, Anweisung und Kon-<br />

trolle dominieren, nicht unbedingt gewissen Situationen angepasst, das Alle sind<br />

Gleich Prinzip<br />

2. Mann: viel Kontrolle, kaum Vertrauen zu den Mitarbeitern, Ergebnisse zählen,<br />

großes Ziel gesteckt, ist ihm egal was man über ihn denkt und spricht, keine<br />

Scheu jemanden zu entlassen, nur eine Meinung zählt<br />

63


8 Methodik<br />

3. Mann: Vorgaben an die Mitarbeiter ohne dass diese wiedersprechen können,<br />

kaum Emotionen, lässt nicht gut mit sich reden, ist von sich und seiner Arbeit<br />

überzeugt, lässt keinen neben sich, ist unnahbar, versucht seine Arbeit besser als<br />

alle anderen zu machen, ist von seinen Zielen überzeugt und lässt sich nicht da-<br />

von abbringen,<br />

Höheres Management:<br />

1. Frau: gibt klare Anweisungen, die der Mitarbeiter so ehest wie möglich ausfüh-<br />

ren sollte, nur seine Meinung zählt, ist wenn es angebracht ist, eine Führung auf<br />

die man sich verlassen kann, in Krisensituationen der beste <strong>Führungsstil</strong>, sehr klar<br />

im Ausdruck, hat keine Scheu vor Verantwortung, leider oft unnahbar, hat eine<br />

klare Struktur das Mitarbeiter sehr oft auch schätzen,<br />

2. Frau: ist sehr klar in der Anweisung, streng in der Kontrolle, kann fehlerhaftes<br />

Verhalten schnell bestrafen, ergebnisorientiert,<br />

3. Frau: wirkt sehr oft streng oder bedrohlich, ist ziel –und leistungsorientiert, hat<br />

großes Zutrauen zu sich selbst, lässt keine andere Meinung zu, hat ein großes<br />

Geltungsbedürfnis, ist in Krisensituationen besser als jeder andere <strong>Führungsstil</strong><br />

1. Mann: nur Ergebnisse zählen, meint dass er nur mit Strenge ans Ziel kommt,<br />

kann gut Verantwortung tragen, ist von sich überzeugt, zeigt kaum Emotionen,<br />

arbeitet oft selbst am meisten, hat kaum Vertrauen seinen Mitarbeitern gegenüber,<br />

ist unnahbar und kaum einschätzbar für den Mitarbeiter,<br />

2. Mann: klare Strukturvorgabe an die Mitarbeiter, sehr zuverlässig, großes Ver-<br />

antwortungsgefühl, strenges Regiment mit klaren Anweisungen, möchte dass die<br />

Anweisungen prompt erledigt werden, ist ergebnisorientiert und der Organisation<br />

treu ergeben<br />

3. Mann: lässt sich nicht in die Karten schauen, klare Anweisungen an die Mitar-<br />

beiter, kann gut Struktur vorgeben, geht keine Verbindungen mit den Mitarbeitern<br />

ein, lässt kaum eine Meinung gelten<br />

64


Frage 3 : Was heißt für sie charismatisch führen?<br />

Mitarbeiter:<br />

8 Methodik<br />

1. Frau: eingehen auf die Mitarbeiter, kontaktfreudig, hört sich die Meinung von<br />

den Mitarbeitern an, versucht zu motivieren, den Chef mag man einfach<br />

2. Frau: lässt auch die Meinung vom Mitarbeiter gelten, hat Charme, versucht<br />

mehr zu vermitteln, mischt sich mehr unters Volk, ist an deren Meinung interes-<br />

siert, sieht die Fähigkeiten jedes einzelnen<br />

3. Frau: ist mitarbeiterorientiert, freut sich wenn es allen gut geht, hat Interesse am<br />

Menschen<br />

1. Mann: die Ressourcen des Mitarbeiters sind ihm wichtig, lässt die Meinung je-<br />

des einzelnen gelten, hat auch klare Struktur nur feinfühliger, ist charmant<br />

2. Mann: geht auf Mitarbeiter ein, freut sich wenn es diesem gut geht, ist am Mit-<br />

arbeiter interessiert,<br />

3. Mann: hat Visionen,<br />

Mittleres Management:<br />

1. Frau: geht auf jeden Mitarbeiter ein, sieht positive Eigenschaften als Potential<br />

und baut darauf auf, sieht jeden als Individuum und nützt dessen Ressourcen<br />

2. Frau: mit den vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten mitarbeiterorientiert<br />

Strategien verfolgen, setzt Charme und Rhetorik ein<br />

3. Frau: gut auf den Mitarbeiter eingehen, ihn bei seiner Entwicklung beistehen,<br />

fördern und motivieren<br />

1. Mann: diese Führung hat Visionen bei denen der Mitarbeiter gut mitkommt, Zie-<br />

le und Philosophie ist für den Mitarbeiter verständlich, dieser <strong>Führungsstil</strong> verlangt<br />

große Hingabe und hohen Einsatz, kostet viel Energie<br />

2. Mann: Ressourcenorientiert und nicht nur zielorientiert, geht auf den Mitarbeiter<br />

ein<br />

3. Mann: gute Menschenkenntnis, lässt jeden seine Ziele definieren, ist bei der<br />

Entwicklung jedes Mitarbeiters darauf bedacht dass dieser auch weiterkommt<br />

65


Höheres Management:<br />

8 Methodik<br />

1. Frau: erkennt die Potentiale der Mitarbeiter und fördert diese, setzt sich für den<br />

Mitarbeiter ein, hat für jeden ein offenes Ohr, ist an jedem Einzelnen interessiert<br />

2. Frau: hat Visionen, freut sich über jedes noch so kleine erreichte Ziel, ist nicht<br />

an Macht interessiert, der Mitarbeiter ist ihm wichtig<br />

3. Frau: fordert und fördert jeden Mitarbeiter in dessen Tempo, versucht gutes<br />

Management zu machen, hat keinen Machtanspruch, zeigt Freude<br />

1. Mann: ist visionär, hat Ziele , ist mitarbeiterorientiert<br />

2. Mann: versucht die Macht nicht auszuspielen, kennt seine Mitarbeiter und deren<br />

Umfeld, freut sich wenn sich Mitarbeiter einbringen<br />

3. Mann: hat viele Visionen die er versucht umzusetzen, wirkt zufrieden und ge-<br />

lassen , erkennt die Ressourcen der Mitarbeiter und fördert diese, ist sehr um-<br />

gänglich und rhetorisch gewandt<br />

Frage 4: Welchen von diesen zwei <strong>Führungsstil</strong>en würden sie bevorzugen?<br />

Mitarbeiter:<br />

1. Frau: den charismatischen<br />

2. Frau: den charismatischen<br />

3. Frau: den charismatischen<br />

1. Mann: weißt nicht so recht, kann mich da nicht entscheiden<br />

2. Mann: den charismatischen<br />

3. Mann: den charismatischen<br />

Mittleres Management:<br />

1. Frau: den charismatischen<br />

2. Frau: den charismatischen<br />

3. Frau. den autoritären<br />

1. Mann: den charismatischen<br />

2. Mann: den charismatischen<br />

66


3. Mann: den charismatischen<br />

Höheres Management:<br />

Hier bevorzugen ohne Ausnahme alle den charismatischen <strong>Führungsstil</strong><br />

Frage 5: Warum diesen <strong>Führungsstil</strong>?<br />

Mitarbeiter:<br />

8 Methodik<br />

1. Frau: weil man eben Stärken und Schwächen hat, und das bei diesem Stil bes-<br />

ser toleriert wird<br />

2. Frau: er ist zielführender<br />

3. Frau: da können auch Mitarbeiter so wie ich, Meinungen und Vorstellungen ha-<br />

ben<br />

1. Mann: dazu kann ich keine Antwort geben<br />

2. Mann: weil der Mitarbeiter als Ganzes gesehen wird<br />

3. Mann: weil man mit diesem besser ans Ziel kommt, und die Mitarbeiter besser<br />

zu führen sind<br />

Mittleres Management:<br />

1. Frau: weil man durch Machtausübung nur in Krisensituationen ans Ziel kommt,<br />

weil jeder Mitarbeiter Stärken und Schwächen hat<br />

2. Frau: weil er von den Mitarbeitern besser angenommen wird<br />

3. Frau: klare Strukturen erleichtern vielen das arbeiten<br />

1. Mann: es bleibt mehr Spielraum für Kreativität, es werden ganz andere Kräfte<br />

frei, Mitarbeiter können sich entfalten, es wird über den Tellerrand geschaut<br />

2. Mann: er ist besser für den Mitarbeiter, da dieser sich besser entfalten kann<br />

3. Mann: er ist für den Chef und für den Mitarbeiter besser, da diese sich auf Au-<br />

genhöhe begegnen können<br />

67


Höheres Management:<br />

8 Methodik<br />

1. Frau: die Kreativität kann sich beim Mitarbeiter besser entfalten, er ist nicht so<br />

abhängig von den Launen des Chefs<br />

2. Frau: der Mitarbeiter wird durch diesen Stil als Ganzes gesehen<br />

3. Frau: er ist zielführender<br />

1. Mann: führt besser ans Ziel<br />

2. Mann: Mitarbeiter können sich besser entfalten, haben keine Angst vor dem<br />

Vorgesetzten<br />

3. Mann: es wird mehr stärkenorientiert geführt<br />

Frage 6: Haben sie schon Erfahrungen mit einem dieser Stile gemacht?<br />

Alle, ausnahmslos, haben mit beiden <strong>Führungsstil</strong>en schon Erfahrungen gemacht<br />

Frage 7: Welche Erfahrungen?<br />

Mitarbeiter:<br />

1. Frau: negative mit dem autoritärem, da war kein Platz für die eigene Entfaltung,<br />

positive mit dem charismatischen, da war meine Meinung plötzlich wichtig<br />

2. Frau: mit beiden eher positiv, da es ganz oft von der Situation abhing, einmal<br />

war Strenge wichtig und ein anderes Mal durfte man sich aber entfalten<br />

3. Frau: der autoritäre war oft richtig, da es auch Krisenzeiten gab, ansonsten<br />

beim charismatischen war Platz für die eigenen Probleme da<br />

1. Mann: situationsbedingt waren beide wichtig und richtig<br />

2. Mann: im autoritären war für menschliche Belange wenig Platz, aber zu charis-<br />

matische Chefs wirkten ebenfalls unangenehm<br />

3. Mann: beide waren wenn sie ausgeprägt waren nicht angenehm, nur Strenge<br />

beim ersten und viel Verschwommenheit in den Anweisungen beim charismati-<br />

schen waren auch eine Katastrophe<br />

68


Mittleres Management:<br />

8 Methodik<br />

1. Frau: beide haben ihre Berechtigung, , beim charismatischen konnte ich mich<br />

besser entfalten, aber beim autoritären musste ich keine Verantwortung überneh-<br />

men, das war auch einmal angenehm<br />

2. Frau: im autoritären hatte ich überhaupt keine eigene Meinung zu haben, das<br />

war sehr frustrierend, beim charismatischen kam dann meine Kreativität an die<br />

Oberfläche<br />

3. Frau: beim autoritären Chef hatte ich panische Angst, dass mir kein Fehler pas-<br />

sierte, das habe ich Jahre später noch gemerkt, da war der charismatische nur ein<br />

Frühlingslüfterl dazu, aber man musste auch bei diesen die Leistung erbringen<br />

1. Mann: der autoritäre hat mich ganz schön an meine Grenzen gebracht, da ich<br />

auch gerne meine Meinung sage, das war beim charismatischen kein Thema<br />

2. Mann: beim autoritären hatten alle technischen Belange Vorrang, Fehler durften<br />

keine gemacht werden, das gab es beim charismatischen nicht<br />

3. Mann: viel mehr Wertschätzung beim charismatischen, sehr viel Strenge beim<br />

autoritären<br />

Höheres Management:<br />

1. Frau: beim autoritären war kaum Luft zum Atmen, beim charismatischen gab es<br />

keine oder kaum Anweisungen, das war beides nicht angenehm,<br />

2. Frau: die Wertschätzung war bei beiden da, deshalb hab ich keine schlechte<br />

Erinnerung daran<br />

3. Frau: beim charismatischen wurde ich als Mensch gesehen mit allen Stärken<br />

und Schwächen, das konnte ich vom autoritären nicht sagen<br />

1. Mann: habe mit beiden positive Erfahrungen bezüglich Umgang mit mir als<br />

Mensch gemacht, ansonsten war immer zur richtigen Zeit der richtige Chef<br />

2. Mann: kann nicht sagen dass ich negative Erfahrungen machte, das passte so<br />

wie es war<br />

3. Mann: Wertschätzung gab es nur beim charismatischen, beim autoritären war<br />

Kontrolle ein großes Thema<br />

69


Frage 8: Welcher ist für sie wertvoller?<br />

Für alle 18 Personen war es der charismatische<br />

Frage 9: Warum ist für sie dieser Stil ethisch wertvoller?<br />

Für 16 Personen war dieser <strong>Führungsstil</strong> wertvoller, da er wertschätzend ist,<br />

8 Methodik<br />

für eine Frau aus dem mittleren Management , deshalb weil der Mensch als Gan-<br />

zes gesehen wird<br />

für einen Mann aus dem höheren Management, deshalb weil er hinter jedem<br />

Mensch seine Stärke sieht<br />

70


9 Schlussfolgerung<br />

9 Schlussfolgerung<br />

Bei der Auswertung der Interwies kam ganz klar der charismatische <strong>Führungsstil</strong><br />

in allen hierarchischen Ebenen als Favorit zur Geltung. Er wurde von allen Perso-<br />

nen als eindeutig ethisch besserer <strong>Führungsstil</strong> bewertet. Bei fast jedem einzelnen<br />

Interview merkte ich die Brisanz die in diesem Thema steckt. Ich kam zu dem<br />

Schluss, dass Führung jeden betrifft, egal ob er geführt wird oder selbst führt. Die<br />

Emotionalität bei dieser Thematik war gut zu sehen. Einige konnten sich sehr in<br />

Rage bringen, andere waren ganz vorsichtig in der Erzählung ihrer Erfahrungen.<br />

Es gab keinen merkbaren Unterschied in der Aussage zwischen Frauen und Män-<br />

ner. In den einzelnen hierarchischen Stufen fand sehr viel Übereinstimmung statt.<br />

Jeder in den oberen hierarchischen Stufen wurde ja auch einmal geführt. Man<br />

merkte dass jeder mit dem Thema Führung auch selbst viel erlebt hatte.<br />

Die Wertschätzung beim charismatischen <strong>Führungsstil</strong> wurde immer wieder her-<br />

vorgehoben. Wertschätzung war das Wort das fast jeder Befragte in den Mund<br />

nahm. Auch in der Ausarbeitung der Literatur wurde ich immer wieder mit diesem<br />

Wort konfrontiert.<br />

Beim autoritären <strong>Führungsstil</strong> war ganz oft die Rede von Angst. Jeder Interviewte<br />

hatte schon einmal unter einer autoritären Führungskraft gearbeitet und fast alle<br />

sagten, dass es nicht sehr angenehm war, da man als Mensch kaum wahrge-<br />

nommen wurde. Die eigene Meinung zählte überhaupt nicht.<br />

Die Kernaussage ist, dass jeder Mensch in seiner Persönlichkeit wahrgenommen<br />

werden möchte. Aber ist das nicht ein Grundbedürfnis jedes Menschen ob in der<br />

Arbeitswelt oder im Alltag zu Hause?<br />

Die Aussagen der Interviewten und die ausgearbeitete Literatur waren meiner<br />

Meinung nach ident. Es gibt keinen Unterschied auch in Hinblick auf die Ethik. Bei<br />

Führung spielt diese sehr wohl eine große Rolle, und das nicht nur bei den Befrag-<br />

ten sondern auch in der Literatur.<br />

71


10 Diskussion<br />

10 Diskussion<br />

Wer Kariere macht, der verdankt seinen Erfolg zu einem Gutteil seinem Ehrgeiz,<br />

seinem Durchsetzungswillen und nicht zuletzt vielleicht seinen Ambitionen und<br />

einem nicht unbeträchtlichem Maß an Egozentrik. Oft wird von einer Führungskraft<br />

jedoch erwartet sich möglichst unsichtbar zu machen, sich große Zurückhaltung<br />

aufzuerlegen und bis zur Selbstverleugnung zu gehen. So kommt es oft zu Span-<br />

nung zwischen Persönlichkeit und Aufgabe. Eine Spannung, die ausgehalten wer-<br />

den muss, die zur Zerreißprobe führen kann oder im Idealfall einem Menschen<br />

hervorbringt, die den Balanceakt zwischen energischem Auftreten und Unaufdring-<br />

lichkeit schafft. Sie weiß was sie will.<br />

Die ständige Erweiterung der beruflichen Tätigkeiten setzt heutzutage eine große<br />

ethische Kompetenz voraus. Aber kann man Ethik lernen? Warum muss ich mich<br />

mit Werten und Normen beschäftigen wenn ich in einer Führungsposition bin?<br />

Welche Rolle spielt das Management? Fragen über Fragen kommen beim Ausar-<br />

beiten dieser Themen. Menschen und Organisationen brauchen Werte. Damit ein<br />

Mensch in einer Organisation gut arbeiten kann, müssen seine persönlichen Wert-<br />

vorstellungen mit den Werten der Organisation kompatibel sein. Ein sehr span-<br />

nendes Thema in der heutigen Zeit.<br />

Jede Führungskraft macht immer wieder die Erfahrung, dass ohne ausreichende<br />

Autorität die Durchführung seiner Führungsaufgabe sehr erschwert und zur Last<br />

oder zum Stress wird. Die von ihren Mitarbeiter anerkannte Autorität ist notwendig<br />

für die Erreichung betrieblicher Ziele und zur Entstehung eines Betriebsklimas und<br />

einer Unternehmenskultur, wo vertrauensvolle Zusammenarbeit funktionieren<br />

kann. Wenn Vorgesetzte versagen oder resignieren, und das ist heute nicht selten<br />

der Fall, dann ist das ein Mangel an akzeptierter Autorität, das Fehlen von Klarheit<br />

und Ordnung. Im heutigen Trend und unserer Zeit stößt die Autorität auf Ableh-<br />

nung. Diese Ablehnung richtet sich unter anderem gegen die Autorität der Älteren<br />

ebenso wie persönliche, institutionelle und traditionelle Autorität wie bei Ämtern,<br />

Betrieben, Konventionen und Gesetzen.<br />

Autorität gilt für viele, insbesondere für die heranwachsende Generation, als Wur-<br />

zel allen Übels. Andererseits wird über die Tendenzen zu chaotischen Zuständen<br />

72


10 Diskussion<br />

etwa als Folge antiautoritärer Führung geklagt. Probleme in der betrieblichen Per-<br />

sonalführung beruhen meistens nicht an einem Defizit an Führungskonzepten und<br />

Grundsätzen der Führung oder Führungsmitteln, sondern an einem Mangel an<br />

akzeptierter Autorität. Denn die für eine zielstrebige, effiziente und partnerschaftli-<br />

che Personalführung unbedingte erforderliche Autorität wurde in den letzten Jah-<br />

ren oft verdammt. Ursachen oder Bedingungen des Unbehagens an Autoritäten<br />

werden meistens an deren Fehlverhalten gesehen. Wenn z.B. in einem Betrieb ein<br />

Vorgesetzter von seinen Mitarbeitern Unterordnung und Fügsamkeit fordert, ohne<br />

eine entsprechende Qualifikation vorweisen zu können, oder eine persönliche Ak-<br />

zeptanz bei seinen Mitarbeiter zu haben.<br />

Autorität haben heißt vom Mitarbeiter anerkannt zu sein. Achtung und Anerken-<br />

nung sind abhängig vom Vertrauen, das die Menschen zu dem haben, der führt.<br />

Autoritäre Führung beruht auf persönlichen Voraussetzungen, wie überlegendes<br />

und situationsbezogenes Wissen und Können, Urteilsvermögen, Selbstsicherheit,<br />

Gelassenheit, Stehvermögen, Durchsetzungswillen. Es beruht aber auch auf ethi-<br />

scher Wertorientierung, Vertrauenswürdigkeit, Pflicht bzw. Verantwortungsbe-<br />

wusstsein und unter anderem zur Möglichkeit des legalen Machteinsatzes zur<br />

Durchsetzung berechtigter Forderungen oder Sanktionen.<br />

Autorität zeigt sich wenn die Weisungen und Anordnungen angenommen werden<br />

können, ohne dass jedes Mal der Beweis der Richtigkeit erbracht werden muss.<br />

Autorität zeigt sich aber auch, wenn beim anderen Menschen die Bereitschaft zur<br />

Beachtung der Anweisungen und Anordnung sowie der vorgegebenen oder ver-<br />

einbarten Ziele vorhanden sind.<br />

Ein Spruch von Lao-Tse einem chinesischem Philosophen, bei diesem heißt es:<br />

Wenn der Meister regiert, ist sich das Volk kaum bewusst, dass es ihn gibt.<br />

Der zweitbeste ist der Führer, den man liebt.<br />

Der nächste einer vor dem man Angst hat.<br />

Der schlechteste ist einer, den man verachtet.<br />

Der Meister redet nicht, er handelt.<br />

Wenn sein Werk getan ist, sagt das Volk:<br />

Unglaublich wir haben es ganz allein vollbracht.<br />

73


Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

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74


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