thema - Lebenshilfe Wien
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<strong>thema</strong><br />
Psychotherapie bei Menschen mit geistigen und<br />
mehrfachen Beeinträchtigungen<br />
Elfriede Mayer-Höber ist personenzentrierte Psychotherapeutin nach Rogers<br />
und Leiterin des Wohnhauses Pronaygasse, in dem KlientInnen aus dem<br />
„Psychiatrieausgliederungsprogramm“ leben.<br />
Es gibt auch andere psychotherapeutische<br />
Schulen, die Psychotherapie für Menschen<br />
mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung<br />
anbieten. Die Zugänge zu Menschen<br />
sind verschieden. Da ich mich mit der personenzentrierten<br />
Psychotherapie auseinandergesetzt<br />
habe, beschränke ich mich darauf.<br />
Durch meine 20-jährige Berufserfahrung<br />
mit beeinträchtigten Menschen in der <strong>Lebenshilfe</strong><br />
<strong>Wien</strong> und durch meine Verbundenheit<br />
mit diesen Menschen, wollte ich<br />
in meiner personenzentrierten psychotherapeutischen<br />
Ausbildung der Frage nachgehen,<br />
ob es möglich ist, mit geistig und<br />
mehrfach beeinträchtigten Menschen psychotherapeutisch<br />
zu arbeiten.<br />
In diesem Zusammenhang bin ich auf das<br />
Konzept der Prä-Therapie des amerikanischen<br />
Psychologen Garry Prouty gestoßen.<br />
Prouty hat einen autistischen Bruder,<br />
zu dem er eine innige Beziehung aufgebaut<br />
hat. In seiner psychotherapeutischen Arbeit<br />
hat er sich auf Menschen mit geistigen und<br />
psychischen Beeinträchtigungen spezialisiert.<br />
Er hat die Erfahrung gemacht, dass<br />
er mit diesen Menschen in der Psychotherapie<br />
anders arbeitet als er in der personenzentrierten<br />
Psychotherapie gelernt hat.<br />
Da seine Methode erfolgreich war, wollte er<br />
eine neue Therapierichtung gründen. Nach<br />
einiger Zeit stellte sich heraus, dass es keine<br />
neue Therapierichtung war, sondern eine<br />
Weiterentwicklung der klientenzentrierten<br />
Psychotherapie nach Rogers.<br />
Das Konzept der Prä-Therapie wurde also<br />
von dem amerikanischen Psychologen Garry<br />
Prouty auf den Grundlagen der klientenzentrierten<br />
Psychotherapie entwickelt. Sie<br />
ermöglicht einen Zugang zu Menschen, die<br />
als „nicht therapiefähig“ gelten – langjährig<br />
hospitalisierte, chronische Psychiatriepatienten,<br />
geistig und mehrfach beeinträchtigte<br />
Menschen und solche mit der sogenannten<br />
„dual diagnosis“ oder Psychosen. [1]<br />
Prouty behauptet, dass diesen Menschen<br />
der „psychologische Kontakt“ fehlt. Carl<br />
Rogers hat den „psychologischen Kontakt“<br />
als erste Bedingung für eine therapeutische<br />
Beziehung bezeichnet. Die Methode, die<br />
Prouty entwickelt hat, beruht auf dem Prinzip<br />
der „Reflexion“. Der Therapeut spricht<br />
an, was er beim Klienten wahrnimmt.<br />
Carl Rogers hat Reflexion benützt, um das<br />
emotionale Erleben genauer zu erfassen,<br />
und Prouty hat dieses Prinzip weiter ausdifferenziert,<br />
indem er verschiedene Formen<br />
der Reflexion entwickelte, die den Klienten<br />
helfen in verschiedenen Bereichen schrittweise<br />
Kontakt aufzunehmen: zur Realität,<br />
zu sich selbst, zu anderen. [2]<br />
Prä-Therapie erlebe ich in der personenzentrierten<br />
Psychotherapie mit schwer beeinträchtigten<br />
Menschen als sehr hilfreich.<br />
Es ist nicht leicht, einen Kontakt zu Menschen<br />
zu finden, die nicht reden, vor allem<br />
dann, wenn noch wenig Beziehung da ist.<br />
Schneller in Kontakt zu kommen bedeutet<br />
auch schneller in Beziehung zu kommen<br />
Medizinische Versorgung