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JOURNAL 2015-03

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SWISSMECHANIC<br />

auch wir über einen hohen Exportanteil<br />

in den EU-Raum, hauptsächlich nach<br />

Deutschland. Das heisst wir sind auf einen<br />

konkurrenzfähigen Eurokurs angewiesen.<br />

Die Situation ist kritisch und wir<br />

hoffen sehr, dass das kommende Quartal<br />

eine Besserung bringt. Auch für die Branche<br />

wäre es fatal, wenn sich die Lage<br />

nicht entspannen würde. Denn dann wir<br />

es zu einem weiteren Abbau von Stellen<br />

und in einigen Fällen zu Firmenaufgaben<br />

kommen.<br />

Die Euro-Krise bestimmt derzeit Ihren<br />

Alltag?<br />

Sehr intensiv und zwar als Unternehmer<br />

und als Präsident von Swissmechanic.<br />

Es ist für unser Unternehmen wie für die<br />

Mehrheit in der Branche ein echtes Drama,<br />

was derzeit geschieht. Das zeigen<br />

auch jene Beispiele von Unternehmen,<br />

welche die Arbeitszeiten verlängern oder<br />

gar Stellen abbauen mussten. Wir alle<br />

mussten wegen dem stärker werdenden<br />

Franken in den vergangenen Jahren viele<br />

Federn lassen. Die Margen sind stetig<br />

gesunken. Die aktuelle Krise kam unmittelbar<br />

und trifft uns hart. Ich betone in<br />

diesem Zusammenhang stets, dass die Situation<br />

nicht entstanden ist, weil unsere<br />

Unternehmen schlechte Arbeit abliefern,<br />

sondern weil unsere Preise schlicht zu<br />

hoch sind. Dass Massnahmen ergriffen<br />

werden müssen steht ausser Frage. Insbesondere<br />

die KMU in der MEM-Branche<br />

stehen vor grossen Herausforderungen,<br />

da sie auf die Bedingungen des Werkplatzes<br />

Schweiz angewiesen sind und nicht<br />

mit Kompensationen im Ausland operieren<br />

können.<br />

Der Eurokurs hat sich zwischenzeitlich<br />

etwas erholt, kratzte an manchen<br />

Tagen an der Marke von 1.08<br />

Franken. Ist das ein Silberstreifen am<br />

Horizont?<br />

Wenn sich der Kurs so weiter entwickelt,<br />

dann schon. Ich denke ein Kurs von 1.10<br />

Franken wäre das absolute Minimum und<br />

auch dann braucht es grosse Anstrengungen,<br />

um konkurrenzfähig zu bleiben.<br />

Das nächste Quartal muss besser werden,<br />

damit Stellenabbau und Firmenaufgaben<br />

verhindert werden können. Es bleibt<br />

zu hoffen, dass sich der Euroraum wirtschaftlich<br />

weiter erholt und Deutschland<br />

nicht an Zugkraft als Lokomotive der europäischen<br />

Wirtschaftspolitik verliert.<br />

Es wurde den Unternehmern – auch<br />

aus den eigenen Reihen – in den vergangenen<br />

Tagen vorgeworfen, dass<br />

sie zu viel jammern. Was sagen Sie zu<br />

diesem Vorwurf?<br />

Es wurde uns auch vorgeworfen, wir hätten<br />

zu früh und zu negative Signale gesendet.<br />

Dem kann ich nichts abgewinnen. Es<br />

geht um sehr viel für den Industriestandort<br />

Schweiz und deshalb ist es wichtig,<br />

dass die Öffentlichkeit über die Situation<br />

und mögliche Konsequenzen aufgeklärt<br />

wird. Auch der Politik muss man klare Signale<br />

senden, damit sie versteht, was auf<br />

dem Spiel steht. Es wurde uns zu Beginn<br />

der Krise auch vorgeworfen, dass wir in<br />

den vergangenen Jahren untätig gewesen<br />

seien. Auch das stimmt nicht. Wir mussten<br />

uns von 1.50 Franken auf das massiv tiefere<br />

Niveau von 1.20 Franken einstellen,<br />

schon das war ein Kraftakt. Wir werden<br />

alles unternehmen, um unsere Betriebe fit<br />

für die Zukunft zu machen, vor allem auf<br />

der Kostenseite. Dabei muss die Lohndiskussion<br />

geführt werden.<br />

Sind diese zu hoch?<br />

Das muss man im Einzelnen anschauen.<br />

Fakt ist, dass die Lohnkosten den grössten<br />

Kostenfaktor darstellen, also ist es logisch,<br />

dass man solche Diskussionen führen<br />

muss. Und zwar zwischen Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer. Die vergangenen Tage<br />

haben gezeigt, dass wir bei Swissmechanic<br />

ohne Gesamtarbeitsverträge und<br />

Gewerkschaften sehr gut funktionieren<br />

und rasch auf Veränderungen reagieren<br />

können. Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

begegnen sich dabei auf Augenhöhe. Es<br />

sind alle gefragt, auch der Staat muss seinen<br />

Beitrag leisten.<br />

Und auch da gibt es kritische Stimmen.<br />

Die Unternehmer würden sich<br />

stets über zu viel Staat aufregen<br />

und jetzt, wo es den Unternehmen<br />

schlechter gehe, solle der Staat helfen.<br />

Roland Goethe<br />

Ja genau, denn das ist seine Aufgabe. Wir<br />

wollen keine Subventionen. Was wir wollen<br />

ist eine Verbesserung der Rahmenbedingungen,<br />

damit unsere Unternehmen<br />

konkurrenzfähig bleiben. Diese Forderungen<br />

sind nicht neu, wir stellen sie schon<br />

seit Jahren. Der staatliche Apparat ist in<br />

den vergangenen Jahren zu stark aufgebläht<br />

worden. Als Unternehmer muss<br />

man sehr viel Zeit für die Administration<br />

aufwenden. Ein KMU könnte diese Energie<br />

derzeit anderswo sehr gut gebrauchen.<br />

Hinzu kommen steuerliche Entlastungen,<br />

damit der Wirtschaftsstandort<br />

Schweiz so attraktiv wie möglich bleibt.<br />

Wenn er unattraktiv wird, dann wir es zu<br />

grösseren Auslagerungen kommen, so<br />

wie in anderen Branchen bereits geschehen.<br />

Die Lohn- und Kostenstruktur in der<br />

Schweiz ist im internationalen Vergleich<br />

nun mal sehr hoch. Zu hoch um gleichzeitig<br />

einen starken Franken und schwachen<br />

Euro zu verkraften. Wir Unternehmer sind<br />

bereit die Verantwortung zu tragen und<br />

Arbeitsplätze zu sichern. Wir fordern vom<br />

Staat, dass er seinen Teil dazu beiträgt<br />

und uns den Rücken stärkt und nicht<br />

schwächt.<br />

Wie sehen Sie die Situation der<br />

Swissmechanic-Mitglieder, sprich der<br />

KMU in der MEM-Branche?<br />

Ich habe in den vergangenen Wochen<br />

viele Gespräche mit Unternehmern geführt,<br />

einige von ihnen sind am Boden<br />

SWISSMECHANIC 3/<strong>2015</strong> 7

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