Der ultimative Dunkelhainführer
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bogumil Bouvier<br />
<strong>Der</strong> <strong>ultimative</strong> <strong>Dunkelhainführer</strong><br />
Teil 7 Finsterfelde ‐ das ländliche Gebiet im Norden
Ich bin Bogumil Bouvier, Reiseschriftsteller, Fan des Übernatürlichen und nun schon recht<br />
lange Stadtschreiber von Dunkelhain. Die Stadtschreiberwohnung teile ich mir mit meiner<br />
Lebensgefährtin Lätitia Leibovitz, die für die Bilder zuständig ist und mich natürlich auch<br />
sonst in allen Fragen berät. Wir haben uns in Dunkelhain schon ganz prächtig eingelebt.<br />
Und nun lernen wir allmählich auch die Randgebiete des Städtchens kennen.<br />
Mit diesem Teil des "Ultimativen Dunkelheimführers"<br />
wenden wir uns den nördlichen Randgebieten zu. Die<br />
karge, leicht hügelige Landschaft "Finsterfeldes" mit viel<br />
Wasser eignet sich vor allem zur landwirtschaftlichen<br />
Nutzung. Einige Aussteiger haben sich alte Bauernhöfe<br />
renoviert. Hier finden sich aber auch ein Angelwald und<br />
das Reitzentrum.<br />
Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt der neuen<br />
Touristenattraktion Dunkelhains: Aus ein paar Trümmern<br />
wurde nach uralten Aufzeichnungen die alte "Burg<br />
Dunkelhain" neu errichtet. Und um das Ganze<br />
wirtschaftlich zu nutzen, wurde hier das "Burghotel<br />
Dunkelhain" eingerichtet, das nun einerseits möglichst<br />
viel altertümlichen oder mittelalterlichen Charme<br />
versprühen soll, aber andererseits den Bedürfnissen an<br />
modernem Komfort gerecht wird.<br />
Mit dem Resortbesitzer Konradin Kauffmann konnten wir ein aufschlussreiches Gespräch<br />
führen und durften ein Wochenende auf Kosten des Hauses verbringen.<br />
Wir danken wie immer auch den Mitarbeitern des HokuspokusVerlags, die uns bei allen<br />
Schwierigkeiten eine große Hilfe waren.<br />
So können wir Ihnen nun auch den siebten Teil des Führers vorstellen.<br />
Bogumil Bouvier<br />
2
Inhalt<br />
Stadtrundgang 7 (Karte) 4<br />
"Burghotel Dunkelhain" 5<br />
Finsterfelder "Angelwald" 18<br />
Besuch des "Fischerhofs" 20<br />
"Kommunaler Garten Finsterfelde" 23<br />
Kommunale Gärten eine neue Bewegung? 26<br />
Wissenswertes über den Bau einer Mittelalterburg 27<br />
Sagen um die "Burg Dunkelhain" 29<br />
Finsterfelder Impressionen 30<br />
So leben Prominente in Dunkelhain: Basilius Valentinus 32<br />
3
Stadtrundgang 7<br />
Unser Stadtrundgang führt uns vom "Alten Kastell" kommend die Efeuhügelstrasse hinauf<br />
zum "Burghotel Dunkelhain". Von hier haben wir einen herrlichen Blick in Richtung Norden<br />
auf das ländliche Finsterfelde und Richtung Süden hinab auf die Innenstadt. Um aber nach<br />
Finsterfelde zu gelangen, müssen wir die BigsbyPromenade entlanggehen, bis wir auf die<br />
Finsterfelder Landstrasse stoßen. Wir biegen nach links ab und gelangen so zum<br />
"Angelwald". Weiter Richtung Norden gehend treffen wir auf den Finsterfelder Weg. Hier<br />
biegen wir rechts ein und kommen zum Reitzentrum "Dunkelhainer Reiterglück". Wir<br />
folgen dem Finsterfelder Weg, bis wir zum "Kommunalen Garten Finsterfelde" gelangen.<br />
Je nach Zeit und persönlichem Interesse wird der Besuch von Angelwald, Reitzentrum oder<br />
Gartenanlage für Sie im Vordergrund stehen. Gehen Sie entweder ausführlich Ihrem Hobby<br />
nach oder schauen Sie sich alles an es ist Ihre Entscheidung.<br />
Sehr empfehlenswert ist auch der Besuch des kleinen Museums für Folterwerkzeuge im<br />
Wachturm der ehemaligen Burg.<br />
1 "Burghotel Dunkelhain" (Resort)<br />
2 "Angelwald"<br />
3 "Haus Zwiebelturm" (Friedlich)<br />
4 "Dunkelhainer Reiterglück"<br />
5 "Stallhaus" (Rudel)<br />
6 "Fischerhof" (GärtnerFischer)<br />
7 "Kommune 2.0"<br />
8 "Kommunaler Garten Finsterfelde"<br />
9 "Alchimistenturm" (Valentinus)<br />
10 "Haus Wenesil"<br />
4
Ein wenig beschwerlich ist er schon der Aufstieg zum "Burghotel Dunkelhain", aber es<br />
lohnt sich, diesen Weg zu Fuß zu gehen und dabei die wunderschöne Aussicht zu genießen.<br />
Beim Anblick der kompletten Burg mit Zugbrücke und allem Drum und Dran kann man sich<br />
kaum vorstellen, dass hier vor wenigen Jahren noch so gut wie nichts zu sehen war außer<br />
ein paar alten Steinen. Die Erbauer haben wirklich Erstaunliches geleistet.<br />
1<br />
5
Blick von Dunkelhain aus, im Vordergrund die Burgkapelle<br />
Seitenansicht, im Vordergrund der Wachturm<br />
6
von links: Burggraben, Toranlage, Zwinger, Schildmauer mit Burgtor, Burgkapelle<br />
Zwinger mit Aufgang zum Burgtor<br />
7
Burghof<br />
Eingang zum Hotel<br />
<strong>Der</strong> Burghof dient den Gästen des Resorts zu<br />
vielerlei Freizeitaktivitäten.<br />
Es gibt dort eine Grillstelle und eine große<br />
Feuerstelle für eine gemütliche Runde am<br />
Abend. Gleichzeitig kann man ein Auge auf<br />
die Kinder haben, die sich auf dem Spielplatz<br />
tummeln.<br />
Besonderer Beliebtheit erfreut sich die<br />
Bogenschießanlage. Da können sich die<br />
Gäste fast als mittelalterliche Ritter fühlen.<br />
Gerne besucht werden auch die Burgkapelle<br />
und das kleine, aber feine Museum für<br />
Folterinstrumente im Wachturm.<br />
Spielplatz<br />
Burgkapelle und Feuerstelle<br />
8
Burghof mit Bogenschießanlage<br />
Burgkapelle<br />
Wachturm mit Originalrichtblock<br />
Kasse und Blick ins Museum<br />
Blick in den Kerker<br />
9
Rezeption<br />
Ritterbüfett und tafel<br />
Bar<br />
Kaminecke<br />
10
Betritt man das "Burghotel Dunkelhain" durch den Eingang des Haupthauses, so gelangt<br />
man in den "Rittersaal", was dem "Palas" einer Burg entspricht. Hier befindet sich<br />
natürlich die Rezeption, wo man von einem mittelalterlich gekleideten Portier empfangen<br />
wird. Übrigens tragen alle Hotelangestellten mittelalterliche Kleidung, um das Burgambiente<br />
zu betonen.<br />
Außer der Rezeption ist hier auch die Hotelbar untergebracht und eine sehr gemütliche<br />
Kaminecke, die als Foyer dient. Hauptstück ist das fulminante "Ritterbüfett", das keine<br />
Wünsche offenlässt. Gegessen wird an einer riesigen Tafel.<br />
Auch die Küche soll mittelalterliches Flair vermitteln und den Gästen zeigen, wie es in einer<br />
Burgküche ausgesehen haben könnte. Wo das absolut reichhaltige und köstliche Büfett nun<br />
wirklich hergestellt wurde, blieb uns leider verborgen.<br />
11
Eingang zum Café<br />
Schönheitssalon und Boutique "Luna y Sol"<br />
12
Café<br />
Die 1. Etage des Burghotels dient<br />
ausschließlich dem Komfort der Gäste. Außer<br />
einem großzügigen Aufenthaltsraum mit<br />
Gelegenheit zum Schachspielen gibt es ein<br />
schnuckeliges Café mit einer exklusiven<br />
Auswahl von Gebäck und Kuchen und die<br />
mondäne Boutique "Luna y Sol" samt<br />
Schönheitssalon. Wer das Gefühl hat, nicht<br />
die rechte Garderobe mitgebracht zu haben,<br />
kann sich hier von freundlichen jungen<br />
Damen beraten und ausstaffieren lassen.<br />
<strong>Der</strong> eine oder andere kauft hier vielleicht<br />
auch ein kostbares Schmuckstück.<br />
Schönheitssalon "Luna y Sol"<br />
Boutique<br />
Boutique "Luna y Sol"<br />
13
14<br />
Die zwei fürstlich ausgestatteten Luxussuiten<br />
des Hotels befinden sich in der 2. Etage:<br />
Die Rote Suite ist für 2 Personen gedacht.<br />
Den Gästen stehen hier ein Wohnzimmer,<br />
ein Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer und ein<br />
Bad zur Verfügung.<br />
Die Blaue Suite ist für eine Familie mit bis<br />
zu drei Kindern vorgesehen. Es gibt nämlich<br />
außer Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad<br />
noch ein Kinderzimmer mit einer Wiege und<br />
einem Stockbett.<br />
Wer eine dieser Suiten bewohnt, kann sich<br />
wie der Burgherr persönlich fühlen.
16<br />
Wir stellen Ihnen nun noch die weiteren<br />
Annehmlichkeiten des Hotels vor:<br />
Da wäre zum Beispiel die ebenfalls auf<br />
dieser Etage zu findende stilvolle Bilbliothek.<br />
Im Schatten der Wehrgänge können Mutige<br />
die Feuergrube nutzen, Bequeme den<br />
Whirlpool, ewig Hungrige und Durstige den<br />
Imbissstand. Eher sportlich orientierte Gäste<br />
freuen sich sicher über den Fitnessbereich<br />
im Kellergeschoss. Hier gibt es einen gut<br />
ausgestatteten Fitnessraum, einen großen<br />
Pool mit Poolbar und eine Sauna. Wer würde<br />
dies alles in einer Burg vermuten?
Finsterfelder "Angelwald"<br />
2<br />
<strong>Der</strong> "Angelwald" liegt zwar unmittelbar unterhalb vom Burghotel, ist aber nur über die<br />
BigsbyPromenade zugänglich. Wir nehmen also die BigsbyPromenade in nördlicher<br />
Richtung. Wenn wir auf die Finsterfelder Landstraße stoßen, geht es nach links zum<br />
idyllischen "Angelwald". Wer die Natur liebt und Ruhe sucht, ist hier bestens aufgehoben.<br />
18
Das Grundstück ist rund um die Uhr zugänglich. Jeder, der einen gültigen Angelschein<br />
besitzt, kann hier kostenlos angeln. Wer übernachten möchte, findet ein paar Schlafsäcke<br />
und Sanitärräume vor. Außerdem gibt es einen kleinen Grillplatz, wo man seinen Fang an<br />
Ort und Stelle zubereiten kann. (Tipp: Wer nicht sicher ist, ob das Anglerglück ihm hold ist,<br />
bringt sich sicherheitshalber noch etwas zum Grillen mit.)<br />
19
Besuch des Fischerhofs<br />
6<br />
Voller Neugierde nähern wir uns dem "Fischerhof", der hinsichtlich seiner Bewirtschaftung<br />
etwas ganz Besonderes sein soll. Die Inhaber Gitta Gärtner und Gabriel Fischer <br />
stehen jedem, der Interesse zeigt, gerne zu einem ausführlichen Gespräch zur Verfügung,<br />
da sie ihre Idee gerne weiter verbreiten möchten.<br />
Und da warten sie schon ein ganz<br />
normales junges Paar, aber mit<br />
eigenen Visionen, wie sich schnell<br />
herausstellt. Die beiden verstehen<br />
es nämlich hervorragend, aus der<br />
Not eine Tugend zu machen. Und<br />
warum sollten andere nicht von<br />
ihren Erfahrungen profitieren?<br />
Gitta Fischer, die aus einer alten<br />
Fischerfamilie stammt, hat das<br />
Sumpfgrundstück geerbt. Eigentlich<br />
waren da nur zwei alte Hütten mit<br />
Stegverbindung über dem Wasser.<br />
Aber seit sie Gabriel, den Gärtner,<br />
kennengelernt hat und beide gerne<br />
zusammenziehen wollten, hat sich<br />
einiges getan.<br />
20
Zuerst haben sie die beiden Hütten instandgesetzt und mit ein paar alten Möbeln<br />
eingerichtet, dann die Stege ausgebaut und an einigen Stellen den Morast ausgebuddelt,<br />
sodass sich Fische wohlfühlen können. Und dann hatte Gabriel, der leidenschaftlicher<br />
Gärtner ist, eine grandiose Idee: Warum sollte man nicht über dem Wasser kleine Gärten<br />
bauen können? Ist doch im Prinzip auch nichts anderes als ein Dachgarten oder?<br />
21
Und nun gehen sie also beide ihren Lieblingsbeschäftigungen Angeln und Gärtnern nach<br />
und können doch auch davon leben. Bescheiden zwar, aber sehr naturverbunden und doch<br />
mit dem einen oder anderen "Luxus". Als solchen empfinden sie es nämlich, wenn sie zur<br />
Erholung in ihrem Reich schwimmen oder sich auf der Dachterrasse inmitten üppiger<br />
Pflanzenpracht sonnen können.<br />
22
Kommunaler Garten Finsterfelde<br />
8<br />
<strong>Der</strong> "Kommunale Garten Finsterfelde" liegt schräg gegenüber vom Fischerhof. Dieses<br />
von Dunkelhainer Bürgern gegründete Projekt ermöglicht jedem Interessierten ob<br />
Einwohner oder Besucher sich aktiv zu beteiligen. Wer Spaß an Pflanzen hat, findet hier<br />
alles, was das Herz begehrt.<br />
23
24<br />
Hier sehen Sie einen Plan des Geländes. Es<br />
gibt ein Feld, auf dem alle normalen<br />
Gemüsesorten, Beeren und Obstarten<br />
geerntet werden können, ein viktorianisches<br />
Gewächshaus mit allen nur erdenklichen<br />
Kräutern und Reben, einen kleinen Markt für<br />
Gartenprodukte, eine gemütliche Sitzecke<br />
mit Grill, Bar und Spielplatz, zwei Feuerstellen<br />
zum Klönen nach der Arbeit, WCs und<br />
Duschen.
Kommunale Gärten eine neue Bewegung?<br />
Wir sprachen mit Sylvie Sternenstaub, der Gründerin der Initiative „Für ein buntes<br />
Dunkelhain“, und dem Ehepaar GärtnerFischer, die sich zu dem Projekt „Kommunaler<br />
Garten Finsterfelde“ zusammengetan haben. Im Gespräch erläuterten sie uns, welche<br />
Überlegungen hinter ihrem Projekt stecken:<br />
Zunächst wollten sie klarstellen, dass es ihnen darum ging, Gärtnern populär zu machen und<br />
auch denen zu ermöglichen, die kein eigenes Grundstück haben. Mit den eher illegalen<br />
Aktionen der "GuerillaGärtner" wollten sie nichts zu tun haben, weshalb sie der<br />
Stadtverwaltung ihre Idee unterbreiteten und um die Zuweisung eines geeigneten<br />
Grundstücks baten.<br />
Gemeinschaftsgärten unterscheiden sich von anderen urbanen Grünflächen dadurch, dass sie<br />
gemeinschaftlich und überwiegend unentgeltlich angelegt und gepflegt werden und einer<br />
breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Sie nutzen städtische Freiräume, bringen<br />
Leute verschiedenster Herkunft zusammen und bereichern das Mikroklima im Quartier.<br />
Sylvies Mission, das Böse aus Dunkelhain zu vertreiben, sollte so vorangebracht werden.<br />
Bestimmte Bevölkerungsgruppen (Werwölfe, verarmte Hexen und Hexenmeister) und<br />
Einwanderer fühlen sich hierzulande vielfältig benachteiligt. Häufig sehen sie sich täglichen<br />
Diskriminierungen ausgesetzt. Ein interkultureller Garten zeigt Auswege aus dem „Ghetto des<br />
Andersseins“ auf. <strong>Der</strong> Austausch vervielfältigt das vorhandene Wissen. Gärten sind zudem<br />
ein wirksames Mittel gegen Mangel. Sie ermöglichen Überfluss, sie regen zum Schenken und<br />
Tauschen an. Ganz nebenbei entsteht der Boden für eine produktive Beziehung zu sich selbst<br />
und zu anderen. Solche genutzten Brachflächen schaffen gerade für benachteiligte<br />
Bevölkerungsschichten Erholung und können maßgeblich die Lebensqualität steigern. In<br />
gemeinschaftlichen Gartenprojekten geht es aber auch um aktive Umweltbildung.<br />
26<br />
Spätestens seit der Eröffnung des<br />
"Kommunalen Gartens Finsterfelde"<br />
beschäftigten wir uns mit dem Thema. So<br />
stießen wir auf verschiedenerlei Konzepte,<br />
wie zum Beispiel "Urban Gardening" oder<br />
"GuerillaGärtnern", wobei der Unterschied<br />
zwischen beidem nicht immer ganz<br />
klar scheint. Die Wurzeln des Urban<br />
Gardening sind mehr als 30 Jahre alt. Am<br />
Anfang klang die Bewegung nach Krieg: Im<br />
New York der 70erJahre warfen "Guerilla<br />
Gärtner" Kugeln aus Erde, Ton und Samen,<br />
die sogenannten "SaatBomben", auf die<br />
wenigen vorhandenen Grünflächen. Eine<br />
Welle des ProtestGärtnerns schwappte bald<br />
auch zu uns. Auf einmal waren auch hier<br />
Leute mit Spitzhacke und Gießkanne<br />
unterwegs, um Beete zu pflegen, die sie auf<br />
Verkehrsinseln ohne Erlaubnis angelegt<br />
hatten. Aus vernachlässigten "NichtOrten"<br />
wurden so wieder Gegenden, in denen man<br />
sich begegnete und Gemeinsamkeiten<br />
entdeckte.
Wissenswertes über den Bau einer Mittelalterburg<br />
Unser Architekt und Denkmalspfleger Theobald Ziller berichtet, wie man heutzutage eine<br />
mittelalterliche Burg neu erbaut und dabei die alten Techniken anwendet:<br />
„In der Scheune herrschen Lärm und Aufregung. Lehrer reden auf ihre Schüler ein. Dann<br />
darf die Gruppe eintreten in die fremde Welt, die hinter dem Scheunentor liegt. Die<br />
Aufregung ist verständlich, schließlich steht nicht alle Tage ein Ausflug ins Mittelalter auf<br />
dem Stundenplan. Dunkelhain am Teufelsmoor um fünf Minuten vor zehn morgens. Nicht<br />
nur Schulkinder, auch Erwachsene haben sich eingefunden. Mit dem Glockenschlag erweist<br />
sich die Scheune als Zeitmaschine und entlässt die Wartenden an einen Ort, der von sich<br />
behaupten kann, einzigartig auf der Welt zu sein. Nach wenigen Metern findet sich der<br />
Besucher im 13. Jahrhundert wieder – auf einer Baustelle. Männer und Frauen in<br />
strapazierfähigem Drillich schwitzen im Steinbruch, schmieden Werkzeuge, errichten<br />
Gerüste und brennen Ziegel: Arbeit am Bau einer Mittelalterburg.<br />
Vor einigen Jahren begannen die Holzfäller eine Lichtung in den dichten Wald zu schlagen.<br />
Entstanden ist ein riesiges Areal, das man Efeuhügel taufte. Die Baustelle liegt auf einer<br />
Anhöhe, zu der immerhin wenigstens schon eine ordentliche Straße führt. Zahlreiche<br />
Handwerkerhütten finden sich am Straßenrand. Eine Brücke aus dicken Eichenbalken<br />
überspannt den tiefer liegenden Teil, wo einmal das Wasser des Burggrabens fließen soll.<br />
Nur ein paar Meter entfernt liegt an einem Hang die Keimzelle des Projekts, der freigelegte<br />
Teil mit wenigen alten Trümmern. Alles andere wurde wohl schon vor vielen Jahren nach<br />
und nach weggeschleppt und anderweitig verbaut. <strong>Der</strong> Wald eroberte sich das Areal<br />
mühelos zurück.<br />
27
Zuschauern zu und erklären die Arbeitsschritte. Im Akkord arbeitet hier keiner. Stattdessen<br />
sollen die vielen zahlenden Besucher etwas lernen können.<br />
Ein wissenschaftliches Beraterkomitee, das sich aus Architektur und Kunsthistorikern,<br />
Archäologen und Spezialisten etwa für Metallurgie zusammensetzt, sorgt dafür, dass die<br />
knapp 40 Handwerker die traditionellen Techniken beherrschen. Im Winter wird gebüffelt,<br />
danach wird das Gelernte umgesetzt. Arbeitslose haben hier einen Job gefunden, und auch<br />
vielen freiwilligen Helfern ist es zu verdanken, dass die Arbeiten zügig vorankommen.<br />
Dann ist es kurz vor Sechs am<br />
Nachmittag:<br />
Die Maurer setzen den letzten<br />
Stein, ein Kollege zieht sein<br />
Arbeitsgerät, das an ein Paddel<br />
erinnert, aus dem Trog mit der<br />
lehmigen Matsche, dem Zement<br />
des Mittelalters.<br />
<strong>Der</strong> Seiler verschließt seine aus<br />
Hanf gearbeiteten Produkte in<br />
einer Truhe und zündet sich ein<br />
Pfeifchen an.<br />
Engagiert diskutieren einige der<br />
Schüler mit ihrer Lehrerin. Es<br />
scheint ihnen wirklich gefallen zu<br />
haben.“<br />
28<br />
Zwei junge Männer sind damit<br />
beschäftigt, Löcher in das Gestein zu<br />
treiben. Später werden Metallkeile<br />
eingesetzt, um die Schichten zu lockern.<br />
Die herausgebrochenen Felsbrocken<br />
werden sodann je nach Größe von einem<br />
Pferdefuhrwerk oder mittels eines<br />
Flaschenzugs zur Bauhütte der Steinmetze<br />
geschafft. Mit Dorn, Schlegel und<br />
Setzhammer rücken die Handwerker dem<br />
Stein zu Leibe. Oft dauert es mehrere<br />
Tage, bis er die gewünschte Form hat.<br />
Danach ist es an den Maurern, ihn an die<br />
richtige Position zu setzen. Auf<br />
Holzgerüsten arbeiten die meisten von<br />
ihnen an den Mauern der Wachtürme.<br />
<strong>Der</strong> geplante große Wehrturm im Norden<br />
hat bereits eine stattliche Höhe erreicht.<br />
Aber er reicht auch tief in die Erde,<br />
schließlich soll da das Verlies entstehen.<br />
Andere Maurer ziehen den Kamin für die<br />
zukünftige Küche hoch.<br />
Aber die Arbeit geht mühsam voran. Oft<br />
werden kurze Pausen eingelegt, die<br />
Bauarbeiter genehmigen sich einen<br />
Schluck aus ihren Feldflaschen. Immer<br />
wieder wenden sie sich den staunenden
Sagen um die "Burg Dunkelhain"<br />
Die Belagerung der Burg<br />
Als noch die alte Burg dort oben in ihrer Pracht und Herrlichkeit bestand, wurde sie einmal<br />
von Feinden belagert und eng eingeschlossen. Aber vergebens waren alle Mühen des<br />
fremden Kriegsvolkes. Weder durch Erstürmen noch durch Hunger war es möglich, die stolze<br />
Feste zu bezwingen. Denn die Finsterfelder wandten eine List an. Um unbemerkt ein und<br />
ausreiten zu können, schlugen sie ihren Gäulen die Hufeisen verkehrt unter. Auf diese Weise<br />
brachten sie Fleisch und Brot, Hafer und Heu genug in die Burg. Wenn die Feinde meinten,<br />
die Finsterfelder wären nicht daheim, und einen Sturm unternahmen, so wurden sie von den<br />
Burgmannen übel empfangen und mit blutigen Köpfen heimgeschickt. Endlich kamen aber<br />
die Belagerer hinter diese Pfiffe und Schliche und gaben gut Obacht. Als nun wieder einmal<br />
die Spuren im Erdboden anzeigten, es sei eben viel Reitervolk zur Burg hinaufgezogen,<br />
schritten die Feinde zu Sturm und Angriff. Und weil die Feste wirklich von Verteidigern<br />
entblößt war, wurde sie bald genommen. Da ergriff Schrecken und Entsetzen die Frauen und<br />
Mädchen in den Kemenaten, als sie das fremde Kriegsvolk eindringen sahen. In ihrer Angst<br />
nahmen sie alle Betten, deren sie habhaft werden konnten, warfen sie in den Brunnen und<br />
sprangen dann alle nacheinander in die Tiefe. Unvermutet waren aber nach kurzer Zeit die<br />
Burgherren mit ihren Mannen zurückgekehrt. Sie überfielen die eingedrungenen Feinde und<br />
schlugen sie sämtlich zu Tode. Dann suchten die Finsterfelder ihre Weiber, die alle munter<br />
und froh aus dem Brunnen heraufgewunden wurden.<br />
Die goldenen Erbsen<br />
Es trug sich einmal zu, daß ein Mann aus Finsterfelde, der in Nebelhausen eine Verrichtung<br />
gehabt hatte, gegen Abend den Weg über die Burgruine einschlug. Als er nun an die Stelle<br />
kam, wo die alte Küche gewesen ist, sah er dort auf einem Herde ein lustig Feuer brennen.<br />
Über demselben stand ein Topf, in dem gelbe Erbsen so tüchtig kochten, daß etliche über<br />
den Rand des Topfes sprangen und in die Asche fielen. Es war aber niemand dabei, und ließ<br />
sich auch sonst kein Mensch weit und breit auf dem Efeuhügel sehen oder hören.<br />
»Merkwürdig«, dachte der Mann, »wenn du das im Dorfe erzählst, werden sie den Kopf<br />
schütteln und dir nicht glauben. Um aber seiner Erzählung Glauben zu verschaffen, steckte<br />
er einige Erbsen in die Tasche. Vor dem Orte begegnete ihm ein guter Freund, dem er sein<br />
Erlebnis berichtete. <strong>Der</strong> Mann aber lachte und meinte: »Du willst mich wohl für einen Narren<br />
halten!« Da griff der Erzähler in die Tasche, um die Erbsen vorzuzeigen. Aber, o Wunder! sie<br />
hatten sich inzwischen in eitel Gold verwandelt. Eiligst stürmten nun beide Männer den Berg<br />
hinan, um noch mehr Erbsen zu holen. Aber als sie in die Burgküche kamen, war weiter<br />
nichts zu sehen als die nackten Wände. Feuer, Topf und Erbsen, alles war verschwunden.<br />
29
Finsterfelder Impressionen<br />
30
So leben Prominente in Dunkelhain: Basilius Valentinus<br />
Dass es uns gelungen ist, eine Einladung von Basilius Valentinus in seinen<br />
Alchimistenturm zu bekommen, erfüllt uns mit Stolz, da er nur ganz selten bereit ist,<br />
Besucher zu empfangen.<br />
32<br />
Hier wohnt er also, der über Dunkelhains<br />
Grenzen hinaus bekannte Forscher Basilius<br />
Valentinus, der sein Leben der Alchemie<br />
gewidmet hat. Daneben betätigt er sich noch<br />
als Gärtner, Nektarhersteller und Erfinder.<br />
Dafür hat er ein einmaliges Domizil ergattert:<br />
einen alten Turm auf einem großen<br />
Grundstück, wo er gärtnern und fischen<br />
kann, und mit großem Keller, den er wohl<br />
selber noch gar nicht so ganz erforscht hat.<br />
Wir dürfen nur deshalb hier Fotos machen,<br />
weil er endlich einmal den vielen Gerüchten<br />
entgegentreten will, die sich um seine Person<br />
ranken. Er sagt von sich selber, dass er<br />
bekennender Einzelgänger sei, weil er nur so<br />
vernünftig arbeiten könne. Um sich herum<br />
duldet er einzig die Anwesenheit seiner<br />
Haushälterin.
Sein Grundstück ist denn auch zur Straße hin durch dichten Baumwuchs abgeschottet.<br />
Aber dahinter verbergen sich keine Geheimnisse, sondern ein ganz normaler Garten mit<br />
Fischteich, allerlei Pflanzen, Bienenkörben etc.<br />
33
Ein paar Bilder von seinem Arbeitszimmer ganz oben im Turm und der Kristallblumenzucht<br />
auf dem Dach sowie dem Empfangsraum im Erdgeschoss gestattet er uns. Die Privaträume<br />
bleiben tabu und der Keller erst recht.<br />
35
Das erwartet Sie im nächsten Heft<br />
Düsterstrom das dunkle Reich der Reichen<br />
Freuen Sie sich auf<br />
chice Villen<br />
düstere Geheimnisse<br />
eine gespenstische Ruine<br />
Vampirgeschichten