kbodialog - Kliniken des Bezirks Oberbayern
kbodialog - Kliniken des Bezirks Oberbayern
kbodialog - Kliniken des Bezirks Oberbayern
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
März 2013<br />
<strong>kbodialog</strong><br />
Nachgefragt/Kommentar<br />
Seite 13<br />
Fahrtauglichkeitsuntersuchung<br />
am kbo-Inn-Salzach-Klinikum<br />
AB: Im Team der Neuropsychologie<br />
arbeiten Diplom-Psychologinnen<br />
und -Psychologen mit dem Schwerpunkt<br />
Neuropsychologie, psychologisch<br />
technische Assistentinnen,<br />
Ergotherapeutinnen und Gesundheits-<br />
und Krankenpflegerinnen.<br />
Unterstützt werden wir zudem von<br />
Psychologiestudenten und psychologischen<br />
Psychotherapeutinnen in<br />
Ausbildung im Rahmen von Praktika.<br />
Dr. Alexander Brunnauer<br />
Die Abteilung Neuropsychologie<br />
<strong>des</strong> kbo-Inn-Salzach-Klinikums<br />
ist spezialisiert auf die<br />
neuropsychologische und klinisch-psychologische<br />
Diagnostik<br />
und Behandlung von Patienten<br />
mit neuropsychiatrischen Erkrankungen.<br />
Eine Besonderheit<br />
der Abteilung ist die Untersuchung<br />
der Fahrtauglichkeit/<br />
Alltagssicherheit unter Psychopharmaka<br />
und die Beratung der<br />
Patienten und Angehörigen.<br />
Die Redaktion von<br />
traf Dr. Alexander Brunnauer, Leiter<br />
der Abteilung Neuropsychologie,<br />
zum Interview.<br />
Sie führen nun seit mehr als 14 Jahren<br />
Fahrtauglichkeitsuntersuchungen<br />
am kbo-Inn-Salzach-Klinikum<br />
durch. Was passiert eigentlich genau<br />
bei einer Fahrtauglichkeitsuntersuchung?<br />
Dr. Alexander Brunnauer (AB):<br />
Im Rahmen dieser Untersuchung<br />
kommen computerisierte verkehrspsychologische<br />
Testverfahren zum<br />
Einsatz. Hiermit werden verkehrsrelevante<br />
Leistungsfunktionen, wie<br />
Reaktionsfähigkeit, Belastbarkeit,<br />
Konzentrationsfähigkeit oder visuelle<br />
Wahrnehmungsleistung, untersucht.<br />
Diese Untersuchungen<br />
können bei Bedarf um eine psychologische<br />
Fahrverhaltensbeobachtung<br />
unter Realbedingungen<br />
erweitert werden, die wir in Kooperation<br />
mit einem ortsansässigen<br />
Fahrlehrer durchführen.<br />
Als besonderes Angebot im kbo-<br />
Inn-Salzach-Klinikum kann zudem,<br />
je nach Fragestellung, eine umfassende<br />
neuropsychologische Funktionsdiagnostik<br />
angeboten werden.<br />
Zukünftig werden wir spezielle Fragestellungen<br />
mit einem nach neuestem<br />
technischen Stand konzipierten<br />
Fahrsimulator bearbeiten können.<br />
Dieser wird kommen<strong>des</strong> Jahr, dank<br />
der Unterstützung durch den kbo-<br />
Vorstand, in Zusammenarbeit mit<br />
dem Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften<br />
(WIVW) im<br />
kbo-Inn-Salzach-Klinikum in Wasserburg<br />
installiert werden.<br />
Welche Berufsgruppen sind in Ihrem<br />
Team vertreten?<br />
Welche Patienten kommen für eine<br />
Untersuchung zu Ihnen?<br />
AB: Zur Untersuchung kommen Patienten<br />
mit unterschiedlichen psychiatrischen<br />
und neurologischen<br />
Erkrankungen, die entweder auf<br />
Empfehlung <strong>des</strong> behandelnden Arztes<br />
oder von sich aus abklären lassen<br />
wollen, ob eine sichere Teilnahme<br />
am Straßenverkehr unter medikamentöser<br />
Behandlung möglich ist.<br />
Haben die Untersuchungen über<br />
die Jahre hinweg zugenommen?<br />
AB: Über die Jahre hinweg konnten<br />
wir einen stetigen Zuwachs an<br />
Untersuchungen mit der Fragestellung<br />
„Fahrtüchtigkeit“ feststellen.<br />
Aktuell führen wir ca. 200 Untersuchungen<br />
pro Jahr durch, Tendenz<br />
steigend. Darüber hinaus werden<br />
wir von einer Vielzahl von niedergelassenen<br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
aus der Region als Ansprechpartner<br />
genutzt, wenn es um Fragen der<br />
Fahrtüchtigkeit neurologischer oder<br />
psychiatrischer Patienten geht.<br />
Was könnten die Gründe für diese<br />
Entwicklung sein?<br />
AB: Im Wesentlichen sehe ich<br />
drei Gründe für diese Entwicklung.<br />
Zum einen schließt das kbo-<br />
Inn-Salzach-Klinikum mit diesem<br />
speziellen Untersuchungsangebot<br />
eine Versorgungslücke, die von<br />
den herkömmlichen Anbietern von<br />
verkehrspsychologischen Untersuchungen,<br />
zum Beispiel dem TÜV, in<br />
dieser Form nicht ausgefüllt wird.<br />
Auch sehen wir im Bereich der<br />
stationären Versorgung am kbo-<br />
Inn-Salzach-Klinikum über die Jahre<br />
hinweg einen stetigen Zuwachs<br />
an Aufnahmen, parallel hierzu sind<br />
auch die Untersuchungen in unserer<br />
Abteilung angestiegen.<br />
„Gerade im ländlichen<br />
Raum ist das Auto für<br />
die Mobilität vieler Patienten<br />
unverzichtbar.“<br />
Und nicht zuletzt trägt der demografische<br />
Wandel dazu bei, dass<br />
immer mehr ältere Personen, die<br />
aufgrund unterschiedlichster Erkrankungen<br />
auf die Behandlung<br />
mit Psychopharmaka angewiesen<br />
sind, zur informellen Abklärung der<br />
Fahrtüchtigkeit an unsere Abteilung<br />
überwiesen werden. Gerade im<br />
ländlichen Raum ist das Auto für<br />
die Mobilität vieler Patienten unverzichtbar.<br />
Der Anteil der potenziell<br />
am Straßenverkehr teilnehmenden<br />
Personen über 65 Jahren wird bis<br />
zum Jahr 2030 mehr als 25 % betragen.<br />
Gerade für ältere Menschen<br />
stellt Mobilität und somit Unabhängigkeit<br />
einen wichtigen Aspekt <strong>des</strong><br />
täglichen Lebens dar.<br />
„Auch ein negatives<br />
Ergebnis hat nicht<br />
automatisch den Entzug<br />
der Fahrerlaubnis<br />
zur Folge.“<br />
Hat ein negatives Ergebnis einen<br />
Führerscheinentzug zur Folge?<br />
AB: Wir bewegen uns bei diesem<br />
Angebot auf der Ebene der informellen<br />
Beratung. Auch ein negatives<br />
Ergebnis hat nicht automatisch<br />
den Entzug der Fahrerlaubnis zur<br />
Folge. Wir beraten Patienten, machen<br />
sie auf ihre Vorsorgepflicht<br />
aufmerksam und kommen damit<br />
der gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Aufklärungspflicht nach. In erster<br />
Linie gilt die Schweigepflicht.<br />
In nur ganz seltenen Fällen, wenn<br />
Gefahr für den Patienten oder die<br />
Allgemeinheit besteht, kann diese<br />
Schweigepflicht durchbrochen werden.<br />
In diesem Fall erfolgt eine Meldung<br />
an die Führerscheinstelle, die<br />
dann ihrerseits eine Begutachtung<br />
einleiten kann. Dies stellt jedoch die<br />
absolute Ausnahme dar.<br />
Sie haben in den letzten Jahren auch<br />
verschiedene Forschungsprojekte<br />
zum Thema Psychopharmaka und<br />
Verkehrssicherheit durchgeführt.<br />
AB: Angesichts der zunehmenden<br />
Häufigkeit psychischer Störungen<br />
und Erkrankungen gehören Psychopharmaka<br />
zu den meistverordneten<br />
Medikamenten. Durch die Weiterentwicklung<br />
der medikamentösen<br />
Behandlungsmöglichkeiten haben<br />
sich die Prognose neuropsychiatrischer<br />
Erkrankungen, die berufliche<br />
Wiedereingliederung und somit<br />
auch die Lebensqualität der Patienten<br />
verbessert.<br />
Leider existieren nur wenige systematische<br />
Untersuchungen zur<br />
Frage der Verkehrssicherheit von<br />
Patienten mit psychischen Erkrankungen<br />
unter medikamentöser<br />
Behandlung. In den letzten Jahren<br />
konnten wir durch verschiedene<br />
wissenschaftliche Studien, die national<br />
und international publiziert<br />
wurden, einen wesentlichen Beitrag<br />
dazu leisten, dass Patientendaten<br />
zu Fragen der Fahrtüchtigkeit erhoben<br />
wurden.<br />
Vor allem der Unterstützung durch<br />
unseren Ärztlichen Direktor, Herrn<br />
Prof. Dr. Gerd Laux, ist es zu ver-<br />
Leserbriefe<br />
danken, dass aktuell etwa zwei<br />
Drittel der national und international<br />
publizierten klinischen Arbeiten<br />
zur Thematik Antidepressiva und<br />
Verkehrssicherheit aus dem kbo-<br />
Inn-Salzach-Klinikum in Wasserburg<br />
kommen. Eine vergleichbare<br />
Einrichtung in Deutschland, die<br />
sich systematisch klinischen Fragestellungen<br />
der Medikamentensicherheit<br />
und Fahrtauglichkeit bei<br />
Patienten mit neuropsychiatrischen<br />
Erkrankungen widmet, gibt es bislang<br />
(noch) nicht.<br />
Das Interview führte<br />
Monika Holzner.<br />
Was ist gut?<br />
Und was ging schief?<br />
Dafür gibt’s den Leserbrief!<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
gefällt Ihnen der ?<br />
Haben Sie Anregungen oder Kritik zur Mitarbeiterzeitung?<br />
Möchten Sie gerne selbst über ein bestimmtes Thema berichten<br />
oder einen der aktuellen Artikel kommentieren?<br />
Dann schreiben Sie uns bitte an kontakt@kbo-ku.de.<br />
Wir freuen uns auf Ihr Feedback, das Sie in den kommenden<br />
Ausgaben <strong>des</strong><br />
immer in der Rubrik<br />
„Nachgefragt“ finden werden.