kbodialog - Kliniken des Bezirks Oberbayern
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Seite 18 Hintergründe & Wissen <strong>kbodialog</strong> März 2013<br />
Resolution <strong>des</strong> <strong>Bezirks</strong>tags von <strong>Oberbayern</strong><br />
zum neuen Entgeltsystem in der Psychiatrie<br />
Der Bezirk <strong>Oberbayern</strong> fordert eine grundlegende Änderung <strong>des</strong> mit der Verordnung <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong>gesundheitsministers vom 19.11.2012 in Kraft gesetzten neuen Entgeltsystems für<br />
die psychiatrischen und psychosomatischen Krankenhäuser.<br />
Die <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Bezirks</strong> <strong>Oberbayern</strong>, kurz kbo, versorgen mit 5.700 Mitarbeiter/innen ca.<br />
80.000 Patient/innen pro Jahr, sie bieten stationäre, teilstationäre sowie ambulante Leistungen<br />
an über 20 Standorten in <strong>Oberbayern</strong> an.<br />
Die Finanzierung erfolgte bisher über mit den Krankenkassen vereinbarte Pflegesätze, die je<br />
nach Lage, Ausstattung und Patientenstruktur der Klinik im Detail unterschiedlich gestaltet<br />
waren.<br />
Dieses System wird nun grundlegend verändert: Durch den sogenannten PEPP-Entgeltkatalog<br />
werden bun<strong>des</strong>weit pauschalierte Entgelte, wie sie in den somatischen Häusern schon<br />
seit längerem bestehen, mit deutlich abschmelzenden Entgelten bei längeren Aufenthalten<br />
eingeführt.<br />
(Wortlaut)<br />
Die Einführung in der Psychiatrie, die ab 2015 schrittweise erfolgt, soll zu mehr Kostentransparenz<br />
führen. Dieses Ziel, ebenso der Weg zu mehr Vergütungsgerechtigkeit zwischen den<br />
Einrichtungen, ist grundsätzlich zu begrüßen. Nur wird mit dem jetzt vorliegenden Modell<br />
das Gegenteil erreicht.<br />
Krankheitsverläufe bei psychischen Erkrankungen lassen sich weder diagnostisch noch im<br />
Behandlungssetting ausreichend in einem solch schematisierten Zeitablauf patientenorientiert<br />
abbilden. Dies haben alle Expertenstellungnahmen übereinstimmend ergeben und<br />
<strong>des</strong>halb hat auch u. a. die Deutsche Krankenhausgesellschaft dem neuen System nicht<br />
zugestimmt. Die im vorliegenden PEPP-Katalog angesetzten degressiv verlaufenden Kostenerstattungen<br />
in der Psychiatrie führen dazu, dass die Patientinnen und Patienten schneller<br />
wieder entlassen werden und sie damit zumin<strong>des</strong>t teilweise vorzeitig nach Hause oder in<br />
das weitestgehend kommunal finanzierte ambulant komplementäre Hilfesystem überführt<br />
werden. Dieser Effekt wird durch den Kostendruck der im Zeitverlauf abschmelzenden<br />
Klinikpflegesätze zwangsläufig erzielt werden.<br />
Aufgrund dieser falschen Entgeltsystematik befürchten wir, dass insbesondere schwerer<br />
psychisch erkrankte Menschen von Krankenhäusern, die keiner gesetzlichen Vollversorgungspflicht<br />
unterliegen, nicht mehr aufgenommen und leichter Erkrankte, die systemzeitgerecht<br />
entlassen werden können, bevorzugt behandelt werden.<br />
Unsere <strong>Kliniken</strong>, die einen gesetzlichen Vollversorgungsauftrag erfüllen, d. h. Krankenhäuser,<br />
die rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr für jede Art und Schwere von krankenhausbehandlungsbedürftigen<br />
Menschen mit psychischen Erkrankungen eine notwendige,<br />
stationäre Aufnahme ermöglichen und bis hin zur Zwangsunterbringung gewährleisten,<br />
haben bereits jetzt wesentlich höhere Grundkosten als Krankenhäuser, die sich auf bestimmte<br />
Krankheitsbilder und Personengruppen spezialisieren können.<br />
Es darf nach jahrelangen erfolgreichen Bemühungen aller in diesem Bereich Tätigen, die<br />
Stigmatisierung von psychisch Kranken abzubauen, nicht durch ein neues nicht durchdachtes<br />
Entgeltsystem erneut eine Zweiklassenpsychiatrie eingeführt werden. Dies haben weder<br />
Patienten noch Klinikträger verdient.<br />
Die Unterzeichner der Resolution (von links nach rechts): Michael Asam (Vorsitzender<br />
der SPD-<strong>Bezirks</strong>tagsfraktion), Josef Loy (Vorsitzender der CSU-<strong>Bezirks</strong>tagsfraktion), Sigrid<br />
Friedl-Lausenmeyer (Vorsitzende der FDP-<strong>Bezirks</strong>tagsfraktion), Martina Neubauer (Vorsitzender<br />
der <strong>Bezirks</strong>tagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen), Josef Mederer (<strong>Bezirks</strong>tagspräsident) und<br />
Rainer Schneider (<strong>Bezirks</strong>tagsfraktion der Freien Wähler).<br />
Deshalb fordert der Bezirk <strong>Oberbayern</strong> sowohl als Krankenhausbetreiber als auch überörtlicher<br />
Sozialhilfeträger von allen Verantwortlichen, insbesondere dem zuständigen<br />
Bun<strong>des</strong>gesundheitsminister und der InEK, das neue Entgeltsystem patientenorientiert zu<br />
gestalten und das in der Verordnung vorgegebene System in dieser Hinsicht grundlegend<br />
zu überarbeiten.<br />
Wichtig ist dabei eine an Versorgungsaspekten der Patientinnen und Patienten orientierte<br />
Fortentwicklung zu einem lernenden System. Daran müssen unsere <strong>Kliniken</strong>, die sich bereits<br />
aktiv als Kalkulationshäuser einbringen, intensiv beteiligt werden.<br />
Vollversorgungskrankenhäuser mit gesetzlichem Pflichtauftrag müssen eine leistungsgerechte<br />
Vergütung erhalten können. Die Aufnahmepflicht für alle psychisch erkrankten<br />
Menschen, die gerade die <strong>Bezirks</strong>kliniken mit hoher Verantwortung erfüllen, darf nicht dazu<br />
führen, dass für sie dadurch ein Wettbewerbsnachteil entsteht und eine auch wirtschaftlich<br />
auskömmliche Betriebsführung vom Gesetzgeber verhindert wird.<br />
Letztendlich ist immer der hilfesuchende Patient der Leidtragende von falsch konstruierten<br />
Vergütungssystemen.<br />
Josef Mederer, <strong>Bezirks</strong>tagspräsident von <strong>Oberbayern</strong><br />
Josef Loy, Vorsitzender der CSU-<strong>Bezirks</strong>tagsfraktion<br />
Michael Asam, Vorsitzender der SPD-<strong>Bezirks</strong>tagsfraktion<br />
Martina Neubauer, Vorsitzende der <strong>Bezirks</strong>tagsfraktion Bündis 90/Die Grünen<br />
Rainer Schneider, Vorsitzender der <strong>Bezirks</strong>tagsfraktion der Freien Wähler<br />
Sigrid Friedl-Lausenmeyer, Vorsitzende der FDP-<strong>Bezirks</strong>tagsfraktion<br />
Nach der Klinik geht’s weiter<br />
Andreas Grauer, eitung Bereich<br />
Beschäftigung und Arbeit kbo-SPZ,<br />
bei der Arbeit in der TSM<br />
Bereits im April 2012 eröffnete<br />
das kbo-Sozialpsychiatrische Zentrum<br />
am Standort <strong>des</strong> kbo-Inn-<br />
Salzach-Klinikums in Wasserburg<br />
sein Angebot der Tagesstrukturienden<br />
Maßnahmen (TSM).<br />
Im Haus 52 wird hier Menschen<br />
mit einer psychischen Erkrankung,<br />
die derzeit nicht arbeitsfähig<br />
sind und Grundsicherung<br />
nach SGB XII (Sozialhilfe) oder<br />
Erwerbsminderungsrente beziehen,<br />
die Möglichkeit gegeben,<br />
an einem sinnvoll-strukturierten<br />
Tagesablauf teilzunehmen.<br />
Die Tagesstrukturierenden Maßnahmen<br />
sind von Montag bis Freitag<br />
von 9 bis 11.45 Uhr geöffnet und ab<br />
Januar 2013 dienstags und donners-<br />
tags sogar ganztags. Die Teilnehmer<br />
können an verschiedenen Angeboten<br />
mitwirken. So werden industrielle<br />
Fertigungsarbeiten erledigt, in der<br />
Zeitungsgruppe werden Informationen<br />
über das aktuelles Geschehen<br />
in der Welt erfahren und im alltagspraktischen<br />
Training wird das eigenständige<br />
Führen eines Haushaltes<br />
durch die Erledigung kleiner Dienste,<br />
zuerst unter Anleitung und dann<br />
selbstständig, erlernt. Es sind noch<br />
viele weitere Angebote vorhanden,<br />
die sich auch an den individuellen<br />
Fähigkeiten und Vorstellungen der<br />
Klienten orientieren.<br />
Interessenten gesucht<br />
Für 20 Teilnehmer in Teilzeit stehen<br />
die Türen offen und eine Teilnahme<br />
ist bereits ab fünf Mal im<br />
Monat möglich. Die Teilnehmer erhalten<br />
eine Motivationsprämie von<br />
bis zu 0,90 Euro/Std. Für die letzten<br />
verbleibenden Plätze werden noch<br />
Interessierte gesucht. Das Angebot<br />
richtet sich an alle Menschen mit<br />
einer psychischen Erkrankung aus<br />
dem Landkreis Rosenheim. Klinikpatienten<br />
können nach der Entlassung<br />
aufgenommen werden.<br />
Ambulanz-Patienten <strong>des</strong> kbo-Inn-<br />
Salzach-Klinikums können oft notwendige<br />
Tagesstruktur zusätzlich<br />
wahrnehmen.<br />
Kleiderspenden willkommen<br />
Das kbo-Sozialpsychiatrische Zentrum<br />
betreibt auch eine Kleiderkammer.<br />
Kleiderspenden sind jederzeit<br />
erwünscht. Ab Januar erhalten bedürftige<br />
Patienten eine Gutscheinkarte,<br />
die sie berechtigt, sich ein<br />
Kleidungsstück aus der Kleiderkammer<br />
abzuholen.<br />
Monika Holzner<br />
Kontakt:<br />
kbo-Sozialpsychiatrisches<br />
Zentrum, Außenstelle<br />
Gabersee 52,<br />
83512 Wasserburg am Inn,<br />
Telefon: 08071 71-366,<br />
Fax: 08071 71-8591<br />
Bei Fragen hilft Ihnen Frau<br />
Weisky gerne telefonisch unter<br />
0174 1524620 weiter.