DURCHBLICK
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LESENSWERT Ende der Festpreise<br />
3,49 € 0,49 €<br />
6,99 €<br />
3,99 € 2,19 €<br />
1,49 € 3,99 € 2,49 €<br />
1,49 €<br />
2,49 €<br />
3,99 €<br />
2,49 €<br />
4,49 €<br />
2,89 € 2,49 € 2,19 €<br />
eines Tages das Bier vor einem Champions-<br />
League-Finale etwas mehr kostet als sonst.<br />
Aber das große Flattern kommt wohl<br />
erst noch – zumal sich die Preise nicht nur<br />
im Zeitverlauf verändern. Das Dynamic<br />
Pricing kennt als weitere Spielart die Variationen<br />
von Kunde zu Kunde. Statt ein<br />
Produkt, ein Preis gilt dann: ein Produkt,<br />
drei Interessenten, drei verschiedene<br />
Preise! Dieses Prinzip ist ebenfalls nicht<br />
neu, beim Kauf einer Einbauküche etwa<br />
einigt man sich fast immer individuell.<br />
Auch Rabattcoupons bescheren Einzelnen<br />
Preisvorteile. Doch bald könnten viel<br />
feinere Unterschiede gemacht werden, und<br />
zwar nicht immer zugunsten des Kunden.<br />
Wiederum ist die Onlinewirtschaft der<br />
Vorreiter dieser Entwicklung: Internetnutzer<br />
hinterlassen – meist unwissentlich –<br />
permanent Informationen, die Händlern<br />
1,49 €<br />
3,29 €<br />
1,99 € 4,49 €<br />
2,99 €<br />
2,49 €<br />
Rückschlüsse erlauben, wie zahlungskräftig<br />
und interessiert sie an einem Produkt<br />
oder einer Dienstleistung sind. „Dazu<br />
reicht es schon, einfach nur im Web zu<br />
surfen“, sagt Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale<br />
Bayern.<br />
ANALYSE DER ONLINEKÄUFER<br />
Hat ein Tabletnutzer zum Beispiel das<br />
GPS aktiviert, kann der Onlinehändler<br />
erkennen, wo sich sein potenzieller Kunde<br />
befindet. Handelt es sich um eine Villenlage,<br />
ist er sicher spendabel, so der Rückschluss.<br />
Nutzt er noch dazu ein iPad, was<br />
sich ebenfalls feststellen lässt, umso besser.<br />
Denn von Apple-Nutzern weiß man aus<br />
Datenanalysen, dass sie kauffreudiger sind<br />
als andere. Und wenn diese Person dann<br />
zum dritten Mal auf der Shoppingseite<br />
nach Sportschuhen sucht (das verraten<br />
dem Verkäufer kleine Textdateien, sogenannte<br />
Cookies): Volltreffer, maximales<br />
Kaufinteresse, ein höherer Preis wird angezeigt!<br />
Klingt nach Science-Fiction? In<br />
einer Stichprobe hat Marketingprofessor<br />
Stahl festgestellt, dass Flüge von Frankfurt<br />
nach Wien auf einem iPad teurer angeboten<br />
wurden als zur selben Zeit auf einem<br />
Notebook. Immerhin erlebt er auch den<br />
umgekehrten Fall: „Wenn ich mich auf<br />
einem Hotelbuchungsportal mit meinen<br />
Kundendaten einlogge, bietet es mir bessere<br />
Preise als ohne Login.“<br />
Eine Vielzahl an Kategorisierungen<br />
der Kunden hat im vergangenen Jahr auch<br />
eine Studie der Northeastern University<br />
in den USA mit mehr als 300 Testern gezeigt.<br />
Die Forscher prüften unter anderem<br />
Giganten wie Walmart und Expedia. Ergebnis:<br />
Je nach Kundenprofil landeten die<br />
Anfragen bei verschiedenen Servern, was<br />
unterschiedliche Preise zur Folge hatte.<br />
Nach welchen Kriterien dies geschah,<br />
blieb bisweilen schleierhaft – die Händler<br />
wollten zur Aufklärung nicht beitragen.<br />
Kein Wunder, sagt Stahl: „Wenn man so<br />
will, zahlt jeder einen anderen Preis für ein<br />
und dasselbe.“ Und zwar ohne es zu wissen.<br />
Wer auf Nummer sicher gehen will,<br />
sollte die Sicherheitseinstellungen an seinem<br />
Rechner oder Mobilgerät hochfahren<br />
und regelmäßig die Cookies löschen.<br />
Mit offenen Karten hingegen spielt<br />
Kaiser’s seinen neuesten Preispoker. In<br />
Berlin testet die Supermarktkette die<br />
Extra-Karte, mit der Kunden auf sie zugeschnittene<br />
Angebotcoupons ausdrucken<br />
können. Sie müssen dafür keine persönlichen<br />
Daten hergeben, es reicht die Analyse<br />
der bisher gespeicherten Einkäufe.<br />
Der Rabatt wird nach wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen gerade so hoch gewählt,<br />
dass der Käufer motiviert ist zuzuschlagen<br />
– und dennoch genug Gewinn in der<br />
Kasse hängen bleibt. Offenbar geht die<br />
Rechnung auf, die Extra-Karte soll bald in<br />
weiteren Filialen erhältlich sein.<br />
fondsmagazin 1.2015