Predigt zum 2. Ostersonntag 2013 Glaube und Zweifel sind ...

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24.04.2015 Aufrufe

Predigt zum 2. Ostersonntag 2013 Glaube und Zweifel sind ungleiche Brüder. Von Ullrich Auffenberg Liebe Schwestern und Brüder, Dies ist der Bericht eines Menschen über Glaube und Zweifel in seiner Lebensgeschichte: „Vor langer Zeit, als ich noch jung war und noch als Katholik fühlte und dachte, da begannen eines Tages Zweifel in meinen Glauben einzutreten. Was ist, wenn mein Glauben ganz oder teilweise falsch wäre? Ich begann, an der Existenz Gottes zu zweifeln und an den Geschichten in der Bibel. Ich weiß doch, dass der Menschen vor Millionen Jahren langsam in der Evolution aus dem Tierreich entstanden ist. Was soll da die Geschichte von dem Urelternpaar Adam und Eva? Meine Mutter sagte einfach: „Das musst Du glauben, was in der Bibel steht.“ Da gab es keine Diskussion. Unser Religionslehrer dachte etwas differenzierter. Er erklärte uns, dass die Bibel kein naturwissen-schaftliches, sondern ein Glaubensbuch sei. Ob Gott nun die Welt in sieben Tagen oder in 15 Milliarden Jahren erschaffen hätte, wichtig sei doch allein die Aussage, dass er sie erschaffen hat. So sehr ich meine Zweifel zurückschob, sie kamen immer wieder. Wer beweist mir denn, dass es einen Gott gibt und eine Auferstehung der Toten? Mein Freund kommt aus den neuen Bundesländern. Er bezeichnet sich als Atheist. Manchmal denke ich: „Der hat es gut. Er kann gar nicht wissen, was er vermisst. So wie jemand, der ganz ohne Computer aufgewachsen ist, auch nicht weiß, dass er den Computer vermisst. Irgendwann hatte ich dann den Glauben für mich persönlich abgehakt. Ich ging nicht mehr zu den Sonntagsgottesdiensten und nahm auch sonst nicht mehr an irgendwelchen kirchlichen Veranstaltungen teil. Komisch war, dass mir eigentlich gar nichts fehlte. Ein Leben ohne Gott und Glaube, ohne Gebet und Meditation, das ging auch. Aber neulich ist einer aus unserem Betrieb gestorben durch einen Verkehrsunfall. Er war 20 Jahre jünger als ich. Da überfiel mich an seinem Grab plötzlich der Gedanke: „Mein Gott, der Ingo kann doch jetzt nicht einfach weg sein. Er muss doch irgendwo geblieben sein. Sollte es sie doch geben, diese andere Dimension des Lebens, in der Gott existiert und in der die Menschen göttlich werden? Der Ingo war ein feiner Kerl. Dem würde ich doch wünschen, dass er jetzt göttlich und glücklich ist. Hey, da war er wieder, der Zweifel, diesmal aber von der anderen Seite, als Zweifel am Zweifel.“ Liebe Mitchristen, der Weggang vom Glauben und der Auszug aus der Kirche erfolgt schleichend wie in diesem Bericht. Die katholische Kirche hat in den letzten 10 Jahren mehr als die Hälfte ihrer Gottesdienst-

<strong>Predigt</strong> <strong>zum</strong> <strong>2.</strong> <strong>Ostersonntag</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>Glaube</strong> <strong>und</strong> <strong>Zweifel</strong> <strong>sind</strong> ungleiche Brüder.<br />

Von Ullrich Auffenberg<br />

Liebe Schwestern <strong>und</strong> Brüder,<br />

Dies ist der Bericht eines Menschen über <strong>Glaube</strong> <strong>und</strong> <strong>Zweifel</strong> in seiner<br />

Lebensgeschichte:<br />

„Vor langer Zeit, als ich noch jung war <strong>und</strong> noch als Katholik fühlte <strong>und</strong><br />

dachte, da begannen eines Tages <strong>Zweifel</strong> in meinen <strong>Glaube</strong>n einzutreten.<br />

Was ist, wenn mein <strong>Glaube</strong>n ganz oder teilweise falsch wäre? Ich begann, an<br />

der Existenz Gottes zu zweifeln <strong>und</strong> an den Geschichten in der Bibel. Ich weiß<br />

doch, dass der Menschen vor Millionen Jahren langsam in der Evolution aus<br />

dem Tierreich entstanden ist. Was soll da die Geschichte von dem<br />

Urelternpaar Adam <strong>und</strong> Eva?<br />

Meine Mutter sagte einfach: „Das musst Du glauben, was in der Bibel steht.“<br />

Da gab es keine Diskussion. Unser Religionslehrer dachte etwas<br />

differenzierter. Er erklärte uns, dass die Bibel kein naturwissen-schaftliches,<br />

sondern ein <strong>Glaube</strong>nsbuch sei. Ob Gott nun die Welt in sieben Tagen oder in<br />

15 Milliarden Jahren erschaffen hätte, wichtig sei doch allein die Aussage,<br />

dass er sie erschaffen hat.<br />

So sehr ich meine <strong>Zweifel</strong> zurückschob, sie kamen immer wieder. Wer<br />

beweist mir denn, dass es einen Gott gibt <strong>und</strong> eine Auferstehung der Toten?<br />

Mein Fre<strong>und</strong> kommt aus den neuen B<strong>und</strong>esländern. Er bezeichnet sich als<br />

Atheist. Manchmal denke ich: „Der hat es gut. Er kann gar nicht wissen, was<br />

er vermisst. So wie jemand, der ganz ohne Computer aufgewachsen ist, auch<br />

nicht weiß, dass er den Computer vermisst.<br />

Irgendwann hatte ich dann den <strong>Glaube</strong>n für mich persönlich abgehakt.<br />

Ich ging nicht mehr zu den Sonntagsgottesdiensten <strong>und</strong> nahm auch sonst<br />

nicht mehr an irgendwelchen kirchlichen Veranstaltungen teil.<br />

Komisch war, dass mir eigentlich gar nichts fehlte. Ein Leben ohne Gott <strong>und</strong><br />

<strong>Glaube</strong>, ohne Gebet <strong>und</strong> Meditation, das ging auch.<br />

Aber neulich ist einer aus unserem Betrieb gestorben durch einen<br />

Verkehrsunfall. Er war 20 Jahre jünger als ich. Da überfiel mich an seinem<br />

Grab plötzlich der Gedanke: „Mein Gott, der Ingo kann doch jetzt nicht<br />

einfach weg sein. Er muss doch irgendwo geblieben sein. Sollte es sie doch<br />

geben, diese andere Dimension des Lebens, in der Gott existiert <strong>und</strong> in der<br />

die Menschen göttlich werden? Der Ingo war ein feiner Kerl. Dem würde ich<br />

doch wünschen, dass er jetzt göttlich <strong>und</strong> glücklich ist.<br />

Hey, da war er wieder, der <strong>Zweifel</strong>, diesmal aber von der anderen Seite, als<br />

<strong>Zweifel</strong> am <strong>Zweifel</strong>.“<br />

Liebe Mitchristen, der Weggang vom <strong>Glaube</strong>n <strong>und</strong> der Auszug aus der<br />

Kirche erfolgt schleichend wie in diesem Bericht. Die katholische Kirche<br />

hat in den letzten 10 Jahren mehr als die Hälfte ihrer Gottesdienst-


esucher verloren. Warum bleiben sie weg? Brauchen sie den <strong>Glaube</strong>n<br />

nicht? Vermissen sie nichts? Oder ist die Kirche unglaubwürdig? Gibt es<br />

zu wenig Menschen, die den <strong>Glaube</strong>n leben? An denen man ablesen<br />

kann, dass man mit Gott im Herzen sinnvoller lebt?<br />

„<strong>Glaube</strong> ist Nicht-wissen.“ So sprechen viele. Mit intelligenten<br />

naturwissenschaftlichen Methoden komme ich der Existenz Gottes<br />

natürlich nicht auf die Spur. Da wird der <strong>Zweifel</strong> immer siegen.<br />

Aber es gibt doch noch ein anderes Wissen als das des Verstandes, das<br />

Wissen des Herzens. Das meiste im Leben kann ich mit dem Verstand<br />

nicht wissen. Weiß ich denn, ob ich morgen noch lebe? Ich glaube es.<br />

Kann ich beweisen, ob mein Partner oder meine Partnerin mich in zwei<br />

Jahren noch mag? Ich weiß es im Herzen. Kann ich mathematisch<br />

errechnen, ob das Leben der Kinder gelingt. Auch das glaube ich im<br />

Herzen. Oft ist die Herzensgewissheit größer als die des Verstandes.<br />

Denn <strong>Glaube</strong> ist wesentlich Begegnung.<br />

Thomas im heutigen Evangelium will Beweise. Aber was bekommt er?<br />

Eine Begegnung mit einem verletzten Menschen, an Händen <strong>und</strong> Füßen<br />

<strong>und</strong> mitten im Herzen. Aber dieser Verletzte strahlt Friede aus, haucht<br />

diesen Frieden sogar in sein Leben ein. Da plötzlich bekommt Thomas<br />

<strong>Zweifel</strong> an seinem <strong>Zweifel</strong>. Er weiß, dass Gott tief in seinem Herzen auf<br />

ihn wartet. Wendet er sich dieser Tiefe zu, dann gerät seine Seele in<br />

Balance <strong>und</strong> Frieden kehrt in sein Inneres ein.<br />

<strong>Glaube</strong> ist Begegnung. Letztlich werde ich Gott nicht ergründen durch<br />

heiße Diskussionen, nicht im Gespräch über ihn, sondern nur mit ihm.<br />

„Gott ist lange tot!“ behauptete ein junger Student. „Seltsam“ antwortete<br />

ein alter Pater, „eben sprach ich noch mit ihm.“

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