Junge Erwachsene als Freiwillige in internationalen Sozialprojekten

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12.04.2015 Aufrufe

Vergleich zu anderen Studien fand sich bei weniger Freiwilligen ein Desinfektionsmittel in der Reiseapotheke (Goodyer and Gibbs 2004), dies kann aber an der Aufenthaltsdauer der Freiwilligen im entsprechenden Zielland liegen. Gerade vor dem Hintergrund anfälliger, wenn auch meist kleinerer Wunden in fragwürdigen hygienischen Verhältnissen und feucht-warmem Klima sollte auf eine derartige Ergänzung nicht verzichtet und die Teilnehmer in Vorbereitungsseminaren entsprechen informiert werden. Überraschend wenige der Freiwilligen gaben an, ein Fieberthermometer in ihrer Reiseapotheke mitgenommen zu haben; in Mittel-/Südamerika hatte nur die Hälfte der Freiwilligen ein solches dabei. Insgesamt waren die Reiseapotheken der jungen Freiwilligen jedoch besser bestückt als die von touristisch Reisenden (Lopez-Velez and Bayas 2007). Grundsätzlich stellt es ein Problem dar, eine offizielle, einheitliche Liste für nötige Gegenstände in einer Reiseapotheke von Langzeitreisenden zu finden; so kritisiert auch Welch, dass Empfehlungen zum Inhalt einer Erste-Hilfe-Tasche nur limitiert zu gebrauchen sind, da sie häufig mehr auf der Meinung des Autors basieren, als auf aktuellen Daten oder fokussiert auf einen spezielle Expeditionsart zusammengestellt wurden (Welch 1997). 4.10 Malaria und Denguefieber Die im Fragebogen von den Freiwilligen angegebenen Malaria-/Denguerisiko- Einschätzungen wurden nicht verifiziert, da dies eine Nennung von Ort, Höhe sowie Saison des Aufenthaltes notwendig gemacht hätte und somit die Anonymität nicht mehr gewährleistet gewesen wäre. Steffen beschreibt, dass das reale Malariarisiko und die subjektive Malariarisikoeinschätzung nicht immer übereinstimmen; bei einem tatsächlich hohen Risiko gaben beispielsweise 64% der Reisenden in Entwicklungsländer subjektiv ebenfalls ein hohes Risiko an, 25% gaben ein niedriges Risiko an, 2% beschrieben kein bestehendes Risiko und 9% wussten es nicht (Steffen 2003). Ohne das tatsächliche Bestehen eines Risikos gaben 71% ebenfalls kein Risiko an, 11% gingen von einem niedrigen Risiko aus und 18% wussten es nicht. Bei einem realen niedrigen Malariarisiko gaben nur 46% ein ebensolches an, 19% gingen von einem hohen Risiko aus, 20% glaubten es bestünde kein Risiko und 16% wussten es nicht (Steffen 2003). 70

Insgesamt gaben in der vorliegenden Studie 70 der Freiwilligen ein Malariaund/oder Denguerisiko an. In einer weiteren Studie über hauptsächlich in Afrika und Asien stationierte Freiwillige gaben sogar 87,5% an, in einem Gebiet mit Malaria oder anderen von Moskitos übertragenen Erkrankungen gelebt zu haben (Bhatta, Simkhada et al. 2009). Die Beratung der Freiwilligen mit angegebenem Malariarisiko bezüglich der Durchführung einer Chemoprophylaxe ist lückenhaft. Es ist schwer nachzuvollziehen, ob die jungen Freiwilligen tatsächlich in einem Malariarisikogebiet gelebt haben, da nur die Risikoeinschätzung der Freiwilligen vorliegt und diese im Rahmen dieser Studie nicht überprüft werden konnte. In den meisten Fällen (73%) gaben die Freiwilligen an, sich bei einem Arzt oder in einem Gesundheits- oder Tropeninstitut informiert zu haben, hier sollte von einer regelrechten Informationsquelle ausgegangen werden. Informationen von Freunden, Nachbarn oder Arbeitskollegen bezüglich eines Malaria- oder Denguerisikos können dagegen nicht eingeschätzt bzw. beurteilt werden. Allerdings liegt die Anzahl der ärztlich empfohlenen Chemoprophylaxen deutlich unter der Anzahl der Freiwilligen mit angegebenem Malariarisiko. Dies ist angesichts des hohen Anteils Freiwilliger in Mittel-/Südamerika auch realistisch, da nur noch im tropischen Afrika, Ozeanien und einigen Hochrisikogebieten Brasiliens eine Chemoprophylaxe empfohlen wird (www.dtg.org Stand Oktober 2010). Jedoch wurde in der vorliegenden Studie zudem, wie auch in weiteren Studien (Townend 1998), Reisenden ohne Malariarisiko trotzdem die Durchführung einer Chemoprophylaxe empfohlen. Auch wurden Freiwilligen an verschiedenen Stellen verschiedene Empfehlungen ausgesprochen, dies verunsicherte die jungen Freiwilligen zusätzlich. Folgende Kommentare einiger Freiwilliger aus Mittel-/Südamerika unterstreichen ihren Unmut aufgrund uneinheitlicher und nicht optimaler Empfehlungen bezüglich des Umgangs mit Malaria- und Dengueprophylaxen: „Laut Tropeninstitut war meine Stadt Risikogebiet für alle Malaria-Typen, jedoch trifft dies definitiv nicht zu! Ich habe seitdem wenig Vertrauen in die Ärzte, habe das Gefühl, dass sie lediglich die teuren Medikamente verkaufen wollen und auch starke Nebenwirkungen ihrer Patienten in Kauf nehmen.“ 71

Vergleich zu anderen Studien fand sich bei weniger <strong>Freiwillige</strong>n e<strong>in</strong> Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />

<strong>in</strong> der Reiseapotheke (Goodyer and Gibbs 2004), dies kann aber an<br />

der Aufenthaltsdauer der <strong>Freiwillige</strong>n im entsprechenden Zielland liegen. Gerade<br />

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<strong>in</strong> Mittel-/Südamerika hatte nur die Hälfte der <strong>Freiwillige</strong>n e<strong>in</strong> solches dabei.<br />

Insgesamt waren die Reiseapotheken der jungen <strong>Freiwillige</strong>n jedoch besser<br />

bestückt <strong>als</strong> die von touristisch Reisenden (Lopez-Velez and Bayas 2007).<br />

Grundsätzlich stellt es e<strong>in</strong> Problem dar, e<strong>in</strong>e offizielle, e<strong>in</strong>heitliche Liste für nötige<br />

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kritisiert auch Welch, dass Empfehlungen zum Inhalt e<strong>in</strong>er Erste-Hilfe-Tasche<br />

nur limitiert zu gebrauchen s<strong>in</strong>d, da sie häufig mehr auf der Me<strong>in</strong>ung des Autors<br />

basieren, <strong>als</strong> auf aktuellen Daten oder fokussiert auf e<strong>in</strong>en spezielle Expeditionsart<br />

zusammengestellt wurden (Welch 1997).<br />

4.10 Malaria und Denguefieber<br />

Die im Fragebogen von den <strong>Freiwillige</strong>n angegebenen Malaria-/Denguerisiko-<br />

E<strong>in</strong>schätzungen wurden nicht verifiziert, da dies e<strong>in</strong>e Nennung von Ort, Höhe<br />

sowie Saison des Aufenthaltes notwendig gemacht hätte und somit die Anonymität<br />

nicht mehr gewährleistet gewesen wäre. Steffen beschreibt, dass das reale<br />

Malariarisiko und die subjektive Malariarisikoe<strong>in</strong>schätzung nicht immer übere<strong>in</strong>stimmen;<br />

bei e<strong>in</strong>em tatsächlich hohen Risiko gaben beispielsweise 64% der<br />

Reisenden <strong>in</strong> Entwicklungsländer subjektiv ebenfalls e<strong>in</strong> hohes Risiko an, 25%<br />

gaben e<strong>in</strong> niedriges Risiko an, 2% beschrieben ke<strong>in</strong> bestehendes Risiko und<br />

9% wussten es nicht (Steffen 2003). Ohne das tatsächliche Bestehen e<strong>in</strong>es Risikos<br />

gaben 71% ebenfalls ke<strong>in</strong> Risiko an, 11% g<strong>in</strong>gen von e<strong>in</strong>em niedrigen<br />

Risiko aus und 18% wussten es nicht. Bei e<strong>in</strong>em realen niedrigen Malariarisiko<br />

gaben nur 46% e<strong>in</strong> ebensolches an, 19% g<strong>in</strong>gen von e<strong>in</strong>em hohen Risiko aus,<br />

20% glaubten es bestünde ke<strong>in</strong> Risiko und 16% wussten es nicht (Steffen<br />

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