Junge Erwachsene als Freiwillige in internationalen Sozialprojekten

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12.04.2015 Aufrufe

der Tabelle B11 im Anhang fällt als erstes der hohe Anteil an Hock-WCs in asiatischen Projekten auf, welcher der dortigen großen Verbreitung dieser sanitären Einrichtung entspricht. Hock-WCs in einem guten Zustand, wie von den Freiwilligen auch angegeben, gelten im besonderen Maße als hygienisch, da kein direkter Kontakt mit dem Klosett entsteht und so die Übertragung von Keimen minimiert wird. Eine solche sanitäre Einrichtung bedeutet für den Freiwilligen jedoch eine Umstellung und auch eine Weile der Gewöhnung. Gewöhnung bedarf auch der Gebrauch einer Latrine als sanitäre Einrichtung, wie ihn immerhin noch 15/153 junge Freiwillige im Projekt und 9/153 am Wohnort erlebten. Eine solche sanitäre Einrichtung spricht für ärmliche Verhältnisse und der schlechte hygienische Zustand sollte den Freiwilligen deutlich sein. Wahrscheinlich ebenfalls in einem Zustand schlechter Hygiene befinden sich Sitz- WCs mit unsicherer Wasserversorgung und Defekten. Hier mag der hygienische Zustand nicht so offensichtlich schlecht sein, verglichen mit einer Latrine, allerdings sollten die Freiwilligen sich auch hier umsichtig verhalten. In einem Vorbereitungsseminar muss der Hinweis auf mögliche Zustände sanitärer Einrichtungen enthalten sein, um die Freiwilligen auf eine eventuell deutliche Umstellung zu gewohnten sanitären Einrichtungen vorzubereiten und Verhaltensund Hygienehinweise geben zu können. So kommentierten einige Freiwillige den Zustand der sanitären Einrichtungen: „An die sanitären Anlagen hat man sich eben gewöhnt.“ „In den öffentlichen Schulen habe ich mich den Toiletten wenn möglich nicht genähert, schon der Geruch war grauenvoll.“ „Manchmal war ich auch über mehrere Tage mit dem Pferd oder zu Fuß zu Streusiedlungen unterwegs, dort war keine Versorgung mit Wasser oder Sanitäranlagen.“ „Wir hatten ein Freiwilligenhaus, das sich auf dem Gelände eines Kinderheimes befand. Dort haben wir gewohnt und hatten unsere eigenen Toiletten, die wir selbst reinigten, was zwar regelmäßig, aber nicht täglich war.“ „Den ersten Monat in Bolivien lebte ich im Projekt, danach zog ich in eine internationale WG, in der bessere hygienische Umstände herrschten.“ 56

4.4 Projektarbeiten/-kontakte Die Tätigkeitenverteilung im Projekt und entsprechend auch der hauptsächliche Kontakt mit Schul-/Heimkindern und Jugendlichen im Projekt überrascht nicht. In einer weiteren Studie über Freiwillige, die in Übersee, besonders in Afrika und Asien, arbeiteten, gaben 68% ebenfalls eine beratende/betreuende oder lehrende Tätigkeit während ihrer Projektdauer an (Bhatta, Simkhada et al. 2009). Es ist zu bedenken, dass besonders Kinder Überträger von Keimen sein können und die Häufigkeit von Infekten erst mit steigendem Alter abnimmt. So machen Kleinkinder acht bis zehn banale Infekte pro Jahr durch, Kindergartenkinder durchleben aufgrund des neuen Erregerspektrums am neuen Ort der Kindertagesstätte etwa zwölf Erkrankungen pro Jahr, bei Schulkindern rechnet man mit sechs und bei Jungendlichen mit fünf banalen Infekten pro Jahr (www.medhost.de Stand Oktober 2010). Umso bedeutender wäre eine ausreichende Immunisierung gegen Pertussis, die nach den Daten der vorliegenden Studie allerdings eher den Ausnahmefall darstellt. Problematisch erscheint hier insbesondere, dass die Pertussis bei Erwachsenen nicht nur schwerer verläuft, sondern auch deutlich unspezifischere Symptome zeigt. Dies hat eine verzögerte Diagnose zur Folge und schließt somit ein Zeitraum ein, indem der Betroffene nicht wissend einen Infektionsherd für alle nicht immunen Personen darstellt. Die Pflege von Kranken gaben nur 13 der 153 Freiwilligen als Tätigkeit im Projekt an. Freiwillige mit Kontakt zu Menschen eines potentiell infektiösen Kollektivs, beispielsweise bei einer Arbeit im Krankenhaus, sollten jedoch in Vorbereitungsseminaren auf angebrachte und sie selbst vor einer Infektion schützende Maßnahmen hingewiesen und für diese sensibilisiert werden. So beschrieben drei der Freiwilligen Kontakte mit infektiösen Erkrankungen während ihrer Projektarbeit wie folgt: „Arbeit mit Aidswaisenkindern, die teils selbst HIV pos. waren“ „Ich habe nur einen Tuberkulose-Patienten getroffen und habe mich zu diesem Zeitpunkt körperlich sehr gesund gefühlt.“ „ab und zu Kontakt mit HIV-Infizierten (unwissentlich in konkreten Fällen)“ Natürlich entsprechen Schutzvorkehrungen in Projektländern häufig in vielfacher Hinsicht nicht denen der westlichen Welt. Daher sollten Freiwillige auf ei- 57

der Tabelle B11 im Anhang fällt <strong>als</strong> erstes der hohe Anteil an Hock-WCs <strong>in</strong><br />

asiatischen Projekten auf, welcher der dortigen großen Verbreitung dieser sanitären<br />

E<strong>in</strong>richtung entspricht. Hock-WCs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten Zustand, wie von den<br />

<strong>Freiwillige</strong>n auch angegeben, gelten im besonderen Maße <strong>als</strong> hygienisch, da<br />

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m<strong>in</strong>imiert wird. E<strong>in</strong>e solche sanitäre E<strong>in</strong>richtung bedeutet für den <strong>Freiwillige</strong>n<br />

jedoch e<strong>in</strong>e Umstellung und auch e<strong>in</strong>e Weile der Gewöhnung. Gewöhnung<br />

bedarf auch der Gebrauch e<strong>in</strong>er Latr<strong>in</strong>e <strong>als</strong> sanitäre E<strong>in</strong>richtung, wie ihn immerh<strong>in</strong><br />

noch 15/153 junge <strong>Freiwillige</strong> im Projekt und 9/153 am Wohnort erlebten.<br />

E<strong>in</strong>e solche sanitäre E<strong>in</strong>richtung spricht für ärmliche Verhältnisse und der<br />

schlechte hygienische Zustand sollte den <strong>Freiwillige</strong>n deutlich se<strong>in</strong>. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zustand schlechter Hygiene bef<strong>in</strong>den sich Sitz-<br />

WCs mit unsicherer Wasserversorgung und Defekten. Hier mag der hygienische<br />

Zustand nicht so offensichtlich schlecht se<strong>in</strong>, verglichen mit e<strong>in</strong>er Latr<strong>in</strong>e,<br />

allerd<strong>in</strong>gs sollten die <strong>Freiwillige</strong>n sich auch hier umsichtig verhalten. In e<strong>in</strong>em<br />

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zu gewohnten sanitären E<strong>in</strong>richtungen vorzubereiten und Verhaltensund<br />

Hygieneh<strong>in</strong>weise geben zu können.<br />

So kommentierten e<strong>in</strong>ige <strong>Freiwillige</strong> den Zustand der sanitären E<strong>in</strong>richtungen:<br />

„An die sanitären Anlagen hat man sich eben gewöhnt.“<br />

„In den öffentlichen Schulen habe ich mich den Toiletten wenn möglich nicht<br />

genähert, schon der Geruch war grauenvoll.“<br />

„Manchmal war ich auch über mehrere Tage mit dem Pferd oder zu Fuß zu<br />

Streusiedlungen unterwegs, dort war ke<strong>in</strong>e Versorgung mit Wasser oder Sanitäranlagen.“<br />

„Wir hatten e<strong>in</strong> <strong>Freiwillige</strong>nhaus, das sich auf dem Gelände e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derheimes<br />

befand. Dort haben wir gewohnt und hatten unsere eigenen Toiletten, die wir<br />

selbst re<strong>in</strong>igten, was zwar regelmäßig, aber nicht täglich war.“<br />

„Den ersten Monat <strong>in</strong> Bolivien lebte ich im Projekt, danach zog ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale<br />

WG, <strong>in</strong> der bessere hygienische Umstände herrschten.“<br />

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