6 Charismatischer Führungsstil - Connexia
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Mair Gabriele<br />
Unterschied zwischen autoritärem und<br />
charismatischem <strong>Führungsstil</strong> im<br />
Kontext zur Ethik<br />
Masterarbeit<br />
zur Erlangung des akademischen Grades<br />
Master of Science MSc (Pflegemanagement)<br />
im Rahmen des Universitätslehrganges<br />
Pflegemanagement<br />
Prof. Dr. Klaus Peter Rippe<br />
Karl-Franzens-Universität Graz<br />
und UNI for LIFE<br />
Dornbirn, Oktober 2012
Ehrenwörtliche Erklärung<br />
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne<br />
fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den<br />
Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht<br />
habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inlän-<br />
dischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröf-<br />
fentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Versi-<br />
on.<br />
30. März 2012 Mair Gabriele
Abstract<br />
Das Thema dieser Arbeit bearbeitet den charismatischen und den autoritären Füh-<br />
rungsstil, im Zusammenhang mit der Ethik. Sie stellt die Frage welcher Führungs-<br />
stil ethisch wertvoller ist. Im Literaturteil wird die Personalführung unter vielen<br />
möglichen Aspekten beleuchtet und in ihren Eigenschaften aufgezeigt. Die ver-<br />
schiedenen Theorien zeigen auf dass sich die Menschen schon seit fast einem<br />
Jahrhundert Gedanken zur Führung machen. Es stellt sich heraus dass sich in<br />
den Grundlagen der Führungsaktivitäten in den letzten Jahren nicht sehr viel ge-<br />
ändert hat und dass vieles auch heute noch Gültigkeit hat. Führung ist ein wichti-<br />
ges Thema in der heutigen Zeit, da sie mit Verantwortung, Macht und Einfluss<br />
den Herausforderungen die auf sie zukommt standhalten sollte. In der Charakte-<br />
ristik dieser zwei <strong>Führungsstil</strong>e sieht man wie ähnlich sie sich sind, und oft sind sie<br />
im Führungsverhalten kaum zu trennen. Charismatische Führungspersonen wer-<br />
den oft verherrlicht, wobei das ein gewisses Risiko birgt, wie sich im Literaturteil<br />
zeigen wird. Im autoritären <strong>Führungsstil</strong> zeigt sich dass Führung nicht ohne Macht<br />
auskommt.<br />
Im Methodenteil werden qualitative Interviews mit Personen in unterschiedlichen<br />
Hierarchiestufen ausgeführt. Es wird versucht ethische Vorteile der beschriebenen<br />
<strong>Führungsstil</strong>e zu erkennen. Durch die Befragung zeigt sich eine eindeutige Bevor-<br />
zugung eines <strong>Führungsstil</strong>es.<br />
Der charismatische <strong>Führungsstil</strong> wird von allen Befragten eindeutig bevorzugt. In<br />
allen hierarchischen Stufen wird das gleiche Ergebnis erzielt. In Bezug zur Ethik<br />
decken sich die Aussagen der Befragten zur Aussage der Literatur, wobei die<br />
Herausforderungen, sowohl beim charismatischen, als auch beim autoritären Füh-<br />
rungsstil fast gleich stark ausgeprägt sind.
Abstract<br />
The theme of this work deals with the charismatic and authoritarian leadership<br />
style, in connection with ethics. It asks the question which type of leadership is<br />
ethically more valuable. In the literature part the personnel management is being<br />
highlighted in many possible aspects and shown in their properties. The various<br />
theories show that people have been thinking about leadership for almost a centu-<br />
ry. It turns out that little has changed in the fundamentals of leadership activities in<br />
recent years and that much still has validity. Leadership is an important issue in<br />
today's world, as it expected to withstand any upcoming challenges with responsi-<br />
bility, power and influence.<br />
The characteristics of these two leadership styles are very similar, and often their<br />
behavior can hardly be separated. Charismatic leaders are often glorified which<br />
holds a certain risk, as will appear in the literature part. The authoritarian leader-<br />
ship style shows that management does not get by without power.<br />
The qualitative methods of interviews were being carried out with people at differ-<br />
ent hierarchical levels. An attempt is being made to recognize ethical advantages<br />
of the described leadership styles. The survey shows a clear preference for a<br />
leadership style.<br />
The charismatic leadership is clearly preferred by all respondents. In all hierar-<br />
chical levels the same result is achieved. With respect to ethics, the statements of<br />
the respondents correspond with the statements in literature, it witch the challeng-<br />
es, both charismatic and authoritarian, are almost equally strong.
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................ 1<br />
1 Einleitung ........................................................................................................ 3<br />
2 Forschungsfrage ............................................................................................ 5<br />
3 Methodik und Vorgehensweise .................................................................... 5<br />
4 Führung .......................................................................................................... 6<br />
4.1 Verschiedenste Führungsdefinitionen ..................................................... 6<br />
4.2 Was ist Führung? .................................................................................... 6<br />
4.3 Grundlagen der Führung ......................................................................... 9<br />
4.4 Eigenschaften der Führung ................................................................... 10<br />
4.5 Was heißt Führen? ................................................................................ 12<br />
4.6 Grundlegende Führungsaktivitäten ........................................................ 13<br />
4.7 Arten der Führung ................................................................................. 14<br />
4.7.1 Direkte Führung .......................................................................... 14<br />
4.7.2 Strukturelle Führung.................................................................... 15<br />
4.8 <strong>Führungsstil</strong>e ......................................................................................... 15<br />
4.9 Führung als Arbeit ................................................................................. 15<br />
4.10 Management .......................................................................................... 17<br />
4.11 Verantwortung ....................................................................................... 19<br />
4.12 Macht und Einfluss ................................................................................ 21<br />
4.13 Eigenschaftstheorie oder Ansätze ......................................................... 23<br />
4.14 Führungstheorien .................................................................................. 25<br />
4.15 Rollenverständnis der Führungskräfte ................................................... 29<br />
4.16 Führungsaufgaben ................................................................................ 30<br />
5 Ethik und Moral ............................................................................................ 34<br />
5.1 Ethik ...................................................................................................... 35<br />
5.2 Moral ..................................................................................................... 36<br />
5.3 Unterschied zwischen Ethik und Moral .................................................. 36<br />
6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong> .................................................................... 41<br />
6.1 Definition Charisma ............................................................................... 41
6.2 Charismatische Führung........................................................................ 42<br />
6.3 Charakteristik ......................................................................................... 43<br />
6.4 Welche positiven und negativen Effekte ergeben sich beim<br />
charismatischem <strong>Führungsstil</strong> ........................................................................ 45<br />
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong> .............................................................................. 47<br />
7.1 Definition Autorität ................................................................................. 47<br />
7.2 Welche Risiken und Gefahren beinhaltet Autorität ................................ 48<br />
7.3 Autoritätsfördernde Verhaltensweisen ................................................... 49<br />
7.4 Autoritätsgefährdende Verhaltensweisen .............................................. 50<br />
7.5 Autoritäre Führung ................................................................................. 51<br />
7.6 Autorität ohne Zwang ............................................................................ 55<br />
7.7 Charakteristik ......................................................................................... 57<br />
7.8 Die Bedeutung des autoritären <strong>Führungsstil</strong>es für Mitarbeiter ............... 59<br />
7.9 Welche positiven und negativen Effekte ergeben sich beim autoritären<br />
<strong>Führungsstil</strong> ................................................................................................... 60<br />
8 Methodik ....................................................................................................... 61<br />
8.1 Erstellung eines Interviewleitfadens ...................................................... 61<br />
8.2 Vorgehen und Auswahl der interviewten Personen ............................... 62<br />
8.3 Auswertung der Interviews .................................................................... 62<br />
9 Schlussfolgerung ......................................................................................... 71<br />
10 Diskussion .................................................................................................... 72<br />
Literaturverzeichnis ........................................................................................... 74
1 Einleitung<br />
1 Einleitung<br />
Menschen verbringen einen Großteil ihres Lebens in Unternehmen um ihren Le-<br />
bensunterhalt zu verdienen, deshalb ist eine gute Führung sehr wichtig. Es fällt<br />
dem Unternehmen eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit dem ethischen –<br />
moralischen Bewusstsein von Führungskräften zu. Jede Führungskraft bestimmt<br />
im Alltag ihr Handeln im Rahmen ihrer Legitimität selbst und freiwillig (vgl. Brandl,<br />
2011, S 91).<br />
Sehr oft kommt es vor dass in einem Unternehmen völlig verschiedene, gar kont-<br />
räre <strong>Führungsstil</strong>e praktiziert werden können, und das, obwohl im Unternehmen<br />
eine bestimmte Art des Führens propagiert wird (vgl. Mahlmann, 2002, S 8).<br />
Laut Brandl ( 2011, S 92 ) ist es wichtig, dass mit Intelligenz, Überzeugung und<br />
Leidenschaft geführt wird, dass Moral, Ethik und Verantwortung in den Köpfen und<br />
Herzen der Führungskräfte verankert, als normative Verpflichtung angenommen<br />
und in betrieblichen Alltag gelebt werden. Die Führungskräfte geben durch ihr<br />
Verhalten und ihrer Vorbildwirkung die Richtung vor. Die persönliche Wertvorstel-<br />
lung einer Führungskraft ist dabei elementar. Sie wird zumindest teilweise durch<br />
das soziale Umfeld, die Bildung und Erziehung sowie durch den Charakter be-<br />
stimmt.<br />
In der Regel wird davon ausgegangen, dass jede Führungskraft zu einem gewis-<br />
sen Verhaltensmuster neigt und dieses Muster von allen Mitarbeitern auch gleich<br />
beurteilt wird. Dies ergibt die Problematik, dass sich der <strong>Führungsstil</strong> eines Vorge-<br />
setzten nur eingeschränkt eindeutig bestimmen lässt. Der <strong>Führungsstil</strong> wird nicht<br />
nur durch die Einstellung der Führungskraft gegenüber den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern und der Aufgabe gekennzeichnet, sondern auch dadurch wie und in<br />
welchem Ausmaß die Führungskraft ihre eigene Persönlichkeit in der Führungs-<br />
beziehung zum Ausdruck bringt (vgl. Gmür, Thommel, 2007, S 60).<br />
In der Führungsethik werden die konkreten Bedürfnissen der Menschen abgeleitet<br />
und nicht aus der Existenz von abstrakten Rechten und Gesetzen. Diese Grunds-<br />
ätze ethischen Handelns stehen in keinen Widerspruch zur betriebswirtschaftli-<br />
chen Unternehmensführung und sollten zum Selbstverständnis jeder Führungs-<br />
kraft gehören (vgl. Brandl, 2011, S 96).<br />
3
1 Einleitung<br />
Wenn man die Geschichte der westlichen Führungslehre anschaut, ist es die Ge-<br />
schichte ihrer <strong>Führungsstil</strong>e. Es wurde von jeher immer viel darüber diskutiert,<br />
welcher Stil beim Führen von Menschen der Erfolgversprechendste, der Richtige<br />
sei. Die klassische Führungslehre unterscheidet lediglich zwischen zwei Füh-<br />
rungsstilen, dem Autokratischen und dem Demokratischen. Statt vom autokrati-<br />
schen wird heute vom autoritären <strong>Führungsstil</strong> gesprochen. Dieser Begriff kommt<br />
vom lateinischen Wort auktoritas, das so viel wie persönliches Ansehen, Geltung<br />
heißt. Von seiner Herkunft her, drückt das Wort also eindeutig positive Persönlich-<br />
keitsmerkmale aus, ohne die eine erfolgreiche Menschenführung nicht denkbar ist.<br />
Überwiegend wird der Begriff Autorität heute im negativen Sinn verwendet. Das<br />
soll ein diktatorisches, unbedingtes, gehorsam forderndes Verhalten benennen.<br />
Doch die ursprünglich positive Bedeutung des Wortes finden wir immer noch in<br />
der Zusammensetzung Fachautorität. Ein Begriff der eher Anerkennung oder so-<br />
gar Bewunderung ausdrückt. In der Fachliteratur sind weitere Bezeichnungen für<br />
<strong>Führungsstil</strong>e zu finden, die ebenfalls dem autoritären Führen zuzurechnen sind.<br />
Unter diesen fällt auch der charismatische <strong>Führungsstil</strong>. Der charismatische Füh-<br />
rungsstil ist eine Führung mit starker, persönlicher Ausstrahlung (vgl. Laufer ,<br />
2010, S 86).<br />
Die Wahl eines angemessenen <strong>Führungsstil</strong>s in der Praxis wird durch verschiede-<br />
ne Faktoren bestimmt: Allgemeine gesellschaftliche und politische Einflussvariable<br />
wie Menschen- und Wertebilder, kulturelle Einflüsse, strukturelle Unternehmens-<br />
faktoren, fachliche und persönliche Einstellungen und Reverenzen der Führungs-<br />
kräfte und Mitarbeiter (vgl. Franken, 2007, S 263).<br />
Laut Grimm ( 1994, S 30 ), führt Führen ohne ethische Kompetenz sehr leicht<br />
zum Verführen, zur Manipulation und damit zur Einschränkung menschlicher Frei-<br />
heit. Führungsfähigkeit und Ethikfähigkeit ist sehr eng aufeinander bezogen und in<br />
ein reifes Persönlichkeitsprofil .eingebettet. Ein Führender sollte bereit sein damit<br />
aufzuhören seinen Selbstwert ausschließlich durch seine fachliche Kompetenz zu<br />
definieren und ein psychisch reifes und stabiles Persönlichkeitsfundament erwer-<br />
ben.<br />
In dieser Arbeit werden zwei <strong>Führungsstil</strong>e, der Autoritäre und der Charismatische<br />
gegenübergestellt und im Hinblick auf die Ethik beleuchtet.<br />
4
2 Forschungsfrage<br />
Es gibt sehr viel Literatur über Management, aber es war schwierig gute Literatur<br />
über Führung zu finden.<br />
2 Forschungsfrage<br />
Meine Forschungsfrage lautet: „Der Vergleich zwischen charismatischen und auto-<br />
ritären <strong>Führungsstil</strong>. Welcher ist ethisch besser?“<br />
3 Methodik und Vorgehensweise<br />
In dieser Arbeit befasste ich mich mit Literaturarbeit über Führung und Begriffser-<br />
klärungen rund um das Thema charismatischer und autoritärer Verhaltensweisen.<br />
Dazu wertete ich die bestehende Literatur zur Personalführung aus, um die beiden<br />
paradigmatischen <strong>Führungsstil</strong>e herauszuarbeiten. Vor diesem Hintergrund führte<br />
ich dann qualitative Interviews mit 18 Personen aus unterschiedlichen Hierarchie-<br />
stufen aus. Beides zusammen sollte helfen, ethische Vorteile der beschriebenen<br />
<strong>Führungsstil</strong>e zu ermitteln. Der Interviewleitfaden bestand aus 9 Fragen. Befragt<br />
wurden 6 Personen vom höheren Management, 6 Personen vom mittleren Ma-<br />
nagement und 6 Personen in keiner leitenden Funktion. Alle Personen arbeiten als<br />
diplomierte Krankenschwester beziehungsweise als diplomierte Krankenpfleger in<br />
diversesten Einrichtungen im Bereich des Gesundheitssystems. Aus jeder Gruppe<br />
wurden drei Frauen und drei Männer befragt. Die Interviews waren anonym.<br />
5
4 Führung<br />
4.1 Verschiedenste Führungsdefinitionen<br />
4 Führung<br />
„Führung ist jede zielbezogene interpersonelle Verhaltensbeeinflussung mit Hilfe<br />
von Kommunikationsprozessen“ (Baumgarten 1977, Seite 9).<br />
„Führung heißt eine Handlung vollziehen, die – als Teil eines gemeinsamen Prob-<br />
lemlösungsprozesses – Struktur in eine Interaktion bringt“ (Hemphill 1967, Seite<br />
98).<br />
„Führung in Organisationen: Zielorientierte soziale Einflussnahme zur Erfüllung<br />
gemeinsamer Aufgaben in bzw. mit einer strukturierten Arbeitssituation“ (Wunde-<br />
rer und Grüwald 1980, Band 1).<br />
„Die Begriffe „Führen“ und “Leiten“ werden von Walter Böckmann voneinander<br />
abgeleitet, um zu einer Definition zu gelangen. Als Leiten bezeichnet er die Steue-<br />
rung von Sachabläufen, Führen bezeichnet er zum einen als die Steuerung von<br />
sozialem Handeln und von Zusammenarbeit und zum anderen als das Schaffen<br />
von optimalen Motivationsbedingungen. Leiten ist zweckorientiert mechanistisch.<br />
Führen dagegen ist konzentriert, sinnorientiert und auf das Entfalten der menschli-<br />
chen Kräfte ausgerichtet“ (Weigele 1991, S 8).<br />
Ich schließe mich dieser Definition an.<br />
4.2 Was ist Führung?<br />
Führung ist ein allgegenwärtiges Phänomen. Es begegnet uns im Berufsleben,<br />
verkörpert durch den Chef, als Archetyp in der Gestalt Gottes, als Führer im Fuß-<br />
ballverein und in der Partei repräsentiert durch Funktionäre. Wir selbst sind Füh-<br />
rer und sogleich Geführte (vgl. Simon, 2006, S 13).<br />
Laut Preißler ( 1992 S 137 ) sollte ein Vorgesetzter der Menschen führt, sich des-<br />
halb auch mit Menschen beschäftigen, denn wenn eine Führungskraft scheitert<br />
liegt es meist nicht in ihrer mangelnden fachlichen Qualifikation, sondern dass sie<br />
6
4 Führung<br />
keine Akzeptanz bei ihren Mitarbeitern findet, sich nicht durchsetzen kann, und oft<br />
auch unter Druck ihres eigenen Vorgesetzten gerät. Ein Vorgesetzter ist dann er-<br />
folgreich, wenn er sich über sein eigenes Verhalten im Klaren ist und auf die Moti-<br />
vation und Verhaltensweisen seiner Mitarbeiter eingeht.<br />
Führung ist eines der wichtigsten Themen wenn es um Menschen, Unternehmen<br />
und um das Lösen von Krisen geht. Erst wenn wir wagen die Dinge so zu sehen<br />
wie sie sind, wird uns bewusst werden, vor welchen riesigen Herausforderungen<br />
wir stehen. Neue Herausforderungen brauchen neue Lösungen oder die Besin-<br />
nung auf bewährte und oft vergessene Grundsätze. Diese Grundsätze beziehen<br />
sich auf Werte und Wege, die Menschen wie Unternehmen dauerhaft erfolgreich<br />
machen. Bei Führung geht es um:<br />
� Kreativität<br />
� Innovation<br />
� Service<br />
� Engagement<br />
� Herzlichkeit<br />
� wahre Begeisterung<br />
und das können nur Menschen schaffen, die körperlich und seelisch gesund sind<br />
und in gesunden Unternehmen gute Leistungen vollbringen (vgl. Fournier, 2006, S<br />
13).<br />
Neuberger O. (1990) führt in einer Zusammenfassung folgende sechs Inhalte von<br />
Führungsdefinitionen an:<br />
� Führung ist ein Gruppenphänomen und schließt die Interaktion zwischen zwei<br />
oder mehreren Personen ein;<br />
� Führung ist intentionale, soziale Einflussnahme,<br />
� Führung zielt darauf ab durch Kommunikationsprozesse Ziele zu erreichen,<br />
� Führung ist die Durchsetzung von Herrschaft auf dem Weg der Motivierung,<br />
� Führung ist Steuerung und Gestaltung des Handelns anderer Personen,<br />
� Führung ist ein Prozess der Ursachenzuschreibung an individuelle soziale Ak-<br />
teure (vgl. Rodler , Kirchler, 2002, S 10).<br />
7
4 Führung<br />
Führung bedeutet anderen Menschen Werte vorzuleben, Charakterarbeit zu leis-<br />
ten und sich jeden Tag aufs Neue im guten Umgang auf Menschen zu üben. So<br />
handelt es sich bei der Führung zu einem großen Teil um Kunst. Führung bedeu-<br />
tet für Menschen Verantwortung zu tragen. Ebenso wenig wie ein Arzt ohne die<br />
Medizin auskommt, kommt eine Führungskraft ohne gutes Management aus. Füh-<br />
rung ist die schöne und auch schwierige Kunst mit Menschen richtig umzugehen<br />
und vor allem bei ganz unterschiedlichen Talenten und Situationen, die Ziele eines<br />
Unternehmens gemeinsam erreichen zu wollen. Führung ist die Aufgabe, die rich-<br />
tigen Mitarbeiter zu finden, deren Talente einzubinden, sie zu fordern und motiviert<br />
arbeiten zu lassen (vgl. Fournier, 2006, S 15).<br />
Führung steht in einem Naheverhältnis zu Macht und Einfluss. Macht bedeutet die<br />
Möglichkeit auf das Handeln anderer einzuwirken bzw. diese zu beeinflussen.<br />
Fragt man Personen was gute Führung ausmacht, so wird die Antwort sehr wahr-<br />
scheinlich Eigenschaften und Charakterzüge von bekannten Führungskräften ent-<br />
halten. Der Eigenschaftsansatz war auch einer der ersten Ansätze der Erfor-<br />
schung von Führung und hat bis heute seine Anziehungskraft nicht eingebüßt.<br />
Auch in neuen Konzepten haben die Merkmale wie die persönliche Motivation o-<br />
der Integrität von Führungskräften ihren festen Platz (vgl. Kirchler, Rodler, 2002, S<br />
24).<br />
Nach Stroebe ( 2007 S 27 ) heißt Führen aber auch einen Mitarbeiter bzw. eine<br />
Gruppe unter Berücksichtigung der jeweiligen Situation auf gemeinsame Werte<br />
und Ziele hin zu beeinflussen.<br />
Als Führung wird die zielgerichtete Gestaltung, Lenkung und Entwicklung von so-<br />
zialen Systemen bzw. Unternehmen verstanden und die Führungskräfte haben die<br />
Aufgabe, das Handeln aller Mitarbeiter im Unternehmen auf den gemeinsamen<br />
Erfolg hin auszurichten. In diesem Prozess bilden Strategieentwicklung, Organisa-<br />
tion, Planung und Kontrolle als Managementfunktionen einen Rahmen, während<br />
die Führung für einen effizienten Einsatz der Mitarbeiter sorgt. Menschen als<br />
Schöpfer von Ideen und Produkten spielen in Unternehmen die entscheidende<br />
Rolle (vgl. Franken, 2010, S 2).<br />
Führen heißt zielorientiert auf Mitarbeiter einwirken um sie in fachlicher Hinsicht<br />
als auch durch ihr menschliches Verhalten zu bestimmten, qualitativen und quanti-<br />
8
4 Führung<br />
tativen Leistungen zu bringen. Der Mitarbeiter muss dabei durch sein Leistungs-<br />
verhalten Befriedigung und Erfolg erfahren, ist die Ansicht von Withauer (vgl. Wit-<br />
hauer, 1989, S 9).<br />
Führen heißt motivieren und mitgestalten von verschiedenen Interessen und Fä-<br />
higkeiten zur Erreichung eines gemeinsamen Zieles. Es heißt anderen Menschen<br />
zielgerichtet in einer formalen Organisation dazu bewegen Aufträge zu überneh-<br />
men und erfolgreich umzusetzen. Es geht darum Menschen auf bestimmte Ziele<br />
hin zu orientieren, einen Beitrag zu einem Ganzen zu leisten (vgl. Fischer, 2004, S<br />
102).<br />
Führung hat mit Zielfindung zu tun, mit der Bestimmung der Richtung in die ein<br />
Unternehmen gehen soll. Führung enthält aber auch die Entscheidung über die<br />
Ziele und die Vermittlung dieser Ziele an alle, die an der Zielerreichung mitwirken<br />
sollen. Das setzt bei den Mitwirkenden die Erkenntnis der Ziele voraus. Die Bereit-<br />
schaft in diese Richtung zu arbeiten und die Fähigkeit alle notwendigen Teilschrit-<br />
te zu dieser Erreichung dieser Ziele zu kennen und sie eventuell auch selbststän-<br />
dig durchzuführen und auf richtigen Kurs zu bringen. Zielerreichung ist eher ge-<br />
währleistet, je mehr Mitarbeiter als Umsetzer an der Zielbestimmung selbst mitwir-<br />
ken können, da sie sich mit den Zielen besser identifizieren und motivierter an der<br />
Zielverwirklichung aus eigenem Antrieb mitarbeiten. Führung schließt einen Pro-<br />
zess mit ein, einem Mitarbeiter oder Betroffenen an der Entscheidungsfindung zu<br />
beteiligen, über Ziele zu kommunizieren, Motivation zu schaffen und gemeinsame<br />
Festlegungen zu treffen (vgl. Schuppert, 1993, S 5)<br />
Wenn man von Führung spricht, wird einiges mitgedacht: Einfluss, hierarchische<br />
Positionsunterschiede die mit Macht, Rang und Status verbunden sind und geziel-<br />
te, gewollte Veränderungen bei Menschen und ihren Leistungen. Sie hat zu tun<br />
mit Vorbildlichkeit, Besonderheit, Vorrang, Potenz, Charisma, Größe und Macht.<br />
Wer führt ist herausgehoben aus der Masse (vgl. Preißler, 1992, S 22).<br />
4.3 Grundlagen der Führung<br />
Laut Bisani werden Führungsprozesse heutzutage zur größten und wichtigsten<br />
Herausforderung für alle Führungskräfte in jedem Bereich. Die Aktualität und At-<br />
9
4 Führung<br />
traktivität des Phänomens der Führung zeigt sich zum einem in der großen Anzahl<br />
von Veröffentlichungen zu diesem Thema und zum anderen in den vielen Be-<br />
griffsdefinitionen, die nebeneinander existieren. Die Frage nach der Natur und der<br />
Bedeutung der Führung beschäftigt die Wissenschaft schon lange. Führung ist ein<br />
unklarer Begriff. Er ist Phänomen, das in allen Bereichen des sozialen Zusammen-<br />
lebens erkennbar ist. Es wirkt sich auf die persönliche Existenz eines jeden Men-<br />
schen aus. Es wird von jedem Individuum erlebt, entweder aktiv oder passiv. Sie<br />
übt einen großen Einfluss auf Flexibilität und Anpassungsfähigkeit aus. Eine ein-<br />
deutige Beschreibung des Phänomens der Führung und des Führungsphänomens<br />
ist unmöglich zu finden (vgl. Bisani F. 1995, S. 497).<br />
4.4 Eigenschaften der Führung<br />
Führung ist<br />
1. Verhaltensbeeinflussung<br />
2. Interpersonell<br />
3. Vielbezogen<br />
4. Mithilfe von Kommunikationsprozessen<br />
Verhaltensbeeinflussung<br />
Führung bezeichnet eine Tätigkeit im Sinne von jemanden beeinflussen. Die Be-<br />
einflussung von Personen erfolgt dadurch, dass eine physische oder psychische<br />
Kraft wirksam wird, die auf die Änderung der Einstellungen, Überzeugungen und<br />
das Verhalten abzielt. Das Verhalten besteht aus einer Reihe von Handlungen, die<br />
ihren Grund entweder im Menschen selbst haben, z.B. Fähigkeiten, Motivations-<br />
struktur, Kenntnisse oder durch den Bereich der Umwelt des Menschen. Jemand<br />
der andere zu beeinflussen versucht, dabei aber nur geringen Erfolg hat, ist eben-<br />
so als Führer anzusehen, wie derjenige, der dabei sehr erfolgreich ist.<br />
10
Interpersonell<br />
4 Führung<br />
Führung ist ein soziales Phänomen und taucht erst im Zusammenwirken mehrerer<br />
Personen auf. Es steht auf der einen Seite der Führer oder Vorgesetzte und auf<br />
der anderen Seite der Geführte oder Mitarbeiter. Die Führung ist jedoch nicht ein-<br />
seitig eine Beeinflussung der Geführten durch einen Führer, sondern eine wech-<br />
selseitige Beziehung.<br />
Zielbezogen<br />
Führungsziele können unterschiedlichster Art sein.<br />
Es gibt 3 Zielkategorien:<br />
� Organisationsziel<br />
� Gruppenziel<br />
� Individualziel<br />
Beim Organisationsziel werden diese von Kerngruppen formuliert. Sie haben nur<br />
geringe motivierende Wirkung, da ihre Erfüllung nicht mit besonderen Anreizen<br />
gekoppelt ist.<br />
Bei den Gruppenzielen ist eine stärkere Motivationswirkung als bei den Organisa-<br />
tionszielen. Diese Ziele beziehen sich auf Leistung und Verhalten. Gruppenziele<br />
können sein: Sicherung der Arbeitsplätze gegen Kündigung, Vermeidung der<br />
Über- und Unterschreitung eines Leistungssolls, Beibehaltung von Überstunden<br />
auch in Krisenzeiten, bestimmte Kleidung, Vertretung der Gruppeninteressen auf<br />
der Geschäftsleitungsebene, Einführung von Maßnahmen zur Verringerung der<br />
Unfallhäufigkeit.<br />
Beim Individualziel verfolgt jedes Individuum im Rahmen seines Handelns eigene<br />
Ziele. Diese werden individuell nach ihren Bedürfnissen bestimmt.<br />
11
Mithilfe von Kommunikationsprozessen<br />
4 Führung<br />
Die Führung als Beeinflussung von Menschen durch Menschen wird als geistiger<br />
Akt auf der Grundlage der Kommunikation gesehen. Für die Führung ist Kommu-<br />
nikation das Medium durch welches die Geführten beeinflusst werden (vgl. Baum-<br />
garten 1976, S 11 ff).<br />
4.5 Was heißt Führen?<br />
Dass es eine Qualität des menschlichen und nicht so sehr des handwerklichen ist,<br />
lässt sich schon längst in der Praxis nachprüfen. Es ist nicht mehr das klassische<br />
Anleiten anderer, zum Erreichen der Ziele. Es ist der Prozess der Entscheidungs-<br />
findung. Dieser Prozess geht einher mit der Verlagerung der Verantwortung. Füh-<br />
rung heißt heute, optimale Bedingungen einer größtmöglichen Selbstorganisation<br />
zu gewährleisten. Zusammenarbeit ist der Oberbegriff der Führung. Wenn man<br />
von Führung spricht ist ein wesentlicher Faktor die Kommunikation. In einem Un-<br />
ternehmen muss dieses Kriterium erfüllt werden um zu einer guten Führung zu<br />
gelangen. Wer die nachfolgenden Kriterien erfüllt, wird als Führungskraft Erfolg<br />
haben und Mitarbeiter motivieren können. Die Fragen sind:<br />
� Ist meine Führung glaubwürdig und aufrichtig?<br />
� Ist sie fair, räumt sie Freiräume ein?<br />
� Ist sie tolerant?<br />
� Ist sie ganzheitlich gestaltet?<br />
� Vermittelt sie Sinn?<br />
� Ist sie auf Partizipation ausgerichtet und ermöglicht sie individuelle Entwick-<br />
lungsperspektiven?<br />
Die gleiche Wichtigkeit die Kommunikation in der Führung hat, hat auch die Moti-<br />
vation. Die Motivation, meinen die meisten Führungskräfte, ist ihre wichtigste Auf-<br />
gabe, wobei die Eigenmotivation den größeren Anteil ausmacht. Die Eigenmotiva-<br />
tion wird erreicht und gewährleistet wenn die jeweilige Führung insbesondere vier<br />
Bedingungen erfüllt:<br />
12
4 Führung<br />
Führen durch Visionen: Wir alle benötigen eine Idee oder Leitidee. Die Vision<br />
muss realistisch sein, sie soll aber schon geeignet sein in uns den Wunsch nach<br />
einem anderen, besser Morgen zu festigen<br />
Führen durch Sinnvermittlung: Der heutige Mitarbeiter will wissen warum etwas<br />
geschieht und er muss überzeugt sein, dass etwas Vernünftiges und allseits Ak-<br />
zeptiertes geschieht.<br />
Führen durch Vertrauensbildung: Nur in einem Klima von Vertrauen sind eigen-<br />
ständige Leistungen erzielbar, denn nur dann kann sich die Kreativität entwickeln.<br />
Ängste führen zu Hektik und Entscheidungsschwäche.<br />
Führen durch Persönlichkeitsentfaltung: Führungskräfte lassen Mitarbeiter hervor-<br />
stechen und geben ihnen die Chance sich zu entwickeln. Wer Mitarbeiter unterfor-<br />
dert, wer sie beenget und sie nur verwöhnt ist eine schlechte Führungskraft (vgl.,<br />
Wollert, 1993, S 174 ff ).<br />
4.6 Grundlegende Führungsaktivitäten<br />
Koordination als Führungsaktivität:<br />
Führung wird häufig mit Ausübung der Koordination gleichgesetzt. Da den Mitar-<br />
beiter nicht uneingeschränkte Freiheiten geboten werden können, sind Führungs-<br />
kräfte die übergeordnete Instanz, um die Koordination sicherzustellen.<br />
Informieren, Motivieren, Instruieren:<br />
Führungsbedarf entsteht, wenn die Mitarbeiter gewisse Mängel aufweisen. Defizite<br />
müssen durch das Einbringen von Informationen oder Wissen ausgeglichen wer-<br />
den. Fehlendes Können führt zu Instruktionsbedarf und kann durch zusätzliche<br />
Motivation kompensiert werden.<br />
Kontrolle als Führungsaktivität:<br />
Durch das Aufstellen von Vergleichen zwischen Soll- und Istzuständen können die<br />
Vorgesetzten Kontrollen durchführen.<br />
13
Führung als Verhaltensbeeinflussung:<br />
4 Führung<br />
Die Vorgesetzten haben die Aufgabe ihre Mitarbeiter zu informieren, zu instruieren<br />
und zu motivieren. Im Zuge dessen beeinflussen sie das Verhalten, Denk- und<br />
Handlungswesen der ihnen unterstellten Mitarbeiter.<br />
Führung als interpersonelles Phänomen:<br />
Führung ist ein Gruppenphänomen, das Interaktionen zwischen Führer und Ge-<br />
führten einschließt. Durch Kommunikationsprozesse werden angestrebte Ziele<br />
erreicht.<br />
Führung als politischer Prozess:<br />
Die Mitglieder versuchen ihre Ziele zu verankern und verbindlich zu machen. Füh-<br />
rungsfragen werden so in der Regel zu Entscheidungsproblemen (vgl. Rosenstiel<br />
1993, S 25).<br />
4.7 Arten der Führung<br />
4.7.1 Direkte Führung<br />
Sie wird auch als Interaktionsführung bezeichnet. Sie beschäftigt sich mit den di-<br />
rekten Interaktionen und Beziehungsgestaltungen im zwischenmenschlichen Be-<br />
reich zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Das Verhalten des Vorgesetzten,<br />
seine Art Ziele zu verdeutlichen oder Aufgaben zu koordinieren gelten als der<br />
zentrale Bestandteil dieser Führung. Die direkte Führung lässt sich als zielbezo-<br />
gene Führung definieren. Es werden Führungsprinzipien angewandt, die sehr<br />
stark von den Werthaltungen, Erfahrungen, Fähigkeiten und Verhaltensmotiven<br />
der Vorgesetzten beeinflusst sind und so auf die Mitarbeiter übertragen werden<br />
sollen. In der direkten Führung werden sehr hohe Anforderungen an die Füh-<br />
rungskraft gestellt. Da den Führungskräften große Handlungsspielräume offen<br />
gelassen werden, treten gravierende Unterschiede auf ob und wie bestimmte Auf-<br />
gaben von den Führungskräften bewältigt werden (vgl. Rosenstiel 1993, S 25).<br />
14
4.7.2 Strukturelle Führung<br />
4 Führung<br />
In dieser Führung gibt es Strukturen, die Aktivitäten steuern und koordinieren, wie<br />
z.B. die Beeinflussung der Mitarbeiter durch Regeln, Grundsätze, Instrumente,<br />
Strategien, Organisationsstrukturen oder Organigramme, Stellenbeschreibungen<br />
usw. ( vgl. Wunderer 1996, S 386).<br />
4.8 <strong>Führungsstil</strong>e<br />
Der <strong>Führungsstil</strong> ist das charakteristische Verhalten und Vorgehen von Führungs-<br />
kräften bei der Wahrnehmung ihrer Führungsaufgaben (vgl. Laufer, 2010, S 41).<br />
<strong>Führungsstil</strong>e drücken sich in Verhaltensmuster aus, die durchgängig im Füh-<br />
rungsprozess zu beobachten sind. Die Art und Weise in der der Vorgesetzte von<br />
seiner Positionsautorität, seiner Fachautorität und seiner Persönlichkeitsautorität<br />
Gebrauch macht, charakterisiert seinen <strong>Führungsstil</strong> (vgl. Märtens, 2000, S 130).<br />
Grundsätzliche Einwirkungsfaktoren zur Bestimmung der <strong>Führungsstil</strong>e sind der<br />
Führungsinhalt, der Führungsumfang und die Führungsorganisation. Es wird zwi-<br />
schen Personen- und aufgabenorientierten Führen unterschieden.<br />
Beim personenorientierten Führen wird delegiert, motiviert und entwickelt.<br />
Beim aufgabenorientierten Führen wird geplant, organisiert, Ziele gesetzt, kom-<br />
muniziert, Entscheidungen getroffen und kontrolliert. Der Führungsumfang be-<br />
schreibt den Grad der Beteiligung des Mitarbeiters an den Führungshandlungen.<br />
Bei der Führungsorganisation geht es darum ob sich alle Vorgesetzten und Mitar-<br />
beiter in dem ihnen vorgegebenen Aufgaben-, Kompetenzen-, und Verantwor-<br />
tungsbereichen bewegen.<br />
Diese Einwirkungsfaktoren können in unterschiedlichen Maßen kombiniert wer-<br />
den und daraus entstehen die verschiedensten <strong>Führungsstil</strong>e(vgl. Preißler 1992, S<br />
134).<br />
4.9 Führung als Arbeit<br />
Mit dem Wort Führer verbinden die meisten heute ausnahmslos die finsteren Ge-<br />
stalten des 20. Jahrhunderts, wie z.B. Mussolini, Franco, Fidel Castro und Hitler.<br />
Diese alle betitelten sich selbst als Führer. Unser Bild von einem Führer ist der-<br />
15
4 Führung<br />
maßen verdunkelt, dass uns in weiten Bereichen der Gesellschaft sogar die heil-<br />
same Funktion des Führens entgeht. Es gibt noch andere Führer als die Diktato-<br />
ren des 20. Jahrhunderts. Allen voran die große Führergestalt des Mose, Martin<br />
Luther King, Mahatma Gandhi, Rudi Dutschke und viele andere.<br />
Gute Führung ist wichtig. Allerdings hat sie wenig mit dem zu tun, was heute unter<br />
diesem Schlagwort propagiert wird. Sie hat wenig mit Führungsqualitäten und<br />
überhaupt nichts mit Charisma zu tun. Sie ist unromantisch und langweilig. Bei der<br />
Führung geht es einzig und allein um Leistung. Es muss festgehalten werden,<br />
dass Führung an sich weder gut noch wünschenswert ist. Sie ist Mittel zum<br />
Zweck. Gute Führung hängt nicht vom Charisma ab. Eisenhauer, George Mars-<br />
hall, Harry Truman waren außerordentlich effektive Führer, doch keiner von ihnen<br />
besaß Charisma. Dasselbe gilt für Konrad Adenauer, Abraham Lincoln, Winston<br />
Churchill. Auch diese hatten sehr wenig Charisma. Sehr oft schadet Charisma ei-<br />
ner Führungskraft. Es beraubt sie der Flexibilität und der Fähigkeit zur Verände-<br />
rung. Es weckt in ihr die Illusion der Unfehlbarkeit und genau das geschah bei Sta-<br />
lin, Hitler und Mao. Die Experten für die Geschichte der Antike sind sich darin ei-<br />
nig, dass nur der frühe Tod Alexander den Großen davor bewahrt hat als Führer<br />
zu scheitern. Charisma ist keine Garantie für die Effektivität einer Führungskraft<br />
(vgl. Drucker 2001, S 314).<br />
Wovon hängt die Qualität der Führung ab, wenn nicht vom Charisma oder von<br />
bestimmten Wesenszügen? Drucker meint in erster Linie hängt sie von harter Ar-<br />
beit ab, was auch charismatische Führer wieder und wieder bestätigt haben. Julius<br />
Cäsar z.B. oder Feldmarshall Montgomery. Grundlegend für effektive Führung<br />
sind die Analyse, die Definition und die Umsetzung einer klaren Aufgabenstellung<br />
für das Unternehmen. Die Führungskraft setzt die Ziele, legt die Prioritäten fest<br />
und sorgt für die Einhaltung der Standards. Dabei muss sie natürlich Kompromis-<br />
se eingehen. Doch bevor sie einen Kompromiss eingeht, denkt die effektive Füh-<br />
rungskraft gründlich darüber nach was wichtig und wünschenswert ist.<br />
Die Führungskraft muss in erster Linie die Trompete sein, die einen klaren Ton<br />
von sich gibt. Was den guten vom schlechten Führer unterscheidet sind seine Zie-<br />
le. Ob die Führungskraft überzeugte Gefolgsleute haben wird, hängt davon ab ob<br />
sie an einigen grundlegenden Standards festhält.<br />
16
4 Führung<br />
Diese Führungskraft weiß, dass letzten Endes sie allein die Verantwortung trägt,<br />
fürchtet sich nicht vor starken Kollegen und Mitarbeitern. Schlechte Führer tun<br />
dies und versuchen stets sich der kompetenten und damit gefährlichen Personen<br />
in ihrer Umgebung zu entledigen. Gute Führungskräfte brauchen starke Mitarbei-<br />
ter und fördern diese nach Kräften. Da sie sich für die Fehler ihrer Kollegen und<br />
Untergebenen verantwortlich fühlen, betrachten sie deren Erfolge als ihre eigenen<br />
Erfolge anstatt eine Bedrohung darin zu sehen.<br />
Eine Führungskraft kann eitel sein, sie kann demütig sein oder einen Minderwer-<br />
tigkeitskomplex haben. Eine gute Führungskraft weiß, dass ihre wesentliche Auf-<br />
gabe darin besteht die Energie und die Vorstellungskraft der Menschen zu we-<br />
cken. Die letzte Voraussetzung für diese gute Führung ist, dass man sich das Ver-<br />
trauen der Untergebenen verdient. Ohne Vertrauen bildet sich keine Gefolgschaft<br />
und eine Führungskraft muss definitionsgemäß eine Gefolgschaft haben. Die Mit-<br />
arbeiter müssen ihren Führer nicht mögen, um ihm zu vertrauen. Es ist auch nicht<br />
erforderlich, dass sie seine Meinung teilen. Gute Führung beruht nicht auf Klug-<br />
heit, sondern auf Beständigkeit (vgl. Drucker 2001, S 316).<br />
4.10 Management<br />
Im Mittelpunkt des Managements steht der Mensch. Die Aufgabe des Manage-<br />
ments besteht darin, Menschen in die Lage zu versetzen, gemeinsam Leistungen<br />
zu erbringen. Es muss ihre Stärken nutzen und ihren Schwächen die Bedeutung<br />
nehmen. Ein Unternehmen kann nur funktionieren, wenn sich alle Angehörigen zu<br />
gemeinsamen Zielen und Werten bekennen. Die Qualität der Managements, in<br />
dessen Mittelpunkt das Handeln und die Anwendung stehen, wird an den Ergeb-<br />
nissen gemessen (vgl. Drucker 2004, S 30).<br />
Management unterliegt stark dem modischen Trend oder dem sozialen Wandel.<br />
Es vergehen kaum zwei Monate ohne dass nicht wieder ein neues Management<br />
angepriesen und propagiert wird (vgl. Grimm, 1994, S 33).<br />
17
Prinzipien des Managements<br />
4 Führung<br />
Heute arbeitet praktisch jeder von uns für eine gemanagte Einrichtung, die einem<br />
wirtschaftlichen Zweck dienen kann oder nicht. Unser Lebensunterhalt hängt von<br />
der Qualität der Unternehmensführung ab und unsere Fähigkeit zum Wohlergehen<br />
der Gesellschaft beizutragen hängt nicht von unseren persönlichen Fähigkeiten,<br />
unserem Engagement und unserer Anstrengung ab, sondern auch vom Manage-<br />
ment der Organisation, für die wir tätig sind.<br />
Management ist tief in der Kultur verwurzelt. Die Manager in Deutschland, Eng-<br />
land, Japan oder Brasilien tun alle exakt das gleiche, wobei die Art und Weise wie<br />
sie es tun sehr unterschiedlich sein kann. Eine der grundlegenden Herausforde-<br />
rungen mit denen die Manager in den Industrieländern konfrontiert sind, besteht<br />
darin herauszufinden, welche Elemente ihrer Tradition, Geschichte und Kultur als<br />
Bausteine für das Management verwendet werden können.<br />
Das Unternehmen benötigt klare, einfache und verbindende Ziele. Die Aufgaben-<br />
stellung muss deutlich und erstrebenswert sein, dass sie allen Beteiligten eine kla-<br />
re Vision vermittelt. Die vorrangige Aufgabe besteht darin Aufgabenstellung, Ziele<br />
und Werte des Unternehmens festzulegen und bei deren Verwirklichung mit gutem<br />
Beispiel voranzugehen.<br />
Das Management muss das Unternehmen und jeden einzelnen Angehörigen in<br />
die Lage versetzen sich im Gleichklang mit den sich wandelnden Erfordernissen<br />
und Möglichkeiten weiter zu entwickeln. Jedes Unternehmen ist sowohl eine Lern-<br />
als eine Lehreinrichtung. Jedes Unternehmen setzt sich aus Menschen mit ver-<br />
schiedenartigen Fähigkeiten und Kenntnissen zusammen, die viele verschiedene<br />
Tätigkeiten ausüben. Das Funktionieren der Organisation muss auf der Kommuni-<br />
kation und auf der individuellen Verantwortung beruhen.<br />
Die Mitarbeiter müssen sich Gedanken darüber machen, was sie anstreben und<br />
dafür sorgen, dass ihre Kollegen ihre Ziele kennen und verstehen. Alle müssen<br />
darüber nachdenken, was sie den anderen zu geben haben und dafür sorgen,<br />
dass die anderen dies wissen. Auf der anderen Seite müssen sie sich überlegen,<br />
was sie ihrerseits von den anderen benötigen und sicherstellen, dass die anderen<br />
wissen was von ihnen erwartet wird. Die Position auf dem Markt, die Innovations-<br />
18
4 Führung<br />
fähigkeit, die Produktivität, die Entwicklung der Mitarbeiter, die Qualität, die finan-<br />
ziellen Ergebnisse sind alle wichtigen Bestandteile der Leistungen eines Unter-<br />
nehmens und haben auch entscheidenden Einfluss auf sein Überleben.<br />
Die Qualität des Managements in dessen Mittelpunkt das Handeln und die An-<br />
wendung stehen, wird an den Ergebnissen gemessen. Das macht es zu einer<br />
technischen Disziplin. Doch das Management hat auch mit den Menschen zu tun,<br />
mit ihren Werten und ihrer Entfaltung und damit wird es zu einer Humanwissen-<br />
schaft. Es belässt sich also mit der gesellschaftlichen Struktur und der Gemein-<br />
schaft und nimmt Einfluss auf deren Entwicklung. Das Management erfordert eine<br />
eingehende Auseinandersetzung mit moralischen Fragen, wie mit der Natur des<br />
Menschen und der Frage von gut und böse. Damit wird das Management zu einer<br />
jener Disziplinen, die traditionell als Geisteswissenschaften bezeichnet werden. Es<br />
ist eine Geisteswissenschaft, weil es sich mit den Grundlagen des Wissens, der<br />
Selbsterkenntnis, der Weisheit und der Führung befasst.<br />
Der Manager nutzt alle Erkenntnisse der Psychologie, der Philosophie, der Wirt-<br />
schaftswissenschaft, der Geschichte und der Ethik sowie der Ergebnisse der Na-<br />
turwissenschaft. Doch er muss dieses Wissen im Dienste von Effektivität und Re-<br />
sultaten einsetzen, um einen kranken Patienten zu heilen, einen Studenten aus-<br />
zubilden, einen Brücke zu bauen oder ein benutzerfreundliches Softwarepro-<br />
gramm zu entwickeln und zu verkaufen. Das Management ist ein Organ einer Or-<br />
ganisation (vgl. Drucker 2001, S 27).<br />
4.11 Verantwortung<br />
Was ist Verantwortung?<br />
Unter Verantwortung versteht man ganz allgemein eine Zuständigkeit für eine be-<br />
stimmte Aufgabe.<br />
Der innerste Verantwortungsbereich umfasst die Erfüllung der ökonomischen<br />
Funktionen eines Unternehmens sowie die Einhaltung der Gesetze. Der zweite<br />
Verantwortungsbereich bezieht sich auf die Berücksichtigung negativer sozialer,<br />
19
4 Führung<br />
ökologischer, kultureller oder politischer Folgen der Unternehmung. Der dritte äu-<br />
ßere Kreis der Verantwortung ist der umfassendste. Er fordert die Übernahme von<br />
Mitverantwortung des Unternehmens bei der Lösung von Problemen. Dieser Ver-<br />
antwortungsbereich besteht auch dann, wenn die Probleme tendenziell durch das<br />
einzelne Unternehmen nicht oder nur wenig verursacht wurden. Ein sehr wichtiger<br />
Punkt ist vor allem auch die Verantwortung eines Unternehmens für seine Mitar-<br />
beiter und deren Angehörige. Diese Verantwortlichkeit sollte als oberstes Prinzip<br />
des Denkens und Handelns der Führung begriffen werden.<br />
Was bedeutet Verantwortung für die Führung?<br />
Die Leistungsbereitschaft eines Mitarbeiters steigt in dem Maß, wie er für seine<br />
Arbeit Verantwortung übernehmen kann und ihm die erforderliche Autorität über-<br />
tragen wird.<br />
Es gibt Gründe für die Führungskraft Verantwortung zu delegieren:<br />
� Für den Vorgesetzten ergibt sich ein Zeitgewinn und eine psychische Entlas-<br />
tung<br />
� Die Verantwortungsübertragung bewirkt eine Motivation der Mitarbeiter<br />
� Ehrliche Kritik wird eher geäußert. Neue Problemlösungen und Ideen können<br />
so leichter entstehen<br />
� Spezialwissen der Mitarbeiter wird besser genutzt. Insgesamt entsteht mehr<br />
Transparenz<br />
Es gibt Gründe für den Mitarbeiter mehr Verantwortung zu übernehmen:<br />
� Er erhält eine bessere Übersicht über die Arbeitsabläufe<br />
� Er erlebt eine persönliche Aufwertung<br />
� Selbständiges Handeln kann besser gelernt und Kritik besser geäußert werden<br />
� Klare eigene Erfolge wirken motivierend<br />
� Das Handeln wird zielgerichteter<br />
20
4 Führung<br />
Es gibt Risiken bei der Übergabe von Verantwortung. Bei der Übernahme von<br />
Verantwortung für den eigenen Bereich kann es unter Umständen dazu kommen,<br />
dass nur mehr innerhalb dieses Rahmens gedacht wird. Die Idee des Ganzen ge-<br />
rät so leichter in Vergessenheit. Ebenso kommt dazu, dass manche Führungskräf-<br />
te glauben an Autorität zu verlieren, wenn Mitarbeiter den Aufgabenbereich eben-<br />
so gut kennen oder gar besser ausführen. Es kommt zur Konkurrenzangst gegen-<br />
über Mitarbeitern, die selbständig und verantwortlich arbeiten, Selbstbewusstsein<br />
entwickeln und Aufstiegsbewusstsein erleben. Verantwortung wird sehr oft von<br />
Mitarbeitern als Last empfunden, weil die Angst vor Fehlern sehr tief sitzt (vgl.<br />
Walter 2005, S 494).<br />
4.12 Macht und Einfluss<br />
Führung steht in einem Naheverhältnis zu Macht und Einfluss. Macht bedeutet die<br />
Möglichkeit auf das Handeln anderer einzuwirken bzw. diese zu beeinflussen.<br />
Macht beruht auf unterschiedlichen Grundlagen.<br />
French und Rafen (1959) haben mit der Unterscheidung zwischen fünf Mach-<br />
grundlagen, die am weitesten verbreitete Typologie von Macht geschaffen.<br />
Die Belohnungsmacht<br />
Sie beruht auf der Möglichkeit der Führungsperson Belohnungen zu verteilen, die<br />
von den Mitarbeitern als erstrebenswert erachtet werden. Die Personen sind be-<br />
strebt Handlungen zu setzen, die positive Verstärker auslösen. Es zählen monetä-<br />
re Anreize, hervorragende Leistungsbeurteilungen, Beförderungen, herausfor-<br />
dernde Arbeitsaufgaben, ein angenehmes Arbeitsklima, wichtige Informationen,<br />
eine bedürfnisorientierte Arbeitszeitenregelung und ähnliches zu den Belohnun-<br />
gen. Führungskräfte können Belohnungen verteilen. Freundlichkeit, Akzeptanz,<br />
Lob und andere soziale Verstärker sind für jedes Stationsmitglied erstrebenswert.<br />
21
Die Bestrafungsmacht:<br />
4 Führung<br />
Sie kann man als Gegenstück zur Belohnungsmacht sehen. Die Führungskraft hat<br />
hier die Möglichkeit Macht auszuüben, indem sie Anwendung von Strafreizen an-<br />
droht bzw. auch tatsächlich verteilt, falls Personen nicht erwünschte Verhaltens-<br />
weisen zeigen. Das sind z.B. Strafreize, wie Kündigungen, Versetzungen, Degra-<br />
dierungen, die Beauftragung mit unwillkommenen Arbeitsaufgaben oder aber eine<br />
entwürdigende Behandlung. Wenn Mitarbeiter bessere Alternativen am Arbeits-<br />
markt wahrnehmen, werden sie wahrscheinlich kündigen oder sie machen Dienst<br />
nach Vorschrift.<br />
Die Positionsmacht:<br />
Diese Macht resultiert aus der von einer Person besetzten Position in der Hierar-<br />
chie einer Organisation. Diese Macht umfasst Belohnungs- und Bestrafungs-<br />
macht, aber auch dass die Mitglieder einer Organisation diese Macht auf Grund<br />
der Position ihres Inhabers akzeptieren und in der Regel die Anordnungen eines<br />
Inhabers und deren Ausübung nicht in Frage stellen.<br />
Die Identifikationsmacht:<br />
Sie gründet auf der Identifikation mit einer Person, die einem als sympathisch er-<br />
lebte Persönlichkeit auffällt. Sie entwickelt sich durch die Bewunderung einer Per-<br />
son und aus dem Bedürfnis diese in Einstellungen und Werten nachzueifern. Per-<br />
sonen, die auf diese Weise zum Vorbild für andere werden, verfügen zweifellos<br />
über ein gewisses Charisma, sind meistens redegewandt, haben ein ausdrucks-<br />
volles oder ausdrucksstarkes Äußeres und ein dominantes Auftreten. Bei der Iden-<br />
tifikationsmacht gibt es eine unscharfe Abgrenzung zwischen ihr und Charisma.<br />
Sie ist auf Wertschätzung und Bewunderung gekennzeichnet, Charisma durch<br />
folgende andere Kriterien:<br />
22
4 Führung<br />
� Charismatische Personen kommunizieren eine eindeutige Vision von der Zu-<br />
kunft des Unternehmens sowie Mittel und Wege um diese zu verwirklichen<br />
� Sie sind äußerst redegewandt, benutzen emotionale und ausdrucksstarke<br />
sprachliche Gesten<br />
� Charismatische Personen wird nahezu bedingungslos vertraut und ihre Integri-<br />
tät nicht angezweifelt<br />
� Sie sind sensibel für die Gefühle anderer und gehen auch darauf ein. So ge-<br />
hört auch ein emotionales motivierendes Lob für Mitarbeiter zu ihren Stan-<br />
dardrepertoire<br />
Die Expertenmacht<br />
Sie ist die Folge von Spezialwissen oder besonderen Fähigkeiten, die jemand be-<br />
sitzt und von denen andere abhängig sind. Sie findet immer größere Bedeutung in<br />
der heutigen Zeit, da Organisationen ganz besonders vom Können der Ideenex-<br />
perten oder von Finanzexperten abhängig sind.<br />
Zu diesen klassischen fünf Machtgrundlagen kam später noch eine sechste hinzu,<br />
das war die Informationsmacht. Sie beruht auf der einer bestimmten Person zu-<br />
gänglichen Information, über die andere nicht verfügen, diese aber benötigen, um<br />
ihren Aufgaben nachzugehen. Beispielweise sagt man z.B. Chefsekretärinnen üb-<br />
licherweise nach, dass sie mehr Informationen haben als jeder andere. Zudem<br />
wissen sie oft über informelle Machtstrukturen im Unternehmen Bescheid, die<br />
nicht aus dem Organigramm abzulesen sind (vgl. Rodler, Kirchler 2002, S 12).<br />
4.13 Eigenschaftstheorie oder Ansätze<br />
Dazu gibt es die Fragen:<br />
� Welche Eigenschaften sind mit erfolgreichen Führungskräften assoziiert?<br />
� Welche Idee steckt dahinter?<br />
� Worin liegen wesentliche Kritikpunkte am Eigenschaftsansatz?<br />
23
4 Führung<br />
Wenn Personen gefragt werden, was gute Führung ausmacht, so ist meist die<br />
Antwort, wie Eigenschaft und Charakterzug von den jeweiligen Führungsperso-<br />
nen. Der Eigenschaftsansatz war auch einer der ersten Ansätze der Erforschung<br />
von Führung und hat bis heute seine Anziehungskraft nicht verloren. Auch in neu-<br />
en Konzepten haben Merkmale, wie die persönliche Motivation oder Integrität von<br />
Führungskräften ihren festen Platz. Er ist deshalb so attraktiv, weil er Führungs-<br />
kräfte unterschiedlichster Bereiche anhand persönlicher Merkmale zu vergleichen<br />
gestattet.<br />
Der Anfangspunkt der Eigenschaftstheorie kann mit den sogenannten Treatment-<br />
Theorien um 1900 gesetzt werden. Es bestand damals die Annahme, dass Füh-<br />
rungspersönlichkeiten bestimmte angeborene und ererbte Merkmale besitzen, die<br />
sie von jenen Personen, die nicht zur Führung fähig sind unterscheiden. Das wa-<br />
ren körperliche Merkmale, wie das äußere Erscheinungsbild, Körpergröße, Per-<br />
sönlichkeitseigenschaften, wie Extraversion, Dominanz, Selbstvertrauen, emotio-<br />
nale Stabilität oder Intelligenz. Ebenfalls wichtig war, Durchsetzungsfähigkeit,<br />
Überzeugungskraft, Kreativität und soziale Kompetenzen.<br />
Es gab Charakteristika von Führungskräften in Zusammenhang mit Erfolg bzw.<br />
Effektivität und diese waren:<br />
� ein hohes Potential an mentaler und körperlicher Energie<br />
� Stresstoleranz<br />
� Selbstvertrauen<br />
� emotionale Reife<br />
� Bedürfnis nach Macht<br />
� hohe Leistungsmotivation.<br />
Die Stärken dieses Ansatzes liegen in seiner Einfachheit. Man findet, dass Perso-<br />
nen die Führungspositionen bekleiden, außergewöhnliche Eigenschaften besitzen<br />
müssen, um außergewöhnliche Leistungen erbringen zu können. Personen schei-<br />
nen ein Bedürfnis zu haben ihre Führungskräfte als außergewöhnliche Menschen<br />
wahrzunehmen. Der Eigenschaftsansatz hat wesentlich dazu beigetragen, dass<br />
heute der Person der Führungskraft im Prozess der Führung eine bedeutsame<br />
Stellung beigemessen wird (vgl. Rodler, Kirchler 2002, S 25).<br />
24
4.14 Führungstheorien<br />
4 Führung<br />
Führungstheorien beschreiben, erklären und prognostizieren Bedingungen, Struk-<br />
turen, Prozesse, Ursachen und Konsequenzen von Führung. Sie wollen erklären,<br />
wie Vorgesetzte in einer bestimmten Situation ihre Mitarbeiter beeinflussen müs-<br />
sen, damit diese ein als Ziel definiertes Leistungs- oder Verhaltensniveau errei-<br />
chen oder überschreiten. In führungstheoretischer Betrachtung stehen die Bemü-<br />
hungen des Führers die unterstellte Gruppe zu beeinflussen (vgl. Drumm 1995, S<br />
373).<br />
Hier sollen jene Führungstheorien kurz erklärt werden, die entwicklungsgeschicht-<br />
lich als die bedeutendsten gelten:<br />
Die Eigenschaftstheorie:<br />
Die Eigenschaftstheorie der Führung gilt als älteste, einfachste, am leichtesten<br />
einsehbare und lange Zeit dominierende Vorstellung von erfolgreichen und effi-<br />
zienten Führungspersonen. Sie gilt als Sammelbezeichnung für all jene Ansätze,<br />
die der Persönlichkeit des Führers die größte Bedeutung beimessen und stark<br />
individualistisch ausgerichtet sind.<br />
Das Hauptinteresse der Eigenschaftstheorie besteht darin jene Persönlichkeitsei-<br />
genschaften zu identifizieren, die Erfolgreiche von Erfolglosen und Führern von<br />
Nichtführern unterscheiden. Man geht davon aus, dass Führungspersönlichkeiten<br />
ihre Position bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, welche die Geführten nicht<br />
aufweisen, verdanken. Diese herausragenden Eigenschaften ermöglichen ihnen<br />
auch die Führungshandlung. Zu den Eigenschaften werden hier Persönlichkeits-<br />
merkmale aufgefasst, welche zeitlich stabil, universell und übersituativ sind. Diese<br />
Führungspersonen verhalten sich über längere Zeit beständig und handeln in glei-<br />
chen Situation gleichartig (vgl. Staehle 1989, S 305).<br />
Die Vorgesetzten passen sich, wenn sie mit gleichrangigen oder mit Mitarbeitern<br />
interagieren an das Verhalten der jeweiligen Situationen an.<br />
25
4 Führung<br />
Stockdill hat über 100 Studien zur Identifizierung von Führungseigenschaften aus-<br />
gewertet und kommt zu dem Ergebnis, dass die sich im Zusammenhang mit Füh-<br />
rung bedeutsamen Faktoren auf folgende Eigenschaften reduzieren lassen:<br />
� Fähigkeiten: Intelligenz, Ausdrucksfähigkeiten, Originalität, Urteilskraft<br />
� Leistungen: Schulerfolg, Wissen, sportliche Erfolge<br />
� Verantwortung, Zuverlässigkeit, Initiative, Selbstsicherheit und Ausdauer<br />
� Status: Popularität (vgl. Rosenstiel 1993, S 25).<br />
Die Situationstherapie:<br />
Bei Untersuchungen der Führungsforschung kam das Ergebnis heraus, dass es<br />
weder die optimalen Führungseigenschaften, den besten <strong>Führungsstil</strong> noch das<br />
ideale Führungsverhalten gibt. Es kommt vielmehr darauf an die Anforderungen je<br />
nach Situation anzunehmen. Es geht hierbei um die Berücksichtigung der Situati-<br />
on (vgl. Rosenstiel 1993, S 14).<br />
Zur Beschreibung der Führungssituation unterscheidet Fidler folgende drei Di-<br />
mensionen:<br />
� Die Positionsmacht: Eine hohe Positionsmacht bringt den Führungskräften<br />
Erleichterung bei der Aufgabenerfüllung.<br />
� Die Aufgabenstruktur: Je strukturierter eine Aufgabe ist, umso leichter kann<br />
sie koordiniert und kontrolliert werden.<br />
� Die Beziehung zwischen Führer und Geführten: Eine gute Beziehung zwi-<br />
schen Führer und Geführten erleichtert die Einflussnahme des Führers auf<br />
die Geführten.<br />
Diese Führungssituationstheorie schichtet sich noch einmal in drei verschiedene<br />
Arten:<br />
� Zwischen guter und schlechter Führer<br />
� Strukturierte und unstrukturierte Aufgaben<br />
� Starke und schwache Positionsmacht (vgl. Steinmann 1993, Seite 510)<br />
26
Die Erwartungstheorie:<br />
4 Führung<br />
Das ist die Weg-Zieltheorie von Haus. Diese thematisiert den Führungsprozess<br />
und sein Wirkungsgeschehen nicht mehr länger aus der Perspektive des Führers,<br />
sondern des Geführten. In dieser Theorie liegt das Hauptaugenmerk auf dem Ver-<br />
halten der Geführten. Ob ein bestimmtes Führungsverhalten als nützlich angese-<br />
hen wird, hängt von den Zielen und Vorstellungen der Mitarbeiter ab. Ein Füh-<br />
rungsverhalten gilt dann als effektiv, wenn es die Mitarbeiter motivieren vermag.<br />
Der Führer kann Zufriedenheit, Motivation und die Leistung der Gruppenmitglieder<br />
auf unterschiedliche Weise beeinflussen (vgl. Neuberger 1995, S 199).<br />
Hauptansatzpunkte für dieses Führungsverhalten sind:<br />
� Wecken von Bedürfnissen nach positiven Ergebnissen<br />
� Unterstützung des Mitarbeiters bei der Erwartungsbildung. Das Beloh-<br />
nungssystem soll so ausgerichtet werden, dass die Leistungen mit den Be-<br />
dürfnisbefriedigungsmöglichkeiten verknüpft werden<br />
� Wege erleichtern durch unterstützen, helfen und anleiten<br />
� Hindernisse auf dem Weg beseitigen und Zielerreichung belohnen<br />
In der Weg-Zieltheorie wird davon ausgegangen, dass ein Vorgesetzter verschie-<br />
dene <strong>Führungsstil</strong>e nebeneinander praktizieren kann und adäquat einsetzen kann.<br />
Positiv an diesem Konzept der Weg-Zieltheorie ist die Hinwendung zu den Mitar-<br />
beitern, denn deren Befindlichkeit und Einsatzbereitschaft sind ausschlaggebend<br />
für die Effektivität in jedem Unternehmen (vgl. Staehle 1989, S 334).<br />
Wertorientierung in der Führung<br />
Eine eindeutige und zeitlich beständige Definition zu suchen erweist sich als un-<br />
möglich. Zum einen existiert eine Vielzahl von Formulierungen und zum anderen<br />
sind die Grenzen zu anderen Begriffen, wie Bedürfnis, Einstellung, Meinung und<br />
Ziel fließend. Kant definiert Werte als „Eigenschaften, die zur Hochschätzung wür-<br />
dig machen“. Werte straffen das Leben, sie bündeln, richten, scheiden Unpassen-<br />
des aus und selektieren (vgl. Gebhard 1991, S 29).<br />
27
4 Führung<br />
Werte verdeutlichen, was von bestimmten Gruppen als wünschenswert angese-<br />
hen wird und üben Einfluss auf Ziele der Gruppenmitglieder aus. Jede Gruppe,<br />
Gesellschaft oder einzelnen Menschen nimmt die Reihung der Werte nach per-<br />
sönlich eingeschätzter Wichtigkeit vor und jeder hat eine unterschiedliche Werthal-<br />
tung oder Wertorientierung. Werte haben eine formale Rolle, d.h. dass sie z.B.<br />
legitimieren, motivieren, selektionieren, stabilisieren, integrieren oder Sinn stiften.<br />
Daraus werden vier Wertwirkungsfelder abgeleitet:<br />
� Werte als Persönlichkeitsstabilisatoren<br />
� Werte als Anpassungspromotoren<br />
� Werte als Stabilisatoren sozialer Systeme<br />
� Werte als Orientierungsgrößen<br />
Da man annimmt, dass es eine übersichtliche Zahl von Werten gibt, können Werte<br />
ein Ordnungskonzept darstellen. Sie bieten dem Menschen Hilfestellungen an sich<br />
in einer unübersichtlichen Welt zurechtzufinden (vgl. Staffelbach 1988, S 28).<br />
Werte und Strukturen:<br />
Die Menschen werden heute dazu gezwungen verschiedene, teilweise sogar sich<br />
einander widersprechende Eigenschaften aufzuweisen und diese situationsgemäß<br />
einzusetzen. Der Mensch ist heute verwöhnter, umweltbewusster, sparsamer,<br />
sensibler, aufsässiger, brutaler, bescheidener, modischer, engagierter, hektischer<br />
und eigennütziger geworden. Anhand dieser Eigenschaften wird das gestiegene<br />
Selbstbewusstsein unter den Menschen und deren Drang zur Selbstentfaltung<br />
zum Ausdruck gebracht.<br />
Durch diese Eigenschaften kommt es aber zu einem Bewusstseinswandel unter<br />
den Mitarbeitern. Sie stellen höhere Erwartungen an die Arbeit, sie streben eine<br />
Tätigkeit an, die eine Herausforderung darstellt, Interesse weckt und Eigenstän-<br />
digkeit und Verantwortungsbewusstsein fördert. Der einzelne Mensch sucht nach<br />
Chance sich selbst und sein ganzes Persönlichkeitspotential in die Tätigkeit ein-<br />
28
4 Führung<br />
bringen zu können. Er will als ganze Person angenommen, ernst genommen und<br />
anerkannt werden (vgl. Sprenger 1991, S 26).<br />
Durch diese Wertestrukturen kommt es zu Herausforderungen für die Führungs-<br />
kraft, denn Beruf und Arbeit dienen bei den Mitarbeitern nicht mehr allein und ein-<br />
zig dem Gelderwerb. Der Mitarbeiter äußert das Bedürfnis in der Arbeit etwas tun<br />
zu können, was ihm sinnvoll erscheint und auch Spaß macht.<br />
Der Mitarbeiter möchte in seinem Beruf seine Persönlichkeit verwirklichen und<br />
seine Lebensaufgabe erfüllen können.<br />
Der Mitarbeiter erwarten von dem Vorgesetzten Möglichkeiten zur Mitsprache,<br />
Beteiligung an Entscheidungsprozessen und Meinungsfindung.<br />
Der Mitarbeiter erwartet, dass das Arbeitsumfeld und die Umwelt seinen Erwar-<br />
tungen angepasst werden.<br />
Er wünscht sich von Seiten der Unternehmung, dass den erbrachten Leistungen<br />
Wertschätzung entgegen gebracht wird.<br />
Er identifiziert sich nur dann mit den Zielen und Vorstellungen der Unternehmung,<br />
wenn eine Verbindung zu den eigenen Zielen und Wertvorstellungen besteht. Die-<br />
se Werte haben allerdings keine negativen Auswirkungen auf das berufliche En-<br />
gagement der Mitarbeiter, da nur die Ansprüche und Erwartungen an den Arbeits-<br />
platz höher geworden sind. Hier ist die Führung gefordert, damit es nicht zu De-<br />
motivation und geringem Arbeitseinsatz der Mitarbeiter kommt (vgl. Röckele 1994,<br />
S 161).<br />
4.15 Rollenverständnis der Führungskräfte<br />
Bedeutung der Führungskräfte<br />
Führungskräfte verfügen über eine umfangreiche und abstrakte Informationsbasis.<br />
Es wird ihnen die Rolle des Initiators, des Vordenkers und des Vorführers von<br />
Veränderungen übertragen. Führungskräfte wirken als Lernvorbilder, das heißt sie<br />
sind bewusst oder unbewusst Gegenstand von Modelllernen. Führungskräfte ent-<br />
scheiden über lernen oder nicht lernen, über Realisierung oder Verhinderung von<br />
Veränderungsprozesses, die von den ihnen unterstellten Mitarbeitern angeregt<br />
werden (vgl. Walz 1995, S 19).<br />
29
Führungseigenschaften<br />
4 Führung<br />
Die Führungseigenschaften sind relativ stabile Verhaltensmuster, die sich meist<br />
für diese Person als Motiv befriedigend erwiesen haben.<br />
Zu den Eigenschaften zählen:<br />
� Dominanzstreben: Verantwortung zu übernehmen, im sozialen Kontakt mit an-<br />
deren Initiative ausüben, ausgeprägtes Selbstvertrauen und Gefühl für persön-<br />
liche Identität<br />
� Leistung: Dinge besser und gezielter zu gestalten als bisher, Aufgaben zu voll-<br />
enden, Ziele mit Energie und Ausdauer zu verfolgen<br />
� Befähigung: Probleme zu lösen, Intelligenz, Wachsamkeit, sprachliche Ge-<br />
wandtheit<br />
� Kommunikationsfähigkeit: Zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen, sich<br />
wirklich für seine Mitmenschen zu interessieren, sich auf deren Bedürfnisse<br />
einzustellen, interpersonale Konflikte lösen, Fehlschläge und Verzögerungen<br />
zu tolerieren, zu motivieren, das Verhalten anderer Menschen zu beeinflussen<br />
Eine gute Führungsperson verleiht seinen Mitarbeitern ein Gefühl der Stärke und<br />
Verantwortung. Er belohnt ihre Leistung angemessen und sorgt für eine Organisa-<br />
tion in der jeder seine Aufgabe kennt. Dies ergibt eine gute Arbeitsmoral (vgl. Wit-<br />
hauer 1986, S 131).<br />
4.16 Führungsaufgaben<br />
Die Führungskraft benötigt immer mehr Zeit und Kraft für ihre Führungsaufgaben.<br />
Das Aufzeigen von Zielen, die positive Beeinflussung von Initiativen und das En-<br />
gagement der Mitarbeiter sowie die Motivation zur zielorientierten Leistungserfül-<br />
lung erhalten als Funktion der Führungskraft einen immer höheren Stellenwert.<br />
Um diese Aufgabe erfüllen zu können, muss die Führungskraft die Wünsche und<br />
Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter kennen. Aber was erwarten die Mitarbeiter von der<br />
beruflichen Arbeitswelt?<br />
30
4 Führung<br />
� Sie möchten eine berechenbare Führung, das gilt nicht nur für die Arbeits-<br />
gruppe, sondern für die ganze Organisation und Planung.<br />
� Sie möchten umfassend informiert werden, sie wollen die Ziele kennen, sie<br />
wollen wissen in welchem größeren Zusammenhang der Leistungsbeitrag<br />
steht und wie er gesehen wird, sie wollen, dass keine Information bewusst<br />
vorenthalten wird.<br />
� Sie möchten mit menschlicher Achtung behandelt werden. Jeder hat zwar<br />
seine besondere Fähigkeit und Eigenart, aber als Mensch die gleiche Wür-<br />
de.<br />
� Sie möchten einen Anreiz und eine Möglichkeit vorwärts zu kommen. Es ist<br />
ihnen klar, dass besondere Leistungen erforderlich sind, um voranzukom-<br />
men.<br />
� Sie möchten ein vernünftiges Maß an Freiheit und Selbständigkeit. Sie<br />
möchten für die Arbeit eigene Verantwortung übernehmen und wollen auch,<br />
dass man sie für das Ergebnis verantwortlich macht.<br />
� Sie möchten persönliche Konflikte vermeiden. Sie suchen Kontakt zueinan-<br />
der und leisten Beitrag zu einer gemeinsamen Zusammenarbeit. Sie möch-<br />
ten eine gewisse Sicherheit. Sie wissen, dass die Sicherheit des Arbeits-<br />
platzes auch von der persönlichen Entwicklung abhängt.<br />
� Sie möchten angemessene Arbeitsbedingungen. Sie wollen die besten Be-<br />
dingungen. Das gilt auch für die Vergütung. Sie möchten nützliche Arbeit<br />
leisten. Sie wollen das Gefühl haben, dass sie für den Unternehmenserfolg<br />
einen notwendigen Beitrag leisten. Dieses Gefühl bekommen sie nur, wenn<br />
sie wirklich nachdenken, mit beraten und mitwirken dürfen. Sie möchten fair<br />
und gerecht behandelt werden. Dies soll geschehen jeweils unter Berück-<br />
sichtigung der Person und Situation und nicht schematisch nur nach den<br />
Buchstaben einer Verordnung.<br />
Diese Erwartungen machen deutlich, dass der Mitarbeiter hohe Anforderung an<br />
die Führungskraft stellt. Die Führungskraft muss sich den neuen Gegebenheiten<br />
anpassen können. Damit erhält die Personalführung eine neue Dimension und ein<br />
anderes Gewicht. Viele verantwortungsvolle und weitblickende Führungskräfte<br />
wissen das. Die Führungskraft muss Verantwortung für die Mitarbeiter überneh-<br />
31
4 Führung<br />
men. Dies bedeutet wesentlich mehr als nur die Verantwortung für die Leistungs-<br />
ergebnisse zu tragen. Verantwortung setzt gewisse Kategorien voraus, die ein<br />
schützendes Dach bilden, unter dem sich der Mitarbeiter während seiner Arbeit<br />
gut aufgehoben fühlt.<br />
Wer über verantwortungsbewusstes Führen nachdenkt, muss sich zwangsläufig<br />
auch Fragen der Moral, des ethischen Grundverständnisses und des Sinnes von<br />
Führung stellen. Jede Führungskraft sollte erkennen, dass erfolgreiche Mitarbei-<br />
terführung mit der Führung der eigenen Person beginnt. Das heißt zunächst, dass<br />
derjenige, der es werden will, sich über sich selbst im Klaren sein muss, über sei-<br />
ne Persönlichkeit, seine Wünsche und seine Bedürfnisse. Das heißt aber auch,<br />
dass die Führungskraft insgesamt als Mensch und als Persönlichkeit das betriebli-<br />
che Umfeld entscheidend mitprägt und somit ausschlaggebend für das Maß an<br />
guter Führung ist. Führen ist demnach mehr sein als nur ein Verhalten.<br />
Der jeweils praktizierte <strong>Führungsstil</strong> ist Ausdruck und Umsetzung der jeweiligen<br />
Persönlichkeit.<br />
Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ist bei Führungskräften besonders<br />
wichtig. Diese persönlichen Weiterentwicklungen sind nicht von jetzt auf nachher<br />
zu erreichen. Sie erfordern viel Zeit und Geduld und Einstellungs- und Verhaltens-<br />
änderungen. Darauf zu hoffen, dass ein besonderes Erlebnis plötzlich zur höheren<br />
Einsicht verhilft, bedeutet abwarten und nicht aktives Handeln. Gerade dies wird<br />
heute von einer Führungskraft im besonderen Maß gefordert. Das tägliche Jagen<br />
durch den vollgestopften Terminkalender und hektisches Arbeiten unter Termin-<br />
druck geben die notwendige Zeit zum Nachdenken kaum noch her.<br />
An sich selbst zu arbeiten ist die Voraussetzung dafür besser führen zu können<br />
und auf sein Umfeld und seine Mitarbeiter positiv einzuwirken. Nur wer bereit ist<br />
sich selbst zu ändern, wird seiner Führungsfunktion gerecht. Wer führt muss auch<br />
im besonderen Maße Vorbild sein. Dies setzt voraus sich selbst kritisch zu über-<br />
prüfen, sich in Frage zu stellen, sich selbst zu erziehen und sich auch erziehen zu<br />
lassen. Erst dann ist der Führende in der Lage Entwicklungshelfer, Coach oder<br />
Trainer für seine Mitarbeiter zu sein.<br />
Durch solche Verhaltensweisen der Führungskräfte werden auch Mitarbeiter dazu<br />
motiviert sich selbst weiter zu entwickeln. Die Ausbildung der eigenen Persönlich-<br />
32
4 Führung<br />
keit ist auch deshalb von großer Bedeutung, weil sie die Grundlage für den Aufbau<br />
eines gegenseitigen Vertrauensverhältnisses ist. Ein Unternehmen kann ohne ge-<br />
genseitiges Vertrauen nicht erfolgreich arbeiten.<br />
Vertrauen ist daher die wesentliche Grundlage erfolgreicher Menschenführung.<br />
Vertrauen erwirbt, wer durch Wissen, Können und Leistung überzeugt, wer be-<br />
herrscht und maßvoll ist, Gerechtigkeit und Geduld übt, Verständnis für den ande-<br />
ren hat, dessen Würde und Rechte achtet und unermüdlich für seine Mitarbeiter<br />
sorgt. Diese Charaktereigenschaften machen die Persönlichkeit einer erfolgrei-<br />
chen Führungskraft aus. Sie schaffen Menschlichkeit und ein positives Klima im<br />
Betrieb (Fröhlich 2001, S 24 ff ).<br />
33
5 Ethik und Moral<br />
5 Ethik und Moral<br />
Die Moral beschreibt eine meist geschichtlich gewachsene Lebenswirklichkeit, die<br />
zum großen Teil durch Brauch und Gewohnheit orientiert ist. Mitglieder wissen,<br />
was sich gehört und was sich nicht gehört. Die gelebte Moral einer Gesellschaft ist<br />
beschreib und beobachtbar (vgl. Rohrhirsch, 2011, S 129).<br />
Moral und Ethik beruhen heute nicht mehr darauf dass ein Mensch in seinem Le-<br />
ben festgesetzte Werte verfolgt. Es muss ein jeder seine Handlungen abschätzen<br />
und vertreten. Das Hauptproblem liegt heute weniger darin, dass den Menschen<br />
nicht die Werte bekannt wären, sondern dass die Abschätzung der Folgen unzu-<br />
reichend ist(vgl. Wolf 1993, S 137).<br />
Neben der Verantwortung der Folgen wird Verantwortung in der Ethik als Antwort<br />
auf das Du gedeutet. Bei diesem Ethikverständnis geht es um personale, mit-<br />
menschliche Verantwortung(vgl. Kreß 1993,S 46).<br />
Eine Basis für ethisches Verhalten in Unternehmen ist in Führungsleitlinien festge-<br />
legt, und trotzdem hat jeder Mensch einen gewissen Spielraum für sein prakti-<br />
sches Handeln. Individuelle Ethik des Handelns kann durch Regeln und Verord-<br />
nungen nicht ersetzt werden. Das betrifft besonders die Führungskräfte, die Auf-<br />
grund der Machtasymmetrie mehr Entscheidungsraum besitzen. Die Macht der<br />
Führenden, Entscheidungen zu treffen, verlangt von ihnen eine besondere morali-<br />
sche Verantwortung. Je mehr Macht man besitzt, desto größer ist die Verantwor-<br />
tung und deshalb sollen auch ethische Standards im Unternehmen eine Vorbild-<br />
funktion übernehmen(vgl. Franken 2007,S 242).<br />
Ethik hat mit Haltung zu tun und Haltung geht jeder Tat voraus. Tatkräftig wie wir<br />
sind oder gerne sein mögen, fehlt uns gelegentlich das Navigationssystem dafür,<br />
welche Tat sinnvoll, richtig und zweckmäßig ist. Ethik fragt nicht nach sinnvoll,<br />
richtig und zweckmäßig, sondern sucht nach stärkeren Urteilen: nach Richtig und<br />
Falsch, dann kommen Emotionen ins Spiel die zu starken Reaktionen aufrufen. Da<br />
jeder Mensch die Neigung hat, seine eigene Welt jeden Morgen als selbstver-<br />
ständlich wahrzunehmen, sind konflikthafte Grundfragen der Ethik nicht Teil der<br />
alltäglichen Erfahrung. Jeder lebt in seiner eigenen Welt (vgl. Hemel, 2005, S 3).<br />
34
5.1 Ethik<br />
5 Ethik und Moral<br />
Das Wort Ethos und die daraus abgeleitete Wissenschaft, die Ethik, haben eine<br />
lange Geschichte. Aus der Ursprungsbedeutung als dem Ort, an dem man zu<br />
Hause ist, wird Ethos zum zusammenfassenden Begriff für Sitten und Gebräuche.<br />
Ethik ist ein Verhaltenskodex der durch Schritte und Denkweisen des einzelnen<br />
geprägt wird (vgl. Dannowski 1993, S 13).<br />
Sie ist die Theorie der Moral, welche das menschliche Handeln anhand der Beur-<br />
teilungsalternativen von Gut und Böse bzw. Gut und Schlecht auf seine Sittlichkeit<br />
hin überprüft (vgl. Körtner 2004, S 16 ).<br />
Ethik wird auch als Wissenschaft vom moralischen Handeln bezeichnet. Als eine<br />
praktische Disziplin beruft sie sich weder auf Tradition noch auf Autoritäten, son-<br />
dern auf die praktische Vernunft. Der Ethik als praktischer Wissenschaft ist es ein<br />
Anliegen, zu Erkenntnissen zu gelangen, die allgemein und intersubjektiv verbind-<br />
lich sind(vgl. Hiemetzberger, 2007, S 16).<br />
Wir können uns an der goldenen Regel orientieren: „ Was du nicht willst, das man<br />
dir tu, das füge auch keinen anderen zu“, oder von Emanuel Kant, „Handle so,<br />
dass die Maxime deines Willens jederzeit als Prinzip einer allgemeinen Gesetzge-<br />
bung gelten könnte.“ (vgl. Fournir, 2006, S 48).<br />
Laut Rohrhirsch ist die Ethik das Nachdenken über die Moral. Sie geht über eine<br />
Beschreibung hinaus und beschäftigt sich mit menschlichen Handlungen unter<br />
dem Anspruch unbedingter Richtigkeit. In der Ethik hat es der Mensch in besonde-<br />
rer Weise mit sich selbst zu tun. In der Ethik macht sich der Mensch als Person<br />
zum Thema (vgl. Rohrhirsch, 2011, S 129).<br />
Es ist eine moralische Grundintuition, dass die Menschen ihr Handeln vor sich<br />
selbst und anderen rechtfertigen müssen. Warum hast du dies oder jenes getan<br />
fragen wir einander und erwarten, dass jeder sein Tun begründen kann. Daher<br />
sehen wir uns immer wieder vor die ethische Grundfrage gestellt, wie soll ich han-<br />
deln. Der erste, der die Bezeichnung Ethik für eine bestimmte Art philosophischen<br />
Denkens verwendete war Aristoteles, Schüler von Platon im vierten vorchristlichen<br />
Jahrhundert. Er meint, dass Ethik so viel wie Brauch, Sitte oder Gewohnheit ist. Es<br />
ist ein Handeln gemäß den im antiken Stadtstaat allgemein anerkannten Normen,<br />
das heißt vorschreibenden Handlungsregeln. Im engen und eigentlichen Sinn<br />
35
5 Ethik und Moral<br />
ethisch handelt aber nur derjenige, der sich nicht allein regelkonform verhält und<br />
den Handlungsregeln blindlings folgt, sondern der aus Überlegung und Einsicht in<br />
jeder Situation das richtige tut. Es verfestigt sich bei ihm durch gezielte wiederhol-<br />
te Einübung zu einer Charakterhaltung, Sinnesart und Denkweise. Bereits Aristo-<br />
teles vertrat die Meinung der Mensch als Vernunftwesen dürfe sich in seinem<br />
Handeln nicht einfach von Normen und Wertvorstellungen leiten lassen, sondern<br />
müsse diese kritisch hinterfragen und eventuell revidieren. Ethik bemüht sich um<br />
das richtige Handeln von Einzelpersonen. Sie entwickelt allgemeine Beurteilungs-<br />
kriterien, methodische Verfahren oder höchste Prinzipien für die Begründung und<br />
Kritik von Handlungsregeln oder anders ausgedrückt, wie man Handeln soll (Fen-<br />
ner 2008, S 5).<br />
5.2 Moral<br />
Der lateinische Begriff „mos“ bedeutet nach der Übersetzung des griechischen<br />
Alltagsbegriffes „ethos“ sowohl Sitte als auch Charakter. Moral oder Sitte bedeu-<br />
tet die gelebte, praktizierte moralische Überzeugung einer Gruppe, Gesellschaft<br />
oder Epoche. Unter dem Begriff Moral werden Handlungsregeln und Verhaltens-<br />
regeln, Wertmaßstäbe oder Sinnvorstellungen zusammengefasst. Moral setzt<br />
Freiheit und Auto-Anomie voraus, denn erst wenn ich frei handle, kann mir Moral<br />
zuerkannt werden. Moral bezieht sich auf die gelebte sittliche Überzeugung, die<br />
eine Gesellschaft für sich als verbindlich anerkennt(vgl. Hiemetzberger 2007, S<br />
17).<br />
Laut Immanuel Kant: “Als Grundregel moralischen Handelns kann gelten: Habe<br />
Mut, deinem Gewissen zu folgen! Neben dem Gewissen gibt es für unser Handeln<br />
Gründe des Verstandes. Darum gilt zu-gleich die zweite Regel: Habe den Mut,<br />
dich deines eigenen(!) Verstandes zu bedienen (vgl. Körtner 2004,S 19).<br />
5.3 Unterschied zwischen Ethik und Moral<br />
In unserer Sprache werden Ethik und Moral oft synonym verwendet. Unter Moral<br />
verstehen wir häufig ein in unserer Gesellschaft gültiges System von Regeln, Ver-<br />
haltensnormen oder Werten, die mehr oder weniger verbindlich sind und durch<br />
36
5 Ethik und Moral<br />
Lob oder Tadel, Belohnung oder Strafe festlegen, welches Handeln gut ist. Die<br />
Ethik dagegen versucht, die letzten Begründungsprinzipien des moralisch Richti-<br />
gen und Guten zu ermitteln, indem sie fragt, welche Möglichkeiten wir überhaupt<br />
haben, moralische Probleme zu lösen. Unter Ethik versteht man die philosophi-<br />
sche oder theologische Untersuchung von Moral und Sittlichkeit(vgl. Sänger 2000,<br />
S 19).<br />
Moralische Werte<br />
Ein Wert bezeichnet einen wünschenswerten Maßstab für eine Qualität. Damit<br />
kann ein moralischer wie nicht moralischer Wert gemeint sein. Moralische Werte<br />
sind Lebensinhalte, Handlungsziele, Sinndeutungen, die Individuen und Gruppen<br />
für gut und erstrebenswert erachten. Sie gelten als bewusste oder unbewusste<br />
Orientierungsmaßstäbe und Leitvorstellungen. Werte sind Bestandteil jeder Moral<br />
und beziehen sich auf die Frage:“ Was ist das Gute?“ Sie werden von Menschen<br />
gesetzt und variieren von Kultur zu Kultur, von Land zu Land (vgl. Hiemetzberger<br />
2007, S 18 ).<br />
Bilder, die wir uns von Menschen machen, sind eng mit Vorstellungen verbunden<br />
und bringen Werthaltungen zum Ausdruck. Sie unterliegen Veränderungsprozes-<br />
sen (vgl. Großklaus-Seidel, 2002, S 19).<br />
Werte ergeben sich für jeden Menschen aus seiner persönlichen Lebensgeschich-<br />
te, seiner Erziehung, seiner Religion und seiner Zugehörigkeit zu einer kulturellen<br />
Gruppe (vgl. Hiemetzberger 2007, S21). Werte machen unsere Persönlichkeit im<br />
Wesentlichen aus und sind zumeist relativ stabil. Sie leiten unsere Identität, unse-<br />
re Einstellungen und unser Handeln (vgl. Niermeyer 2008, S 189).<br />
Ein Wert ist eine Idee, eine Sichtweise, ein Grundsatz, mit dem das Denken und<br />
Handeln eines Menschen oder einer Gruppe geprägt und beeinflusst wird. Er bil-<br />
det sich durch menschliche Kontakte und persönliche Erfahrungen, vor allem in<br />
der Kinder- und Jugendzeit haben sie für den Menschen eine Orientierungsfunkti-<br />
on. Werte sind die Grundlage einer Gemeinschaft die sich mittels moralische Re-<br />
gel als solche formiert (vgl. Simon, 2006, S 49).<br />
37
Moralische Normen<br />
5 Ethik und Moral<br />
Normen legen bestimmte Handlungsanweisungen fest, die sich aus anerkannten<br />
vorgegebenen Werten der Gesellschaft ergeben. Eine Norm im moralischen oder<br />
rechtlichen Sinn ist eine festgelegte Form der Werterealisierung. Normen schützen<br />
die ihnen zugrunde liegenden Werte. Normen haben einen vorschreibenden Cha-<br />
rakter und werden auch als handlungsleitende Prinzipien bezeichnet. Moralische<br />
Normen drücken eine bestimmte Qualität des Handelns aus und schreiben ein<br />
bestimmtes Handeln und Unterlassen vor (vgl. Hiemetzberger 2007, S22 ).<br />
Grundannahmen für ethisch handelnde Menschen<br />
Ein autonomer Mensch, der ethisch verantwortbare Entscheidungen treffen will,<br />
sollte sich zunächst seine ethischen Grundannahmen bewusst machen. Vor jeder<br />
Entscheidungsfindung muss das zugrunde liegende Menschenbild, inklusive der<br />
Personendefinition geklärt sein. Erst dann ist es möglich, die sich hieraus erge-<br />
benden Personenrechte zu achten. Erst wenn ein Konsens darüber besteht, dass<br />
der Mensch einen Wert in sich hat, können darauf aufbauend weitere Werturteile<br />
gefällt werden (vgl. Plenter, 2001,S 87).<br />
Führungskräfte sind verantwortlich für ihre Mitarbeiter. Es muss ihnen bewusst<br />
sein, dass sie mit ihnen in einer Gemeinschaft leben. Die Qualität der Gemein-<br />
schaft wird von mehr Faktoren bestimmt als nur der Ökonomie. Wenn sie wollen,<br />
dass sich die Mitarbeiter für das Unternehmen engagieren, dann müssen sie auch<br />
bereit sein, sich für die Mitarbeiter zu engagieren. Es stellen sich die Fragen: Be-<br />
ruht unsere Unternehmungsführung auf Anständigkeit? Werde ich mit meiner so-<br />
zialen Verantwortung als Führer gerecht? Was würde ich gerne für diese soziale<br />
Verantwortung tun? Welche Bedeutung haben wir für die Volkswirtschaft? Bin ich<br />
mir dieser Verantwortung bewusst und fordere ich sie in meinem Umfeld? Werde<br />
ich in meiner ökologischen Verantwortung gerecht? Ethik ist eine zusätzliche In-<br />
formation neben dem Gesetz (vgl. Fournir, 2006, S 50).<br />
Rudolf Steiner sagt: „Menschenorientierte Führung ist eine Grundhaltung, in der<br />
der Mensch eine Schlüsselrolle im Denken, Fühlen und hoffentlich auch Handeln<br />
einnimmt!“<br />
38
5 Ethik und Moral<br />
Es sind traditionelle Werte angesprochen wie Ehrlichkeit, Offenheit, Gradlinigkeit,<br />
Zuverlässigkeit und gegenseitiges Vertrauen. Ethisches Bemühen orientiert sich<br />
am absoluten Ziel menschenorientiert gerecht zu handeln. Es geht über den rein<br />
logisch rational und gesetzlich begründeten Zwang hinaus. Es hat mit Werten zu<br />
tun und erfordert auch Verzicht (vgl. Fischer, 2004, S 114).<br />
Die ethisch verantwortliche Führungspersönlichkeit trägt persönliche Verantwor-<br />
tung für ihr Handeln, trägt zur Schonung beschränkter Ressourcen bei. Sie wird<br />
sich ein genügendes Allgemeinwissen aneignen und damit die Fähigkeit zur Beur-<br />
teilung größerer Zusammenhänge erlangen. Sie engagiert sich auf Gebiete des<br />
eigenen Wissens im Dialog mit der Öffentlichkeit und ist bestrebt Fortschritte zu<br />
Gunsten von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu erzielen (vgl. Fischer,<br />
2004, S 116).<br />
Ethische Führung<br />
Führen wird sehr unterschiedlich definiert. Führung als dynamisches Phänomen<br />
hängt von Lernprozessen, Erwartungen, Veränderungen, Wertvorstellungen und<br />
Zukunftsvorstellungen der Mitglieder einer Organisation ab und ist damit einer<br />
ständigen Veränderung unterworfen. Führen im Sinne von Menschenführung be-<br />
deutet persönliche Beeinflussung in Richtung eines gemeinsamen Zieles (vgl.<br />
Dorfmeister, 2007, S174).<br />
Ethische Führung beschäftigt sich mit der Frage der menschenwürdigen und fai-<br />
ren Gestaltung der Beziehungen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Für ei-<br />
ne Institution ist meistens ein hierarchisches Verhältnis typisch, in dem manche<br />
Personen Weisungsbefugnisse haben und andere diese Weisungen ausführen<br />
müssen, in welchen mehr oder weniger das Prinzip von Befehl und Gehorsam gilt.<br />
Jede Führungskraft hat mehrere Machtquellen, auf denen sie ihr Führungsverhal-<br />
ten aufbauen kann. Sie sollte allerdings diese Quelle ethisch bewerten (vgl. Fran-<br />
ken 2007, S 236 ).<br />
Nach Laufer ( 2007, S 30 ) muss, damit Organisationen erfolgreich funktionieren<br />
können,, zwischen den Beteiligten ein ausgewogenes Geben und Nehmen ge-<br />
währleistet sein. Jeder, der etwas zum gemeinsamen Vorhaben beiträgt, will da-<br />
39
5 Ethik und Moral<br />
rauf vertrauen können, dass sich auch die anderen engagiert einbringen und er für<br />
sich selbst einen angemessenen Nutzen erzielt.<br />
Die grundlegende Funktion der Führung bleibt unverändert: Menschen durch ge-<br />
meinsame Werte, Ziele und Strukturen, durch Ausbildung und Weiterbildung in die<br />
Lage zu versetzen, eine gemeinsame Leistung zu vollbringen und auf Verände-<br />
rungen zu reagieren (vgl. Drucker 2004, S19).<br />
40
6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />
6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />
Klaus Woltron im Interview mit Holger Rost (Trend 6/95): „Charismatische Men-<br />
schen sind Magneten, denen man sich mit leisem Grauen und gleichzeitig faszi-<br />
niert nähert. Unendlich weit sind sie entfernt und gleichzeitig ein Teil von einem<br />
Selbst. Man fühlt ein Stück Ich in einem solchen Wesen und alles andere gleich-<br />
zeitig auch. Es zieht an, lockt. Man spürt Zukunft, Antwort, Wissen, Kraft.“ (vgl.<br />
Walenta Christa, Kirchler Erich, 2011, S 77ff.).<br />
6.1 Definition Charisma<br />
Der Begriff Charisma stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie<br />
Gnadengeschenk. Es ist eine magische, übermenschliche und nicht alltägliche<br />
Qualität der Persönlichkeit, die auch auf Organisationen abstrahlen kann. Es be-<br />
deutet gesellig sein, gerne geben. Die Anhänger der charismatischen Persönlich-<br />
keit erkennen Diesen freiwillig als Führer an und empfinden die Gefolgschaft als<br />
Pflicht der sich niemand entziehen kann. Charisma ist nicht auf wirtschaftlichen<br />
Nutzen aus (vgl. Pinnow Daniel, 2011, S 90).<br />
Führungskräfte die mit Charisma ausgestattet sind, verfügen über eine Vision,<br />
über ein glaubhaftes, realistisches, erstrebenswertes Ziel. Zudem gelingt es ihnen<br />
das Ziel klar zu formulieren und mit starker Überzeugung zu präsentieren. Cha-<br />
rismatische Personen haben großes Vertrauen in die Leistungsfähigkeit ihrer Mit-<br />
arbeiter und bringen dies zum Ausdruck. Dies löst bei den Mitarbeiter ein Gefühl<br />
von Ergebenheit und Treue, Loyalität, Teamgeist und Akzeptanz aus (vgl. Walenta<br />
Christa, Kirchler Erich, 2011, S 78).<br />
So individuell und einzigartig die Ausstrahlung eines Menschen ist, so individuell<br />
und unterschiedlich wird sie von der Außenwelt wahrgenommen. So gibt es Men-<br />
schen die eine bemerkenswerte Ausstrahlung haben, aber nur wenigen Menschen<br />
so richtig sympathisch sind. Auch gibt es nach außen sehr charismatisch wirkende<br />
Menschen, bei denen sich die soziale Kompetenz jedoch in Grenzen hält. Es gibt<br />
verschiedene Formen der Ausstrahlung oder Charisma.<br />
41
Egoistische Ausstrahlung:<br />
6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />
Es gibt Menschen mit einer starken Ausstrahlung die sehr viel Platz benötigen und<br />
diesen auch für sich beanspruchen. Sich diesen Platz immer wieder nehmen ist<br />
mit einer Machtausübung vergleichbar. Es hängt davon ab, wie charismatisch je-<br />
mand wirkt, wie viel Respekt sie den Menschen in ihrer Außenwelt entgegen brin-<br />
gen und wie sensibel sie ihr Umfeld wahrnehmen.<br />
Es gibt Menschen die einem sofort sympathisch sind, die eine sehr warme Aus-<br />
strahlung haben, oder auch Menschen die einem auf dem ersten Blick gut gefal-<br />
len. Wenn man Charisma definieren will, kommt man um den Begriff der besonde-<br />
ren Ausstrahlung nicht vorbei. Außerhalb des Alltags stehende Qualität eines<br />
Menschen die ihn in seiner Gruppe als Gottbegnadet erscheinen lässt, z.B. Zau-<br />
berer, Propheten, Kriegshelden, so lautet eine Definition.<br />
Charisma wird heute oft als Charakterzug beschrieben. Dies trifft insbesondere auf<br />
charismatische Persönlichkeiten zu. Wenn wir an charismatische Persönlichkeiten<br />
denken, dann kommen die unterschiedlichsten Menschen wie Alexander der Gro-<br />
ße, Julius Cäsar, Mahatma Gandhi, Kofi Annan, Willi Brand, J.F. Kennedy, Nelson<br />
Mandela, Maria Kallas, Ingrid Bergmann oder Obama nicht vorbei. Oft fallen auch<br />
Namen mit negativen Entwicklungen in Geschichte, Sport, Politik da hinein. Das<br />
Fremdwort Charisma ist schon seit dem 18. Jahrhundert belegt. Im Deutschen<br />
wurde es zunächst nur im religiösen Bereich im Sinne einer von Gott als Ge-<br />
schenk verliehenen außergewöhnlichen Begabung eines Christen in der Gemein-<br />
de verwendet. So hatte der Begriff früher durchaus eine soziale Bedeutung. Auf<br />
jeden Fall hat Charisma mit dem Kontakt mit einem Gegenüber zu tun. Dabei soll-<br />
te dieser Kontakt nicht egoistisch motiviert sein (vgl. Scherer, 2010, S 25 ff).<br />
6.2 Charismatische Führung<br />
Die Besonderheiten charismatischer Führung wurden bereits zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts vom deutschen Soziologen Max Weber untersucht. Dabei wird ne-<br />
ben dem Begriff der charismatischen Führung auch von transformativer Führung<br />
gesprochen, die von transaktionaler Führung abgegrenzt wird. Der Unterschied<br />
zwischen transaktionaler Führung und transformativer Führung ist:<br />
42
6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />
Bei der transaktionalen Führung ist die Idee einer Tauschbeziehung da. Das heißt<br />
die Führungskraft und der Mitarbeiter tauschen die Leistung und die Gegenleis-<br />
tung. Der Mitarbeiter verfolgt das Ziel seine Bedürfnisse zu befriedigen und ist be-<br />
reit sich für die Aufgaben du engagieren wenn er dafür eine angemessene Gegen-<br />
leistung bekommt. Die Führungskraft verfolgt das Ziel, dass der Mitarbeiter sich für<br />
seine Aufgaben engagiert und bietet dafür einen Leistungsanreiz.<br />
Bei der transformationalen Führung geht es um Ziele und Motive, sodass eine<br />
Identifikation und persönliche Verpflichtung auf Ziele entsteht, welche von der<br />
Führungskraft verfolgt wird. Aus dieser Tauschbeziehung entsteht eine Pflichtge-<br />
meinschaft (vgl. Mür, Thommen, 2007, S 67).<br />
Laut Rodler, Kirchler ( 2002, S 67 ) ist das leitende Prinzip der transformationalen<br />
Führung die Emotionalität. Der Führende wird idealisiert und gibt dem Untergebe-<br />
nen die Möglichkeit der Identifikation. Für die transformationale Führung ist außer-<br />
dem die visionäre Komponente von großer Bedeutung. Visionen haben für viele<br />
Menschen eine besondere Anziehungskraft, besonders wenn sie über den betrieb-<br />
lichen Alltag hinaus einen gefühlsmäßigen Nutzen haben. Durch den motivieren-<br />
den Effekt einer visionären-charismatischen Führung kommt es zu einer Erhöhung<br />
des Engagements. Man schreibt auch dieser Führungsperson eine ausgleichende<br />
Wirkung auf den in der heutigen Zeit stattfindenden radikalen Wandel von betrieb-<br />
lichen Strukturen zu.<br />
Charismatische Führungskräfte leben überzeugend und mitreisend vor, wofür es<br />
sich lohnt zu arbeiten und zu leben. Sie sind Menschen denen andere nacheifern.<br />
Sie wecken in ihren Mitarbeitern höhere Motive und Ziele. Charismatische Füh-<br />
rungspersonen vertrauen den Gefährten, den Geführten und vermitteln ihnen<br />
Wertschätzung. Dadurch stärken sie das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrau-<br />
en (vgl. Pinnow, 2011, S 90).<br />
6.3 Charakteristik<br />
Die Charakteristik der charismatischen Führungsperson ist:<br />
� hohes Selbstvertrauen<br />
43
� Dominanz<br />
� Entschlossenheit<br />
� starke Überzeugung von den eigenen Ideen<br />
� starkes Machtbedürfnis<br />
� Sensibilität gegenüber der Umwelt.<br />
6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />
Sie verfügen über eine Vision, über ein glaubhaftes, realistisches und erstrebens-<br />
wertes Ziel. Sie können das Ziel klar formulieren und mit starker Überzeugung<br />
präsentieren. Sie haben großes Vertrauen in die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbei-<br />
ter und dieser Umstand löst bei den Mitarbeitern ein Gefühl von Ergebenheit und<br />
Treue, Loyalität und Teamgeist aus. Es wird angenommen, dass charismatische<br />
Führungspersonen besonders erfolgreich sind, wenn die Aufgaben einer Organi-<br />
sation eine ideologische Komponente enthalten oder wenn sich Unternehmen in<br />
einer Krise befinden, die eine radikale Veränderung erfordert (vgl. Walenta, Kirch-<br />
ler, 2011, S 78).<br />
Es gelingt diesen Führungskräften ihre Mitarbeiter über deren Grundmotivation<br />
hinaus zu außergewöhnlichen Leistungen zu motivieren. Sie absorbieren Verunsi-<br />
cherung indem sie einfache Erklärungen und Leitüberzeugungen anbieten und sie<br />
stärken das individuelle und das kollektive Selbstbewusstsein der Geführten (vgl.<br />
Gmür, Thommen, 2007, S 6).<br />
Die charismatische Führung spricht das Gefühl und den Verstand gleicher Maßen<br />
an. Der Sinn darin besteht, dass die Motivation der Beteiligten erhöht wird, dass in<br />
der Zusammenarbeit Befriedigung entsteht und dass ein Bewusstsein für Leistung<br />
gestärkt wird. Die Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter besteht aus<br />
gegenseitigem Vertrauen, dazu tragen klare und langfristige Visionen, Entwicklung<br />
und Förderung der Mitarbeiter bei.<br />
Die Führungskräfte haben die Aufgabe Ziele vorzugeben und gemeinsam mit den<br />
Mitarbeitern die Tätigkeiten und die Verantwortungsbereiche festzulegen. Bezie-<br />
hung passiert auf Hierarchie, dem Management vom Tauschbeziehungen und der<br />
Fähigkeit Ergebnisse unter Kontrolle von Strukturen und Prozesse zu erzielen (vgl.<br />
Rodler, Kirchler, 2002, S 67).<br />
44
6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />
6.4 Welche positiven und negativen Effekte ergeben sich beim<br />
charismatischem <strong>Führungsstil</strong><br />
Die charismatische Führungsperson wird zur Lichtgestalt verklärt, die Mitarbeiter<br />
unterwerfen sich ihr. Es wird die tiefe menschliche Sehnsucht nach dem starken<br />
sorgenden Vater, dem strahlenden Helden und dem erlösenden Heiland versucht<br />
zu erreichen (vgl. Preißler 1992 S 30).<br />
Positive Effekte sind, dass diese Persönlichkeiten es verstehen in schwierigen<br />
politischen und wirtschaftlichen Krisenzeiten das Unternehmen durch Mut und Zu-<br />
versicht durch die schwierige Zeit zu lenken, und gleichzeitig dadurch einen Auf-<br />
schwung einzuleiten, z.B. Winston Churchill oder Heinz Nixdorf. Die Begeisterung<br />
und Überzeugung des charismatischen Führers führt bei den Geführten zu einer<br />
emotionalen Gebundenheit, das Auswirkungen auf die Leistung hat. Sie können<br />
ein größeres Selbstbewusstsein aufbauen indem sie sich mit dem Führenden<br />
identifizieren, allerdings besteht auch die Gefahr und die Tendenz zur Abhängig-<br />
keit und zu geringerer Eigeninitiative (vgl. Walenta, 2011, S 80).<br />
Neben den positiven Auswirkungen gibt es auch negative Effekte. Charismatische<br />
Führungskräfte sind nicht bereit sich selbst zu beurteilen oder hinterfragen zu las-<br />
sen. Durch die Personenbezogenheit des <strong>Führungsstil</strong>s erhöht sich das Risiko,<br />
dass bei einem Ausfall ein Unternehmen in eine große Krisensituation geraten<br />
kann. Damit verbunden besteht auch die Gefahr einer Überbetonung der Ein-<br />
flussmöglichkeiten durch die Führungskraft (vgl. Walenta, 2011, S 80).<br />
Für Peter Drucker hängt Charisma und Führung nicht immer zwangsläufig zu-<br />
sammen, er meint, wenn eine Führungskraft zugleich eine charismatische Persön-<br />
lichkeit ist, ist es zwar gut, doch das eine hat mit dem anderen nicht automatisch<br />
zu tun. Die Geschichte so Drucker kennt keine charismatischeren Führer als die<br />
drei großen Despoten des vergangenen Jahrhunderts, wie Stalin, Hitler und Mao.<br />
Diese zeichnen sich nicht durch einen nachahmenswerten <strong>Führungsstil</strong> aus. Er<br />
meint, dass Charisma sogar Schaden anrichten kann, weil dadurch eine Unfehl-<br />
barkeit entstehen kann und Flexibilität und Veränderungswille beeinträchtigt wer-<br />
den (vgl. Drucker, 1967).<br />
Auch Max Weber hat sich am Anfang des 20. Jahrhunderts intensiv mit dem Phä-<br />
nomen der charismatischen Führung beschäftigt. Er sagt charismatisches, legiti-<br />
45
6 <strong>Charismatischer</strong> <strong>Führungsstil</strong><br />
miertes Handeln muss langfristig auf das Wohlergehen der Beherrschten abzielen,<br />
wobei sich die Führung über bestehende Ordnung hinwegsetzt und von innen<br />
heraus eine neue Ordnung und eine neue Orientierung schafft. Charisma ist an<br />
sich nicht auf wirtschaftlichen Nutzen aus. (vgl. Pinnow, 2011, S 90).<br />
46
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
Unter diesem <strong>Führungsstil</strong> wird mehr verstanden als nur die besondere Ausprä-<br />
gung eines bestimmten Verhaltens des Vorgesetzten. Meist stimmen autoritäre<br />
Strukturen in denen Mitarbeiter wenig Entscheidungs-,und Entfaltungsmöglichkei-<br />
ten haben, mit typisch autoritären Verhaltensweisen der jeweiligen Vorgesetzten<br />
überein. Der knappe Befehlston, unpersönliche Kälte oder cholerische Zornaus-<br />
brüche setzen den Mitarbeiter unter Druck und disziplinieren ihn.<br />
Es können jedoch auch Verhaltensweisen beobachtet werden, die vordergründig<br />
als kollegial, kameradschaftlich oder zumindest freundlich bezeichnet werden<br />
können Daraus entsteht bei den Mitarbeitern teilweise eine große Unsicherheit.<br />
Die freundliche Aufforderung des Vorgesetzten, Initiativen zu ergreifen oder selb-<br />
ständig zu entscheiden, zieht meist Sanktionen nach sich, denn Selbständigkeit<br />
und konstruktiver Wiederspruch werden dann vom Vorgesetzten trotzdem nicht<br />
geduldet (vgl. Preißler 1992, S 137).<br />
7.1 Definition Autorität<br />
Autorität bezeichnet die Möglichkeit einer Person, aufgrund einer allgemeinen o-<br />
der spezifischen Überlegenheit, das Handeln einer anderen Person zu beeinflus-<br />
sen. Aus diesem Grund schafft Autorität Abhängigkeit (vgl. Baumgarten, 1976, S<br />
11).<br />
Autorität lässt sich definieren als der auf Anerkennung und Wertschätzung von<br />
Personen und Institutionen gegründete Einfluss auf andere Personen. Es handelt<br />
sich hierbei um Macht.<br />
Autorität kann sich aus der Stellung innerhalb einer Hierarchie ableiten. Das wäre<br />
die Amtsautorität, aber auch aus einem exzellenten Fachwissen, also Fachautori-<br />
tät. Das nächste ist die formale Autorität oder zugeordnete Autorität, die sich von<br />
der Positionsmacht herleitet und dann die funktionale oder erwirkte Autorität die<br />
mit der Person zusammen hängt. Als Autoritätspersonen haben Macht, die sie<br />
zum Wohle der an sie glaubenden Personen, die sie als Autorität wahrnehmen,<br />
einsetzen (vgl. Neubauer, Rosemann 2006, S 45).<br />
47
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
Autorität bezeichnet die Chance anderen ein bestimmtes Handeln oder Verhalten<br />
nahezubringen oder von ihnen verbindlich zu verlangen. Sie beruht dabei auf der<br />
freiwilligen, nicht gewaltsam erzwungenen Akzeptanz durch die anderen. Autorität<br />
lässt sich unterteilen in personale oder persönliche Autorität. Sie gründet im Be-<br />
sonderen von den von anderen geschätzten Persönlichkeitsmerkmalen. Dies<br />
können z.B. Lebenserfahrung, besondere berufliche Leistungen oder Erfolge, Alter<br />
oder ausgeprägte soziale Kompetenz sein. Ihre Grundlage ist eine Art Vertrauens-<br />
verhältnis. Da man Vertrauen nicht befehlen kann, muss man sich dies als Vorge-<br />
setzter erwerben. Die Voraussetzungen hierfür sind integerer Charakter, Gerech-<br />
tigkeitssinn, menschliches Verständnis und sachliche Kompetenz.<br />
Die zweite ist die formale Autorität. Sie basiert auf der mit einer bestimmten hie-<br />
rarchischen Position in einer Organisation verbundenen Anordnung oder Wei-<br />
sungsbefugnis. Sie ist gebunden an Hierarchien und Organigramme.<br />
Die dritte ist die funktionale Autorität. Sie hat ihre Grundlage in einem bestimmten<br />
Sachverstand, Fach- oder Expertenwissen. Dieses Wissen ist für die Zielerrei-<br />
chung eines Unternehmens von besonderer Bedeutung. Sie ist unabhängig von<br />
hierarchischen Systemen, von Alter oder Persönlichkeit, sondern hängt allein mit<br />
dem speziellen Wissen einer Person zusammen.<br />
7.2 Welche Risiken und Gefahren beinhaltet Autorität<br />
Autoritäres Verhalten und Autorität wird häufig verwechselt. Der Chef, der fachlich<br />
alles besser kann, fordert geradezu heraus, dass seine Mitarbeiter ihre Aufgaben<br />
an ihn zurück delegieren. Wenn eine Führungskraft keine personale Autorität hat,<br />
wird er von den Mitarbeitern nicht akzeptiert. Es kann einer mit einer guten Sach-<br />
kenntnis ausgestatteter Führungstyp bei den Mitarbeitern völlig überfordert sein,<br />
wenn ihm die personale Autorität fehlt (vgl. Walter 2005, S 166).<br />
Der autoritäre <strong>Führungsstil</strong> zeichnet sich dadurch aus, dass der Vorgesetzte alle<br />
sämtlichen Entscheidungen alleine trifft und sie in Form von Befehlen und Anwei-<br />
sungen weiter gibt. Seine Autorität begründet sich aus der formalen Stellung in-<br />
nerhalb der betrieblichen Hierarchie, die sehr straff von oben nach unten organi-<br />
siert ist. Eine Beteiligung der Mitarbeiter an Entscheidungen ist nicht gegeben. Der<br />
48
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
autoritäre <strong>Führungsstil</strong>, beruht wie der patriarchalische <strong>Führungsstil</strong> zumeist auf<br />
einer strengen Hierarchie.<br />
Die Mitarbeiter akzeptieren die Autorität des Vorgesetzten und seine Entschei-<br />
dungsbefugnisse. Der autoritäre <strong>Führungsstil</strong> ist notwendig so lange Mitarbeiter<br />
nicht bereit oder in der Lage sind eigene Verantwortung zu übernehmen und alle<br />
Entscheidungsbefugnisse beim Vorgesetzten liegen. Für den autoritären Füh-<br />
rungsstil ist die strikte personale Trennung von Entscheidung, Ausführung und<br />
Kontrolle typisch. Allein der Vorgesetzte entscheidet. Die Mitarbeiter arbeiten un-<br />
selbständig und unterliegen der Fremdkontrolle.<br />
Die Vorteile:<br />
Der autoritäre <strong>Führungsstil</strong> kann in Krisen- und Konfliktsituationen sinnvoll sein.<br />
Ein einzelner trifft die Entscheidungen und trägt die Verantwortung allein, denn für<br />
Diskussionen wird weder Zeit noch Raum gegeben. Die autoritäre Führung ist hilf-<br />
reich, wenn sich das Unternehmen in einer Ausnahmesituation befindet, denn in<br />
Krisensituationen werden klare Anweisungen, die ohne Widerspruch durchgeführt<br />
werden, erwartet. Die Risiken und Nachteilen beim autoritären <strong>Führungsstil</strong> sind,<br />
dass die Mitarbeiter oft zu wenig Handlungsspielraum haben. Der Vorgesetzte hält<br />
sich für unersetzlich und dementsprechend läuft in seiner Abwesenheit in der Fir-<br />
ma nichts, da die Mitarbeiter sich nicht trauen Verantwortung zu übernehmen (vgl.<br />
Walter 2005, S 276).<br />
7.3 Autoritätsfördernde Verhaltensweisen<br />
� Hohes Ansehen und Gehör, das einem Vorgesetzten von oben zu Teil wird<br />
� Fähigkeiten übernommene Funktionen durch Wissen, Können und im Auf-<br />
treten angemessen auszuführen<br />
� Mitarbeiter begeistern und angemessen fordern<br />
� Zuverlässigkeit<br />
� Objektivität, Sachlichkeit und Gerechtigkeit bei Klärung von bestimmten<br />
Vorfällen<br />
� Bereitschaft zu offenem strategiefreiem Informieren<br />
49
� Aufgeschlossenheit zu Kritik an sich selbst<br />
� Diskretion über vertrauliches Wissen<br />
� Gepflegtes Äußeres<br />
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
� Bereitschaft bei unangenehmen Arbeiten auch selbst mit anzupacken<br />
� Hilfsbereitschaft bei privaten Schwierigkeiten unterstellter Mitarbeiter<br />
� Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Jedermann, wenn die Situation es er-<br />
fordert<br />
� Gemeinsames Suchen von Problemlösungen<br />
� Klare Anweisungen erteilen<br />
� Zu eigener Verantwortung, auch eigenen Fehlern stehen<br />
� Respekt vor Persönlichkeit, Leistung und Zuständigkeit anderer zeigen<br />
� Andere Menschen loben können und es auch tun<br />
� Bei außergewöhnlichen Einsätzen, z.B. plötzlichen Überstunden, für das<br />
Wohl der Arbeitenden sorgen<br />
� Sicheres, korrektes Repräsentieren des Unternehmens nach außen<br />
� Bereitschaft als Vorbild voranzugehen<br />
� Gerechtigkeit<br />
� Gegebene Versprechungen und Zusagen einhalten<br />
� Qualifizierte Mitarbeiter fördern und ihnen Entfaltungsmöglichkeiten ein-<br />
räumen<br />
� Mitarbeiter begeistern und angemessen fordern<br />
� Fähigkeit zu organisieren und zu koordinieren<br />
� Fremde Meinungen, auch wenn sie nicht den eigenen Gleichen tolerieren<br />
� Keine abfälligen Bemerkungen über abwesende Dritte äußern<br />
� Zuhören können<br />
� Bereitschaft und Fähigkeiten zur Weitergabe eigenen Wissens<br />
7.4 Autoritätsgefährdende Verhaltensweisen<br />
� Den eigenen Standpunkt unter allen Umständen durchsetzen wollen<br />
� Unkontrolliertes explosives Verhalten<br />
� Leichtfertiger Umgang mit Alkohol<br />
50
� Auffallende Nervosität<br />
� Kopflosigkeit<br />
� Angst in kritischen Situationen<br />
� Eigenen Vorteil auf Kosten anderer erjagen<br />
� Förderung von Vetternwirtschaft und Protektion<br />
� Sich mit fremden Lorbeeren schmücken<br />
� Aus dienstlicher Stellung private Vorteile Schöpfung<br />
� Rhetorische Unfähigkeit<br />
� Nach oben buckeln und nach unten treten<br />
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
� Gleichgültigkeit gegenüber den persönlichen Belangen unterstellter Mitar-<br />
beiter<br />
� Intrigen spinnen<br />
� An Mitarbeiter höhere Anforderungen stellen als an sich selbst<br />
� Auf stellenbedingten Informationsvorsprung eigene Überlegenheitspositio-<br />
nen aufbauen und nutzen<br />
� Manipulieren von Menschen<br />
� Unwahrhaftigkeit<br />
� Große Beredsamkeit<br />
� Eigene Fehler in die Schuhe anderer schieben<br />
� Unberechtigte Kritik üben<br />
� Unentschlossenheit bei dringenden Entscheidungen<br />
� Grundsätzliche Besserwisserei<br />
� Wankelmütigkeit<br />
� Nicht zu Verabredungen stehen<br />
� Unpünktlichkeit<br />
� Die eigene Mannschaft im Regen stehen lassen<br />
� Blenden und Protzen (Richter 1999, S 77)<br />
7.5 Autoritäre Führung<br />
Die Akzeptanz von Führungskräften bei Mitarbeitern erfordert ein Gleichgewicht<br />
zwischen formaler, personaler und funktioneller Autorität.<br />
51
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
Es ist Aufgabe der Mitarbeiterentwicklung die personale und funktionelle Autorität<br />
eines Mitarbeiters so zu stärken, dass die mit einer Stelle verbundene formale Au-<br />
torität damit in Einklang steht. Eine ideale Autorität ergibt sich aus der individuellen<br />
Balance zwischen allen drei Formen der Autorität.<br />
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, das wesentlich geprägt ist von Ing. L.<br />
Taylor, entstand das moderne Unternehmertum. Dieses wurde so eingesetzt, dass<br />
die Untergebenen möglichst effizient zu arbeiten hatten. Der Unternehmer oder<br />
auch Chef genannt, war ergebnisorientiert ausgerichtet, wie es den Arbeitenden<br />
ging, interessierte ihn zu dieser Zeit noch nicht. Es gab da nur einen der Bescheid<br />
wusste und den Zusammenhang kannte, das war der Chef. Es zählte nur die Pro-<br />
duktivität und das Ergebnis. Diese Führungskraft versucht seine Untergebene be-<br />
sonders geschickt zu Höchstleistungen anzutreiben.<br />
Das Führen konzentriert sich auf den Output, somit ist es ergebnisorientiert, sie<br />
degradieren die Mitarbeiter zum Ausführenden von Anweisungen, das heißt auch,<br />
den Untergebenden exakte Anweisungen zu geben. Es bedeutet die Arbeitspro-<br />
zesse und die Arbeitenden genau zu kontrollieren (vgl. Mahlmann, 2002, S 15).<br />
Dieser <strong>Führungsstil</strong> kann unter Bedingung hoher Unsicherheit erfolgreich sein,<br />
sofern die Führungskraft von ihrer Kompetenz und Leistungskraft in der Lage ist<br />
richtige Entscheidungen zu treffen und auch durchzusetzen. Der Erfolg eines sol-<br />
chen <strong>Führungsstil</strong>es ist stark abhängig von der persönlichen Präsenz der Füh-<br />
rungskraft, denn ist diese abwesend, geht die Leistung des Teams stark zurück.<br />
Diese Führung ist ein <strong>Führungsstil</strong> mit starker Betonung der Führungspersönlich-<br />
keit. Sie stellt ihre Person und die eigenen Ansprüche in den Vordergrund (vgl.<br />
Mür, 2007, S 63).<br />
Die autoritäre Führungskraft nimmt wenig Rücksicht auf seine Mitarbeiter und<br />
deshalb ist die Führung eher unpersönlich. Er bestimmt selbst sehr viel, übt eine<br />
fachliche Kontrolle aus, erteil Anerkennung und Missbildung oft ohne objektive<br />
Gründe anzugeben. Er weiß und kann alles besser, deshalb kann grundsätzlich<br />
auf Diskussionen verzichtet werden. Er lässt anderen kaum das Wort und fragt<br />
selten nach der Meinung seiner Mitarbeiter. Das höchste Lob des Mitarbeiters ist<br />
52
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
die Meinung des Führers getroffen zu haben. Sehr oft empfinden die Mitarbeiter<br />
den starken Führer als angenehm, da er ihnen Unzufriedenheit und Unsicherheit<br />
erspart. Sie erwarten sich, dass der Führer seine Macht tatsächlich ausübt und<br />
nicht auf Machtansprüche verzichtet. Die autoritäre Führung unterstellt, dass die<br />
Mitarbeiter gegen die Arbeit abgeneigt sind und es ihnen an Intelligenz fehlt, die<br />
Arbeit selbst einzuteilen, so Withauer (vgl. Withauer, 1989, S 120).<br />
Führung kommt nicht ganz ohne Macht aus. Man kann solche Macht auch Autori-<br />
tät nennen, beruhend auf Alter, Intelligenz, Erfahrung, Überzeugungskraft, Bil-<br />
dung, Fachwissen oder eben auch aufgrund der Positionierung im Hierarchiegefü-<br />
ge. Generell ist Macht und der Umgang mit ihr ein Phänomen das gefährlich ist,<br />
nicht in jedermanns Hand liegen darf und zur persönlichen Selbstreflektion gera-<br />
dezu zwingt. Sie muss in eine ethische Grundausrichtung eingebettet sein, indem<br />
anderen seine personale Freiheit und seine Würde belässt und ihn nicht in Angst<br />
und Depression treibt (vgl. Grimm, 1994, S 47).<br />
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert kam es zur wissenschaftlichen Be-<br />
triebsführung, die auf Taylor zurückgeführt wird. Dieser legte besonderen Wert<br />
darauf, dass die Untergebenen so einzusetzen sind, dass sie möglichst effizient<br />
arbeiten. Den Schlüssel dazu sah man in der Spezialisierung, die am Fließband<br />
und in der Akkordarbeit geleistet wurde. Die Mitarbeiter sollten hochgradig produk-<br />
tiv sein. In der damaligen Zeit war die körperliche Arbeit bevorzugt. Man nutzte die<br />
Erkenntnisse der modernen physiologischen Psychologie. Es wurden Arbeitsver-<br />
richtungen in kleinsten Bewegungsabläufen gemacht. Man stellte Messungen dar-<br />
über an, in welcher Weise Bewegungsabläufe, etwa Hand- oder Armbewegungen,<br />
um die Arbeitsorganisation etwa zu greifende Gegenstände optimal zu arrangieren<br />
waren. Diese Bemühungen mündeten in eine extreme Arbeitsteilung, d.h. Spezia-<br />
lisierung auf einzelne Verrichtungen.<br />
Die wirtschaftlichen Entwicklungen transportierten ein bestimmtes Modell oder Bild<br />
vom Menschen. Der Mensch wurde als Wesen begriffen, der seine Ziele und Akti-<br />
vitäten Rationalem unterwirft und dessen Arbeitsmotivation ausschließlich ökono-<br />
mischen Anreizen entsprang. Jeder tut was er tut, weil er sich vorher überlegt und<br />
53
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
ausrechnet, was er davon hat. Dabei wird angenommen, dass der Mensch be-<br />
strebt ist seine Ziele so zu erreichen, dass er möglichst wenig dafür tun muss, also<br />
unter minimalem Einsatz den größtmöglichen Output zu erhalten.<br />
Für die Praxis in der Führung hieß dass der Unternehmer oder Chef stellte den<br />
angestrebten Output in den Brennpunkt und war vor allem ergebnisorientiert. Wie<br />
es den Untergebenen dabei erging interessierte ihn damals noch nicht. In diesem<br />
Szenario gab es nur einen, der über alles Bescheid wusste und den Gesamtzu-<br />
sammenhang kannte, den Chef. Die Mitarbeiter waren nur auf ihrem winzigen<br />
Spezialgebiet in ihrer körperlichen Arbeit kompetent. Außerdem wurde ihnen un-<br />
terstellt, dass sie im Grunde genommen keine rechte Lust hatten sich anzustren-<br />
gen. Folglich musste der Vorgesetzte ihnen sagen, was sie zu tun hatten und dies<br />
natürlich auch kontrollieren. Diese Form des autoritären <strong>Führungsstil</strong>s nennt man<br />
auch eindimensional. Eindimensional deshalb, weil in erster Linie das Ergebnis<br />
oder die Produktivität zählt.<br />
Als gute Führungskraft gilt hier jener Chef, der seine Untergebenen besonders<br />
geschickt zu Höchstleistungen antreiben kann. Führungserfolg wurde damals als<br />
Funktion der Führungskraft verstanden und damit den persönlichen Eigenschaften<br />
des Chefs zugeschrieben. Im Verlauf der Jahrzehnte versuchte man dann heraus-<br />
zubekommen, was eine gute Führungskraft ausmachte. Es wurde viel Forschung<br />
betrieben. Man sammelte Daten über erfolgreiche Chefs und dabei rückte sie den<br />
personalen Aspekt der Führung in das Zentrum der Aufmerksamkeit und gelangte<br />
auf diesem Weg zu dem, was die Eigenschaftstheorie der Führung genannt wird.<br />
Es wurde nach Eigenschaften gesucht, die einen herausragenden Chef ausmach-<br />
ten.<br />
Im klassischen Sinn autoritär führen hieß<br />
� Das Führen konzentriert sich auf dem Output, also ist ergebnisorientiert<br />
� Autoritär Führende haben Untergebene, deshalb Mitarbeiter werden zu<br />
Ausführenden von Anweisungen<br />
� Autoritäres Führen verlangt den Untergebenen exakte Anweisungen zu ge-<br />
ben. Sie erhalten Informationen in denen präzise dargelegt wird, was sie in<br />
welcher Zeit mit welcher Qualität zu tun haben<br />
54
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
� Autoritäres Führen zwingt dazu Arbeitsprozesse und Arbeitende gleichsam<br />
lückenlos zu kontrollieren.<br />
Autoritär führen mag nicht jeder, aber es kann auch nicht jeder autoritär führen.<br />
Ein Mensch, der erfolgreich autoritär führen will, muss bestimmte Voraussetzun-<br />
gen überdenken und realisieren. Folgende Anforderungen werden an autoritäre<br />
Führungskräfte gestellt:<br />
� Umfassende Kenntnis des Zielumfeldes<br />
� Höchste fachliche Kompetenz. Status<br />
� Genaue Kenntnis des Zielzustandes<br />
� Mittel und Wege, die zum Ziel führen<br />
� Wissen über mögliche Hindernisse und Möglichkeiten zu ihrer Beseitigung<br />
� Kenntnis der Stärken und Schwächen der Unterstellten<br />
� Gezielter Einsatz der personellen und anderer Ressourcen<br />
� Realisierung absoluter Kontrolle<br />
� Mut Entscheidungen nach eigenem Urteil zu fällen<br />
� Außergewöhnliche Belastbarkeit<br />
� Hochgradiges Engagement<br />
� Durchsetzungsfähigkeit und Respekt nach allen Seiten, horizontal, vertikal<br />
und nach außen<br />
� Extrem präzise Ausdrucksweise<br />
Diese Anforderungen machen klar, dass autoritär zu führen außerordentlich an-<br />
spruchsvoll und stressig und hochgradig belastend ist (vgl. Mahlmann 2011, S15).<br />
7.6 Autorität ohne Zwang<br />
Wer führt, will durch seine Einwirkung auf Andere etwas bewirken. Ein kooperativ<br />
Führender wirkt durch eine Autorität die nicht zwanghaft ist, die nicht als Fremd-<br />
bestimmung empfunden wird, sondern als Hilfe zur Selbst- und Mitbestimmung.<br />
Dies ist eine natürliche Autorität. Sie wird nicht nur akzeptiert, sondern bejaht und<br />
gewünscht, weil sie den Mitarbeitern hilft zu ihrer eigenen Leistungsentfaltung zu<br />
55
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
gelangen. Sie kann in diesem Sinn als Bedingung einer möglichst weit gehenden<br />
Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung der Mitarbeiter im Rahmen der betrieb-<br />
lichen Möglichkeiten angesehen werden.<br />
Diese Führung ist in hohem Maße abhängig von der persönlichen Voraussetzung<br />
des Führenden. Wer von seiner inneren Einstellung die Führung ernst nimmt und<br />
dies den Mitarbeitern signalisiert wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einen nicht<br />
unbeträchtlichen Vertrauensvorschuss durch die Mitarbeiter erhalten. Wer jedoch<br />
glaubt durch Macht führen zu können oder auf Grund seiner Funktion hierarchi-<br />
schen eine Herrschaftsautorität in die Waagschale werfen zu können, wird früher<br />
oder später scheitern, denn kaum ein Mitarbeiter ist heute bereit dazu auf Druck<br />
von außen oder aus Angst eine hohe Leistungsbereitschaft an den Tag zu legen.<br />
Die Veränderung von Führungsstrukturen hat einen wesentlichen Einfluss auf das<br />
veränderte Autoritätsbild.<br />
Die immer komplexer werdenden Arbeitsaufgaben machen es unmöglich, dass die<br />
Führungskräfte in allen Fällen die Überlegenen sind. Dies ist ein Grund warum<br />
mehr denn je die Kooperativform des Führens praktiziert wird. Die Hierarchien<br />
werden flacher, Spezialisten erhalten eine immer wichtigere Bedeutung.<br />
Im Projektmanagement werden immer mehr Aufgaben durch Teamarbeit erledigt.<br />
Eine Projektleitung ohne natürliche Autorität wird nichts bewirken können. Die<br />
Führungssituation unterliegt einem ständigen Wandel durch immer schneller wirk-<br />
sam werdende technische Veränderungen, wachsende Internationalität bei Pro-<br />
dukten und Märkten, gesellschaftliche Umstrukturierungen, die auch den Arbeits-<br />
bereich nicht unberührt lassen und ein verändertes Selbstbild der Führungskräfte.<br />
Die zukünftigen Führungsaufgaben erfordern auch ein neues Selbstverständnis<br />
von Autorität.<br />
Das Hauptziel der Führungsautorität liegt darin Voraussetzungen dafür zu schaf-<br />
fen, dass Mitarbeiter und Arbeitsgruppen sich leistungsmäßig optimal entfalten<br />
können. Die Führungskräfte aller Verantwortungsebenen werden auf Dauer nur in<br />
dem Maß erfolgreich sein, wie sie die Mitarbeiter zu eigenem persönlichen Erfolg<br />
führen (vgl. Fröhlich 2001, S 63).<br />
56
7.7 Charakteristik<br />
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
Eine autoritäre Führungskraft meint alles allein entscheiden zu müssen und setzt<br />
sich deshalb ständig unter Druck. Sie meint sie hätte die Verantwortung für Erfolg<br />
und Misserfolg zu tragen und sollte stets auf den neuesten Stand sein. Das Bild<br />
von ihr ist geprägt in der Haltung eines Dschungelkämpfers, der meint in der feind-<br />
lichen Welt nur dann überleben zu können, wenn er sich nur auf sich selbst ver-<br />
lässt. Er versucht deshalb fachlich überlegen zu sein, den Überblick zu haben und<br />
andere zu dirigieren. Sein Werkzeug ist Macht. Er will sich selbst und dem Unter-<br />
nehmen zum Erfolg verhelfen. Er meint in dieser Welt gibt es nur Gewinner und<br />
Verlierer und da er zu den Siegern gehören möchte, ist es ihm recht, gefürchtet zu<br />
werden.<br />
Eine autoritäre Führungskraft strebt Sicherheit an. Es ist wichtig diesen autoritären<br />
<strong>Führungsstil</strong> nicht moralisch zu bewerten, denn er hat sehr wohl auch seine Wich-<br />
tigkeit. Er erfüllt das Grundstreben nach Sicherheit und das wiederum motiviert die<br />
Mitarbeiter (vgl. Mahlmann, 2002, S 19).<br />
Selbstsicherheit, überlegendes Urteilsvermögen, die Fähigkeit die anderen zur<br />
Disziplin anzuhalten, das sind Eigenschaften einer Autorität. Ganz allgemein könn-<br />
te man aber auch sagen, dass Autorität einen Versuch darstellt, Machtverhältnisse<br />
zu interpretieren, Verhältnissen die von Herrschaft und Einfluss geprägt sind<br />
dadurch einen Sinn zu geben, dass man ihnen eine Vorstellung von Stärke unter-<br />
legt. Die Menschen machen sich keine eigenen Gedanken über die Macht. Sie<br />
denken was die Mächtigen ihnen eingeben.<br />
Wenn Autorität als ein Prozess der Deutung von Macht bezeichnet wird, dann gibt<br />
es dazu sehr unterschiedliche Auffassungen. Es wird behauptet, was das Subjekt<br />
sehe und empfinde hinge weitgehend von der Beschaffenheit der Machtverhält-<br />
nisse ab. Der bedeutendste Verfechter dieser Auffassung ist Max Weber. Er ver-<br />
trat die Ansicht, dass Menschen Macht auf sehr unterschiedliche Weise auffassen<br />
können. Er meint dass nur besondere Auffassungsweisen die Menschen veran-<br />
lassen die Mächtigen als Autoritäten wahrzunehmen und diese Auffassungswei-<br />
sen werden dadurch bestimmt, wie die Mächte ihre Herrschaft ausüben.<br />
57
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
Nach Weber gibt es drei Typen in denen Macht sogleich als Autorität wahrge-<br />
nommen wird:<br />
Die erste ist zunächst die traditionelle Herrschaft bzw. Autorität. Sie beruht auf<br />
dem Alltagsglauben an die Heiligkeit von jeher geltenden Traditionen. In diese tra-<br />
ditionelle Autorität gehören auch Gebräuche wie z.B. jüdische und islamische<br />
Speiseverbote, oder Alkoholverbot. Der Eindruck von Autorität erweckt daraus,<br />
dass diese Erinnerung solange Zeit überdauert hat, dass wir sagen es ist ein<br />
Brauch, aber es kann auch soweit zurückliegen, dass man nur noch unter Beru-<br />
fung von Mythen und Sagen den Hinweis dazu bekommt.<br />
Der zweite Typ ist die legal rationelle Autorität. Der Eindruck der Autorität ergibt<br />
sich hier aus dem was der Führer oder der Chef tatsächlich tut und diese Autorität<br />
kann auf jeden zugeschrieben und auf jeden übertragen werden, der eine solche<br />
Machtposition innehat.<br />
Die dritte Art der Autorität ist die charismatische Autorität. Sie beruht sich auf die<br />
Hingabe der Heiligkeit oder die Heldenkraft oder die Vorbildlichkeit einer Person.<br />
Webers Vorbilder für diesen Autoritätstyp sind Jesus und Mohamed. Der wichtige<br />
Grundzug von Webers Ansatz besteht darin, dass er Autorität mit Legitimität<br />
gleichsetzt. Seiner Ansicht nach werden Menschen denen, die sie für illegitim hal-<br />
ten, nicht gehorchen. Autorität als Glaube an die Legitimität gemessen, an der Be-<br />
reitschaft zum freiwilligen Gehorsam, diese Auffassung von Autorität hat im mo-<br />
dernen soziologischem Denken an außergewöhnlichen Einfluss gewonnen (vgl.<br />
Fennett, 1990, S 20ff ).<br />
Die autoritäre Führungskraft nimmt wenig Rücksicht auf seine Mitarbeiter. Die<br />
Führung ist eher unpersönlich. Er bestimmt selbst sehr viel, übt eine sachliche<br />
Kontrolle aus und erteilt Anerkennung und Missbilligung ohne objektive Gründe<br />
anzugeben. Der autoritäre Führer weiß und kann alles besser, deshalb kann<br />
grundsätzlich auf Diskussionen verzichtet werden. Er lässt andere selten zu Wort<br />
kommen. Er stellt viele Fragen, greift oft ein und fragt andere selten nach ihrer<br />
Meinung.<br />
58
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
Keinesfalls darf eine gute Lösung von den Mitarbeitern kommen und selbst wenn<br />
der Führer keine Idee gehabt hat, wird er einem Vorschlag nicht zustimmen, son-<br />
dern lediglich erklären, er stimme mit ihm überein. Das höchste Lob des Mitarbei-<br />
ters ist die Meinung des Führers getroffen zu haben.<br />
Es gibt Gruppen, die bevorzugen eine autoritäre Führungsstruktur. Sie haben das<br />
Bedürfnis nach einem überlegenen starken Führer. Diese empfinden den starken<br />
Führer als angenehm, da er ihnen Unzufriedenheit und Unsicherheit erspart. Sie<br />
erwartet sich, dass der Führer seine Macht tatsächlich ausübt und nicht auf<br />
Machtansprüche verzichtet. Er hat streng auf die Einhaltung der Gruppennormen<br />
zu achten, die er selbst bestimmt und gegen die nur er verstoßen darf. Die autori-<br />
täre Führung unterstellt, dass die Mitarbeiter gegen die Arbeit abgeneigt sind und<br />
es ihnen an Intelligenz fehlt die Arbeit selbst einzuteilen (vgl. Withauer 1989, S<br />
119).<br />
7.8 Die Bedeutung des autoritären <strong>Führungsstil</strong>es für Mitarbeiter<br />
Die Mitarbeiter sind Empfänger von klaren Anweisungen die sie auszuführen zu<br />
haben. Sie geraten in die Rolle des Befehlsempfänger und werden auf die Funkti-<br />
on reduziert, Handlanger der Führungskraft zu sein. Sie haben keinen Handlungs-<br />
und Entscheidungsspielraum, denn die Führungskraft sagt ihnen was sie in wel-<br />
cher Qualität bis wann, wie zu tun haben.<br />
Es wird auf Dauer die Eigeninitiative und innere Motivation erstickt und die Un-<br />
selbstständigkeit nimmt zu. Es besteht die Gefahr, dass die Mitarbeitenden auf<br />
den Dienst nach Vorschrift ausweichen und auch das kreative Potential liegt weit-<br />
gehend brach. Die Führungskraft nutzt dieses Potential nicht, weil sie alleine defi-<br />
niert wo es lang geht und wie gearbeitet wird. Irgendwann vergessen die Mitarbei-<br />
ter selbst, dass sie kreativ sein können. Wenn überhaupt werden nur jene Mitar-<br />
beitenden gefördert, die die Führungskraft erwählt. Es wird weniger im Team ge-<br />
arbeitet sondern die Einzelleistungen der Mitarbeiter fließen bei der Führungskraft<br />
zusammen und diese bündelt sie zu einem Gesamtergebnis.<br />
Fällt die Führungskraft aus, entsteht ein Führungsvakuum und die Mitarbeitenden<br />
fühlen sich hilflos (vgl. Mahlmann, 2002, S 21).<br />
59
7 Autoritärer <strong>Führungsstil</strong><br />
Diese Führung eignet sich aber sehr wohl für kritische Situationen, wenn Ent-<br />
scheidungen schnell getroffen werden sollen oder für Routineaufgaben bei denen<br />
es keine Spielräume für Initiative gibt, sowie für passive, initiativlose Untergebene<br />
(vgl. Franken, 2007, S 258).<br />
7.9 Welche positiven und negativen Effekte ergeben sich beim<br />
autoritären <strong>Führungsstil</strong><br />
Die Mitarbeiter sind bei diesem <strong>Führungsstil</strong> infolge der Befriedigung ihrer domi-<br />
nierenden Sicherheit relativ zufrieden und erledigen ihre Anweisungen pflichtbe-<br />
wusst.<br />
Durch das Befehl-Gehorsam-Verhältnis besitzen die Mitarbeiter kaum Spielraum<br />
für eigene Erfolgserlebnisse. Das soziale Klima ist oft durch Spannung und Miss-<br />
trauen geprägt, da die Verantwortungsregeln oft unklar sind (vgl. Baumgarten,<br />
1976, S 29)<br />
60
8 Methodik<br />
8.1 Erstellung eines Interviewleitfadens<br />
8 Methodik<br />
Den Interviewleitfaden habe ich selbständig erstellt. Bezugnehmend auf den theo-<br />
retischen Teil habe ich die Fragen erarbeitet. Es wurden inhaltlich folgende Punkte<br />
befragt:<br />
� Theoretisches Wissen<br />
� Eigene Erfahrungen<br />
� Entscheidung zwischen zwei konkreten Fragen<br />
Der Leitfaden enthält folgende Fragen:<br />
� In welcher Funktion arbeiten sie?<br />
� Was heißt für sie autoritär führen?<br />
� Was heißt für sie charismatisch führen?<br />
� Welchen von diesen zwei <strong>Führungsstil</strong>en würden sie eher bevorzugen?<br />
� Warum diesen <strong>Führungsstil</strong>? Haben sie schon Erfahrung mit einem dieser<br />
<strong>Führungsstil</strong>e gemacht?<br />
� Welche Erfahrungen?<br />
� Welcher ist für sie ethisch wertvoller?<br />
� Warum ist dieser <strong>Führungsstil</strong> für sie ethisch wertvoller?<br />
Bei der Auswahl der Fragen wusste ich am Anfang nicht, ob ich nicht zu tief in die<br />
Persönlichkeit und Intimsphäre jedes einzelnen Interviewpartners eindringen wür-<br />
de, denn gerade wenn es um Aussagen zur Führung geht, sind manche Men-<br />
schen sehr vorsichtig in ihrer Wortwahl. Ich wollte aber doch nicht zu oberflächlich<br />
bleiben und vertraute darauf, dass gerade durch die Anonymität des Interviews<br />
ehrliche Beantwortungen der Fragen möglich waren. Ich wählte diese relativ offe-<br />
nen Fragen aus, so dass jede und jeder Interviewteilnehmer seine Erfahrungen<br />
mitteilen konnte, und auch in seiner Aussage nicht eingeschränkt wurde.<br />
61
8.2 Vorgehen und Auswahl der interviewten Personen<br />
8 Methodik<br />
Ich habe an den Anschlagtafeln in der Universitätsklinik Innsbruck mehrere<br />
Schreiben aufgehängt, mit der Bitte sich für ein Interview zu melden mit der klaren<br />
Eingrenzung dass sich nur Pflegepersonen meldeten. Es meldeten sich 31 Perso-<br />
nen die in keiner leitenden Funktion sondern als Mitarbeiter auf Stationen arbeiten.<br />
13 Personen die im mittleren Führungsmanagement arbeiten waren auch für ein<br />
Interview bereit. Vom höheren Management meldete sich niemand. Vom höheren<br />
Management fragte ich die Studenten die mit mir im Studium sind, da diese alle in<br />
einer solchen Position arbeiten. 18 Personen stellten sich zur Verfügung. Es wur-<br />
de anonym befragt.<br />
In allen drei von diesen hierarchischen Stufen ließ ich das Los entscheiden. Es<br />
wurden von jeder Stufe drei Frauen und drei Männer ausgewählt, wobei in der<br />
mittleren sich genau drei Männer meldeten. Ich bat die ausgewählten Mitarbeiter<br />
einzeln in ein Seminarzimmer das für solche Zwecke immer bereit steht und stellte<br />
ihnen die Fragen. Aufgenommen wurden die Interviews mit einem Diktiergerät.<br />
Bei den Studenten war das schwieriger, da wir uns nur in Dornbirn beim Unterricht<br />
sahen. Ich machte telefonisch mit diesen sechs Personen einen Termin aus, und<br />
in der Zeit in der wir alle in Dornbirn waren führte ich die Interviews in einem Se-<br />
minarraum im Kolpinghaus durch.<br />
8.3 Auswertung der Interviews<br />
Es waren 18 Interviews, die ich vom Aufnahmegerät wörtlich transkribierte.<br />
Frage 1: In welcher Funktion arbeiten Sie?<br />
Mitarbeiter: drei Frauen und drei Männer<br />
Mittleres Management: drei Frauen und drei Männer<br />
Höheres Management: drei Frauen und drei Männer<br />
Frage 2: Was heißt für sie autoritär führen?<br />
62
Mitarbeiter:<br />
8 Methodik<br />
1. Frau: es gilt nur eine Meinung, ich bin der Chef und du hast zu tun was ich sa-<br />
ge, ich weiß und kann alles besser als du, Hitler war so einer, nach unten treten<br />
nach oben schmeicheln,<br />
2. Frau: mag ich gar nicht, ich kann dem Chef nichts Recht machen, er will auch<br />
nicht dass ich zu Schulungen gehe, ich könnte ja dann mehr wissen als er, wär<br />
fein wenn es keinen autoritären Chef gäbe<br />
3. Frau: möchte dazu nichts sagen, denn da fallen mir nur die Diktatoren ein<br />
1. Mann: ich finde wo es Autorität braucht, ist es auch angemessen, es ist nicht<br />
nur schlecht, aber ich weiß da muss ich aufpassen dass ich mich nicht auf ein<br />
Pulverfass setze<br />
2. Mann: hab ich schon öfters als Chef gehabt, da weiß man wo es lang geht, er<br />
gibt klare Anweisungen und wenn man die befolgt, dann hat man nichts zu be-<br />
fürchten, möchte aber heute keinen autoritären Chef mehr, je älter ich werde umso<br />
weniger.<br />
3. Mann: sehr viel Kontrolle, kaum Zeit Arbeiten auszuführen, es wird einem im-<br />
mer auf die Finger geschaut, da bekommt man klare Anweisung, aber eigene<br />
Meinung brauchst du keine haben<br />
Mittleres Management:<br />
1. Frau: ohne Emotionen, herrisch, ohne Wenn und Aber, ohne Einbeziehung der<br />
Mitarbeiter<br />
2. Frau: kein Mitspracherecht für Mitarbeiter, wenig Möglichkeit sich einzubringen<br />
und gehört zu werden, es gilt nur eine Meinung<br />
3. Frau: Ich bin der Chef mit allen Konsequenzen, es passiert was ich sage, meine<br />
Meinung gilt ohne Wiederrede, kaum Mitspracherecht für Mitarbeiter<br />
1. Mann: ergebnisorientiert, eng an Zeitspannen gebunden, Anweisung und Kon-<br />
trolle dominieren, nicht unbedingt gewissen Situationen angepasst, das Alle sind<br />
Gleich Prinzip<br />
2. Mann: viel Kontrolle, kaum Vertrauen zu den Mitarbeitern, Ergebnisse zählen,<br />
großes Ziel gesteckt, ist ihm egal was man über ihn denkt und spricht, keine<br />
Scheu jemanden zu entlassen, nur eine Meinung zählt<br />
63
8 Methodik<br />
3. Mann: Vorgaben an die Mitarbeiter ohne dass diese wiedersprechen können,<br />
kaum Emotionen, lässt nicht gut mit sich reden, ist von sich und seiner Arbeit<br />
überzeugt, lässt keinen neben sich, ist unnahbar, versucht seine Arbeit besser als<br />
alle anderen zu machen, ist von seinen Zielen überzeugt und lässt sich nicht da-<br />
von abbringen,<br />
Höheres Management:<br />
1. Frau: gibt klare Anweisungen, die der Mitarbeiter so ehest wie möglich ausfüh-<br />
ren sollte, nur seine Meinung zählt, ist wenn es angebracht ist, eine Führung auf<br />
die man sich verlassen kann, in Krisensituationen der beste <strong>Führungsstil</strong>, sehr klar<br />
im Ausdruck, hat keine Scheu vor Verantwortung, leider oft unnahbar, hat eine<br />
klare Struktur das Mitarbeiter sehr oft auch schätzen,<br />
2. Frau: ist sehr klar in der Anweisung, streng in der Kontrolle, kann fehlerhaftes<br />
Verhalten schnell bestrafen, ergebnisorientiert,<br />
3. Frau: wirkt sehr oft streng oder bedrohlich, ist ziel –und leistungsorientiert, hat<br />
großes Zutrauen zu sich selbst, lässt keine andere Meinung zu, hat ein großes<br />
Geltungsbedürfnis, ist in Krisensituationen besser als jeder andere <strong>Führungsstil</strong><br />
1. Mann: nur Ergebnisse zählen, meint dass er nur mit Strenge ans Ziel kommt,<br />
kann gut Verantwortung tragen, ist von sich überzeugt, zeigt kaum Emotionen,<br />
arbeitet oft selbst am meisten, hat kaum Vertrauen seinen Mitarbeitern gegenüber,<br />
ist unnahbar und kaum einschätzbar für den Mitarbeiter,<br />
2. Mann: klare Strukturvorgabe an die Mitarbeiter, sehr zuverlässig, großes Ver-<br />
antwortungsgefühl, strenges Regiment mit klaren Anweisungen, möchte dass die<br />
Anweisungen prompt erledigt werden, ist ergebnisorientiert und der Organisation<br />
treu ergeben<br />
3. Mann: lässt sich nicht in die Karten schauen, klare Anweisungen an die Mitar-<br />
beiter, kann gut Struktur vorgeben, geht keine Verbindungen mit den Mitarbeitern<br />
ein, lässt kaum eine Meinung gelten<br />
64
Frage 3 : Was heißt für sie charismatisch führen?<br />
Mitarbeiter:<br />
8 Methodik<br />
1. Frau: eingehen auf die Mitarbeiter, kontaktfreudig, hört sich die Meinung von<br />
den Mitarbeitern an, versucht zu motivieren, den Chef mag man einfach<br />
2. Frau: lässt auch die Meinung vom Mitarbeiter gelten, hat Charme, versucht<br />
mehr zu vermitteln, mischt sich mehr unters Volk, ist an deren Meinung interes-<br />
siert, sieht die Fähigkeiten jedes einzelnen<br />
3. Frau: ist mitarbeiterorientiert, freut sich wenn es allen gut geht, hat Interesse am<br />
Menschen<br />
1. Mann: die Ressourcen des Mitarbeiters sind ihm wichtig, lässt die Meinung je-<br />
des einzelnen gelten, hat auch klare Struktur nur feinfühliger, ist charmant<br />
2. Mann: geht auf Mitarbeiter ein, freut sich wenn es diesem gut geht, ist am Mit-<br />
arbeiter interessiert,<br />
3. Mann: hat Visionen,<br />
Mittleres Management:<br />
1. Frau: geht auf jeden Mitarbeiter ein, sieht positive Eigenschaften als Potential<br />
und baut darauf auf, sieht jeden als Individuum und nützt dessen Ressourcen<br />
2. Frau: mit den vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten mitarbeiterorientiert<br />
Strategien verfolgen, setzt Charme und Rhetorik ein<br />
3. Frau: gut auf den Mitarbeiter eingehen, ihn bei seiner Entwicklung beistehen,<br />
fördern und motivieren<br />
1. Mann: diese Führung hat Visionen bei denen der Mitarbeiter gut mitkommt, Zie-<br />
le und Philosophie ist für den Mitarbeiter verständlich, dieser <strong>Führungsstil</strong> verlangt<br />
große Hingabe und hohen Einsatz, kostet viel Energie<br />
2. Mann: Ressourcenorientiert und nicht nur zielorientiert, geht auf den Mitarbeiter<br />
ein<br />
3. Mann: gute Menschenkenntnis, lässt jeden seine Ziele definieren, ist bei der<br />
Entwicklung jedes Mitarbeiters darauf bedacht dass dieser auch weiterkommt<br />
65
Höheres Management:<br />
8 Methodik<br />
1. Frau: erkennt die Potentiale der Mitarbeiter und fördert diese, setzt sich für den<br />
Mitarbeiter ein, hat für jeden ein offenes Ohr, ist an jedem Einzelnen interessiert<br />
2. Frau: hat Visionen, freut sich über jedes noch so kleine erreichte Ziel, ist nicht<br />
an Macht interessiert, der Mitarbeiter ist ihm wichtig<br />
3. Frau: fordert und fördert jeden Mitarbeiter in dessen Tempo, versucht gutes<br />
Management zu machen, hat keinen Machtanspruch, zeigt Freude<br />
1. Mann: ist visionär, hat Ziele , ist mitarbeiterorientiert<br />
2. Mann: versucht die Macht nicht auszuspielen, kennt seine Mitarbeiter und deren<br />
Umfeld, freut sich wenn sich Mitarbeiter einbringen<br />
3. Mann: hat viele Visionen die er versucht umzusetzen, wirkt zufrieden und ge-<br />
lassen , erkennt die Ressourcen der Mitarbeiter und fördert diese, ist sehr um-<br />
gänglich und rhetorisch gewandt<br />
Frage 4: Welchen von diesen zwei <strong>Führungsstil</strong>en würden sie bevorzugen?<br />
Mitarbeiter:<br />
1. Frau: den charismatischen<br />
2. Frau: den charismatischen<br />
3. Frau: den charismatischen<br />
1. Mann: weißt nicht so recht, kann mich da nicht entscheiden<br />
2. Mann: den charismatischen<br />
3. Mann: den charismatischen<br />
Mittleres Management:<br />
1. Frau: den charismatischen<br />
2. Frau: den charismatischen<br />
3. Frau. den autoritären<br />
1. Mann: den charismatischen<br />
2. Mann: den charismatischen<br />
66
3. Mann: den charismatischen<br />
Höheres Management:<br />
Hier bevorzugen ohne Ausnahme alle den charismatischen <strong>Führungsstil</strong><br />
Frage 5: Warum diesen <strong>Führungsstil</strong>?<br />
Mitarbeiter:<br />
8 Methodik<br />
1. Frau: weil man eben Stärken und Schwächen hat, und das bei diesem Stil bes-<br />
ser toleriert wird<br />
2. Frau: er ist zielführender<br />
3. Frau: da können auch Mitarbeiter so wie ich, Meinungen und Vorstellungen ha-<br />
ben<br />
1. Mann: dazu kann ich keine Antwort geben<br />
2. Mann: weil der Mitarbeiter als Ganzes gesehen wird<br />
3. Mann: weil man mit diesem besser ans Ziel kommt, und die Mitarbeiter besser<br />
zu führen sind<br />
Mittleres Management:<br />
1. Frau: weil man durch Machtausübung nur in Krisensituationen ans Ziel kommt,<br />
weil jeder Mitarbeiter Stärken und Schwächen hat<br />
2. Frau: weil er von den Mitarbeitern besser angenommen wird<br />
3. Frau: klare Strukturen erleichtern vielen das arbeiten<br />
1. Mann: es bleibt mehr Spielraum für Kreativität, es werden ganz andere Kräfte<br />
frei, Mitarbeiter können sich entfalten, es wird über den Tellerrand geschaut<br />
2. Mann: er ist besser für den Mitarbeiter, da dieser sich besser entfalten kann<br />
3. Mann: er ist für den Chef und für den Mitarbeiter besser, da diese sich auf Au-<br />
genhöhe begegnen können<br />
67
Höheres Management:<br />
8 Methodik<br />
1. Frau: die Kreativität kann sich beim Mitarbeiter besser entfalten, er ist nicht so<br />
abhängig von den Launen des Chefs<br />
2. Frau: der Mitarbeiter wird durch diesen Stil als Ganzes gesehen<br />
3. Frau: er ist zielführender<br />
1. Mann: führt besser ans Ziel<br />
2. Mann: Mitarbeiter können sich besser entfalten, haben keine Angst vor dem<br />
Vorgesetzten<br />
3. Mann: es wird mehr stärkenorientiert geführt<br />
Frage 6: Haben sie schon Erfahrungen mit einem dieser Stile gemacht?<br />
Alle, ausnahmslos, haben mit beiden <strong>Führungsstil</strong>en schon Erfahrungen gemacht<br />
Frage 7: Welche Erfahrungen?<br />
Mitarbeiter:<br />
1. Frau: negative mit dem autoritärem, da war kein Platz für die eigene Entfaltung,<br />
positive mit dem charismatischen, da war meine Meinung plötzlich wichtig<br />
2. Frau: mit beiden eher positiv, da es ganz oft von der Situation abhing, einmal<br />
war Strenge wichtig und ein anderes Mal durfte man sich aber entfalten<br />
3. Frau: der autoritäre war oft richtig, da es auch Krisenzeiten gab, ansonsten<br />
beim charismatischen war Platz für die eigenen Probleme da<br />
1. Mann: situationsbedingt waren beide wichtig und richtig<br />
2. Mann: im autoritären war für menschliche Belange wenig Platz, aber zu charis-<br />
matische Chefs wirkten ebenfalls unangenehm<br />
3. Mann: beide waren wenn sie ausgeprägt waren nicht angenehm, nur Strenge<br />
beim ersten und viel Verschwommenheit in den Anweisungen beim charismati-<br />
schen waren auch eine Katastrophe<br />
68
Mittleres Management:<br />
8 Methodik<br />
1. Frau: beide haben ihre Berechtigung, , beim charismatischen konnte ich mich<br />
besser entfalten, aber beim autoritären musste ich keine Verantwortung überneh-<br />
men, das war auch einmal angenehm<br />
2. Frau: im autoritären hatte ich überhaupt keine eigene Meinung zu haben, das<br />
war sehr frustrierend, beim charismatischen kam dann meine Kreativität an die<br />
Oberfläche<br />
3. Frau: beim autoritären Chef hatte ich panische Angst, dass mir kein Fehler pas-<br />
sierte, das habe ich Jahre später noch gemerkt, da war der charismatische nur ein<br />
Frühlingslüfterl dazu, aber man musste auch bei diesen die Leistung erbringen<br />
1. Mann: der autoritäre hat mich ganz schön an meine Grenzen gebracht, da ich<br />
auch gerne meine Meinung sage, das war beim charismatischen kein Thema<br />
2. Mann: beim autoritären hatten alle technischen Belange Vorrang, Fehler durften<br />
keine gemacht werden, das gab es beim charismatischen nicht<br />
3. Mann: viel mehr Wertschätzung beim charismatischen, sehr viel Strenge beim<br />
autoritären<br />
Höheres Management:<br />
1. Frau: beim autoritären war kaum Luft zum Atmen, beim charismatischen gab es<br />
keine oder kaum Anweisungen, das war beides nicht angenehm,<br />
2. Frau: die Wertschätzung war bei beiden da, deshalb hab ich keine schlechte<br />
Erinnerung daran<br />
3. Frau: beim charismatischen wurde ich als Mensch gesehen mit allen Stärken<br />
und Schwächen, das konnte ich vom autoritären nicht sagen<br />
1. Mann: habe mit beiden positive Erfahrungen bezüglich Umgang mit mir als<br />
Mensch gemacht, ansonsten war immer zur richtigen Zeit der richtige Chef<br />
2. Mann: kann nicht sagen dass ich negative Erfahrungen machte, das passte so<br />
wie es war<br />
3. Mann: Wertschätzung gab es nur beim charismatischen, beim autoritären war<br />
Kontrolle ein großes Thema<br />
69
Frage 8: Welcher ist für sie wertvoller?<br />
Für alle 18 Personen war es der charismatische<br />
Frage 9: Warum ist für sie dieser Stil ethisch wertvoller?<br />
Für 16 Personen war dieser <strong>Führungsstil</strong> wertvoller, da er wertschätzend ist,<br />
8 Methodik<br />
für eine Frau aus dem mittleren Management , deshalb weil der Mensch als Gan-<br />
zes gesehen wird<br />
für einen Mann aus dem höheren Management, deshalb weil er hinter jedem<br />
Mensch seine Stärke sieht<br />
70
9 Schlussfolgerung<br />
9 Schlussfolgerung<br />
Bei der Auswertung der Interwies kam ganz klar der charismatische <strong>Führungsstil</strong><br />
in allen hierarchischen Ebenen als Favorit zur Geltung. Er wurde von allen Perso-<br />
nen als eindeutig ethisch besserer <strong>Führungsstil</strong> bewertet. Bei fast jedem einzelnen<br />
Interview merkte ich die Brisanz die in diesem Thema steckt. Ich kam zu dem<br />
Schluss, dass Führung jeden betrifft, egal ob er geführt wird oder selbst führt. Die<br />
Emotionalität bei dieser Thematik war gut zu sehen. Einige konnten sich sehr in<br />
Rage bringen, andere waren ganz vorsichtig in der Erzählung ihrer Erfahrungen.<br />
Es gab keinen merkbaren Unterschied in der Aussage zwischen Frauen und Män-<br />
ner. In den einzelnen hierarchischen Stufen fand sehr viel Übereinstimmung statt.<br />
Jeder in den oberen hierarchischen Stufen wurde ja auch einmal geführt. Man<br />
merkte dass jeder mit dem Thema Führung auch selbst viel erlebt hatte.<br />
Die Wertschätzung beim charismatischen <strong>Führungsstil</strong> wurde immer wieder her-<br />
vorgehoben. Wertschätzung war das Wort das fast jeder Befragte in den Mund<br />
nahm. Auch in der Ausarbeitung der Literatur wurde ich immer wieder mit diesem<br />
Wort konfrontiert.<br />
Beim autoritären <strong>Führungsstil</strong> war ganz oft die Rede von Angst. Jeder Interviewte<br />
hatte schon einmal unter einer autoritären Führungskraft gearbeitet und fast alle<br />
sagten, dass es nicht sehr angenehm war, da man als Mensch kaum wahrge-<br />
nommen wurde. Die eigene Meinung zählte überhaupt nicht.<br />
Die Kernaussage ist, dass jeder Mensch in seiner Persönlichkeit wahrgenommen<br />
werden möchte. Aber ist das nicht ein Grundbedürfnis jedes Menschen ob in der<br />
Arbeitswelt oder im Alltag zu Hause?<br />
Die Aussagen der Interviewten und die ausgearbeitete Literatur waren meiner<br />
Meinung nach ident. Es gibt keinen Unterschied auch in Hinblick auf die Ethik. Bei<br />
Führung spielt diese sehr wohl eine große Rolle, und das nicht nur bei den Befrag-<br />
ten sondern auch in der Literatur.<br />
71
10 Diskussion<br />
10 Diskussion<br />
Wer Kariere macht, der verdankt seinen Erfolg zu einem Gutteil seinem Ehrgeiz,<br />
seinem Durchsetzungswillen und nicht zuletzt vielleicht seinen Ambitionen und<br />
einem nicht unbeträchtlichem Maß an Egozentrik. Oft wird von einer Führungskraft<br />
jedoch erwartet sich möglichst unsichtbar zu machen, sich große Zurückhaltung<br />
aufzuerlegen und bis zur Selbstverleugnung zu gehen. So kommt es oft zu Span-<br />
nung zwischen Persönlichkeit und Aufgabe. Eine Spannung, die ausgehalten wer-<br />
den muss, die zur Zerreißprobe führen kann oder im Idealfall einem Menschen<br />
hervorbringt, die den Balanceakt zwischen energischem Auftreten und Unaufdring-<br />
lichkeit schafft. Sie weiß was sie will.<br />
Die ständige Erweiterung der beruflichen Tätigkeiten setzt heutzutage eine große<br />
ethische Kompetenz voraus. Aber kann man Ethik lernen? Warum muss ich mich<br />
mit Werten und Normen beschäftigen wenn ich in einer Führungsposition bin?<br />
Welche Rolle spielt das Management? Fragen über Fragen kommen beim Ausar-<br />
beiten dieser Themen. Menschen und Organisationen brauchen Werte. Damit ein<br />
Mensch in einer Organisation gut arbeiten kann, müssen seine persönlichen Wert-<br />
vorstellungen mit den Werten der Organisation kompatibel sein. Ein sehr span-<br />
nendes Thema in der heutigen Zeit.<br />
Jede Führungskraft macht immer wieder die Erfahrung, dass ohne ausreichende<br />
Autorität die Durchführung seiner Führungsaufgabe sehr erschwert und zur Last<br />
oder zum Stress wird. Die von ihren Mitarbeiter anerkannte Autorität ist notwendig<br />
für die Erreichung betrieblicher Ziele und zur Entstehung eines Betriebsklimas und<br />
einer Unternehmenskultur, wo vertrauensvolle Zusammenarbeit funktionieren<br />
kann. Wenn Vorgesetzte versagen oder resignieren, und das ist heute nicht selten<br />
der Fall, dann ist das ein Mangel an akzeptierter Autorität, das Fehlen von Klarheit<br />
und Ordnung. Im heutigen Trend und unserer Zeit stößt die Autorität auf Ableh-<br />
nung. Diese Ablehnung richtet sich unter anderem gegen die Autorität der Älteren<br />
ebenso wie persönliche, institutionelle und traditionelle Autorität wie bei Ämtern,<br />
Betrieben, Konventionen und Gesetzen.<br />
Autorität gilt für viele, insbesondere für die heranwachsende Generation, als Wur-<br />
zel allen Übels. Andererseits wird über die Tendenzen zu chaotischen Zuständen<br />
72
10 Diskussion<br />
etwa als Folge antiautoritärer Führung geklagt. Probleme in der betrieblichen Per-<br />
sonalführung beruhen meistens nicht an einem Defizit an Führungskonzepten und<br />
Grundsätzen der Führung oder Führungsmitteln, sondern an einem Mangel an<br />
akzeptierter Autorität. Denn die für eine zielstrebige, effiziente und partnerschaftli-<br />
che Personalführung unbedingte erforderliche Autorität wurde in den letzten Jah-<br />
ren oft verdammt. Ursachen oder Bedingungen des Unbehagens an Autoritäten<br />
werden meistens an deren Fehlverhalten gesehen. Wenn z.B. in einem Betrieb ein<br />
Vorgesetzter von seinen Mitarbeitern Unterordnung und Fügsamkeit fordert, ohne<br />
eine entsprechende Qualifikation vorweisen zu können, oder eine persönliche Ak-<br />
zeptanz bei seinen Mitarbeiter zu haben.<br />
Autorität haben heißt vom Mitarbeiter anerkannt zu sein. Achtung und Anerken-<br />
nung sind abhängig vom Vertrauen, das die Menschen zu dem haben, der führt.<br />
Autoritäre Führung beruht auf persönlichen Voraussetzungen, wie überlegendes<br />
und situationsbezogenes Wissen und Können, Urteilsvermögen, Selbstsicherheit,<br />
Gelassenheit, Stehvermögen, Durchsetzungswillen. Es beruht aber auch auf ethi-<br />
scher Wertorientierung, Vertrauenswürdigkeit, Pflicht bzw. Verantwortungsbe-<br />
wusstsein und unter anderem zur Möglichkeit des legalen Machteinsatzes zur<br />
Durchsetzung berechtigter Forderungen oder Sanktionen.<br />
Autorität zeigt sich wenn die Weisungen und Anordnungen angenommen werden<br />
können, ohne dass jedes Mal der Beweis der Richtigkeit erbracht werden muss.<br />
Autorität zeigt sich aber auch, wenn beim anderen Menschen die Bereitschaft zur<br />
Beachtung der Anweisungen und Anordnung sowie der vorgegebenen oder ver-<br />
einbarten Ziele vorhanden sind.<br />
Ein Spruch von Lao-Tse einem chinesischem Philosophen, bei diesem heißt es:<br />
Wenn der Meister regiert, ist sich das Volk kaum bewusst, dass es ihn gibt.<br />
Der zweitbeste ist der Führer, den man liebt.<br />
Der nächste einer vor dem man Angst hat.<br />
Der schlechteste ist einer, den man verachtet.<br />
Der Meister redet nicht, er handelt.<br />
Wenn sein Werk getan ist, sagt das Volk:<br />
Unglaublich wir haben es ganz allein vollbracht.<br />
73
Literaturverzeichnis<br />
Literaturverzeichnis<br />
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