thema - Lebenshilfe Wien
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Dr. Baltacis:<br />
Das hängt natürlich vom Lebensalter ab. Im<br />
Säuglingsalter ist es wichtig, allfällige angeborene<br />
Herzfehler oder angeborene Veränderungen<br />
z.B. des Magen-Darmtraktes<br />
zu erkennen, zu behandeln und weiter zu<br />
überwachen. Eine regelmäßige halbjährliche<br />
Kontrolle der Schilddrüse ermöglicht<br />
eine Früherkennung von Schilddrüsenunterfunktion,<br />
die in ihrer Symptomatik ähnlich<br />
dem Down-Syndrom ist und damit sonst<br />
erst spät erkannt würde. Eine rechtzeitige<br />
Behandlung verhindert das Auftreten von<br />
Beschwerden und Entwicklungsrisiken. Die<br />
ebenfalls halbjährliche Kontrolle des Blutbilds<br />
dient der Früherkennung von Leukämien,<br />
die bei Kindern mit Down-Syndrom<br />
etwas gehäuft auftreten können. Weiters ist<br />
es wichtig, Gehör und Sehkraft regelmäßig<br />
zu überprüfen, um gute Voraussetzungen<br />
für die Entwicklung zu schaffen.<br />
Wenn keine sonstigen Beschwerden bestehen,<br />
können die Kontrollen in der Folge in<br />
größeren Abständen, also z.B. jährlich erfolgen.<br />
Es kommen dann natürlich andere<br />
hinzu, z.B. zahnärztliche, gynäkologische<br />
Kontrollen usw.<br />
Darüber hinaus ist es natürlich wichtig, auf<br />
Symptome früh zu reagieren. Es gibt eine<br />
gegenüber der Gesamtbevölkerung erhöhte<br />
Neigung zu frühkindlichen Epilepsien, zu<br />
Problemen der Halswirbelsäule und zu Autoimmunerkrankungen<br />
wie z.B. Diabetes.<br />
Ein wichtiges Thema, vor allem ab der Pubertät,<br />
ist das Übergewicht. Gerade das<br />
muss aber in einem breiten Zusammenhang<br />
zwischen medizinischen, sozialen und psy-<br />
mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />
<strong>thema</strong><br />
chischen Faktoren gesehen werden. Einerseits<br />
kommt es natürlich darauf an, einen<br />
Lebensstil von gesunder Ernährung und regelmäßiger<br />
Bewegung zu unterstützen. Oft<br />
liegen aber noch andere Faktoren diesem<br />
Problem zugrunde: Die Pubertät ist insofern<br />
eine kritische Phase, weil die jungen Leute<br />
mit Down Syndrom sich intensiver damit<br />
auseinandersetzen, dass sie „anders“ sind<br />
als Gleichaltrige. Da besteht die Gefahr<br />
des sozialen Rückzugs und damit verbunden<br />
Bewegungsmangel und Essen als Trost<br />
und Ablenkung. Deshalb ist die Freizeitgestaltung<br />
sehr wichtig. Die Down-Syndrom-<br />
Ambulanz hat gemeinsam mit Gesundheitsförderung<br />
Österreich das Projekt MOV/EAT<br />
ins Leben gerufen, wöchentliche Treffen,<br />
die aus einer Bewegungs- und eine Ernährungseinheit<br />
bestehen. Damit wird sowohl<br />
das Ziel einer langfristigen Lebensstiländerung<br />
verfolgt, als auch eine regelmäßige<br />
Aktivität in der Gruppe mit anderen jungen<br />
Leuten mit Down-Syndrom angeboten.<br />
Und man muss bei den Jugendlichen die<br />
Selbstbestimmung stärken!<br />
Noch zum Punkt „Rückzug“: Darauf muss<br />
man generell auch bei erwachsenen Down-<br />
Syndrom-Patienten ein Auge haben, denn<br />
es besteht bereits ab dem dritten oder<br />
vierten Lebensjahrzehnt eine erhöhtes Risiko<br />
für eine Alzheimer-Erkrankung. Diese<br />
muss aber gut gegen einen depressiven<br />
Rückzug abgegrenzt werden, der z.B. im<br />
Rahmen von Änderungen in der Lebenssituation,<br />
Verlust von Bezugspersonen usw.<br />
entstehen kann.<br />
Bernhard Schmid<br />
Medizinische Versorgung