2003 â Bilanz eines Stäpajahres - Städtepartnerschaft Treptow ...
2003 â Bilanz eines Stäpajahres - Städtepartnerschaft Treptow ...
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werden, was zur Glaubhaftigkeit des<br />
Unternehmens beiträgt. Gerade diese ist bei der<br />
Trinkwasserversorgung in Cajamarca nicht gegeben,<br />
da man mit Kontaminationen durch die<br />
Goldmine rechnet und den dortigen Untersuchungen<br />
der Wasserqualität nicht traut.<br />
Überhaupt war es für die peruanischen Gäste,<br />
die in den Anden beheimatet sind, eine Überraschung,<br />
dass bei uns in <strong>Treptow</strong>-Köpenick das<br />
Trinkwasser aus Grundwasser bzw. Uferfiltrat<br />
gewonnen wird und nicht wie bei ihnen aus<br />
Flusswasser. Auch der hohe Reinheitsgrad der<br />
gereinigten Abwässer und die damit verbundenen<br />
Techniken waren für sie neu. In Cajamarca<br />
wird zwar auch das Abwasser gesammelt, aber<br />
im wesentlichen nur mechanisch gereinigt, bevor<br />
es in die Flüsse geleitet wird. Unangenehm<br />
aufgefallen ist der Duvaly allerdings, dass wir zu<br />
viel „Müll“ ins Abwasser geben, deren Entfernung<br />
den Berliner Wasserbetrieben hohe Kosten<br />
bereitet. Aufgefallen ist ihr auch, dass die Lokale<br />
Agenda 21 in ihrer Einsatzstelle nicht bekannt<br />
war und somit keine Rolle spielen konnte. Ihrer<br />
Meinung nach sollten die Betriebe in den Agenda-Prozess<br />
stärker einbezogen werden.<br />
Zusammenfassend wurde in dem Bericht betont,<br />
dass der Agenda 21-Prozess in Cajamarca<br />
weiterzuführen ist, um die Lebensbedingungen<br />
zu verbessern. Die Armutsbekämpfung, die Gestaltung<br />
des städtischen Raums, die Umweltund<br />
Gesundheitserziehung, die Wasserver- und<br />
Abwasserentsorgung und das Ausweisen von<br />
Schutzgebieten sind die vorrangigen Themen,<br />
denen man sich widmen muss.<br />
Nach den persönlichen Eindrücken befragt, äußerten<br />
die drei Praktikanten, dass die deutsche<br />
Sprache eine schwierige Sprache sei, sie aber<br />
dennoch viele Kenntnisse erworben hätten. Sie<br />
haben außerdem viel von Deutschland und vom<br />
Bezirk gesehen und neben den Berliner Wasserbetrieben<br />
auch viele Ämter des Bezirksamtes<br />
kennengelernt.<br />
Maria Mendo sagte weiterhin, dass sie den A-<br />
genda 21-Prozess nach ihrem Praktikumsaufenthalt<br />
besser als vorher versteht. Insbesondere<br />
die Umweltbildung auf dem Kaniswall war für<br />
sie beeindruckend. Der Weg dorthin, über die<br />
Gosener Wiesen, war ihr allerdings beschwerlich,<br />
ansonsten lag ihr die Arbeit im Grünen<br />
Lernort und mit den Kindern sehr. Das Sezieren<br />
von Fischen und die anschließende mikroskopische<br />
Untersuchung hinterließen bei Maria einen<br />
bleibenden Eindruck. Sie sah immer wieder die<br />
getöteten Fische und äußerte vor Ort auf dem<br />
Kaniswall: „In Peru ist das ein Mittagessen.“ Die<br />
Mitarbeiter des Kaniswall lachten zunächst darüber,<br />
gaben ihr aber am darauffolgenden Tag<br />
einen gebratenen Fisch, den sie in ihrem Quartier<br />
in der Südostallee gemeinsam mit Duvaly<br />
und Tulio verspeiste.<br />
Bei ihrer Arbeit im Gesundheitsamt bekamen die<br />
peruanischen Praktikanten bei einer Ortsbesichtigung<br />
einen obdachlosen Alkoholiker zu Gesicht.<br />
Damit zerbrach bei ihnen das Idealbild<br />
von Deutschland. Sie hatten vordem nicht gedacht,<br />
dass es solche Sozialfälle bei uns geben<br />
könnte.<br />
In der Sitzung der Arbeitsgruppe wurde auch die<br />
Frage behandelt, was bei der Praktikumsbetreuung<br />
falsch und in Zukunft anders gemacht werden<br />
müsste. Die ungenügende Hinführung auf<br />
den Agenda 21-Prozeß und eine fehlende kontinuierliche<br />
Rückkopplung, etwa in Form wöchentlicher<br />
Treffen, wurde bemängelt. Interessenkonflikte<br />
zwischen den verschiedenen Einsatzstellen<br />
sollten vermieden werden. Günstig wäre es für<br />
uns in <strong>Treptow</strong>-Köpenick, wenn nach Auswertung<br />
des Praktikums in Cajamarca Forderungen<br />
erarbeitet werden, die dann zukünftige Praktikanten<br />
am Beginn ihres Einsatzes bei uns stellen<br />
können.<br />
In ihren Schlussworten betonten die Cajamarquinos,<br />
dass sie in Deutschland viel gelernt hätten<br />
und die Erkenntnisse zum Wohle der Städtepartnerschaft<br />
einsetzen werden. Vom Bezirksamt<br />
wurde den drei Peruanern dafür gedankt, dass<br />
sie die Städtepartnerschaft bereichert und dafür<br />
sogar einen langen Auslandaufenthalt auf sich<br />
genommen hätten. Den Praktikanten wurde aufgetragen,<br />
dem Bürgermeister von Cajamarca<br />
mitzuteilen, dass es auf Bürgermeisterebene in<br />
<strong>Treptow</strong>-Köpenick den Wunsch nach weiteren<br />
Kontakten gibt. Mir persönlich werden die verabschiedeten,<br />
freundlichen Menschen aus Südamerika<br />
fehlen. Ich höre nun nicht mehr: „Eine Frage,<br />
bitte!“ Eine Redewendung, die in ihrer Ausdrucksform<br />
und Betonung sowohl von Wissbegierde<br />
als auch von Herzlichkeit zeugte.<br />
Dr. Manfred Marz<br />
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