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thema - Lebenshilfe Wien

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<strong>thema</strong><br />

Fortsetzung<br />

Eva im Krankenhaus – ein Erfahrungsbericht<br />

Die Zyste musste operativ entfernt werden,<br />

daher habe ich Eva in einem öffentlichen<br />

Spital vorgestellt. Der Leiter der gynäkologischen<br />

Abteilung hat sich des Falles persönlich<br />

angenommen. Er war besonders<br />

zuvorkommend und gab mir das Gefühl,<br />

dass von medizinischer Seite für Eva alles<br />

Erdenkliche getan wird. Der Spitalsaufenthalt<br />

sollte eine Woche dauern.<br />

Vollkommen unzureichend wurde das Problem<br />

der Beaufsichtigung von Eva gelöst.<br />

Der Arzt hat uns ohne Aufzahlung ein Zweibettzimmer<br />

angeboten. Ich hatte also die<br />

Möglichkeit, Tag und Nacht bei Eva zu verbringen.<br />

Meine Bitte an den Arzt, man möge mir bei<br />

der Beaufsichtigung behilflich sein, wurde<br />

rundweg abgelehnt. Meine Idee, man<br />

könnte Eva neben dem Zimmer der Nachtschwester<br />

unterbringen, wurde verworfen,<br />

meine Idee, es könnte eine Schwesternschülerin<br />

der nahe gelegenen Krankenpflegerschule<br />

ein paar Stunden die Familie bei<br />

der Beaufsichtigung ablösen, wurde ebenfalls<br />

abgelehnt.<br />

Es war also klar, von der medizinischen Seite<br />

wird alles getan, die Beaufsichtigung ist<br />

ausschließlich der Familie überlassen. Ich<br />

war geschockt und überfordert, wie sehr,<br />

habe ich erst im Nachhinein gespürt.<br />

In der Praxis hat es dann so ausgeschaut,<br />

dass ich die Nächte bei Eva im Krankenhaus<br />

verbracht habe, die Stunden des Tages haben<br />

sich mein Mann, meine Söhne und ein<br />

von mir engagierter Zivildiener geteilt.<br />

Alle Untersuchungen und auch die Operation<br />

wurden von Ärzten vorbildlich gemacht.<br />

Eva hat aus dem Aufwachzimmer heraus<br />

bereits lautstark nach mir gerufen. Unangenehm<br />

ist mir in Erinnerung, dass der Primararzt<br />

diese von Eva zu Schau gestellte<br />

enge Bindung zur Mutter bewundernd herausgestrichen<br />

hat.<br />

Ich war durch diese Woche im Krankenhaus<br />

seelisch total überfordert, habe mich<br />

aber natürlich letztlich wieder erholt. Eva<br />

hat jedoch nach diesem Ereignis nach Meinung<br />

der Wohngruppenleiterin nicht wieder<br />

in ihr normales Verhalten zurückgefunden.<br />

Sie hat angefangen, vermehrt nach den Eltern<br />

zu verlangen und das hat sich bis jetzt<br />

nicht gegeben. Der schon eingesetzte Ablösungsprozess<br />

wurde gestört – das kann<br />

Zufall sein oder auch nicht.<br />

Was wünsche ich mir bei einem<br />

Spitalsaufenthalt?<br />

1. Personal (Ärzte, PflegerInnen),<br />

die bereits Informationen über<br />

Menschen mit Behinderung haben,<br />

am besten bereits durch die Ausbildung<br />

. ein Nachdenken über die Situation,<br />

das Leben von und mit behinderten<br />

Menschen<br />

. weg vom Klischee, dass die Mutter<br />

alles weiß und kann und sie<br />

unbeschränkt belastbar ist<br />

. man muss der Familie aktiv<br />

Unterstützung anbieten.<br />

Autorin der Redaktion bekannt<br />

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