kbodialog - Kliniken des Bezirks Oberbayern
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Seite 16 Nah dran <strong>kbodialog</strong> März 2013<br />
Unfreiwilliger Lotsendienst<br />
Wie sieht das<br />
soziale Bayern aus?<br />
kbo-Sozialpsychiatrisches Zentrum lud<br />
zum Rollentausch ein<br />
Prof. Dr. Dr. Margot Albus im Gespräch mit dem Team der Süddeutschen Zeitung<br />
Zuhören, Trost spenden, Hilfe<br />
anbieten und an „Profis“ vermitteln.<br />
Aber an wen kann ich<br />
Menschen, die mir von ihren<br />
Sorgen, Ängsten und Krisen erzählen,<br />
vermitteln? Genau vor<br />
diesem Problem stehen mehr<br />
und mehr auch die Mitarbeiter<br />
der Süddeutschen Zeitung.<br />
„Jeden Tag rufen uns Menschen<br />
an, wollen Hilfe und Unterstützung.<br />
Darunter sind auch Menschen, die<br />
eindeutig in einer seelischen Notlage<br />
sind“, berichtet Tom Soyer,<br />
Leserredakteur <strong>des</strong> SZ-Lokalteils<br />
München, Region Bayern. Natürlich<br />
versuche man, die Anrufer an die<br />
„richtigen“ Stellen weiterzuvermitteln.<br />
Aber das sei einfacher gesagt<br />
als getan, denn die Anrufe häufen<br />
sich.<br />
Auf Einladung der SZ informierte<br />
Prof. Dr. Dr. Margot Albus, M.<br />
Sc., das Team der SZ über verschiedene<br />
Erkrankungen, erkennbare<br />
Problemsituationen und mögliche<br />
Lösungen bei solchen Anrufen. Die<br />
Journalisten zeigten sich überrascht<br />
von den zahlreichen Hilfsangeboten,<br />
die das kbo-Klinikum, aber<br />
auch viele andere Anlaufstellen in<br />
der Stadt München und Umgebung<br />
bieten.<br />
„Anhand von vielen Fallbeispielen<br />
konnte Prof. Albus uns eine Menge<br />
Orientierung geben – allem voran<br />
einen Rat und eine Gewissheit:<br />
Reden lassen und zuhören ist erst<br />
einmal absolut wichtig, um eine<br />
Einschätzung zu bekommen, wie<br />
ernst es um das Gesprächsgegenüber<br />
steht. Und bloß keine falschen<br />
Hoffnungen machen, sondern<br />
lieber klar äußern, dass wir nicht<br />
die richtigen Helfer sind. Letzteres<br />
allerdings verknüpfen wir künftig<br />
mit Hinweisen auf entsprechende<br />
psychiatrische Anlaufstellen, die<br />
uns das kbo-Isar-Amper-Klinikum<br />
München-Ost für den Münchner<br />
Umkreis genannt hat und wo manisch<br />
Depressive, Schizophrene<br />
oder anders Auffällige kundige<br />
Hilfe erhalten können. Wir haben<br />
dazu nun einen Zettel mit nützlichen<br />
Telefonnummern verteilt und<br />
sind dank der Unterstützung aus<br />
dem Klinikum besser gerüstet“, betonte<br />
Soyer.<br />
Deutlich wurde aber auch, dass<br />
Journalisten wirklich überfordert<br />
sein können mit außergewöhnlichen<br />
Themen. In der Diskussion<br />
wurde beispielsweise erwähnt,<br />
dass sich zwei junge Kollegen<br />
eine ganze Weile um die kirchlichen<br />
Missbrauchsfälle (sexueller<br />
Missbrauch) kümmerten, sich viele<br />
Fallschilderungen von Betroffenen<br />
anhören mussten und da allein<br />
gelassen waren. Da hilft, was<br />
auch den Psychiatrie-Profis hilft:<br />
Supervision. „Bei solch schwerwiegenden<br />
Nachrichtenlagen – da<br />
war sich die Journalistenrunde<br />
einig nach dem Besuch von Frau<br />
Albus – sollte die Inanspruchnahme<br />
entsprechender Expertenhilfe<br />
keineswegs mehr als Zeichen von<br />
Schwäche angesehen werden,<br />
sondern als ‚gesunder‘ Schritt“,<br />
fasste Soyer zusammen.<br />
Henner Lüttecke<br />
Psychotherapie der Sucht<br />
Tagung am 01. und 02. März 2013<br />
Einen Tag lang nutzten die<br />
Teilnehmer <strong>des</strong> Projekts „Rollentausch“<br />
die Gelegenheit, mit<br />
psychisch kranken Menschen zu<br />
arbeiten und unsere Angebote<br />
kennenzulernen. Sie besuchten<br />
die Tagesstrukturierenden Maßnahmen<br />
und die Tagesstätte<br />
und nahmen mit unseren Klienten<br />
am kreativen Programm teil.<br />
Auch über die Situation psychisch<br />
kranker Menschen in <strong>Oberbayern</strong><br />
informierten sich die Besucher.<br />
Das Interesse auf beiden Seiten<br />
war sehr groß und führte zu vielen<br />
Gesprächen und einem regen<br />
Austausch.<br />
Bereits im Oktober 2012 hatten<br />
sich fünf Teilnehmer auf das Projekt<br />
„Rollentausch“ eingelassen.<br />
Unter ihnen waren Ursula Bittner,<br />
stellvertretende <strong>Bezirks</strong>tagspräsidentin,<br />
sowie die <strong>Bezirks</strong>rätinnen<br />
Sigrid Friedl-Lausenmeyer, Martina<br />
Neubauer, Petra Tuttas und Hiltrud<br />
Broschei. Aufgrund <strong>des</strong> großen<br />
Interesses wurde im November<br />
2012 ein weiterer Termin angeboten.<br />
Teilgenommen haben die <strong>Bezirks</strong>rätinnen<br />
Ilse Weiß, Annemarie<br />
Höcht und Marianne Heigl sowie<br />
der <strong>Bezirks</strong>rat Gerhard Wimmer.<br />
Das kbo-Sozialpsychiatrische<br />
Zentrum beteiligte sich an der Aktion<br />
Rollentausch, zu der das Bayerische<br />
Sozialministerium und die<br />
Wohlfahrtsverbände im Rahmen<br />
<strong>des</strong> „Forum Soziales Bayern“ aufgerufen<br />
hatten. Durch den „Rollentausch“<br />
haben Vertreter aus<br />
Politik, Wirtschaft, Verwaltung,<br />
Kirchen und Medien die Möglichkeit,<br />
einen Tag in einer sozialen<br />
Einrichtung mitzuarbeiten. Weitere<br />
Informationen finden Sie im<br />
Internet unter www.lagfw.de.<br />
Andreas Grauer,<br />
kbo-Sozialpsychiatrisches Zentrum<br />
Von links nach rechts: Markus Witzmann, Andreas Grauer (beide kbo-<br />
Sozialpsychiatrisches Zentrum), <strong>Bezirks</strong>rätin Sigrid Friedl-Lausenmeyer,<br />
<strong>Bezirks</strong>rätin Petra Tuttas, stellv. <strong>Bezirks</strong>tagspräsidentin Ursula Bittner, Eva<br />
Kraus (kbo-Sozialpsychiatrisches Zentrum), <strong>Bezirks</strong>rätin Martina Neubauer<br />
Mehr als 250 Teilnehmer erwartet<br />
das kbo-Isar-Amper-<br />
Klinikum München-Ost zu der<br />
Tagung „Psychotherapie der<br />
Sucht“, die das Kompetenzzentrum<br />
Sucht unter der Leitung<br />
von Prof. Dr. Dr. Dr. Felix tretter<br />
organisiert.<br />
Die Behandlung Suchtkranker ist<br />
im Kernbereich eine psychotherapeutische<br />
Maßnahme: Es wird mit<br />
psychologischen Methoden auf das<br />
Erleben und Verhalten eingewirkt<br />
mit dem Ziel, das pathologische<br />
Verhalten, nämlich die Sucht, zu<br />
mindern oder ganz zum Stillstand<br />
zu bringen. Als Methoden dienen<br />
traditionell Techniken der Psychoanalyse,<br />
der Gesprächspsychotherapie,<br />
der Gestalttherapie und in letzter<br />
Zeit die Verhaltenstherapie.<br />
Vor allem die kognitive Verhaltenstherapie<br />
hat effektive praktische<br />
Ansätze erbracht. Der Vorteil der<br />
Verhaltenstherapie besteht in der<br />
Symptomzentriertheit, insofern sie<br />
Sucht als operant erlerntes Verhalten<br />
begreift, zwar kognitive Begleitprozesse<br />
berücksichtigt, aber nicht auf<br />
Persönlichkeitsstrukturen und deren<br />
Defizite zurückgreift. Dennoch zeigt<br />
sich aus der langjährigen Betreuung<br />
Suchtkranker, dass sie zunehmend<br />
Interesse an den biografischen Wirkfaktoren<br />
ihrer süchtigen Störung<br />
haben und Interesse an tiefenpsychologischen<br />
bzw. psychoanalytischen<br />
Verfahren zeigen.<br />
Darüber hinaus sind im Bereich<br />
der jugendlichen Suchtmittelkonsumenten<br />
umfassendere Interventionen<br />
nötig, die die Familie<br />
einbeziehen müssen. Es wird also<br />
deutlich, dass die Psychotherapie<br />
der Sucht auf mehreren Schulen<br />
aufbauen muss und dass <strong>des</strong>halb<br />
eine übergreifende integrative<br />
psychopathologische Konzeption<br />
der süchtigen Störung von Nutzen<br />
ist. Dabei darf jedoch die Differenziertheit<br />
der Therapie nicht aufgegeben<br />
werden.<br />
Henner Lüttecke<br />
Von links nach rechts: <strong>Bezirks</strong>rätin und 1. Bürgermeisterin der Gemeinde<br />
Neuried Ilse Weiß, Carola Schölzel, Andreas Grauer (beide kbo-Sozialpsychiatrisches<br />
Zentrum), <strong>Bezirks</strong>rätin Annemarie Höcht, <strong>Bezirks</strong>rat Gerhard<br />
Wimmer, <strong>Bezirks</strong>rätin Marianne Heigl