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Unter dem Einfluss der Umwelt - Dioxin und PCB

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<strong>Unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Einfluss</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Umwelt</strong> -<br />

<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong><br />

Dr. Lutz Kattein<br />

Ministerium für Landwirtschaft <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> Sachsen-Anhalt<br />

lutz.kattein@mlu.sachsen-anhalt.de<br />

27. September 2012


<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong><br />

1. Definition<br />

<strong>PCB</strong>: Gruppe von Polychlorierten Biphenyle; Produkte gezielter chemischer<br />

Synthese (ca. 209 Kongeneren)<br />

<strong>Dioxin</strong>e: Gruppe von polychlorierten Dibenzodioxinen <strong>und</strong> Dibenzofuranen; (75<br />

<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> 135 Furan-Kongeneren) <strong>Umwelt</strong>kontaminanten<br />

(z. B. Tetrachlordibenzodioxin)


<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong><br />

2. Vorkommen<br />

<strong>PCB</strong>: Schmiermittel in Getriebeölen, Hydraulikpumpölen, flammenhemmende<br />

Imprägnierungen für Holz…, Klebstoffe, Dichtungsmassen, Weichmacher<br />

<strong>Dioxin</strong>: Müllverbrennung, industrielle Abfallverbrennungs- <strong>und</strong><br />

Recyclingprozesse Kraftfahrzeug- <strong>und</strong> Schiffsverkehr, Papierindustrie,<br />

Hausbrände; Mobilisierung von „Altlasten“<br />

3. Eigenschaften<br />

Chemisch stabil (Halbwertzeiten in <strong>der</strong> <strong>Umwelt</strong> von bis zu 50 Jahren; im<br />

Organismus 10-12 Jahre)<br />

Lipophil (hohe Affinität zu Fett; Körperfett!)<br />

hitzestabil<br />

kaum wasserlöslich<br />

potenziell kanzerogen; Auslösung von Neuropathien, Leberschädigungen<br />

möglich, „Chlorakne“


<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> – <strong>der</strong> Weg in das Futter- <strong>und</strong><br />

Lebensmittel<br />

4. <strong>Umwelt</strong>kontamination <strong>und</strong> Aufnahme durch das Tier<br />

‣ Industrielle Kontamination => Abwässer, Luft, Staub,<br />

Oberflächengewässer!!! => Sediment => Hochwasser => Futter (erster<br />

Aufwuchs in Flussauen <strong>und</strong> auf Deichen !!! > Grünfutter > Silage ><br />

Anwelksilage > Heu; Trockengrün > getrocknete<br />

Einzelfutterkomponenten > Mischfutter > industrielles Fertigfutter<br />

‣ Son<strong>der</strong>stellung o<strong>der</strong> Nicht-Son<strong>der</strong>stellung Zuckerrübe!!!<br />

‣ <strong>Dioxin</strong> ist nicht kutikulagängig, d.h. die Pflanze selbst nimmt es nicht über<br />

das Blatt auf; es haftet ihr als Verschmutzung an; über die Wurzel wird<br />

eine geringe Aufnahme diskutiert<br />

‣ Vom Futtermittel in das Tier: gute Resorption! <strong>und</strong> Ablagerung im Körper-<br />

Fett; keine / kaum Metabolisierung, langsame Ausscheidung aber<br />

Remobilisation bei Fettabbau insbes. katabole Stoffwechsellage (Hunger)<br />

<strong>und</strong> Laktation


<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> – <strong>der</strong> Weg in das Futter- <strong>und</strong><br />

Lebensmittel<br />

5. Im Lebensmittel<br />

Problematisch: (fast) ausschließlich tierische Lebensmittel<br />

‣ Milch <strong>und</strong> Milchprodukte<br />

‣ Eier<br />

‣ Fleisch (Lämmer; Wild!)<br />

‣ (Fisch)<br />

‣ Wichtig: Verzehrsgewohnheiten <strong>und</strong> Exposition<br />

6. Der Umgang mit <strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong><br />

<strong>Unter</strong>suchungsprogramme von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n; „Flussauenmonitoring“<br />

Dabei <strong>Unter</strong>suchungen von Boden, Luft, Wasser, Schwebstoffen/Sediment,<br />

Futter- <strong>und</strong> Lebensmitteln seit etwa 1995 <strong>und</strong> dann 2002<br />

(Jahrhun<strong>der</strong>thochwasser Elbe <strong>und</strong> Mulde)<br />

Ergebnisse: kein definierter Wirkstoffpfad bzw. Transfer; nahezu ubiquitär<br />

Verbreitung; punktuelle Konzentrationen an <strong>der</strong> Bodenoberfläche


<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> – Fazit allgemein<br />

7. Fazit<br />

Minimierungsstrategie (erfolgreich!) seit den 1980er Jahren (Filteranlagen<br />

<strong>der</strong> Industrie, bleifreier Kraftstoff, Auswertung <strong>und</strong> Konsequenzen <strong>der</strong><br />

amtlichen Überwachung (Sperrmaßnahmen)<br />

<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> sind da! Wichtig ist die Art <strong>und</strong> Weise des Umgangs<br />

damit!<br />

Rechtlich: Aktionswerte 0,5 ng/kg <strong>und</strong> Höchstgehalte 0,75 ng/kg TEQ –<br />

WHO Futtermittel<br />

<strong>Dioxin</strong> ist ein unerwünschter Stoff, kein verbotener Stoff<br />

Monitoringprogramme von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n; Sammlung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

<strong>und</strong> Auswertung über das <strong>Umwelt</strong>ministerium <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>b<strong>und</strong>esamt


<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> – Schaf <strong>und</strong><br />

Ziege? (I)<br />

8. <strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> Bedeutung bei kleinen Wie<strong>der</strong>käuern<br />

Regelmäßig Überschreitungen des Höchstgehaltes für die Summe von<br />

<strong>Dioxin</strong>en <strong>und</strong> dioxinähnlichen <strong>PCB</strong> in Schaflebern bei<br />

nichtrepräsentativen Beprobungen, Verdachtsproben <strong>und</strong> Monitoringproben<br />

seit etwa 2006 festgestellt (auch bei üblicherweise anzunehmen<strong>der</strong><br />

Hin<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>belastung <strong>und</strong> Haltung <strong>der</strong> Tiere nicht auf Risikoflächen)<br />

In 2008 <strong>Unter</strong>suchungsprogramm Schaflebern auf <strong>Dioxin</strong> in Nie<strong>der</strong>sachsen; die<br />

Belastung lag repräsentativ über <strong>dem</strong> Höchstgehalt (Fragen:<br />

Verkehrsfähigkeit <strong>der</strong> Lebern? „Nischenlebensmittel“?)<br />

Gleiche Situation auch bei Lebern zur Schlachtung aus Großbritanien<br />

verbrachter Schafe<br />

Verzehrsempfehlung für Schaflebern aussprechen b<strong>und</strong>esweit?<br />

Lebensmittelbereich:Schaflebermonitoring in Deutschland (2009: ca. 240<br />

Proben; Sachsen-Anhalt davon 2 Proben: beide >> Höchstgehalt!!)


<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> – Schaf <strong>und</strong><br />

Ziege? (II)<br />

zu 10. <strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> Bedeutung bei kleinen Wie<strong>der</strong>käuern<br />

Risikobewertung Nr.013/2009 vom 7.4.2009 des B<strong>und</strong>esamtes für Risikobewertung (BfR)<br />

Schafleber (dazu: Lamm-, Schaf- <strong>und</strong> Hammelleber) ist eines <strong>der</strong> am stärksten mit<br />

<strong>Dioxin</strong> belasteten Lebensmittel von an Land lebenden Tieren<br />

Deutschlandweites Problem<br />

>> 250g/Woche („Vielverzehrer“); ADI wird überschritten !!!<br />

BfR: Warnung! Verzehrsempfehlung! Vom Schafleberverzehr ist abzuraten!<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> hohen „Schafexposition“ für <strong>Dioxin</strong><br />

1. Fressverhalten Schaf; tiefer, erdnaher Verbiss<br />

2. Aufnahme von Pflanzen(teilen) mit großen Oberflächen <strong>und</strong> bodennah wachsend<br />

(Kräuter, Blätter)<br />

3. rel. hoher Anteil von Rau- <strong>und</strong> Saftfutter<br />

4. Spezieller Leberstoffwechsel !!??


<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> – Schaf <strong>und</strong><br />

Ziege? (III)<br />

zu 10. <strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> Bedeutung bei kleinen Wie<strong>der</strong>käuern<br />

Maßnahmen zur Minimierung des Schadstoffeintrages<br />

Zu vermeiden:<br />

Narbenschäden durch starke Trittbelastung (also: Viehbesatzdichte<br />

reduzieren; Nachsaat, Standweide vermeiden; kurze Weidephasen,…)<br />

Zu tief abgefressene Grasnarbe (also Viehbesatzdichte reduzieren; kurze<br />

Weidephasen,…)<br />

Beweidung im Winterhalbjahr – Ganzjahresweide (also: Verzicht auf<br />

Beweidung im zeitigen Frühjahr <strong>und</strong> späten Herbst; Zufütterung)<br />

Nasse Witterung, Starkregen (Aufspritzen von Boden) (also kein<br />

Auftrieb auf vernässte, nicht tragfähige Böden)<br />

Narbenschäden durch Maulwürfe <strong>und</strong> Wildschweine (also:<br />

Abschleppen, Schadensbeseitigung)<br />

Flussnie<strong>der</strong>ungen nach Hochwasser (also: Umtriebs- <strong>und</strong><br />

Flächenmanagement …)


<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> – Schaf <strong>und</strong><br />

Ziege? (IV)<br />

zu 10. <strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> Bedeutung bei kleinen Wie<strong>der</strong>käuern<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

„<strong>Dioxin</strong>- <strong>und</strong> <strong>PCB</strong>-Einträge in Lebensmitteln vermeiden ein Leitfaden<br />

für Geflügel-, Rin<strong>der</strong>-, Schaf- <strong>und</strong> Schweinehalter“ des B<strong>und</strong>esministerium für<br />

<strong>Umwelt</strong>, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit von August 2011 mit Fragebogen zur Betriebsanalyse für<br />

Schafhalter (servicce@bmu.b<strong>und</strong>.de; www.bmu.de)<br />

„Maßnahmekatalog zur verschmutzungsarmen Nutzpflanzenernte“<br />

Handlungsempfehlungen für die Bodenschutzbehörden für die Anordnung von<br />

Bewirtschaftungsbeschränkungen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen bei schädlichen<br />

Bodenverän<strong>der</strong>ungen im Auftrag <strong>der</strong> B<strong>und</strong>-/Län<strong>der</strong>arbeitsgemeinschaft Bodenschutz 10.12.2004<br />

(www.lvvg.bwl.de; www.ingenieurbuero-feldwisch.de)<br />

„<strong>Dioxin</strong>bericht des Landesamtes für <strong>Umwelt</strong>schutz Sachsen-Anhalt 2011“ (Fortsetzung von 1996)<br />

Veröffentlichung in 2012 vorgesehen! (www.lau-st.de)<br />

„Merkblatt Landwirtschaftliche Nutzung von Flussauen in Sachsen-<br />

Anhalt“ (printmedine@mlu.sachsen-anhalt.de; www.mlu.sachsen-anhalt.de) <strong>und</strong> auch an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>sachsen „Merkblatt zur Bewirtschaftung <strong>der</strong> Elbaußendeichflächen“ (www.lwk-nie<strong>der</strong>sachsen.de),<br />

Brandenburg „Merkblatt zur Bewirtschaftung von Deich- <strong>und</strong> Vordeichflächen“, Meckenburg-Vorpommern<br />

<strong>und</strong> Schleswig-Holstein …


<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> – die Rechtslage<br />

11. <strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong> - Rechtsgr<strong>und</strong>lagen<br />

Verordnung (EU) 178/2002 des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom<br />

28. Januar 2002 zur Festlegung <strong>der</strong> allgemeinen Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />

Lebensmittelrechts, zur Errichtung <strong>der</strong> Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit <strong>und</strong><br />

zur Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit (Basisverordnung) (ABl. L 31 v.<br />

1.2.2002 S. 1)<br />

Artikel 15 Anfor<strong>der</strong>ungen an die Futtermittelsicherheit<br />

Artikel 17 Zuständigkeiten „Futtermittelunternehmer überprüfen die Einhaltung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen“<br />

!Eigenkontrolle!<br />

Artikel 20 Verantwortung für Futtermittel: Futtermittelunternehmen<br />

Verordnung (EU) 277/2012 <strong>der</strong> Kommission vom 28. März 2012 zur Än<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Anhänge I <strong>und</strong> II <strong>der</strong> Richtlinie 2002/32 EG des Europäischen Parlamentes <strong>und</strong> des Rates<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Höchstgehalte <strong>und</strong> Aktionsgrenzwerte für <strong>Dioxin</strong>e <strong>und</strong> polychlorierte Biphenyle<br />

(ABl. L 91 v. 29.03.2012 S. 1)<br />

Artikel 1 in Verbindung mit Anlage I <strong>und</strong> II: Aktionsgrenzwert <strong>Dioxin</strong> 0,5 ng TEQ WHO/kg Futter<br />

<strong>und</strong> Höchstgehalt 0,75 ng TEQ WHO/kg Futter<br />

Zur Beachtung: „ … Erfüllung an<strong>der</strong>weitiger<br />

Verpflichtungen…“ : Cross-Compliance


<strong>Dioxin</strong> <strong>und</strong> <strong>PCB</strong><br />

… Vielen Dank für Ihre Geduld <strong>und</strong> Aufmerksamkeit!

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