Junge Erwachsene als Freiwillige in internationalen Sozialprojekten
Junge Erwachsene als Freiwillige in internationalen Sozialprojekten Junge Erwachsene als Freiwillige in internationalen Sozialprojekten
„Ich war ja nur relativ kurz im Einsatz. Ich weiß, dass ALLE anderen Freiwilligen vor mir sich mit Malaria infizierten, weil sie die Prophylaxe abbrachen bzw. die Tabletteneinnahme vergaßen.“ Wichtig ist sicherlich, an das Risikobewusstsein der jungen Freiwilligen und anderer Reisender zu appellieren, denn die Compliance bei Einnahme einer Chemoprophylaxe steigt mit dem Risikobewusstsein und einer guten Beratung vor Ausreise (Ropers, Du Ry van Beest Holle et al. 2008), (Laver, Wetzels et al. 2001), (Dahlgren, Deroo et al. 2009). So forderten auch bereits Steffen et al., dass Reisende über ein Malariarisiko in ihrem Zielgebiet Bescheid wissen, den Übertragungsmechanismus der Malaria kennen, sich vor Moskitostichen schützen und, wenn nötig, eine Chemoprophylaxe einnehmen sollten (Steffen and Lobel 1994). Problematisch ist, dass in vielen Fällen eine Chemoprophylaxe ärztlich empfohlen wird, ohne dem Reisenden die Risiken und einen möglichen Verlauf einer Malaria genauer zu erläutern (Lopez-Velez and Bayas 2007) und so dessen Risikobewusstsein und die Einnahmedauer der Chemoprophylaxe zu verbessern. In dieser Studie wurde nicht explizit erfragt, warum eine Chemoprophylaxe nicht oder nicht wie empfohlen durchgeführt wurde. In anderen Studien wird allerdings deutlich, dass zum einen fehlende Information und Beratung Gründe sein können, dass aber auch viele Reisende Angst vor oder Probleme mit Nebenwirkungen der Chemoprophylaxe haben (Chatterjee 1999), (Lopez-Velez and Bayas 2007), (Dahlgren, Deroo et al. 2009), (Bhatta, Simkhada et al. 2009). Dies zeigt sich auch in Kommentaren der Freiwilligen dieser Studie: „Dauerhafte Malariaprävention für 1 Jahr mit Chemoprophylaxe wollte ich aus gesundheitsgefährdenden Nebenwirkungen nicht durchführen. Ich erkrankte 1mal an Malaria in Nicaragua auf Reise und musste für längere Zeit ins Krankenhaus. Im öffentlichen Gesundheitswesen war die Diagnose und Behandlung schlecht, man missinterpretierte meine Krankheit als Dengue. [Privatklinikangemessene Behandlung, Situation="schon akut lebensbedrohlich"] “ „In Peru gibt es eine Malaria Impfung, die wahrscheinlich sinnvoller ist, als täglich irgendwelche gesundheitsschädlichen Chemikalien zu schlucken. Ich selbst 74
war nur 3 Wochen im Regenwald und habe zu dieser Zeit nur Repelent benutzt. Bei der Dengue Epidemie wurden von der Stadt aus bestimmte Mittel dem Trinkwasser beigemischt, es war also kein zusätzlicher Schutz nötig.“ Ein weiterer Hinweis auf eine nicht optimale Beratung und Vorbereitung zeigt sich in der Tatsache, dass ein Freiwilliger dieser Studie auf die Frage nach gezielt für den Auslandsaufenthalt durchgeführten Impfungen eine Malaria- Prophylaxe nannte. Ebenso berichteten 12/114 amerikanischen Studenten sich gegen Malaria haben impfen lassen, obwohl eine solche Impfung nicht verfügbar ist (Hartjes, Baumann et al. 2009). Die Tatsache, dass in Mittel-/Südamerika zwei Freiwillige und in Afrika sogar neun Freiwillige, davon drei mehr als einmal, während ihrer Projektzeit an Malaria erkrankten, unterstützt die Forderung nach einer besserer Aufklärung und Prävention. In einer Studie über Mitarbeiter eines Flüchtlingshilfswerks traten zehn Fälle von Malaria auf, alle im afrikanischen Somalia (Lange, Frankenfield et al. 1994). In einer weiteren Studie gaben ebenfalls 12% der Freiwilligen, die in einem Malariarisikogebiet lebten, eine im Blutausstrich positive Malaria an, die Hälfte derer mehr als einmal (Bhatta, Simkhada et al. 2009). Auch dort wird gefordert, dass Freiwillige an die Bedeutung von Malariaprävention erinnert werden müssen (Bhatta, Simkhada et al. 2009). Ebenso hatte keiner der in Somalia stationierten Journalisten oder humanitären Helfer mit einer Malaria eine Chemoprophylaxe eingenommen sowie keinen regelmäßigen Gebrauch von Moskitonetzen oder Insektenrepellents gemacht (Sharp, DeFraites et al. 1995). Nach Steffen et al. erkranken monatlich etwa 0,3% der Reisenden im tropischen Afrika an Malaria, Reisende in West-Afrika ohne Einnahme einer Chemoprophylaxe sogar in 3% (Steffen, Amitirigala et al. 2008). Die Rate der an Malaria erkrankten Freiwilligen in Afrika pro Monat ist in der vorliegenden Studie etwas größer (0,9%), was aber mit der längeren Aufenthaltsdauer, der entsprechend längeren Exposition und so dem höheren Risiko erklärt werden kann, denn die Übertragungshäufigkeit von Malaria sinkt in kalten und trockenen Monaten des Jahres (www.cdc.gov Stand Oktober 2010). Freiwillige verbringen jedoch, im Gegensatz zu vielen Touristen, auch häufig die Regenzeit im Projektland. 75
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Malaria genauer zu erläutern (Lopez-Velez and Bayas 2007) und so dessen<br />
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In dieser Studie wurde nicht explizit erfragt, warum e<strong>in</strong>e Chemoprophylaxe nicht<br />
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Dies zeigt sich auch <strong>in</strong> Kommentaren der <strong>Freiwillige</strong>n dieser Studie:<br />
„Dauerhafte Malariaprävention für 1 Jahr mit Chemoprophylaxe wollte ich aus<br />
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