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PDF Download - 2,7M - Kliniken des Bezirks Oberbayern

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Zuhören zahlt sich aus<br />

Probleme und Lösungsansätze<br />

in der Arzt-Patienten-Kommunikation<br />

Prof. Dr. med. Hermann Füeßl, Isar-Amper-Klinikum gemeinnützige GmbH, Klinikum München-Ost,<br />

Akademisches Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Abbildung 1<br />

Das 4-Ohren-Modell der Kommunikation<br />

Sachohr<br />

Wie ist der Sachverhalt zu<br />

verstehen?<br />

Beziehungsohr<br />

Wie steht er zu mir?<br />

Wie fühle ich mich<br />

behandelt?<br />

Was denkt er von mir?<br />

Wie empfinde ich seinen<br />

„Ton“?<br />

„Zuerst das Wort, dann die Pflanze, zuletzt das Messer“.<br />

Die dem Heilgott Asklepios zugeschriebene Aufforderung<br />

an die Ärzte der klassischen Antike hat im Zeitalter der<br />

technischen Medizin größere Bedeutung denn je. Die Reihenfolge<br />

ist dabei Quantifizierung, Wertung und praktische<br />

Handlungsanweisung zugleich. Das ärztliche Gespräch<br />

bildet bei jeder Arzt-Patienten-Begegnung die Basis der<br />

Diagnostik, steht am Beginn jeder Form der Therapie und<br />

ist der wichtigste Faktor für die Patientenzufriedenheit.<br />

Engagiertes Zuhören, eine gute Fragetechnik und die sorgfältige<br />

Beachtung der Sach- wie der Beziehungsinhalte <strong>des</strong><br />

Sprechens ermöglichen dem Arzt den Zugang zum Leiden<br />

seines Patienten in allen Dimensionen. Der geübte Einsatz<br />

von Zuhören und Sprechen bahnt den Weg zu sinnvollen<br />

und zielorientierten Maßnahmen und wird so auch zum<br />

ökonomischen Faktor. Zuhören zahlt sich also in jeder<br />

Hinsicht aus.<br />

Selbstkundgabeohr<br />

Was ist das für einer?<br />

Wie geht es ihm mit dem,<br />

was er sagt?<br />

(nach Schulz von Thun)<br />

Apellohr<br />

Was soll ich (nicht) tun,<br />

fühlen, denken, lassen?<br />

Wo will er mich hinhaben?<br />

Umso erstaunlicher ist es, dass die Technik der ärztlichen<br />

Gesprächsführung im Medizinstudium in Deutschland<br />

bislang erst in einzelnen engagierten Ansätzen gelehrt wird<br />

und in der ärztlichen Weiterbildung meist dem Zufall überlassen<br />

bleibt. Kurse in ärztlicher Gesprächsführung haben in<br />

den letzten Jahren zwar zögerlich Eingang in das Curriculum<br />

einiger medizinischer Fakultäten gefunden, jedoch<br />

häufig nicht als Pflichtkurs, sondern unter der Kategorie<br />

„fördernde Unterrichtsveranstaltung“ mit einer Semesterwochenstunde.<br />

Während Handelsvertreter und Referenten<br />

aller Produktbereiche heute vor ihrem ersten Einsatz am<br />

Kunden selbstverständlich ein intensives Kommunikationstraining<br />

durchlaufen, vertraut man offensichtlich bei den<br />

angehenden Ärzten auf das Naturtalent. Das mag es in<br />

Einzelfällen geben, viele kommen aber auf dem Weg <strong>des</strong><br />

Autodidakten nicht über den Status eines Amateurs hinaus.<br />

Dabei ist die Fähigkeit zur Kommunikation in einer Zeit<br />

der rasanten Zunahme technischer und pharmakologischer<br />

Möglichkeiten der Medizin wichtiger denn je. Mechanistische<br />

Vorstellungen und rein naturwissenschaftliches Denken<br />

führen zur Illusion einer mathematischen Berechenbarkeit<br />

<strong>des</strong> Phänomens Krankheit unter Vernachlässigung der<br />

subjektiven und emotionalen Dimension <strong>des</strong> Menschen.<br />

Die Unzufriedenheit vieler Patienten mit der modernen<br />

Medizin steht – trotz unbestreitbarer Fortschritte – sicher in<br />

Zusammenhang mit der vielfach anzutreffenden emotionalen<br />

Sprachlosigkeit der Ärzte. Mehrere Untersuchungen an<br />

Medizinstudenten belegten, dass es im Lauf <strong>des</strong> Studiums zu<br />

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