thema - Lebenshilfe Wien
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Interview mit zwei Betreuern<br />
F: Wie sind Ihre Erfahrungen bezüglich<br />
Arztbesuche mit KlientInnen bzw.<br />
Spitalsaufenthalte etc.?<br />
A: Im Allgemeinen muss ich sagen, dass<br />
sowohl die Ärzte, als auch die Krankenschwestern<br />
und das restliche Pflegepersonal<br />
schon sehr freundlich und umgänglich<br />
sind. Da scheint sich einiges verändert und<br />
gebessert zu haben.<br />
F: Wie ist dann Ihre Rolle als Betreuer<br />
bei einem Arzt?<br />
A: Also, mithelfen muss man schon. Mit hineingehen<br />
und eventuell dem Klienten noch<br />
einmal was erklären. Die meisten Ärzte reden<br />
sehr bemüht mit den Patienten, aber<br />
wenn jemand nonverbal ist, dann muss<br />
man das als Betreuer übernehmen.<br />
Was immer wieder problematisch ist, ist,<br />
wenn ein Klient ein Röntgen braucht und<br />
davor Angst hat oder nicht versteht, was<br />
da passiert. Da kann man ihn nicht alleine<br />
lassen. Man bekommt zwar einen Strahlenschutz,<br />
aber lustig ist das trotzdem nicht.<br />
F: Wie sind Ihre Erfahrungen mit<br />
Zahnarztbesuchen?<br />
A: Ich war mit Menschen mit Behinderung<br />
immer in Lainz auf der Zahnambulanz. Die<br />
sind da gut geschult; ich glaube sogar, dass<br />
es dort einen speziellen Tag gibt, an dem<br />
sie Menschen mit geistiger Behinderung<br />
behandeln. Die meisten Zahnbehandlungen<br />
werden nämlich unter Narkose gemacht.<br />
F: Waren Sie auch schon mal in einem<br />
Spital mit einem Klienten?<br />
A: War ich. Das kann manchmal problematisch<br />
sein, weil das Personal in Krankenhäusern<br />
etwas überfordert ist. Sie haben nicht<br />
ausreichend Personal, das sich so intensiv<br />
mit einem Menschen mit Behinderung befassen<br />
kann. Da passiert es dann schnell<br />
mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />
<strong>thema</strong><br />
einmal, dass sie einem Klienten, der beispielsweise<br />
nicht im Bett bleiben mag oder<br />
laut schreit etc. Beruhigungsmittel verabreichen,<br />
damit es keine Probleme gibt. Auch<br />
Klobesuche können kompliziert sein. Wenn<br />
die Krankenschwestern nicht wissen, wie<br />
sie jemanden behandeln sollen oder ein Patient<br />
zu schwer ist, dann ist man als Betreuer<br />
gefragt.<br />
F: Wie ist es mit den Wartezeiten bei<br />
Ärzten oder Ambulanzen? Kann das<br />
nicht manchmal recht anstrengend<br />
sein für einen Klienten?<br />
A: Das ist auf alle Fälle so!<br />
F: Gibt es einen merklichen Unterschied<br />
in der Behandlung durch junge<br />
gegenüber älteren Ärzten?<br />
A: Das schon. Man merkt wirklich, dass<br />
heutzutage das Personal dahingehend geschult<br />
ist, mit schwierigen Patienten vorsichtig<br />
umzugehen und rücksichtsvoll zu<br />
sein. Das einzige Problem ist der Personalmangel,<br />
falls jemand tatsächlich eine 1:1<br />
Betreuung brauchen würde.<br />
A: Eines der Probleme mit kranken Klienten<br />
kommt aber ganz woanders her.<br />
Wohneinrichtungen sind grundsätzlich untertags<br />
nicht besetzt. Nur bei ernsthafter<br />
Erkrankung fühlen sich die Wohnhaus-MitarbeiterInnen<br />
verpflichtet, den Klienten<br />
oder die Klientin untertags im Wohnhaus<br />
zu betreuen. Bei leichten Erkrankungen<br />
kann es durchaus passieren, dass der/die<br />
KlientIn in die Werkstätte fährt, was den<br />
BetreuerInnen und den KlientInnen nicht<br />
so angenehm ist.<br />
Vielen Dank für das Interview!<br />
Daniela Koren<br />
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Medizinische Versorgung