DURCHBLICK
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MEHRWERT Expertendiskussion<br />
„WER GENAU HINSIEHT, ERKENNT:<br />
SCHWELLENLÄNDER BLEIBEN DER<br />
GLOBALE WACHSTUMSTREIBER“<br />
ULRICH KATER<br />
CHINA WIRD NUR SCHEINBAR SCHWÄCHER<br />
notwendiges BIP-Wachstum Chinas für konstanten Wachstumsbeitrag<br />
Wachstumsprognose der DekaBank für China<br />
7,0 %<br />
7,1 %<br />
6,8 %<br />
7,0 %<br />
6,6 %<br />
6,9 %<br />
6,5 %<br />
6,8 %<br />
6,3 %<br />
6,7 %<br />
2016 2017 2018 2019 2020<br />
Manche Investoren sorgen sich wegen des rückläufigen Wachstums<br />
(blaue Balken) in China, dabei nimmt die Bedeutung des Landes für die<br />
Weltwirtschaft sogar zu. Denn Chinas Volkswirtschaft ist mittlerweile so groß,<br />
dass geringere Zuwachsraten ausreichen, um einen konstanten Beitrag zum<br />
globalen Wachstum zu leisten (schwarze Balken).<br />
Quellen: DekaBank, IWF<br />
MARCEL FRATZSCHER: Die Tragik ist, dass die Deutschen<br />
wenig auf reale Werte wie Immobilien und Aktien<br />
setzen, sie bevorzugen Sparkonten. An der Börse<br />
konnte man in den letzten Jahren gut verdienen, aber<br />
nur 13 Prozent der Deutschen sind Aktionäre – mit<br />
fallender Tendenz. Deshalb leiden die Sparer hierzulande<br />
besonders unter der Nullzinspolitik.<br />
Aber sind die Sparer nicht spät dran, wenn sie jetzt<br />
in Aktien anlegen? Der Dax notierte Anfang März<br />
bereits bei mehr als 11.000 Punkten.<br />
KATJA DOFEL: Auf keinen Fall. Das Umdenken hat<br />
erst begonnen. Natürlich werden die Kurse nicht<br />
ununterbrochen steigen. Aber es geht ja auch nicht<br />
ausschließlich um Kursgewinne, die Dividenden zählen<br />
ebenfalls. Anleger können bei vielen etablierten<br />
Unternehmen allein mit den Gewinnausschüttungen<br />
jährliche Renditen von 3 oder 4 Prozent erzielen.<br />
ULRICH KATER: Außerdem sollten Sparer die Frage,<br />
ob sie einen Bestand an Aktien aufbauen, nicht vom<br />
Dax-Stand abhängig machen. Ausschlag gebend sollte<br />
sein, wie ihr Vermögen aufgeteilt ist und welche Ziele<br />
sie verfolgen. Das Kursniveau spielt nur insoweit eine<br />
Rolle, als man in Übertreibungsphasen besser Ab<br />
stand nehmen sollte. Wir halten 11.000 Punkte im<br />
Dax nicht für übertrieben.<br />
STEFFEN SELBACH: Dass wir uns nicht in einer Übertreibungsphase<br />
befinden, lässt sich mit Zahlen belegen:<br />
Wollen Börsianer das Preisniveau beurteilen, setzen<br />
sie die Aktienkurse in Relation zu den Unternehmensgewinnen.<br />
Man erhält so das Kurs-Gewinn-Verhältnis.<br />
Je höher dieses ist, umso eher ist die Aktie überbewertet.<br />
In der letzten Marktblase stieg der Wert im Durchschnitt<br />
auf über 30, aktuell sind wir in Deutschland<br />
bei 15 und europaweit bei 13. Weil aber niemand den<br />
perfekten Einstiegszeitpunkt kennt, empfehle ich Anlegern,<br />
mit Sparplänen in Wertpapiere zu investieren.<br />
MARCEL FRATZSCHER: Für wichtig halte ich auch<br />
eine globale Perspektive. Wenn sich Privatanleger für<br />
Wertpapiere entscheiden, dann häufig nur für deutsche.<br />
Dabei haben beispielsweise Schwellenländer<br />
eine viel stärkere Wachstumsdynamik.<br />
Dann verlassen wir Deutschland und Europa:<br />
Was bieten andere Regionen den Anlegern?<br />
STEFFEN SELBACH: Wenn wir die zwei größten Volkswirt<br />
schaf ten der Welt nehmen: Die USA lassen die Finanz<br />
markt krise endgültig hinter sich, sie könn ten 2015<br />
Fotos: Steven Vidler/Corbis, Ulrich Baumgarten/Getty Images<br />
fondsmagazin 1.2015