PDF Download - 2,7M - Kliniken des Bezirks Oberbayern
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Abbildung 2<br />
Aufgaben eines Gerontopsychiatrischen<br />
Zentrums im Versorgungsverbund<br />
Ambulanz<br />
• vor-, nachstationär<br />
• Gedächtnissprechstunde<br />
• Angehörige<br />
• Heime<br />
• Sozialstationen<br />
• niedergelassene Ärzte<br />
Tagesklinik<br />
• Assessment<br />
• Behandlung<br />
vor-, nachstationär<br />
• Koordination<br />
von Diensten<br />
• Reintegration<br />
Altenberatung<br />
• Betroffene<br />
• Angehörige<br />
• Selbsthilfegruppen<br />
• Altenhilfe<br />
• Behörden<br />
• Infobörse<br />
Gerontopsychiatrisches<br />
Zentrum<br />
Verbundaufgaben<br />
• Regionaler Motor<br />
• Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Qualitätskontrolle<br />
• Fort- und Weiterbildung<br />
• Versorgungsforschung<br />
Andererseits gibt es heute gut belegt eine hohe Evidenz,<br />
dass depressive Störungen bei Patienten mit somatischer<br />
Komorbidität, zum Beispiel kardiovaskulären Erkrankungen,<br />
die körperliche Genesung nicht nur verzögern, sondern<br />
auch einen wesentlichen Risikofaktor für den letalen<br />
Ausgang von Myokardinfarkten (Herzinfarkten) darstellen.<br />
Dies belegt nachhaltig die Wechselwirkungen zwischen<br />
den gerontopsychiatrischen Störungsbildern und dem<br />
Austausch mit den somatischen Fächern (6).<br />
Für den Erhalt der Lebensqualität älterer Menschen, zu der<br />
auch der Verbleib in der gewohnten Umgebung gehört,<br />
ist die Gerontopsychiatrie besonders gefordert. Neben<br />
dem Hausarzt hat sie wichtige Aufgaben im Rahmen eines<br />
regionalen Versorgungsnetzes zu erfüllen. Ein wichtiges<br />
Strukturelement ist dabei das „Gerontopsychiatrische<br />
Zentrum“ (GZ, Abbildung 2). Dies soll ambulante, teilstationäre<br />
und stationäre Versorgungsstrukturen sowie Fort-,<br />
Aus- und Weiterbildung und Zusammenarbeit mit den<br />
verschiedenen außerstationären Hilfen fördern. Es besteht<br />
aus einer Ambulanz bzw. einem ambulanten Dienst, einer<br />
Tagesklinik und einer niederschwelligen Altenberatung.<br />
Hinzu kommen für eine Versorgungsregion wichtige<br />
übergeordnete Tätigkeiten (Öffentlichkeitsarbeit, Fort-,<br />
Aus- und Weiterbildung, Präventionsprogramme). Es ist<br />
zwischenzeitlich nachgewiesen, dass durch die Arbeit<br />
eines Gerontopsychiatrischen Zentrums die Versorgung<br />
psychisch kranker alter Menschen erheblich verbessert<br />
werden kann (4).<br />
Es ist davon auszugehen, dass man nur dort, wo spezifische<br />
gerontopsychiatrische und somatisch-geriatrische<br />
Hilfen in der Praxis funktionieren, der psychiatrischen<br />
Versorgungsverpflichtung auch tatsächlich nachkommt.<br />
Langfristig wird – auf dem Wege <strong>des</strong> Aufbaus leistungsfähiger<br />
Verbundstrukturen – die Bedeutung der stationären<br />
Behandlung abnehmen. Ein Kernbereich eines gerontopsychiatrischen<br />
und geriatrischen vollstationären Angebots<br />
als obligatem Teil der regionalen psychiatrisch-geriatrischen<br />
Pflichtversorgung darf aber unter allen zukünftigen Bedingungen<br />
als unverzichtbar gelten.<br />
Dieser Kernbereich der Fachkompetenz muss auch<br />
<strong>des</strong>halb weiterhin konzentriert bleiben, weil es stets eine<br />
kritische Masse an theoretischen und praktischen Kompetenzen<br />
gibt, die den Rahmen der lebendigen Gerontopsychiatrie<br />
erst erfahrbar macht und das solide Fundament<br />
einer guten Weiterbildung darstellt. Nach dem Konsensus-<br />
Statement der WHO und <strong>des</strong> Weltverban<strong>des</strong> der Psychiater<br />
(WPA) (3) ist eine kompetente Gerontopsychiatrie<br />
unverzichtbar und nicht durch andere Fachgebiete zu<br />
ersetzen, zum Beispiel durch eine internistisch geprägte<br />
Geriatrie oder die allgemeinpsychiatrische Kompetenz.<br />
Um auch in Zukunft mit den europäischen und internationalen<br />
Entwicklungen Schritt halten zu können, ist für die<br />
adäquate und kompetente Versorgung psychisch kranker<br />
und komorbider älterer Menschen in Deutschland die<br />
Etablierung <strong>des</strong> Schwerpunkts Gerontopsychiatrie im<br />
nervenärztlichen Fächerkanon dringend geboten. Für die<br />
Forschung erscheint eine stabile universitäre Verankerung<br />
<strong>des</strong> Fachs zwingend.<br />
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