PDF Download - 2,7M - Kliniken des Bezirks Oberbayern
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Inn-Salzach-Klinikum<br />
Die Zahl älterer Menschen steigt, der Begriff „demografischer<br />
Wandel“ ist heute in aller Munde, mitunter<br />
wird sogar unschön von „Vergreisung der Gesellschaft“<br />
gesprochen. Im Zuge dieser Entwicklung richtet sich auch<br />
das Interesse von Wissenschaft und Medizin zunehmend<br />
auf seelische Erkrankungen im Alter, die früher kaum<br />
Beachtung fanden.<br />
Die Gerontopsychiatrie ist die medizinische Disziplin, die<br />
sich mit diesen seelischen Erkrankungen im Alter beschäftigt,<br />
das heißt, Gerontopsychiatrie ist die Wissenschaft von<br />
der Krankheitslehre, Diagnostik, Therapie und Prävention<br />
sämtlicher psychischer Erkrankungen <strong>des</strong> höheren und<br />
hohen Lebensalters, also jenseits <strong>des</strong> 60. bis 65. Lebensjahres.<br />
Der Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit ist dabei ein<br />
wichtiges Thema. Während früher von „Verkalkung“ oder<br />
„Altersverwirrtheit“ gesprochen wurde, hat heute der Begriff<br />
Demenz Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch,<br />
zum Beispiel in der Tagesschau, gefunden. Auch das Wort<br />
„Alzheimer“ ist heute den meisten geläufig. Vollständig<br />
lautet die Bezeichnung „Alzheimer-Krankheit“. Damit<br />
wird klar, dass es sich um einen krankhaften Zustand handelt,<br />
nicht um eine Entwicklung, die im Alter normal oder<br />
zwangsläufig wäre.<br />
Doch Gerontopsychiatrie beschäftigt sich nicht nur<br />
mit Demenzerkrankungen oder – als Oberbegriff – den<br />
hirnorganischen Erkrankungen, sondern daneben auch mit<br />
allen anderen psychischen Störungen im Alter. Bei genauer<br />
Betrachtung zeigt sich, dass Depressionen bei älteren<br />
Menschen etwa ähnlich häufig und bedeutsam sind wie<br />
Demenzen. Hinzu kommen Wahnerkrankungen, Angststörungen<br />
oder Suchtprobleme. Viele dieser Krankheiten<br />
treten im Alter erstmals auf, es gibt daneben aber nicht<br />
wenige Patienten, die mit einer seelischen Erkrankung alt<br />
werden. Mit den besonderen Herausforderungen und<br />
Problemen <strong>des</strong> Alters stellen sich neue Anforderungen an<br />
die Behandlung.<br />
Seelische Erkrankungen im Alter sind mitunter nicht leicht<br />
zu erkennen. Ein überkommenes negatives Altersbild<br />
kann dazu führen, dass Symptome wie Hirnleistungsschwäche<br />
oder sozialer Rückzug und Interessenverlust<br />
dem „Alter an sich“ zugeschrieben werden, obwohl es<br />
sich tatsächlich um den Ausdruck einer Demenz oder<br />
einer Depression handelt. Weiterhin kann eine Depression<br />
eine geistige Leistungsschwäche mit sich führen und<br />
damit eine Demenz vortäuschen („Pseudodemenz“)<br />
und schließlich gehen Depressionen typischerweise mit<br />
körperlichen Beschwerden einher, die leicht vorschnell<br />
als Ausdruck einer körperlichen Erkrankung fehlgedeutet<br />
werden, so dass die Behandlung der Depression unterbleibt.<br />
Noch häufiger bleiben Suchtprobleme im Alter<br />
unbemerkt, und ein weit verbreitetes Vorurteil lautet,<br />
dass psychotherapeutische Hilfe bei älteren Menschen in<br />
seelischer Not nicht praktikabel wäre – tatsächlich ist das<br />
Gegenteil der Fall.<br />
In der Entstehung seelischer Erkrankungen im Alter spielen<br />
die individuelle Biographie, die aktuelle Lebenssituation,<br />
soziale Rahmenbedingungen, alterstypische Belastungen,<br />
zwischenmenschliche Beziehungen, die körperliche<br />
Verfassung und Veränderungen im Gehirn bzw. Zentralnervensystem<br />
zusammen.<br />
Die Diagnosefindung gleicht nicht selten einer spannenden<br />
Detektivarbeit, die Lebensgeschichten der Patienten<br />
und die Beziehungen zwischen den Generationen über<br />
Jahrzehnte sind häufig sehr eindrucksvoll. Die Diagnostik<br />
– oder wie man heute sagt: das gerontopsychiatrische<br />
Assessment – muss alle diese Bereiche im Blick haben,<br />
so dass man zu einer ganzheitlichen Sichtweise kommt,<br />
die nicht nur die Defizite und Handicaps <strong>des</strong> Patienten<br />
erfasst, sondern auch seine noch vorhandenen Fähigkeiten<br />
und Ressourcen. Die Zusammenarbeit mit den Familienangehörigen,<br />
aber auch mit anderen Bezugspersonen und<br />
Institutionen ist dabei von zentraler Bedeutung. Spezielle<br />
medizinische Untersuchungsverfahren wie EEG, Computertomographie<br />
und Kernspintomographie, Röntgen,<br />
Ultraschall, eine breite Palette von Labordiagnostik einschließlich<br />
Nervenwasseruntersuchungen, aber auch sehr<br />
differenzierte neuropsychologische (testpsychologische)<br />
Verfahren stehen direkt im Inn-Salzach-Klinikum zur<br />
Verfügung.<br />
Körperliche und psychische Erkrankungen beeinflussen<br />
sich wechselseitig in ungünstiger Weise. Auch können<br />
die Erkrankungen speziell <strong>des</strong> Bewegungsapparates und<br />
<strong>des</strong> Herz-Kreislaufsystems Einfluss auf die Mobilität <strong>des</strong><br />
Erkrankten nehmen und damit die Selbstversorgung, die<br />
Inanspruchnahme von Hilfe und den Aufrechterhalt sozialer<br />
Kontakte erheblich beeinträchtigen. Nicht selten leiden<br />
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