Chancen und Barrieren eines verursachergerechten ...

Institut für ökologische Raumentwicklung e.V.
Chancen und Barrieren eines
verursachergerechten
Abfallgebührensystems in der
Individualisierungsgesellschaft
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Sandra Hüpping
Frankfurterstraße 5
35037 Marburg
Tel.: 06421/992273
E-Mail: Sandra_Huepping@web.de
Abschlussbericht
Institut für ökologische Raumentwicklung e.V.
Abteilung Wohnungswesen und Bauökologie
Weberplatz 1
01217 Dresden
Tel.: 0351/4679-251 (-252 Sekr.)
Dresden, September 2001

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PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
1. EINLEITUNG ...................................................................................................................................... 5
2. FORSCHUNGSKONTEXT ................................................................................................................ 6
3. ERGEBNISSE AUS DER ERSTEN INTERVIEWRUNDE (WP2) ................................................ 6
3.1. BARRIEREN UND OPTIONEN VON RECHTLICHEN UND POLITISCHEN
RAHMENBEDINGUNGEN ................................................................................................8
3.2. INSTITUTIONELLES UND ADMINISTRATIVES HANDLUNGSFELD...........................................9
3.3. CHARAKTERISTISCHE MERKMALE DER STÄDTE ............................................................10
3.4. HISTORISCHE ERFAHRUNGEN UND KULTURELLE FAKTOREN..........................................10
3.5. SOZIALE UND SOZIOÖKONOMISCHE FAKTOREN.............................................................11
3.6. ABFALLWIRTSCHAFT UND SAMMELSYSTEME.................................................................11
3.7. EINSTELLUNGEN HINSICHTLICH PAYT..........................................................................12
4. ERGEBNISSE AUS DER ZWEITEN INTERVIEWRUNDE ....................................................... 12
4.1. VORGEHENSWEISE BEI DER INTERVIEWFÜHRUNG.........................................................12
5. INTERVIEWAUSWERTUNG IN AHLEN UND MÜNSTER ...................................................... 14
5.1. VERURSACHERGERECHTE GEBÜHRENSYSTEME UND DIE ART DES GENUTZTEN
SYSTEMS...................................................................................................................16
5.1.1. Beschreibung und Interpretation eines Modellversuchs über den Einsatz
von Müllschleusen in Großwohnanlagen.............................................................17
5.1.1.1. Darstellung der wichtigsten Ergebnisse ................................................................................................ 18
5.1.1.2. Empfehlungen ....................................................................................................................................... 20
5.1.1.3. Alternativen zu den Müllschleusen ....................................................................................................... 20
5.1.1.4. Vorteile von Müllschleusen .................................................................................................................. 20
5.1.1.5. Nachteile von Müllschleusen ................................................................................................................ 21
5.1.2. Das Gebührensystem in Münster ........................................................................22
5.2. POLITISCHES HANDLUNGSFELD ...................................................................................22
5.2.1. Aktuelle Themen und Ziele ..................................................................................22
5.2.2. Barrieren und Optionen von rechtlichen und politischen .....................................23
5.2.2.1. Rahmenbedingungen............................................................................................................................. 23
5.3. INSTITUTIONELLES UND ADMINISTRATIVES HANDLUNGSFELD.........................................24
5.3.1. Akteursgruppen bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems................................................................................................24
5.3.2. Beteiligung und Konsensbildung bei Entscheidungen im Bereich
derkommunalen Abfallwirtschaft..........................................................................24
5.4. CHARAKTERISTISCHE MERKMALE DER STÄDTE ............................................................25
5.4.1. Barrieren und Optionen bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems................................................................................................25
5.5. HISTORISCHE FAKTOREN UND KULTURELLE ERFAHRUNGEN..........................................27
5.6. SOZIALE UND SOZIOÖKONOMISCHE FAKTOREN.............................................................28
5.6.1. Der Einfluss sozialer Normen und Strukturen und sozioökonomischer
Verhältnisse auf das individuelle Abfallverwertungs- und
Entsorgungsverhalten..........................................................................................28
5.7. ABFALLWIRTSCHAFT UND SAMMELSYSTEME.................................................................29
5.7.1. Ähnlichkeiten zwischen dem derzeitigen System und einem
verursachergerechten Gebührensystem .............................................................29
5.8. MÜLLMENGE, KOSTEN UND FINANZIERUNG ..................................................................30
5.8.1. Kenntnis der Bürger bezüglich der Gebührenzusammensetzung .......................32
5.9. EINSTELLUNGEN ZU PAYT ..........................................................................................33
5.10. FAZIT AUS DEN INTERVIEWS IN MÜNSTER.....................................................................34

3
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
6. ERGEBNISSE DER INTERVIEWRUNDE IN BREMEN ............................................................ 39
6.1. EINLEITUNG ................................................................................................................39
6.2. VERURSACHERGERECHTE GEBÜHRENSYSTEME UND DIE ART DES GENUTZTEN
SYSTEMS...................................................................................................................40
6.2.1. System in Bremen ...............................................................................................41
6.3. POLITISCHES HANDLUNGSFELD ...................................................................................42
6.3.1. Aktuelle Themen und Ziele ..................................................................................42
6.3.2. Barrieren und Optionen von rechtlichen und politischen
Rahmenbedingungen ..........................................................................................42
6.4. INSTITUTIONELLES UND ADMINISTRATIVES HANDLUNGSFELD.........................................44
6.4.1. Wichtige Akteure bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems................................................................................................44
6.4.2. Beteiligung und Konsensbildung bei Entscheidungen im Bereich der
kommunalen Abfallwirtschaft ...............................................................................45
6.5. CHARAKTERISTISCHE MERKMALE DER STÄDTE ............................................................46
6.5.1. Barrieren und Optionen bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems................................................................................................46
6.6. HISTORISCHE FAKTOREN UND KULTURELLE ERFAHRUNGEN..........................................47
6.7. SOZIALE UND SOZIOÖKONOMISCHE FAKTOREN.............................................................49
6.7.1. Der Einfluss sozialer Normen und Strukturen und sozioökonomischer
Verhältnisse auf das individuelle Abfallverwertungs- und
Entsorgungsverhalten..........................................................................................49
6.8. ABFALLWIRTSCHAFT UND SAMMELSYSTEME.................................................................50
6.8.1. Ähnlichkeiten zwischen dem derzeitigem System und einem
verursachergerechten Gebührensystem .............................................................50
6.9. MÜLLMENGE, KOSTEN, FINANZIERUNG ........................................................................51
6.9.1. Kenntnis der Bürger bezüglich der Gebührenzusammensetzung .......................52
6.10. EINSTELLUNGEN IN BEZUG AUF PAYT .........................................................................53
6.11. FAZIT AUS DEN INTERVIEWS IN BREMEN.......................................................................54
7. ERGEBNISSE DER INTERVIEWRUNDE IN FRANKFURT A.O............................................. 58
7.1. EINLEITUNG ................................................................................................................58
7.2. VERURSACHERGERECHTE GEBÜHRENSYSTEME UND DIE ART DES GENUTZTEN
SYSTEMS...................................................................................................................60
7.3. POLITISCHES HANDLUNGSFELD ...................................................................................61
7.3.1. Aktuelle Themen und Ziele ..................................................................................61
7.4. INSTITUTIONELLES UND ADMINISTRATIVES HANDLUNGSFELD.........................................62
7.5. CHARAKTERISTISCHE MERKMALE DER STÄDTE ............................................................63
7.5.1. Barrieren und Optionen bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems................................................................................................63
7.6. HISTORISCHE FAKTOREN UND KULTURELLE ERFAHRUNGEN..........................................63
7.7. SOZIALE UND SOZIOÖKONOMISCHE FAKTOREN.............................................................64
7.7.1. Der Einfluss sozialer Normen und Strukturen und sozioökonomische
Verhältnisse auf das individuelle Abfallverwertungs- und
Entsorgungsverhalten..........................................................................................64
7.8. ABFALLWIRTSCHAFT UND SAMMELSYSTEME.................................................................65
7.9. KOSTEN UND FINANZIERUNG DES SYSTEMS .................................................................66
7.10. EINSTELLUNGEN ZU PAYT ..........................................................................................67
7.11. FAZIT AUS DEN INTERVIEWS IN FRANKFURT AN DER ODER ............................................67
8. AUSWERTUNG................................................................................................................................. 69
8.1. THEORETISCHER RAHMEN...........................................................................................69

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PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
9. GESAMTFAZIT ................................................................................................................................ 70
10. GESELLSCHAFTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN................................................................ 71
10.1. DIE BEDEUTUNG DER ÖFFENTLICHKEITSARBEIT ...........................................................73
10.2. SOZIO-ÖKONOMISCHE UND SOZIO-ÖKOLOGISCHE VARIABLEN .......................................76
10.3. DIE EINFÜHRUNG VON PAYT IN GROßWOHNANLAGEN..................................................78
10.4. URBANE UND TECHNISCHE RAHMENBEDINGUNGEN ZUR EINFÜHRUNG EINES
VERURSACHERGERECHTEN GEBÜHRENSYSTEMS ........................................................80
10.5. ABFALLWIRTSCHAFTLICHE PROBLEMFELDER................................................................83
11. ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE.................................................. 83
11.1. GESELLSCHAFTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN..............................................................83
11.2. EINFÜHRUNG VON PAYT IN GROßWOHNANLAGEN........................................................84
11.3. TECHNISCHE UND URBANE BEZÜGE ZU PAYT ..............................................................84
11.4. ABFALLWIRTSCHAFTLICHE (PROBLEM-)FELDER ............................................................85
12. RESÜMEE:......................................................................................................................................... 86

1. Einleitung
5
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Durch verbrauchsorientierte Gebührenveranlagung wird die Absicht verfolgt, eine
dauerhafte Müllvermeidung und ein besseres Trennverhalten auf individueller bzw.
Haushaltsebene herbeizuführen.
Das Projekt „PAYT“ dient als Wissensvermittler über Chancen und Barrieren hinsichtlich
der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems. Im Zentrum
der Betrachtung steht der städtische Geschosswohnungsbau.
Das Projekt selbst besteht aus 6 Projektpartnern (Deutschland, Irland, Griechenland,
Spanien, Tschechien, Dänemark). Es gliedert sich in 8 Arbeitspakete, an deren Ende
die Veröffentlichung eines Handbuchs steht. Neben einer nationalen Anwendung
wird dabei die Verwendung auf europäischer Ebene pointiert.
Das erste Arbeitspaket beinhaltete eine umfassende Literatur- und Informationssuche
zum Untersuchungsgegenstand. Das Institut für ökologische Raumentwicklung
fokussierte hier vorwiegend sozialwissenschaftliche und stadtplanerische Publikationen.
Im zweiten Schritt erfolgte unter Anwendung der Delphi-Methode und durch kooperativen
Einsatz (aller Projektpartner) die Entwicklung eines Interviewleitfadens.
Dieses Instrumentarium war Anfang Juni 2001 fertiggestellt und fand bis Ende Juni in
einer ersten Interviewrunde seinen Einsatz. Der Schwerpunkt lag auf der Identifizierung
von Barrieren und Chancen sowie Entscheidungsträger hinsichtlich der Einführung
einer verursachergerechten Gebührenveranlagung in der kommunalen Abfallwirtschaft
.
Nachdem die wichtigsten Ergebnisse dargelegt und eine Revision des Interviewleitfadens
erfolgt waren, konnte im August 2001 eine zweite Interviewrunde realisiert
werden. Die Interviews wurden mit Akteuren deutscher Städte (

6
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Im zweiten Teil der Arbeit werden mögliche Barrieren und Chancen und daraus
resultierende Handlungsoptionen einer verursachergerechten Gebührenveranlagung,
speziell in Großwohnanlagen, anhand von sozialwissenschaftlichen Erklärungsansätzen
erläutert und diskutiert.
2. Forschungskontext
Im Zuge der Individualisierungstendenzen der Gesellschaft lässt sich PAYT („Pay as
you throw“) als eine Chance der Realisierung und möglichen Honorierung des persönlichen
Abfallverhaltens begreifen. Das Individuum, begriffen als homo oeconomicus,
ist nicht länger einer allgemeingültigen, nahezu willkürlichen Abfallgebühr unterworfen,
sondern gerät durch die Option eines verursachergerechten Gebührensystems
zunehmend in die Lage, selbst über die Gebührenhöhe zu entscheiden und das
damit verbundene Abfallverhalten zu bestimmen.
Ausgehend von dieser Vorannahme, müsste sich eine tendenziell positive Resonanz
der Bevölkerung zu der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems
abzeichnen.
Die Bildung von Solidargemeinschaften, hinsichtlich der Einführung einer
verbrauchsorientierten Gebührenveranlagung im Bereich von Großwohnanlagen,
wäre hingegen nicht realisierbar. Das Individuum würde versuchen seinen eigenen
maximalen Nutzen aus dem System zu ziehen, ohne die Kosten, die sich aus seinem
egoistischen Verhalten für die übrigen Mitglieder ergeben, zu berücksichtigen.
Diese Annahmen sollen anhand der geführten Interviews sowie ausgewählter sozialwissenschaftlicher
Publikationen examiniert werden.
3. Ergebnisse aus der ersten Interviewrunde (WP2)
Der verwendete Interviewleitfaden war Anfang Juni 2001 fertiggestellt und fand bis
Ende Juni in einer ersten Interviewrunde seinen Einsatz. Der Schwerpunkt lag auf
der Identifizierung von Barrieren und Chancen sowie Entscheidungsträger hinsichtlich
der Einführung einer verursachergerechten Gebührenveranlagung in der kommunalen
Abfallwirtschaft .

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PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
In diesem Abschnitt sollen die wichtigsten Ergebnisse aus der ersten Interviewrunde
vorgestellt werden. Aus Tabelle 1 sind die ausgewählten Interviewpartner zu entnehmen.
Tabelle 1: Akteursgruppen aus Dresden
Akteure
Akteursgruppen – Interviews in Dresden
Mitglied des Dresdener Stadtrats •
Repräsentant des Landesamts für
Umwelt und Geologie
Repräsentant aus dem Amt für Abfallwirtschaft
der Stadt Dresden
Repräsentant des Stadtplanungsamtes
Repräsentant
Dresden GmbH
der Stadtreinigung
Repräsentant der „Nehlsen Entsorgungs
GmbH“
Präsident von „Haus und Grund
Sachsen e.V.“
Repräsentant von „SüdOstWoba
GmbH Dresden“
Spezialist für Abfallsammlung (INTE-
CUS GmbH)
Entscheidungs-
•
träger
Stadtplanung u.-
•
•
verwaltung
Abfallwirt-
•
•
schaft
Mieter- u.
•
•
Vermieterverb.
Unabhängige
Repräsentant der lokalen Agenda 21 •
•
Experten

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PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Alle Interviewten besitzen Kenntnisse über verursachergerechte Gebührenveranlagungen,
was sich auf die Pilotstudie in 1996/1997 in Dresden zurückführen lässt.
Auch wird gleich zu Beginn angemerkt, dass sich ein verursachergerechtes Gebührensystem
vornehmlich in Ein- oder kleineren Mehrfamilienhäusern realisieren lässt.
Eine Konsequenz, die sich aus der Einführung von PAYT ergibt, ist ein beachtlicher
Rückgang der Restmüllmenge bei gleichzeitigem Anstieg des recyclebaren Abfalls.
Entscheidungsträger argumentieren, dass PAYT, bedingt durch Fixkosten in der Abfallwirtschaft
und dem hohen finanziellen Aufwand bezüglich der technischen Realisierung,
eventuell höhere Kosten verursachen würde.
Die Seite der Abfallwirtschaft hingegen gibt an, dass ein verursachergerechtes Gebührensystem
höhere Kosten aufgrund der technischen Aufrüstung und den abnehmenden
Einnahmen durch den schrumpfenden Restmüllanteil, verursachen wird.
Daraus würde wiederum eine höhere Arbeitslosigkeit resultieren.
3.1. Barrieren und Optionen von rechtlichen und politischen Rah-
menbedingungen
Ein Faktor, der gegen die Entsorgung und Behandlung von Abfall spricht, liegt in dem
Prozess der Liberalisierung des Abfallentsorgungsmarktes in den nächsten vier bis
fünf Jahren begründet. Es wird eine Deregulierung des Marktes eingefordert.
Ein anderes politisches Ziel in der Abfallwirtschaft besteht in der Reduzierung des
Restmüllanteils von 90% innerhalb der nächsten 5 Jahre. Alle politischen Parteien
fördern Müllvermeidung und ein Maximum an Recycling. Bis 2005 soll ein neues Gesetz
verabschiedet werden, welches das Abladen von normalen Restmüll verbietet.
Bevor ein Abladen erfolgen darf, soll der Restmüll mittels einer Ultra-Hoch-
Verbrennungsanlage einer mechanisch-biologischer Behandlung oder anderer effektiver
Wege behandelt werden.
Gerechtigkeit, ein generelle Gebührenrückgang, Gemeindekosten (Lasten) sowie
Dezentralisation sind weitere politische Ziele in der Abfallentsorgung und Abfallwirtschaft.

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PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Das politische Handlungsfeld selbst stellt eine Barriere für die Einführung einer verursachergerechten
Gebührenveranlagung dar, weil im Stadtparlament keine Mehrheit,
die für eine Einführung plädiert, gegeben ist. Der derzeitige Fokus liegt auf der
Überprüfung der Infrastruktur und der Förderung neuer Bauten.
Nachhaltige Abfallwirtschaft findet bei einem Großteil der Entscheidungsträger kein
spezifisches Interesse.
In der Bevölkerung ist das Thema „Abfallvermeidung und Entsorgung ebenfalls nicht
präsent.
Ein aktiverer Part von Mietern und Hausbesitzern ist notwendig. Eine intensivere
Umwelterziehung an den Schulen ist ein anderer, auf lange Sicht, bedeutender Faktor.
Das Desinteresse in der Bevölkerung hinsichtlich der Abfallproblematik wird mitunter
durch die vorherrschende Unglaubwürdigkeit in Bezug auf das DSD-Systems genährt
und lässt sich daher als weitere Barriere für eine individuelle Beteiligung in
Mülltrennung und Recycling betrachten.
Insgesamt muss sich der rechtliche Rahmen und die Bedingungen für das DSD-
System wandeln, um eine erfolgreiche Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems
zu gewährleisten.
3.2. Institutionelles und administratives Handlungsfeld
Zwei politische Parteien (SPD, Bündnis 90/Die Grünen) befürworten ein verursachergerechtes
Gebührensystem.
Die Konservativen, welche die Mehrheit im Stadtparlament haben, würden sich, begründet
durch den hohen finanziellen Aufwand, gegen die Einführung eines solchen
Systems aussprechen.
Träger der Abfallwirtschaft sind der Ansicht, dass sich bei der Einführung nur geringfügig
zusätzliche Kosten in der Verwaltung ergeben würden. Zudem wird angenommen,
dass das derzeitige finanzielle Budget für Aufklärungsarbeit ausreichend für die
Informierung der Bürger wäre.

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
In der Abfallwirtschaft selbst würde mit der Einführung die Notwendigkeit von Umschulungen
einiger Mitarbeiter bestehen.
Die Hausbesitzer sind in diesem Kontext für das Kaufen oder Leasen neuer, spezieller
Mülltonnen verantwortlich. Die Besitzer werden versuchen, die Kosten auf die
Mieter umzuverteilen.
Die Mieter selbst haben das größte Interesse an der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems, um mehr Gerechtigkeit zu erlangen und die Reduzierung
der Abfallgebühren voranzutreiben. Sie werden natürlich für eine vollständige
Kostenübernahme aussprechen.
3.3. Charakteristische Merkmale der Städte
Dicht bevölkerte Gegenden stellen immer Problemfelder dar. Andere charakteristische
Problemfelder in bezug auf bestimmte Wohnviertel sind eher sozialen als baulichen
Ursprungs.
Personen in Einfamilienhäusern sind bereitwilliger, den Müll mittels verschiedener
Trennungssysteme zu entsorgen. In dicht besiedelten Gegenden fällt der wichtige
Faktor „soziale Kontrolle“ weg.
3.4. Historische Erfahrungen und kulturelle Faktoren
Gewöhnlich zeigen die Deutschen eine hohe Beteiligung an der Mülltrennung und
dem Recycling. Aber bei einigen Menschen ist auch das sog. Trittbrettfahrer-
Syndrom stark ausgeprägt. Dies ist vor allem in dicht besiedelten Wohngegenden
der Fall, wo eines hohes Maß an Anonymität und Möglichkeiten zum Missbrauch,
ohne Sanktionen zu erfahren.
Der Komfort ist in diesem Zusammenhang ein weiterer, wesentlicher Aspekt für die
Gewährleistung der Akzeptanz der Bevölkerung. Verbraucher wollen ihren täglichen
Tagesablauf nicht ändern, so dass ein neues System zu keinen generellen Erneuerungen
führen darf (Restmülltonnen sollten sehr nah am Haus aufgestellt werden,
Recyclingtonnen etwas weiter entfernt). Erfahrungen haben gezeigt, dass die Müllmenge
im allgemeinen nicht abnimmt, aber eine bessere individuelle Mülltrennung
10

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
erfolgt. Der Restmüllanteil in Dresden konnte in der Zeit der Projektdurchführung um
10% gesenkt werden.
Das DSD-System wurde aufgrund der drastisch ansteigenden Recycelmengen überfordert.
Auf der anderen Seite sanken die Einnahmen auf der öffentlichen Seite der
Abfallwirtschaft dramatisch. Da ein Großteil der Kosten sich auf Fixkosten beläuft,
hatte man große finanzielle Einbußen zu verzeichnen. Zudem zeigten sich in den
DSD-Fragmenten, bedingt durch Restmüllanteile, höhere Störstoffquoten.
Um den Trittbrettfahrereffekt einzudämmen, benötigt es eine höhere (soziale) Kontrolle
und einem vorgeschriebenen Mindestmaß an Restmüll/Person/Woche.
Eine gute Aufklärungsarbeit am Bürger stellt einen weiteren wichtigen Bereich dar,
um ein Gelingen einer verursachergerechten Gebührenveranlagung zu ermöglichen.
Hinsichtlich der Bildung von Solidargemeinschaften ist darauf zu achten, die Gruppen
nicht zu groß werden zu lassen.
3.5. Soziale und sozioökonomische Faktoren
Einkommen und Lebensstil gelten als Hauptquellen der unterschiedlichen Verschmutzungsgrade
von Recyclingbehältern. Zudem zeigt sich ein Zusammenhang
zwischen dem Alter und der Mülltrennung. Ältere Menschen sind die besten
Mülltrenner. Menschen um die 40, Kinder, Jugendliche und Menschen um die 30
sind dagegen schlechte Sortierer.
Mitglieder aus sozialschwachen Gruppen, Immigranten, Jugendliche und Menschen
um die 30, die in einer Wohnanlage leben, die vor dem zweiten Weltkrieg errichtet
wurde, können als Gruppe der schlechtesten Sortierer charakterisiert werden. Daher
sind Informationskampagnen und eine daraus resultierende Forderung nach einem
Mehr an Bildung, gerade an Schulen, von großer Bedeutung.
3.6. Abfallwirtschaft und Sammelsysteme
In Dresden existieren leider viele nicht kompatible Identifikationssysteme nebeneinander.
Die Einführung eines neuen, einheitlichen Identifikationssystems würde wiederum
hohe Kosten verursachen.
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PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Darüber hinaus verfügt Dresden über zwei Tonnengrößen (klein, groß). Es existiert
ein Minimum von 5 l Restmüll/Person/Woche, das die Trittbrettfahrereffekte eindämmen
soll. Die Biotonne ist für jeden Bürger verpflichtend.
Bei der Überlegung zwischen gewichts- oder volumenabhängiger Gebühr hinsichtlich
der Einführung eines neuen Systems sollte sich für ein volumenabhängiges Gebührensystem
entschieden werden.
3.7. Einstellungen hinsichtlich PAYT
PAYT würde eine massive Schwarzentsorgung, zwecks Kosteneinsparungen, fördern.
Auch muss eine umfassende Aufklärungsarbeit erfolgen um eine langfristige Akzeptanz
des Gebührensystems zu erreichen.
Die Kosten für Hausbesitzer, welche durch die Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems entstehen, sprechen gegen die Einführung..
Politische Entscheidungsträger haben ein eher geringes Interesse an der Einführung
eines solchen Systems, was wiederum eine Barriere bei der Umsetzung darstellt,
bzw. diese nicht ermöglicht.
Eine zusätzliches Hindernis ist durch den Trittbrettfahrer-Effekt gegeben.
Stadtplaner und Stadtverwalter hingegen besitzen ein großes Interesse an der Einführung
eines verursachergerechten Gebührensystems.
Akteure aus der Abfallwirtschaft sind aus ökonomischen Beweggründen heraus gegen
die Einführung eines solchen Systems.
4. Ergebnisse aus der zweiten Interviewrunde
4.1. Vorgehensweise bei der Interviewführung
Der Interviewleitfaden wurde aus den Erfahrungen der ersten Interviewrunde heraus
revidiert; einige der Fragen sind dabei gänzlich selektiert worden. Es wurden weitere
Differenzen des Leitfadens hinsichtlich der unterschiedlichen Akteursgruppen vorge-
12

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
nommen. Die englische Version wurde von INTECUS übersetzt und zugesandt. Die
Städte mit ehemaligen oder gegenwärtig laufenden PAYT-Modellversuchen konnten
über Internetrecherche ausfindig gemacht werden (Kontaktadressen, siehe Anhang
C). Die einzelnen Akteure wurden telefonisch kontaktiert und Termine vereinbart. Der
gewählte zeitliche Rahmen für die zweite Interviewrunde stellte sich als unpassend
heraus, da viele der potentiellen Ansprechpartner aufgrund der Urlaubszeit nicht zu
erreichen waren.
Die Akteursgruppen wurden, wie bereits in der vorausgegangenen Interviewrunde,
wie folgt differenziert in:
1. Akteure aus dem politischen Bereich (politische Entscheidungsträger)
2. Akteure aus der Stadtverwaltung und Stadtplanung
3. Akteure der Abfallwirtschaft
4. Akteure aus Vermieter- und Mieterverbänden (Mieterschutzvereine, Wohnungsgesellschaften)
5. Unabhängige Experten (lokale Agenda 21, NGO`S, etc.)
Ziel sollte es sein, in den ausgewählten Städten möglichst alle Akteursgruppen abzudecken.
Dies konnte aufgrund des bereits genannten, zeitlich gewählten Rahmen
nicht realisiert werden.
Die Interviewführung war so angelegt, dass der Befragte ebenfalls über ein Exemplar
des Interviewleitfadens für die Zeit des Interviews verfügte, so dass jede Frage (seiner
Akteursgruppe spezifisch) gestellt wurde. Diese Vorgehensweise zeigte sich als
vorteilhaft. Bei zeitlichen Verzögerungen, die teilweise durch das Aufschreiben der
Antworten entstanden, wurde dem Interviewpartner die Möglichkeit gegeben, sich
bereits auf die nächste Frage zu konzentrieren. Diese Möglichkeit ist häufig genutzt
und insgesamt als sehr positiv bewertet worden.
Mit Ausnahme von einem Interview wurden alle in einem direkten Zwiegespräch geführt.
Dem Telefon-Interviewpartner wurde im Vorfeld ein Exemplar des Interviewleitfadens
zugesandt. Dies gewährleistete sowohl eine gute Verständigung während als
auch eine Bereinigung von Unklarheiten vor Beginn des Interviews.
13

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
5. Interviewauswertung in Ahlen und Münster
Die beiden Städte Ahlen und Münster ließen zu einem Untersuchungsfeld zusammenfassen.
Der in Ahlen interviewte Geschäftsführer des Instituts INFA (Institut für
Abfallwirtschaft und Abfallwirtschaft) war selbst an dem in Münster durchgeführten
Projekt „Müllschleusen in Großwohnanlagen“ (1998/1999) mit seinem Institut beteiligt,
bzw. übte im Rahmen des Modellvorhabens eine zentrale Funktion aus. Die
ausgewählten Interviewpartner in Münster und Ahlen, ihre Funktionen und welche Art
der Zuordnung dieser hinsichtlich der 5 Akteursbereiche erfahren, ist der Tabelle 1
und Tabelle 2 zu entnehmen.
14

Tabelle 2: Interviews in Ahlen und Münster
Akteure Department Datum des
Interviews
Unabhängiger
Akteur
Experte der Abfallwirtschaft
Experte der Abfallwirtschaft
Politischer Entscheidungsträger
INFA (Institut für Abfall-
und Abwasserwirtschaft
GmbH)
Abfallwirtschaftsamt
Münster(AWM) (Umweltbüro)
Entsorgungszentrum
Münster
Stadtparlament Münster
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
15
Montag
06.08.2001
Montag
06.08.2001
Dienstag
07.08.2001
Mittwoch
28.08.2001
Art des
Interviews
Face-toface
Face-toface
Face-toface
Telephoneinterview
Dauer des
Interviews
85 min
110 min
80 min
50 min

Tabelle 3: Akteursgruppe
Akteure
Stakeholder groups – Interviews in Ahlen und Münster
Geschäftsführung von INFA (Institut für
Abfall- und Abwasserwirtschaft)
Vorsitzende der Abfallwirtschaftsbetriebe
Münster
Leiter des Entsorgungszentrums Münster
Ratherr Bündnis 90/Die Grünen (Stadtplanung
und Werksausschuss der Abfallwirtschaftsbetriebe)
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
16
Entscheidungs-
träger
ungsträger
Stadtplanung u.-
• •
verwaltung
Abfallwirt-
schaft
Mieter- u.
V i t b
Unabhängige
• •
5.1. Verursachergerechte Gebührensysteme und die Art des ge-
nutzten Systems
Die Interviewten haben alle Kenntnisse von verursachergerechten Gebührenmodellen
als Instrument städtischen Abfallmanagements. Das INFA-Institut hat auf dem
Gebiet verschiedener Gebührenmodelle eine Kernkompetenz inne. An der Gebührenmaßstabsentwicklung
ist das Institut in Deutschland wie in Japan maßgeblich beteiligt.
Es wurden weitreichende Projekte im Bereich der Müll- und Gebührenanalysen
und der Akzeptanzbefragung betreut und durchgeführt. Der Geschäftsführer des
INFA-Instituts betont gleich zu Beginn des Interviews, dass die Gebührengerechtigkeit
hinsichtlich der abfallwirtschaftlichen Qualifikationen als sekundär zu betrachten
sind. Bedeutender sei die Sauberkeit der Wertstoffe, die sich aber nicht immer durch
Gebührengerechtigkeit erreichen lässt.
•
•
Experten

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Des Weiteren sind dem Geschäftsführer des INFA-Instituts praktisch alle Möglichkeiten
der verursachergerechten Gebührenmodelle (z.B. haushaltsbezogene bzw. wohneinheitenbezogene
oder grundstücksbezogene Grundgebühr) bekannt.
Auf die Frage nach der praktischen Umsetzung von verursachergerechten Gebührensystemen,
erwähnen alle Befragten den Modellversuch über den Einsatz von
Müllschleusen in Großwohnanlagen, der in dem Zeitraum von Mai 1998 bis Juni
1999 durchgeführt wurde.
5.1.1. Beschreibung und Interpretation eines Modellversuchs über den
Einsatz von Müllschleusen in Großwohnanlagen
Zur Untersuchung der sinnvollen Einsetzbarkeit von Müllschleusen wurden in Münster
drei benachbarte Gebäude gleichen Typs ausgewählt, in denen etwa 32 Wohneinheiten
mit etwa 100 Einwohnern beheimatet sind:
1. Die „Nullvariante“, keine Schleusen eingerichtet
2. Gebührenpflichtige Erfassungssysteme eingeschleust (Rest-, Bioabfall), Sonstige
(AP, LVP) frei zugänglich, wie vor dem Versuch
3. Abfall- und Wertstofferfassungssysteme im Holsystem eingeschleust (Rest-, Bioabfall)
bzw. eingehaust (Altpapier, LVP)
In den Versuchsphasen wurden die Müllschleusen nicht gebührenscharf eingeführt.
Daher ist davon auszugehen, dass sich alle Tendenzen bei gebührenscharfer Abrechnung
weiter verstärken würden.
Die abfallwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Stadt Münster wurden vor und
nach der Einführung der Müllschleusen aufgenommen und analysiert.
Bei der Einführung selbst bestand sehr hoher Koordinierungsbedarf. Hierbei stellte
sich heraus, dass sowohl auf der Seite der AWM als auch der Wohnungsverwaltung
verantwortliche Mitarbeiter festgelegt werden mussten. Für einen erfolgreichen Verlauf
des Modellversuchs war eine intensive und transparente Öffentlichkeitsarbeit
unerlässlich (Abfallberater als Ansprechpartner vor Ort, Hauswurfzettel, zweitägige
Informationsveranstaltung an den Schleusen, Hintergrundinformationen seitens der
17

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
AWM, Berichte in der Tagespresse (gerade für die nicht beteiligte Bevölkerung) und
ein Beschwerdemanagement).
Zusätzliche Anstrengungen erforderten die multinationalen Belegungen (50% der 96
Wohnungen).
Ernsthafte Platzprobleme bei der Installierung der Müllschleusen gab es, wenngleich
die Müllschleusen eine wesentlich höhere Nettostellfläche als die bisherigen MGB in
Anspruch nehmen, nicht. (Für innerstädtische Lagen mit geringem Platzangebot ist
diese Schleusentechnik jedoch nur eingeschränkt geeignet). Die Optik der Schleusen
im Wohnumfeld wurden allgemein als positiv erachtet und somit fand eine generell
bessere Beurteilung des Wohnumfeldes statt.
5.1.1.1. Darstellung der wichtigsten Ergebnisse
Die wichtigsten Mengenveränderungen betreffen den Restmüllanteil, der in beiden
Objekten mit Schleusung um mehr als 50% sank, während sich an der Zusammensetzung
des Restmülls keine Veränderung ergab.
Bei Objekt 2 scheinen sich diese Restmüllmengen in die frei zugängliche Wertstofferfassungssysteme
verlagert zu haben, da die erfassten Bio- und insbesondere die
LVP- und Altpapiermenge deutlich anstiegen. Zudem nahm der Sperrmüllanteil zu,
was auf die geringe Einwurföffnung der Müllschleuse zurückzuführen ist. Die Nebenablagerungen
sind im Verhältnis zu den Ablagerungen vor dem Projekt nicht überzubewerten.
Weiterhin wurde festgestellt, dass die Füllgrade derjenigen Behälter, die
näher zum Hauseingang platziert werden immer höher sind. In bezug auf die Qualität
des LVP-Abfalls haben sich keine Verbesserungen in Objekt 2 und/oder 3 ergeben.
Es steht daher in keinem Zusammenhang mit der Einführung der Müllschleusen. Um
die Quote an Störstoffen gerade in den Papier- und LVP-Behältern dezimieren zu
können, erwies sich eine Einhausung dieser Behälter von Vorteil.
Als kostenverursachende Aspekte bei der Einführung von Müllschleusen sind vornehmlich
die Kosten der Schleusen selbst, die erhöhten Logistikkosten durch erhöhte
Sperrmüllmengen aus den Wertstoffen, Öffentlichkeitsarbeit, Verlängerung der Leerung
(Arbeitszeit) und Betreuungsaufwand zu nennen.
18

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Beispielsweise würde die Einführung von Müllschleusen für 25.000 Personen in
Münster ca. 1,7 Millionen DM betragen, denen Einsparungen in der Höhe von ca. 0,2
Millionen DM gegenüber stehen. Zusätzlich ist zu bedenken, dass nur ein Teil der
variablen Kosten, nicht aber die Fixkosten, einsparen lassen.
Eine Verstärkung der Gebührengerechtigkeit für Nutzer der Müllschleusen bewirkt
bei vollständigem Anschluss aller potentiellen Nutzer eine mittlere Erhöhung der
Restabfallgebühren für alle Gebührenschuldner von ca. 11% (bzw. 7% für die Bioabfallgebühr).
Ein weiterer wichtiger Punkt der zu berücksichtigen ist, liegt in dem Bereich der Sozialhilfe.
Der nicht zu vernachlässigende Anteil würde sein Verhalten bei gebührenscharfer
Abrechnung kaum ändern, da sozialhilfebeziehende Menschen keine Abfallgebühr
entrichten müssen und sich ihnen somit kein Anreiz zur Restmüllreduzierung
bietet.
Die Müllschleusen waren zunächst nach Telefonkartenprinzip, mit einem Chip, der
auf einer Scheckkarte sukzessiv entwertet wird, ausgestattet. Anschließend ging
man zu einem sog. Transpondersystem über, bei dem jedem Haushalt wie auch in
der ersten Variante eine Karte zugeordnet ist. Die Daten der Nutzung der einzelnen
Karten zur Entsorgung von Rest- bzw. Bioabfall werden bei diesem System durch
entsprechende Ausstattung in der Schleuse gespeichert.
Zum Auslesen steht ein Handlesegerät zur Verfügung, mit dem sämtliche Nutzungsdaten
(Einwurfhäufigkeit, Datum, Uhrzeit der Nutzung) bereitgestellter Schleusen
eines beliebigen Zeitraums jederzeit übernommen und auf einen Rechner der AWM
übertragen werden können. Zum Auslesen der 5 Schleusen werden ca.5 Minuten
benötigt.
Bei gebührenscharfer Abrechnung könnte somit jedem Haushalt eine spezifische
Gebührenabrechnung unter der Berücksichtigung der Nutzung der jeweiligen
Schleuse dargelegt und bei Bedarf zugestellt werden.
19

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
5.1.1.2. Empfehlungen
Falls Schleusen eingeführt werden, sollten auf jeden Fall auch die Biotonnen geschleust
werden.
Wichtig für eine erfolgreiche Abfalltrennung ist, dass die Biomüll-Behälterplatzierung
in Bezug auf die Entfernung zu den übrigen Behältern nach Möglichkeit sehr groß ist.
Des Weiteren sollte auf die Zugänglichkeit zu den Containern, wie zum Beispiel
durch eine sich in unmittelbarer Nähe befindende Bushaltestelle geachtet werden.
Die Einführung des erweiterten Bringsystems für Wertstoffe hat sich bewährt. In der
Regel akzeptieren Nutzer, die eine Mülltrennung vornehmen, einen längeren Weg
(max.100m), so dass die Ergebnisse von geringeren Mengen, aber auch durch eine
bessere Qualität gekennzeichnet sind.
5.1.1.3. Alternativen zu den Müllschleusen
Neben Müllschleusen bieten sich für eine möglichst verursachergerechte Gebührenveranlagung
zumindest theoretisch haushaltsbezogene MGB an. Darüber hinaus
lässt sich die Bildung kleinerer Solidargemeinschaften kreieren.
Alternativ zur Müllschleuse lassen sich auch Behälter selbst ohne Einhausung abschließen.
Unbestritten subventionieren bei rein linearen Gebührenstrukturen die Nutzer großer
Gefäße die Nutzer kleiner Behälter (da z.B. der Aufwand für 1MGB 1,1 deutlich geringer
ist als für 9 MGB 120, bei etwa gleichem Gesamtvolumen). Durch eine Grundgebühr
wird diese ungerechte Situation zumindest abgemindert.
5.1.1.4. Vorteile von Müllschleusen
• „Verursachergerechte Umlage“ der Gebühren ist möglich
• Gebühreneinsparungen für die Nutzer sind möglich
• Es kommt zu einem verstärkten Anreiz zur Abfallvermeidung
• Es kommt zu einer Erhöhung der getrennt erfassten Wertstoffmengen
• Saubere Standplätze bei Kompletteinhausung für alle Fraktionen
20

• Geringer Anteil sperriger Abfälle im MGB
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
• Fremdnutzung der MGB durch Unberechtigte wird weitgehend unterbunden.
5.1.1.5. Nachteile von Müllschleusen
• Zusätzliche Systemkosten (Technik/Öffentlichkeitsarbeit)
• Erhöhung der Gebühren für die sonstige Bevölkerung
• Erhöhung des Abrechnungsaufwandes
• Gefahr der Störstofferhöhung
• Gefahr sonstiger unerwünschter Entsorgungswege (auch öffentlich)
• Bei Vollfüllung der MGB oder nicht vorhandener Karte wird der Abfall eventuell
neben dem MGB abgestellt (Nebenablagerungen).
• Erhöhung des Sperrmüllaufkommens aufgrund der beschränkten Größe der Einwurföffnungen.
• Erhöhung des Aufwandes für Entsorger/Wohnungsverwaltung“ (Gallenkamper
(Hrg.),1999, S.31)
Die Leiterin des Umweltbüros der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster (AWM) spricht
darüber hinaus die Entstehung von Projektgruppen im Rahmen von Maßnahmen zur
Stadtteilorientierung und Wohnumfeldverbesserung in der Stadtverwaltung Münster
an. Ein großes Augenmerk wird seitens dieser Projektgruppen auf die Abfallentsorgung
gelegt. Geplant sind insbesondere Maßnahmen zur Optimierung der Abfalltrennung
und Reduzierung des Restabfalls, sowie abfallpädagogische Schulungen. Mit
dem Einbau von Müllschleusen in Abfallbehälter, so die Leiterin des Umweltbüros
der AWM weiter, wird eine verursachergerechte Gebührenerhebung in Großwohnanlagen
erprobt, die einen finanziellen Anreiz für die Bewohner und Bewohnerrinnen
schaffen soll. Der Leiter des Entsorgungszentrum betont in diesem Kontext die Wirtschaftlichkeit
der Müllschleusen und die notwendige Voraussetzung einer engen Zusammenarbeit
mit den Wohnungsbaugesellschaften. Die Umsetzung hinsichtlich der
Einführung von Müllschleusen ist noch nicht erfolgt, da sich von politischer Seite aus
dagegen entschieden wurde.
21

5.1.2. Das Gebührensystem in Münster
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
In Münster wird ein lineares Modell, ein reiner Volumenmaßstab genutzt (Litergeb.).
Es existiert ein Anschlussbenutzungszwang für Restmüll und Biomüll (Kleinste Einheit:
35l/14-tägig). Der Restabfall wird zur Zeit der Zentraldeponie Münster 2, ab dem
01.01.2003 der Restabfallvorbereitungsanlage zugeführt. Die Biomüllabfuhr wird wöchentlich
angeboten. Eine Freistellung ist für diejenigen Haushalte, Grundstücke
möglich, auf denen die organischen Abfälle dezentral kompostiert werden (2/3 verfügen
über eine Biotonne). Nach Ansicht der Leiterin des Umweltbüros sollte immer
wieder zur Litergebühr zurückgekehrt werden. Großwohnanlagenbesitzer äußern
häufig den Wunsch, die großen Tonnen günstiger zu gestalten. Auch der Leiter des
Entsorgungszentrums erwähnt in diesem Kontext die seit einiger Zeit existierende
Idee bezüglich der Einführung eines Sockelbetrages.
5.2. Politisches Handlungsfeld
5.2.1. Aktuelle Themen und Ziele
Alle Befragten sind sich darüber einig, dass die Abfallproblematik derzeit keine Präsenz
erfährt. Der Geschäftsführer der INFA-Instituts macht auf einen Wandel innerhalb
der letzten Jahre hinsichtlich der Abfallproblematik aufmerksam: Anfang der
90er Jahre herrschte in Deutschland Müllnotstand. Die Ökologie kam vor der Ökonomie.
Abfallwirtschaft konnte seitens der Bevölkerung sehr kostenintensiv sein, da
Abfall selbst negativ belegt war. In der derzeitigen Situation ist der Abfall aus den
öffentlichen Diskussionen verschwunden und wird somit nur noch sehr dezimiert
wahrgenommen. Ökonomische Interessen sind an die Stelle von ökologischen getreten.
Das birgt nach der INFA-Sicht die Konsequenz der Abschaffung der Mülltrennung
in sich. Die Abfalltrennung selbst bereitet, so der Geschäftsführer zuviel Aufwand,
was bedeutet, dass kein logischer Kosten-Nutzen-Ansatz gegeben ist. Die anderen
Befragten sehen die Verluste der Abfallpräsenz vorwiegend durch eine Prioritätenverschiebung
hin zur Stadtsauberkeit einerseits und der Art der Restmüllbehandlung
andererseits verschoben.
22

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
5.2.2. Barrieren und Optionen von rechtlichen und politischen
5.2.2.1. Rahmenbedingungen
Aus Sicht der AWM ist es auf eine unzureichende Öffentlichkeitsarbeit in der Vergangenheit
zurückzuführen, dass im Ratsbeschluss und im Werksausschuss die
verursachergerechte Gebührenveranlagung nicht mehr diskutiert wird. Nur noch die
Großwohnanlagenbesitzer verspüren ein Interesse diesbezüglich zu diskutieren und
treten an die Abfallwirtschaftsämter heran. Ein Hindernis in diesem Kontext stellt der
finanzielle Aufwand dar; gerade im Hinblick auf die Einführung der Müllschleusen.
Problematisch ist auch, dass es sich nur um sehr kleine Interessensgemeinschaften
handelt, wie Wohnungsbaugesellschaften, die keine große Wählergruppe repräsentieren.
Ein Vorteil ist es natürlich, wenn sich im politischen Umfeld entsprechende Interessenvertreter
für die Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems gegeben
sind, was jedoch in Münster nicht der Fall ist. Rechtlich hingegen werden keine
großen Barrieren vermutet, da jedes Gebührensystem auf rechtlicher Basis anfechtbar
ist.
Der Geschäftsführer des INFA-Instituts kritisiert vor allem die unklare Haltung vieler
Politiker in Hinblick auf die Leistungserwartungen der Abfallwirtschaft. Diese sollten
klarer strukturiert und formuliert werden. Ursprünglich wurde sich darauf verständigt,
dass die Stadthygiene primär gegenüber Gebührengerechtigkeit zu behandeln ist.
Möglichkeiten zur Verbesserung des rechtlich-politischen Rahmens in Bezug auf die
Einführung verursachergerechter Gebührensysteme wird vom Geschäftsführer des
INFA-Instituts mit einer Gegenfrage beantwortet, in dem er fragt, welche Beweggründe
überhaupt zu einer verursachergerechten Gebührenveranlagung drängen. Er
sieht vielmehr das Ziel der Stadthygiene im Mittelpunkt der Abfallwirtschaft.
23

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
5.3. Institutionelles und administratives Handlungsfeld
5.3.1. Akteursgruppen bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems
Aus Sicht des INFA-Instituts sollte dem Gebührenzahler selbst mehr Mitspracherecht
eingeräumt werden. Dennoch geht es auch hier in erster Linie um eine Prioritätensetzung.
Eine Umverteilung und keine Reduzierung der Kosten muss erfolgen (Gebührenschuldner-Verwaltung-Politik-Entsorger).
Auch die Leiterin des Umweltbüros der AWM plädiert für eine möglichst umfassende
Einbeziehung von Akteursgruppen. Es sollten Politik, zuständige Bereiche der Kommune,
das Rechtsamt und Steueramt beteiligt sein. Befördernd wirkt ihrer Meinung
nach die Einbeziehung von Mietern und Eigentümern, vor allem hinsichtlich der späteren
Akzeptanz. Die Abfallwirtschaftsbetriebe und das Rechtsamt sind dabei stets
um eine rechtsfeste Fassung bemüht, während der Interessensschwerpunkt von
Grundeigentümern ein anderer ist. Der Leiter des Entsorgungszentrum fügt dem
noch ergänzend eine gute Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugesellschaften
und den Instanzen, die vor Ort tätig sind, zu. In einigen Gebieten Münsters ist beispielsweise
eine stärkere Integration der Arbeiter-Wohlfahrt (AWO) als Entsorger
erfolgt.
5.3.2. Beteiligung und Konsensbildung bei Entscheidungen im Bereich
derkommunalen Abfallwirtschaft
Der Leiter des Entsorgungszentrums rückt vor allem die Problematik der unterschiedlichen
Interessen in den Vordergrund. Den Wohnungsbaugesellschaften würden bei
einer Umstellung des Systems hohe Kosten zukommen, wenn sie keine Unterstützung
über den politischen Raum erfahren. Die Entsorger selbst haben auch ein Interesse
an der Einführung, allerdings würde eine drastische Gebührensenkung Probleme
offenbaren.
Die Leiterin des Umweltbüros stellt vor allem das Prinzip der Mehrstimmigkeit in den
Vordergrund. Demnach begründet sich alles, was in der Abfallwirtschaft verändert,
24

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
umgesetzt etc. wird auf Mehrheitsentschluss. Des Weiteren wird die gute Zusammenarbeit
zwischen den Abfallwirtschaftsbetrieben und der politischen Ebene betont.
Der Geschäftführer des INFA-Instituts fügt ergänzend hinzu, dass die Entsorger auf
der kommunalen Ebene das Ziel der Stadtsauberkeit verfolgen, während Entsorger
auf privater Ebene ausschließlich ökonomisch motiviert sind.
Als die eigentlichen Entscheidungsträger hinsichtlich Veränderungen in der Abfallwirtschaft
werden die politischen Akteure (DER RAT) genannt.
5.4. Charakteristische Merkmale der Städte
5.4.1. Barrieren und Optionen bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems
Im ländlichen Bereich ist eine Umsetzung hinsichtlich der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems unproblematisch. In Löhne (19.000 EW) zum Beispiel
bringt das Verwiegesystem praktisch nur Vorteile mit sich. Soziale Kompetenzen
sind vorhanden, Problembebauungen nicht gegeben, so dass sich das System
zu fast 100 Prozent umsetzen ließ.
In Großwohnanlagen, wie beispielsweise in Bremen, stellen sich Umstellungen als
wesentlich komplexer dar. Soziale Kontrolle, ein Hausmeister, etc. sind erforderlich,
aber selten ausreichend. Die ökonomische Komponente dominiert in diesen Bereichen
die ökologische. Die meist stark ausgeprägte Anonymität und der geringe Bildungsstand
in diesen Wohngebieten verstärken die negativen Effekte. Das Leben
der Menschen in vielen Großwohnanlagen beinhaltet häufig gravierendere Probleme,
wie Arbeitslosigkeit oder Flüchtlingsdasein, so dass keine Sensibilisierung für die
Abfallproblematik erfolgen kann.
Der Denkmalschutz ist ein wichtiger Faktor, den es zu bedenken und zu berücksichtigen
gilt. In engen Innenstadtbereichen ist ein Wertmarkensystem immer einführbar,
Müllschleusen hingegen werden problematisch, bzw. in Denkmalschutzbereichen
nicht einführbar. Es zeigen sich in Bezug auf Stadtbild und Denkmalschutz auch
Probleme beim Installieren öffentlicher Papierkörbe, selbst in den Randgebieten gibt
es häufig Schwierigkeiten.
25

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Innerhalb von Mietverhältnissen lässt sich die quadratmeterweise Umrechung des
Vermieters in Bezug auf die anfallende Abfallgebühr als problematisch betrachten. In
Ulm ist z. B. der Versuch umgesetzt, den Mieter zum Gebührenschuldner zu degradieren.
Diese Variante zeigt sich auch als die Vorteilhafteste. Einziger großer Nachteil,
der jedoch häufig eine Umsetzung hemmt, ist der hohe administrative Aufwand.
Der Leiter des Entsorgungszentrum beurteilt die Einführung einer Müllschleuse, bzw.
eines verursachergerechten Systems im Mietverhältnis als wenig lukrativ, da der
Vermieter Mehrkosten auf alle Mietparteien umlegt und so eine Kosteneinsparung
wegfällt.
Die Infrastruktur der Abfalltrennung und Entsorgung weist in Münster einige Problemzonen
auf. Es hat sich eine Tendenz zur 35l-Tonne entwickelt, die auch als ausreichend
erachtet wird und somit haushaltsnah ist. Das Aufstellen von 35l-Tonnen ist
jedoch in einigen Gegenden nicht leicht zu bewerkstelligen. Es gibt in Münster viele
Bereiche ohne Kellerräume. Die gelben Säcke werden unter solchen Umständen
draußen (an der Straße) gelagert, was sich als prekär erweist.
Als weiteres Problemfelder erweisen sich Gebäudedichte und Bevölkerungsdichte.
Je dichter die Bebauung und die Bevölkerung, um so mehr steigt die Wahrscheinlichkeit
eines Problemgebietes. Große Mengen an Restmüll werden nicht ordnungsgemäß,
sondern statt dessen in der direkten Wohnumgebung entsorgt. Die Leiterin
des Umweltbüros der AWM ist der diesbezüglich der Ansicht, dass in sozial problematischen
Gebieten auch kein anderes Gebührensystem umsetzbar ist. Der Geschäftsführer
des INFA-Instituts argumentiert in eine leicht andere Richtung, in dem
er die Vermutung äußert, dass das unzureichende Trennverhalten in den speziellen
Wohngebieten aus einem Mangel an Anreizen resultiert; denn die Gebührenveranlagung
in verdichteten Bebauungen erfolgt häufig über pauschale Veranlagungen (z.B.
über die Wohnfläche).
Als weiteren entscheidenden Faktor für die Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems wird angebracht, dass ein spezifisches Behältervolumen mit einem
Mindestmaß von 10l/Woche/Person vorbehalten werden sollte. Ohne eine solche
Verpflichtung, so der Geschäftsführer des INFA-Instituts weiter, zeigen sich die
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PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
abschreckenden Nebeneffekte, wie das Ansteigen der Sperrmüllquoten, Überfüllung
der Müllbehälter, Schwarzentsorgung und ähnliches.
5.5. Historische Faktoren und kulturelle Erfahrungen
Das lineare Gebührenmodell besteht in Münster seit über 10 Jahren. Zunächst war
nur der Restmüll gebührenpflichtig, später kam der Biomüll hinzu. Seit 3 Jahren
herrscht in Münster Gebührenkonstanz. Mit der Zeit wird überlegt, einen Sockelbetrag
einzuführen, was durch den hohen Fixkostenanteil zu begründen ist. Bei den
Überlegungen ist jedoch die lange Vorlaufzeit, die für eine Gebührenänderung benötigt
wird, zu berücksichtigen. Im Durchschnitt lassen sich alle 10 Jahre Veränderungen
an Gebührenmodellen vornehmen.
In einer anderen Kommune war der politische Einfluss so extrem, dass über einen
langen Zeitraum die Gebührenkonstanz bewahrt werden konnte. In der Konsequenz
ergaben sich sprunghafte Gebührenerhöhungen, die in der Bevölkerung Klagen und
Beschwerden nach sich zogen.
Die Leiterin des Umweltbüros induziert anhand dieses Faktums einen Appell an die
Politik: Die Gebühren sollten nur dann erhöht werden, wenn es unbedingt notwendig
ist. Das System selbst muss den Bürgern transparenter gemacht werden.
Durch die Schaffung von Anreizen können Abfallgebührensysteme in der Kreislaufwirtschaft
unterstützend wirken. Diese Anreize können zu positiven Entwicklungen
(Abfallvermeidung, Abfalltrennung) und zu negativen Auswirkungen (Nutzung unerwünschter
Entsorgungswege) führen.
Des Weiteren können zu starke Anreizwirkungen zur erheblichen Frequentierung
unerwünschter Entsorgungswege führen.
Abfallvermeidungsstrategien sind nicht allein als Konsequenz von Abfallgebührensystemen
zu betrachten, da weitere Faktoren anklingen.
Bei der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems werden auch die
Leerungshäufigkeiten in der Regel heruntergefahren. Das birgt die negative Konsequenz
einer Geruchsbildung in sich. Bei den Arbeitern der Abfallwirtschaft (im Be-
27

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
reich der Müllleerung) kann es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wie Asthma,
kommen.
Durch das Identifikationssystem der Tonnen, ergibt sich für die Müllabfuhr ein Vorteil.
Es kann eine bessere Tourenplanung erfolgen (Datengerüst). 1% der Mülltonnen
stehen an der Straße sind aber nicht datiert. Köln hat in diesem Zusammenhang sehr
hohe finanzielle Verluste erlitten. Bei einem Identifikationssystem zeichnet sich demgegenüber
ein großer Vorteil ab.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die erfolgreiche Umsetzung eines verursachergerechten
Gebührensystems wird im Bereich des Komforts gesehen. Der Komfort sollte
sich sowohl auf der technischen Seite des Systems als auch auf dessen administrativen
Seite niederschlagen. Die Kostenabrechnung für die Mietparteien liegt dabei im
Zuständigkeitsbereich des Vermieters.
5.6. Soziale und sozioökonomische Faktoren
5.6.1. Der Einfluss sozialer Normen und Strukturen und sozioökonomischer
Verhältnisse auf das individuelle Abfallverwertungs- und
Entsorgungsverhalten
Der politische Akteur macht zunächst darauf aufmerksam, dass gerade hinsichtlich
sozialer und sozioökonomischer Faktoren oftmals Pauschalisierungen passieren. Er
appelliert daran, sich den Vorurteilen zu entziehen. Wird dieses Themenfeld jedoch
unkritisch betrachtet, so lässt sich ein Einfluss von sozialen und sozioökonomischen
Strukturen auf das individuelle Abfall- und Entsorgungsverhalten beobachten. Insbesondere
Aspekte, wie der kulturelle Hintergrund, Kriminalität, Scheidungsraten und
Arbeitslosigkeit, etc. beeinflussen das persönliche Abfall- und Entsorgungsverhalten.
Zudem stellt das Desinteresse einiger Bevölkerungsgruppen sicherlich ein Hindernis
dar. Ein wichtiger Punkt der in diesem Kontext zu berücksichtigen ist, ist der Bereich
der Sozialhilfe. Der nicht zu vernachlässigende Anteil Sozialhilfe beziehender Menschen
würde sein Verhalten bei gebührenscharfer Abrechung kaum ändern, da dieser
keine Abfallgebühr zu entrichten hat und sich somit kein Anreiz zur Restmüllreduzierung
bietet.
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PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Andere Gruppen sind in ihrer desinteressierten Haltung auch nicht durch ein hohes
Maß an Öffentlichkeitsarbeit umzuformen und somit für ein neues System zu gewinnen.
Diese Gruppen stellen gerade im Hinblick auf die Einführung der Müllschleusen
ein Problemfeld dar. Die Akzeptanz ist in diesen Bevölkerungsgruppen sowenig aus
geprägt, dass sich selbst bei finanziellen Auswirkungen selten Verhaltensänderungen
herbeiführen lassen, wenngleich der finanzielle Anreiz noch der motivationsfördernste
Ansatz ist.
Auch die unterschiedlichen Vorstellungen von Sauberkeit und Ordnung können einen
das Ausmaß der Akzeptanz negativ beeinflussen. Oftmals sind gerade in den Großwohnanlagen
die nötigen Einstellungen und Voraussetzungen nicht gegeben.
5.7. Abfallwirtschaft und Sammelsysteme
5.7.1. Ähnlichkeiten zwischen dem derzeitigen System und einem
verursachergerechten Gebührensystem
Die Meinung des Geschäftsführers vom INFA-Instituts stellt eine differenzierte Position
zu den anderen Befragten dar. Seiner Ansicht nach sind die konventionellen Gebührensysteme
nicht verursachergerecht. Verursachergerechte Systeme gibt es seiner
Ansicht nach auch nicht. Es werden sich somit keine Voraussetzungen schaffen
lassen, die es erlauben, einen 100prozentigen Rückschluss von einer bestimmten
Abfallmenge auf deren Verursacher zu ziehen.
Der Leiter des Entsorgungszentrum hingegen vertritt den Standpunkt, dass mit Ausnahme
des Abrechnungswesen das derzeitige System in Münster einem verursachergerechten
Gebührensystem sehr nahe kommt. Die Leiterin des Umweltbüros der
AWM betont vor allem die Verbesserungen im Kontext der Öffentlichkeitsarbeit. Gerade
im erzieherischen Bereich finden derzeit Projekte zur Abfallvermeidung und –
verwertung statt.
Ein Anstieg an Recyclingmengen hätte zugleich mehrere Konsequenzen. Wenn eine
saubere Trennung erreicht wird, würden sich keine Probleme ergeben. Aus bisherigen
Erfahrungen heraus, ist aber davon auszugehen, dass dies nicht eintreten wird
und daher das DSD-System und die Bio-Tonne benachteiligt würden, da sich bei
29

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
diesen Müllarten höhere Störstoffquoten finden ließen. Zudem würden neue Wege
(Öffentliche Entsorgungswege, Schwarzentsorgung) genutzt, um den Restmüll zu
entsorgen.
Unter bestimmten Voraussetzungen, wie der Schaffung einer konstanten Öffentlichkeitsarbeit,
ist eine Integration der Mülltrennung in die tägliche Routine dennoch bei
weiten Teilen der Bevölkerung zu erreichen.
Die Unbedingtheit der Zuordnung einer individuell erzeugten Müllmenge, um eine
verursachergerechte Gebührenbemessung realisieren zu können, wird unterschiedlich
bewertet. Insgesamt scheint dies jedoch kaum realisierbar. Der damit verbundene
Kostenaufwand, resultierend aus der Einführung eines Verwiegesystems und des
Identifikationssystems, wäre enorm. Aus der Sicht des INFA-Instituts würde mit einer
Möglichkeit der Zuordnung einer individuell erzeugten Müllmenge zudem die Stadtsauberkeit
gefährdet.
5.8. Müllmenge, Kosten und Finanzierung
In Münster werden die Kosten auf die Einwohner umgelegt. Die Biomüll- und Restmüllentsorgung
sind kostenpflichtig. Alle anderen Müllarten und die damit einhergehenden
Entsorgungswege werden auf die beiden Behälter umgelegt. Ein Vier-
Personen-Haushalt zahlt durchschnittlich 300 DM Abfallgebühr pro Jahr. Bei einem
Mietwohnverhältnis hängt dies natürlich vom Eigentümer ab, wie der dem Nutzer die
anfallenden Kosten in Rechnung stellt.
Das genutzte Modell reflektiert ein Standardgebührenmodell. Mit der Grundgebühr,
die ca. 80 Prozent der Kosten ausmacht, werden die Fixkosten abgedeckt. Über die
Zusatzgebühr, welche sich auf die restlichen 20 Prozent beläuft, könnte eine verursachergerechte
Abrechnung erfolgen. Daher ist das gegenwärtige Gebührenmodell
einer verursachergerechten Abrechnung nicht hinderlich.
Die individuell erzeugte Abfallmenge als einzigen Bemessungsmaßstab zu verwenden,
wird als schwer realisierbar und aus INFA-Sicht auch nicht als erstrebenswert
betrachtet. Die Abfallmenge sollte ein Bemessungsmaßstab unter anderen aufgeführt
werden.
30

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Alle Befragten sind sich dahingehend einig, dass die Einkommenssituation in einem
verursachergerechten Gebührensystem keine Berücksichtigung erfahren darf. Kostendeckende
Gebühren müssen kalkulierbar sein. Das Konstruieren von sozialen
Gebühren ist nicht realisierbar. Soziale Aspekte sind daher bezüglich der Gebührenbemessung
nicht zu berücksichtigen, es sei denn der öffentliche Haushalt gewährt
einen Zuschuss. So gibt es in einigen Kommunen zum Beispiel sog. Windeldienste,
die dazu geschaffen sind, Familien mit mehreren Kindern zu entlasten. Dieser Dienst
finanziert sich über den Steuerhaushalt.
Die Abfalltrennung selbst bereitet, so der Geschäftsführer zuviel Aufwand, was bedeutet,
dass kein logischer Kosten-Nutzen-Ansatz gegeben ist. Das gilt vor allem für
die Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems. Hier werden zusätzliche
Kosten erwartet, wobei die genauen Einsparkosten nicht ermittelt werden können,
da es bislang noch nicht gelungen ist, eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse
zu erstellen. Negative Konsequenzen, wie Abfall, der in das Abwasser gelangt, das
Ansteigen der öffentlichen Müllanteile, sowie der Sperrmüllquoten, welches sich in
Münster über die Modellprojektlaufzeit beobachten ließ, etc. deuten aber darauf hin,
dass durch die Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems lediglich
eine Kostenverschiebung, nicht jedoch eine Kosteneinsparung zu erreichen ist.
Der Leiter des Entsorgungszentrums bestätigt das Argument der Zusatzkosten bei
der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems. Bei einer direkten
Umlegung würden sich zudem keine Ersparnisse für den Nutzer ergeben. Somit
würde eine spezielle Abfallgebühr erforderlich, durch die beispielsweise der Entsorger
gezwungen ist, die Kosten für die Einführung des Systems zu decken.
Bei der Einführung eines neuen Gebührensystems ist ferner auch die Öffentlichkeitsarbeit
zu berücksichtigen, die in diesem Kontext einen besonderen Stellenwert erfährt.
In Münster wurden zu den Projekten beispielsweise Kinospots entwickelt, sowie ein
Würstchenstand aufgestellt, an denen sich die Bürger bei Problemen mit dem neuen
System wenden konnten. Dennoch ist der Stadt ein großer Fehler unterlaufen: Zunächst
wurde eine sehr großer Aufwand in Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit betrie-
31

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
ben, die nach 2 Wochen wiederum vollständig eingestellt wurde. Eine ständige
Basisinformation ist bei der Einführung eines solchen Systems unabdingbar.
Die Leiterin des Umweltbüros der AWM gibt an, dass die Stadt Münster 5 Mitarbeiter
und Werbemittel besitzt, die komplett abgedeckt werden. Es steht ein Gesamtbudget
von 2,5 Millionen DM pro Jahr zur Verfügung. Da aber allein der Entsorgungskalender
einen Kostenaufwand von 100.000 DM bereitet, könnte zusätzliches Personal bei
einer flächendeckenden Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems
nicht bereit gestellt werden.
5.8.1. Kenntnis der Bürger bezüglich der Gebührenzusammensetzung
Die Bürger wissen nur selten, wofür und wie viel sie an Abfallgebühr zu entrichten
haben. Zwischen der wahrgenommenen Gebührensteigerung bzw. –höhe und dem
tatsächlichen Wissen besteht eine deutliche Diskrepanz: Während 71% der Befragten
der Ansicht sind, dass ihre Abfallgebühr zu hoch ist, kennen 74% die Höhe ihrer
Abfallgebühr gar nicht. Diese Ergebnisse sind einer Erhebung vom INFA-Institut zu
entnehmen (vgl. Gellenbeck, S.2/3) (siehe auch Abb. 1 im Anhang).
Des Weiteren wurde es laut INFA-Sicht bislang versäumt, den Bürgern mitzuteilen,
dass durch eine Trennung des Mülls die Kosten der Stadt nicht reduziert, sondern
lediglich umverteilt werden. Die Verwertung stellt sich dabei teilweise als kostenintensiver
heraus als die Beseitigung.
In Münster wird seit einigen Jahren der Anspruch erhoben, bei der Bevölkerung hinsichtlich
Abfallgebühren, -trennung und –entsorgung umfassende Aufklärungsarbeit
zu leisten. Dies geschieht anhand weitreichender Maßnahmen: Abfallwirtschaftsbratung
bietet Kindergärten und Schulen verschiedene Materialien an. Des Weiteren
gibt es im Rahmen der Erwachsenenbildung Entsorgungszentrum- und Recyclinghofführungen,
sowie einen Umweltmarkt, Messen und Ausstellungen. In Bezug auf die
Ansprechbarkeit der Jugendlichen existieren seit 1997 Radio- und Kinospots und
Kinodias, sowie Postkarten, die in städtischen Einrichtungen (Kinos, Cafes, Kneipen)
ausliegen. Zusätzlich werden an alle Haushalte Infomaterialien und Broschüren (seit
1992 hat es 5 Ausgaben gegeben) und ein Entsorgungskalender mit den Abfuhrterminen
verteilt.
32

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Seit 1994 gibt es eine personelle Kraft, die Bürgerinnen und Bürgern in Abfallfragen
weiterhilft. Des Weiteren gibt es (derzeit 4 halbe Tage in der Woche) feste Beratungszeiten.
Auch im Bereich der Stadtteilorientierten Beratung ist einiges geschehen: Gemeinsames
Kompostieren in wohnblockbezogenen Kompoststiegen, fremdsprachiges
Infomaterial und die Betreuung der Abfallbehälter und Stiegen dienen der Förderung
des Abfall- und Umweltbewusstseins und der Verbesserung der Abfalltrennung. In
Münster beteiligen sich ca.90 Prozent der Haushalte an der gemeinsamen Kompostierung.
5.9. Einstellungen zu PAYT
Die Sensibilisierung und die Einstellung zur Abfalltrennung haben sicher einen enormen
Einfluss auf die Akzeptanz einer verursachergerechten Gebührenveranlagung.
Zudem ist stets zu berücksichtigen, in welcher Situation sich eine Person befindet,
wie die politische Neigung. Eine Bereitschaft zu der Einführung ist ein bedeutender
Faktor und somit unabdingbar. Eine weitere wesentliche Komponente, die miteinfließt
stellt der Komfort eines Systems dar. Je komfortabler ein System ist, desto
größer ist auch die recyclebare Menge (Hol- und Bringsystem). Der ökonomische
Aufwand auf der anderen Seite würde aber so groß, dass sich die Umsetzung nicht
mehr lohnen würde. Abschließend lassen sich einige Aspekte nennen, die als bedeutend
eingeschätzt werden. Zunächst einmal sollten bei den Überlegungen hinsichtlich
der Einführung einer verursachergerechten Gebührenveranlagung die Rahmenbedingungen
der Kommunen berücksichtigt werden, da diese in der Regel sehr unterschiedlich
ausfallen. Dementsprechend wird auch die Akzeptanz verschieden stark
und gegebenenfalls gar nicht vorhanden sein.
Zudem werden in der Diskussion in Bezug auf die Einführung einer verursachergerechten
Gebührenveranlagung Möglichkeiten, eine andere Richtung zu wählen,
gänzlich unberücksichtigt gelassen. Damit ist nicht das Gegenteil einer verursachergerechten
Gebührenveranlagung zu verstehen, aber die Vorteile von einem verursachergerechten
Gebührensystem dieser Art werden überbewertet und Alternativmodelle
vernachlässigt. Der Markt ist nicht so groß, wie häufig angenommen wird.
33

5.10. Fazit aus den Interviews in Münster
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Nach dem 1999/2000 durchgeführten Modellprojekt zu mehr Gerechtigkeit in Großwohnanlagen
durch den Einsatz von Müllschleusen ist man in Münster zu einigen
wichtigen Ergebnissen hinsichtlich der Vor- und Nachteilen der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems gelangt. Diese werden von den verschiedenen
Akteuren teilweise in ganz unterschiedlicher Weise interpretiert.
Als Vorteile hinsichtlich der Einführung von Müllschleusen lassen sich die „verursachergerechte
Umlage“ der Gebühren und die daraus resultierende Möglichkeit zu
Gebühreneinsparungen, beziffern. Des Weiteren kommt es zu einem verstärkten Anreiz
zur Abfallvermeidung und einer Erhöhung der getrennt erfassten Wertstoffmengen.
Durch Kompletteinhausung aller Fraktionen werden saubere Standplätze gefördert.
Eine Fremdnutzung der MGB ist zudem auszuschließen. Ferner wird die Optik der
Schleusen im Wohnumfeld allgemein als positiv erachtet; es existiert eine generell
positivere Bewertung des Wohnumfeldes.
Die Nachteile ergeben sich vor allem durch den zusätzlichen finanziellen Aufwand.
Bei der Einführung einer verursachergerechten Gebührenveranlagung werden Systemkosten
für Technik und Öffentlichkeitsarbeit erwartet. Hieraus resultiert eine Gebührenerhöhung
für die Bevölkerung sowie eine Erhöhung des Abrechungsaufwandes.
Auf anderen Gebieten lassen sich ebenfalls Probleme und Nachteile vorfinden. Es
besteht zum einen die Gefahr der Störstofferhöhungen in anderen Entsorgungsbehältern,
zum anderen die Gefahr sonstiger unerwünschter Entsorgungswege, gerade
auch im öffentlichen Raum.
Zudem wird ein Sperrmüllaufkommen aufgrund der beschränkten Größe der Einwurföffnungen
erwartet.
Weitere Probleme ergeben sich auf dem politischen Handlungsfeld. In der derzeitigen
Politik erfährt die Abfallproblematik nur eine sehr untergeordnete Rolle, andere
Faktoren haben diesem Feld gegenüber an Priorität erlangt. In Münster geht es vor
34

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
allem um die Erhaltung bzw. Förderung der Stadtsauberkeit einerseits, sowie die Art
der Restmüllbehandlung andererseits.
Andere Barrieren sind durch die finanziellen Aufwand gegeben: Nur sehr kleine Interessengemeinschaften,
wie Wohnungsbaugesellschaften, beabsichtigen die Umsetzung
eines verursachergerechten Gebührensystems. Diese repräsentieren aber keine
großen Wählergruppen, so dass ihr politischer Einfluss ein sehr geringer ist.
Auf dem institutionellen Handlungsfeld wird eine Miteinbeziehung möglichst aller Akteure
zur Vorbereitung der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems
als sehr förderlich erachtet. Vor allem wird gefordert, den Mietern und Eigentümern
ein höheres Maß an Mitspracherecht einzuräumen. Um eine erfolgreiche Einführung
des verursachergerechten Gebührensystems zu garantieren, bzw. zu festigen,
ist eine gute Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugesellschaften unbedingt
erforderlich.
Weiterhin werden Barrieren bedingt durch Charakteristika von Städten angeführt.
Während in ländlichen und schwach besiedelten Regionen eine Umsetzung des verursachergerechten
Gebührensystems als unproblematisch zu betrachten ist, wachsen
die Problemfelder bei zunehmender Bevölkerungs- und Gebäudedichte drastisch
an. Vor allem im Bereich der Großwohnanlagen intensivieren sich die Problemfelder.
Die ökonomische Komponente dominiert hier die ökologische. Die meist massiv ausgeprägte
Anonymität und der geringe Bildungsstand verstärken die negativen Effekte.
Daher stellt die soziale Kontrolle, beispielsweise durch den Hausmeister, einen
wichtigen Faktor für das Gelingen des Systems dar. Auf dem Gebiet der Abrechnung
ist es bedeutsam, dass möglichst nah am Verursacher angesetzt wird, und somit
auch der Mieter selbst den Gebührenschuldner darstellt. Das birgt jedoch einen zusätzlichen
administrativen Aufwand in sich, der über gute Kontakte zwischen Abfallwirtschaft
und Wohnungsbaugesellschaften reduziert werden kann.
Des Weiteren ist es wichtig, auch mit der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems ein Mindestmaß an Restmüllvolumen pro Person bereitzustellen.
Ansonsten intensivieren sich die bereits an anderer Stelle erwähnten negative Nebeneffekte,
wie das Ansteigen der Sperrmüllquote, Überfüllung der Müllbehälter,
Schwarzentsorgung und ähnliches.
35

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Münster ist seit einiger Zeit zu der Überlegung gelangt, einen Sockelbetrag einzuführen,
der sich durch die hohen Fixkosten begründet. Es ist jedoch zu beachten und
das auch im Hinblick auf die Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems,
dass sich in der Bevölkerung ca. alle 10 Jahre Veränderungen an Gebührenmodellen
vornehmen lassen, ohne ausufernde Klagen und Beschwerden zu provozieren.
Zudem muss das System den Bürgern transparent gemacht werden.
Die Schaffung von finanziellen Anreizen innerhalb der verursachergerechten Gebührenveranlagung,
kann sowohl positive Entwicklungen (Abfallvermeidung, Abfalltrennung)
als auch negative Auswirkungen (Nutzung unerwünschter Entsorgungswege)
implizieren. Des Weiteren können zu starke Anreizwirkungen zur erheblichen Frequentierung
unerwünschter Entsorgungswege führen. Abfallvermeidungsstrategien
sind nicht allein als Konsequenz von Abfallgebührensystemen zu betrachten; weitere
Faktor klingen an.
Die Dezimierung der Leerungshäufigkeit bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems führt zu der negativen Begleiterscheinung des Geruchsbildung,
die bei Arbeitern der Müllabfuhr Krankheiten der Atemwege (z. B. Asthma)
bedingen und im Wohnumfeld selbst zu Beschwerden führen kann.
Soziale und sozioökonomische Faktoren beeinflussen das individuelle Abfall- und
Entsorgungsverhalten. Insbesondere Aspekte, wie der kulturelle Hintergrund, Kriminalität,
Scheidungsraten und Arbeitslosigkeit erzielen eine Wirkung auf das individuelle
Abfall- und Entsorgungsverhalten.
Ein anderer entscheidender Punkt der bei der Einführung der verursachergerechten
Gebührenveranlagung zu berücksichtigen ist, ist die Sozialhilfe. Der nicht zu vernachlässigende
Anteil, wird auch bei einer verursacherscharfen Gebührenbemessung
keine vermehrte Abfalltrennung betreiben, da in diesem Fall keine Abfallgebühren
zu entrichten sind, und sich somit kein Anreiz zur Gebührenreduzierung bietet.
Wiederrum andere Gruppen sind in ihrer desinteressierten Haltung auch nicht durch
ein hohes Maß an Öffentlichkeitsarbeit umzuformen und daher nicht für ein neues
System zu gewinnen.
36

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Auch die unterschiedlichen Vorstellungen von Sauberkeit und Ordnung beeinflussen
das Ausmaß der Akzeptanz negativ. Oftmals sind gerade in den Großwohnanlagen
die nötigen Voraussetzungen und Einstellungen nicht gegeben.
Eine zusätzliche Unterstützung der sozialschwachen Personen und folglich eine Berücksichtigung
der Einkommenssituation innerhalb des verursachergerechten Gebührensystems
sollte dennoch nicht erfolgen. Kostendeckende Gebühren müssen
kalkulierbar sein, das Konstruieren von sozialen Gebühren ist nicht realisierbar.
Zudem sind die Kosten im Voraus schwer bestimmbar: Es können sich unterschiedliche
Konsequenzen durch das verursachergerechte Gebührensystem im Bereich der
Abfallwirtschaft ergeben: Ein Anstieg an Recyclingmengen ist dann problemfrei,
wenn innerhalb des Systems eine saubere Trennung erzielt wird. Aus bisherigen Erfahrungen
ist jedoch bekannt, dass eine saubere Trennung selten erreicht wird; vor
allem die Bio-Tonne und das DSD-System werden durch einen höheren Störstoffanteil
verunreinigt und dadurch benachteiligt.
Unter bestimmten Voraussetzungen, wie die Schaffung einer konstanten Öffentlichkeitsarbeit,
etc. ist eine Integration der Mülltrennung in die tägliche Routine dennoch
bei weiten Teilen der Bevölkerung zu erreichen.
Die Zuordnung der individuell erzeugten Müllmenge wird aufgrund des hohen technischen
und finanziellen Aufwandes (Einführung des Verwiege- und Identifikationssystems)
für kaum realisierbar gehalten.
Insgesamt wird durch ein verursachergerechten Gebührensystems eine Kostenverschiebung,
nicht jedoch eine Kostenreduzierung hervorgerufen, was durch den hohen
Fixkostenanteil in der Abfallgebühr zu erklären ist. Zudem spielen bei der Einführung
andere, für das Gelingen des Systems gravierende Faktoren mit rein, wie das
Feld der Öffentlichkeitsarbeit (Radiospots, Kinodias, Postkarten, Messen, Infostände,
Beratungsstellen). Basisinformationen bei der Einführung und eine ständige Präsenz
neuer Informationen in der darauffolgenden Zeit sind unabdingbar.
Dies gilt auch für die Gebührenhöhe selbst. Bürger wissen nur selten, wofür und wie
viel sie an Abfallgebühr zu entrichten haben (siehe hierzu auch Untersuchung von
INFA-Institut).
37

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Des Weiteren wurde es bislang versäumt, den Bürgern mitzuteilen, dass durch eine
Trennung des Mülls, die Kosten der Stadt nicht reduziert, sondern lediglich umverteilt
werden. Ein verursachergerechtes Abfallsystem ist natürlich leichter umzusetzen,
wenn die Bevölkerung dafür sensibilisiert ist und somit über die notwendigen Einstellungen
verfügt.
Daher ist auch immer die Situation, in der sich eine Person befindet, zu berücksichtigen.
Das Thema Abfall hat seit einigen Jahren an Präsenz verloren. Andere Faktoren,
wie Arbeitslosigkeit, Globalisierung, etc. rücken verstärkt in den Aufmerksamkeitsbereich
der Bevölkerung. Eine Bereitschaft zur Einführung des Systems ist aber
von großer Bedeutung und somit unabdingbar.
Eine andere wesentliche Komponente zeigt sich in dem Komfort eines Systems,
denn je komfortabler ein System ist, desto größer ist auch die recyclebare Menge
(Hol- und Bringsystem). Mit diesem Schritt geht aber ein so großer ökonomischer
Aufwand einher, dass sich eine Umsetzung nicht auszahlt.
Des Weiteren sind bei der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems
immer auch die unterschiedlichen Rahmenbedingungen der jeweiligen Kommunen
zu berücksichtigen. Es lässt sich somit keine Pauschalisierung der Vor- und Nachteile
hinsichtlich der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems vornehmen.
Ferner sollten alternative Gebührenmodelle nicht gänzlich unberücksichtigt gelassen
werden. Darunter ist nicht das Gegenteil einer verursachergerechten Gebührenveranlagung
zu verstehen. Die Vorteile von einem verursachergerechten Gebührensystem
dieser Art werden aber häufig überbewertet und Alternativmodelle vernachlässigt.
Der Markt selbst ist aber nicht so groß, wie häufig angenommen wird.
Zudem ist eine verursachergerechte Gebührenveranlagung auch immer von utopischen
Zügen durchzogen, denn ein 100prozentiger Rückschluss von einer bestimmten
Abfallmenge auf deren Verursacher ist nicht realisierbar.
38

6. Ergebnisse der Interviewrunde in Bremen
6.1. Einleitung
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Aus den Tabellen 3 und 4 lässt sich die Aufteilung der interviewten Akteure und deren
Aufgabenbereiche in Bremen entnehmen.
Alle Akteure haben Kenntnis bezüglich verursachergerechte Gebührensysteme. Auf
der Seite der politischen Entscheidungsträger resultiert die Kenntnis vorwiegend aus
den Beschwerden bedingt durch die letzte Gebührenerhöhung im Jahre 1996.
Tabelle 4: Interviews in Bremen
Akteure Department Datum des
Interviews
Unabhängiger
Akteur
Politischer Entscheidungsträger
Abfallwirtschaft
ECOLO (ökologisches
Beratungsbüro)
Senat für Bau und
Umwelt
Entsorgungsbetriebe
Bremen
39
Mittwoch
08.08.2001
Donnerstag
09.08.2001
Donnerstag
09.08.2001
Art des
Interviews
Face-toface
Face-toface
Face-toface
Dauer des
Interviews
70 min
90 min
80 min

5.1.2 Tabelle 5: Akteursgruppen
Akteure
Stakeholder groups – Interviews in Bremen
Geschäftsführender Direktor von Ecolo
(Projektleitung und Moderation)
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
40
Entschei-
dungs-träger
Statplanung
u.-verwaltung
Senatorin für Bau und Umwelt • •
Bereichsleiter Marketing der Bremer
Entsorgungsbetriebe
6.2. Verursachergerechte Gebührensysteme und die Art des ge-
nutzten Systems
Auf der Seite der Entsorgungsbetriebe werden zwei Systeme auf der Ebene der verursachergerechten
Gebührenveranlagung genannt: Zum einen die Abrechnung nach
Leerungshäufigkeit, welche am Verursacher ansetzt und zum anderen die Abrechnung
nach der Abfallmenge. In Großwohnanlagen kommt es bei diesem System zum
Einsatz von Müllschleusen, die mit einer Codierung (Identifikationssystem) ausgerichtet
werden.
Der Umweltexperte erwähnt in diesem Kontext das Verwiegesystem, welches eine
gewichtsabhängige Gebühr vorsieht. Des Weiteren nimmt er Bezug auf das „Ohne-
Abfall-Projekt“, welches den Bürgern die Möglichkeit einräumt, keine Abfallgebühr
mehr zu entrichten, wenn er seinen Restmüllanteil auf null zu senken fähig ist (diese
Option ist durch ein gewonnenes Rechtsverfahren erreicht worden). Als dritten Punkt
führt er den Modellversuch einer gemeinsamen Kompostierungstonne in Siedlungs-
Abfallwirt-
•
schaft
Mieter- u.
Vermieterverb.
Unabh. Exper-
•
ten

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
gebieten an, der aber wiederum auch eingestellt worden ist, da keine direkte Verwendung
für den Kompost gegeben war und zudem Klagen aufgrund zunehmenden
Ungeziefers und anderen Verunreinigungen aufkamen.
6.2.1. System in Bremen
In Bremen selbst wird das System zur Erfassung der Leerungshäufigkeit genutzt. Die
Mülltonnen sind codiert. Das Gebührensystem verfügt darüber hinaus über eine
Grundleerungsanzahl. Einem Ein-Personen-Haushalt werden beispielsweise 17 Leerungen/Jahr
zugeteilt, einer Familie hingegen 20 Leerungen. Die Vergütung der Inanspruchnahme
weniger Leerungen ist nicht vorgesehen, eine Nachzahlung bei einer
höheren Anzahl von Leerungen existiert hingegen. Dieses System gilt für den
Gebrauch von Tonnen im Bereich von 60l-240l Gefäßen. Die Gefäßgröße von 30l,
die gleichzeitig das Mindestmaß pro Person darstellt, ist ohne Zeiteinheit existent.
Bis vor einigen Jahren wurden diese Tonnen wöchentlich geleert. Mittlerweile hat
hier eine Reduzierung stattgefunden. Die Biotonne wird den Bürgern nicht in Rechnung
gestellt.
Der politische Entscheidungsträger erwähnt im Kontext der verursachergerechten
Gebührenveranlagung, dass gerade der Bereich der Großwohnanlagen eine besondere
Berücksichtigung erfahren hat. In einigen Großwohnanlagen ist es der Stadt
Bremen gelungen, für eine Verbesserung zu sorgen und somit ein Gebührensystem,
welches sich nah am Verursacher bewegt, zu entwickeln. Da man auf die Einführung
eines gänzlich neuen Systems verzichten und zusätzliche Kosten für technische
Ausstattung einsparen wollte, wurde sich im Bereich der Großwohnanlagen auf die
individuelle Tonne mit Codiersystem geeinigt. Die Abrechnung verläuft spezialisiert.
Die Wohnungsbaugesellschaften übergeben die Daten der entsprechenden Mieter
an die Entsorgungsbetriebe. Diese erhalten im Anschluss eine individuelle Abrechnung,
die von den Wohnungsbaugesellschaften weitergeleitet werden. So stehen
nach wie vor die Wohnungsbaugesellschaften in der Zahlungspflicht, da versucht
wird einen Anstieg der Abrechungspersonen zu vermeiden und somit zusätzlichen
administrativen Aufwand einzusparen. Des Weiteren herrscht in Großwohnanlagen
immer ein bestimmtes Maß an Fluktuation von Mieterschaften, was den Rahmen der
Überschaubarkeit reizen würde.
41

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Die Großwohnanlagenbesitzer selbst stehen aber in der Option, die Mieter auf individuellen
Weg zu belangen.
Bezüglich der Möglichkeiten an Stellplätze für die Tonnen ist ein intensiver Austausch
mit den Großwohnanlagenbesitzern vorausgegangen. In weiten Teilen war
die Möglichkeit der Containerplatzierung jedoch ohne großen Aufwand, durchführbar.
6.3. Politisches Handlungsfeld
6.3.1. Aktuelle Themen und Ziele
Alle Akteure sind sich dahingehend einig, dass die Abfallproblematik in der Öffentlichkeit
keine Themenrelevanz mehr hat. Begründet wird dies aus leicht unterschiedlichen
Perspektiven. Während die politische Ebene eine Nichtpräsenz der Abfallproblematik
mit der Zufriedenheit der Bürger mit der derzeitigen Abfallwirtschaftspolitik
und einer Verlagerung der Themenproblematik auf andere Gebiete, wie Verschmutzung
der Stadt, sowie Straffung des Angebots von Wertstoffsammlung gleichsetzt,
zeigt sich auf der Seite der Abfallwirtschaft ein leicht verschobener, globalerer Blickwinkel.
Während Anfang der 90er Jahre noch Ideen zur Einführung einer ökologischen
Abfallentsorgung präsent waren, so dass sich diese häufig auch im Mittelpunkt
der abfallwirtschaftlicher Diskussionen befanden, ist dieses Feld im Zuge der vergangenen
Jahre einem Wandel unterworfen worden. Die ökologische Komponente
erhält nicht länger primären Charakter, vielmehr wird ökonomischen Aspekten eine
stetig wachsende Rolle zuteil, welche zunehmend die Diskussionsebene beeinflusst.
Die Bedeutung des Umweltschutzes hat zugunsten des Kostenbewusstseins in der
Bevölkerung an Bedeutung eingebüßt. Der Umweltexperte führt in diesem Kontext
die bis vor kurzem in Bremen ernsthaft geführte Diskussion, über eine Ausgliederung
aus dem DSD-System an.
6.3.2. Barrieren und Optionen von rechtlichen und politischen
Rahmenbedingungen
Der Bereichsleiter der Bremer Entsorgungsbetriebe stellt zunächst die Problematik
der Akzeptanz seitens der Bürger dar. Die Kosten haben mit der Zeit eine Höhe er-
42

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
reicht, die die Grenzen der Akzeptanz berühren. Daher können Systemveränderungen
in der Abfallwirtschaft nicht länger über Gebührenerhöhungen erfolgen. Das führt
natürlich zur Hinterfragung der ökologischen Ziele. Zudem würde eine weitere
Ausdifferenzierung der Abfallwirtschaft eine neue Form der Komplexität schaffen.
Viele Menschen, so der Bereichsleiter der BE, sind zu einer komplexen Mülltrennung
aber nicht bereit. Die Gefährdung der Stadthygiene (z.B. gelbe Säcke in den
Straßen) bedeutet eine logische Konsequenz, resultierend aus der Einführung eines
verursachergerechten Gebührensystems. Dies ist vor allem dann von Brisanz, wenn
politische Kräfte der Stadt und ihrer Sauberkeit Priorität einräumen.
Als vorteilhaft würden sich natürlich ökologisch motivierte politische Ziele erweisen,
wie dies bei Bündnis 90/Die Grünen zu beobachten ist. Konservative Parteien, wie
zum Beispiel die CDU verfolgen mit der Maxime: „Wer wenig Müll produziert, der
zahlt auch wenig!“ stärker leistungsorientierte Ziele im Bereich der Abfallwirtschaftspolitik.
Ein weiterer Aspekt, der in diesem Zusammenhang erwähnt wird, bezieht sich auf die
real gegebene Gerechtigkeit bei der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems,
mit welchem diese zwar suggeriert, jedoch nie erreicht wird. Je gerechter
ein System beschaffen ist, desto komplexer ist es auch. Menschen mit einem ökonomisch
schwachen Status würden verhältnismäßig mehr bezahlen, womit der
Versuch einer verursachergerechten Veranlagung schon zum Teil verfehlt wäre.
Bezüglich der rechtlichen Seite erkennt der Bereichsleiter der BE keine Barrieren, da
sich die notwendigen Gesetze in der Regel schaffen lassen.
Von der politischen Seite aus wird der Aspekt der bedachten Änderung ergänzend
hinzugefügt, da eine Änderung des Abfallordnungsgesetzes durchgeplant sein muss.
Dieser Plan sollte zu erkennen geben, welche Gruppen das System nutzen können.
Die Einführung selbst muss ebenso sukzessiv erfolgen, sonst kommt es schnell zu
einer generellen Überforderung und das System droht zu kippen.
Ein Verbesserungsvorschlag hinsichtlich der rechtlichen und politischen Rahmenverbesserung
wurde nur seitens des Umweltexperten vorgelegt. Dieser wies darauf hin,
dass eine Veränderung des Gebührensystems nur durch die Akzeptanz der Bürger
43

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
umsetzen lässt, was durch eine größere Nähe zum Bürger und eine engere Einbeziehung
des Bürgers in die politischen Zielumsetzungen realisiert werden kann.
6.4. Institutionelles und administratives Handlungsfeld
6.4.1. Wichtige Akteure bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems
Von der politischen Seite wird dargelegt, dass ein intensiver Austausch mit den Vermietern
und den Entsorgungsbetrieben erfolgen muss. Bei der Einführung des neuen
Systems in Bremen gab es im Vorfeld viele Gespräche und Diskussionsforen mit allen
Akteursgruppen, so die Senatorin.
Auf der Seite der Bremer Entsorgungsbetriebe werden die Vorgehensweisen zur Zeit
der Einführung des neuen Gebührensystems etwas kritischer beleuchtet. Der Bereichsleiter
gibt an, dass sich auf der systeminternen Ebene Fehler aufzeigen lassen.
Zunächst wird ein struktureller Fehler erwähnt: Bei der Entwicklung des Systems
wurde ausschließlich auf die technische Seite und das damit verbundene Identifikationssystem
geachtet. Die Bürger, die in dem System eine herausragende Rolle beziehen,
wurden gänzlich unberücksichtigt gelassen. Daraus leitet sich ein Appell an
die judikative Seite ab, in dem das Entwerfen eines überschaubaren Systems, und
eine daraus resultierende transparente Abrechung gefordert wird, dass den Menschen
vermittelt und zugleich zugänglich gemacht werden kann.
Zudem wird die Berücksichtigung der ganzen Bandbreite an Akteuren eingefordert,
um eine flächendeckende Akzeptanz zu gewährleisten.
Ein systematischer Fehler zeigt sich auf der zeitlichen Ebene: Die Einführung des
neuen Gebührensystems in Bremen erfolgte in einem Schnellverfahren, was vor allem
durch die Wahltermine bedingt war. Die Entscheidung wurde vollzogen, ohne
den Bürger ernsthaft miteinbezogen zu haben. Veränderungen sollten aber immer in
gemeinsamer Absprache mit den Bürgern erfolgen. Eine parlamentarische Demokratie
stellt sich als unzureichend heraus. Das implementiert ein wesentlich höheres
Maß an Öffentlichkeitsarbeit, da sonst keine Akzeptanz seitens der Bürger zu erwarten
ist.
44

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Der Umweltexperte plädiert in diesem Rahmen für die Heranziehung konkreter Mediationsverfahen,
die eine Verminderung an Kosten und Klagen nach sich ziehen würde.
Des Weiteren erläutert er den derzeitigen Zustand in Bremen hinsichtlich der Beteiligung
verschiedener Akteursgruppen und betont die explizit gute Einbeziehung
der Bürger durch die Bremer Entsorgungsbetriebe. Es finden vermehrt Kundendialoge
statt. Zudem hat sich eine Gruppe von engagierten Bürgerrinnen und Bürgern
bereit erklärt, Kritik, Anmerkungen, Vorstellungen etc. der Bürgerschaft aufzunehmen
und diese an die zuständigen Instanzen weiterzuleiten. Die Bremer Entsorgungsbetriebe
nehmen dabei Rücksicht auf die Belange der Bürger, so der Umweltexperte.
6.4.2. Beteiligung und Konsensbildung bei Entscheidungen im Bereich der
kommunalen Abfallwirtschaft
Die Interessenslagen der Bremer Entsorgungsbetriebe sind grundsätzlich verschieden,
zu denen der politischen Ebene. Die Bremer Entsorgungsbetriebe bemühen
sich, eine Abfallwirtschaft zu entwickeln, die sowohl ökonomisch als auch sauber ist.
Laut dem Bereichsleiter der Entsorgungsbetriebe ist es in diesem Kontext nicht immer
einfach, die politische Ebene von den eigenen Interessen und den damit verbundenen
Zielen zu überzeugen. In der Tendenz zeigt sich häufig der „faule Kompromiss“,
so dass die Vertrauensbasis zwischen politischer und abfallwirtschaftlicher
Ebene nicht als erschöpfend (ausgereift) betrachtet werden kann. Die politische Seite
hingegen gibt an, dass die Umsetzung im Zuständigkeitsbereich der Behörden liegt,
da die Politik den Blick auf das gesamte Geschehen gerichtet. Der Umweltexperte
verweist auf die politische Sphäre, da die Beteiligung (aus Sicht der Bürger) nur über
den politischen Raum und somit über die indirekte Beteiligung erfolgen kann, was
alle 4 Jahre in Form von Wahlen passiert.
Die Stadtbürgerschaft entschließt sich und verabschiedet somit die Vorschläge.
Die Vorbereitung hingegen ist auf der Seite der Politik und der Bremer Entsorgungsbetriebe
anzusiedeln.
In Bezug auf die zusätzlichen Kosten bei der Einführung eines neuen Systems werden
von der politischen Seite durch die Umstrukturierung der Großwohnanlagen zu-
45

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
sätzliche Kosten erwartet. Diese sollen jedoch nicht den Wohnungsbaugesellschaften
auferlegt, sondern durch diese auf die Gebührenpflichtigen umverteilt werden.
Hinsichtlich der zur Verfügung stehenden personellen und finanziellen Ressourcen
konnte von keiner Seite eine informative Aussage getroffen werden.
6.5. Charakteristische Merkmale der Städte
6.5.1. Barrieren und Optionen bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems
Zunächst wird (seitens der Entsorgungsbetriebe) auf die Stadt- bzw. Viertelgröße
Bezug genommen. Der Bereichsleiter stellt heraus, dass mit abnehmender Größe
eines Systems bzw. eines Stadtviertels auch die Anonymität sinkt, was positive Effekte
auf die wesentlichen Faktoren für eine erfolgreiche Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystem erzeugt. Des Weiteren wird auf die Bebauungsstruktur
eingegangen. Je dichter diese beschaffen ist, desto schwieriger sind die Voraussetzungen,
um eine gebührengerechte Veranlagung bzw. die dafür notwendigen Gerätschaften
einzuführen, wie zum Beispiel genügend Stellplatz für Individualgefäße.
Hinsichtlich des Denkmalschutzes zeigen sich keine gravierenden Problemfelder.
In Bezug auf die Form des Wohnens (Eigentum, Miete) herrscht der Konsens vor,
dass Eigentum immer ein Vorteil gegenüber Mietverhältnissen bezüglich der Einführung
eines verursachergerechten Gebührensystems darstellt. In der Vergangenheit
ist die Einführung um so leichter vollzogen worden, je mehr Eigentumsverhältnisse
gegeben waren. Daher ist ein guter Kontakt zu den Wohnungsbaugesellschaften eine
notwendige Voraussetzung, um auch in diesen Gebieten Veränderungen vornehmen
zu können. Hinsichtlich der Infrastruktur der Abfallwirtschaft haben sich zum
Beispiel die Wohnungsbaugesellschaften Lösungswege überlegt, wie die Schaffung
neuer Standplätze für Müllbehälter. Der Bereichsleiter der BE erwähnt als weiteren
wichtigen Aspekt den Komfort. Je mehr Wege der bequemen Entsorgung bereitgestellt
werden, desto größer fällt der Effekt der Müllreduzierung aus.
46

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Die Bevölkerungs- und Gebäudedichte wird mit wachsendem Ausmaß als zunehmend
schwieriger erachtet, wobei vor allem die Konsequenzen der Trennungsqualität
und –quantität bedacht werden.
Ein anderer kritischer Punkt ist durch die enge Bebauung gegeben, die mitunter das
Durchkommen für die Müllfahrzeuge nahezu unmöglich macht.
Zudem wird auf die Beschaffenheit der Mülltonnen eingegangen. In Bremen ist die
kleinste Gefäßgröße nicht mit Rollen versehen, was bisweilen dazu führt, dass sich
Bürger, die in engeren Wohnverhältnissen leben und häufig einen längeren Weg zum
Abholstandort zurücklegen, sich für ein größeres Gefäß mit Rollen entscheiden,
wenngleich sie dessen Kapazität nicht ausschöpfen
6.6. Historische Faktoren und kulturelle Erfahrungen
1993 ist in Bremen die codierte Abfalltonne eingeführt worden, 1998 die haushaltsbezogene
Abrechnung. Mit der Einführung der Gebühr wurde die 35l Tonne abgeschafft,
was zunächst zu Klagen in der Bevölkerung führte, da die Tonne von vielen
genutzt und favorisiert wurde. Es benötigte daher einige Zeit, bis eine (vollständige)
Akzeptanz in der Bevölkerung hinsichtlich des neuen Systems gegeben war. Der
Umweltexperte weist darauf hin, dass mit einer Veränderung im Gebührenbereich
immer auch Beschwerden einhergehen; auch wenn die Abfallentsorgung im Vergleich
zu anderen Dienstleistungen sehr kostengünstig ist, entstehen in der Bevölkerung
gerade hier Widerstände, wenn Erhöhungen der Gebühr vollzogen werden.
Dies lässt sich auf schlechte bzw. unzureichende Öffentlichkeitsarbeit zu der Einführung
der neuen Abfallgebühr und der Verwendung dieser zurückführen.
Die Gebühr selbst errechnet sich aus der Häufigkeit der Leerungen und dem Gefäßvolumen.
In diesem Zusammenhang stößt man auf eine Reihe von Problemfeldern. Es hat sich
gezeigt, dass Bürger jede Kapazität der Restmülltonne ausschöpfen. Ein Überschreiten
der Grenzen wird jedoch durch fragwürdige Maßnahmen, wie durch Stopfen des
Restmülls in der Tonne (halb offene Tonnen) hohe Störstoffquoten in anderen Müllarten
(gelber Sack) sowie durch Schwarzentsorgung, wenngleich kein signifikanter Zu-
47

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
sammenhang zwischen dem neuen Gebührensystem und der Zunahme der
Schwarzentsorgung existiert, unterbunden.
Aus diesen negativen Erfahrungen heraus wird versucht, Lehren für die Zukunft zu
ziehen. Gerade um den hohen Störstoffquoten entgegenzuwirken wurden in Bremen
die sogenannten „Müllsheriffs“ eingeführt. Hinter dieser Bezeichnung verbergen sich
Bürger, die gelbe Säcke auf Störstoffquoten hin untersuchen. In Siedlungen ist der
Hauswart dazu bestimmt, die Mieter zu motivieren, DSD-Produkte über den gelben
Sack zu entsorgen bzw. für den jeweiligen Abfall den korrekten Entsorgungsweg zu
wählen. Viele Bürger, so der Bereichsleiter der BE erachten es zudem als eine
„sportliche“ Variante, dem Staat zusätzliche Kosten zu verursachen. Dabei geht es
den Bürgern häufig nicht um das Einsparen an Kosten, sondern vielmehr um das
Prinzip, da der weit verbreitete Konsens vorherrscht, dass die Kommunen enorme
Summen von dem einzelnen Bürger verlangen.
Der Bereichsleiter der BE wirft in diesem Kontext die Frage auf, wie die Stadt adäquat
reagieren kann. Zum einen besteht die Möglichkeit, die öffentlichen Müllcontai-
ner häufiger zu leeren, zum anderen kann ein Überlaufen von öffentlichen Müllcontainer
durch seltene Leerungen herbeigeführt werden, die eine Entsorgung des privaten
Mülls im öffentlichen Raum hemmen.
Der Bereichsleiter der BE spricht sich ganz klar für die erste Variante aus, in dem er
betont, dass durch eine Verdoppelung des Gefäßvolumens im öffentlichen Raum die
Überfüllungen nachlassen würden. Zudem kostet eine doppelte Menge an Restmüll
nicht doppelt soviel in der Entsorgung. Unter dem Aspekt der Stadtsauberkeit ist das
ein wesentliches Faktum.
Auf die Frage nach der Bedeutung von Komfort in einem verursachergerechten Gebührensystem
zeigt sich bei den Befragten ein sehr einstimmiges Bild: Komfort spielt
eine wichtige Rolle für die Umsetzung und dem damit verbundenen Gelingen des
Systems. Komfortable Trennsysteme zeigen eine höhere Müllreduzierungsquote auf.
Dies liegt darin begründet, dass Menschen erst mit einem gewissen Grad an Komfort
bereit sind, ein bestimmtes Maß an Kosten zu tragen. Des Weiteren übt Komfort gerade
auf ältere Menschen einen wichtigen Einfluss auf. In Bremen existiert ein spe-
48

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
zieller Service für ältere Menschen, deren Tonne zum Entleeren direkt aus der Wohnung
geholt wird.
Dennoch gibt es Stadtgebiete, in denen der Komfort kein besseres Trennverhalten
bei den Bürgern bewirkt, da die Bürger der Mülltrennung keinen besonderen Stellenwert
beimessen. Dies schlägt sich auch in Hinblick auf andere Bereiche, wie dem
Wasser und Energiesparbereich, nieder.
6.7. Soziale und sozioökonomische Faktoren
6.7.1. Der Einfluss sozialer Normen und Strukturen und sozioökonomischer
Verhältnisse auf das individuelle Abfallverwertungs- und
Entsorgungsverhalten
Der Bereichsleiter der BE stellt die Bebauungsstruktur und den Bildungsstand als
bedeutende Indikatoren für das individuelle Abfallverwertungs- und Entsorgungsverhalten
dar. Weitere Gründe für die Differenzen im Abfallverhalten sind über unterschiedliche
kulturelle Hintergründe, problematische Wohnbezirke (Stadtteile) und der
Einkommenssituation ableitbar. Im Kontext der ökonomischen Situation zeigt sich ein
linearer Zusammenhang zwischen dem Einkommen und dem Müllverhalten. Dies
wird durch den Umweltexperten näher erläutert. Menschen mit einem geringen Einkommen
kaufen vermehrt billige, abfallintensive Produkte, so dass sich in den Haushalten
ein relativ hoher Restmüllanteil bei geringem Einkommen beobachten lässt.
Die politische Seite rückt den Restmüll selbst weniger stark in den Vordergrund, als
vielmehr die Wertstoffe und deren Störstoffquoten. Häufig finden sich in sozial
schwachen Strukturen verstärkte Verschmutzungsraten bedingt durch Versuche von
Einsparungen und Anonymität vor.
Durch die Reduzierung der Leerungshäufigkeit auf alle 14 Tage zeigt sich zudem ein
Anstieg der Schwarzentsorgung, die sich jedoch nicht auf bestimmte Gruppen beziehen
lässt, sondern ein generelles Problemfeld darstellt.
Die Einführung des neuen, (verursachergerechten) Gebührensystems ist in der Bevölkerung
dennoch weitgehend auf positive Resonanz gestoßen.
49

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Bei der Einführung eines neuen Systems sind vor allem die sozialen Hintergründe zu
berücksichtigen, um Gerechtigkeit im System garantieren zu können.
Die Entsorgungsbetriebe werfen in diesem Zusammenhang die Frage auf, inwiefern
die Struktur oder der Bürger selbst einen größeren Einfluss auf das Gebiet der Akzeptanz
ausüben, was nach Ansichten dieser die Struktur, bzw. die Wohnsituation
ist, da gerade die Wohnsiedlungen einen schwierigen Punkt in der Abfallwirtschaft
darstellen.
6.8. Abfallwirtschaft und Sammelsysteme
6.8.1. Ähnlichkeiten zwischen dem derzeitigem System und einem
verursachergerechten Gebührensystem
Der Umweltexperte und der politische Entscheidungsträger sehen eine Reihe von
Parallelen zwischen dem eigenen System und einem verursachergerechten Gebührensystem.
Der Umweltexperte argumentiert vorwiegend über die Zufriedenheit der
Bürger, die bei einem ungerechten System nicht gegeben wäre. Der Bereichsleiter
legt eine differenzierte Perspektive dar: Ein verursachergerechtes Gebührensystem
ist demnach nicht existent, da ein verursachergerechtes Gebührensystem auch immer
das Angebot an Restmüllvolumen bedingt. Die Verwaltungsarbeit würde ansteigen,
ohne wirklich ökologisch bessere Vorteile erzielen zu können. Laut der Bremer
Entsorgungsbetriebe sollte dem Restmüll wieder ein höherer Stellenwert beigemessen
werden.
Ein Anstieg der Recyclingmengen zugunsten des Restabfalls ist daher aus der Sicht
des Bereichsleiters der BE als problematisch zu betrachten, da der Restmüll in der
Wahrnehmung der Bürger viel zu kostenintensiv ist. Es ist den Bürgern nur sehr begrenzt
vermittelbar, dass die übrigen Müllarten ebenfalls Kosten verursachen.
Auf die Frage, inwiefern sich die Mülltrennung in die tägliche Routine integrieren
lässt, zeigt sich ein einstimmiges Bild unter den Befragten. Nach Ansicht aller lässt
sich die Mülltrennung durchaus in die tägliche Routine integrieren, was sich auch an
der Nutzung von aufgestellten Containern in Supermärkten erkennen lässt.
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PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Auf die Frage, ob die Zuordnung einer individuell erzeugten Müllmenge notwendig
ist, um eine verursachergerechte Gebührenbemessung realisieren zu können, beschreibt
der Bereichsleiter ein Projektversuch auf dem Gebiet von Großsiedlungen:
Über mehrere Jahre ist in Bremen der Versuch unternommen worden Groß- und
Kleingefäße in den Großsiedlungen einzuführen. Insgesamt ließ sich eine Entwicklung
von misslichen Zuständen beobachten. Darauf wurde mit einer Gegenmaßnahme,
einem langsamen Zurückgreifen auf große Container reagiert.
Eines der derzeitigen Hauptprobleme stellt noch die Art der Abrechnung nach Quadratmeterzahl
dar. Das birgt die Konsequenz in sich, dass eine einzelne Person auf
100m² genauso viel an Abfallgebühren zu leisten hat, wie ein Vier-Personen-
Haushalt auf 100m². In Bremen gibt es in diesem Kontext einen Modellversuch, in
dem jedem Wohnblock ein 1,1 Container festzugeordnet wird. Die Gebühren werden
entsprechend den Wohneinheiten durch die Großwohnanlagenbesitzer (auf die Solidargemeinschaften/pro
Wohnblock) umgerechnet.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass verursachergerechte Gebührensysteme von
Einfamilien- und Reihenhäuser bevorzugt werden und auch umsetzbar sind, dies gilt
jedoch nicht für den Bereich der Hochhäuser.
Der Umweltexperte fügt hinsichtlich der Notwendigkeit der Zuordnung einer individuell
erzeugten Abfallmenge noch eine weitere Perspektive an. Mit der Realisierung
dieser Überlegung würde ein enormer Aufwand entstehen, der in keinem Verhältnis
zu den erzielten Ergebnissen steht. Eine Mischung aus individueller und solidarischer
Trennung bereitet dagegen keinen so umfangreichen Aufwand und erzielt wahrscheinlich
ähnliche Ergebnisse.
6.9. Müllmenge, Kosten, Finanzierung
Die Problematik der Restmüllreduzierung besteht nach Ansicht der Entsorgungsbetriebe
darin, dass der Restmüll die Funktion des Kostenträgers für den gesamten
Müll inne hat, dessen Entsorgung bei schrumpfenden Restmüllanteilen nur noch
schwer finanzierbar ist. Auf die übrigen Entsorgungssysteme lassen sich keine Gebühren
erheben, da in der Konsequenz alle Müllarten mit einer Einzelgebühr versehen
und somit gebührenpflichtig würden (SACKGASSE).
51

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
6.9.1. Kenntnis der Bürger bezüglich der Gebührenzusammensetzung
Alle Interviewten geben an, dass viele Bürger keine Kenntnis über die Gebührenhöhe,
bzw. über deren Zusammensetzung besitzen. Dies steht in einem engen Zusammenhang
mit dem jeweiligen Grad der Aufklärung. Der Bereichsleiter führt diesbezüglich
Ergebnisse einer Umfrage von einer Firma aus München an, in der es um
die Kenntnis der Bürger hinsichtlich ihrer Abfallgebührhöhe ging. 80 Prozent aller
Befragten gaben demnach an, dass sie ihre Gebühr als zu hoch erachten, gleichzeitig
gaben aber auch 80 Prozent an, dass sie keine Kenntnis über die Höhe ihrer Gebühr
besitzen.
Des Weiteren hat die Vergangenheit gezeigt, dass sich bestimmte, in den Köpfen der
Menschen existierende Bilder nicht ausradieren lassen. Das bedeutet, dass ständige
Aufklärungsarbeit gewährleistet werden muss. In Bremen findet daher jährlich die
„Tour de Müll“ statt. Diese offeriert den Bürgern die Möglichkeit den Entsorgungsweg
ihres Abfalls mitzuverfolgen, sowie den technischen Aufwand, der sich dahinter der
Entsorgung verbirgt, zu erfassen. Ziel ist es unter anderem, mehr Verständnis für die
Gebührenhöhe seitens der Bürgerschaft zu erlangen. Die politische Seite hebt in der
Fragestellung, inwiefern die individuell erzeugte Abfallmenge der Bemessungsstab
sein sollte, die ausschließlich auf Restmüll festgelegte Gebühr hervor. Auf diese
Weise lassen sich Rechtsstreitigkeiten beilegen, da stets die Option zu einer eindeutigen
Zuordnung besteht.
In Bezug auf die Berücksichtigung der Einkommenssituation in einem verursachergerechten
Gebührensystem herrschen bei den Interviewten sehr unterschiedliche
Standpunkte vor. Sowohl die Seite der Abfallwirtschaft als auch die politische Seite
sprechen sich direkt gegen eine Berücksichtigung der Einkommenssituation in einem
verursachergerechten Gebührensystem aus. Der politische Entscheidungsträger gibt
an, dass es sich hierbei um eine schwer zu beantwortende Frage im Gebührenrecht
handelt. Aus rein praktischen Gründen wird es vorgezogen, sich gegen die Berücksichtigung
auszusprechen, denn der Aufwand würde sich als sehr hoch herausstellen.
Zudem wird in anderen Bereichen eine Berücksichtigung der Einkommenssituation
vollzogen, wie zum Beispiel im Gebührenbereich für den Kindergarten. Darüber
hinaus muss solch eine Berücksichtigung erst landesrechtlich genehmigt werden.
52

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Der Umweltexperte äußert sich zwar ebenfalls skeptisch was die Integration des Einkommenssituation
in die Gebührenrechung anbelangt, versucht aber ein Modell zu
konstruieren, in dem die Möglichkeit Beachtung findet. Der Befragte geht von einem
3-Stufen-Modell aus: Auf der ersten Stufe befinden sich Haushalte (4Pers.) mit einem
monatlichen Einkommen unter 3500DM, auf einer zweiten Stufe sind all diejenigen
Haushalte angesiedelt, die zwischen 3500 und 4500 DM verdienen und auf einer
dritten Stufe schließlich befinden sich alle Haushalte, die über ein Einkommen von
mehr als 4500 DM verfügen. Alle Haushalte der ersten Stufe bezahlen 12 DM pro
Abholung, die der zweiten 15DM und die dritte Stufe zahlt 18DM pro Abholung. Es
wird jedoch offeriert, über die Zahl der Abholungen selbst zu bestimmen, bzw. die
Anzahl der Pflichtabholungen wird heruntergestuft. Haushalte mit einem hohen Einkommen
produzieren in der Regel einen geringeren Restmüllanteil und können somit
auf diesem Weg das Mehr an Gebühren in Bezug auf einkommensschwächere
Haushalte wieder ausgleichen. Dies, so der Umweltexperte ist sicherlich ein Versuch
zu einem sozial gerechteren Gebührenmodell, dass sich aber bedingt durch die derzeitige
politische Debatte nur schwer realisieren lassen würde; zudem würde die Akzeptanz
in weiten Teilen der Bevölkerung wahrscheinlich sehr gering ausfallen.
6.10. Einstellungen in Bezug auf PAYT
Der Umweltexperte erwähnt in diesem Rahmen die Aufklärungsarbeit, der hinsichtlich
der Akzeptanz und somit einer positiven Einstellung bezüglich PAYT eine bedeutende
Rolle zuteil wird. Anfängliche Versuche in Bremen, wie die jährliche Aktion
„Tour de Müll“ sollten intensiviert und erweitert werden.
Die politische Seite stellt vor allem den guten Kontakt zu den Großwohnanlagenbesitzern
in den Vordergrund. Es verlangt häufig sehr viele Gespräche und Überzeugungsarbeit,
die Großwohnanlagenbesitzer für ein verursacherfreundlicheren Gebührensystem
zu gewinnen. Daher ist ein fortdauernder Kontakt von enormer Wichtigkeit.
Positive Einstellungen lassen sich des Weiteren durch ein gewisses Maß an Komfort
erzielen. Dabei ist die Verfügbarkeit von Zeit nicht entscheidend. Viel ausschlaggebender
ist ausreichender Platz vor der Haustür, so dass alle notwendigen Container
53

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
aufgestellt werden können. In der Folge zeigen sich große Recyclingmengen, aber
auch hohe Kosten resultierend aus der Schrumpfung des Restmüllanteils.
Der Bereichsleiter der BE betont insbesondere die Schaffung eines Systems, dass
möglichst einfach gestaltet ist. Dies sollte sowohl auf der Entsorgerseite als auch auf
der kostendeckenden Seite realisierbar sein. Ein einfaches Abrechnungssystem,
welches sich aus einer schlichten Einheitsgebühr, wenigen Tonnen und leicht handhabbaren
Getrennt- und Sammelsystemen zusammensetzt.
Der Umweltexperte verweist am Ende nochmals auf das von ihm ad hoc entwickelte
Gebührenmodell unter Berücksichtigung der Einkommenssituation. Seiner Ansicht
nach handelt es sich um einen guten Ansatz, der sich mitunter noch weiter ausdifferenzieren
lässt.
6.11. Fazit aus den Interviews in Bremen
Die unterschiedlichen Akteure in Bremen geben hinsichtlich der Einführung eines
verursachergerechten Gebührensystems stellenweise sehr auseinanderdriftende
Meinungen, Ansichten an.
Wichtig erscheint im Rahmen der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystem
eine besondere Berücksichtigung der Großwohnanlagen. In Bremen konnte
eine Verbesserung in diesem Bereich erzielt werden. Es wurde ein System entwickelt,
welches sich nah am Verursacher bewegt. Da auf die Einführung eines komplett
neuen Systems verzichtet werden sollte und man zusätzliche Kosten für technische
Ausstattung einsparen wollte, wurde sich im Bereich der Großwohnanlagen für
die individuelle Tonne mit Codiersystem entschieden.
In Bremen hat sich die individuelle Tonne mit Codiersystem als die geeigneteste Variante
in diesem Bereich erwiesen. Um solche Verbesserungen realisieren zu können,
muss ein intensiver Austausch bezüglich der Platzgestaltung, etc. mit den
Großwohnanlagenbesitzern vorausgegangen sein.
Das politische Handlungsfeld stellt für die Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems keine optimale Basis dar. Die Abfallproblematik in der derzeitigen
politischen Diskussion erzielt keine Relevanz mehr. Es ist in der Vergangenheit ein
54

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Wandel vollzogen worden. Die ökologische Komponente erhält nicht länger primären
Charakter, vielmehr wird ökonomischen Aspekten eine relevante Rolle zuteil. Die
Bedeutung des Umweltschutzes hat zugunsten des Kostenbewusstseins der Bevölkerung
eingebüßt. Das führt in der Konsequenz zu einer Ablehnung eines verursachergerechten
Gebührensystems, bzw. erst gar kein Befassen mit der Thematik in
politischen Diskursen.
In Bremen haben die Kosten für den Abfall eine Höhe erreicht, die in der Bevölkerung
die Grenzen der Akzeptanz berühren. Das bedeutet, dass sich Veränderungen
nicht länger über Gebührenerhöhungen herbeiführen lassen. Zudem würde durch die
Gerechtigkeit eine neue Form der Komplexität und ausdifferenzierten Abfalltrennung
entstehen, zu der viele Bürger nicht bereit wären.
Auf der anderen Seite haben die meisten Bürger wenig Kenntnis über die Höhe und
Zusammensetzung ihrer Abfallgebühr. Daher ist bei einer Veränderung des Systems
eine ständige Aufklärungsarbeit am Bürger zu leisten, um für das System ausreichend
Akzeptanz zu schaffen und zu garantieren. In Bremen wurde hierzu die jährlich
stattfindende Aktion „Tour de Müll“ ins Leben gerufen
Bei der Einführung des Systems selbst muss eine möglichst umfassende Berücksichtigung
aller Akteure stattfinden. Vor allem sollte im Vorfeld eine ernsthafte Miteinbeziehung
des Bürgers erfolgen, was auch ein höheres Maß an Öffentlichkeitsarbeit
implementiert. Die Einführung selbst muss sukzessiv erfolgen.
Gerade auch die charakteristischen Merkmale von Städten nehmen einen besonderen
Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg eines verursachergerechten Gebührensystems.
Mit abnehmender Größe eines Systems bzw. eines Stadtviertels sinkt auch
die Anonymität, was positive Effekte auf die wesentlichen Faktoren für eine erfolgreiche
Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems erzeugt. Ein anderer
Faktor, der einen Einfluss ausübt, liegt in der Gebäude- und Bevölkerungsdichte begründet.
Je größer die Dichte, desto schwerer fällt die Umsetzung des Systems.
Mietverhältnisse stellen zudem immer eine schwierigere Ausgangslage für die Einführung
dar, als dies bei Eigentumsverhältnissen der Fall ist. Dies untermauert wiederum
die Dringlichkeit eines guten Kontaktes zu den Großwohnanlagenbesitzern,
55

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
so dass gemeinsame Überlegungen und die Suche nach Lösungen bezüglich Standplätze
der Müllbehälter etc. angestrebt und umgesetzt werden können.
Der Komfort des Systems selbst stellt einen weiteren wichtigen Faktor hinsichtlich
der Zufriedenheit und Akzeptanz der Bürger dar. Je mehr Wege der bequemen Entsorgung
bereitgestellt werden, desto größer fällt auch der Effekt der Müllreduzierung
aus. Dabei geht es weniger um die Verfügbarkeit von Zeit, als um ausreichenden
Platz für die Aufstellung der unterschiedlichen Gefäße.
Gerade ältere Menschen sind bereit den Müll zu trennen, können aber diese Bereitschaft
aufgrund der gegebenen Umstände des Systems oftmals nicht umsetzen. In
Bremen existiert daher ein spezieller Service für ältere Menschen, deren Tonne zum
Entleeren direkt aus der Wohnung geholt wird.
Ferner ist es entscheidend, die Überschaubarkeit gerade in der Komplexität des Systems
zu gewährleisten. Das Abrechnungssystem sollte eine sehr einfache und nachvollziehbare
Form besitzen.
Dennoch bleibt zu bedenken, dass es Gruppen in der Bevölkerung gibt, die sich auch
durch ein Mehr an Komfort nicht zu einem besseren Trennverhalten animieren lassen.
Die Akzeptanz der Bevölkerung insgesamt in bezug auf die Erhöhung von Abfallgebühren
ist nicht sehr groß, obgleich die Abfallentsorgung im Vergleich zu anderen
Dienstleistungen sehr kostengünstig ist. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass
Abfall zum einen negativ besetzt und zum anderen aus den öffentlichen Debatten
verschwunden ist. Daher ist eine dauerhafte und nachhaltige Öffentlichkeitsarbeit bei
der Einführung eines neuen Gebührensystems unumgänglich.
Ein anderes Problemfeld offenbart sich durch das Verhalten der Bürger bei einem
Überschreiten der Kapazität ihrer Restmülltonne. Dies wird durch unterschiedliche
Maßnahmen zu unterbinden versucht: Es kommt es zu einem häufigen Stopfen der
Tonnen (halb offene Deckel), zu höheren Störstoffanteilen in den anderen Entsorgungswegen
(vermehrt im DSD-System) und einem Anstieg der Schwarzentsorgung.
In Großwohnanlagen ist daher der Hauswart häufig dazu bestimmt, die Mieter zu einer
sauberen Trennung zu motivieren. Des Weiteren existieren sog. Müllsheriffs. Das
56

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
sind Bürger, die gelbe Säcke hinsichtlich ihrer Störstoffanteile überprüfen und gegebenenfalls
gegen den Verursacher Sanktionen verhängen.
Um einer Schwarzentsorgung im öffentlichen Raum und der damit verbundenen
Stadtverschmutzung entgegenzuwirken sollten häufigere Leerungen, bzw. eine Vergrößerung
des Gefäßvolumens der öffentlichen Müllcontainer erfolgen; denn durch
eine Verdoppelung des Gefäßvolumens im öffentlichen Raum würden die Überfüllungen
nachlassen, zudem kostet eine doppelte Menge an Restmüll nicht doppelt
soviel in der Entsorgung.
Als bedeutende Indikatoren für das individuelle Abfallverwertungs- und Entsorgungsverhalten
zeigen sich die Bebauungsstruktur und der Bildungsstand. Weitere Gründe
für die Differenzen im Abfallverhalten sind über unterschiedliche kulturelle Hintergründe,
problematische Wohnbezirke (Stadtteile), der daraus resultierenden Anonymität
und der Einkommenssituation ableitbar.
Trotzdem ist durch eine Reihe von Maßnahmen in weiten Teilen der Bevölkerung
eine Integration der Mülltrennung in die tägliche Routine zu erreichen.
Die Zuordnung einer individuell erzeugten Müllmenge ist zum einen nicht zu 100
Prozent umsetzbar und erfordert zum anderen einen sehr hohen technischen und
finanziellen Aufwand, der in keinem Verhältnis zu den erreichbaren Ergebnissen
steht. Zudem bereitet eine Mischung aus individueller und solidarischer Trennung
keinen so umfangreichen Aufwand und erzielt analoge Ergebnisse.
Ein anderer problematischer Faktor hinsichtlich der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems ergibt sich aus einem Anstieg der Recyclingmengen zugunsten
des Restabfalls. Der Restmüll besitzt die Funktion des Kostenträgers für den
gesamten Müll, dessen Entsorgung bei schrumpfenden Restmüllanteilen nur noch
schwer zu gewährleisten ist. Auf die übrigen Entsorgungssysteme lassen sich aber
keine Gebühren erheben, da sich sonst eine „Sackgassensituation“ geschaffen würde.
Daher wird dafür plädiert, dem Restmüll wieder einen höheren Stellenwert beimessen.
Insgesamt tendieren die befragten Akteure gegen die Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems.
57

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
7. Ergebnisse der Interviewrunde in Frankfurt a.O.
7.1. Einleitung
Die Stadt Frankfurt a.O. befindet sich seit einiger Zeit (Pilotprojekt (1998); Einführung
des Systems (2000)) in dem Versuch eine flächendeckende verbraucherorientierte
Gebührenveranlagung umzusetzen.
In diesem Prozess, der für die Stadt sowohl neue Chancen als auch eine Reihe von
Barrieren beinhaltet, konnten eine Reihe von Interviews geführt werden.
Die Akteure aus dem Frankfurter Stadthaus wurden in einem gemeinsamen Interview
befragt, so dass keine zusätzliche Differenzierung vorgenommen bzw. eine Zuordnung
der einzelnen Aussagen auf einen der spezifischen Akteure nicht mehr möglich
ist. Aus Tabelle 6 und 7 können die Aufgaben einzelnen Akteure der Stadtverwaltung
und Stadtplanung sowie der übrigen interviewten Akteure entnommen werden.
58

Tabelle 6: Interviews in Frankfurt an der Oder
Stakeholder /
Actor
Unabhängiger
Experte
Stadtplanung u.
-verwaltung
Politischer Ent-
scheidungsträ-
ger
Vermieter- und
Mieterverbände
Department Date of the
interview
STADTHAUS
• Amt für Umwelt und
Naturschutz und
Lokale-Agenda 21-
Experte
• Tiefbauamt
• Amt für Finanz-
dienstleistungen,
Steuerabteilung
PDS- Fraktion (Regie-
rung)
Wohnungsbaugenos-
senschaft Frankfurt
a.O.
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
59
Montag
13.08.2001
Montag
13.08.2001
Montag
13.08.2001
Mode of
the interview
Face-to-
face
Face-to-
face
Face-to-
face
Duration
of the interview
90 min
60 min
75 min

Tabelle 7: Akteursgruppen
Akteure
Stakeholder groups – Interviews in Frankfurt a.O.
Amt für Umwelt und Naturschutz
und Lokale-Agenda 21-Experte
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Entschei-
60
dungs-träger
ungsträger
Stadtplanung
Tiefbauamt, Stadthaus •
Amt für Finanzdienstleitungen,
Steuerabtl.
Wohnungsbaugesellschaften
(WohnBau)
PDS-Fraktion (Regierung) •
u.-verwaltung
Abfallwirt-
schaft
Mieter- u.
Vermieterverb
Unabhängige
• •
7.2. Verursachergerechte Gebührensysteme und die Art des ge-
nutzten Systems
1998 führte man in Frankfurt a.O. ein viermonatiges Pilotprojekt zur verursachergerechteren
Abfallgebührenveranlagung durch. Nach der Auswertung erfolgte der politische
Entscheid für eine dauerhafte Einrichtung eines solchen Systems. Die Beschlussfassung
selbst erfolgte im März 1999, bis Ende 1999 wurden die weiteren
technischen Voraussetzungen für das System geschaffen, wie die Verbesserung der
EDV, Überholung der Fahrzeuge, etc. Die Einführung selbst passierte am
01.01.2000. Neben der Gewichtsgebühr (Restmüll 0,29DM, Biomüll 0,17DM) existiert
eine Grundgebühr für die verschiedenen Abfallgefäßgrößen, sowie eine Leerungsgebühr
pro Tonne und Leerung. Zudem besteht ein Mindestmaß von 12 Leerungen
im Jahr. Bei der Entsorgung des Biomülls wird lediglich das Gewicht berechnet. Das
•
•
Akteure

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Verhältnis zwischen den fixen und den variablen Gebühren beträgt etwa 60:40. Fast
alle Müllplätze sind eingehaust.
Im Geschosswohnungsbau wird die Abfallgebühr immer noch über die Umlegung der
Gebühren auf die Mieter per Quadratmeterzahl der Wohnfläche erhoben. Daraus
resultieren auch die differenzierten Ansichten hinsichtlich der Parallelen zwischen
dem derzeitigen System in Frankfurt a.O. und einem verursachergerechten Gebührensystem.
Während die Stadtverwaltung das Gebührensystem in weiten Teilen als
verursachergerechtes System bewertet, wird dies von der Seite der Wohnungsbaugesellschaften
bestritten. Diese sehen eine Benachteiligung der in Plattenbauten lebenden
Menschen, die ihre Abfallgebühr immer noch nach Wohnflächengröße und
damit nach Umlageverfahren entrichten.
7.3. Politisches Handlungsfeld
7.3.1. Aktuelle Themen und Ziele
Ausgangslage für das neue System war der Druck auf den kommunalen Haushalt.
Ziel war es, eine Abfallgebühr einzuführen, bei dem der Verursacher für Leistungen,
die von ihm in Anspruch genommen werden, Gebühren entrichtet. Des Weiteren sollte
durch das System eine gegenseitige Erziehung zur Abfallvermeidung und
Abfalltrennung erfolgen. Hierfür wurden eingehauste Tonnenstandorte und klare Zuordnungen
erforderlich. Letztlich wurde mit der Einführung des Systems natürlich das
Ziel verfolgt, bei gleichzeitiger Kostendeckung die Restmüllanteile zu dezimieren. Die
politische Seite betont dabei die Vorgehensweise im Einklang mit der Wählerschaft.
Die Stadtverwaltung und Stadtplanung nehmen bezüglich des Aspektes der Mülltrennung
innerhalb des Systems eine kritische Haltung ein. Langfristig, so wird argumentiert,
wird sich ein gegenläufiger Trend entwickeln, an dessen Ende die Entsorgung
des Mülls in nur eine Tonne stehen wird. Die separate Entsorgung von Papier
und Glas wird dabei aufrechterhalten werden. Diese Ansicht nährt sich aus dem
Grund, dass ab dem Jahr 2005 keine offene Kompostierung laut dem neuem Bundesimmissionsschutzgesetz
sowie keine Deponierung laut neuer TA Abfall mehr erlaubt
sein werden. Damit würden die Kosten für Kompostierung und Entsorgung ex-
61

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
tremst in die Höhe schnellen. Die DSD-Fraktion ist zudem ohnehin schon durch die
hohe Störstoffquote belastet, so dass der finanzielle Nutzen eingeschränkt ist. Insgesamt
erscheint das ganze System stark umstritten.
Die Seite der Wohnungsgenossenschaften nimmt nochmals eine differenzierte und
gegenüber der bisherigen Vorgehensweisen hinsichtlich der Einführung des Systems
sehr kritische Haltung ein. Es wurde nach Ansicht der Wohnungsbaugesellschaften
zu wenig Informations- und Aufklärungsarbeit geleistet. Die Bürger haben auf diese
Weise kein wirkliches Verständnis für die Funktionsweise und die Zusammenhänge
und den Sinn des Systems entfalten können.
Ferner ist die Lösung der Müllschleuse von Seiten der Stadt nicht gewollt gewesen.
Die Stadt hat sich vielmehr von dem Entsorger zu der Einführung des jetzigen System
drängen lassen, aus Angst bei einer Ablehnung den langjährigen Entsorgungsvertrag
zu gefährden. Als der Stadt wirkliche Informationen über das Systems vorlagen,
waren die Entscheidungen bereits getroffen.
Die Umsetzung einer zweiten Realisierungsstufe hin zu einer wirklich verursachergerechten
Abrechung wird ignoriert, obwohl es politisch befürwortet wird. Der zusätzliche
Aufwand und die enormen Kosten würden nicht gebilligt.
7.4. Institutionelles und administratives Handlungsfeld
In Frankfurt a.O. existiert kein Amt für Abfallwirtschaft. Stellvertretend dafür ist das
Amt für Umwelt und Naturschutz für die Abfallsatzung und das Abfallwirtschaftskonzept
zuständig, das Tiefbauamt für die Abfallgebührensatzung sowie Technik und
Organisation und das Amt für Finanzdienstleistungen für die Abrechnungen.
Die Idee zu einer verursachergerechten Gebührenveranlagung wurde laut der politischen
Perspektive auf administrativer und politischer Ebene entwickelt. Da die Stadt
eine entsorgungspflichtige Körperschaft darstellt, bestand hier sowohl Kosten- als
auch Handlungsdruck aufgrund der gestiegenen Kosten im Bereich der Abfallentsorgung.
Die finanziellen Belastungen sollten auf die Nutzer umgelegt werden.
62

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Gründe gegen die Einführung eines wirklich verursachergerechten Systems waren
insbesondere durch die hohen Investitionskosten bedingt. Des Weiteren sollte eine
Überforderung der Wohnungsunternehmen bei der Umstellung vermieden werden.
Das sich nun im Einsatz befindliche System wird als eine erste Umsetzungsstufe zur
Verwirklichung eines haushaltsscharfen Systems gesehen. Im Konsens mit den
Wohnungsbaugesellschaften wurde von der Realisierung einer zweiten Stufe vorerst
Abstand genommen. Im Laufe der Zeit soll die zweite Umsetzungsstufe aber angedacht
und umgesetzt werden.
7.5. Charakteristische Merkmale der Städte
7.5.1. Barrieren und Optionen bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems
Mit der Einführung des neuen Systems sind im Bereich des Geschosswohnungsbaus
die Müllplätze dezentralisiert und eingehaust worden. Dies führte zu einer starken
Beeinträchtigung des Stadtbildes. Eingehauste Bio- und DSD-Tonnen direkt an jedem
Hauseingang ist aus Platz- und Zuordnungsgründen nicht realisierbar. Stattdessen
wird seitens der Wohnungsgenossenschaften die Installierung von Müllschleusen
in diesem Bereich die einzige Alternative präferiert.
Müllschlucker zeigen sich dagegen hinderlich in bezug auf die Trennung und Vermeidung
von Müll. Eine Möglichkeit, bzw. ein Versuch der Problemlösung besteht
darin, stellvertretend für die bisherigen Müllschlucker Müllschleusen einzusetzen.
Von diesem Versuch, trotz der Problematik des Geschosswohnungsbaus eine verursachergerechte
Gebührenveranlagung zu entwickeln, sieht die Stadtverwaltung
gänzlich ab, in dem eine haushaltsscharfe Abrechung mittels eigener Tonnen als
nicht realisierbar betrachtet wird.
7.6. Historische Faktoren und kulturelle Erfahrungen
Die Grundstückseigentümer und somit die Wohnungsgesellschaften sind nach dem
kommunalen Gebührengesetz des Landes Brandenburg die gebührenpflichtigen
Schuldner. Diese waren aber in der Vergangenheit nicht bereit, das finanzielle Risiko
63

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
einer haushaltsgerechten Abrechnung zu tragen. Daher existieren gerade im Geschosswohnungsbau
weiterhin Probleme mit der Verursachergerechtigkeit. Die Abfallgebühr
errechnet sich noch immer an der Wohnflächengröße. Eine intensivere
Trennung und eine Reduzierung des Restmüllanteils konnte in diesem Bereich bislang
nicht realisiert werden.
Bewohner von Ein- und Mehrfamilienhäusern können von dem neuen System hingegen
voll profitieren und Einsparungen erzielen.
7.7. Soziale und sozioökonomische Faktoren
7.7.1. Der Einfluss sozialer Normen und Strukturen und sozioökonomische
Verhältnisse auf das individuelle Abfallverwertungs- und
Entsorgungsverhalten
Akteure aus der Stadtverwaltung und Stadtplanung sind der Ansicht, dass sich im
Geschosswohnungsbau aufgrund der hohen Anonymität auch zukünftig keine saturierte
Restmüllreduzierung entwickeln wird.
Zudem, so die Akteure aus dem Stadthaus weiter, lässt sich bei sozial benachteiligten
Gruppen insgesamt ein deutlich schlechteres Trennverhalten beobachten, was
durch die ungenügende Ausreifung des Systems im Geschosswohnungsbau und die
dadurch reduzierten Einsparmöglichkeiten intensiviert wird.
Die politische Seite nimmt hier eine differenzierte Haltung ein. Demnach lassen sich
zwischen den unterschiedlichen sozialen Schichten keine spezifischen Eigenarten
beim Trennungs- und Entsorgungsverhalten beobachten. Überdies konnte nach
Aussagen der PDS-Fraktion die Anonymität durch die Dezentralisierung von Müllplätzen
aufgebrochen werden, so dass eine soziale Kontrolle bei der Abfalltrennung
und –entsorgung entwickelt werden konnte. Zu den unterschiedlichen Möglichkeiten
der Nutzung des Systems durch die einzelnen sozialen Schichten wird angemerkt,
dass dies nicht zu verallgemeinern ist, da in den Großwohnsiedlungen nahezu alle
Schichten vertreten sind, was eine reine Benachteiligung der sozialschwachen
Schichten ausschließt.
64

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Die Wohnungsbaugesellschaften sagen in bezug auf die Umsetzung des Systems im
Wohnungsgeschossbau ein Scheitern voraus, was damit begründet wird, dass soziale
Kontrolle und die Option zur Solidargemeinschaften nur bis zu einer bestimmten
Personenanzahl umsetzbar ist. Bei größeren Zusammenschlüssen entfällt die gegenseitige
Einflussnahme und die damit einhergehende soziale Kontrolle.
Eine Berücksichtigung der Einkommenssituation in einem verursachergerechten Gebührensystem
kann durch rechtliche Barrieren nicht umgesetzt werden.
7.8. Abfallwirtschaft und Sammelsysteme
Durch die Einführung des Systems lässt sich eine deutliche Reduzierung des Restmüllaufkommens
beobachten. In Frankfurt a. O. hat sich der Restmüllanteil um ca.
20 Prozent dezimiert, die Einwohnerverluste eingerechnet. Die Reduktion erfolgte in
weiten Teilen im Bereich der Ein- und Mehrfamilienhäuser.
Gleichzeitig sind die Anteile von Glas und Papier minimal angestiegen. Zusätzlich hat
sich die Störstoffquote im DSD-System erhöht. In Bezug auf Schwarzentsorgungen
herrschen unterschiedliche Ansichten bei den Akteursgruppen vor. Während die
Stadtverwaltung und –planung ein Ausbleiben von „wilden Ablagerungen“ angeben,
beschreiben die Wohnungsbaugesellschaften ein anderes Bild: Demnach ist der
„Mülltourismus“ signifikant angestiegen. Unter diesem Faktum haben vorwiegend
Personen zu leiden, die noch keinen eingehausten Müllplatz besitzen. Dort sind die
Voraussetzungen für sanktionsfreie Fremdentsorgung möglich. Zudem eröffnet sich
ein weiteres Problemfeld durch überfüllte öffentliche Mülleimer.
Eine andere Schwierigkeit liegt in der Art der Abrechnung, die die Wohnungsbaugesellschaften
erhalten. Diese sind unübersichtlich strukturiert und daher nur schwer
nachzuvollziehen; eine Zwischenkontrolle ist nicht möglich.
Eine weitere Ungerechtigkeit ist durch die enorme Kostenintensität der großen Tonnen
gegenüber den kleinen gegeben. Im Geschosswohnungsbau kommen überdurchschnittlich
die 1.100 l-Tonnen zum Einsatz. Dies wirkt sich nachteilig auf die
Gebühren bzw. für die Mieter aus. Zudem zeichnet sich in Frankfurt a.O. eine hohe
65

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Leerstandsrate in den Plattenbauten ab, die Kosten werden wiederum auf die noch
verbliebenen Mieter umgelegt, was den Ungerechtigkeitseffekt weiter verschärft.
Einzig die politische Seite zieht eine vollkommen positive Resonanz bezüglich der
bisherigen Ergebnisse aus der Einführung des Systems. Hier wird ein Trend zu Naturstoffen
und recyclebaren Kunststoff prognostiziert, der eine gleichzeitige Reduktion
der Restmüllanteile bedingt. Zusätzlich wird an einen intensiven Ressourcenschutz
appelliert.
7.9. Kosten und Finanzierung des Systems
Ausgangspunkt für das neue System war unter anderem der Kostendruck auf die
Gemeinde aufgrund der gestiegenen Entsorgungskosten, die mit dem bisherigen
System nicht gedeckt werden konnten, bzw. bei unverhältnismäßig hohen Abfallgebühren
umgelegt wurden.
Aus Sicht der Wohnungsbaugesellschaften hat die Einführung des Systems enorme
Kosten für Personal, Einhausungen, Beschriftungen, Öffentlichkeitsarbeit, die zu dem
von der politischen Seite unterstützt wurde (Bürgersprechstunden der PDS), etc. bereitet.
Die Wohnungsbaugesellschaften führen weiterhin an, dass die Investitionskosten für
ein wirklich verursachergerechtes Gebührensystem nicht höher gewesen wären, was
der Meinung der Stadtverwaltung widerspricht.
Die Wohnungsbaugesellschaften äußern Befürchtungen, dass die Mieter motiviert
durch den Mieterbund, ihre Abfallgebühren einbehalten könnten und die Gesellschaften,
da diese letztlich die Gebührenschuldner darstellen, die nicht gedeckten Kosten
entrichten müssen.
Derzeit sind im Bereich der Einzelhäuser Einsparungen bis zu 50% möglich. Die
Spanne der jährlichen Abfallgebühren liegt zwischen 70 DM bei Einfamilienhäusern
und 240 DM bei nicht eingehausten Müllplätzen im Geschosswohnungsbau.
66

7.10. Einstellungen zu PAYT
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Sowohl die administrative Seite als auch die Seite der Wohnungsbaugesellschaften
rechnen mit vermehrten Beschwerden nach der ersten Betriebskostenrechnung.
Damit geht auch ein Akzeptanzverlust einher. Weitere Akzeptanzprobleme ergeben
sich bislang insbesondere aufgrund der hohen Fixkosten von etwa 60 Prozent. Es
wird als negativ erachtet, dass Flexibilität im Kontext der Gebührengestaltung lediglich
bei den restlichen 40 Prozent möglich sind. Auch die Platzproblematik hinsichtlich
der Aufstellung von 5 Mülleimern in der Wohnung drosselt die Zufriedenheit mit
dem System.
Im Geschosswohnungsbau wird es zudem Beschwerden aufgrund der existierenden
Ungerechtigkeit geben.
Im Ein- und Mehrfamilienhausbereich nährt sich die Kritik bedingt durch die hohe
Grundgebühr und der Anzahl der Mindestleerungen (12 pro Jahr).
7.11. Fazit aus den Interviews in Frankfurt an der Oder
Durch die Einführung des Systems sind enorme Investitionskosten für Personal, Einhausungen,
Beschriftungen und Öffentlichkeitsarbeit entstanden.
In der Folge ließ sich eine deutliche Reduzierung des Restmüllaufkommens erzielen.
Insgesamt ist der Anteil um ca. 20 Prozent dezimiert worden (die Einwohnerverluste
eingerechnet).Gleichzeitig sind die Anteile von Glas und Papier minimal angestiegen.
Die Störstoffquote im DSD-System hat sich erhöht. Ein leichter Anstieg an Schwarzentsorgungen
ist ebenfalls zu beobachten. Betroffen sind vorwiegend Bürger, die
über keinen eingehausten Müllplatz verfügen. Dort sind gute Voraussetzungen für
eine sanktionsfreie Fremdentsorgung gegeben. Ein andere Option der Fremdentsorgung
ist über die Entsorgung im öffentlichen Raum gegeben (überfüllte öffentliche
Mülleimer).
Die Umsetzung des Systems selbst und die daraus resultierende Reduktion des
Restmüllanteils ist bislang im Bereich der Ein- und Mehrfamilienhäuser erfolgt.
Hier sind mit der Einführung des Systems Einsparungen bis zu 50 Prozent gegenüber
der vorigen Abfallgebühren möglich.
67

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Probleme bezüglich der Einführung eines verursachergerechten Abfallgebührensystems
sind vor allem auf der Ebene des Geschosswohnungsbaus anzusiedeln. Die
Abfallgebühr wird hier noch immer über das Umlageverfahren auf die Mieter per
Quadratmeterzahl der Wohnfläche erhoben. Eine intensivere Trennung und eine Reduzierung
des Restmüllanteils konnte in diesen Bereichen noch nicht realisiert worden.
Aus dieser begrenzten Einführung des Systems resultieren auch vorwiegend die unterschiedlichen
Meinungen und Einstellungen der verschiedenen Akteure.
Das politische Handlungsfeld selbst stellt keine optimale Basis für die weitere Ausdifferenzierung
des Systems dar. In der Abfallwirtschaftspolitik wird ferner eine Gegenentwicklung
für die nächsten Jahre prognostiziert, an dessen Ende die Entsorgung
des Mülls in eine Tonne steht. Die separate Entsorgung von Papier und Glas soll dabei
aufrechterhalten bleiben. Diese Prognose lässt sich auf das Bundesimmissionsgesetz,
welches keine offene Kompostierung und Deponierung mehr erlaubt und ab
dem Jahr 2005 in Kraft treten soll, zurückführen.
Das derzeitige System weist zudem einige Schwächen auf. Dies ist mitunter auf eine
mangelnde Aufklärungsarbeit zurückzuführen, so dass sich beim Bürger kein wirkliches
Verständnis für die Funktionsweise, Zusammenhänge und Sinn des Systems
entfaltet. Des Weiteren wird dadurch die Akzeptanz für die hohen Gebühren (Fixkosten
von ca. 60 Prozent) gehemmt, was eine Zunahme der Beschwerden in der Bevölkerung
erahnen lässt. Bei der Einführung des Systems sind zudem Barrieren und
Schwierigkeiten durch charakteristische Merkmale von Städten gegeben. Die Dezentralisierung
und Einhausung von Müllplätzen aus dem Bereich des Geschosswohnungsbaus
führen zu Beeinträchtigungen des Stadtbildes. Eine Einhausung von
Behältern an jedem Hauseingang ist aber aus Platz- und Zuordnungsgründen nicht
realisierbar. In Hinblick auf die Umsetzung eines verursachergerechten Gebührensystems
im Geschosswohnungsbau sind aufgrund hoher Anonymität und die daraus
resultierende mangelnde soziale Kontrolle weitere Barrieren gegeben. Die Anonymität
lässt sich aber durch eine Dezentralisierung der Müllcontainer eindämmen und
ein Mehr an sozialer Kontrolle bei der Abfallentsorgung und Abfalltrennung entwickeln.
Die soziale Kontrolle ist zudem durch Bildung von Solidargemeinschaften ex-
68

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
pansibel. Allerdings ist es elementar, die Anzahl der zu einer Solidargemeinschaft
gehörenden Menschen zu begrenzen. Bei größeren Zusammenschlüssen entfällt die
gegenseitige Einflussnahme und die damit einhergehende soziale Kontrolle.
Eine andere Schwierigkeit liegt in der unübersichtlichen Abrechung, die die Wohnungsbaugesellschaften
erhalten, begründet. Eine Zwischenkontrolle ist ohne einen
zusätzlichen administrativen Aufwand nicht realisierbar. Überdies ist für den Bereich
des Wohnungsgeschossbaus eine enorme Kostenintensität aufgrund der Verwendung
großer Tonnen gegeben.
Dabei können die Fixkosten der Tonnen nicht proportional zu ihrer Größe reduziert
werden.
Insgesamt zeigen sich einige Barrieren hinsichtlich der bisherigen Einführung und
der eventuell zukünftigen Ereiterung des Systems. Viele Fehler hätten sicher durch
einen besseren Kontakt der bedeutenden Akteursgruppen untereinander und einer
besseren Aufklärungsarbeit der Bürger vermieden werden können.
8. Auswertung
Den Interviews lassen sich durchaus divergierende Aussagen und Prioritätensetzungen
in Bezug auf die Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems entnehmen.
Dennoch werden von allen Interviewpartnern eine Reihe von kongruenten
Aspekten hinsichtlich der Chancen und Barrieren angeführt.
Diese Aspekte mit Berücksichtigung auf die Individualisierungstendenzen der Gesellschaft
werden im folgenden diskutiert, um nach einer inhaltlichen Überprüfung in einem
weiteren Schritt gegebenenfalls allgemeingültige Aussagen ableiten zu können.
8.1. Theoretischer Rahmen
Vorab soll jedoch näher definiert werden, was sich hinter dem Begriff Individualisierungstendenzen
verbirgt, bzw. was im Kontext der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems von Relevanz ist. Dabei wird Bezug auf den eigentlichen
Forschungskontext genommen, in welchem die Gesellschaft als eine Gruppe aus
vielen rational denkenden und handelnden Individuen begriffen wird.
69

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Gesellschaftliche Individualisierung heißt darüber hinaus, dass eine mehr oder weniger
vollständige Auflösung der traditionellen Strukturen und sozialmoralischen Milieus,
eine innere Differenzierung der Klassen und eine „weitgehende Entschärfung der
Klassengegensätze“ (Esser; 2000, S.130) statt gefunden haben. Damit einher ging
und geht die Freisetzung des Individuums aus seinen bisherigen sozialen Strukturen.
Es wird ihm zum einen die Chance offeriert sich frei von Stand und Klasse, eine bestimmte
Lebensform anzueignen und umzusetzen, aber zum anderen unterwirft es
ihn auch dem Zwang, viele Entscheidungen in seinem Leben autonom zu treffen. In
diesem Kontext zeigt sich, dass die Individualisierung sowohl Chancen als auch Gefahren
für den einzelnen und für die Gesamtgesellschaft mit sich führt. Dem Individuum
obliegt eine höhere Eigenverantwortlichkeit, statt gesellschaftlichen Vorgaben
Folge leisten zu müssen (Chance). Es kann sich durch den Pool an Entscheidungen
aber auch überfordert und desorientiert fühlen und sich an schwammigen Werten
orientieren (Gefahr).
Die Gesellschaft kann durch die neu entstandene Freiheit der Individuen entlastet
werden und sich anderen Problemen zuwenden (Chance), sie kann aber auch durch
den mangelnden Beitrag des einzelnen in ihrer Stabilität bedroht und angegriffen
werden (Gefahr) (vgl. Schroer 2000, S.15). Die ambivalenten Verhältnisse und die
damit verbundenen Chancen und Gefahren, denen sich der einzelne und die Gesellschaft
gegenübergestellt sehen, werden als Basis für die Aussagengenerierung
verwendet.
9. Gesamtfazit
Es lassen sich aus den Interviews durchaus divergierende Meinungen beobachten.
Dennoch werden von nahezu allen Interviewpartnern einige kongruente Aspekte bezüglich
der Chancen und Barrieren hinsichtlich der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems angeführt. Auf die Parallelen und die möglicherweise daraus
ableitbaren allgemeingültigen Aussagen für oder gegen die Einführung eines
verursachergerechten Gebührensystems soll in diesem Abschnitt mit Rücksicht auf
sozialwissenschaftlichen Aspekten näher eingegangen werden.
70

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Im Hinblick auf die Vorbereitung der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems
sind einige bedeutende Faktoren zu berücksichtigen.
10. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Begreift man das Individuum als Homo oeconomicus 1 , sind bestimmte Rahmenbedingungen
bei der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems zu beachten,
um eine erfolgreiche Umsetzung zu garantieren.
So sind einer Untersuchung (Diekmann, 1999) Ergebnisse von der Einführung anreizbezogene
Entsorgungsregelungen anstelle einer pauschalen Abfallgebühr in
Schweizer Kommunen zu entnehmen. Es zeigt sich, dass mit der Einführung einer
verursachergerechten Gebührenveranlagung eine Reduzierung des Restmüllanteils
einhergeht, allerdings unter dem unerwünschten Nebeneffekt steigender Schwarzentsorgung.
Die Kosten der illegalen Entsorgung für das Individuum hängen von unterschiedlichen
Faktoren ab: Dem Aufwand, der Entdeckungswahrscheinlichkeit, die
Höhe der Bestrafung, dem Umweltbewusstsein und dem Ausmaß an Loyalität gegenüber
gesetzlichen Normen (Diekmann 1999, S.156/157). Hier zeigt sich, dass
das Individuum, begriffen als homo oeconomicus, sich nur dann dem System entsprechend
verhält, wie sich ihm keine günstigeren Handlungsalternativen in Hinblick
auf seine Nutzenmaximierung bieten. Das bedeutet, dass bei der Entwicklung von
Rahmenbedingungen für ein verursachergerechtes Gebührensystem zu berücksichtigen
ist, dass die potentiellen Handlungsalternativen (Schwarz- und Fremdentsorgung),
die sich bei der Entsorgung von Abfall anbieten, den legalen Entsorgungsweg
unterbieten. Dies ist sowohl nach den Ergebnissen aus den Interviews, als auch aus
der sozialwissenschaftlichen Literatur durch einen geringen Aufwand des Systems,
durch soziale Kontrolle, durch ein höheres Maß an Aufklärungsarbeit, etc. zu
gewährleisten. In diesem Kontext sollte ein besonderes Augenmerk auf die
potentiellen Sanktionen bei der Nutzung illegaler Entsorgungswege (gerade im
Bereich der Großwohnanlagen) gerichtet werden, die ebenfalls zu einer
1 Dieser Mensch, eine Modellkonstruktion, verfügt über optimale Informationen in Bezug auf Tausch-
und Machtbeziehungen. Er besitzt eine vollkommene Voraussicht, die es ihm ermöglicht, seine Entscheidungen
strikt rational zu fällen. Der Akteur wird nun in einer Handlungssituation seine von ihm
angestrebten Ziele unabhängig vom sozialen und zeitlichen Handlungskontext definieren.
71

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Großwohnanlagen) gerichtet werden, die ebenfalls zu einer Unterbindung der
Schwarzentsorgung beitragen (siehe auch Rechenbeispiel im Anhang B).
Zudem bietet das derzeitige politische Handlungsfeld keine gute Basis für die Einführung
eines verursachergerechten Gebührensystems. Die politische Landschaft ist
geprägt von Faktoren, wie Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit, Flüchtlingsdasein, Kriminalität
etc., so dass die Umweltproblematik und speziell die Abfallproblematik
wenn überhaupt nur am Rande des politischen und öffentlichen Geschehens thematisiert
wird (Cramer 1999, S.541).
Dies wird vor allem aus 2 Faktoren heraus zu erklären versucht:
1. aus der ökonomischen Krise und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit und
2. durch ein sich verfestigendes Stimmungsbild das auf „Entwarnung“ hindeutet
(Diekmann; Preisendörfer 2001, S.98).
Daraus lässt sich folgern, dass die Bevölkerung für Überlegungen zu Systemänderungen
im abfallpolitischen Rahmen nur sehr geringfügig sensibilisiert ist, was sowohl
verschiedenen Publikationen, als auch den Interviews zu entnehmen ist. Selbst
wenn sich bei Teilen der Bevölkerung Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Abfallgebührensystem
beobachten lässt, ist dies nicht flächendeckend übertragbar. Zunächst
einmal besitzt jede Kommune eine individuelle Vorgehensweise und zudem gibt es
auch bei einem „verursacherungerechten“ Gebührensystem sog. Systemgewinner.
Des weiteren ist eine Veränderung des Abfallgebührensystems zumeist mit einer Erhöhung
der Abfallgebühr aufgrund des technisches und administrativen Aufwandes
verbunden. Erhöhungen aber werden von der Bevölkerung im Durchschnitt nur alle
10 Jahre akzeptiert (siehe Interviewauswertung Bremen/ Entsorgungsbetriebe).
Die Zahlungsbereitschaft der Deutschen im Hinblick auf einen besseren Umweltschutz
ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Zum Beispiel ist in
kaum einem der wirtschaftlich hoch entwickelten Länder die Akzeptanz von Steuererhöhungen,
die ausschließlich der Verbesserung des Umweltschutzes bzw. einer
nachhaltigen Entwicklung dienen sollen, geringer als in Deutschland (vgl. Kuckartz
1998, S.3).
72

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Über das Umweltbewusstsein der Bevölkerung ist ebenfalls keine positive Resonanz
für ein verursachergerechtes Gebührensystem zu gewinnen, da an ein ausgeprägtes
Umweltbewusstsein nicht zwangläufig ein höheres Maß an Umweltverhalten und
somit eine höhere Zahlungsbereitschaft knüpft. Ein aktuelles Beispiel mag bisweilen
zu einem besseren Verständnis der seit einigen Jahren in Deutschland vorherrschenden
Kluft zwischen Umweltbewusstsein und Umweltverhalten verhelfen. Aus
einer repräsentativen Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland 2000“ lässt sich
entnehmen, dass die Bedeutung des Umweltschutzes und somit auch das Umweltbewusstsein
wieder deutlich zugenommen haben. Gleichzeitig liegt die Zahlungsbereitschaft
für einen verbesserten Umweltschutz bei ca. 10 Prozent der Bevölkerung.
Am ehesten ist man noch bereit, mehr Geld in umweltfreundliche Produkte zu investieren
(vgl. Kuckartz 2000, S.36).
Zudem lässt sich in weiten Teilen der Bevölkerung eine Tendenz zu ökonomischen
Bewusstsein zugunsten des noch Anfang der 90er Jahre vorherrschenden ökologischen
Bewusstsein beobachten. Das ökologische Bewusstsein zeigt sich noch am
ehesten in Niedrigkostensituationen. Eine Senkung der Kosten umweltorientierten
Verhaltens ist demnach mit zwei Effekten verbunden:
1. mit einem direkten Effekt dergestalt, dass mit sinkenden Kosten unmittelbar die
„Nachfrage nach einem umweltorientierten Verhalten“ steigt und
2. mit einem indirekten Effekt in der Form, dass mehr Personen ihr Umweltbewusstsein
in tatsächliches Verhalten umsetzen (Diekmann; Preisendörfer 2000, S.120).
Bei der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems dürfen sich demnach
für das kostenbewusste Individuum keine wirklichen Hochkostensituationen
ergeben. Ansonsten besteht eine Gefährdung für die Akzeptanz des System und die
Integration der damit verknüpften Normen in das individuelle Verhalten.
10.1. Die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit
Gleichzeitig ist jedoch auch darauf hinzuweisen, dass diese Tendenz nicht allein aus
einem Prioritätenwandel zu erklären ist, sondern vielmehr der Unkenntnis der Bevölkerung
in Bezug auf die Gebührenhöhe und deren Zusammensetzung entspringt.
(siehe hierzu auch Abb. 1 und 2, im Anhang A).
73

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Es ist also zunächst einmal wichtig, der Bevölkerung auf das jeweilige Abfallgebührensystem
hinzuweisen und ihr in diesem Kontext die negativen Effekte der bisherigen
Gebührensysteme aufzuzeigen. Dies sollte im Rahmen einer intensiven und
transparenten Öffentlichkeitsarbeit erfolgen. Hier bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten
an: In Bremen existiert seit einigen Jahren die sog. „Tour de Müll“. Diese
offeriert den Bürgern, den Entsorgungsweg ihres Mülls mitzuverfolgen, um ein transparenteres
Verständnis für die spezifische Gebührenhöhe entwickeln zu können.
Stellt sich die Öffentlichkeitsarbeit als mangelhaft heraus oder wird diese nach kurzer
Zeit wieder eingestellt, zeigen sich eine Reihe von negativen Effekten, wie eine sich
reduzierende Akzeptanz in der Bevölkerung. Diese Erfahrung und die daraus resultierende
Kritik an der Vorgehensweise äußerten alle interviewten Akteure.
Analytisch können je nach dem definierten dominanten Ziel 3 Arten von Kampagnen
unterschieden werden:
1. Informations- oder Aufklärungskampagnen (Verbesserung des Informations- und
Kenntnisstands)
2. Überzeugungskampagnen (Neubildung und Stabilisierung von grundlegenden
Einstellungsstrukturen) und
3. Kampagnen zur Mobilisierung von bestimmten Verhaltens- und Handlungsweisen
Es lassen sich unabhängig von der jeweiligen Art der Kampagne einige Effekte und
Effektivität von Kampagnen, die auch bei der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystem zu berücksichtigen sind, generalisieren:
• das Erreichen einer möglichst großen Mitgliederanzahl einer bestimmten Zielgruppe
ist die notwendigste Bedingung für den Erfolg einer Kampagne
• Massenmedien üben eine bedeutende Funktion bei der Erzeugung bestimmter
Einstellungen und der Stimulierung interpersonaler Kommunikation aus. Die interpersonale
Kommunikation verweist dabei auf die offensichtliche Relevanz der
antizipierten sozialen Erwünschtheit spezieller Verhaltensweisen.
• Pre-Tests vermögen darüber hinaus Aussagen über die Effektivität einer Kampagne
zu machen, um diese gegebenenfalls zu erhöhen.
74

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
• Es ist es wichtig, die spezifischen Kontexte zu berücksichtigen. Kampagnen, die
losgelöst von alltäglichen Lebensbereichen fungieren, sind in der Regel wenig erfolgreich.
• Das gilt auch für Kampagnen, die auf die Verhinderung von negativen Effekten
von Verhaltensweisen in der Zukunft zielen und nicht etwa die aktuell positiven
Effekte von bestimmten Verhaltensweisen hervorheben.
• Als letzte Generalisierung wäre noch der temporäre Faktor zu benennen. Es ist
zu berücksichtigen, dass die jeweiligen Zielgruppen unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten
zu Massenmedien haben (vgl. Joußen 1995, S.136-139).
Die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf die Abfallproblematik wird in
anderen Publikationen explizit erwähnt. Die Öffentlichkeitsarbeit wird als bedeutendes
Steuerungselement betitelt und darüber hinaus wird die Möglichkeit aufgezeigt,
über die Thematisierung der Nachhaltigkeit von Prozessen einen Einfluss auf die öffentlichen
Debatten in Bezug auf die Abfallwirtschaft nehmen zu können, um gesellschaftliche
Resonanz für dieses Problemfeld erneut zu fördern (vgl. Martens 2000,
S.11).
In der Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland 2000“ sind die vorwiegend genutzten
Informationsquellen über die Umweltproblematik aufgeführt. Dabei werden Regionalpresse,
der öffentlich-rechtliche Sender und der Hörfunk am häufigsten genutzt.
Aber auch die Privatsender spielen eine nicht minder große Rolle. In der Frage nach
der Glaubwürdigkeit der einzelnen Medien, ergibt sich ein gänzlich anderes Bild:
Fachzeitschriften und das öffentlich- rechtliche Fernsehen, Gesprächen mit Freunden
und Bekannten sowie dem Hörfunk werden die größte Glaubwürdigkeit zugesprochen.
Der stetige Zuwachs der Internetnutzung als Informationsquelle sollte dabei
nicht unberücksichtigt gelassen werden (Kuckartz 2000, S.40/42).
75

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
10.2. Sozio-ökonomische und sozio-ökologische Variablen
In allen Interviews wird ein Zusammenhang zwischen soziodemographischen Merkmalen
eines Individuums und dem Abfallentsorgungs- und Abfalltrennungsverhalten
hergestellt. In den unterschiedlichen Publikationen finden sich divergierende Ansätze
bezüglich des Einflusses dieser spezifischen Variablen auf das Abfallverhalten eines
Individuums dargestellt.
„Als zentrale Einflussfaktoren hinsichtlich des Umweltverhaltens gelten
• der soziale Status
• die Struktur der Interaktinskontexte von Akteuren
• der Integrationsgrad von Akteuren in diese Interaktionskontexte
• der Grad der Verfügung über soziale, politische und kulturelle Kompetenz
• allgemeine soziale Orientierungen von Akteuren (kollektive- individualistische Orientierung
• die Wertpräferenzen von Akteuren“ (Joußen 1995, S.133) sowie
• andere soziodemographischen Variablen (Alter, Geschlecht).
Als wichtige Ergebnisse lassen sich festhalten, dass Frauen trotz ein in der Regel
schlechteres Umweltwissen als Männer ein stärkeres Umweltbewusstsein und ein
besseres Abfallentsorgungs- und Abfalltrennungsverhalten aufzeigen (vgl. Schütz
1995, S.74; Harkness 1995, S.140). Ältere Personen weisen in Bezug zur Gesamtgesellschaft
ein geringeres Maß an Umweltbewusstsein auf, dennoch zeigen sie
gleichzeitig positivere Effekte hinsichtlich des Abfallverhaltens als andere Bevölkerungsgruppen.
Dieses Ergebnis, das aus der Erhebung „Umweltbewusstsein in
Deutschland 1998“ entstammt, ist vollkommen mit den gewonnenen Ergebnissen
zum Einfluss soziodemographischer Variablen auf das Abfallverhalten aus der ersten
Interviewrunde kongruent. Bei der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems
ist bei dieser Zielgruppe die Art der Informationsvermittlung sowie die
technische Einführung des Systems besonders zu berücksichtigen; vor allem in Bezug
auf den überproportionalen und noch anwachsenden Bevölkerungsanteil älterer
76

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Menschen. In diesem Kontext lässt sich auf den Service in Bremen, der speziell für
ältere Menschen eingerichtet wurde, verweisen (siehe Interviewauswertung Bremen).
Bei Personen mit einem höheren Maß an Bildung zeigt sich der entgegengesetzte
Effekt. Ihnen kann zwar ein höheres Umweltbewusstsein zugeschrieben werden, aber
eine positive Wirkung auf das Abfallverhalten bleibt aus. Ein höheres Einkommen
wirkt sich derzeit hingegen weder positiv auf das Umweltbewusstsein aus noch hat
es einen positiven Effekt auf das Abfallverhalten. (Diekmann; Preisendörfer 2001,
S.112).
Aber bedingt durch die Annahme, dass das durchschnittliche Einkommen in Zukunft
ansteigen wird und ein besseres Einkommen den Spielraum für umweltorientiertes
Verhalten erhöht, gehören die besser Verdienenden zu einer wichtigen Zielgruppe
der Umweltpolitik und in diesem Kontext zu einer wichtigen Zielgruppe der verursachergerechten
Gebührenveranlagung.
Einen signifikanten Einfluss übt auch die Parteienzugehörigkeit auf das Abfallverhalten
und die damit verbundene Einstellung zu einem verursachergerechten Abfallgebührensystem
aus. Während politisch linksorientierte Akteure ein besseres über ein
besseres Recyclingverhalten verfügen und ein verursachergerechtes Abfallgebührensystem
generell befürworten, zeigt sich auf der konservativen Seite generell eine
gegenläufige Tendenz. Dies ist sowohl diversen Publikationen (Diekmann 2001;
Schütz 1995) als auch den Interviews zu entnehmen.
Politische Akteure aus dem linken Spektrum weisen explizit darauf hin, dass bei einer
konservativen Regierungsführung die Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems nicht zu realisieren ist, weil es zudem auch überhaupt keine Resonanz
auf der politischen Diskussionsebene finden würde (Interview Münster, politischer
Akteur).
Schließlich zeigt sich, dass sich häufige Nachbarschaftskontakte positiv auf das
Umweltverhalten auswirken. Dies ist ein bedeutsamer Faktor für die Einführung eines
verursachergerechten Gebührensystems in Mehrfamilienhäusern. Je intensiver die
Kontakt- und Kommunikationsebene in diesen Bereichen ausgeprägt ist, desto eher
zeigen die Individuen das im Kontext der verursachergerechten Gebührenveranla-
77

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
gung gewünschte Verhalten. Der Aspekt der sozialen Kontrolle spielt hier eine bedeutende
Rolle.
10.3. Die Einführung von PAYT in Großwohnanlagen
In Bezug auf die Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems in Großwohnanlagen
zeigt sich ein multilaterales Problemfeld. Faktoren, wie soziale Kontrolle,
Anonymität, niedriger sozialer Status, Solidargemeinschaften etc. nehmen Einfluss
auf die Umsetzbarkeit von einer verursachergerechten Gebührenveranlagung.
In den Großwohnanlagen werden derzeitige Abfallgebühren zu einem Großteil über
die Wohnfläche erhoben. Der Eigentümer legt, unberücksichtigt der Qualität des einzelnen
individuellen Abfalltrennungs- und Entsorgungsverhalten, die aus der Abfallentsorgung
anfallenden Kosten auf alle Mietparteien um. Hieraus resultiert eine große
Ungerechtigkeit. Gleichzeitig werden egoistische Verhaltensweisen gefördert.
Normabweichendes Verhalten, in diesem Fall eine schlechte Mülltrennung und eine
daraus resultierender Anstieg der Restmüllmenge kann durch die vorherrschende
Anonymität nicht sanktioniert werden. Einige Individuen können somit unbemerkt ihren
Nutzen auf Kosten der übrigen Mietparteien vergrößern („Trittbrettfahrersyndrom“).
„Der Nutzen wird individualisiert, der Schaden sozialisiert“(Mosler, Gutscher
1996, S.310).
Diese Problematik ist aber nicht nur bei einer Abfallgebühr mit Umlageverfahren gegeben,
sondern auch bei der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystem
im Bereich von Großwohnanlagen zu berücksichtigen. Das ist darauf zurückzuführen,
dass bei steigenden Kosten, die Menschen dazu neigen unmoralisch zu handeln.
Bei der Einführung eines verursachergerechten Abfallgebührensystems besitzt
das Individuum nun zwei Handlungsalternativen seinen Restmüll zu entsorgen:
• Zum einen kann es seinen Restmüll auf legalem Weg entsorgen, beispielsweise
über eine installierte Müllschleuse und dafür eine gewisse Gebühr entrichten.
• Es verbleibt dem Individuum aber zusätzlich eine zweite Handlungsalternative,
indem es den Restmüll über einen illegalen Entsorgungsweg beseitigt.
Aus den Interviews und aus sozialwissenschaftlichen Publikationen ist zu entnehmen,
dass sich Individuen häufig für die zweite Handlungsalternative entscheiden,
78

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
wenn keine zusätzlichen Faktoren für das Unterbinden von Schwarzentsorgung bzw.
Nebenablagerungen geschaffen werden.
Als eine zentrale Bedingung für das Überwinden von solchen Problemen erweist sich
die individuelle Zurechenbarkeit von Entscheidungen und daraus resultierenden
Handlungen. Durch ein Identifizieren der individuellen Handlungen erhöht sich die
Kooperationsbereitschaft beträchtlich. Mit der Identifikation werden Anreize geschaffen,
das eigene Verhalten an gesellschaftlich verankerten Normen auszurichten, da
Normabweichung sozial sanktioniert wird (vgl. Bohnet; Frey 1996, S.304).
Um eine individuelle Zurechenbarkeit von Entscheidungen und den daraus resultierenden
Verhaltens- und Handlungsweisen zu gewährleisten, sind einige Rahmenbedingungen
zu schaffen. Im Kontext der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems
in Großwohnanlagen und in Hinblick auf die begrenzten Stellmöglichkeiten
von Individualgefäßen (auf diese Problematik wird in Punkt 8.4 noch näher
eingegangen) sollte die Bildung von Solidargemeinschaften in Erwägung gezogen
werden.
Dabei sind einige wichtige Aspekte zu berücksichtigen:
• eine kleine überschaubare Gruppengröße
• Wiederholungen der erwünschten Verhaltensweisen
• wiederholte Kommunikation
• Vereinbarung von verbindlichen Abmachungen
• Soziale Kontrolle
Experimente und spieltheoretische Modelle haben gezeigt, dass die Herausbildung
einer kollektiven Identität in kleinen Gruppen eher realisiert werden kann. Zudem ist
die Quote der „Trittbrettfahrer“ sehr gering. Wiederholte Kommunikation untermauert
die Vertrauensbildung und fördert die Selbstverpflichtung eines Individuums innerhalb
einer Solidargemeinschaft. Verbindliche Abmachungen führen darüber hinaus
zu einer dem Kollektiv angemessenen Nutzung. Neben den schriftlichen und verbalen
Verpflichtungen zur Teilnahme stellt eine umfassende Informierung über ein Recyclingmöglichkeiten
ein zusätzliches Steuerungsinstrument dar. Aus diesen Fakto-
79

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
ren lässt sich ein ausreichendes Maß an sozialer Kontrolle ableiten (vgl. Mosler; Gutscher
1996, S.312); sie sind jedoch nur selten zu realisieren. Zum einen verbleiben
Individuen gerne bei den Handlungsmustern, die sie einmal gezeigt haben, und zum
anderen muss sich eine Sozietät immer mit einem gewissen Anteil an unsolidarischen
Verhaltenstypen abfinden (vgl. ebd. S.320).
Zudem kommt sozioökonomischen Variablen im Bereich der Großwohnanlagen ein
gesonderter Stellenwert zu. Gerade hier leben zu einem großen Anteil Individuen aus
sozialschwachen Schichten. Diese werden hinsichtlich der Einführung eines verursachergerechten
Gebührensystems eine geringe Akzeptanz zeigen, da anderen Faktoren
(Arbeitslosigkeit, Flüchtlingsdasein, etc.) eine primäre Rolle zuteil wird. Von Erfahrungen
dieser Art berichten auch die befragten Interviewten (siehe Auswertung
der Interviews Münster).
Ferner ist der Anteil an Sozialhilfeempfänger von einer Abfallgebühr bei dem derzeitigen
Gebührensystem befreit, so dass bei der Einführung eines verursachergerechten
Abfallgebührensystems keine finanzielle Motivation zur Abfalltrennung vorliegen
würde.
Die Möglichkeit die fehlende soziale Kontrolle in Großwohnanlagen durch eine externe
Kontrolle zu ersetzen, ist über die Erweiterung vom Aufgabenbereich eines
Hausmeisters oder Hauswarts o.ä. zu realisieren. Hierzu liegen der Stadt Bremen
positive Erfahrungsberichte vor (siehe Interviewauswertung der Stadt Bremen).
10.4. Urbane und technische Rahmenbedingungen zur Einführung
eines verursachergerechten Gebührensystems
Die Gestaltung des Systems selbst stellt einen wesentlichen Bestandteil für die erfolgreiche
Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems dar. Dieses
sollte sich explizit durch ein gewisses Maß an Komfort auszeichnen, was bei der Bevölkerung
eine höhere Akzeptanz bezüglich der Kosten (gerade im Vorfeld) bewirkt.
Gleichzeitig sollte Komfort aber keineswegs mit Komplexität verwechselt werden.
Das System muss möglichst einfach und überschaubar gestaltet sein, so dass es
sich problemlos in die Alltagsroutine integrieren lässt; in diesem Kontext spielt die
Überschaubarkeit der Abrechung eine nicht minder bedeutende Rolle. Ein neues
80

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
System, was dem einzelnen ein zu hohes Maß an Veränderungen im Gewohnheitsbereich
abverlangt, wird ebenfalls nicht akzeptiert werden.
Die Gestaltung darf zudem nicht nur von der politischen und abfallwirtschaftlichen
Seite beschlossen werden. Die Miteinbeziehung aller betroffenen Akteursgruppen,
speziell Bürger- und Mieterverbände sind eine Voraussetzung für eine erfolgreiche
Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems. In diesem Kontext ist es
auch wichtig, die unterschiedlichen räumlichen Aspekte einer Stadt zu berücksichtigen.
Eine Pauschalisierung wäre systemfeindlich. Es ist wichtig, die divergierenden
Merkmale der Wohnviertel und der dort lebenden Bevölkerung zu berücksichtigen.
Während Wohnviertel mit vorwiegend Einfamilien- und Reihenhäusern keine gravierenden
Probleme hinsichtlich der technischen Umsetzung und der Akzeptanz der
dort lebenden Bevölkerung eröffnen, verhält es sich in Gebieten, in denen eine dichte
Bebauung und Bevölkerung, speziell Großwohnanlagen, existieren, different. Hier
sind sowohl besondere technische Maßnahmen als auch soziale Maßnahmen zu
ergreifen, um die Umsetzung eines verursachergerechten Gebührensystems dauerhaft
zu gewährleisten (vgl. 8.4: Die Einführung von PAYT in Großwohnanlagen). Von
der technischen Perspektive stellen die Müllschleusen für diesen Bereich eine gute
Lösung dar. (Zu den Vor- und Nachteilen in Bezug auf den Einsatz von Müllschleusen
siehe auch Kap. 4.2.1, S.10). Dennoch sind hinsichtlich des Einsatzes von Müllschleusen
auch eine Reihe von Nachteilen gegeben. Es offenbaren sich zusätzliche
Systemkosten durch die Technik.
Andere indirekte negative Begleiterscheinungen sind durch die Gefahr der Störstofferhöhung,
des Sperrmüllaufkommens und der Erhöhung des Aufwandes für Entsorger
bzw. der Wohnungsverwaltung gegeben (vgl. Gallenkamper 1999, S.31) Zudem
geht mit der Einführung eines verursachergerechten Abfallgebührensystems immer
auch die Gefahr gravierender Stadtverschmutzung einher. Dies zeigt für die Einführung
besonders dann hinderlich, wenn der Stadtsauberkeit auf politischer und abfallwirtschaftlicher
Ebene Priorität eingeräumt wird. In diesem Zusammenhang ist es
ebenfalls von Bedeutung , das Restmüllmindestmaß/Person nicht zu tief anzusetzen,
da sonst die Inanspruchnahme anderer (illegaler) Entsorgungswege erhöht wird und
letztlich die Sauberkeit der Stadt negativ beeinflusst.
81

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Neben den Müllschleusen stellen für eine möglichst verursachergerechte Gebührenveranlagung
zumindest theoretisch haushaltsbezogene MGB eine Alternative dar.
Darüber hinaus lassen sich unter gewissen Rahmenbedingungen, kleinere Solidargemeinschaften
im Bereich der Großwohnanlagen bilden. Dies ist oft auch gar nicht
anders zu bewerkstelligen, da ausreichende Standorte für Individualgefäße selten
gegeben sind. Eine gute Zusammenarbeit sowohl mit den Großwohnanlagenbesitzern
als auch mit den betroffenen Mietern im Vorfeld der Einführung eines verursachergerechten
Abfallgebührensystems ist von großer Bedeutung.
Problematisch erweist sich in diesem Zusammenhang das Faktum, dass die Nutzer
von großen Gefäßen die Nutzer kleinere Gefäße subventionieren. Der Aufwand für
ein MGB (1000 l) ist bei etwa gleichem Gesamtvolumen deutlich geringer als der für
9 MGB (120 l). Dennoch herrscht hier keine Gebührengerechtigkeit.
Insgesamt erzielen diese Alternativen jedoch auch nicht den gleichen haushaltsbezogenen
Gebührenanreiz wie Müllschleusen.
Die Optik eines Abfallsystems beeinflusst zudem das Abfallverhalten von Individuen.
Müllschleusen werden generell als positiv empfunden. Daraus resultieren in der Regel
saubere Standortplätze.
Die überlegte Platzierung der Müllcontainer bestärkt zudem ein sauberes Trennverhalten
der Individuen und senkt damit die Störstoffquoten in DSD- Fraktionen, Bio-
Müll und anderen Fraktionen.
Der Container, bei dem die beste Trennqualität erzeugt werden soll, muss dabei die
größte Entfernung vom Hauseingang aufweisen. Erfahrungen von Interviewpartnern
haben gezeigt, dass in der Regel der Anteil der recyclebaren Mengen geringer, dafür
aber weniger Störstoffe enthalten sind (Gallenkamper 1999, S.29/30).
Des Weiteren sind sonstige Randeinflüsse bei der Einführung eines solchen Systems
zu berücksichtigen, wie zum Beispiel die Entfernung von Bushaltestellen zu frei zugänglichen
Wertstoffbehältern.
82

10.5. Abfallwirtschaftliche Problemfelder
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Erfahrungen der Interviewpartner zeigen, dass mit der Einführung eines verursachergerechten
Abfallgebührensystems zwar die gesamte zur Deponie gebrachte Abfallmenge
reduziert werden kann, nicht aber die gesamte Abfallmenge und der recyclierter
Abfälle einschließlich. Der mit der Einführung prognostizierte Abfallvermeidungseffekt
bleibt demnach eher aus.
Die Bedeutung des Restmülls in diesem Kontext wird gerade durch die Abfallwirtschaft
betont. Der Restmüll stellt den Kostenträger für die Entsorgung der übrigen
Abfälle dar. Durch eine Reduzierung des Restmülls schrumpft auch die Einnahmequelle
zur Finanzierung der differierenden Entsorgungssysteme.
Auf die übrigen Entsorgungssysteme lassen sich aber keine Gebühren erheben, da
sich sonst eine „Sackgassensituation“ geschaffen würde. Daher wird von der Abfallwirtschaft
dafür plädiert, dem Restmüll wieder einen höheren Stellenwert beimessen.
Zudem muss, mit Hinblick auf das Bundesimmissionsgesetz, welches keine offene
Kompostierung und Deponierung mehr erlaubt und ab dem Jahr 2005 in Kraft treten
soll, hinterfragt werden, inwiefern sich die Einführung eines verursachergerechten
Abfallgebührensystems noch als lohnenswert begreifen lässt; zumal mit der Einführung
keine gravierenden Effekte auf die Abfallvermeidung erzielt werden.
11. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse
11.1. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
• Das Individuum, begriffen als homo oeconomicus, wird die Option eines verursachergerechten
Gebührensystem in Anspruch nehmen, um seinen finanziellen
Nutzen zu maximieren.
• Das Ausmaß an ökologischem Bewusstsein ist nur bedingt ein Indikator für das
Umweltverhalten.
• Die ökonomische Komponente erfährt in der derzeitigen Gesellschaft einen höheren
Stellenwert als die Umweltproblematik.
83

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
• Intensive und transparente Öffentlichkeitsarbeit ist eine Voraussetzung für die
Realisierungen von neuen Konzepten.
• Die politische Gesinnung hat einen Einfluss auf die Befürwortung der Einführung
eines verursachergerechten Gebührensystems.
• Die Zahlungsbereitschaft in der Bevölkerung ist sehr gering. Zu hohe Gebühren
provozieren negative Effekte.
• Der sozioökonomische Status hat einen Einfluss auf das Abfalltrennungs- und
Abfallvermeidungsverhalten.
• Der Anteil an Sozialhilfeempfänger wird auch bei einer verursachergerechten Abfallgebührenveranlagung
kein besseres Trennverhalten zeigen (Fehlen von finanziellen
Anreizen).
• Das System muss sich ohne zusätzlichen Aufwand in den Gewohnheitsbereich
des Individuums integrieren lassen
11.2. Einführung von PAYT in Großwohnanlagen
• Die Einführung von Solidargemeinschaften ist nur unter ganz bestimmten schwer
zu schaffenden Voraussetzungen möglich.
• Anonymität (in Großwohnanlagen) fördert das „Trittbrettfahrertum“.
• Soziale Kontrolle ist bei der Einführung einer verursachergerechten Gebührenveranlagung
in Großwohnanlagen unabdingbar.
• Es muss eine gute kommunikative Ebene zu den Großwohnanlagenbesitzern gegeben
sein.
• Mieter sind im Vorfeld der Einführung eines verursachergerechten Abfallgebührensystems
miteinzubeziehen.
11.3. Technische und urbane Bezüge zu PAYT
• Mit der Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems erhöht sich die
Gefahr der Stadtverschmutzung.
84

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
• Je dichter die Bebauung, desto schwieriger stellt sich die Umsetzung eines verursachergerechten
Gebührensystems dar.
• Je dichter die Bevölkerung, desto schwieriger stellt sich die Umsetzung eines
verursachergerechten Gebührensystems dar.
• Mit der Einführung des Systems steigt die Gefahr der Erhöhung von Störstoffanteilen
durch Restmüll in anderen Entsorgungswegen.
• Mit der Einführung des Systems steigt die Gefahr der Erhöhung Sperrmüllaufkommen
• Durch eine überlegte Platzierung der Müllcontainer kann die Sauberkeit der Trennung
positiv beeinflusst werden.
• Die Optik des Entsorgungssystems hat einen Einfluss auf die Sauberkeit des
Standortplatzes (Müllschleusen werden positiv bewertet).
• Komfort spielt hinsichtlich der Zahlungsbereitschaft und der damit verbundenen
Akzeptanz in Bezug auf die Einführung eines neuen Systems eine herausragende
Rolle.
11.4. Abfallwirtschaftliche (Problem-)felder
• Die Finanzierung aller Entsorgungswege (DSD-System ausgenommen) erfolgt
über die Restmüllgebühr. Bei Reduzierung des Restmüllanteils ergeben sich
Probleme hinsichtlich der Kostendeckung. der übrigen Entsorgungswege.
• Der Restmüllanteil kann durch ein verursachergerechtes Abfallgebührensystem
gesenkt werden.
• Es erfolgt keine Abfallvermeidung und daraus resultierend eine Abfallverminderung,
sondern eine Umverteilung.
• Es wird eine intensivere Trennung der Abfälle erreicht.
• Ein zu geringes Restmüllmindestmaß erhöht die Inanspruchnahme anderer (illegaler)
Entsorgungswege.
85

12. Resümee:
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Im Kontext der derzeitigen Situation der Gesellschaft ergeben sich hinsichtlich der
Einführung eines verursachergerechten Abfallgebührensystem eine Reihe von Barrieren.
Im Bereich von Einfamilien- und Reihenhäusern sowie in generell ländlichen
Bereichen sind günstige Faktoren für eine erfolgreiche Einführung vorhanden. Dem
Individuum sind durch das System Möglichkeiten zu Kosteneinsparungen gegeben..
In dichtbesiedelten und bebauten Gegenden ist die Umsetzung nur schwer zu realisieren.;
insbesondere in Bezug auf die Prioritätenverschiebung der Bevölkerung von
einem ökologischen zu einem eher ökonomischen Bewusstsein. Es wird dementsprechend
keine Akzeptanz gegenüber höheren Kosten, bedingt durch technischen
und administrativen Aufwand, bei der Einführung des Systems abzeichnen. Zudem
fördern die Individualisierungstendenzen und die sich daraus ergebene höhere Mobilität,
eine gewisse Fluktuation von Bewohnern gerade im Bereich von Großwohnanlagen.
Aus dieser Situation ergibt sich wiederum ein größeres Ausmaß an Anonymität,
die sich insgesamt als sehr systemfeindlich und nur schwer überwindbar darstellt.
Es ergeben sich aufgrund der Vielzahl an Barrieren gegenüber wenigen, eventuell
auch gedanklich noch nicht ausgereiften Chancen einige Zweifel an der Realisierbarkeit
und der Sinnsaftigkeit der Einführung eines verursachergerechten Abfallsystems
in Deutschland.
Die Erfassung eines Stimmungsbildes der Bevölkerung unter Berücksichtigung der
individuellen Situation, gerade in Hinblick auf die Bevölkerung, die in dicht bebauten
und besiedelten Gegenden lebt, stellt sich als sehr dringlich dar, um eine weitere
Vertiefung des Projekts begründen zu können.
86

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
87
Abschlussbericht PAYT
„Chancen und Barrieren eines verursacher-
gerechten Abfallgebührensystems
in der Individualisierungsgesellschaft“
Anhang

Anhang A:
Abbildung 1:
Abbildung 2
Abb. Einschätzung der Gebührenhöhe
Quelle: Gellenbeck, INFA; S.3
12%
26%
17%
Finden Sie Ihre Abfallgebühr zu hoch?
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
88
71%
Wissen SIe, wie hoch Ihre Abfallgebühr ist?
74%
ja
nein
weiß nicht
nein
ja

Anhang B:
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Rechenbeispiel für die Wahrscheinlichkeit der legalen Müllentsorgung
Individuen verfügen über Ressourcen (Einkommen, Zeit, etc.) und Präferenzen (Vorlieben),
die sie versuchen möglichst nutzenmaximierend einzusetzen.
Es wird nun impliziert, dass Personen ihre Ressourcen so einsetzen werden, dass
sie ihr(e) Ziel/-e auf dem möglichst einfachen Weg erreichen (Bsp. Einkommen, Zeit,
Preise, Technologien, gesetzliche Auflagen, Verbote).
Das Prinzip lautet also, dass Akteure versuchen, in Entscheidungssituationen unter
Restriktionen, ihre Präferenzen möglichst gut zu realisieren.
Die SEU-Theorie, eine Variante der Theorie des Rationalen Handelns bringt als Vorannahmen
sowohl die subjektiven Nutzenwerte als auch die subjektiven Wahrscheinlichkeiten
mit.
Sind einem in einer Situation die Wahrscheinlichkeiten der Ereignisse, die mit einer
Handlung verknüpft sind, bekannt, kann jeder Handlungsalternative ein SEU-Wert
zugewiesen werden. „Der Wert errechnet sich aus der Summe der Produkte von
Wahrscheinlichkeiten und Nutzen der Handlungskonsequenzen.“( Diekmann; Preisendörfer
S.65. Zudem wird von einem Maximierungsprinzip ausgegangen, dass
heißt, der Akteur versucht in einer Situation, die mehrere Handlungsoptionen
beinhaltet, seinen Gewinn zu maximieren.
Nehmen wir folgende Situation an: Gegeben sei ein verursachergerechtes Gebührensystem
in der Abfallentsorgung. Ein Individuum muss nun, bedingt durch ein Identifikationssystem
an den Müllcontainern für jede Restmüllentsorgung eine bestimmte
Gebühr entrichten. Der Akteur besitzt nun zwei Alternativen: Er hat zum einen die
Möglichkeit, seinen Restmüll über das Identifikationssystem legal zu entsorgen und
eine Entsorgungsgebühr von 2,50 DM (H1) oder aber zum anderen die Option, der
Schwarzentsorgung (H2). Es wird vorausgesetzt, dass der Akteur in beiden Fällen
die Entsorgung seines Restmülls vollziehen kann. Die Entsorgung seines Restmülls
hat für den Akteur einen bestimmten Nutzen (u). Die Preis für die Entsorgung beträgt
3DM. Und des weiteren glaubt der Akteur, im Falle einer „Schwarzentsorgung“ mit
einer Wahrscheinlichkeit p von seinen übrigen Hausbewohnern entdeckt zu werden.
89

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
In dieser Konsequenz ist der Akteur gezwungen, eine finanzielle Sanktion von 25 DM
zu entrichten.
Kennt man diese Vorannahmen, lassen sich für die SEU-Werte von Handlungsalternative
1 (H1) und Handlungsalternative 2 (H2) schreiben:
H1: SEU1= u (Entsorgung)-u (2,50DM)
H2: SEU2= u (Entsorgung) – p × u (25DM)
Der Akteur wird sich nun für die Schwarzentsorgung seines Restmülls entscheiden,
wenn SEU2 maximal ist, wenn also gilt: SEU2 > SEU1
Um eine weitere Vereinfachung vorzunehmen, wird eine lineare Funktion des Geldes
bei „geringen“ Beträgen vorausgeschickt. Dann folgt aus der Bedingung: SEU2 >
SEU1
p × 25 < 2,50 oder p < 0,01
Der Akteur wir nach dieser Rechnung sich demnach immer dann für Handlungsalternative
2 (H2) entscheiden, wenn die Wahrscheinlichkeit der Aufdeckung seiner
Schwarzentsorgung unter 1 Prozent liegt
(vgl. Diekmann;Preisendörfer 2001, S.65/66).
90

Anhang C:
Kontaktadressen – MÜNSTER
INFA (Institut für Abfall- und Abwasserwirtschaft)
Dr. Klaus Gellenbeck
Beckumer Straße 36
59229 Ahlen
E-Mail: info@infa.de
HP: www.infa.de
Tel.:02382/964500
Entsorgungszentrum Münster
Leiter des Entsorgungszentrums
Mario Beutel
Zum Heidehof 81
48157 Münster
Tel.: 0251/161300
Ratsherr Jörn Möltgen
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Stadtplanung, Werksausschuss der Abfallwirtschaftsbetriebe)
Am Mooresch 11
48157Münster
Tel.0251/3111286
Abfallwirtschaftsbetriebe Münster (AWM)
Vorsitzende der AWM
Frau Preuß
Rösnerstraße 10, Zi.Nr.102
48175 Münster
Tel.: 0251/492-60520

Kontaktadressen - BREMEN
Senat für Umwelt und Bau
Abfall(rechts-)referentin
Frau Nanniger
Wegesende 23
28195, Stadtteil Mitte
Tel.: 0421/361-4546
Entsorgungsbetriebe Bremen
Bereichsleiter für Marketing
Herr Holtin
Schiffbauerweg 22, Zi.Nr.333
Tel.: 0421/361-9292
Ecolo (ökologisches Beratungsbürö)
Geschäftführender Direktor
Herr Lieberum
Lehheerstraße 102, Geb.2, 1. Stck., links
Tel.: 0421/23001113
andreas.lieberum@ecolo-bremen.de
www.ecolo-bremen.de
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
92

Kontaktadressen – FRANKFURT a. O.
Amt für Umwelt und Naturschutz
Lokale Agenda 21-Experte
Herr Mülle
Tel.: 0335-552-3920
Tiefbauamt
Herr Stumpe
Tel.: 0335-552-6605
Amt für Finanzdienstleistungen
Frau Kretzer
Tel:: 0335-552-2120
PDS-Fraktion
Herr Tief
Zehmeplatz 11, 5. Etage
Tel.: 0335-4 00 20 47
WohnBau Frankfurt e. G.
Frau Karras
Sophienstraße 40-41
Tel.: 0335-6830480
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
93

Anhang D:
LIteratur
PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
• Diekmann, Andreas (1999). Homo ÖKOnomicus. Anwendungen und Probleme
der Theorie im rationalen Bereich. In: Straub, Jürgen, Werbik, Hans (Hrg.) Handlungstheorie.
Begriff und Erklärung des Handelns im interdisziplinären Diskurs.
Frankfurt, 1999.
• Diekmann, Andreas; Peter Preisendörfer (2001): Umweltsoziologie. Eine Einführung.
Hamburg.
• Frey, Bruno S.; Iris Bohnet (1996). Tragik der Allmende. Einsicht, Perversion und
Überwindung. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft
36, Jg.48, S.291-307.
• Gallenkämper, Bernhardt (1999). Einsatz von Müllschleusen in Großwohnanlagen,
Münster
• Gellenbeck, Klaus (1998). Gestaltungsmöglichkeiten und Erfahrungen mit unterschiedlichen
Abfallgebührenmodellen (abstract), Münster
• Harkness, Janet (1994). Umweltrelevantes Verhalten im häuslichen Bereich. In:
Braun, Michael; Peter Ph. Mohler (Hrg.) (1994). Blickpunkt Gesellschaft. Einstellungen
und Verhalten der Bundesbürger. Opladen.
• Joußen, Wolfgang (1995). Kampagnen als Instrument zur Steuerung des Umweltverhaltens.
In: Joußen, Wolfgang; Armin G. Hessler (1995). Umwelt und Gesellschaft.
Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Umweltforschung. Berlin.
• Kuckartz, Udo (1998): Umweltbewusstsein und Umwelterhalten in Deutschland. Berlin.
• Kuckartz, Udo (1998). Umweltethik und zweite Moderne: Chancen für Nachhaltigkeit.
Internet: http://tuhh.de/UMWELT98/papers/sektor_b/kuckartz/text.html
94

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
• Kuckartz, Udo (2000). Umweltbewusstsein in Deutschland 2000. Internet:
http://www.umweltdaten.de/down-d/bewussterg.pdf
• Martens, Bernd (2000). Schwerpunktthema: Abfallwirtschaft - alles ist im Fluss.
Gesellschaftliche Resonanz auf das Abfallproblem: Wahrnehmungen und Thematisierungsprozesse
in einer historischen Perspektive. TA-Datenbank-Nachrichten,
Nr. 1, 9. Jahrgang - März 2000, S.4-11. Universität Karlsruhe.
• Mosler, Hans-Joachim; Heinz Gutscher (1996). Kooperation durch Selbstverpflichtung
im Allmende-Dilemma. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie,
Sonderheft 36, Jg. 48, S.308-323.
• Preisendörfer, Peter (1999).Umwelteinstellungen und Umweltverhalten in
Deutschland. Empirische Befunde und Analysen auf der Grundlage der Bevölkerungsumfragen
„Umweltbewusstsein in Deutschland 1991-1998“. Leske und
Budrich, Opladen.
• Schütz, Holger (1995). Umweltbewusstsein und Umweltverhalten – Das Beispiel
Abfall. In: Joußen, Wolfgang; Armin G. Hessler (1995). Umwelt und Gesellschaft.
Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Umweltforschung. Berlin.
• Statistisches Bundesamt (Hrsg.) Cramer, Caroline (1999). Datenreport 1999.
Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland. S. 541-551. Bundes-
zentrale für politische Bildung.
Weiterführende Literatur:
• Loos, Anneliese (1998). Abfallvermeidung und Konsum – Ist weniger mehr? In:
Fachzeitschrift für Behandlung und Beseitigung von Abfällen. März, 1998;
S.191ff.
• Lüdemann, Christian (1995): Ökologisches Handeln und Schwellenwerte: Ergebnisse
einer Studie zum Recycling-Verhalten. In: ZUMA-Nachrichten, Jg.19, Nr.36,
Nov.1995, S. 63-75.
95

PAYT – aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
• Lüdemann, Christian (1999): Determinants of ecological behaviour: Testing an
integrated theory of action in the Domain of recycling. In: Schweizerische Zeitschrift
für Soziologie, Vol. 25, Nr. 1, 1999; p.3-32.
• REAP (Hrg.) (1995). Witherspoon, Sharon, Peter Ph. Mohler, Janet A. Harkness.
Report on research into environmental attitudes and perceptions. p.77-80. Zuma,
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• Schlüter, Sabine; Gabi Küch, Jaquline Henning (1998). Verpackungsrecycling im
europäischen Vergleich. Stiftung Arbeit und Umwelt, Hannover.
• ZA (Hrg.) (1996). Umweltbewusstsein in Deutschland 1996. ZA-Nr.2964,
S.33/58/62/63/64
96