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Kurzfassung Holzkette Berner Oberland Matthys

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Regionales Holzprogramm<br />

Initiativen und Ideen für eine Stärkung der <strong>Holzkette</strong><br />

im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> Ost<br />

Sägerei in Habkern 2008<br />

Im Auftrag der Schweizer Berghilfe<br />

Marianne <strong>Matthys</strong><br />

Gemeindestrasse 23<br />

8032 Zürich<br />

marianne.matthys@bluewin.ch<br />

Seite i von 36


<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Vorwort<br />

Ich habe die Arbeit über die <strong>Holzkette</strong> im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> anlässlich meiner Ausbildung an<br />

der Universität Basel in Zusammenarbeit mit der Schweizer Berghilfe im Sommer 2008<br />

geschrieben. Das hier vorliegende Dokument ist eine „stark“ verkürzte Version der<br />

Abschlussarbeit, die ich für die Personen verfasst habe, welche mir in der Faktensammlung<br />

zur Verfügung standen. Die vollständige Version kann unter: www.holzkette.wordpress.com<br />

kostenlos heruntergeladen werden.<br />

Zum Thema Holz und der Holzindustrie ist eine grosse Anzahl von Konzepten,<br />

Untersuchungen und Analysen vorhanden. Es scheint, als sei alles schon einmal<br />

irgendwann angedacht und beschrieben worden. Was mich motiviert hat und worin ich<br />

meinen Beitrag sehe, ist der Fokus auf eine ganz bestimmte Region für die ich Ideen bzw.<br />

Initiativen entwickelt habe, die einen Beitrag zur Regionalentwicklung leisten könnten.<br />

Ich bin also eingetaucht in die unermessliche Menge an Informationen über die Wald-, Forst<br />

und Holzwirtschaft, über den Rohstoff Holz und seine Einsatzmöglichkeiten. Dabei habe ich<br />

eine neue Sprache gelernt und mit vielen Menschen gesprochen. Daraus sind Erkenntnisse<br />

und Ideen entstanden, von denen ich denke, dass sie auf die regionalen Gegebenheiten<br />

passen. Auch ich kann nicht in die Zukunft sehen. So sind sie als Anstoss für diejenigen<br />

Menschen zu verstehen, die etwas verändern wollen.<br />

Gleichzeitig hat mich das Thema der Nachhaltigkeit weiter angespornt. Ich wollte verstehen,<br />

wie es damit in der regionalen Umsetzung aussieht. Wie ist eine nachhaltige<br />

Regionalentwicklung zu konzipieren? Kommt sie über das Konzeptionelle überhaupt<br />

hinweg? Wie können oder sollen regionalpolitische Akteure steuernd eingreifen und welche<br />

Initiativen sind geeignet, sie anzustossen? Ich habe nicht auf alle Fragen eine Antwort<br />

gefunden, aber auf dem Weg haben sich mir viele Erkenntnisse offenbart. Nicht nur durfte<br />

ich eine wunderschöne Region kennen lernen, sondern auch Begegnungen und<br />

Diskussionen mit den ansässigen Firmenvertretern als bereichernde Erinnerung mitnehmen.<br />

Ihre Begeisterung, ihr Stolz und ihren Humor werde ich nicht so schnell vergessen.<br />

Herzlichen Dank an alle, die mir mit Rat und Tat beiseite standen.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Ziel und Vorgehen........................................................................................ 1<br />

2 Trends und Bedeutung der regionalen <strong>Holzkette</strong> im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>......... 2<br />

2.1 Die Trends in der Holzindustrie machen vor dem <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> nicht halt ...................... 2<br />

2.2 Charakterisierung der Holzwirtschaft im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> .................................................... 3<br />

2.2.1 Forstwirtschaft ............................................................................................................... 4<br />

2.2.2 Holzvermarktung ........................................................................................................... 5<br />

2.2.3 Sägereien ...................................................................................................................... 5<br />

2.2.4 Holzbauindustrie............................................................................................................ 6<br />

2.2.5 Energieholz.................................................................................................................... 7<br />

3 Welche Vision und Ziele haben die regionalen Vertreter für die <strong>Holzkette</strong> im<br />

<strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>?......................................................................................... 8<br />

4 Die Beschreibung der Holzbaukette im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> Ost (Ist-Analyse) . 9<br />

4.1 Regionale Holzvermarktung................................................................................................. 10<br />

4.2 Holzbearbeitung (Sägebetriebe) .......................................................................................... 11<br />

4.3 Holzverarbeitung .................................................................................................................. 15<br />

5 Ideen zur Stärkung der regionalen <strong>Holzkette</strong> ............................................. 21<br />

5.1 Holzvermarktung: Initiative „Akzeptanz durch Transparenz“ ............................................... 21<br />

5.2 Sägerei: Initiative „Starkes Bergholz – Eine Philosophie setzt sich durch“ ......................... 22<br />

5.3 Sägerei: Initiative „Programm Hilfe zur Selbsthilfe“ ............................................................. 24<br />

5.4 Holzbau: Initiative “Absatzförderung Holz – Ideen aus dem In- und Ausland“ .................... 25<br />

5.5 Holzbau: Initiative „Neue Baufelder für den Holzbau“.......................................................... 27<br />

5.6 Kooperation: Initiative „Holz isch gsund“.............................................................................. 29<br />

5.7 Kooperation: Initiative „Holz im Zentrum – Gebündelte Kompetenz“................................... 31<br />

6 Schlussbetrachtungen................................................................................ 32<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

1 Ziel und Vorgehen<br />

Die Holzindustrie ist für ländliche Gebiete ein bedeutender Industriezweig. Sie steht jedoch seit<br />

einigen Jahren unter Veränderungsdruck, der zu anhaltenden Strukturanpassungen führt. Es<br />

gibt aber auch Chancen, die Entwicklungspotentiale bieten. Die Arbeit hat zum Ziel, diese<br />

Chancen aufzuzeigen und sie als Initiativen auszuformulieren. Sie sind zukunftsorientiert<br />

ausgestaltet. Dabei kombiniere ich die erhobenen Ideen der Experten und Akteure mit meinen<br />

eigenen Erkenntnissen und Erfahrungen.<br />

Als erster Schritt im Vorgehen sprach ich mit Branchenvertretern und wissenschaftlichen<br />

Institutionen (Experten-interviews), um einen Überblick über die Holzbranche zu erhalten.<br />

Danach führte ich Interviews mit ausgewählten Firmen der <strong>Holzkette</strong> (Firmeninterviews), um die<br />

Ist-Situation in der Region zu erheben und so auch die Holzflüsse aufzeigen zu können.<br />

Dabei konzentriere ich mich auf die Holzbaukette (Holzvermarktung, Sägereien und<br />

Holzbaubetriebe). Die Auswahl der Firmen entlang der Holzbaukette fand nach den Kriterien<br />

Branche, Grösse und Input aus den Experteninterviews statt. Ein weiteres Kriterium war die<br />

administrative Region <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> Ost. Es wurden 40 Firmen brieflich kontaktiert und mit<br />

20 führte ich Interviews. Wie wird die Entwicklung der Branche gesehen? Das wollte ich von<br />

den regionalen Vertretern erfahren. Dazu führte ich Interviews mit regionalen Experten, um ein<br />

Leitbild zur regionalen <strong>Holzkette</strong> zu entwickeln.<br />

Input<br />

Sekundär<br />

Recherche<br />

Experten<br />

Interviews<br />

Leitbild<br />

Erstellung<br />

Firmen<br />

Interviews<br />

Validierung<br />

Dauer:<br />

Feb – Juli 2008<br />

Quellen:<br />

Bibliotheken<br />

Verbandspublikationen<br />

Studien<br />

Internet<br />

Dauer:<br />

April / Mai 2008<br />

Anzahl: 14<br />

Organisationen:<br />

Verbände<br />

Ausgewählte<br />

Experten<br />

Methodik:<br />

Leitfaden gestützte<br />

Interviews<br />

Mittel:<br />

Persönlich<br />

Telefonisch<br />

Ort:<br />

Zürich, Bern,<br />

Interlaken, Thun<br />

Dauer:<br />

April / Juni 2008<br />

Anzahl: 4<br />

Organisationen:<br />

Regionalplanung<br />

<strong>Oberland</strong> Ost<br />

BEO Wald & Holz<br />

Forstabteilung I<br />

Wirtschaftkammer<br />

Methodik:<br />

Leitfaden gestützte<br />

Interviews<br />

Mittel:<br />

Persönlich<br />

Ort:<br />

Interlaken<br />

Dauer:<br />

Juni / Juli 2008<br />

Anzahl: 24<br />

Branchen:<br />

Sägereien<br />

Holzbau<br />

Zimmereien,<br />

Schreinereien<br />

Möbelindustrie<br />

Methodik:<br />

Leitfaden gestützte<br />

Interviews<br />

Mittel:<br />

Persönlich<br />

Ort:<br />

Region <strong>Berner</strong><br />

<strong>Oberland</strong> Ost<br />

Ziele<br />

<br />

<br />

Aufbau von<br />

Branchenwissen<br />

Input für<br />

Firmeninterviews<br />

<br />

<br />

Aufbau von<br />

Branchenwissen<br />

Input für<br />

Firmeninterviews<br />

<br />

Vision und Ziele für<br />

regionale <strong>Holzkette</strong><br />

<br />

<br />

<br />

Struktur<br />

Herausforderungen<br />

Ideen<br />

Handlungsfelder (Initiativen)<br />

Graphik 1: Das Vorgehen im Überblick<br />

Seite 1 von 36


<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Aus den Interviews und dem erarbeiteten Stärken- und Schwächenprofils habe ich mögliche<br />

Initiativen aufgeführt, die Entwicklungsperspektiven bieten und die Region stärken können:<br />

1. Holzvermarktung: Akzeptanz durch Transparenz (Kapitel 5.1)<br />

2. Sägerei: Starkes Bergholz (Kapitel 5.2), Programm Hilfe zur Selbsthilfe (Kapitel 5.3),<br />

Absatzförderung Holz (Kapitel 5.4),<br />

3. Holzbau: Neue Baufelder für den Holzbau (Kapitel 5.5), Holz isch gsund (Kapitel 5.6)<br />

4. Kooperation: Kompetenz Zentrum Holz (Kapitel 5.7).<br />

Um die Zusammenfassung kurz zu halten, fokussiere ich im Folgenden auf die Darstellung der<br />

Ist-Situation und dem Aufzeigen der Initiativen, die als Ideen für eine konkrete Umsetzung in<br />

der Praxis zu verstehen sind.<br />

2 Trends und Bedeutung der regionalen <strong>Holzkette</strong> im<br />

<strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

2.1 Die Trends in der Holzindustrie machen vor dem <strong>Berner</strong><br />

<strong>Oberland</strong> nicht halt<br />

Viel wird momentan über das Potential Holz geschrieben. Der steigende Ölpreis, die<br />

Klimadebatte und neue Akteure mit grossen Kapazitäten haben Bewegung in den Holzmarkt<br />

gebracht. Allenthalben wird die Steigerung der Wertschöpfung in der Forst- und Holzwirtschaft<br />

gefordert. 1 Auch die Bedeutung der Holzwirtschaft für die Regionalentwicklung von ländlichen<br />

Räumen ist von grosser Bedeutung, da sie oftmals in Randgebieten angesiedelt ist. Dort schafft<br />

sie Arbeitsplätze, verhindert Abwanderung und bewahrt traditionelle Handwerksfähigkeiten. Sie<br />

prägt das Bild der Region, sei es durch ihre Waldbewirtschaftung oder durch die gewählte<br />

Bauweise (Hofer 2003).<br />

Der globale Strukturwandel in der Holzindustrie macht auch nicht vor dem <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

halt. Die Branche ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Konzentration. Immer grössere<br />

Unternehmen mit einer immer grösseren Angebotspalette stehen einer Vielzahl kleiner,<br />

1 Z.B. vom Verband der Holzindustrie Schweiz, Förderprojekte innerhalb von Holz 21 oder Ressourcenpolitik Holz<br />

(2008).<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

regionaler, handwerklicher Betriebe gegenüber. Der Trend zur Elementbauweise 2 im Holzbau<br />

hat die <strong>Holzkette</strong> aufgebrochen und traditionelle Absatzmärkte der kleinen, lokalen<br />

Sägereibetriebe sind zusammengebrochen. Der lokale Markt nimmt heute ein viel geringeres<br />

Volumen und Sortiment ab, was zu einem anhaltenden Sägereisterben führt(e). Dafür<br />

gewinnen Holzwerkstoffhersteller an Bedeutung und Grösse. Für die Holzbaubetriebe haben<br />

sich Arbeitsweise und Anforderungen enorm verändert. Sie brauchen weniger Sägeholz dafür<br />

mehr verleimtes, normiertes Holz, welches von grossen, regionalen Produzenten industriell<br />

verarbeitet wird. Die Herkunft dieses Holzes ist nicht mehr nachvollziehbar.<br />

Graphik 2: Holzbau im Zentrum der <strong>Holzkette</strong><br />

2.2 Charakterisierung der Holzwirtschaft im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

Ein kurzer Blick auf die Holzwirtschaft gibt einen Eindruck über Herausforderungen, Trends und<br />

Vernetzung entlang der <strong>Holzkette</strong>. Der Fokus liegt auf den Einflussfaktoren, denen die<br />

regionale Holzwirtschaft ausgesetzt ist. Dabei sind Rahmenbedingungen in Bezug auf den<br />

Rohstoff 3 (mit Bezug zur Bergregion) relevant. Die Charakterisierung ist nicht vollständig,<br />

sondern bietet eine Auswahl. Ich versuche, diejenigen Faktoren herauszustreichen, die in den<br />

folgenden Kapiteln relevant werden und gleichzeitig das Wissen über die Branche erhöhen.<br />

2 Bauweise bei der vorgefertigte Elemente ohne spezielle Baumaschinen in der Werkstatt montiert werden. Als<br />

Gegenstück ist die Massivholzbauweise zu nennen (-> Glossar).<br />

3 Ich werde hier nicht ins Lamento der schwierigen politischen Rahmenbedingungen eingehen. Dies ist Aufgabe<br />

der Verbände.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

2.2.1 Forstwirtschaft<br />

Zuerst ein kurzer Blick auf die Einflussfaktoren und Situation in der Wald- und<br />

Forstwirtschaft mit besonderem Fokus auf das <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>. 4<br />

• Mit einem Bewaldungsanteil von 26,5% an der Gesamtfläche ist das <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> ein<br />

relativ waldarmes Land (Streiff 2007). Der grösste Anteil des Waldes gehört der<br />

öffentlichen Hand oder Kooperationen. Nur 16 % sind Privatwälder, die meist sehr klein<br />

strukturiert sind (Interview Herr Zumstein, Oberförster Waldabteilung I).<br />

• Im <strong>Berner</strong> Wald sind die 80- bis 140-jährigen Bestände übervertreten (Jahresbericht<br />

Waldabteilung I 2007). Dieses sogenannte Starkholz (Umfang über 50 cm) ist für die<br />

Abnehmerindustrie weniger attraktiv, weil es höhere Verarbeitungskosten generiert (Pauli<br />

2006). Es dominieren Fichte und Tanne, deren Einsatzgebiet in der Holzverarbeitung<br />

gross ist.<br />

• Die Aufgaben der Waldabteilungen (Forstdienstaktivitäten) beinhalten nebst dem<br />

Kerngeschäft der Waldbewirtschaftung, auch die Öffentlichkeitsarbeit, Beratung sowie<br />

Aus- und Weiterbildung. Finanzierungsmittel durch den Kanton werden über<br />

Leistungsvereinbarungen gezahlt. Für 2007 erhielt die Waldabteilung I des <strong>Berner</strong><br />

<strong>Oberland</strong>s CHF 3,6 Mio. für ihre Tätigkeiten bei 10,4 Vollzeitstellen (Jahresbericht 2007).<br />

Im Vergleich ist zu sagen, dass nur einzelne Betriebe im Mittelland und Jura<br />

selbsttragend sind (Holz 21 2004).<br />

• Kostentreiber sind u.a. die Holzerntekosten. Sie sind im Vergleich mit anderen<br />

Alpenregionen in der Schweiz relativ hoch (Holz 21 2004).<br />

• Anreizstrukturen werden durch Subventionen und Beiträge von Bund, Kantonen und<br />

Gemeinden gesetzt. Der Druck auf die Produktivität steigt. Von den Abnehmern wird eine<br />

kontinuierliche Holzmenge übers Jahr verteilt gefordert, was aus ökologischer Sicht zu<br />

bedenken führt (z.B. Flur- und Wurzelschäden).<br />

• Die Aufteilung der Sortimente, welche aus dem Wald geerntet werden, sind über die<br />

Jahre relativ stabil geblieben: 70 % Stammholz, 20 % Energieholz, 10 % Industrieholz 5 .<br />

Energie und Industrieholz stehen vermehrt in Konkurrenz zueinander (Streiff 2007).<br />

Dieser kurze Einblick zeigt einerseits, dass der Rohstoff Holz Eigenschaften aufweist die<br />

Regional unterschiedlich sind und seine Verwendung limitieren. So spielen z.B. Standort,<br />

Wuchsform, Höhe und Alter eine Rolle. Aber nicht nur natürliche Faktoren spielen eine Rolle.<br />

Forstbetriebe nehmen Einfluss auf Menge, Sortiment und Qualität des geschlagen Holzes.<br />

4 Die folgenden Zahlen und Fakten stützen sich insbesondere auf die Angaben der Volkswirtsdirektion des<br />

Kantons Bern, Amt für Wald 2008.<br />

5 Das Stammholz wird von den Sägewerken weiterverarbeitet; das Industrieholz dient als Rohmaterial für die<br />

Papier-, Zellstoff- und Plattenindustrie. Vermehrt wird aber auch Industrieholz als Energieholz verkauft.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Auch die Nachfrage nach Holz hat Einfluss. Sie zahlt höhere Preise für Holz, welches für ihre<br />

Verarbeitungsmethoden (Schwachholz, wenig Asteinschlüsse, Wertholz) am besten geeignet<br />

ist und stellt Forderungen an die Holzproduktion (Brainworker 2008).<br />

2.2.2 Holzvermarktung<br />

Die Schnittstelle zur Forst- und Waldwirtschaft ist die Vermarktung des Holzes, welche<br />

entweder direkt oder indirekt geschieht. Die Waldbesitzer (private und öffentliche) verkaufen<br />

einerseits direkt an die Sägereien oder nutzen die Möglichkeit von Vermarktungsorganisationen<br />

6 , welche u.a. den Holzverkauf abwickeln. Diese Vermarktungsorganisationen<br />

entstanden und entstehen entweder aus Vertretern der Waldeigentümer oder durch Agenten<br />

(z.B. Lenca AG). Ihr Dienstleistungsangebot ist unterschiedlich. Als neuer Akteur baut die BEO<br />

Wald & Holz die koordinierte Holzvermarktung auf. Sie nimmt damit Einfluss auf die Holzverfügbarkeit,<br />

wobei sich ihre Rolle und Bedeutung noch nicht klar herauskristallisiert hat.<br />

2.2.3 Sägereien<br />

Als nächste Stufe wird Stammholz in den Sägereien weiterverarbeitet. Als Holzbearbeitungsbetriebe<br />

bezeichnet, führen sie auch Hobel- und Furnierarbeiten aus. Folgende<br />

Faktoren und Trends sind zu beobachten:<br />

• Die Sägereibranche durchläuft auch weiterhin einen Konzentrationsprozess, wobei die<br />

Anzahl der Betriebe abnimmt und der Gesamteinschnitt konstant bleibt. Es gibt in der<br />

Schweiz noch ca. 350 bis 400 Sägereien (Holzindustrie 2008). Treiber für diese<br />

Entwicklung ist u.a. der Elementbau, der aufgrund zunehmend standardisierter<br />

Baunormen und einer strengeren Produkthaftung als (Leimholz)-Konkurrenz das<br />

Massivholz zurückdrängt. Im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> sind noch ca. 6 Sägereien aktiv.<br />

• Die Sägeindustrie ist eine reife Wirtschaftsbranche mit niedrigen Margen. Sie hängt stark<br />

von den Zyklen der Bauwirtschaft ab (Brainworker 2008).<br />

• Kleine Sägereibetriebe (bis Kleinstbetriebe) mit einer Einschnittmenge bis zu<br />

2’000m 3 /Jahr arbeiten handwerklich und mit geringer Technologieausstattung. 7 Ihr<br />

Absatzmarkt ist traditionell binnenmarktorientiert, meist regional. Ihre Standorte sind<br />

historisch begründet und limitieren oftmals eine Weiterentwicklung. Sie verarbeiten<br />

mehrheitlich Tannen und Fichtenholz zu Bau- und Schnittholz (getrocknet oder sägeroh)<br />

und sind die Hauptabnehmer für Starkholz. Sie wollen möglichst wenig Komplett- oder<br />

6 Im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> ist es die BEO Wald & Holz. Auch im Kt. Waadt und in St.Gallen-Lichtenstein und Solothurn<br />

sind solche Koordinationsstellen entstanden (Holz 21 2003).<br />

7 Sie arbeiten vielfach mit Gatter- und Blockbandsägen und nicht mit Spaner-Blockband-Kombinationen. Auch<br />

verwenden sie keine elektronische Werkeingangsvermessung und -sortierung. (Holz 21 2004).<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Mischpartien 8 . Nebst den Kosten für den Einkauf des Rundholzes, fallen Personalkosten<br />

zu Buche. Grosse handwerkliche Fähigkeiten, qualitativ hochstehende Verarbeitung und<br />

langjährige Liefer- und Absatzbeziehungen sind Erfolgsfaktoren. Abnehmer sind<br />

Handwerks- oder Zimmereibetriebe, die meist ebenfalls kleinstrukturiert sind.<br />

• Daneben dominieren industrielle Grossbetriebe. Die sechs grössten Betriebe 9 schneiden<br />

50 % der Schweizer Produktion ein. Ca. 1/3 der von ihnen produzierten Schnittholzproduktion<br />

geht ins Ausland. Sie verfügen über einen Maschinenpark, der Leistungssteigerungs-<br />

und Kostensenkungspotenziale erlaubt. Oftmals arbeiten sie im Mehrschicht-Betrieb<br />

und liegen an erschlossenen Standorten. Sie verarbeiten Schnittholz<br />

weiter u.a. zu normierter, verleimter Ware, welche im europäischen Preiskampf steht. Sie<br />

beliefern hauptsächlich die Holzbaubetriebe, den Handel oder Weiterverarbeiter (direkt<br />

und indirekter Vertrieb). Um ihre Anlagen auszulasten, sie sind auf eine kontinuierliche<br />

Versorgung mit Holz angewiesen und fahren einen Mehrschichtbetrieb.<br />

Es zeigt sich hiermit eine Aufteilung des Marktes in industrielle Fertigung versus handwerkliche<br />

Verarbeitung. Ist das nun gut oder schlecht? Darüber streiten sich die Experten.<br />

Auf jeden Fall ist es eine Tatsache, mit der umzugehen ist. Wie dies geschehen soll, wird<br />

aus meiner Sicht auf den verschiedenen politischen Ebenen (Verband, Bund, Kanton)<br />

unterschiedlich gehandhabt. Vorschläge dazu sind jedoch vorhanden (z.B. in Holz 21 2004).<br />

2.2.4 Holzbauindustrie<br />

Die Holzbauindustrie als Teil der Holzindustrie verarbeitet das Holz der Holzbearbeitungsbetriebe<br />

weiter und verbaut es. Folgende Trends und Einflussfaktoren sind zu beobachten:<br />

• Wichtigster Treiber ist die wirtschaftliche Entwicklung insbesondere die Bautätigkeit. Hier<br />

wird der grösste Anteil an Holz verbaut. Holz als Tragkonstruktionsmaterial ist über die<br />

letzten sechs Jahre konstant über 10% geblieben. Im Jahr 2006 ist dieser Anteil leicht<br />

angestiegen auf 12.0% (Materialanteile in der Tragekonstruktion 2007).<br />

• Holz als Baustoff erlebt wegen der Klimadebatte, neuen Brandschutzrichtlinien, neuen<br />

hybriden Werkstoffen, dem energieeffizienten Bauen sowie dem gesellschaftlichen Trend<br />

zu Gesundheit und Natürlichkeit einen neuen Aufschwung (Cristallo 2007). Sanierungsprojekte<br />

stehen an.<br />

8 Damit werden Lieferungen bezeichnet, deren Inhalt (Qualitätsklasse) nicht genau bestellt werden kann.<br />

9 Es handelt sich um folgende Firmen: Stallinger Swiss Timber AG, Domat/Ems (GR); Schilliger GmbH, Haltikon<br />

und Perlen (SZ/LU); Despond SA, Bulle (FR); Zahnd SA, Rueyres (VD); Lehmann AG, Gossau (SG) und OLWO<br />

Otto Lädrach AG, Worb und Erlenbach i.S. (BE) (Holzindustrie 2008).<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

• Technologische Entwicklungen im Holzbau (Elementbauweise) haben die Anforderungen<br />

an die Holzwerkstoffe 10 (verleimtes Holz) verändert. Die traditionelle Massivbauweise<br />

hat stark abgenommen. Dadurch ist die Holzbaubranche vermehrt dem internationalen<br />

Wettbewerb ausgesetzt (normierte Elemente) und differenziert sich nicht mehr<br />

in demselben Masse über regionale Bauweise und Fähigkeiten (z.B. Fleckbau,<br />

Chaletbau).<br />

• Der Elementbau verarbeitet normierte, kostengünstige, standardisierte Massenware, die<br />

passgenau montiert werden kann. 80 bis 90% des Nadelholzes ist inzwischen<br />

Massenware (Brainworker 2008).<br />

• Stürme können den Holzpreis und die verfügbare Holzmenge jederzeit schlagartig<br />

ändern (z.B. die Stürme Lothar, Vivian). Nach grossen Unwettern hingegen steigt die<br />

Nachfrage nach Holz für den Wiederaufbau von zerstörter Infrastruktur und schafft<br />

Aufträge für die Wirtschaft.<br />

• Die grösste Wertschöpfung innerhalb der <strong>Holzkette</strong> findet im Holzbau statt, da hier auch<br />

Planung und Beratung zum Dienstleistungsangebot gehören 11 (Cristallo 2007)<br />

Die Holzbaubetriebe wie auch die Sägereien erfuhren eine starke Veränderung ihrer<br />

Branche. Das traditionelle Handwerk ist je länger je weniger gefragt. Der Hausbau muss<br />

immer schneller stattfinden und die verwendeten Holzwerkstoffe sind normiert und industriell<br />

gefertigt. Die Abnahme von Massivholzbauten wie auch von Listenbauholz entzieht den<br />

lokalen Sägereien einen wichtigen Teil der wirtschaftlichen Grundlage. Es findet auch hier -<br />

wie in anderen Branchen 12 - die Zweiteilung zwischen industrieller Fertigung nach effizienten,<br />

maschinenintensiven Methoden und der Ausrichtung auf traditionelle Nischenprodukte statt.<br />

Im folgenden Kapitel werde ich noch detaillierter auf die Situation in der Region eingehen<br />

und überprüfen, welche Auswirklungen zu beobachten sind.<br />

2.2.5 Energieholz<br />

Das Thema Energieholz ist stark im Trend. Unterschiedlichste Akteure sind engagiert,<br />

insbesondere in der kommunalen Nutzung von Holzenergie. In der Region schiessen Projekte<br />

für Fernheizwerke aus dem Boden, so dass die Forstwirtschaft dazu übergegangen ist, die<br />

Versorgungskapazitäten von Waldholz, Altholz 13 , Sägerei-Restholz, etc. zu berechnen und<br />

10 Als Holzwerkstoffe werden Produkte bezeichnet, die durch Verpressen unterschiedlich geformter und<br />

unterschiedlich grosser Holzteile (Bretter, Stäbe, Furniere, Späne, Fasern) mit Klebstoffen, mit oder ohne<br />

Bindemittel hergestellt werden (Holzlexikon 2008).<br />

11 Als Beispiel die Preise für Rundholz: Fr. 100.-/m3, von Bretter: Fr. 400.-/m3, von Brettschichtholz: Fr. 800.-/m3<br />

und von Brettschichtholz montiert: Fr. 1300.-/m3 (Cristallo 2007).<br />

12 Z.B. die Bierbranche oder die Textilbranche.<br />

13 Ein interessantes Gebiet insbesondere aus der Sicht geschlossener Kreisläufe. Altholz kann sowohl<br />

wiederverwertet (Spezialität) oder verbrannt werden. Dies ist jedoch ein Nischenmarkt und wird nicht weiter<br />

verfolgt.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Massnahmen zu definieren, wie die Versorgung der geplanten thermischen Heizkraftwerke in<br />

Zukunft sichergestellt werden kann (Interview mit Hr. Zumstein 2008). Die regionale Bedeutung<br />

z. B. für den Arbeitsmarkt ist eher gering, da die Wertschöpfungsmöglichkeiten für die Region<br />

relativ begrenzt ausfallen. Aus Sicht der Nachhaltigkeit und der geschlossenen Kreisläufe sind<br />

diese Projekte jedoch sehr zu begrüssen. Aus diesen Gründen werde auf dieses Thema nicht<br />

eingehen.<br />

3 Welche Vision und Ziele haben die regionalen Vertreter<br />

für die <strong>Holzkette</strong> im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>?<br />

Die regionale <strong>Holzkette</strong> ist eingebettet in die Entwicklung der Region. Will die Region einen<br />

Beitrag an die Entwicklung der <strong>Holzkette</strong> in der Region leisten, sollte sie sich zuerst im Klaren<br />

sein, welche Visionen oder Ziele sie verfolgt. Nur so kann sie die knappen Ressourcen<br />

zielführend einsetzen. Ich habe vier regionalen Experten einen Vorschlag 14 zur Vision und zu<br />

acht Zielen unterbreitet. Im Folgenden zeige ich zuerst die Vision und Ziele und erläutere kurz<br />

meinen subjektiven Eindruck aus den Diskussionen mit den Vertretern.<br />

Vision:<br />

„Die Wald- und Holzwirtschaft trägt massgeblich zu einer ausgeglichenen Branchenstruktur in<br />

der Region bei und leistet einen bedeutenden Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der Region.“<br />

Ziele:<br />

1. Die Waldwirtschaft steigert das nachhaltig nutzbare Holzpotential des Waldes.<br />

2. Das Angebot an Holzarten ist – wo möglich – an die regionale Nachfrage<br />

auszurichten.<br />

3. Der Absatz des regionalen Holzes in der Region nimmt zu (Rund- und Energieholz)<br />

und der Verkauf wird professionalisiert.<br />

4. Die Verarbeitung des Holzangebotes in der Region nimmt zu (Wertschöpfung).<br />

5. Die Holzwirtschaft nutzt das Synergiepotential mit der Tourismusindustrie im Einsatz<br />

und der Vermarktung von Holz.<br />

6. Die energetische Nutzung von Abfall-Altholz und Holzabfällen nimmt zu<br />

7. Das Angebot an innovativen Holzprodukten und traditionellen Handwerksfähigkeiten<br />

wird gefördert<br />

14 Der Vorschlag basiert auf folgenden Quellen und eigenen Einschätzungen: Entwicklungsstrategie und<br />

Förderprogramm 2008 -2011, BEO Holz Webseite, BEO Wald Webseite, BAFU Ressourcenpolitik Holz 2008. Er<br />

entspricht der unten aufgeführten Vision und den Zielen in der Tabelle 3.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

8. Das Verständnis aller Akteure entlang der <strong>Holzkette</strong> wird gefördert<br />

Die Vertreter sind sich nicht einig, welche Bedeutung die Holzbaukette für die Region<br />

einnehmen soll und welche Ziele zu verfolgen sind. Zu stark scheint der Fokus auf der<br />

Vermarktung und dem Energieholz zu liegen. Wie oft ist es einfacher konkrete Massnahmen zu<br />

ergreifen, als sich bewusst zu machen wohin man eigentlich gehen will. Dies war auch mein<br />

subjektiver Eindruck während der Gespräche. Ich bin mir nicht sicher, ob die Akteure überzeugt<br />

sind, dass es sich lohnt eine Vorstellung von der Zielrichtung zu haben.<br />

Als geeigneter Koordinator für die Weiterentwicklung der Ziele, sehe ich die<br />

Volkswirtschaftskammer des <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>s. Sie kann im Kontext des Projektes Chance<br />

BEO 2006 Synergien nutzten (Chance BEO 2006b) und die Einbettung in den<br />

gesamtregionalen Kontext steuern (Chance BEO 2006a).<br />

4 Die Beschreibung der Holzbaukette im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

Ost (Ist-Analyse)<br />

Resultate aus den Firmeninterviews zur Ist-Analyse und Ideen entlang der Holzbaukette, wie<br />

sie in folgender Graphik dargestellt ist, werden nun vorgestellt.<br />

Importe in die Region<br />

Exporte aus der Region<br />

Holzbearbeitung<br />

Holzverarbeitung<br />

Entsorgung,<br />

Wiederverwertung<br />

Waldpflege,<br />

Holzernte<br />

Akteure<br />

Forstunternehmen<br />

Private,<br />

öffentl.<br />

Waldbesitzer<br />

Holzvermarktung<br />

Akteur<br />

Beo Wald &<br />

Holz<br />

Akteure<br />

Sägereien<br />

(Schwellenwerke)<br />

Furnier/Plattenwerk<br />

Zell-/Holzstoffwerke<br />

Akteure<br />

Hobel-/<br />

Imprägnierwerke<br />

Holzbauer<br />

Zimmereien<br />

Schreinereien<br />

Möbelschreiner<br />

Bauteilehersteller<br />

Parkett/Schindel<br />

Verschiedene<br />

Akteure<br />

• Deponien<br />

• Handel<br />

Holznutzung<br />

Akteure<br />

• Endverbraucher<br />

• Handel<br />

• Exporteure<br />

Energieholz, Abfallholz<br />

Transport, Logistik, Holzhandel<br />

Graphik 3: Strukturierung der Holzflüsse entlang der <strong>Holzkette</strong><br />

Die Dicke der Pfeile gibt eine Vorstellung, wo die Hauptflüsse des Holzes durchlaufen. Die fett<br />

markierten Akteure habe ich in meiner Untersuchung befragt und kann daraus Schlüsse in<br />

Bezug auf deren Struktur 15<br />

ziehen. Die Holzbaukette in der Region hat ihre besonderen<br />

15 Die Struktur der Stichprobe kann wie folgt zusammengefasst werden: 24 Firmen befragt (n=24), Position der<br />

Befragten waren zu 100% Geschäftsleiter, zu 100 % männlich.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Charakteristiken, zeigt aber auch im Kleinen die gesamtschweizerischen Entwicklungen der<br />

Branche. Die Hauptaussagen fasse ich nun im Einzelnen zusammen.<br />

4.1 Regionale Holzvermarktung<br />

Die koordinierte Holzvermarktung hat sich zum Ziel gesetzt, die Einkommen der Waldbesitzer<br />

zur erhöhen (Geschäftsziele BEO Wald & Holz 2008). Im Jahr 2006 als Verein 16 gegründet,<br />

vermarktet sie u.a. das Holz der Region Interlaken-Oberhasli 17 . Die Mehrheit der öffentlichen<br />

Waldbesitzer und die Mehrheit der privaten Besitzer sind darin organisiert. Sie nimmt deshalb<br />

eine wichtige Funktion 18 in der Vermarktung des Rohholzes ein. Ihr Geschäftsführer ist der<br />

Revierförster von Innertkirchen. Im ersten Geschäftsjahr wurden 44'000 m 3 Holz vermittelt und<br />

abgerechnet. Mehr als doppelt so viel wie erwartet (Günter 2007). Für das Jahr 2008 wird eine<br />

Steigerung auf 45'000 bis 50'000m 3 erwartet (Gemäss Email von D. Rohrer 2008). Nach<br />

eigenen Angaben nützt die BEO Wald & Holz Entwicklungs- und Synergiepotentiale, bündelt<br />

Kompetenzen und trägt zur verbesserten wirtschaftlichen Situation der Waldbesitzer bei.<br />

Welche Bedeutung und Einfluss hat sie nun auf die gesamte <strong>Holzkette</strong> im Rundholz Markt<br />

insbesondere auf die nächste Verarbeitungsstufe der Sägereien? Um diese Frage zu<br />

beantworten, sind die Hauptabnehmer des Holzes zu betrachten. Es sind dies als<br />

Grossabnehmer die Sägerei Reinhardt Holz AG in Erlenbach im Simmental (mit regionalem<br />

Vorrecht, Teil der Olwo Lädrach AG), Stallinger Swiss Timber AG in Chur und Schillinger AG<br />

(Haltikon) (Interview mit Hr. Rohrer). Ausser der Reinhardt Holz AG, liegen alle ausserhalb der<br />

Region. Zwei der lokalen Sägereien beziehen einen Teil ihres Holzes über die<br />

Holzvermarktung. Der Grund für die geringe Belieferung der lokalen Sägereien liegt an ihrem<br />

geringen Abnahmevolumen und an ihren besonderen Anforderungen bezüglich Holzpartien<br />

(Lieferung). Sie benötigen eine homogene Qualität des Rohstoffs. Für die Holzvermarktung<br />

bedeutet dies einen grösseren Aufwand.<br />

Vermarktet wird schwergewichtig Fichte und Tanne. Lärche und Weisstanne sind eher<br />

schwierig zu vermarkten. Bei den Dimensionen handelt es sich mehrheitlich um Schwachholz.<br />

Starkholz ist nur bei guter Qualität vermittelbar (Aussagen D. Rohrer)<br />

Im Hinblick auf die Regionalentwicklung, welche die gesamte <strong>Holzkette</strong> im Blickfeld hat, ist<br />

die Vermarktungsorganisation ein einflussreicher Akteur. Sie nimmt Einfluss auf die<br />

Verfügbarkeit und Verteilung der Holzmenge. Ihre Rolle sollte deshalb klaren Spielregeln<br />

16 Es ist gemäss Interview mit Herrn Rohrer geplant sie in absehbarer Zukunft in eine GmbH umzuwandeln.<br />

17 Sie entspricht der Planungsregion <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> Ost.<br />

18 Sie ist auch im Energiemarkt engagiert mit einer Beteiligung an der Holz Energie GmbH, welche die<br />

Holzschnitzel für das Fernheizwerk Jungfrauregion in Wilderswil bereitstellt (BEO Wald & Holz 2008)<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

folgen, die allen zugute kommt. Im Handlungsfeld „Regionale Holzvermarktung“ (Kapitel 5.1)<br />

schlage ich vor, eine Initiative „Akzeptanz durch Transparenz“ zu starten. Sie soll Ziele, Regeln<br />

und Kompetenzen definieren.<br />

4.2 Holzbearbeitung (Sägebetriebe) 19<br />

Der Fokus der Holzbearbeitung liegt auf den Sägereien in der Planungsregion. 20 Zuerst ein<br />

kurzer Blick auf Anzahl und Struktur der untersuchten Firmen. Es wurden sieben Sägereien<br />

untersucht (N=7), deren Geschäftsleiter zwischen 45 und 65 Jahre alt waren. Davon waren<br />

sechs traditionelle Sägebetriebe im Hauptberuf (inkl. Hobelwerk). Ein Interviewpartner betreibt<br />

die Sägerei vor allem für den Eigenbedarf. Alle Betriebe befinden sich an Standorten, die<br />

historisch begründet sind; jedoch in den wenigsten Fällen den heutigen Anforderungen in<br />

Bezug auf Transport, Ausbaumöglichkeiten und Lärm (nicht in Gewerbezonen) genügen.<br />

Ein erster Blick auf den Beschaffungsmarkt zeigt, dass die Mehrheit (60%) ihren Rohstoff<br />

lokal bzw. regional beschaffen.<br />

Graphik 4: Regionale Rohstoffsbeziehungen (Bezug und Absatz)<br />

19 Eine Studie der Holzindustrie zur Situation und Zukunft der Schweizer Sägeindustrie vergleicht die<br />

Entwicklungen Schweiz mit dem europäischen Markt. Aus ihr können einzelne Punkte auf die Situation des<br />

<strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> Ost übertragen werden (Holz 21 2004)<br />

20 Von den im bernischen Sägerverband registrierten 10 Firmen, wurden sieben befragt. Ihre Standorte können<br />

unter www.news-service.admin.ch/NSBSubscriber/message/attachments/12229.pdf eingesehen werden<br />

(abgerufen am 1.06.08)<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Die Graphik umreisst die Region (weisse Linie), kennzeichnet den Standort der Sägebetriebe<br />

(Gelbe Kreise mit Nummern 1-7). Ihre Beschaffungsgebiete sind schraffiert gekennzeichnet.<br />

Die Sägerei Nr. 6 bezieht v.a. Laubholz, welches nicht aus der Region stammt, alle anderen<br />

Nadelholzprodukte werden aus der Region bezogen. Die Sägereien 1 und 2 beziehen aus<br />

demselben Einzugsgebiet. Zwei Betriebe beziehen ihr Holz auch bei BEO Wald & Holz (Pfeil<br />

BEO).<br />

Der Blick auf den Absatzmarkt zeigt, wohin das in den Sägereien verarbeitete Bau- und<br />

Schnittholz (getrocknet oder sägeroh) fliesst. Es sind 2 Richtungen zu unterscheiden:<br />

Weiterverarbeitung ausserhalb und innerhalb der Region.<br />

Der Abfluss aus der Region findet dann statt, wenn eine Weiterverarbeitung in Leim- und<br />

Hobelwerken gefragt ist. Diese Situation markieren die Pfeile, die aus der Region zu diesen<br />

Abnehmern 21 verlaufen. Die Gründe für den Abfluss liegen in der Tatsache, dass es keine<br />

Betriebe dieser Art und Grössenordnung in der Planungsregion gibt. Eine der Sägereien liefert<br />

aus der Region und bezieht das Holz nach der Weiterverarbeitung wieder (Symbolisiert durch<br />

). Abnehmer ist die Firma Brand AG in Zollbrück (Pfeil Brand).<br />

Innerhalb der Region findet die Weiterverarbeitung in den lokalen Holzbaubetrieben,<br />

Zimmereien, Schreinereien statt. Sie verwenden das Schnittholz als Bau- und<br />

Konstruktionsholz oder als Schreinerware für die unterschiedlichsten Zwecke. Das Volumen ist<br />

eher klein und muss bei den Sägebetrieben abgeholt werden. Auch der Direktvertrieb mit<br />

Selbstbedienung wird angeboten. 30 % bis 60 % des Absatzes entfällt auf drei bis vier Kunden.<br />

Der Kundenkreis ist somit gross. Wenige grössere Kunden stehen vielen Kleinkunden<br />

gegenüber. Es handelt sich um private Kunden.<br />

Es zeigen sich folgende Stärken der Sägebetriebe: 22<br />

• Kundennähe und -service: Die Kundenbasis ist gross und es handelt sich um langjährige<br />

Kundenbeziehungen, die auf Vertrauen basieren. Die Kunden sind regional, man kennt<br />

sich. Das Holz macht kurze Wege.<br />

• Flexibilität und Produktspezialitäten: Spezialmasse und schnelle Lieferungen sind an der<br />

Tagesordnung und zeichnen die regionalen Säger aus. Sie schneiden vor allem<br />

Starkholz ein, welches gesteigerte Anforderungen an die Verarbeitung stellt. Daraus<br />

21 Es sind dies: Olvo Lädrach AG in Worb (dazu gehört die Sägerei Reinhardt) (OL), Peter Holzbau AG in<br />

Blumenstein (PH), Neue Holzbau AG in Lungern (NH) und HP Gasser AG in Lungern (HP). Es sind dies alles<br />

Hobelwerke, Holzverarbeitungswerke, die insbesondere Brettschichthölzer (verleimt) herstellen. Aber auch in<br />

Zürich werden Bauunternehmer mit speziellen Produkten (Baggermatratzen) beliefert.<br />

22 Diese Punkte kamen insbesondere auch in der Diskussion mit den Holzbaubetrieben zur Sprache.<br />

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M. <strong>Matthys</strong><br />

liefern sie Spezialitäten wie Massivholz für den Fleckbau und andere spezielle<br />

Kundenabmessungen.<br />

• Verankerung: Die lokalen Sägereien verfügen in der Beschaffung über regionale<br />

Marktkenntnisse. Ihre Arbeit, Flexibilität und Schnelligkeit wird von den Holzbaubetrieben<br />

und Kunden geschätzt.<br />

• Versorgung mit Rohstoff: Die Rundholzversorgung ist gemäss den Aussagen der meisten<br />

Säger zufrieden stellend, auch wenn in Bezug auf Qualität und Verfügbarkeit von<br />

Langholz noch Verbesserungspotential gesehen wird.<br />

Was die Schwächen der Sägebetriebe betrifft, kann folgendes gesagt werden:<br />

• Betriebsintern: Sowohl was ihre Grösse (im Durchschnitt 4 Mitarbeiter (inkl. Lehrlinge),<br />

Kostenstruktur (Lohnkosten), Arbeitsabläufe und Standortfaktoren (Transportbeschränkungen,<br />

Lärmvorschriften, Ausbaupotential) betrifft, arbeiten sie in einem<br />

schwierigen Umfeld. Diese Faktoren erklären auch die geringe industrielle Fertigung.<br />

• Marktveränderungen: Die Nachfrage nach den Hauptprodukten der Sägereien<br />

(Massivholz, Bauhölzer, Leistenholz) ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Der<br />

Elementbau benötigt getrocknetes, verleimtes Holz (Brettschichtholz). Dementsprechend<br />

ist das Sägereisortiment für Holzbaubetriebe nur ergänzend. Trends hin zu Holz<br />

mit Philosophie und Herkunft (z.B. Mondholz 23 , regionales Holz) wird nicht aktiv verfolgt.<br />

Graphik 4 verdeutlicht, dass fast die Hälfte der Sägebetriebe diese Marktveränderungen<br />

als eine grosse Herausforderung sehen.<br />

F8: Welches sind die wichtigsten 3<br />

Herausforderungen ihres<br />

Unternehmens?<br />

Qualität<br />

Infrastruktur<br />

16%<br />

Rohstoff<br />

16%<br />

Kapital<br />

11%<br />

Interne<br />

Effizienz<br />

11%<br />

Markt Veränderungen<br />

46%<br />

Graphik 5: Herausforderungen in der Sägeindustrie<br />

• Innovationen/Ideen: Die wenigsten der Sägereibetriebe denken über konkrete<br />

Innovationen, Kooperationen oder neue Markterschliessungsstrategien nach 24 . Bessere<br />

23 Mondholz ist Holz, das nach dem Mondkalender geschlagen wird und besondere Eigenschaften aufweist<br />

(Zürcher 2005).<br />

24 Frage 11: Wenn Sie freie finanzielle Mittel hätten, welche Investitionen würden sie tätigen? Frage 20: Welche<br />

Vernetzung mit anderen Unternehmen / Branchen erachten Sie für ihr Unternehmen als sinnvoll? Frage 8:<br />

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M. <strong>Matthys</strong><br />

Maschinen, die die bestehenden Arbeitsabläufe verbessern, werden angestrebt. Nur ein<br />

Betrieb sieht auch die Suche nach neuen Märkten als Herausforderung. Kooperationen<br />

untereinander sind kein Thema. Andere Kooperationen werden nur vage angedacht (z.B.<br />

zu BEO Wald & Holz, zur Forschung oder Regionalplanung).<br />

• Investitionen und Kapital: Der Sägeindustrie ist eine investitions-, land- und lärmintensive<br />

Branche. Wie die Graphik zeigt, ist eine der drei wichtigsten Herausforderungen das<br />

Beschaffen von Kapital und Infrastruktur (z.B. Lagerausbau, Trocknungsanlagen.<br />

• Nachfolgeproblematik: Standortfaktoren, Investitionsrückstand und schwankende<br />

Absatzmärkte machen es für Neueinsteiger schwieriger, Kapital zu beschaffen. Dies<br />

macht es für viele lokale Sägereien schwierig, einen Nachfolger zu finden. Dies lässt<br />

vermuten, dass ein weiterer Rückgang der Betriebe zu erwarten ist.<br />

• Abnehmer: Die Mehrheit des verarbeiteten Holzes geht in den Baubereich, sei es als<br />

Bauholz oder als Konstruktionsholz, für den Innen- und Aussenausbau, Dachbau,<br />

Fensterbau oder generell zur Weiterverarbeitung. Dadurch ergibt sich eine hohe<br />

Abhängigkeit von der Baukonjunktur und baurelevanten Einflussfaktoren. Die Margen<br />

sind in diesem Bereich gering.<br />

Aus diesen Erkenntnissen und dem Stärken- und Schwächenprofil lassen sich das<br />

Handlungsfeld Sägerei folgende Initiativen ableiten, die ich hier kurz andeute, um sie<br />

dann im nächsten Kapitel detailliert auszuführen:<br />

• Holz mit Philosophie und Herkunft: Weg von der Rohstoffsicht hin zu einer integrierten<br />

Sichtweise, bei der das Holz Emotionen weckt und sich zurückverfolgen lässt<br />

(Regionales Holz). Dieser Ansatz bieten neue Absatzmärkte in Zusammenarbeit mit<br />

Verarbeitern, die solches Holz suchen. Die Initiative „starkes Bergholz – Eine Philosophie<br />

setzt sich durch“ (Kapitel 5.2) zeigt dieses Potential auf.<br />

• Positionierungsanalyse: Angebot für die Analyse und Beratung betrieblichen (z.B.<br />

finanzielle Situation, Integration von weiteren Verarbeitungsschritten, Aufbau von<br />

Infrastruktur) und rechtlichen (Nachfolgeplanung) Belangen. Um alternative<br />

Absatzmärkte zu erschliessen und gleichzeitig die Nachfolge aufzugleisen, ist eine<br />

Analyse der Betriebe zu empfehlen. Die Initiative „Hilfe zur Selbsthilfe“ (Kapitel 5.3.) hat<br />

dies zum Ziel.<br />

Wo ich zurzeit wenig Potential sehe oder bereits Projekte im Gange sind, sind folgende<br />

Themen:<br />

Welches sind die 3 wichtigsten Herausforderungen ihres Unternehmens in den kommenden 5 Jahren? (N= 7,<br />

Mehrfachnennungen möglich, offene Frage)<br />

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M. <strong>Matthys</strong><br />

• Kooperation zwischen den Sägereibetrieben oder Holzwerkstoffindustrie: Kooperationen<br />

beruhen auf Freiwilligkeit und der Einsicht, dass gemeinsam mehr zu erreichen ist. Das<br />

sektorale Denken ist immer noch stark verankert, so dass ich in dieser Hinsicht fast<br />

ausschliesslich Skepsis 25 und grosse Zurückhaltung angetroffen habe. Trotzdem<br />

beinhalten die vorgestellten auch Kooperationsansätze, jedoch mit einem bestimmten<br />

Fokus (Kapitel 4.6.).<br />

• Auf- oder Ausbau eines Grosssägewerks: Der Ausbau bestehender Sägereibetriebe zu<br />

industriellen Grossbetrieben ist aufgrund von Standortproblemen und Wirtschaftlichkeitsüberlegungen<br />

nicht zu empfehlen 26 . Kapazitäten für ein neues grosses Sägewerk<br />

konnten nicht erkannt werden.<br />

• Marktexpansion ins Ausland: Erschliessung von ausländischen Märkten bedingt ein<br />

spezifisches Produkt, Kooperation und Marktaufbau. Ein langfristiges Projekt.<br />

• Verbesserung des Marketings: Solange die Absatzmärkte lokal bleiben, sind Vermarktungsbestrebungen<br />

wenig sinnvoll. Besser ist es, die persönlichen Kundenbeziehungen<br />

weiterhin aufrechtzuerhalten und auszubauen.<br />

• Image der lokalen Sägebranche: Dies ist eine Verbandsarbeit, die nur Regionen<br />

übergreifend angegangen werden soll.<br />

• Label Schweizer Holz: Inwieweit sich ein Label Schweizer Holz vermarkten lässt, ist aus<br />

den von mir erhobenen Daten nicht abzuleiten. Bereits heute existiert das Q-Label<br />

Zertifizierungssystem (UVEK 2008), das alle Betriebe in der <strong>Holzkette</strong> umfasst. Der<br />

Exportförderungsinitiative „Swisstimber“ hat sich keine der regionalen Firmen<br />

angeschlossen.<br />

4.3 Holzverarbeitung<br />

Der Fokus der Holzverarbeitung liegt auf den Holzbaubetrieben in der Planungsregion 27 . Zuerst<br />

ein kurzer Blick auf Anzahl und Charakteristika der untersuchten Firmen. Es wurden 19<br />

Interviews (N=19) 28 mit Geschäftsleitern geführt. Davon waren 16 Firmen im Holzbau (Frage 2)<br />

und drei Betriebe ausschliesslich in der Schreiner Branche (Möbel und Innenausbau) tätig. Eine<br />

Abdeckung der gesamten Region wurde angestrebt 29 .<br />

25 Vergleiche auch den Versuch des Sägereiverbandes Ostschweiz zur Initialisierung eines Businessplans für die<br />

Kooperation der Sägebetreibe, welcher durch die Projektteilnehmer wieder beerdigt wurde (Holz 21 2008a)<br />

26 Sollten jedoch bis auf 1 bis 2 lokale Sägewerke alle ihren Betrieb aufgeben, dann wäre es allenfalls sinnvoll,<br />

ein Projekt für ein mittleres Sägewerk anzustossen. Inwieweit ein Standort in Unterseen (Zeughäuser) geeignet<br />

ist, müsste untersucht werden (Idee aus Interview)<br />

27 Die Gesamtzahl der Betriebe kann nicht eruiert werden, da es viele Einzel-Personen Betriebe gibt.<br />

28 Ein Betrieb ist sowohl als Sägerei als auch als Holzbaubetrieb vertreten.<br />

29 Liste mit allen Firmen und ihren Standorten im Anhang 1<br />

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M. <strong>Matthys</strong><br />

Die Grösse der Firmen variierte von eins bis 25 Personen. Wie aus der Graphik 8 hervorgeht,<br />

beschäftigen 60% der Firmen weniger als 6 Mitarbeiter (inkl. Lehrlinge, Teilzeitangestellte). Es<br />

ist zu berücksichtigen, dass 50 % der Firmen einen Pool von zusätzlichen Fachkräften haben,<br />

den sie einsetzen können.<br />

Betriebsgrösse nach Mitarbeiter<br />

über 15<br />

16%<br />

1 bis 3<br />

31%<br />

7 bis 15<br />

21%<br />

4 bis 6<br />

32%<br />

Graphik 6: Betriebsgrösse der Stichprobe<br />

Der durchschnittliche Umsatz der befragten Firmen betrug CHF 1,1 Mio. (N=17). Der Umsatz<br />

pro Mitarbeiter beläuft sich auf ca. CHF 140'000. Interessant ist, dass die profitabelsten Firmen<br />

vier Mitarbeiter beschäftigen und auf CHF 200'000 Umsatz pro Mitarbeiter kommen. 30<br />

Von den Holzbaubetrieben (N=16) bieten alle Firmen Produkt- und Dienstleistungen im<br />

Bereich Renovation/Umbau an: 2/3 davon sind im Elementbau tätig. Einzelne<br />

Spezialisierungen sind im Bauen mit Massivholz (z.B. Fleckbau, Massivholzdecken/-böden),<br />

Küchenbau, Renovation von historischen Gebäuden oder im Bauen von Ökonomiegebäuden<br />

zu finden. Ab einer Grösse von vier Mitarbeitern sind sie auch im Neubau tätig. Diese Struktur<br />

zeigt eine homogene Ausrichtung des Angebots mit einzelnen Spezialisierungen, die jedoch oft<br />

nur einen geringen Teil des Umsatzes ausmachen. Ich habe nur eine Firma interviewt, die auch<br />

eine starke Philosophie lebt. Alle Firmen bezeichnen ihren Absatzmarkt als lokal (eigene<br />

Gemeinde, Dorf), davon sind weitere 50 % auch noch regional (umliegende Gemeinden oder<br />

spezifische Orte wie Gstaad, Grindelwald) tätig. Nur drei Firmen sind National tätig. Dies jedoch<br />

aufgrund von bestehenden Kundenbeziehungen oder aufgrund ihres spezifischen<br />

Produktportfolios (Barockmöbel), nicht weil sie den Markt aktiv bearbeiten.<br />

Zur Frage „Woher beziehen Sie ihren Holzbedarf?“ 31 sind die Antworten so vielfältig wie die<br />

Einsatzgebiete des Holzes. Holzbaubetriebe verarbeiten im Umbau und in der Renovation alle<br />

möglichen Arten von Rohholz, Schnittholz und Holzwerkstoffe, Halbfabrikate und<br />

Fertigfabrikate. Allgemein beziehen sie ca. 30 % ihres Roh- und Schnittholzbedarfs direkt von<br />

30 Es ist darauf hinzuweisen, dass die Zahlen mit Vorsicht zu geniessen sind. Die Struktur der Arbeiter (Anteil an<br />

Lehrlingen) kann hier verzerrend wirken.<br />

31 Die Frage 9 hat sich auf die 3 wichtigsten Lieferanten bezogen, so dass nicht alle Lieferantenbeziehungen<br />

erfasst wurden.<br />

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M. <strong>Matthys</strong><br />

den lokalen Sägereien und 70 % ausserhalb der Region als Brettschichtholz (getrocknet,<br />

verleimt, gehobelt) und als Holzwerkstoffe (Span-, Faser-, Furnierplatten). Während es früher<br />

mehr Roh- und Schnittholz eingekauft wurde, hat sich dieses Verhältnis durch die grosse<br />

Verbreitung der Elementbauweise, die auf Brettschichtholz aufbaut, verschoben. Die<br />

Hauptlieferanten für Brettschichtholz und Holzwerkstoffe sind die Firmen: Neuholz AG in<br />

Lungern (10), Brand AG in Zollbrück (11), Olwo Lädrach AG in Worb (12), Michel & Jenni AG in<br />

Belp (13), Peter Holzbau AG in Blumenstein (14). Der Bezug über Händler (15) wird ebenso<br />

genutzt: HG Commercial Interlaken, Baumat Thun und Hiag Bern. Dies speziell für Hobelware,<br />

Täfer, Spanplatten, Leim- und Sperrholz, sowie Nicht-Holz-Fabrikate und Materialen. Graphik 9<br />

zeigt die Holzflüsse in die Region. Die innerregionale Belieferung durch die Sägereibetriebe<br />

(Nr. 1 - 7) zeigt die gebietsspezifischen Austauschbeziehungen zwischen den Betrieben.<br />

Bern<br />

12<br />

11<br />

13<br />

14<br />

3<br />

7<br />

15<br />

2<br />

1<br />

4<br />

6<br />

10<br />

5<br />

Blaue Pfeile 10 - 14: Zuflüsse: Bau- und Schnittholz (gehobelt, geleimt, geschliffen), Halbfabrikate, Fertigfabrikate<br />

(Türen, Fenster) von ausserhalb der Region.<br />

Gelbe Pfeile 1 - 6: Innerregionale Belieferung an Holzbaubetriebe durch lokale Sägereien e<br />

Graphik 7: Lieferbeziehung der Holzbaubetriebe: in die Region hinein und innerhalb der Region<br />

Kombiniert man Exporte von Rohholz mit Importen von Halb- und Fertigfabrikaten so fällt<br />

folgendes auf:<br />

• Massiv-Rohholz wird von den Sägereien selten aus der Region exportiert und geht an die<br />

lokalen Holzbauer. Der Import findet meist aus der Region Espace-Mittelland oder über<br />

den Brünig Pass statt. Importiert werden Schnittwaren, Halbfabrikate oder Fertigfabrikate<br />

für den Holzbau.<br />

• Die Herkunft des Holzes, das ausserhalb der Region verarbeitet und in die Region<br />

eingeführt wird (Schnitt- und Bauholzholz), kann nicht mehr zurückverfolgt werden. Die<br />

Vermutung besteht, dass es sich nicht um regionales Holz handelt.<br />

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M. <strong>Matthys</strong><br />

• Gehobelt und ofengetrocknet wird z.T. in der Region (Sägereien). Geleimt wird<br />

ausschliesslich ausserhalb der Region. Dies ist der Grund für die Abflüsse. Transportkosten<br />

fallen für die Holzbaubetriebe wegen der grossen Mengen nicht ins Gewicht.<br />

• Fertigfabrikate wie Türen und Fenster werden z.T. von den Holzbaubetrieben in der<br />

Region selbst gefertigt oder ausserhalb der Region bezogen (z.B. A+E Wenger AG,<br />

Wimmis).<br />

• Die meisten Holzbaubetriebe beziehen auch bei den Grosshändlern (HIAG, HG<br />

Commercial und Baumat Thun). Die Herkunft dieses Holzes ist nicht nachvollziehbar.<br />

• Holz, welches für den Massivholzbau verwendet wird, ist meist regionales Holz. Es macht<br />

jedoch nur einen sehr geringen Anteil aus.<br />

Warum wird nicht regional bezogen und welche Anforderungen haben die Holzbetriebe<br />

(Frage 14, 15, N=17)? Daraus lässt sich ableiten welche Gründe gegen den regionalen<br />

Einkauf sprechen.<br />

• Qualität: Die Rohholzqualität muss den Anforderungen des Innenausbaus (Sichtholz) und<br />

der Bauvorschriften erfüllen. Daraus folgt, dass qualitativ gutes Holz 32 lokal verfügbar<br />

sein muss, was eine Ofentrocknung bedingt. Es haben aber nur vier Sägereien eine<br />

Trocknungsanlage, die für kleinere Mengen ausgerichtet ist.<br />

• Kurzfristige Lieferung: Die Bauzyklen werden immer kürzer. Deshalb sind kurzfristige<br />

Lieferungen auf die Baustelle oder in die Betriebe notwendig. Lokale Sägereien bieten<br />

keine Transportdienstleistungen an, was den Aufwand für die Abnehmer aufwendig<br />

macht. Die Grosssägereien liefern direkt, innert kurzer Zeit.<br />

• Herkunft und Preis des Holzes: Architekten und Kunden fragen wenig nach regionalem<br />

Holz und auch wenig nach Schweizer Holz. Der Preis ist der ausschlaggebende<br />

Entscheidungsfaktor für die Auftragsvergabe und nicht die Holzherkunft. Der Preis der<br />

regionalen Sägereien wird als höher eingeschätzt als derjenige der grösseren Werke.<br />

Um Entwicklungspotentiale oder innovative Projekte im Holzbau herauszufinden, habe ich<br />

die Frage gestellt: „Wenn Sie freie finanzielle Mittel hätten, welche Investitionen würden Sie<br />

tätigen?“ Mit einer Zusatzfrage „Gibt es Ideen, die Sie umsetzen möchten?“ oder „Für welche<br />

Idee schlägt ihr Herz?“ habe ich versucht, nicht nur auf der finanziellen Ebene Ideen<br />

anzusprechen, sondern auch auf der emotionalen. Die meisten Antworten bezogen sich auf<br />

den Ausbau bestehender Kapazitäten bzw. Verbesserungen der innerbetrieblichen Abläufe<br />

im Bereich des Maschinenparks (CNC-Maschine, Hobel-, Fräsmaschine, Hallenkran) oder im<br />

Ausbau der Infrastruktur (grössere Halle für Bau oder Lagerung). Der Einbau einer Heizung<br />

32 Sowohl in Bezug auf die Einteilung in Klassen (A,B,C) als auch in Bezug auf die Verarbeitung durch die<br />

Sägereien.<br />

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M. <strong>Matthys</strong><br />

oder Trocknungsanlage wurde weniger genannt (drei Nennungen, N = 15), dies lässt sich<br />

daraus erklären, dass die meisten Firmen bereits über Heizanlagen verfügen (Frage 16).<br />

Interessant ist, dass immerhin fünf Firmen eine Abbundmaschine beschaffen möchten. Ideen<br />

kamen zu neuen Produkten (Gartenhäuser, Automobilunterstand), neuen Konzepten (Kauf<br />

von Liegenschaften - Umbau - Verkauf), zum Marketing/Absatzförderung (Fertighäuser mit<br />

Bildern, Internet als Verkaufskanal in die „Stadt“, Holz und Gesundheit) und zur Förderung<br />

der Zusammenarbeit (Zusammenarbeit mit Immobilienhändlern, Kompetenz Zentrum Holz).<br />

Das Stärken- und Schwächenprofil fasst die Resultate der Interviews zusammen 33 :<br />

Stärken<br />

Schwächen<br />

• Energie und Stoffkreisläufe sind relativ<br />

kleinräumig gehalten.<br />

• Der Einsatz von regenerierbaren Rohstoffen<br />

und Energien (Verwertung der<br />

Holzabfälle bei 80 % der Betriebe) wird<br />

genutzt.<br />

• Die Sicherheit vor gesundheitsbedrohlichen<br />

Arbeitsbedingungen sowie die<br />

soziale Absicherung- und Versorgungssicherheit<br />

wird über die Vorschriften des<br />

Verbandes (GAV) geregelt (Mindestlöhne,<br />

Soziale Normen)<br />

• Die lokale Verankerung der Betriebe und<br />

somit die regionale Identität sind gross.<br />

Kundenkontakte basieren auf langjährigen<br />

Beziehungen.<br />

• Es sind keine marktbeherrschenden<br />

Organisationen zu erkennen.<br />

• Selbstbestimmung ist ein wichtiger Wert.<br />

Der Wunsch nach Staats- und<br />

Lenkungseingriffen ist gering.<br />

• Holzbaubetriebe sind Teil des<br />

traditionellen Handwerks des Holzbaus.<br />

Sie tragen teilweise zum Erhalt des<br />

traditionellen Handwerks bei, wobei der<br />

Elementbau dem entgegenspielt.<br />

• Die mittleren und grösseren Betriebe<br />

haben sich so aufgestellt, dass sie beim<br />

Neubau den gesamten Holzbereich<br />

abdecken (Planung, Zimmerei,<br />

Schreinerei in einem). Dadurch bieten sie<br />

fast „Alles aus einer Hand“.<br />

• Die strukturelle Vielfalt ist eher gering.<br />

Marktveränderungen hätten somit einen<br />

grossen Einfluss.<br />

• Lieferanten von verleimten Hölzern sind in der<br />

Planungsregion keine vorhanden.<br />

• Eine Ausbildungs- und Forschungsstrategie ist<br />

selten. Synergien zwischen Zimmerei- und<br />

Schreinereiausbildung werden (noch) nicht<br />

genutzt.<br />

• Zunehmende Etablierung von Zimmereibetrieben<br />

als reine Montageunternehmen<br />

(Werkstattlose bzw. Mikrobetriebe). Ihre soziale<br />

Absicherung scheint gering<br />

• Das Bewusstsein von ökologischen Ursacheund<br />

Wirkungszusammenhängen ist vorhanden.<br />

• Innovative Ideen sind ausserhalb der Region<br />

zu finden<br />

• Kooperationen innerhalb derselben<br />

Berufsgattung werden wenig genutzt, da nicht<br />

als sinnvoll erachtet.<br />

• Vorschriften im Baubereich und in der<br />

Mitarbeiteradministration werden als komplex<br />

erachtet. Dies ist jedoch ein Punkt, der für fast<br />

alle Branchen gilt und KMUs besonders trifft.<br />

Tabelle 1: Stärken und Schwächenprofil des Holzbaus<br />

33 Ich strukturier hier gemäss den Anforderungen aus meiner Seminararbeit zum Thema „Anforderungen an eine<br />

nachhaltig optimierte <strong>Holzkette</strong> (<strong>Matthys</strong> 2008 unveröffentlicht)<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Aus dem Profil und den Ideen werde ich vier Initiativen, welche in Gesprächen mit Experten<br />

und aus eigener Einschätzung Entwicklungspotential aufweisen könnten. Diese sind dem<br />

Handlungsfeld Holzbau zuzuweisen.<br />

• Profilierung durch innovative Ideen: Die relative homogene Ausrichtung der<br />

Holzbaubetriebe (Umbau und Sanieren) macht sie anfällig für wirtschaftliche<br />

Schwankungen. Ideen, die Holz weiteren Anwendungsbereichen zuführt, könnte es<br />

Unternehmen erlauben, sich weiter zu profilieren. Die Initiative „Absatzförderung Holz –<br />

Ideen aus dem In- und Ausland“ (Kapitel 5.4.) bringt dazu Vorschläge aus dem In- und<br />

Ausland.<br />

• Diversifikation Holzbau: Gibt es Möglichkeiten die relativ homogene Ausrichtung der<br />

Holzbaubetriebe stärker zu diversifizieren? Zusätzliche Märkte zu erschliessen mit einem<br />

veränderten Fokus? Dazu zeigt die Initiative „Neue Baufelder für den Holzbau“ (Kapitel<br />

5.5.) Vorschläge auf.<br />

• Synergien und Emotionen: Das Thema der Bauökologie, also der Gesundheit und des<br />

Wohlfühlens bezieht den emotionalen Aspekt von Holz mitein. In der Tourismusregion<br />

<strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> Ost ist das ein Anknüpfungspunkt (z.B. Wellness, Wohlfühlen, etc.), um<br />

so dem Thema Holz im weiteren Sinn förderlich zu sein. Im Handlungsfeld Kooperation<br />

beschreibe ich 4 Angebote im Kontext „Holz isch gsund“ (Kapitel 5.6).<br />

• Kompetenz Zentrum Holz: Als Drehscheibe nach aussen, soll das Zentrum Projekt<br />

Akquisitionen ermöglichen (z.B. für Grossprojekte und Förderprogramme), Entwicklung<br />

von Angeboten vorantreiben (z.B. im Bereich Sanierung, Bauherrenbegleitung),<br />

Forschungsresultate erlebbar machen und als Begegnungsort Akteure der gesamten<br />

<strong>Holzkette</strong> zusammenbringen. Im Handlungsfeld Kooperation skizziere ich Ziele und<br />

Aufgaben der Initiative „Holz im Zentrum – Gebündelte Kompetenz“ (Kapitel 5.7).<br />

Wo ich zurzeit das Potential nicht abschätzen kann oder bereits Projekte im Gange sind, sind<br />

folgende Themen:<br />

• Finanzielle Unterstützung für Infrastrukturmassnahmen: Einige der Holzbaufirmen planen<br />

Ausbau ihrer Vorfertigungskapazitäten (z.B. Halle, Maschinen, Kran).<br />

• Verwendung nachhaltiger Holzprodukte: Der Trend zu zertifizierten Holzbaustoffen und<br />

der Einsatz von recyclingfähigen (Holz)Baustoffen sind zu beobachten. Inwieweit er<br />

jedoch auf die regionalen Holzbaubetriebe durchschlägt, kann nicht abgeschätzt werden.<br />

Sollte sich hier der Trend durchsetzen, sind speziell die Leim- und Hobelwerke gefordert,<br />

da sie die Hölzer für den Holzbaubetrieb fertigen (Kristof 2008).<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

5 Ideen zur Stärkung der regionalen <strong>Holzkette</strong><br />

Die in Kapitel 4 aufgestellten Initiativen werden nun inhaltlich beschrieben und auf<br />

Erfolgsfaktoren hingewiesen.<br />

5.1 Holzvermarktung: Initiative „Akzeptanz durch Transparenz“<br />

Die regionale Holzvermarktung nimmt eine zentrale Rolle in der gesamten <strong>Holzkette</strong> ein. Sie ist<br />

die Schnittstelle zwischen Wald/Forst- und Holzwirtschaft und hat deshalb auf beiden Seiten<br />

Verantwortung zu übernehmen. Ihr Ziel soll es sein, sowohl für die Wald/Forstwirtschaft als<br />

auch für die Holzwirtschaft als zuverlässiger Partner die Bedürfnisse beider Seiten zu<br />

berücksichtigen. Deshalb sind gemeinsam erarbeitete Verhaltensregeln sinnvoll, ermöglichen<br />

sie doch die Akzeptanz auf beiden Seiten langfristig zu sichern. Das Anbieten von zusätzlichen<br />

Dienstleistungen wie z.B. der Wertholzsubmission 34 , spezifische Holzschläge (z.B. Qualitätsoder<br />

Zeitpunktbezogen wie beim Mondholz) erlaubt ihr eine noch bessere Positionierung.<br />

Ein Vorschlag für Verhaltensregeln, die ihr Selbstverständnis charakterisieren, könnte wie<br />

folgt aussehen.<br />

Ziel: Die Holzvermarktung nimmt ihre Schnittstellenfunktion zwischen Holzproduktion und -<br />

Verarbeitung war. Sie versteht sich als Dienstleister für beide Seiten. Die Entwicklung der<br />

Region ist ihr ein Anliegen.<br />

Regeln und Kompetenzen:<br />

• Sie ist selbsttragend und unabhängig von Fördergeldern. Gewinnmaximierung ist jedoch<br />

nicht das erste Ziel. Dort wo sie öffentlich Aufgaben übernimmt, ist sie zu entschädigen.<br />

• Das Geschäftsgebaren muss nach innen und nach aussen transparent sein.<br />

• Sie trägt den Anforderungen der lokalen Sägereien Rechnung.<br />

• Sie entwickelt Ideen für weitere Dienstleistungen gemeinsam mit ihren Mitgliedern und<br />

setzt sie um.<br />

• Sie ist mit umfassenden Kompetenzen für den Holzverkauf ausgestattet, aber auch mit<br />

Einfluss auf die Steuerung der Produktion.<br />

• Organisatorisch ist sie so aufgestellt, dass sie, bei Interessenskonflikten oder<br />

Machtkonzentrationen Hand bietet zur Lösungsfindung.<br />

34 Bei der Wertholzsubmission werden ausgewählte Baumarten und Sortimente von hochwertiger Qualität<br />

versteigert. Als Beispiele für Österreich der Waldverband Steiermark oder für die Schweiz der Waldverband in<br />

Solothurn.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

• Die Mitgliedschaft steht allen Akteuren der <strong>Holzkette</strong> offen.<br />

• Sie stellt sicher, dass sie über fundierte Kenntnisse der Betriebswirtschaft, des<br />

Prozessmanagements und der nachgelagerten Verarbeitungsstufen verfügt.<br />

Für den Prozess zur Erarbeitung dieser Regeln, kann auf die Erfahrungen des Projektes<br />

Plattform Holz Luzern & Holz 21 zurückgegriffen werden. 35 Die Anleitung hat zum Ziel,<br />

Entwicklungsprozesse im Hinblick auf ein gemeinsames Systemverständnis zu fördern und<br />

damit gemeinsames Handeln zu ermöglichen.<br />

Erfolgsfaktoren für dieses Handlungsfeld ist ein gemeinsames Verständnis über die Rolle und<br />

die Aufgaben. Das Ablegen des sektoralen Denkens hilft, eine breite Abstützung entlang der<br />

<strong>Holzkette</strong> zu sichern (Heeb 2008).<br />

Dieses Handlungsfeld leistet einen Beitrag zur Regionalentwicklung, indem die <strong>Holzkette</strong><br />

gestärkt, lokale Sägereien unterstützt, das Einkommen der Waldbesitzer gesichert und das<br />

Nutzungspotential gesteigert wird. Wichtig ist der Fokus auf die Kaskadennutzung. Wo immer<br />

möglich soll die stoffliche Nutzung priorisiert werden.<br />

5.2 Sägerei: Initiative „Starkes Bergholz – Eine Philosophie setzt<br />

sich durch“<br />

Aufgrund der Weiterentwicklung der Verarbeitungstechnologien für Schwachholz, dem<br />

Elementbau, der Normierung im Bau und der Entwicklung von Holzwerkstoffen hat sich eine<br />

Nachfrageverschiebung von Stark- zu Schwachholz vollzogen. Der Bestand an Starkholz in<br />

den Gebirgswäldern ist aber immer noch beträchtlich. Starkholz aus dem Gebirge hat<br />

besondere Eigenschaften 36 , die es für spezifische Anwendungen prädestiniert. Die Forschung<br />

im Ausland 37 zeigt, dass traditionelles Wissen über qualitativ hochwertige Holzverarbeitung<br />

neue Abatzmärkte eröffnen kann, so dass es sich lohnt, neue Einsatzgebiete auszuprobieren. 38<br />

In Österreich entstand deshalb die Arge Starkholz (2008).<br />

Aus gesellschaftlicher Sicht sind Themen wie regionale Identität, Gesundheit und Wunsch nach<br />

etwas Besonderem gut verknüpfbar mit dem Produkt Starkholz. Der Massivholzbau hat Zukunft<br />

(Lignovisionen 2008), wenn auch nicht mehr mit derselben Bedeutung wie früher. Die lokalen<br />

35 Dort wird ein Vorgehen beschrieben, wie man eine Akteursplattform aufbaut (Heeb et. al. 2004).<br />

36 Es schimmert und hat einen besonderen Glanz. Weil es weniger Jahrringe aufweist, besitzt es eine geringere<br />

Wasseraufnahme und ist damit insbesondere für Fassadenbau geeignet. (Interview mit Herrn Zürcher 2008).<br />

37 Die Starkholzfrage wurde in den letzten Jahren länderweise untersucht und mit verschiedenen<br />

Forschungsprojekten begleitet. Z.B. Cost Action E 40. Eine Zusammenfassung zu finden in Teitschinger, Müller<br />

2006.<br />

38 Zusammenfassung der Ergebnisse in Lignovisionen 2008.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Sägereien sollten aus meiner Sicht weg von der Zulieferung an den Elementbau. Ihre<br />

Überlebenschance liegt im Nischenbereich, wo ihr Handwerk und traditionelles Wissen zum<br />

Tragen kommt und honoriert wird. Wie könnte das nun konkret aussehen?<br />

Die Vision für die Sägereien besteht in der Verbindung mit Gleichgesinnten. Der<br />

Zusammenhalt soll durch eine gemeinsame Philosophie geschaffen werden. Sie ist es, die die<br />

Einzigartigkeit des Bergholzes widerspiegelt und die <strong>Holzkette</strong> verknüpft. Eine Philosophie<br />

könnte dabei sein, im „Einklang mit traditionellen Wissen und der Natur“ zu agieren.<br />

Für eine Umsetzung stelle ich mir folgendes Vorgehen vor:<br />

• Zusammenschluss von Gleichgesinnten Sägereibetrieben. Dabei sollte die<br />

Grössenstruktur ausgeglichen sein, also keine Grosssägereien.<br />

• Sie suchen entlang der <strong>Holzkette</strong> Partner, die ihre Philosophie teilen. Gemeinsam mit<br />

ihnen bestimmen sie, welche „Einzigartigkeit“ man am Markt anbieten will.<br />

• Die Sägereien vereinbaren untereinander, wer welche Fähigkeiten und Infrastruktur hat.<br />

So kann für jeden Betrieb ein Kernsortiment definiert werden (Es sollen nicht Alle alles<br />

machen). Kenntnisse der Stärken und Schwächen der Beteiligten sind dafür die<br />

Ausgangsbasis (Kapitel 6.3.).<br />

• Aufbau einer zusammenhängenden <strong>Holzkette</strong> vom Wald bis zum Haus bzw. Endprodukt.<br />

Sie ist nachvollziehbar und muss transparent sein. Es ist durchaus denkbar ein Label<br />

„starkes Bergholz“ daraus zu entwickeln, welches mit Ursprungs-, Verarbeitungs- und<br />

Entsorgungsgarantie überzeugt. Der Ansatz von integrierten Nutzungskaskaden, kann<br />

als Verkaufsargument genutzt werden und mit den wachsenden Bedarf an Energieholz<br />

verknüpft werden.<br />

Es ist gut möglich, dass eine Gruppe von Sägebetriebe auf das Thema Natürlichkeit und<br />

Tradition in Kombination mit der entsprechenden Erntemethode (Pferde-Maschinen) setzt,<br />

während eine andere Gruppe im Objektbau für den mehrgeschossigen Wohn- und<br />

Zweckbau Potentiale sieht 39 (Näher, Pahler 2007). Auch im Restaurations- und Sanierungsbereich<br />

sind Einsätze denkbar (Hohe Träger, grosse Spannweiten, Querschnittreduzierung)<br />

(Tratzmiller 2006). Wichtig ist, dass ein Netz an Beziehungen aufgebaut wird und die<br />

Kontrolle über die <strong>Holzkette</strong> besteht.<br />

Auch das Thema Fleckbau, als traditionelle Bauweise im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>, sollte besser<br />

kommuniziert werden. Der Begriff ergibt in Google keine Treffer, die auf das <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

oder auf die Bedeutung dieser Bauweise hindeuten. Ebenso ist nicht ersichtlich, welche Firmen<br />

39 In Kombination mit der Initiative 6.5. sind hier auch Zielgruppenspezifische Angebote angesprochen. Z.B. für<br />

Spitäler oder Pflegeheime.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

in dieser Bauweise tätig und wo Ansprechpartner zu finden sind. Hier ist nicht der Produktfokus<br />

zu wählen, sondern der Kommunikationsfokus entlang der <strong>Holzkette</strong>. Wer liefert das Holz, wie<br />

wird es verbaut, welche Vorteile bietet es und wie ist der Wohlfühlfaktor. Dasselbe ist für den<br />

Chaletbau festzustellen, der als Begriff nicht positioniert ist.<br />

Einige Standortfaktoren lassen jedoch einen Ausbau oder Erhalt von Sägereien gar nicht erst<br />

zu (fehlende Gewerbezone, Zufahrtswege, Hanglage). Deshalb sind hier andere Ansätze<br />

gefragt, die nicht auf eine Weiterführung des regulären Betriebs hinarbeiten, sondern auf<br />

alternative Konzepte, die ich in Kapitel 4.6 ausführen werde.<br />

5.3 Sägerei: Initiative „Programm Hilfe zur Selbsthilfe“<br />

In Anlehnung an die obigen Ausführungen, ist für jede Sägerei ein Profil zu erstellen. Wo sind<br />

ihre Stärken, Schwächen, wo Gefahren und Chancen. Jede Sägerei hat dabei ein anderes<br />

Profil, steht vor anderen Herausforderungen. Sei dies in technologische Hinsicht, in Bezug auf<br />

die innerbetrieblichen Abläufe oder die Nachfolgeregelung. 40<br />

Inhaltlich sehe ich hier die Analyse auf den Ebenen: Strategie/Positionierung, Prozesse,<br />

Infrastruktur, Energieverbrauch 41 und Markt. Eine Ist-Analyse und ein Massnahmenplan zeigen<br />

die zukunftsgerichtete Ausrichtung auf. Mit diesem Profil kann beurteilt werden, welche<br />

Kapitalien die Sägerei in eine Zusammenarbeit einbringt und dabei ist nicht nur Sachkapital zu<br />

berücksichtigen sondern auch Wissens- und Humankapital.<br />

Kontakte zu Finanzinstituten, die sich die Philosophie der nachhaltigen Entwicklung auf die<br />

Fahne schreiben, sollten hier miteinbezogen werden, um das notwendige Kapital für<br />

Neuinvestitionen zu beschaffen.<br />

Welches Angebot die Sägerei in der Zukunft erbringt, muss aus ganz neuem Blickwinkel<br />

betrachtet werden, wobei Kopf und Herz offen für völlig neue Ideen sein müssen. Es muss ja<br />

nicht gleich ein Computer Tomograph 42 sein. Die Positionierung der Sägereien bestehen darin,<br />

ihr Handwerk zu verkaufen. Es ist zu untersuchen, inwieweit diese hochstehende Arbeit<br />

überhaupt adäquat an die nächste Verarbeitungsstufe kommuniziert wird und wer bereit ist,<br />

dafür zu bezahlen. Dies bedingt eine kritische Selektion des Rohstoffs, eine hohe<br />

40 Ich gehe hier von der Prämisse aus, dass ein Interesse besteht, das Angebot der lokalen Sägereien weiterhin<br />

aufrecht zu erhalten. Dazu kann man auch eine andere Meinung haben und argumentieren, dass<br />

Strukturbereinigungen nicht aufgehalten werden sollten und können. Gemäss Aussagen der Holzbauer, ist es aus<br />

geschäftlicher Sicht für sie keine Bedrohung, sollten keine lokalen Sägereien mehr existieren. Ihre<br />

Holzversorgungen können sie zu 90% auch anderweitig decken (Ausser spezielles Kantholz für den Fleckbau).<br />

Diese Diskussion muss auf regionaler Ebene stattfinden und wird hier nicht weiter ausgeführt.<br />

41 Energiesparmöglichkeiten in Sägereien wurde genauer untersucht in Gloor Engineering 1996.<br />

42 Computer Tomograph zur genauen Qualitätsbestimmung von Holz (Rinnhofer 2008)<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Verarbeitungsqualität und eine adäquate Vermarktung des Endproduktes. Erfolgreiche<br />

Beispiele dazu gibt es in der Schweiz. 43<br />

Erfolgsfaktoren sind hier die Bereitschaft der heutigen Besitzer, sich auf eine<br />

Nachfolgeregelung 44 bzw. Neuausrichtung einzulassen und somit auch auf individuelle und<br />

organisatorische Lernprozesse. Die persönliche Begleitung in diesem Prozess muss vor Ort<br />

stattfinden.<br />

Der Erhalt der lokalen Sägereien ist aus rein ökonomischer Sicht für die Holzbaubetriebe nicht<br />

geschäftsnotwendig, wie die Resultate aus den Interviews zeigen. Dies deshalb, weil die<br />

Sägereien fast nur Bauholz liefern. Die Auswirkung auf die Wertschöpfung fällt ebenfalls nicht<br />

ins Gewicht. Aus Sicht der nachhaltigen Regionalentwicklung findet hingegen ein Rückgang<br />

der Vielfalt der Holzwirtschaft und der Arbeitsplätze (gesamthaft 20 Mitarbeiter) statt. Es gehen<br />

Traditionen, Wissen, Fertigkeiten, soziales Engagement und regionale Identität verloren. Auch<br />

können Stoffströme nicht mehr in demselben Masse kleinräumig geführt werden. Die<br />

Umsetzung einer nachhaltigen Holznutzungskaskade setzt eine flächendeckende Infrastruktur<br />

an Verarbeitungsbetrieben voraus.<br />

5.4 Holzbau: Initiative “Absatzförderung Holz – Ideen aus dem In-<br />

und Ausland“<br />

Bei dieser Initiative geht es um die Frage, inwieweit Projekt- oder Produktideen aus anderen<br />

Regionen der Schweiz 45 oder aus Österreich/Deutschland übernommen werden könnten.<br />

Potentiale/<br />

Themen<br />

Berge und<br />

Holz<br />

Beschreibung der Ideen<br />

Initiative mit entsprechenden Akteuren zum Thema<br />

Berge und Holz.<br />

Zugängen zu (SAC) Hütten Bergrestaurants,<br />

Skistationen, Bergbahnen.<br />

Fokus auf Produkte für: Hängebrücken, Stege,<br />

Terrassen, Anbauten, Handläufe.<br />

Zusammenarbeit mit: SAC, Bergbahnen, Sägereien,<br />

Holzbauern, Gemeinden.<br />

Weiterführende<br />

Informationen<br />

Holz 21<br />

Holzbrücke Viamala, SAC<br />

Hütte Monte Rosa<br />

Holzspannbandbrücke in<br />

Ronneburg<br />

43 Z.B. Florinett Holz AG, Bergün, der mit hoher Qualität und mit Spezialitäten wie Mondholz, Instrumentenholz<br />

sich einen Namen gemacht hat oder die Thoma AG in Österreich.<br />

44 Angebot zur Weiterbildung im Bereich Nachfolgeregelung bietet der Holzbauverband Schweiz an (Vgl.<br />

Webseite, Rubrik Bildung)<br />

45 Quelle für die Schweiz sind nebst eigenen Ideen u.a. Die Ausschreibung von Holz 21 zu Ideen (von Büren<br />

2007).<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Potentiale/<br />

Themen<br />

Geschichte<br />

und Zukunft<br />

mit Holz<br />

See und Holz<br />

Holz und<br />

Naturparks<br />

Holz und<br />

Bewegung<br />

Ideenfabrik<br />

mit Studenten<br />

Beschreibung der Ideen<br />

Holz als traditioneller Baustoff mit regionalen<br />

Geschichten verbinden. Zukunft und Tradition<br />

verknüpfen. Einerseits über Angebote und<br />

Informationsmaterial.<br />

1. Historische Wege mit Holz verknüpfen.<br />

2. <strong>Berner</strong> Oberländer Haus in Fleckbauweise. In<br />

verschiedenen Ausführungen, Informationsmaterial.<br />

Zusammenarbeit mit Tourismus, Pro Helvetia,<br />

Ballenberg, Arbeitsgemeinschaft für das Bergebiet,<br />

Stiftung Landschaftsschutz und anderer<br />

Umweltverbände.<br />

Holz und See (Wasser) verknüpfen. Bauten, die<br />

Bezug zum See haben mit Holz bauen. Stege,<br />

Badeanstalten, Brücken, Boote, Badewannen,<br />

Sauna, etc.<br />

Zusammenarbeit mit Gemeinden, Eigentümer<br />

sensibilisieren und gemeinsame Projekte lancieren.<br />

Holzbauten für Naturparks, wie z.B.<br />

Vogelbeobachtungsstation, Aussichtsplattformen,<br />

Wege, Häuser, Restaurant.<br />

Zusammenarbeit mit Naturpark Diemtigtal und<br />

Verknüpfung mit dem Thema des regionalen Essens.<br />

Holz als temporärer und mobiler Werkstoff<br />

positionieren für Bauten (Pavillons), die nicht für die<br />

Ewigkeit gedacht sind.<br />

Faltbare Systeme aus Holz oder Steckprinzipien.<br />

Anwendung: Ausstellungen, Events, Kultur-,<br />

Musikveranstaltungen, etc.<br />

Zusammenarbeit mit Architekten, Empa, Event-<br />

Veranstaltern, Tourismus, Gemeinden.<br />

BrainStore, eine Ideenfabrik aus der Schweiz, ist<br />

darauf spezialisiert, unterschiedlichste Fachkräfte<br />

zusammen zu bringen und zur Ideenfindung<br />

anzuregen. Gemeinsam Ideen zu einem bestimmten<br />

Thema generieren.<br />

Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und Laien.<br />

Tabelle 2: Absatzförderung Holz: Ideensammlung<br />

Weiterführende<br />

Informationen<br />

<strong>Holzkette</strong> St. Gallen:<br />

Toggenburger Haus<br />

Holzbaukunst in Österreich<br />

Holz 21<br />

Zeitungschrift: „zuschnitt.at<br />

2006“ zum Thema Wasser<br />

und Holz<br />

Beispiel von<br />

Vogelbeobachtungsstation in<br />

Ungarn (Breu 2004)<br />

Naturpark Diemtigtal<br />

Hegger (Hrsg.) 2005<br />

Brainstore 2008<br />

Für die Umsetzung müssten Akteure aus verschiedenen Verarbeitungsstufen und „Holzfremde“<br />

zusammenarbeiten. Die Verknüpfung von Akteuren entlang einer Geschichte ist das Ziel, so<br />

dass die regionale Identität und Einzigartigkeit bei den Einheimischen und Touristen spürbar<br />

wird.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Bei der Weiterverfolgung oder Neuentwicklung von Ideen, ist als Erfolgsfaktor zu<br />

berücksichtigen, dass ein Innovationsfindungsprozess Engagement, Toleranz, Vertrauen und<br />

eine Portion Risiko braucht. Querdenker sind dabei wichtige Ideengeber, die nicht durch<br />

sektorales Denken mundtot gemacht werden dürfen. 46 Ebenso sind Begegnungsorte wichtig,<br />

wo man sich trifft und Ideen diskutieren kann, z.B. im Kompetenz Zentrum Holz.<br />

5.5 Holzbau: Initiative „Neue Baufelder für den Holzbau“<br />

Diejenigen Holzbaubetriebe, welche ich befragt habe, sind zu 80 % in demselben Bereich tätig<br />

und mit ähnlichen Zielgruppen. Ihr Haupttätigkeitsfeld ist der Elementbau (Sanieren/Umbau/<br />

Neubau). Mit dieser Initiative möchte ich versuchen, Denkanstösse zu geben, wie einzelne<br />

Betriebe ihre Positionierung etwas diversifizieren könnten.<br />

Welche Trends, die Chancen eröffnen, sind zu beobachten? 47<br />

Der soziodemographische Wandel findet auch in den ländlichen Gebieten statt und führt zu<br />

einer verstärkten Alterung der Gesellschaft. Senioren sind nicht nur gut situiert sondern auch<br />

reisefreudig (Bieger 2005). Gleichzeitig verändern sich Lebensstile und es entstehen Neue, für<br />

die das Gute Gewissen 48 ein zentraler Lebensinhalt ist (Signorell 2008). Werte wie Familie,<br />

Lebensfreude und Gesundheit, verbunden mit Engagement für nachhaltige Lebensqualität<br />

kennzeichnen diese Gruppe. Auch die Tourismusindustrie nimmt diesen Trend auf (z.B. Flucht<br />

aus der Hektik, Ruhe der Natur, Umweltbewusst schlafen, Schlafen in Baudenkmälern)<br />

(Wettstein 2008). Die Bauherrschaft im Tourismus legt Wert auf energieeffiziente Bauweise und<br />

auf Swissness, also den Einsatz von Schweizer Holz oder anderen regionalen Baustoffen<br />

(Wettstein 2008).<br />

Die private Bauherrschaft teilt sich, wie dies auch in anderen Branchen zu beobachten ist, in<br />

die Konsummuster „preis-sensitiv/günstig“ und „teuer“. So teilt sich auch der Baumarkt in<br />

schlüsselfertige Häuser im unteren Preissegment und Häuser im oberen Preissegment (Rubik<br />

et.al. 2006). Die Kunden hingegen wollen sehen, was gebaut wird, wollen mitreden,<br />

mitarbeiten, sich informieren, informiert werden. Steigende Anforderungen von Kundenseite<br />

bieten Potential zusätzliche Dienstleistungen anzubieten. Diese Kundenwünsche und Trends<br />

stellen Anforderungen an die Bauweise und die Projekte, es sind aber auch Chancen, die eine<br />

Differenzierung ermöglichen. Als Beispiele sehe ich folgende Chancen:<br />

46 Vergleiche dazu die Erfolgsfaktoren der Regio Plus Veranstaltung (Heeb 2008a)<br />

47 In Anlehnung an Kristof 2008.<br />

48 Es handelt sich hier um die Zielgruppe der LOHAS, was sich aus den Anfangsbuchstaben der Bezeichnung<br />

Lifestyle of health (Gesundheit) and sustainability (Nachhaltigkeit) ableitet (Signorelli 2008).<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

• Wohlfühlfaktor (Gesundheit): Neben der Herkunftsbezeichnung der Bausstoffe und des<br />

Holzes sind weiche Faktoren ein wichtiges Verkaufsargument. Untersuchungen haben<br />

gezeigt, dass Qualitäten und positive Eigenschaften in einzelnen Fällen sogar eine<br />

Besserung bei gesundheitlichen Beschwerden ergab (Rubik et.al. 2006). Hier sind<br />

Verbindungen zur Initiative Starkes Bergholz zu nutzen.<br />

• Veränderte Bedürfnisse: Umbauten müssen sich an die veränderbaren Bedürfnisse der<br />

Kunden anpassen können. Mobile Raumaufteilungen, flexible Anpassungen,<br />

hindernisfreies Wohnen oder altersgerechte Qualitätsstandards sind hier Stichworte, die<br />

in spezifische Angebote eingebaut werden können.<br />

• Zielgruppenorientierung: z.B. Alters- und Pflegeheime oder Spitäler, deren Bedürfnisse<br />

mit Holzbauten gut abgedeckt werden könnten (z.B. das erste Spital aus Holz). Thema<br />

Wohlbefinden als wichtiger Entscheidungsfaktor. Hier sind auch Grossinvestoren im<br />

Gesundheitsbereich als Zielgruppe interessant.<br />

• Energieeffizientes Bauen: Der freiwillige Energieausweis für Häuser kommt 2009 (Knüsel<br />

2008). Ein Angebot an Hausbesitzer, ihr Haus mit Wärmebildkameras auf die<br />

Energiesituation zu evaluieren. Das Wärmebild gibt Anlass für eine Beratung zu<br />

Sanierungsmöglichkeiten mit Holz. 49<br />

• Nähe zu Forschungserkenntnissen: Nutzen von neuen Erkenntnissen zu den besonderen<br />

Eigenschaften von Bergholz, welche für den Fassadenbau neue Einsatzmöglichkeiten<br />

bieten. Dank der geringen Wasseraufnahmefähigkeit und der engen Jahrringe weist es<br />

eine geringere Pilzanfälligkeit auf. Als Verkaufsargumente ist dies gut zu nutzen<br />

(Interview mit Herrn Zürcher 2008).<br />

• Haus- und Erwerbertyp: Je nach Erwerbertyp 50 sind auch Angebote à la Ikea denkbar,<br />

bei denen zukünftige Hausbesitzer am Haus selber mitbauen können. 51 Sie erlauben<br />

zielgerichtete Angebote und zusätzliche Nischenpositionierungen.<br />

• Angebotspalette ausbauen: Kundeninformationen wie Finanzierungsrechner, aktuelle<br />

Bilder von Baustellen und Musterhäuser 52 , Angebote zum Probewohnen oder<br />

Planungstools für Inneneinrichtung.<br />

49 Dies wird sehr erfolgreich in St. Gallen gemacht:<br />

www.holzkettesg.ch/DesktopDefault.aspx?tabindex=11&tabid=1479&langid=1 (abgerufen am 20.07.08)<br />

50 Interessante Studie zu der Typologie von Bau- und Hauserwerbern in Deutschland: Unterschieden werden<br />

sechs Gruppen: Nestbauer, Rationale Erwerber, Pragmatische Erwerber, Selbstverwirklicher, Altersvorsorger und<br />

Familienversorger, Lebensabschnittserwerber und Weichensteller. Sie alle zeichnen sich durch unterschiedliche<br />

Bedürfnisse aus (Henseling et. al. 2006).<br />

51 Angebot eines dänischen Holzbetriebes der auch den Selbstbau anbietet (sweethome 2008)<br />

52 Als Beispiel für die Visualisierung von Block- und Fertighäusern mit Katalogauswahl zu bestellen (EWD 2008).<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Nutzen von Intermediären, Meinungsbildnern und Multiplikatoren<br />

Liegt der Fokus auf der Förderung des Baustoffes Holz, so ist es wichtig, diejenigen Akteure<br />

anzusprechen, die darüber Entscheidungen treffen oder als Multiplikatoren und<br />

Meinungsbildner betrachtet werden. Diese Zielgruppen sind an Informationen, Hintergründen<br />

und Zusammenhängen stark interessiert. Auch kritische Bevölkerungsgruppen aus dem<br />

Umwelt-/Naturschutzbereich sind einzubeziehen, um als Meinungsbildner Einfluss zu nehmen.<br />

Als Meinungsbildner wäre zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Tourismus die<br />

Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit zu nennen. Hier laufen die Gesuche für Hotel<br />

Umbauten zusammen, Pläne werden besprochen und Entscheidungen getroffen. Die<br />

einflussreichen Umweltverbände sind hinlänglich bekannt.<br />

Als Erfolgsfaktoren sind das Gespür für Entwicklungen im Märkt und in der Gesellschaft zu<br />

bezeichnen. Es gilt Nischen zu erkennen und sich zu differenzieren. Das Ziel heisst: Von der<br />

technischen Sicht weg, hin zum Kunden mit seinen Bedürfnissen und Wünschen.<br />

5.6 Kooperation: Initiative „Holz isch gsund“<br />

Diese Initiative versucht den Vorteil des Holzbaus mit Gesundheit, Wohlbefinden, Emotionen<br />

und Wärme und dem endogenen Potential des Tourismus zu verknüpfen. Einerseits spreche<br />

ich die Zielgruppen Touristen, Firmen (Seminarbereich), aber auch die Vermittler<br />

Tourismusverbände, Veranstalter von Events an. Das Ziel ist die Holzarchitektur, welche die<br />

Region prägt, in den Kontext von Erleben und Wohlbefinden einzubetten. Damit kann zwar kein<br />

direkter Nutzen (Projekte), aber ein indirekter über die Sensibilisierung geschaffen werden.<br />

Zum Image des <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>s ist die Studie von Krohmer 2006 hilfreich, die zeigt, dass die<br />

Dachmarke <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> für Werte wie Natur, Berge, Seen, Aufbruch oder Wohlfühlen<br />

steht. Seit dem 2. Juli 2008 hat das <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> eine neue Kommunikationsplattform, die<br />

den Wirtschafts- und Lebensraum portraitiert und als Anlaufstelle dient. In dieser<br />

Aufbruchstimmung sehe ich Chancen für das Thema Holz und Holzbau im Zusammenhang mit<br />

dem Tourismus. Kombiniert man die Werte der Dachmarke mit den Ergebnissen vieler<br />

Untersuchungen zum Einsatz von Holz im Wohnungsbau, so zeigt sich, dass Gesundheit,<br />

Wellness und Design/Optik als dominierende Trends im Bereich Holz anzusehen sind. Es gilt<br />

diese Faktoren, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben, aufzunehmen<br />

(Lehmann 2001, Junker 2006).<br />

Ich beschreibe vier Angebote, die ich mir im Tourismus vorstellen könnte.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

Angebot 1: Es fliegen die Sägespäne<br />

Rubrik: Brauchtum und Geschichte<br />

Inhalt: Besichtigung einer traditionellen Sägerei. Wie wird Holz verarbeitet, welche Holzarten<br />

wachsen im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>, welche Produkte entstehen daraus. Gleichzeitig sind auch noch<br />

Schnitzereien und regionale Spezialitäten zu kaufen.<br />

Zielgruppe: Touristen, Firmen, Schulen<br />

Ziel: Erhalt von Sägereien, die ihr Handwerk kommerziell nicht weiterführen können.<br />

Angebot 2: Behaglich, gesund wohnen im Holzhaus<br />

Rubrik: Wohnen im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

Inhalt: Besichtigung eines traditionellen und neuen Holzhauses nach Minergie-Standard. Fragen zu<br />

Hauskauf, Hausbau, Sanierung.<br />

Zielgruppe: Interessenten, Immobilienhändler, Investoren.<br />

Ziel: Kontakt zu Mittlern, Multiplikatoren.<br />

Angebot 3: Vortrag: Das Holzhaus macht gesund<br />

Rubrik: Wellness und Gesundheit<br />

Inhalt: Vortrag zum Thema Gesundheit, Wohlbefinden, Allergien und Bauökologie, Baubiologie und<br />

neue Werkstoffe (Knüsel 2008).<br />

Zielgruppe: Spa- und Wellness Hotels, Alten- und Pflegeheime, Kurkliniken.<br />

Ziel: Neue Zielgruppen an das Thema heranführen, neue Sichtweise bieten.<br />

Angebot 4: Kunst mit Holz – Holz als Landschaft<br />

Rubrik: Brauchtum und Technologie, Event<br />

Inhalt: Kommunikation von innovativen Lösungen auch ausserhalb der Region.<br />

Zusammenarbeitsprojekte zwischen Holzschnitzern und Holzbaubetrieben, zwischen<br />

Möbelproduzenten und Dekorationsherstellern. Aufbruch in neue Welten und damit darlegen, dass<br />

sektorales Denken passé ist. Ausstellung organisieren.<br />

Zielgruppe: Fachpublikum und Tourismus<br />

Ziel: Innovation und Zusammenarbeit darlegen. Gegenseitiger Ideenaustausch.<br />

Erfolgsfaktoren für die Umsetzung dieser Angebote sind eine Vision, Interesse, Freude und<br />

Bereitschaft zur Zusammenarbeit.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

5.7 Kooperation: Initiative „Holz im Zentrum – Gebündelte<br />

Kompetenz“<br />

Bereits 1992 gab es einen Versuch zur Holzförderung <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>, gestartet durch die<br />

Volkswirtschaftskammer <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>. Der Versuch eine Zusammenarbeit zwischen<br />

Schreinern, Sägern und Zimmerleuten zu initiieren, ist nach meinen Informationen nicht<br />

zustande gekommen. 53 Der Markt hat sich mittlerweile verändert. Die Akteure auch? Die<br />

Interviews habe es gezeigt: Auch heute besteht nur in wenigen Fällen ein Bedarf nach<br />

Zusammenarbeit. Wichtig wird es deshalb sein, den konkreten Nutzen eines Zentrums für Holz<br />

zu kommunizieren. Ziel muss es sein, Anwendungswissen zu generieren und Projekt<br />

Akquisitionen zu erleichtern. Gleichzeitig soll das Zentrum als Ort der Begegnungen dienen, wo<br />

man Ideen mit Menschen aus anderen Bereichen diskutieren kann.<br />

Ich glaube nicht, dass ein Cluster Holz 54 <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> Ost der richtige Ansatzpunkt ist. Der<br />

Begriff hat zwar zurzeit Hochsaison 55 , doch sehe ich eher kleine Schritte, die mittels<br />

gemeinsamer Projekte angegangen werden sollten, statt einer Grossoffensive.<br />

Das Ziel des Kompetenz Zentrums Holz ist den Mitgliedern mit Fach- und Marktwissen zur<br />

Seite zu stehen, als Anlaufstelle Veränderungen erleichtern, durch Bündelung der Kräfte<br />

Zugang zu neuen Projekten oder Produkten ermöglichen. Das Kompetenz Zentrum Holz steht<br />

allen Akteuren in der <strong>Holzkette</strong> offen. Den Branchenschwerpunkt sehe ich im Holzbau aufgrund<br />

seiner regionalen Bedeutung. Es wären folgende Aufgabenschwerpunkten möglich:<br />

Zugang zu Projekten, Absatzmärkten und Kunden erleichtern:<br />

• Vernetzung: Initialisieren von Netzwerken für Grossprojekte: Grossprojekte sollen im<br />

Verbund zugänglich gemacht werden.<br />

• Akquisition: Sensibilisierung von Hauseigentümern, um so Sanierungsprojekte zu<br />

akquirieren. Veranstaltungen für Hauseigentümer und Holzbauer zum Thema „Energie<br />

effizientes Bauen mit Holz“ durchführen.<br />

• Akquisition von Fördergeldern, Spenden: Erhalt der historischen Bausubstanz in Naturund<br />

Landschaftsschutz. Ziel ist es Sanierungsprojekte zu erkennen und Fördermittel zu<br />

beschaffen z.B. aus Stiftungen, Vereinen oder von Philanthropen.<br />

53 Unterlagen wurden mir von einem der Interviewpartner zur Verfügung gestellt.<br />

54 Bei einem Cluster handelt es sich um eine geographische Konzentration von miteinander verbundenen<br />

Unternehmen und Institutionen in einem bestimmten Wirtschaftszweig. Er umfasst eine Reihe vernetzter<br />

Branchen und weitere für den Wettbewerb relevante Organisationseinheiten (Porter 1998)<br />

55 Der Suchbegriff Cluster Holz liefert in Google 17'400 Treffer. In Deutschland und Österreich sind in allen<br />

Bundesländern Cluster entstanden.<br />

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<strong>Holzkette</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong><br />

M. <strong>Matthys</strong><br />

• Synergien zwischen den Branchen, Multiplikatoren und Meinungsbildner fördern:<br />

Tourismus, Hotellerie, Persönlichkeiten, Immobilienhändler, Ingenieure.<br />

Zugang zu Anwendungswissen erleichtern:<br />

• Innovation: Zusammenführen von Forschung und Praxis, Unterstützung in<br />

anwendungsorientierten Fragen. Strategische Partnerschaften z.B. mit Touris-mus,<br />

Umweltverbänden und Architekten fördern.<br />

• Weitblick: Auch Internationale Projekte und Experten sollen zum Zuge kommen. Sei dies<br />

anlässlich von Treffen mit Cluster-Mitgliedern oder Forschungsein-richtungen. Auch die<br />

europäische Anbindung an Forschungsprogramme sollte genutzt werden.<br />

• Gesellschaftsblick: Welche Entwicklungen in der Gesellschaft verändern das<br />

Wohnbedürfnis. Trendanalysen und Potentiale erkennen.<br />

Als Erfolgsfaktor sehe ich hier die aktive Gestaltung der Aufgabenbereiche durch die<br />

Teilnehmer und kommunizierte Erfolge (Heeb 2004) durch Projektakquisitionen. Zusätzliches<br />

Wissen alleine reicht wahrscheinlich nicht aus, um die Motivation zur Teilnahme<br />

aufrechterhalten. Die Zusammenarbeit mit den Verbänden muss eine klare Rollenverteilung<br />

zum Ziel haben. Inwieweit das Holz Zentrum auch regionale Sektionen von Verbänden<br />

repräsentiert, ist zu überprüfen. Es ist sicher sinnvoll, die Kräfte zu bündeln. Das Zentrum<br />

verfügt über technisches und ökonomisches Wissen und legt einen starken Fokus auf den<br />

Absatzmarkt und seine Entscheider und nicht auf den Rohstoff.<br />

6 Schlussbetrachtungen<br />

Ich habe mir für diese Arbeit das Ziel gesetzt, Initiativen, die Entwicklungsperspektiven für eine<br />

nachhaltige Regionalentwicklung bieten, entlang der <strong>Holzkette</strong> aufzuzeigen.<br />

Die Herausforderungen entlang der <strong>Holzkette</strong> betreffen insbesondere die lokalen Sägereien.<br />

Hier ist unmittelbarer Handlungsbedarf zu sehen, will man sie erhalten. Die Holzvermarktung ist<br />

gut aufgegleist und bietet für die Mobilisierung von Holz einen guten Ansatzpunkt. Der Holzbau<br />

ist auch in der Region mittelständisch geprägt. Inhaberführung, handwerkliche Strukturen und<br />

Geschlossenheit der Branche zeichnen ihn aus (Kristof 2008). Die Betriebe sind in ihrem<br />

Produktangebot relativ homogen und austauschbar. Aufgrund der fragmentierten, lokalen<br />

Märkte sind sie (noch) nicht in Bedrängnis.<br />

Die daraus abgeleiten Initiativen in Kapitel 4 fokussieren weniger auf Kostensenkung als auf<br />

neue Betätigungsfelder bzw. auf eine veränderte Ausrichtung. Für die Holzvermarktung<br />

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M. <strong>Matthys</strong><br />

bedeutet dies, dass sie sich weiter professionalisiert, ihre Rolle mit Verantwortung trägt und<br />

Akzeptanz schafft. Für Sägereibetriebe kann die Ausrichtung auf spezifische Nischen<br />

(Bergholz, Starkholz) Chancen bieten. Dies in Verbindung mit Verarbeitern in der <strong>Holzkette</strong>, die<br />

dieselbe Philosophie vertreten. Für Holzbaubetriebe ist die Erweiterung des Angebots ein<br />

Ansatz, der nicht auf Wachstum sondern auf Wertschöpfung setzt. Die verstärkte Ausrichtung<br />

der Holzbaubetriebe an Problemlösungen, an spezifischen Produkten und an den Bedürfnissen<br />

der Kunden fördert den Absatz weiter. Gesellschaftliche Veränderungen eröffnen attraktive<br />

Zielgruppen. Auch Synergien mit anderen starken Branchen in der Region können genutzt<br />

werden.<br />

Eine Veränderung beginnt mit dem ersten Schritt. Doch dieser ist oft der schwierigste.<br />

Veränderungen brauchen einen starken Partner, der Strukturen und Wissen zur Verfügung<br />

stellt. Dazu kann die Initiative „Zentrum Holz“ helfen.<br />

Was bringt diese Untersuchung für die Region? Als erstes zeigt die Arbeit die<br />

Gesamtzusammenhänge zwischen Holzvermarktung, Holzbe- und Holzverarbeitung spezifisch<br />

für die Region auf. Es braucht eine durchgehende Kette an Verarbeitungsstufen, will man die<br />

Wertschöpfung in der Region erhalten. Soll die <strong>Holzkette</strong> gestärkt werden, müssen auch die<br />

schwächsten Glieder befähigt werden, sich neue Betätigungsfelder zu erschliessen. Konkret<br />

sind diese in den Initiativen lösungs- und umsetzungsorientiert beschrieben. Dabei hat mich der<br />

Aussenblick auf die <strong>Holzkette</strong> geleitet.<br />

Werden die Initiativen als realistisch eingeschätzt, dann steht der grosse Brocken der<br />

Umsetzung bevor. Einerseits geht es um den Aufbau einer Kerngruppe und die Formulierung<br />

der Zielvorstellungen. Andererseits geht es um die Gewinnung der Partner und Firmen (Heeb<br />

2008). Ob der Leidensdruck schon hoch genug ist, um die Entwicklung in Gang zu setzen, wird<br />

sich weisen.<br />

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