STS-Zoobericht 2012 - Naturschutz.ch
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Inhaltsübersi<strong>ch</strong>t<br />
Einleitung Seite 4<br />
Zoos und Tierparks<br />
Genferseeregion<br />
Bois de la Bâtie, Genf Seite 6<br />
Murmeltierpark "Grimselblick" 9<br />
Tierpark Alets<strong>ch</strong>, Fies<strong>ch</strong> 11<br />
Zoo la Garenne, Le Vaud 13<br />
Zoo Les Marécottes 16<br />
Zoo de Servion 19<br />
Espace Mittelland<br />
Alpenvogelpark Grindelwald 22<br />
BärenPark Bern 24<br />
Juraparc, Vallorbe 25<br />
Johns kleine Farm, Kallna<strong>ch</strong> 26<br />
Papiliorama / Nocturama, Kerzers 28<br />
Parc Zoologique La Chaux-de-Fonds 30<br />
Raubtierpark Strickler, Subingen 33<br />
Tierpark Biel 36<br />
Tierpark Dählhölzli Bern 38<br />
Tierpark Gäbelba<strong>ch</strong>, Bern-Bethlehem 41<br />
Tierpark Harder, Interlaken 43<br />
Tier- und Erlebnispark Seeteufel, Studen 45<br />
Zoo Siky Ran<strong>ch</strong>, Crémines 48<br />
Nordwests<strong>ch</strong>weiz<br />
Jürg Jennys Raubtiere, Olsberg 51<br />
Römis<strong>ch</strong>er Tierpark Augusta Raurica, Augst 54<br />
Tierpark Bad Zurza<strong>ch</strong> 56<br />
Tierpark Lange Erlen, Basel 58<br />
Zoo Basel 61<br />
Zoo Hasel, Remigen 66
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Züri<strong>ch</strong><br />
ReptilExpo, Egg 68<br />
Wildnispark Züri<strong>ch</strong>, Langenberg 70<br />
Wildpark Bruderhaus, Winterthur 72<br />
Zoo Züri<strong>ch</strong> 74<br />
Osts<strong>ch</strong>weiz<br />
Connyland, Lipperswil 78<br />
Greifvogelpark Bu<strong>ch</strong>s 80<br />
Knies Kinderzoo, Rapperswil 82<br />
Plättli-Zoo, Frauenfeld 85<br />
S<strong>ch</strong>langenzoo Es<strong>ch</strong>likon 87<br />
WalterZoo, Gossau 90<br />
Wildpark Peter und Paul, St. Gallen 93<br />
Zoo Bad Ragaz 95<br />
Zentrals<strong>ch</strong>weiz<br />
Tierpark Goldau 97<br />
Toni's Zoo, Rothenburg 100<br />
Tessin<br />
Falconeria Locarno 104<br />
Zoo al Maglio, Magliaso 106<br />
Impressum 108
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Einleitung<br />
Der <strong>STS</strong>-<strong>Zooberi<strong>ch</strong>t</strong> <strong>2012</strong>, ergänzt und<br />
aktualisiert dur<strong>ch</strong> die Zoologin Sara Wehrli<br />
von der Fa<strong>ch</strong>stelle Wildtiere des S<strong>ch</strong>weizer<br />
Tiers<strong>ch</strong>utz <strong>STS</strong>, stellt eine Momentaufnahme<br />
der Situation in 41 kleinen und grossen<br />
S<strong>ch</strong>weizer Zoos und Tierparks dar. Anhand<br />
von rund 240 beguta<strong>ch</strong>teten Gehegen zeigt<br />
der Beri<strong>ch</strong>t exemplaris<strong>ch</strong> positive und<br />
negative Haltungsformen für vers<strong>ch</strong>iedenste<br />
Zootierarten auf. In einer Kurz-Beurteilung<br />
fasst der Beri<strong>ch</strong>t das Gesehene zu jedem der<br />
besu<strong>ch</strong>ten Zoos zusammen. Bewertet und<br />
beurteilt wurden die Gehege bzw.<br />
Haltungsformen aus der Si<strong>ch</strong>t eines<br />
kritis<strong>ch</strong>en Zoobesu<strong>ch</strong>ers mit Fa<strong>ch</strong>kenntnis.<br />
Insbesondere bei grösseren Zoos und<br />
Tierparks bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> die Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e auf<br />
einzelne Gehege und Haltungsformen. Der<br />
Beri<strong>ch</strong>t erhebt deshalb keinen Anspru<strong>ch</strong> auf<br />
Vollständigkeit. Au<strong>ch</strong> konnten aus Zeitgründen<br />
ni<strong>ch</strong>t sämtli<strong>ch</strong>e Zootierhaltungen<br />
der S<strong>ch</strong>weiz besu<strong>ch</strong>t werden, und es musste<br />
eine Auswahl der vorzustellenden Institutionen<br />
getroffen werden. Der vorliegende<br />
Beri<strong>ch</strong>t wurde aber im Verglei<strong>ch</strong> zu 2011 um<br />
insgesamt neun zumeist kleinere Tierparks<br />
erweitert.<br />
Es ist davon auszugehen, dass alle<br />
bewerteten Anlagen über die notwendigen<br />
Haltungsbewilligungen verfügen, d.h. legal<br />
sind und den Mindestanforderungen der<br />
aktuellen Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung genügen.<br />
Dazu ist festzuhalten, dass die Vors<strong>ch</strong>riften<br />
der eidgenössis<strong>ch</strong>en Tiers<strong>ch</strong>utzgesetzgebung<br />
keine optimalen Tierhaltungen definieren,<br />
sondern ledigli<strong>ch</strong> die Grenze zur Tierquälerei<br />
festlegen.<br />
Auffällig ist, dass in den letzten Jahren in<br />
praktis<strong>ch</strong> allen Zoos und Tierparks rege<br />
gebaut und erneuert wurde. Dabei kann<br />
erfreuli<strong>ch</strong>erweise eine Tendenz zu grosszügigeren<br />
und tiergere<strong>ch</strong>teren Anlagen<br />
festgestellt werden – ni<strong>ch</strong>t nur in den<br />
grossen, finanziell gut gestellten und<br />
wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> geführten Zoos mit<br />
mehreren Millionen Besu<strong>ch</strong>erInnen jährli<strong>ch</strong>,<br />
sondern au<strong>ch</strong> bei den vielen kleineren Zoos<br />
und Tierparks in der S<strong>ch</strong>weiz, die oft mit sehr<br />
viel bes<strong>ch</strong>eideneren finanziellen und<br />
personellen Mitteln, aber mit ni<strong>ch</strong>t weniger<br />
Herzblut betrieben werden. Sehr viele der<br />
neuen Gehege sind au<strong>ch</strong> aus Si<strong>ch</strong>t des <strong>STS</strong><br />
vertretbar und kommen den Vorstellungen<br />
einer artgere<strong>ch</strong>ten Tierhaltung nahe. Alles in<br />
Allem hat die Zootierhaltung in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
also einen re<strong>ch</strong>t hohen Standard errei<strong>ch</strong>t.<br />
Die stetige Arbeit des S<strong>ch</strong>weizer Tiers<strong>ch</strong>utz<br />
<strong>STS</strong> auf dem Gebiet der artgere<strong>ch</strong>ten Wildtierhaltung<br />
trägt offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Frü<strong>ch</strong>te. Sowohl<br />
die eigenen Publikationen («Informationen<br />
zur artgere<strong>ch</strong>ten Haltung von<br />
Wildtieren») als au<strong>ch</strong> Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit<br />
und Aktivitäten im Rahmen der Revision der<br />
Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung haben offenbar dazu<br />
beigetragen, dass si<strong>ch</strong> die Verantwortli<strong>ch</strong>en<br />
mit neuen Erkenntnissen in der Tierhaltung<br />
und der geänderten Einstellung des<br />
Publikums auseinandersetzen – auseinandersetzen<br />
müssen – und folgli<strong>ch</strong> grössere und<br />
bessere Gehege realisieren, wel<strong>ch</strong>e den<br />
vielfältigen Ansprü<strong>ch</strong>en der Tiere gere<strong>ch</strong>ter<br />
werden. Erfreuli<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong>, dass gerade die<br />
BetreiberInnen kleinerer Institutionen ni<strong>ch</strong>t<br />
selten von si<strong>ch</strong> aus den Tiers<strong>ch</strong>utz<br />
kontaktieren, wenn es gilt, grössere<br />
4
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Umbauten oder Neuplatzierungen von<br />
Tieren vorzunehmen. So konnte der<br />
S<strong>ch</strong>weizer Tiers<strong>ch</strong>utz <strong>STS</strong> in den letzten<br />
Jahren au<strong>ch</strong> bei der Erstellung vers<strong>ch</strong>iedener<br />
Geheges fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> mitreden oder bei der<br />
Tiervermittlung zwis<strong>ch</strong>en den Zoos und<br />
Wildparks helfen. Ziel ist es dabei immer, den<br />
betroffenen Wildtieren die bestmögli<strong>ch</strong>e<br />
Haltung in einer mögli<strong>ch</strong>st artgere<strong>ch</strong>ten<br />
Umgebung zu ermögli<strong>ch</strong>en.<br />
Basel, August <strong>2012</strong><br />
5
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Bois de la Bâtie, Genf<br />
Der städtis<strong>ch</strong>e Tierpark von Genf wurde 1982 aus einer privaten Initiative zur Aufnahme und<br />
Pflege verletzter Wildtiere gegründet und dient heute als Naherholungsgebiet, Pro Specie Rara –<br />
Zu<strong>ch</strong>tstätte und Tierpark mit Bildungsauftrag. Der Tierpark spezialisiert si<strong>ch</strong> auf die<br />
Erhaltungszu<strong>ch</strong>t bedrohter Haustierrassen wie des Hinterwäldler und Rhätis<strong>ch</strong>en Grauviehs, des<br />
Spiegels<strong>ch</strong>afes oder des Appenzeller Huhns. Zudem werden viele Vogelarten teils in Parkanlagen<br />
und Freilauf, teils in Volieren gezeigt. Ergänzt wird der Tierpark dur<strong>ch</strong> Hirs<strong>ch</strong>- und<br />
Steinbockgehege. Die meisten Tiere werden gut gehalten; da und dort wären Verbesserungen<br />
mögli<strong>ch</strong>. Positiv fallen die räumli<strong>ch</strong>e Gestaltung (naturnahe Grünanlagen, viele Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
für die Tiere) und die informative Bes<strong>ch</strong>ilderung auf.<br />
Positive Beispiele<br />
Steinbock, Gämsen, Murmeltiere<br />
Diese Tiere – zwei Böcke, ein Jungtier und eine<br />
weibli<strong>ch</strong>e Gämse und mehrere Murmeltiere<br />
(soweit ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>) – teilen si<strong>ch</strong> ein rund 1000 m 2<br />
grosses Gehege mit einem Stall und Unterstand,<br />
einer grossen Felshalde, mehreren Bäumen und<br />
fliessendem Wasser. Das Stallda<strong>ch</strong> und die Mauer<br />
im hinteren Berei<strong>ch</strong> des Geheges dienen den<br />
Steinböcken und der Gämse als komfortable,<br />
ho<strong>ch</strong>gelegene Liegeplätze. Gefüttert wird Heu in<br />
den Heuraufen, sowie Kraftfutter. Die steinige<br />
Lands<strong>ch</strong>aft mit den einzelnen Baumstämmen gibt<br />
den Paarhufern ausrei<strong>ch</strong>end Platz, herum zu<br />
klettern, einander aus dem Weg zu gehen, si<strong>ch</strong><br />
beim Wiederkäuen zu sonnen oder in den<br />
S<strong>ch</strong>atten zurückzuziehen.<br />
Ein gemäss Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung (TS<strong>ch</strong>V) für<br />
Steinböcke vorges<strong>ch</strong>riebenes Abtrenn- bzw.<br />
Flu<strong>ch</strong>tgehege für weibli<strong>ch</strong>e Tiere ist ni<strong>ch</strong>t ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />
Zudem fehlt der für die Gämsenhaltung<br />
vorges<strong>ch</strong>riebene wei<strong>ch</strong>ere Aussenbelag im<br />
Gehege. Allerdings werde die Gämse demnä<strong>ch</strong>st<br />
in einen anderen Tierpark verbra<strong>ch</strong>t, so die Parkleitung.<br />
Für die Murmeltiere ist offenbar genügend Platz<br />
zum Graben vorhanden, wie die vielen Eingänge<br />
zeigen. Zudem können sie auf den Felsen Auss<strong>ch</strong>au<br />
halten. Die Tiere ma<strong>ch</strong>en einen guten und<br />
ausgegli<strong>ch</strong>enen Eindruck, so dass der Gesamteindruck<br />
des Geheges positiv ausfällt.<br />
Reh<br />
Die Haltung von Rehen in Tierparks ist s<strong>ch</strong>wierig.<br />
Die Tiere neigen zu Angst und Panik au<strong>ch</strong><br />
gegenüber „vertrautem“ Pflegepersonal; sie<br />
benötigen rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Deckung, ein vielfältiges,<br />
saisonal we<strong>ch</strong>selndes Nahrungsangebot, und sie<br />
vermehren si<strong>ch</strong> in Gefangens<strong>ch</strong>aft sehr s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
und haben eine natürli<strong>ch</strong>e Inzest-Sperre. (Böcke<br />
verpaaren si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mit weibli<strong>ch</strong>en Verwandten).<br />
Das bedeutet, dass oftmals immer wieder junge<br />
Böcke der freien Natur entnommen werden<br />
müssen, um einen Zoobestand zu erhalten. Bei<br />
einer guten Rehhaltung sind die Tiere zudem<br />
kaum häufiger oder besser si<strong>ch</strong>tbar, als beim<br />
6
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Spaziergang im Wald. Sinn und Zweck einer<br />
Rehhaltung sind daher kritis<strong>ch</strong> zu beurteilen.<br />
zurückziehen können. Angrenzend an den<br />
Wasserteil befindet si<strong>ch</strong> ein naturnah gestalteter,<br />
sandiger Strand mit Futterhäus<strong>ch</strong>en und<br />
Unterständen. Fliessendes Wasser und ein tiefes<br />
Tau<strong>ch</strong>becken ergänzen das Gehege. Die darin<br />
lebenden Vögel (Austernfis<strong>ch</strong>er, Zwergtau<strong>ch</strong>er,<br />
Fasane) können kurze Flüge unternehmen, si<strong>ch</strong> im<br />
S<strong>ch</strong>ilf unsi<strong>ch</strong>tbar ma<strong>ch</strong>en, tau<strong>ch</strong>en und im Sand<br />
baden. Eine rundweg gelungene Volierenhaltung!<br />
In Bezug auf die Haltungsansprü<strong>ch</strong>e des Rehs in<br />
Gefangens<strong>ch</strong>aft handelt es si<strong>ch</strong> beim Bois de la<br />
Bâtie aber um eine gute Tierhaltung. Das Gehege<br />
verfügt über einen mehrere hundert Quadratmeter<br />
grossen Waldberei<strong>ch</strong>, der nur von einer<br />
Seite eingesehen werden kann und den Tieren<br />
gute Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten unter den Bäumen<br />
bietet. Allerdings wäre eine di<strong>ch</strong>tere Bus<strong>ch</strong>vegetation<br />
wüns<strong>ch</strong>enswert. Das ans<strong>ch</strong>liessende,<br />
no<strong>ch</strong>mals rund 1000 m 2 grosse Wiesengelände mit<br />
altem Baumbestand dient tagsüber als Viehweide,<br />
hat aber einen Zugang vom Rehgehege her, so<br />
dass davon auszugehen ist, dass die Rehe<br />
man<strong>ch</strong>mal abends zum Äsen auf diese Wiese<br />
gehen, wie es ihrem natürli<strong>ch</strong>en Verhalten<br />
entspri<strong>ch</strong>t. Das relativ grosse Gehege ermögli<strong>ch</strong>t<br />
den Tieren, einander bei Bedarf aus dem Weg zu<br />
gehen. Für den Besu<strong>ch</strong>er sind die Rehe kaum<br />
besser si<strong>ch</strong>tbar, als in freier Wildbahn. Wald und<br />
Wiese sorgen für ein natürli<strong>ch</strong>es, saisonal<br />
we<strong>ch</strong>selndes Nahrungsangebot, wie es dem<br />
wähleris<strong>ch</strong>en Fressverhalten der Rehe entspri<strong>ch</strong>t.<br />
Gemäss Parkleitung pflanzen si<strong>ch</strong> die Tiere<br />
regelmässig fort, und eine Bestandesaufstockung<br />
dur<strong>ch</strong> Wildfänge sei ni<strong>ch</strong>t notwendig.<br />
Austernfis<strong>ch</strong>er und Zwergtau<strong>ch</strong>er<br />
Eine hemisphärenförmige Voliere mit etwa 150 m 2<br />
Grundflä<strong>ch</strong>e und einer maximalen Höhe von 4 m.<br />
Die Voliere ist von drei Seiten einsehbar, aber sehr<br />
di<strong>ch</strong>t mit S<strong>ch</strong>ilf und sonstiger Ufervegetation<br />
bestanden, wo si<strong>ch</strong> die Wasservögel sehr gut<br />
Limikolen, Turteltaube<br />
Zwei eindrückli<strong>ch</strong> grosse Volieren in der Parkmitte<br />
präsentieren diverse Watvögel (Säbels<strong>ch</strong>näbler,<br />
Kiebitze, Rots<strong>ch</strong>enkel) sowie Turteltauben,<br />
S<strong>ch</strong>ellenten und Säger. Diese Volieren haben<br />
jeweils eine Grundflä<strong>ch</strong>e von rund 100 m 2 und<br />
eine Höhe von gegen 10 m. Der Boden ist von<br />
feinem Sand und Kies bedeckt, es wä<strong>ch</strong>st<br />
natürli<strong>ch</strong>e Vegetation, und in beiden Volieren gibt<br />
es Bäume, Gebüs<strong>ch</strong> und Wasserstellen. Die<br />
Säbels<strong>ch</strong>näbler-Voliere ist relativ offen und bietet<br />
wenige Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten, während die<br />
7
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Voliere der Turteltauben gut eingewa<strong>ch</strong>sen ist.<br />
Aufgrund der grossen Höhe können si<strong>ch</strong> die<br />
Tauben weit über das Publikum zurückziehen und<br />
die Umgebung im Auge behalten. Für die<br />
Watvögel ist vor allem das Vorhandensein von<br />
Wasserstellen und offener Sandflä<strong>ch</strong>en wi<strong>ch</strong>tig.<br />
Sie zeigen kaum S<strong>ch</strong>eu vor den Mens<strong>ch</strong>en.<br />
Negative Beispiele<br />
Hängebau<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>wein<br />
Ein unbefriedigendes Gehege, weil klein, beengt<br />
und wenig strukturiert. Es s<strong>ch</strong>eint, dass dieses<br />
Gehege vor allem als „Lückenfüller“ zwis<strong>ch</strong>en dem<br />
Weg und dem grösseren Wilds<strong>ch</strong>weingehege<br />
dient. Es fehlt an Vegetation, und eine ri<strong>ch</strong>tige<br />
Suhle ist ni<strong>ch</strong>t vorhanden. Das Tier lebt alleine,<br />
was allerdings bei einem ausgewa<strong>ch</strong>senen<br />
männli<strong>ch</strong>en Tier kein Problem ist, da au<strong>ch</strong><br />
wildlebende Keiler Einzelgänger sind. Es fehlt au<strong>ch</strong><br />
an Bes<strong>ch</strong>äftigungsmaterial. Eine grössere Suhle,<br />
zusätzli<strong>ch</strong>e Liegeplätze neben der einzelnen<br />
S<strong>ch</strong>weinebox, Vegetation und Bes<strong>ch</strong>äftigungsmaterial<br />
(z.B. Strohhaufen) wären ratsam.<br />
8
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Murmeltierpark "Grimselblick"<br />
www.grimselpass.<strong>ch</strong><br />
Das Hotel-Restaurant „Grimselblick“ kurz vor der Grimsel-Passhöhe (VS) auf rund 2200 m.ü.M.<br />
lockte seine Gäste bis vor Kurzem mit einem kleinen Tierpark, in wel<strong>ch</strong>em Murmeltiere,<br />
Was<strong>ch</strong>bären, Uhus und S<strong>ch</strong>neeeulen ausgestellt wurden – also teils einheimis<strong>ch</strong>e, teils<br />
standortfremde Arten. Die Tierhaltung war hö<strong>ch</strong>st problematis<strong>ch</strong>: Die Tiere wurden in viel zu<br />
kleinen Gehegen ohne Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten und artgere<strong>ch</strong>te Einri<strong>ch</strong>tung gehalten und dienten<br />
ledigli<strong>ch</strong> als Besu<strong>ch</strong>ermagnet. Dank des steten Drucks dur<strong>ch</strong> den <strong>STS</strong> und seine Sektion<br />
Oberwalliser Tiers<strong>ch</strong>utz wurde die Tierhaltebewilligung Ende 2011 entzogen. Der <strong>STS</strong> und der<br />
Oberwalliser Tiers<strong>ch</strong>utz konnten den Tierhalter ans<strong>ch</strong>liessend bei der Realisierung eines<br />
artgere<strong>ch</strong>ten Murmeltierparks fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> begleiten. Die vier Was<strong>ch</strong>bären wurden dur<strong>ch</strong> den <strong>STS</strong> in<br />
den Tierpark Dählhölzli vermittelt, wo sie vorbildli<strong>ch</strong> gehalten werden. Au<strong>ch</strong> die neue Murmeltier-<br />
Anlage kann nun als artgere<strong>ch</strong>t bezei<strong>ch</strong>net werden.<br />
Positive Beispiele<br />
Murmeltiere<br />
Die Murmeltiere werden in einem etwa 700 m 2<br />
grossen, von einer überhängenden Mauer umgebenen<br />
Gehege gehalten.<br />
Der alte Teil des Geheges ist der Passstrasse<br />
zugewandt; der neue Teil befindet si<strong>ch</strong> hinter<br />
einem kleinen Hügel und ist mit dem alten<br />
Gehegeteil über unterirdis<strong>ch</strong>e Gänge und den<br />
Frühjahrskäfig dauernd verbunden. Der Untergrund<br />
ist felsig und nur vor einer dünnen<br />
Grass<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t und einigen Brennnesselbüs<strong>ch</strong>en<br />
bedeckt. An mehreren Stellen wurden mittels<br />
Aushubmaterial Grabmögli<strong>ch</strong>keiten ges<strong>ch</strong>affen,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Murmeltiere bereits nutzen. Davon<br />
zeugen die vielen neu angelegten Flu<strong>ch</strong>tstollen.<br />
Als Unterstände und gelegentli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>lafplätze<br />
dienen im alten Gehegeteil zudem Miniatur-<br />
Walserhäuser, die im Gelände verteilt sind. Die<br />
Wasserversorgung wurde bisher ledigli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />
einen kleinen Brunnen gewährleistet. Neu<br />
befindet si<strong>ch</strong> im erweiterten Gehege ein ri<strong>ch</strong>tiger<br />
„Bergsee“ mit einer kleinen Halbinsel.<br />
Den Winter verbringen die Murmeltiere in und<br />
unter einem angrenzenden Holzs<strong>ch</strong>uppen, in<br />
dessen Innerem ein weitläufiges Kunstbau-System<br />
mit vers<strong>ch</strong>iedenen Dur<strong>ch</strong>gängen und dickem<br />
Strohpolster angelegt ist. Über dieses Gangsystem<br />
sind zudem das neue und das alte Gehege<br />
miteinander verbunden. Zwis<strong>ch</strong>en den beiden<br />
Freigehegen – und ebenfalls an den Winterbau<br />
9
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
ans<strong>ch</strong>liessend – befindet si<strong>ch</strong> ein ständig offener<br />
Käfig, in wel<strong>ch</strong>em den Tieren Heuvorräte zur<br />
Verfügung stehen. Dieser Käfig wird im Frühjahr<br />
zudem als Auslauf benutzt, solange die Aussengehege<br />
wegen des hohen S<strong>ch</strong>nees no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
ausbru<strong>ch</strong>si<strong>ch</strong>er sind. In dieser Zeit (ca. 2 Monate)<br />
halten si<strong>ch</strong> die Murmeltiere ohnehin meistens<br />
no<strong>ch</strong> im Bau auf; können aber in dem geräumigen<br />
Käfig bereits an die fris<strong>ch</strong>e Luft, ehe dann Anfang<br />
Juni die Aussenanlagen geöffnet werden.<br />
alte, vertraute Gelände, während die drei Neuen<br />
si<strong>ch</strong> im neuen Gehegeteil aufhalten. Leider ist es<br />
so dem einzelnen Tier derzeit ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>, die<br />
ganze Anlage zu nutzen. Ein Bestandesmanagement,<br />
wel<strong>ch</strong>es mittelfristig zum Zusammenwa<strong>ch</strong>sen<br />
der beiden Gruppen führt, wäre<br />
wüns<strong>ch</strong>enswert. Wi<strong>ch</strong>tig ist, dass allen Tieren das<br />
ganze Gehege ohne Absperrungen jederzeit zur<br />
Verfügung steht.<br />
Neu ist die gesamte Anlage mit zahlrei<strong>ch</strong>en Info-<br />
Tafeln versehen, die u.a. über das Leben der<br />
Murmeltiere wie au<strong>ch</strong> die Haltungsbedingungen<br />
informieren. Tagsüber sind selten alle Murmeltiere<br />
zu sehen; sie kommen meist erst gegen Abend<br />
zum Fressen ins Freie. Die beiden Tiere, wel<strong>ch</strong>e bei<br />
unserem Besu<strong>ch</strong> beoba<strong>ch</strong>tet werden konnten (die<br />
„alte“ Gruppe), ma<strong>ch</strong>ten einen sehr gesunden und<br />
vitalen Eindruck.<br />
Anmerkung<br />
Derzeit befinden si<strong>ch</strong> insgesamt se<strong>ch</strong>s Tiere in<br />
dem Gehege – drei stammen aus dem alten<br />
Bestand, drei neue aus dem Tierpark Dählhölzli.<br />
Diese beiden Grüpp<strong>ch</strong>en bilden momentan zwei<br />
Familien, die das Gehege unter si<strong>ch</strong> aufgeteilt<br />
haben. Die alteingesessenen Tiere besetzen das<br />
Etwas weiter oben an der Passstrasse werden<br />
privat ebenfalls Murmeltiere gehalten. Das mittelgrosse,<br />
ziemli<strong>ch</strong> offene Gehege ma<strong>ch</strong>t einen eher<br />
verwilderten Eindruck. Grabspuren und Bauausgänge<br />
ausserhalb des Geheges zeigen, dass<br />
die dort gehaltenen Murmeltiere das Futter und<br />
den ges<strong>ch</strong>ützten Stall bloss als Annehmli<strong>ch</strong>keit<br />
nutzen, aber eigentli<strong>ch</strong> „wild“ leben.<br />
10
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Tierpark Alets<strong>ch</strong>, Fies<strong>ch</strong> (VS)<br />
Bei diesem kleinen Tierpark handelt es si<strong>ch</strong> um ein Ausflugsziel für Einheimis<strong>ch</strong>e und Touristen<br />
der Region Fies<strong>ch</strong>. In den Gehegen werden vor allem kleinere Nutz- und Heimtiere gehalten (u.a.<br />
Meers<strong>ch</strong>wein<strong>ch</strong>en, Kanin<strong>ch</strong>en, Zwergziegen, Minipigs und Hühner). Der Tierpark hat ausserdem<br />
eine grosse und gut strukturierte Anlage für Steinböcke und ein Murmeltier-Gehege. Die<br />
Zwergziegen und S<strong>ch</strong>weine werden gut gehalten. Die Ziegen haben am steinigen Hang einige<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten und können si<strong>ch</strong> vor Besu<strong>ch</strong>ern des Strei<strong>ch</strong>elzoos in ein Abtrenngehege<br />
zurückziehen. Die drei Minipigs können einen gut eingestreuten Stall und einen genügend<br />
grossen Auslauf mit Suhle und Grabmögli<strong>ch</strong>keiten nutzen. Die Meers<strong>ch</strong>wein<strong>ch</strong>en leben in einem<br />
grossen Stall, aber ohne Auslauf ins Freie, da das überwu<strong>ch</strong>erte Aussengehege wegen<br />
Marderangriffen ni<strong>ch</strong>t mehr genutzt werden kann. Es müsste gesi<strong>ch</strong>ert werden, wozu aber<br />
momentan das Geld fehlt. Der Innenraum ist aber gut eingeri<strong>ch</strong>tet mit Einstreu, vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten und Kletterstrukturen bzw. vers<strong>ch</strong>iedenen Ebenen. Au<strong>ch</strong> die Kanin<strong>ch</strong>en<br />
und Appenzeller Barthühner werden in Ställen gehalten. Die Kanin<strong>ch</strong>en können im sandigen<br />
Boden graben und Bauten anlegen, womit ein wi<strong>ch</strong>tiges Bedürfnis der Tiere erfüllt wird. Die<br />
Voliere der Barthühner ist relativ klein, aber gut eingestreut und verfügt über Rückzugs- und<br />
Aufbaummögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Das Gehege der Murmeltiere ist etwa 150 m 2 gross und erfüllt damit die Mindestvors<strong>ch</strong>riften der<br />
Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung für se<strong>ch</strong>s Murmeltiere (im Gehege werden se<strong>ch</strong>s bis sieben erwa<strong>ch</strong>sene<br />
Tiere gehalten). Das von Mauern eingefasste Gehege ist mit relativ di<strong>ch</strong>tem Gebüs<strong>ch</strong> bestanden,<br />
wel<strong>ch</strong>es den Tieren S<strong>ch</strong>utz gibt vor den Blicken der Besu<strong>ch</strong>er, die von einer Aussi<strong>ch</strong>tplattform auf<br />
das Gehege hinunter s<strong>ch</strong>auen können. Ausserdem können die Tiere im Boden graben. Das<br />
Gehege ist offenbar ni<strong>ch</strong>t ausbru<strong>ch</strong>si<strong>ch</strong>er; davon zeugen die Grabspuren, wel<strong>ch</strong>e die Murmeltiere<br />
im ganzen Parkgelände hinterlassen haben.<br />
Die Gehege verfügen über keine Bes<strong>ch</strong>riftung / Informationen zu den gehaltenen Tieren. Dies soll<br />
gemäss Parkleitung demnä<strong>ch</strong>st geändert werden.<br />
Positive Beispiele<br />
Steinbock<br />
Ein Beispiel guter Tierhaltung ist in diesem<br />
Tierpark das Steinbockgehege, wel<strong>ch</strong>es einen<br />
Grossteil der Parkflä<strong>ch</strong>e am Hang einnimmt. Das<br />
ungefähr 2000 m 2 umfassende Gelände ist<br />
unterteilt in drei Teilgehege, wel<strong>ch</strong>e miteinander<br />
verbunden sind. In zwei Teilgehegen befinden si<strong>ch</strong><br />
Bäume, und der Hang ist mit zahlrei<strong>ch</strong>en natürli<strong>ch</strong><br />
vorhandenen Felsen dur<strong>ch</strong>setzt und bietet dem<br />
Steinbockrudel somit ausgiebig Platz und<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit zum Klettern.<br />
11
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Im dritten Teilgehege ma<strong>ch</strong>en die Felsbrocken<br />
Platz für eine Wiese, wel<strong>ch</strong>e die Tiere zum Weiden<br />
nutzen können. In dem Gehege leben se<strong>ch</strong>s Tiere;<br />
wovon eines ein ausgewa<strong>ch</strong>sener und eines ein<br />
halbwü<strong>ch</strong>siger Bock ist. Die Böcke werden au<strong>ch</strong><br />
während des Sommers mit den Geissen gehalten,<br />
was eigentli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dem natürli<strong>ch</strong>en Verhalten<br />
entspri<strong>ch</strong>t, aber gemäss Parkleitung unproblematis<strong>ch</strong><br />
sei. So könnten alle Tiere das gesamte<br />
Gehege während des ganzen Jahres nutzen.<br />
Anmerkungen<br />
Au<strong>ch</strong> das Gehege der Steinböcke ist offenbar<br />
ni<strong>ch</strong>t völlig ausbru<strong>ch</strong>si<strong>ch</strong>er. Eine der Steingeissen<br />
verlässt das Gehege regelmässig und<br />
verbringt den Sommer teilweise in Freiheit,<br />
kehrt aber gelegentli<strong>ch</strong> zu der Herde zurück.<br />
Übers<strong>ch</strong>üssiger Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s der Murmeltiere<br />
und Steinböcke wird bisweilen ausgewildert. Bei<br />
den Murmeltieren dürfte dies ni<strong>ch</strong>t ganz unproblematis<strong>ch</strong><br />
sein, da die Überlebens<strong>ch</strong>ancen<br />
von Einzeltieren ohne Familiengruppe und<br />
eigene Bauten gering sind und Fremde von bestehenden<br />
Kolonien selten geduldet, ges<strong>ch</strong>weige<br />
denn integriert werden! Anders sieht<br />
die Situation bei den Steinböcken aus. Die Tiere<br />
gehören genetis<strong>ch</strong> zur Gründerpopulation der<br />
Alpenkolonien und dürfen – Zustimmung der<br />
Jagdverwaltung vorausgesetzt – zur Aufstockung<br />
und genetis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong>erung von<br />
Lokal-populationen eingesetzt werden. Ihre<br />
Überlebens<strong>ch</strong>ancen sind offenbar gut, wie das<br />
Beispiel der in Halbfreiheit lebenden Steingeiss<br />
des Parks zeigt, die au<strong>ch</strong> gegenüber Mens<strong>ch</strong>en<br />
natürli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>eu zeigt.<br />
12
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Zoo la Garenne, Le Vaud<br />
www.lagarenne.<strong>ch</strong><br />
Von grosser Wi<strong>ch</strong>tigkeit und sehr erfreuli<strong>ch</strong> sind die Informationen, wel<strong>ch</strong>e beim Eingang auf<br />
die zukünftige Ausri<strong>ch</strong>tung des Zoos hinweisen: Vergrösserung der Gehege; Fortpflanzung nur<br />
mit Arten, die in Aussiedlungsprogramme integriert sind; keine Haltung von Tieren, denen<br />
keine adäquaten Bedingungen geboten werden können. Zusätzli<strong>ch</strong> befindet si<strong>ch</strong> in diesem Zoo<br />
eine Auffangstation für verletzte und verwaiste Wildtiere, die na<strong>ch</strong> erfolgrei<strong>ch</strong>er Pflege wieder<br />
in die Freiheit entlassen werden .<br />
Die aktuellen Gehege sind hingegen grösstenteils mangelhaft. Man erkennt, dass die Gehege<br />
aus einer Zeit stammen, als Tiere in Zoos no<strong>ch</strong> „ausgestellt“ wurden. Auffallend ist, dass<br />
vielerorts geeignete Rückzugsgebiete fehlen, in die si<strong>ch</strong> die Tiere vor den Blicken der Mens<strong>ch</strong>en<br />
und Artgenossen zurückziehen können. Oft sind sogar die Unters<strong>ch</strong>lüpfe, Häus<strong>ch</strong>en oder Boxen<br />
von vorne direkt einsehbar .<br />
Positive Beispiele<br />
Igel<br />
Ein grosszügiges und gut strukturiertes Gehege,<br />
für wel<strong>ch</strong>es zwei ehemalige Gehege zusammengelegt<br />
wurden. Rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>lüpfe und<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigungsmögli<strong>ch</strong>keiten sind vorhanden.<br />
Die Igel können si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> vor Mens<strong>ch</strong>en zurückziehen.<br />
Grosse Geiervoliere<br />
Anlage. Eine wirkli<strong>ch</strong> artgere<strong>ch</strong>te Volierenhaltung<br />
so grosser Greifvögel ist grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
mögli<strong>ch</strong>, da artgemässes Segelfliegen unmögli<strong>ch</strong><br />
ist. Im Übrigen ermögli<strong>ch</strong>t die langgestreckte<br />
Anlage mit zwei Ebenen und mehreren Ho<strong>ch</strong>sitzen<br />
(Äste, Felsen, Nis<strong>ch</strong>en) aber zumindest<br />
kurze Flüge und bietet den Tieren viel Raum für<br />
Bewegung zu Fuss und zum Herumklettern – was<br />
vom jungen Bartgeier au<strong>ch</strong> ausgiebig genutzt<br />
wurde. Die Anlage ist zudem ausrei<strong>ch</strong>end tief,<br />
um genug Distanz zum Besu<strong>ch</strong>er einzunehmen.<br />
Etwas mehr versteckte Nis<strong>ch</strong>en wären aber<br />
wüns<strong>ch</strong>enswert.<br />
Vogelvoliere (Kleinvögel)<br />
Während die alte Bartgeier-Voliere von der<br />
Grösse her sehr zu wüns<strong>ch</strong>en übrig lässt, ist die<br />
Gemeins<strong>ch</strong>aftsvoliere für Gänsegeier, Mön<strong>ch</strong>sgeier<br />
und Bartgeier gut gelungen. 3 Gänse-, 1<br />
Mön<strong>ch</strong>s- und 1 junger Bartgeier teilen si<strong>ch</strong> die<br />
etwa 20 m lange, 8 m breite und 3-4 m hohe<br />
13
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Vers<strong>ch</strong>iedene kleine Vögel (exotis<strong>ch</strong>e Arten wie<br />
Wellensitti<strong>ch</strong>e, andere Sitti<strong>ch</strong>e etc.) werden in<br />
einer grosszügigen, unterteilten Voliere gehalten.<br />
Es sind zahlrei<strong>ch</strong>e Sitzmögli<strong>ch</strong>keiten, geeignetes<br />
Bodensubstrat, Futter- und Wasserstellen vorhanden.<br />
Die Vögel können zudem eine grosse<br />
Aussenvoliere nutzen.<br />
Negative Beispiele<br />
Steinmarder<br />
Au<strong>ch</strong> dieses Gehege von knapper Grösse ist viel<br />
zu „offen“ gestaltet und bietet dem Fu<strong>ch</strong>s zu<br />
wenig Strukturen. Asthaufen, Steinhaufen,<br />
Höhlen, Holzbeigen etc. würden den Lebensraum<br />
gestalten und die Tiere dur<strong>ch</strong> Erkunden,<br />
Futtersu<strong>ch</strong>e etc. bes<strong>ch</strong>äftigen. Der Fu<strong>ch</strong>s hat in<br />
dieser Anlage zudem überhaupt keine Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keit,<br />
sogar seine S<strong>ch</strong>lafbox ist dur<strong>ch</strong><br />
eine S<strong>ch</strong>eibe für die Besu<strong>ch</strong>er einsehbar.<br />
Was<strong>ch</strong>bär<br />
Ungenügende, veraltete und zu kleine Anlage, die<br />
vollständig betoniert ist. Es fehlen natürli<strong>ch</strong>er<br />
Untergrund, genügend Klettermögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
Ruhemögli<strong>ch</strong>keiten auf Bäumen (Was<strong>ch</strong>bären<br />
ruhen oft und gerne auf Bäumen) sowie<br />
Rückzugsorte.<br />
Das Gehege ist mit rund 24m 2 Flä<strong>ch</strong>e und nur 2m<br />
Höhe s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>tweg zu klein für diesen sehr<br />
bewegungsaktiven Marder. Es wirkt ausserdem<br />
sehr öde und ist einbetoniert. Die wenigen,<br />
dürren Kletteräste fordern den Marder überhaupt<br />
ni<strong>ch</strong>t. Es fehlen Versteck- und Klettermögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
und die Anlage dürfte höher und mit<br />
mehr Vegetation naturnäher ausgestattet sein.<br />
Rotfu<strong>ch</strong>s<br />
Diverse Eulen (bei Zoo-Eingang)<br />
Kleine Volieren mit meist guten Strukturen, alle<br />
aber zu klein. In sol<strong>ch</strong>en Anlagen können die<br />
Vögel nur ungenügend fliegen. Diese alten<br />
Volieren müssten dringend zusammengelegt und<br />
weniger Tiere gehalten werden.<br />
14
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Lu<strong>ch</strong>s<br />
Das Lu<strong>ch</strong>sgehege ist zwar mit Versteck- und<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten rei<strong>ch</strong> strukturiert, do<strong>ch</strong> es ist<br />
für die Katze viel zu klein. Das Tier kann si<strong>ch</strong> hier<br />
ni<strong>ch</strong>t artgemäss über Distanz fortbewegen und<br />
vers<strong>ch</strong>iedene topographis<strong>ch</strong>e Geländeeinheiten<br />
je na<strong>ch</strong> Bedarf als Versteck, Ausguck oder Freilauf<br />
nutzen. Sein Bewegungsradius ist einges<strong>ch</strong>ränkt<br />
auf einen s<strong>ch</strong>attigen Käfig und Stall von etwa<br />
80 m 2 Grundflä<strong>ch</strong>e, was für einen Lu<strong>ch</strong>s einfa<strong>ch</strong><br />
zu wenig ist.<br />
Das Lu<strong>ch</strong>sgehege ist zwar mit Versteck- und<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten rei<strong>ch</strong> strukturiert, do<strong>ch</strong> es ist<br />
für die Katze viel zu klein. Das Tier kann si<strong>ch</strong> hier<br />
ni<strong>ch</strong>t artgemäss über Distanz fortbewegen und<br />
vers<strong>ch</strong>iedene topographis<strong>ch</strong>e Geländeeinheiten<br />
je na<strong>ch</strong> Bedarf als Versteck, Ausguck oder Freilauf<br />
nutzen. Sein Bewegungsradius ist einges<strong>ch</strong>ränkt<br />
auf einen s<strong>ch</strong>attigen Käfig und Stall von etwa<br />
80 m 2 Grundflä<strong>ch</strong>e, was für einen Lu<strong>ch</strong>s einfa<strong>ch</strong><br />
zu wenig ist.<br />
15
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Zoo Les Marécottes (VS)<br />
www.zoo-alpin.<strong>ch</strong><br />
Der Alpenzoo von Les Marécottes liegt auf rund 1100 m.ü.M. in einer wilden Lands<strong>ch</strong>aft aus<br />
Felsen, Wasser, Tannen- und Lär<strong>ch</strong>enwäldern. Das Urteil zu diesem Zoo fällt grundsätzli<strong>ch</strong><br />
positiv aus. Der Zoo zeigt grösstenteils einheimis<strong>ch</strong>e Arten der Alpen. Die meisten Gehege<br />
fallen dur<strong>ch</strong> ihre Grösse und naturnahe Gestaltung positiv auf. Die Bärenhaltung su<strong>ch</strong>t<br />
Ihresglei<strong>ch</strong>en; au<strong>ch</strong> das Wolfs- und die meisten Rotwildgehege haben Modell<strong>ch</strong>arakter.<br />
Erwähnenswert ist au<strong>ch</strong> das Informationskonzept des Zoos: Zu sämtli<strong>ch</strong>en Tierarten werden<br />
ausführli<strong>ch</strong>e Informationen zu Lebensweise, Verbreitung und Gefährdung vermittelt.<br />
Einzelne veraltete Gehege fallen negativ auf. So ist die Eulenhaltung in viel zu kleinen Volieren<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr zeitgemäss, und bei einzelnen Arten – Biber, Wildkatze, Rotfu<strong>ch</strong>s, Was<strong>ch</strong>bär – fehlt<br />
es an Platz und/oder Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Positive Beispiele<br />
Baribal (Amerikanis<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>warzbär)<br />
In dem riesigen Gehege leben vier S<strong>ch</strong>warzbären<br />
in einer natürli<strong>ch</strong>en Fels- und Waldlands<strong>ch</strong>aft.<br />
zum Publikum gesorgt. Eine sehr naturnahe,<br />
grosszügig dimensionierte und daher vorbildli<strong>ch</strong>e<br />
Bärenhaltung.<br />
Wolf<br />
Über zehn Meter hohe Granitfelsen und<br />
umgestürzte Baumstämme sowie zusätzli<strong>ch</strong><br />
künstli<strong>ch</strong> angelegte Gerüste ermögli<strong>ch</strong>en den<br />
ges<strong>ch</strong>ickten Tieren ausgiebiges Klettern. Natürli<strong>ch</strong>e<br />
und künstli<strong>ch</strong> angelegte Steinhöhlen bieten<br />
Witterungss<strong>ch</strong>utz und Ruhemögli<strong>ch</strong>keiten. Ein<br />
Weiher ermögli<strong>ch</strong>t es den Bären, ausgiebig zu<br />
baden und zu s<strong>ch</strong>wimmen. Die Bären können<br />
dank der natürli<strong>ch</strong>en Topographie mehrere<br />
Ebenen, Winkel und Flä<strong>ch</strong>en im Gehege nutzen<br />
und si<strong>ch</strong> bei Bedarf in die Felsen oder den Wald<br />
zurückziehen. Aufgrund der Grösse und Muldenlage<br />
des Geheges ist für ausrei<strong>ch</strong>end Abstand<br />
In einem weitläufigen, aus mehreren Ebenen<br />
bestehenden Waldgehege steht den Wölfen ein<br />
natürli<strong>ch</strong>er Lebensraum zur Verfügung. Hohe<br />
Bäume, Felskuppen, Gebüs<strong>ch</strong>, Bauten und Höhlen<br />
strukturieren die Anlage, so dass die Tiere si<strong>ch</strong><br />
sowohl verstecken wie au<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>äftigen können.<br />
Die Felsen werden gerne als Aussi<strong>ch</strong>tspunkte<br />
genutzt, und die Tiere bewegen si<strong>ch</strong> offenbar<br />
gerne (und ni<strong>ch</strong>t stereotyp!) in der Anlage,<br />
klettern und springen in den Felsen oder dösen<br />
im Wald oder hohen Gras. Das Gehege ist von<br />
zwei Seiten einsehbar; die Tiere können si<strong>ch</strong> bei<br />
Bedarf gut zurückziehen.<br />
16
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Steinbock<br />
Ein riesiges, vorbildli<strong>ch</strong>es Steinbockgehege mit<br />
hohen, steilen Naturfelsen, Steilhängen, Bäumen<br />
und zusätzli<strong>ch</strong>en Totholzstrukturen zum Klettern<br />
und Balancieren. Es sind zwar naturgemäss – wie<br />
in den alpinen Ho<strong>ch</strong>lagen – wenige Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
vorhanden, do<strong>ch</strong> können si<strong>ch</strong> die<br />
Tiere aufgrund der Gehegegrösse aussu<strong>ch</strong>en, ob<br />
sie die Nähe des Publikums oder lieber die Ruhe<br />
der Felsen bevorzugen. Da die Tiere leider mit<br />
(zooeigenem) Futter gefüttert werden, sind sie<br />
sehr zahm und halten si<strong>ch</strong> meistens wie Ziegen in<br />
einem Strei<strong>ch</strong>elzoo beim Gitter und dem Publikum<br />
auf.<br />
Ähnli<strong>ch</strong> gut, wenn au<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong> kleiner, sind die<br />
Gehege der Gämsen, Bezoarziegen und Mufflons.<br />
Lu<strong>ch</strong>s<br />
Ein grosses Gehege mit steilen Felsen, Bäumen<br />
und einem „Ho<strong>ch</strong>sitz“ mit Liegeplattform, auf den<br />
die beiden grossen europäis<strong>ch</strong>en Lu<strong>ch</strong>se nur<br />
dur<strong>ch</strong> einen Sprung von der Felswand gelangen.<br />
Die erhöhte Liegeplattform wird offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
gerne genutzt und ermögli<strong>ch</strong>t es den Tieren, in<br />
die bena<strong>ch</strong>barten Gehege zum Rotwild zu<br />
spähen. Etwas mehr Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
(Asthaufen, Baumstämme) am Boden zwis<strong>ch</strong>en<br />
den moosigen Felsen wären wüns<strong>ch</strong>enswert, und<br />
es wäre gut, wenn die Tiere die Bäume im<br />
zentralen Berei<strong>ch</strong> des Geheges zum Klettern<br />
nutzen könnten. Dies wird ihnen zurzeit mittels<br />
Plastikfolien um die Stämme verwehrt – was aus<br />
Si<strong>ch</strong>erheitsgründen entlang des Gitters na<strong>ch</strong>vollziehbar,<br />
aber im Innern des Geheges kaum<br />
notwendig ist.<br />
Negative Beispiele<br />
Eulen-Volieren<br />
Die kleinen, dunklen und frontal einsehbaren<br />
Volieren der S<strong>ch</strong>neeeulen und Uhus sind<br />
s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>tweg ni<strong>ch</strong>t mehr zeitgemäss. Die Volieren<br />
sind viel zu beengt (max. 1.8 m ho<strong>ch</strong>), dunkel,<br />
und es fehlen geeignete Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Selbst die S<strong>ch</strong>lafboxen sind von vorne direkt<br />
einsehbar. Die Vögel können in diesen Käfigen<br />
weder ri<strong>ch</strong>tig fliegen, no<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> Wind und Wetter<br />
aussetzen, was eigentli<strong>ch</strong> Sinn und Zweck eines<br />
Aussengeheges wäre. Zudem fehlen dringend<br />
notwendige Sandbäder und Wasserstellen. Diese<br />
Anlagen sollten unbedingt aufgehoben oder<br />
deutli<strong>ch</strong> erweitert werden. Evtl. wäre auf der<br />
Gesamtflä<strong>ch</strong>e der drei Volieren (eine davon leer<br />
stehend!) und bei Verzi<strong>ch</strong>t auf die Haltung der<br />
(ni<strong>ch</strong>t einheimis<strong>ch</strong>en!) S<strong>ch</strong>neeeule eine artgere<strong>ch</strong>te<br />
Uhu-Haltung mögli<strong>ch</strong>. Dazu müssten die<br />
Volieren aber höher, tiefer, natürli<strong>ch</strong>er strukturiert<br />
und u.a. mit geeigneten Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
ausgestattet werden.<br />
Diverse Rotwildgehege<br />
Die Gehege von Sikahirs<strong>ch</strong>, Rothirs<strong>ch</strong> und Reh<br />
sind grossflä<strong>ch</strong>ig, verwinkelt, mit Felsen, Wald,<br />
Dicki<strong>ch</strong>t und natürli<strong>ch</strong>en Suhlen rei<strong>ch</strong> strukturiert<br />
und ermögli<strong>ch</strong>en es den Tieren, si<strong>ch</strong> vor dem<br />
Publikum oder widrigem Wetter in den S<strong>ch</strong>utz<br />
des Waldes oder der Felsen zurückzuziehen. Die<br />
Anlagen bilden alle den au<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong> vorhandenen<br />
Lebensraum des Rotwildes ab.<br />
Biber<br />
Das Ho<strong>ch</strong>gebirge ist für Biber grundsätzli<strong>ch</strong> ein<br />
ungeeigneter Lebensraum, daher ist au<strong>ch</strong> die<br />
Präsentation der Tiere in einem Alpenzoo eher<br />
fragwürdig. Das Gehege für die grossen Biber ist<br />
viel zu klein; zu 2/3 nimmt ein eher sei<strong>ch</strong>tes<br />
Wasserbecken die Gesamtflä<strong>ch</strong>e ein, der Rest ist<br />
steiler, nackter Felsen. Als „Biberburg“ dient ein<br />
Betonvers<strong>ch</strong>lag; fris<strong>ch</strong>e Vegetation zum Nagen<br />
und als Versteck fehlt fast vollständig, von einem<br />
einzelnen, kümmerli<strong>ch</strong>en Strau<strong>ch</strong> abgesehen. Für<br />
17
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Wildkatze<br />
Das Gehege der Wildkatzen ist von der Grösse<br />
her eher bes<strong>ch</strong>eiden. Zwar können die Katzen<br />
einen Stall sowie ein neues Klettergerüst mit<br />
erhöhter Aussi<strong>ch</strong>ts- und Ruheplattform nutzen,<br />
do<strong>ch</strong> ist das Gehege von allen Seiten einsehbar<br />
und offen. Es fehlen Bäume und Büs<strong>ch</strong>e zum<br />
Klettern, Ruhen und Verstecken oder au<strong>ch</strong> nur<br />
hohes Gras als Si<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>utz. Die s<strong>ch</strong>euen Tiere sind<br />
momentan viel zu ausgestellt.<br />
eine artgere<strong>ch</strong>te Haltung wäre mehr Platz<br />
vonnöten, tieferes Wasser, Gebüs<strong>ch</strong>, eine<br />
Uferlands<strong>ch</strong>aft mit Totholzhaufen und Bäumen.<br />
Auf die steilen Felsen könnte dagegen gänzli<strong>ch</strong><br />
verzi<strong>ch</strong>tet werden.<br />
18
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Zoo de Servion<br />
www.zoo-servion.<strong>ch</strong><br />
Das Gesamturteil zu diesem Zoo fällt grundsätzli<strong>ch</strong> positiv aus. Der Zoo fällt dur<strong>ch</strong> ein grosses<br />
Engagement der Besitzer auf, zeigt aber au<strong>ch</strong> die Grenzen, die einem relativ kleinen Zoo wie<br />
Servion gesetzt sind (Finanzen, Platz). Die Besitzer sind bemüht, im Rahmen ihrer Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />
die Gehege S<strong>ch</strong>ritt für S<strong>ch</strong>ritt zu erneuern und zu verbessern. Es ist Ihnen bewusst, dass in<br />
Servion bei einigen Gehegen Handlungsbedarf besteht.<br />
Erfreuli<strong>ch</strong> ist die Erweiterung des Bärengrabens dur<strong>ch</strong> eine Aussenanlage. Eine weitere<br />
Vergrösserung des Geheges ist geplant. Weitere Gehegeneubauten sind geplant für Rentiere,<br />
Tiger, Löwen, Was<strong>ch</strong>bären, Wilds<strong>ch</strong>weine, Mufflons und Fasane. Die Verhandlungen mit der<br />
Gemeinde (Nutzung von Wald) sind im Gang.<br />
Positive Beispiele<br />
Bison<br />
Eine grosszügige, einfa<strong>ch</strong>e Haltung, wie sie für<br />
diese sehr robusten Tiere ausrei<strong>ch</strong>t. An die Weide<br />
sind befestigte Ausläufe, Unterstände und<br />
Futterstellen angegliedert.<br />
Wolf<br />
Diverse kleine Affen<br />
Der Zoo hält neun vers<strong>ch</strong>iedene, kleine<br />
Affenarten, alle mit strukturierten und<br />
geräumigen Innengehegen und frei zugängli<strong>ch</strong>en<br />
Aussenvolieren. Die Aussenvolieren sind grosszügig<br />
gestaltet und die dritte Dimension ist mit<br />
zahlrei<strong>ch</strong>en Klettermögli<strong>ch</strong>keiten gut genutzt. Die<br />
Bodensubstrate sind den Bedürfnissen der Tiere<br />
angepasst, Versteck- und Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
gibt es zahlrei<strong>ch</strong>e.<br />
Die Wölfe leben in einer 1400 m 2 grossen Aussenanlage,<br />
die si<strong>ch</strong> zum Teil im Wald befindet,<br />
mit offenen Flä<strong>ch</strong>en und dur<strong>ch</strong>flossen von einem<br />
kleinen Ba<strong>ch</strong>. Die von Natur aus s<strong>ch</strong>euen Tiere<br />
19
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
haben gute Mögli<strong>ch</strong>keiten zu den Mens<strong>ch</strong>en<br />
genügend Distanz einzunehmen. Als Rückzugsort<br />
und S<strong>ch</strong>lafplatz stehen ein Unterstand und eine<br />
Höhle zur Verfügung.<br />
S<strong>ch</strong>neeleopard<br />
Im Oktober 2010 wurde das neue Gehege für die<br />
S<strong>ch</strong>neeleoparden eingeweiht. Die Tiere können<br />
si<strong>ch</strong> nun auf einem waldigen, von einem Bä<strong>ch</strong>lein<br />
dur<strong>ch</strong>flossenen Gebiet von rund 1800 m 2 Flä<strong>ch</strong>e<br />
bewegen. Zudem steht ihnen in der Mitte des<br />
Geheges ein grosser Kletterfelsen zur Verfügung,<br />
wo sie sowohl erhöhte Liegeplätze nutzen als<br />
au<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> in s<strong>ch</strong>attige, windges<strong>ch</strong>ützte Nis<strong>ch</strong>en<br />
zurückziehen können. Eine artgere<strong>ch</strong>te Haltung<br />
dieser bedrohten Katzenart.<br />
Handlungsbedarf besteht in diesem Zoo in erster<br />
Linie bei den alten, z.T. 30-jährigen Gehegen:<br />
Fasanen-Volieren, Sta<strong>ch</strong>els<strong>ch</strong>wein, Was<strong>ch</strong>bär,<br />
Marderhund, Eisfu<strong>ch</strong>s. Dieser Zooteil ist<br />
überaltert, die Gehege zum Teil zu klein. Dies ist<br />
den Verantwortli<strong>ch</strong>en des Zoos voll und ganz<br />
bewusst und sie werden diese Gehege<br />
verbessern, sobald sie die Mögli<strong>ch</strong>keiten dazu<br />
haben. Wi<strong>ch</strong>tig wäre dabei die Überlegung, ob<br />
ni<strong>ch</strong>t auf die eine oder andere Tierart verzi<strong>ch</strong>tet<br />
werden soll, damit mehr Platz für die anderen<br />
Tierarten zur Verfügung steht.<br />
Tiger<br />
Die Haltung der Tiger müsste in Bezug auf Grösse<br />
und Gehegestrukturierung grösser und rei<strong>ch</strong>er<br />
gestaltet sein. Au<strong>ch</strong> hier ist mittelfristig eine<br />
Verbesserung zu planen.<br />
Negative Beispiele<br />
Die Aussenanlagen der Tiger wirken leer und<br />
unattraktiv für diese Grosskatzen. Die Innenanlagen<br />
sind vollkommen kahl, ledigli<strong>ch</strong> mit einer<br />
erhöhten Liegeflä<strong>ch</strong>e ausgestattet.<br />
20
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Anmerkungen<br />
Die vers<strong>ch</strong>iedenen, im Zoo Servion geplanten<br />
Bauprojekte werden – sofern sie realisiert werden<br />
können – die Flä<strong>ch</strong>e des Zoos um fast 50% um<br />
weitläufige Waldflä<strong>ch</strong>en vergrössern und diverse<br />
Vergrösserungen und Verbesserungen an vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Tiergehegen ermögli<strong>ch</strong>en. Die<br />
Zielsetzung dieses ehrgeizigen Projekts ist ganz<br />
klar, die Lebensqualität der Tiere zu verbessern,<br />
sowie au<strong>ch</strong> ein verstärktes Engagement in<br />
Umweltbildung und Arterhaltung. Dieser Zoo hat<br />
s<strong>ch</strong>on Vieles errei<strong>ch</strong>t und befindet si<strong>ch</strong> in Sa<strong>ch</strong>en<br />
artgere<strong>ch</strong>ter Tierhaltung auf gutem Weg.<br />
21
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Alpenvogelpark Grindelwald (BE)<br />
www.alpenvogelpark.<strong>ch</strong><br />
Der Alpenvogelpark auf dem Is<strong>ch</strong>boden bei Grindelwald ist in erster Linie eine Auffangstation für<br />
kranke und verletzte einheimis<strong>ch</strong>e Wildvögel, die ni<strong>ch</strong>t mehr in die Freiheit entlassen werden<br />
können. Es stehen 15 Volieren bereit, in denen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> viele Tiere gehalten werden. Zum<br />
Zeitpunkt des Besu<strong>ch</strong>s waren mehrere Uhus, S<strong>ch</strong>neeeulen, Waldkäuze, Kolkraben, ein Habi<strong>ch</strong>t und<br />
ein Rotmilan zu sehen. Gemäss Bes<strong>ch</strong>reibung auf der Homepage werden hin und wieder aber<br />
au<strong>ch</strong> Rauhfusshühner (Auerhuhn, Birkhuhn) gehalten, jedo<strong>ch</strong> werden derzeit keine neuen Tiere<br />
aufgenommen. Der Alpenvogelpark wird vom Ornithologis<strong>ch</strong>en Verein Grindelwald unterhalten,<br />
und die Gehege und Vögel ma<strong>ch</strong>en einen gepflegten Eindruck. Jedo<strong>ch</strong> sind die meisten Volieren<br />
sehr klein und können den Vögeln ni<strong>ch</strong>t annähernd das natürli<strong>ch</strong>e Bewegungsbedürfnis im Flug<br />
erfüllen. Dies ist jedo<strong>ch</strong> ein grundlegendes Problem jegli<strong>ch</strong>er Volierenhaltung von Greifvögeln<br />
und Eulen. Die Gehege können grundsätzli<strong>ch</strong> nur die Ansprü<strong>ch</strong>e ruhender Vögel erfüllen. Bei<br />
Vögeln, die aus der freien Wildbahn kommen, dürfte dies problematis<strong>ch</strong> sein. So zeigte denn<br />
au<strong>ch</strong> einer der Uhus eine stereotype Verhaltensweise und setzte auf einem Ast immer wieder zum<br />
Flug gegen das Volierenda<strong>ch</strong> an, ohne jedo<strong>ch</strong> abheben zu können.<br />
Positiv zu erwähnen sind die guten und informativen Informationstafeln an den Volieren und die<br />
Tatsa<strong>ch</strong>e, dass mit Ausnahme der S<strong>ch</strong>neeeulen alles einheimis<strong>ch</strong>e und an die natürli<strong>ch</strong>e<br />
Umgebung angepasste Arten gehalten werden. Zudem verfügen sämtli<strong>ch</strong>e Volieren über<br />
genügend Rückzugs- und Aufbaummögli<strong>ch</strong>keiten, sowie über Sand- und Wasserbäder.<br />
Positive Beispiele<br />
Uhu, Rotmilan<br />
Für die Uhus stehen zwei grössere Volieren zur<br />
Verfügung, in denen jeweils 3-4 Tiere gehalten<br />
werden. Die Volieren sind mit vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Baumstämmen, Sitzästen, Boxen und kleinen<br />
Tannenbäumen als Si<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>utz ausgestattet und<br />
verfügen über sandigen Boden, der ein Sandbad<br />
ermögli<strong>ch</strong>t, sowie über Wasserbecken. Die<br />
Volieren sind relativ ho<strong>ch</strong> und ermögli<strong>ch</strong>en es den<br />
Vögeln, höher gelegene Aussi<strong>ch</strong>tsposten<br />
einzunehmen. Da die Volieren nur von einer Seite<br />
einsehbar und am Da<strong>ch</strong> teilweise überdeckt sind,<br />
haben die Vögel au<strong>ch</strong> genügend Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
22
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Die Voliere des Rotmilans ist mit rund 6 m Höhe<br />
und einer Grundflä<strong>ch</strong>e von ca. 30 m 2 die grösste<br />
Voliere im Alpenvogelzoo. Die darin befindli<strong>ch</strong>en<br />
Baumstämme und Bäum<strong>ch</strong>en rei<strong>ch</strong>en bis zum<br />
Da<strong>ch</strong>, so dass der Greifvogel ho<strong>ch</strong> über den<br />
Köpfen der Besu<strong>ch</strong>er sitzen und das Gebiet im<br />
Auge behalten kann. Sandbäder, Boxen, Sitzbretter<br />
und ein Wasserbad vervollständigen die<br />
Einri<strong>ch</strong>tung des Geheges, womit den Ansprü<strong>ch</strong>en<br />
des Vogels – bis auf ri<strong>ch</strong>tige Flugmögli<strong>ch</strong>keiten –<br />
Genüge getan wird.<br />
23
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
BärenPark Bern<br />
www.baerenpark-bern.<strong>ch</strong><br />
Mit dem neuen Bärenpark in Bern gehört die unwürdige Haltung der Berner Bären im<br />
Bärengraben seit 2009 der Vergangenheit an. Den Syris<strong>ch</strong>en Braunbären steht eine<br />
grosszügige Anlage am Hang der Aare zur Verfügung, die mit dem alten Bärengraben mittels<br />
eines unterirdis<strong>ch</strong>en Dur<strong>ch</strong>gangs verbunden ist. Der kleinere Graben wurde als Tiergehege<br />
aufgehoben und kann von den Besu<strong>ch</strong>ern besi<strong>ch</strong>tigt werden.<br />
Das Bärenmänn<strong>ch</strong>en „Finn“, seine Partnerin<br />
„Björk“ und deren beide Tö<strong>ch</strong>ter, „Ursina“ und<br />
„Berna“ können die ganze Anlage ganzjährig<br />
während 24 Stunden am Tag nutzen. Ihnen<br />
stehen ein grosses S<strong>ch</strong>wimmbecken, Winterhöhlen,<br />
Kratzbäume, Kletterbäume, Sträu<strong>ch</strong>er und<br />
vers<strong>ch</strong>iedenste Berei<strong>ch</strong>e und Ebenen zur<br />
Verfügung. Die Anlage ist aktuell no<strong>ch</strong> etwas leer,<br />
weitere Strukturen wie Wurzelstöcke, Asthaufen<br />
etc. sind geplant und werden no<strong>ch</strong> eingebra<strong>ch</strong>t.<br />
Dank der Grösse der Anlage können die Bären<br />
bei Bedarf genügend Abstand zu den Besu<strong>ch</strong>ern<br />
einnehmen und si<strong>ch</strong> so zurückziehen.<br />
Erfreuli<strong>ch</strong> ist, dass das aktive Füttern der Bären<br />
aufgegeben wurde. Ein wi<strong>ch</strong>tiger S<strong>ch</strong>ritt weg von<br />
„abhängigen Bettelbären“ hin zu „wilden Bären“,<br />
die ihr Futter selber su<strong>ch</strong>en und dafür etwas<br />
leisten müssen. Aus Si<strong>ch</strong>t der artgemässen<br />
Tierhaltung ein zentrales Anliegen, um den Tieren<br />
genügend Bes<strong>ch</strong>äftigung zu bieten.<br />
Die 2010 geborenen Jungbärinnen sollten<br />
ursprüngli<strong>ch</strong> von der Mutter getrennt und an<br />
einen anderen Zoo weggegeben werden. Der<br />
Bärenpark, unterteilt in zwei re<strong>ch</strong>t grosszügige<br />
Teilgehege, war ursprüngli<strong>ch</strong> für je eine Bärin mit<br />
Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s und einen Bären geda<strong>ch</strong>t. Da<br />
allerdings für den ersten Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s von „Finn“<br />
und „Björk“ kein geeigneter Platz gefunden<br />
wurde (es gibt aktuell zu viele Braunbären in den<br />
Zoos weltweit), bes<strong>ch</strong>loss die Leitung des<br />
Bärenparks na<strong>ch</strong> sorgfältigem Abwägen aller<br />
Optionen, Finn zu sterilisieren und den Versu<strong>ch</strong><br />
zu wagen, die Bärenfamilie zusammen zu führen.<br />
Die Zusammenführung mit fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Begleitung<br />
einer kanadis<strong>ch</strong>en Bärenspezialistin findet im<br />
Verlauf des Sommers <strong>2012</strong> statt. Da künftig auf<br />
die Vermehrung der Bären im BärenPark<br />
verzi<strong>ch</strong>tet wird und si<strong>ch</strong> für eine auswärtige,<br />
artgere<strong>ch</strong>te Platzierung der beiden Jungtiere<br />
keine Mögli<strong>ch</strong>keit bot, kann die geplante Gemeins<strong>ch</strong>aftshaltung<br />
aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t vertreten<br />
werden – zumal der gesamte BärenPark sehr<br />
naturnah strukturiert ist mit genug Platz und<br />
Auswei<strong>ch</strong>mögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Mit dem Bärenpark Bern wurde an diesem<br />
s<strong>ch</strong>wierigen Ort, wel<strong>ch</strong>er als gegeben vorausgesetzt<br />
war, das Beste errei<strong>ch</strong>t. Au<strong>ch</strong> die<br />
Hauptstadt der S<strong>ch</strong>weiz mit zahlrei<strong>ch</strong>en Gästen<br />
aus dem In- und Ausland kann nun mit gutem<br />
Gewissen behaupten, dass sie anstelle des<br />
Bärengrabens über eine tiergere<strong>ch</strong>te Anlage verfügt.<br />
24
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Juraparc, Vallorbe<br />
www.juraparc.<strong>ch</strong><br />
Der Juraparc liegt im Jura in einem engen, wasserarmen Tal auf ca. 1000 m.ü.M.. Gehalten<br />
werden dort Braunbären, Wölfe, Bisons und Przewalskipferde. Die Gehege sind allesamt sehr<br />
grosszügig angelegt. Die Besu<strong>ch</strong>er können den Park über erhöhte Stege besu<strong>ch</strong>en und die<br />
Tiere von dort aus beoba<strong>ch</strong>ten.<br />
Aktuell wird der Park vergrössert, neue Besu<strong>ch</strong>erstege werden erstellt. Negative Beispiele von<br />
Tierhaltungen finden si<strong>ch</strong> hier ni<strong>ch</strong>t.<br />
Positive Beispiele<br />
Bisons<br />
Die grossen Tiere aus den fla<strong>ch</strong>en Prärien<br />
Nordamerikas können ausgedehnte Weiden<br />
nutzen, die mit Wasserstellen versehen sind. Sie<br />
können bei Bedarf genügend Distanz zu den<br />
Besu<strong>ch</strong>ern einnehmen.<br />
wie Asthaufen, Totholz, Gebüs<strong>ch</strong>e etc. Die<br />
Wasserstelle wurde vergrössert, ist von der<br />
Grösse her eher minimal (Wasserknappheit und<br />
wasserdur<strong>ch</strong>lässiger Untergrund).<br />
Braunbären / Wölfe<br />
Die Braunbären leben gemeinsam mit Wölfen in<br />
mehreren Gehege. Diese können bei Bedarf für<br />
die Wölfe oder für beide Tierarten verbunden<br />
oder getrennt werden. Die Flä<strong>ch</strong>en sind gross<br />
genug, damit die Tiere si<strong>ch</strong> auswei<strong>ch</strong>en, das<br />
Gehege erfors<strong>ch</strong>en und herumwandern können.<br />
Ein Teil der Gehege besteht aus Weide,<br />
dur<strong>ch</strong>setzt mit grossen Felsblöcken, der andere<br />
Teil aus einem steilen, felsigen Waldstück. Zur<br />
Futtersu<strong>ch</strong>e bietet das Gehege viele Strukturen<br />
Dank der Gemeins<strong>ch</strong>aftshaltung sind die Tiere<br />
dauernd gefordert und bes<strong>ch</strong>äftigt, indem sie<br />
immer wieder mit der Artgenossen oder Tieren<br />
der anderen Tierart zusammentreffen, si<strong>ch</strong><br />
orientieren müssen, wer da vorbei geht. Ein gutes<br />
Beispiel einer für Besu<strong>ch</strong>er interessanten und für<br />
Tiere artgemässen Haltung.<br />
Przewalskipferde<br />
Au<strong>ch</strong> diese Tiere leben in einer artgemässen<br />
Gruppe in grosszügigen Gehegen, wel<strong>ch</strong>e ihren<br />
Bedürfnissen gere<strong>ch</strong>t wird. Sie können eine<br />
ausgedehnte Weide nutzen, die ihnen rennen,<br />
galoppieren und weiden ermögli<strong>ch</strong>t. Ein<br />
Witterungss<strong>ch</strong>utz (Regen, Sonne) ist vorhanden.<br />
25
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Johns kleine Farm, Kallna<strong>ch</strong><br />
www.johnskleinefarm.<strong>ch</strong><br />
Dieser kleine Tierpark hält - trotz der bes<strong>ch</strong>ränkten Mögli<strong>ch</strong>keiten - seine Tiere gut. Die<br />
Verantwortli<strong>ch</strong>en sind stets bemüht, die Gehege zu optimieren und Verbesserungen werden<br />
laufend realisiert. Aktuell wird die Vergrösserung und Verbesserung der Lu<strong>ch</strong>s- und Uhuhaltung<br />
geplant. Negative Beispiele von Tierhaltungen finden si<strong>ch</strong> keine in Kallna<strong>ch</strong>. Johns kleine Farm<br />
hat si<strong>ch</strong> spezialisiert auf Erfahrungen für Sehbehinderte (Blindens<strong>ch</strong>rift, Tou<strong>ch</strong>-Boxen). Ein sehr<br />
erfreuli<strong>ch</strong>es Engagement.<br />
Positive Beispiele<br />
Da<strong>ch</strong>s / Fu<strong>ch</strong>s<br />
Was<strong>ch</strong>bären, Iltisse<br />
Eine grosszügige Gemeins<strong>ch</strong>aftsanlage, mit<br />
Verstecken, Klettermögli<strong>ch</strong>keiten und vielfältigen<br />
Strukturen. Die Bedürfnisse der Tiere werden<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigt, sie könne Futter su<strong>ch</strong>en, si<strong>ch</strong><br />
verstecken, klettern etc. Die alte, kleine Wasserstelle<br />
wurde dur<strong>ch</strong> einen sprudelnden Ba<strong>ch</strong>, der<br />
in einen Tei<strong>ch</strong> fliesst ersetzt. Diese neue Struktur<br />
im Gehege bietet den Was<strong>ch</strong>bären und Iltissen<br />
eine zusätzli<strong>ch</strong>e, artgemässe Bes<strong>ch</strong>äftigungsmögli<strong>ch</strong>keit.<br />
Ein rei<strong>ch</strong> strukturiertes Gehege, das erweitert<br />
wurde und man<strong>ch</strong>mal ein Su<strong>ch</strong>en der Da<strong>ch</strong>se und<br />
der Fü<strong>ch</strong>se nötig ma<strong>ch</strong>t. Oft sind sie ni<strong>ch</strong>t zu<br />
sehen, da sie si<strong>ch</strong> in ihrer Box, im Stall oder in<br />
einem Versteck aufhalten. Im gemeinsamen<br />
Gehege von Fu<strong>ch</strong>s und Da<strong>ch</strong>s stehen den Tieren<br />
Höhlen, erhöhte Liegeflä<strong>ch</strong>en und Rückzugsboxen<br />
zur Verfügung. Der neue Teil kann bei<br />
Bedarf abgetrennt werden. Die erhöhten<br />
Rückzugsboxen sind so konstruiert, dass sie nur<br />
von den Fü<strong>ch</strong>sen genutzt werden können, was<br />
ihnen einen si<strong>ch</strong>eren Rückzugsort gibt. Das<br />
Gehege ist mit viel Astmaterial, Büs<strong>ch</strong>en und<br />
Altholz sehr gut strukturiert. Die Tiere können<br />
si<strong>ch</strong> bei Bedarf gut vor Artgenossen oder der<br />
anderen Tierart zurückziehen oder ihnen<br />
auswei<strong>ch</strong>en. Geplant ist eine zusätzli<strong>ch</strong>e<br />
Erweiterung, sobald das Na<strong>ch</strong>barsgehege frei<br />
wird (Zebu-Rinder werden abgegeben).<br />
26
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Sta<strong>ch</strong>els<strong>ch</strong>wein<br />
Das Gehege der Sta<strong>ch</strong>els<strong>ch</strong>weine wurde neu<br />
gebaut und an einen sonnigeren Standort<br />
gezügelt. Neu steht den Tieren ein ca. 80 m 2<br />
grosses Gehege zur Verfügung mit einer Höhle<br />
als Rückzugsort, in wel<strong>ch</strong>er die Tiere ri<strong>ch</strong>tig<br />
graben können. Die Anlage ist abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong><br />
gestaltet mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Ebenen und<br />
vers<strong>ch</strong>iedenem Untergrundmaterial (grober<br />
Beton zur „Krallenpflege“, Holzs<strong>ch</strong>nitzel, Sand,<br />
Erde). Rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Astmaterial bietet Si<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>utz und<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigung.<br />
27
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Papiliorama / Nocturama, Kerzers<br />
www.papiliorama.<strong>ch</strong><br />
Das Zentrum dieses speziellen Zoos in der S<strong>ch</strong>weiz bilden das Papiliorama und das Nocturama,<br />
zwei riesige runde Gebäude, in denen zahlrei<strong>ch</strong>e Tiere gehalten werden. Das Engagement für<br />
den S<strong>ch</strong>utz des Tropenwaldes sowie die Bildung (Führungen, S<strong>ch</strong>ulklassen etc.) werden in<br />
Kerzers gross ges<strong>ch</strong>rieben.<br />
Positive Beispiele<br />
Papiliorama (S<strong>ch</strong>metterlinge, Vögel,<br />
Fis<strong>ch</strong>e)<br />
Hier leben unzählige, exotis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>metterlinge,<br />
einige Vogelarten und vers<strong>ch</strong>iedene Fis<strong>ch</strong>e in den<br />
Weihern. Die Tiere können si<strong>ch</strong> alle frei bewegen,<br />
au<strong>ch</strong> den Vögeln ist ein artgemässes Fliegen<br />
mögli<strong>ch</strong>.<br />
Im Nocturama gibt es vers<strong>ch</strong>iedene Gehege, die<br />
allermeisten grosszügig erbaut mit den nötigen<br />
Strukturen (vers<strong>ch</strong>iedene Bodensubstrate, Kletterstrukturen,<br />
Verstecke, etc.), wel<strong>ch</strong>e die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Tierarten für ein artgemässes Leben<br />
benötigen. Fledermäuse fliegen frei im ganzen<br />
Gebäude herum.<br />
Das Gehege des Ozelot verfügt über ein<br />
Aussengehege, dass in den Dämmerstunden<br />
geöffnet wird. Trotzdem ist die Haltung dieser<br />
relativ grossen Katzen eher minimal vom<br />
Platzangebot her, da die Tiere den Grossteil des<br />
Tages auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> im Innengehege verbringen.<br />
Beim Besu<strong>ch</strong> zeigte ein Ozelot lange anhaltendes,<br />
stereotypes Hin- und Hergehen an der Gehegegrenze<br />
(Glass<strong>ch</strong>eibe). Diese Verhaltensstörung<br />
kann als Hinweis auf eine ungenügende Haltung<br />
gedeutet werden.<br />
Nocturama (Ozelot, Anakonda,<br />
Greifsta<strong>ch</strong>ler, Faultier, Gürteltier,<br />
Na<strong>ch</strong>taffen)<br />
Das Pendant zum Papiliorama mit Tagesli<strong>ch</strong>t<br />
bildet das Nocturama, bei dem der Tages- und<br />
Na<strong>ch</strong>trhythmus künstli<strong>ch</strong> umgekehrt wird. Das<br />
Da<strong>ch</strong> ist im Gegensatz zum Papiliorama so<br />
konstruiert, dass es nur sehr wenig Li<strong>ch</strong>t einlässt<br />
und eine „Vollmond-Beleu<strong>ch</strong>tung“ imitiert. Die<br />
ri<strong>ch</strong>tige Na<strong>ch</strong>t wird mittels Kunstli<strong>ch</strong>t für die Tiere<br />
zum „Tag“. Hierdur<strong>ch</strong> lassen si<strong>ch</strong> die vorwiegend<br />
na<strong>ch</strong>taktiven Tiere bei sehr wenig Dämmerli<strong>ch</strong>t<br />
beoba<strong>ch</strong>ten.<br />
28
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Begegnungszone „Tier und Kind“<br />
(Esel, Hängebau<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>wein, Hühner, Zwergziegen,<br />
Hauskanin<strong>ch</strong>en, Pfauen, Enten)<br />
Sommer, S<strong>ch</strong>utz gegen Parasiten), genügend<br />
S<strong>ch</strong>euermögli<strong>ch</strong>keiten sind vorhanden.<br />
Diese Aussenanlage ist sehr gut konzipiert und<br />
erlaubt Kindern und Erwa<strong>ch</strong>senen mit den Tieren<br />
auf Tu<strong>ch</strong>fühlung zu gehen. In dieser Zone sind<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> domestizierte Tiere gehalten, die<br />
si<strong>ch</strong> in der ganzen Anlage frei bewegen können.<br />
Für die vers<strong>ch</strong>iedenen Tiere stehen diverse Ställe<br />
zur Verfügung. Die Besu<strong>ch</strong>er sind auf einem Weg<br />
geleitet, wel<strong>ch</strong>er mit einer roten Linie begrenzt<br />
ist. Die Regel gilt, dass si<strong>ch</strong> die Mens<strong>ch</strong>en auf der<br />
einen Seite der roten Linie aufhalten müssen und<br />
somit die Tiere den Grossteil des Geheges für si<strong>ch</strong><br />
nutzen können und den Kontakt mit Mens<strong>ch</strong>en<br />
selber wählen. Es gilt zudem ri<strong>ch</strong>tigerweise ein<br />
Fütterungsverbot.<br />
Wolls<strong>ch</strong>weine<br />
Die robusten S<strong>ch</strong>weine leben in einem grosszügigen<br />
Aussengehege, in wel<strong>ch</strong>em sie na<strong>ch</strong> Lust<br />
und Laune wühlen können. Eine grosse<br />
S<strong>ch</strong>lammsuhle in der Mitte ermögli<strong>ch</strong>t ihnen au<strong>ch</strong><br />
eine artgemässe Körperpflege (Abkühlung im<br />
Einheimis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>metterlinge<br />
Eine tolle, einmalige Anlage stellt die Voliere mit<br />
den einheimis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>metterlingen dar, wel<strong>ch</strong>e<br />
für die Besu<strong>ch</strong>er begehbar ist. Das mit einem<br />
feinen Mas<strong>ch</strong>endraht überspannte Areal<br />
beherbergt viele Tagfalter aus unserer Natur, die<br />
aus nä<strong>ch</strong>ster Nähe beoba<strong>ch</strong>tet werden können<br />
und den ganzen Raum frei nutzen können. Au<strong>ch</strong><br />
Reptilien wie Mauereide<strong>ch</strong>sen sind in diesem<br />
s<strong>ch</strong>ön gestalteten Lebensraum zu beoba<strong>ch</strong>ten.<br />
29
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Parc Zoologique et Vivarium du Bois du<br />
Petit Château, La Chaux-de-Fonds www.mhnc.<strong>ch</strong><br />
Beim Zoo in La Chaux-de-Fonds handelt es si<strong>ch</strong> um eine mittelgrosse Institution. Es werden<br />
relativ viele Tierarten gehalten in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> tierfreundli<strong>ch</strong>en Gehegen. Grundsätzli<strong>ch</strong> wäre<br />
eine Bes<strong>ch</strong>ränkung auf weniger Tierarten mit grosszügigeren Gehegen erstrebenswert.<br />
Positive Beispiele<br />
Fu<strong>ch</strong>s<br />
Das Gehege ist grosszügig gebaut. Die Tiere<br />
können herumstreifen und si<strong>ch</strong> artgemäss<br />
verhalten. Grosse Bäume liefern im Sommer den<br />
nötigen S<strong>ch</strong>atten, der Waldboden mit zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
Felsbrocken den ri<strong>ch</strong>tigen Untergrund und<br />
genügend Unters<strong>ch</strong>lüpfe. Eine gelungene<br />
Haltungseinheit.<br />
Strei<strong>ch</strong>elzoo (Zwergziegen, Esel)<br />
Die Begegnungszone für Kinder und Tiere ist sehr<br />
grosszügig gestaltet mit einem grossen,<br />
abgetrennten Berei<strong>ch</strong>, wel<strong>ch</strong>er nur den Tieren<br />
zugängli<strong>ch</strong> ist. Im Gehege leben Zwergziegen, im<br />
abgetrennten Berei<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> Esel.<br />
Negative Beispiele<br />
Damhirs<strong>ch</strong>e<br />
Die zutrauli<strong>ch</strong>e Hirs<strong>ch</strong>art lebt in einem relativ<br />
grossen Gehege, wel<strong>ch</strong>es aus einer Wiese mit<br />
einigen Tannen besteht. Ein Chalet-änli<strong>ch</strong>es<br />
Gebäude dient als Stall, der frei zugängli<strong>ch</strong> ist.<br />
Vivarium<br />
Im Vivarium sind vers<strong>ch</strong>iedenste Tierarten<br />
aneinandergereiht. Die vers<strong>ch</strong>iedenen Terrarien<br />
im Vivarium sind zum Teil für die grösseren<br />
Tierarten zu klein, am auffälligsten beim<br />
Stumpfkrokodil. Eine Bes<strong>ch</strong>ränkung auf weniger<br />
Tierarten in grösseren Gehegen wäre dringend<br />
angebra<strong>ch</strong>t.<br />
30
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Braunbären<br />
Anmerkungen<br />
Fis<strong>ch</strong>otter<br />
Die beiden Fis<strong>ch</strong>ottergehege grenzen aneinander,<br />
die Innengehege sind im glei<strong>ch</strong>en Gebäude<br />
untergebra<strong>ch</strong>t. Das Aussengehege besteht aus<br />
einem Betontei<strong>ch</strong> mit einer Insel. Auf der Insel<br />
befinden si<strong>ch</strong> ein paar Steine, der Boden ist mit<br />
Holzs<strong>ch</strong>nitzeln eingestreut. Das Gehege ist zu<br />
klein, verfügt über keinerlei Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
oder Verstecke (ausser Innengehege).<br />
Das bisherige Gehege war zu klein und<br />
verfügte über keinerlei Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
(siehe <strong>Zooberi<strong>ch</strong>t</strong> 2011). Unterdessen wurde das<br />
Gehege – gemäss Zooleitung – um rund 170 m 2<br />
erweitert und enthält nun au<strong>ch</strong> Büs<strong>ch</strong>e und<br />
natürli<strong>ch</strong>e Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten im Freien.<br />
Somit wurde der Hauptkritikpunkt am Fis<strong>ch</strong>ottergehege<br />
beseitigt und kann die Tierhaltung<br />
als genügend bezei<strong>ch</strong>net werden.<br />
Die Bärenhaltung war s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
zeitgemäss, jedo<strong>ch</strong> wurden kürzli<strong>ch</strong> einige<br />
Verbesserungen vorgenommen und sind weitere<br />
für 2013 geplant. Neu befinden si<strong>ch</strong> drei, rund 3.6<br />
m hohe hölzerne Kletterstrukturen im Gehege,<br />
wel<strong>ch</strong>e den Tieren artgemässes Klettern<br />
ermögli<strong>ch</strong>en. Zudem können sie von dort oben<br />
die vom Wind herbeigetragenen Gerü<strong>ch</strong>e aus der<br />
Umgebung besser wahrnehmen, was ebenfalls<br />
zur Berei<strong>ch</strong>erung beiträgt. Der Grossteil des<br />
Bodens ist betoniert, ein Teil mit Holzs<strong>ch</strong>nitzeln<br />
eingestreut, um den Bären ein wenig Grabmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
zu bieten. Als Bes<strong>ch</strong>äftigungsobjekte<br />
dienten bis vor Kurzem no<strong>ch</strong> Autoreifen<br />
und orange Markierungshüte im Gehege.<br />
Unterdessen hat man gemäss Zooleitung<br />
spezielle Bärenspielzeuge anges<strong>ch</strong>afft, u.a. eine<br />
Hängematte, hohle Kugeln zum Verstecken von<br />
Futter, sowie elastis<strong>ch</strong>e Seile, um Futter in den<br />
Kletterstrukturen aufzuhängen. Zwei liegende<br />
Baumstämme s<strong>ch</strong>liessen die Möblierung ab, ein<br />
kleines Wasserbecken ermögli<strong>ch</strong>t kein ri<strong>ch</strong>tiges<br />
Baden.<br />
Der Zoo hat kürzli<strong>ch</strong> die kanadis<strong>ch</strong>e Spezialistin<br />
für Bärenhaltung, Else Poulsen, für eine Beratung<br />
beigezogen (die au<strong>ch</strong> für die erfolgrei<strong>ch</strong>e<br />
Zusammenführung der Berner Bärenfamilie im<br />
Bärenpark verantwortli<strong>ch</strong> war). Gemäss ihren Rats<strong>ch</strong>lägen<br />
sollen bis Ende 2013 folgende weitere<br />
Verbesserungen im Gehege vorgenommen<br />
werden:<br />
- Anpassung des Ernährungsplanes, um die<br />
natürli<strong>ch</strong>en Variationen im Lauf der Jahreszeiten<br />
besser wiederzugeben;<br />
- S<strong>ch</strong>affung eines natürli<strong>ch</strong>en Bodenbelags<br />
mit Rindenmull;<br />
- Vergrösserung der Winterhöhlen;<br />
- Vergrösserung des Wasserbeckens.<br />
31
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Wüns<strong>ch</strong>enswert aus Si<strong>ch</strong>t des <strong>STS</strong> wäre zudem<br />
eine bessere Strukturierung des Geheges mittels<br />
Büs<strong>ch</strong>en, Flä<strong>ch</strong>en mit hohem Gras oder alten<br />
Wurzelballen. Sollten diese Anpassungen bis<br />
2013 vorgenommen werden, kann man davon<br />
ausgehen, dass die ungenügende Bärenhaltung<br />
im Zoo bald definitiv der Vergangenheit<br />
angehört.<br />
32
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Raubtierpark Strickler, Subingen (SO)<br />
www.raubtierpark.<strong>ch</strong><br />
Der Raubtierpark in Subingen (SO) stellt rund 30 Grossraubtiere zur S<strong>ch</strong>au – Tiger, Leoparden,<br />
Löwen, Pumas, sowie einen Kragenbären. Der Park stellt den Anspru<strong>ch</strong>, dem Besu<strong>ch</strong>er nahen<br />
Kontakt zu Grossraubtieren zu ermögli<strong>ch</strong>en und seine Tiere zu bes<strong>ch</strong>äftigen, indem sie<br />
regelmässig in der Manege vorgeführt werden. Auf einer Flä<strong>ch</strong>e von 12`000 m 2 werden rund 30<br />
Grosskatzen gehalten, was – Wege und Wirts<strong>ch</strong>aftsgebäude ni<strong>ch</strong>t eingere<strong>ch</strong>net – eine Flä<strong>ch</strong>e von<br />
etwa 300 m 2 pro Tier ergibt. Das ist zwar deutli<strong>ch</strong> mehr, als die minimalistis<strong>ch</strong>e<br />
Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung erfordert, jedo<strong>ch</strong> sind die einzelnen Gehege eher klein, und es leben darin<br />
oft ganze Raubtiergruppen. Sämtli<strong>ch</strong>e Tiere werden in sogenannter „hands on“-Haltung gehalten,<br />
d.h. sie sind handzahm gegenüber ihrem Tierlehrer, Herrn René Strickler. Dies ermögli<strong>ch</strong>t gemäss<br />
Herrn Strickler eine intensive Bes<strong>ch</strong>äftigung, stressarmes Handling (z.B. bei Gesundheits<strong>ch</strong>ecks<br />
und Routineeingriffen), emotionale Motivation und genaue gesundheitli<strong>ch</strong>e Überwa<strong>ch</strong>ung. Im<br />
Gegensatz dazu steht die „hands-off“-Haltung der grossen Zoos, wo die Grosskatzen ni<strong>ch</strong>t<br />
gezähmt werden und si<strong>ch</strong> weiterhin wie Wildtiere verhalten. Vorteil dieser Haltung ist, dass sie<br />
dem Publikum eher vermittelt, dass es si<strong>ch</strong> um Wildtiere handelt und man ni<strong>ch</strong>t Gefahr läuft, die<br />
Tiere zu vermens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en. Na<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>ten aus „hands-off“-Haltung sind au<strong>ch</strong> viel eher für ein<br />
Erhaltungszu<strong>ch</strong>tprogramm geeignet.<br />
Der S<strong>ch</strong>weizer Tiers<strong>ch</strong>utz <strong>STS</strong> vertritt die Ansi<strong>ch</strong>t, dass die Tierhaltung den Ansprü<strong>ch</strong>en des<br />
Wildtieres Genüge tun muss und Wildtiere wie Grosskatzen ni<strong>ch</strong>t gezähmt werden sollten. Denn<br />
eine „hands-on“-Haltung läuft Gefahr, ni<strong>ch</strong>t<br />
domestizierte und ni<strong>ch</strong>t domestizierbare Tierarten<br />
wie Haustiere zu präsentieren und damit<br />
weder die artspezifis<strong>ch</strong>en Haltungsansprü<strong>ch</strong>e zu<br />
gewährleisten, no<strong>ch</strong> einen realistis<strong>ch</strong>en Beitrag<br />
zum öffentli<strong>ch</strong>en Bewusstsein für die Lebensweise<br />
und Bedrohung dieser Tierarten zu leisten.<br />
Die Auftritte in der Manege mögen eine wi<strong>ch</strong>tige<br />
Berei<strong>ch</strong>erung des Alltags in den relativ kleinen<br />
Gehegen sein, do<strong>ch</strong> können sie weder das<br />
natürli<strong>ch</strong>e Verhaltensrepertoire ersetzen, no<strong>ch</strong><br />
ungenügende Haltungsbedingungen verbessern.<br />
Positive Beispiele<br />
Leoparden<br />
Den beiden Leoparden stehen rund 400 m 2<br />
Aussenflä<strong>ch</strong>e zur Verfügung. Ein Steinhaufen und<br />
darauf montiertes Astwerk geben den Tieren<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten zum Klettern, wie au<strong>ch</strong> zum<br />
Rückzug vor Sonne, Witterung oder Publikum. Das<br />
hohe Gras gibt den Tieren zusätzli<strong>ch</strong>e Deckung,<br />
und bei Regenwetter füllt si<strong>ch</strong> ein natürli<strong>ch</strong>er<br />
Tümpel im Gehege. Bisweilen werden die<br />
Leoparden über ein mobiles Tunnelsystem in das<br />
33
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
ebenfalls rund 400 m 2 grosse Aussengehege der<br />
Löwen gelassen, wenn diese ni<strong>ch</strong>t draussen sind.<br />
So können sie neues Terrain erkundigen, die<br />
Duftmarken der Löwen inspizieren und ihre<br />
eigenen Markierungen hinterlassen. Grundsätzli<strong>ch</strong><br />
wären in dem Gehege aber zusätzli<strong>ch</strong>e<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten und mehrere – au<strong>ch</strong> für Besu<strong>ch</strong>er<br />
ni<strong>ch</strong>t einsehbare – Ebenen wüns<strong>ch</strong>enswert.<br />
Löwen<br />
In insgesamt drei Gehegen werden Löwen<br />
gehalten. Jeweils zwei Löwenpaare verfügen über<br />
Gehege mit rund 400 m 2 Grundflä<strong>ch</strong>e; eine weitere<br />
Löwin lebt alleine in einem bena<strong>ch</strong>barten,<br />
kleineren Gehege. Die Einzelhaltung dieser Löwin<br />
ist ni<strong>ch</strong>t artgere<strong>ch</strong>t, do<strong>ch</strong> versteht si<strong>ch</strong> das Tier<br />
offenbar ni<strong>ch</strong>t mit dem Rest des Rudels, so dass<br />
nur indirekter Kontakt (Si<strong>ch</strong>t, Geru<strong>ch</strong>, Laute) dur<strong>ch</strong><br />
Gitterstäbe mögli<strong>ch</strong> ist. Eine Integration in eine<br />
andere Löwengruppe ist grundsätzli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wierig,<br />
da Löwen i.A. keine neuen Rudelmitglieder von<br />
aussen akzeptieren.<br />
Au<strong>ch</strong> die Löwen verfügen in ihren Gehegen über<br />
hohes Gras, Rückzugs- und einige wenige<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten. Gut sind die grosszügigen,<br />
erhöhten Liegeplätze, wel<strong>ch</strong>e den Tieren den<br />
Ausblick über das gesamte Gelände und weit<br />
darüber hinaus ermögli<strong>ch</strong>en. Au<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong>e<br />
Wasserstellen (die jedo<strong>ch</strong> nur bei Regenwetter<br />
vorhanden sind) und Innenräume stehen zur<br />
Verfügung. Dur<strong>ch</strong> unregelmässige „Besu<strong>ch</strong>e“ der<br />
zwei Leoparden in ihrem Gehege werden die<br />
Löwen zu Territorialverhalten angeregt.<br />
Anmerkungen<br />
Bengal- und Sibiris<strong>ch</strong>e Tiger<br />
In mehrere Gehege verteilt befinden si<strong>ch</strong> gemäss<br />
Information des Raubtierparks insgesamt zehn<br />
Bengal- und zwei Sibiris<strong>ch</strong>e Tiger. Drei Tiger teilen<br />
si<strong>ch</strong> ein Gehege von 400 m 2 ; einzelne Bengaltiger<br />
werden auf einer Flä<strong>ch</strong>e von jeweils etwa 300 m 2<br />
gehalten Die Gehege unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> in ihrer<br />
Ausgestaltung – das grösste Gehege verfügt über<br />
eine Wasserstelle, Naturboden, Wiese und<br />
rudimentäre Kletter- und Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
während das kleinste Gehege ohne Rückzugsund<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten oder Wasserstellen ist<br />
und deutli<strong>ch</strong>e Spuren von häufigem Auf- und<br />
Ablaufen der Tiger aufweist. Eine eindeutige<br />
Stereotypie konnte aber zum Zeitpunkt des<br />
Besu<strong>ch</strong>s ni<strong>ch</strong>t beoba<strong>ch</strong>tet werden.<br />
Negative Beispiele<br />
Kragenbär<br />
Für eine gute Bärenhaltung ist dieses Gehege zu<br />
klein und zu wenig strukturiert. Zwar handelt es<br />
si<strong>ch</strong> bereits um ein sehr altes Tier (> 30 Jahre),<br />
jedo<strong>ch</strong> sollte das Gehege künftig ni<strong>ch</strong>t mehr für<br />
die Bärenhaltung verwendet werden. Dazu ist es<br />
s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>tweg zu klein und zu wenig strukturiert. Es<br />
wären nebst mehr Platz Kletter-, Versteck- und<br />
Bademögli<strong>ch</strong>keiten sowie regelmässige Bes<strong>ch</strong>äftigung<br />
z.B. dur<strong>ch</strong> die Futtersu<strong>ch</strong>e notwendig.<br />
Eine sinnvolle Berei<strong>ch</strong>erung des Alltags stellen für<br />
die vers<strong>ch</strong>iedenen Katzen mobile Käfigtunnels dar,<br />
die in we<strong>ch</strong>selnden Kombinationen und unregel-<br />
34
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
mässig aufgestellt werden, so dass die Tiere<br />
andere Gehege betreten können. Dur<strong>ch</strong> die<br />
Unregelmässigkeit dieser Massnahme wird<br />
Gewöhnung vermieden. Jedo<strong>ch</strong> sind auf der<br />
geringen Gesamtflä<strong>ch</strong>e des Parks zu viele<br />
Grosskatzen untergebra<strong>ch</strong>t, um den einzelnen<br />
Tieren wirkli<strong>ch</strong> artgere<strong>ch</strong>te Bedingungen zu bieten<br />
(vgl. eingehende Feststellung zur „hands-on“-<br />
Haltung)!<br />
Pumas<br />
Die insgesamt 9 Pumas sind in fünf Teilgehegen<br />
untergebra<strong>ch</strong>t, von denen eines ein Innengehege<br />
ist. Drei Gehege sind dur<strong>ch</strong> Klapptüren und<br />
Tunnels miteinander verbunden, die aber zum<br />
Zeitpunkt der Besi<strong>ch</strong>tigung ges<strong>ch</strong>lossen waren, so<br />
dass jeweils zwei Pumas si<strong>ch</strong> ca. 150 m 2 teilen<br />
mussten. Ein weiterer (blinder) Puma ist einzeln in<br />
einem gesonderten Käfig untergebra<strong>ch</strong>t, da er<br />
von seinen Artgenossen attackiert würde.<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Gehege sind klein, aber zumindest gut<br />
mit Klettermögli<strong>ch</strong>keiten und natürli<strong>ch</strong>en<br />
Verstecken (Büs<strong>ch</strong>en, Felsen) ausgestattet. Da a<strong>ch</strong>t<br />
der neun Tiere untereinander gut verträgli<strong>ch</strong> sind,<br />
können deren Gehege dur<strong>ch</strong> Tunnels miteinander<br />
verbunden werden, so dass den Tieren zeitweise<br />
alle drei Gehege zur Verfügung stehen.<br />
Dem Auge des Parkbesu<strong>ch</strong>ers verborgen sind die<br />
S<strong>ch</strong>lafräume der Grosskatzen, die si<strong>ch</strong> in<br />
angebauten S<strong>ch</strong>uppen oder ehemaligen<br />
Zirkuswagen befinden. Dort gibt es erhöhte<br />
Liegeplätze, weitere Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten und<br />
Naturboden (Holzs<strong>ch</strong>nipsel), sowie teilweise au<strong>ch</strong><br />
Holzstücke zum Krallenwetzen.<br />
Im Raubtierpark werden au<strong>ch</strong> Zwergziegen, Minipigs,<br />
Alpakas, Hühner und Hunde gehalten. Au<strong>ch</strong><br />
mit den Ziegen, S<strong>ch</strong>weinen und Hunden wird<br />
gearbeitet; die Alpakas werden regelmässig<br />
ausgeführt. Grosskatzen und Kleintiere s<strong>ch</strong>einen<br />
si<strong>ch</strong> aneinander gewöhnt zu haben und bea<strong>ch</strong>ten<br />
si<strong>ch</strong> kaum. Den Ziegen stehen Klettermögli<strong>ch</strong>keiten<br />
und Ställe, den S<strong>ch</strong>weinen (offenbar nur bei<br />
Regenwetter) Suhlen zur Verfügung. Gerade bei<br />
grosser Sommerhitze wäre es aber wi<strong>ch</strong>tig, den<br />
S<strong>ch</strong>weinen Suhlen anzubieten! Die Hunde leben in<br />
zwei Rudeln (erwa<strong>ch</strong>sene und junge Tiere) in<br />
Zwingern, haben aber Mens<strong>ch</strong>enkontakt, Auslauf<br />
und Bes<strong>ch</strong>äftigung und sind ni<strong>ch</strong>t aggressiv.<br />
Die Grosskatzenhaltung zu reinen Showzwecken<br />
entspri<strong>ch</strong>t überhaupt ni<strong>ch</strong>t den Vorstellungen des<br />
S<strong>ch</strong>weizer Tiers<strong>ch</strong>utz <strong>STS</strong> von einer sinnvollen und<br />
artgere<strong>ch</strong>ten Tierhaltung. Jedo<strong>ch</strong> handelt es si<strong>ch</strong><br />
bei Herrn Stricklers Tieren grösstenteils um<br />
überzählige Zootiere, die ohne dieses „Asyl“<br />
einges<strong>ch</strong>läfert worden wären. Der wenige,<br />
vorhandene Platz wird mit einem dur<strong>ch</strong>da<strong>ch</strong>ten<br />
Raumkonzept optimal genutzt. Das Herzblut für<br />
seine Tiere und die Fa<strong>ch</strong>kenntnisse in der „handson“-Haltung<br />
sind bei Herrn Strickler eindeutig<br />
vorhanden.<br />
Allerdings steht die Zukunft des Raubtierparks<br />
derzeit in der S<strong>ch</strong>webe. Der Pa<strong>ch</strong>tvertrag in<br />
Subingen läuft 2013 aus. Es bestehen Pläne für<br />
einen neuen Standort mit sehr grosszügigen<br />
Grosskatzen-Anlagen, do<strong>ch</strong> ist deren Realisierung<br />
derzeit no<strong>ch</strong> offen. Der <strong>STS</strong> erwartet, dass mit<br />
dem Standortwe<strong>ch</strong>sel au<strong>ch</strong> eine klare Verbesserung<br />
der Tiergehege verbunden wird<br />
(Flä<strong>ch</strong>en, verhaltensgere<strong>ch</strong>te Strukturen).<br />
35
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Tierpark Biel<br />
www.tierpark-biel.<strong>ch</strong><br />
Der Tierpark Biel auf dem Bözingerberg oberhalb der Stadt Biel ist frei zugängli<strong>ch</strong>. Es werden<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> einheimis<strong>ch</strong>e Wildtiere gehalten. Ein kleiner Park mitten im felsigen Wald, der<br />
gute Mögli<strong>ch</strong>keiten hat, seine Tiere artgemäss zu halten.<br />
Positive Beispiele<br />
Wilds<strong>ch</strong>weine<br />
Die tiergere<strong>ch</strong>te, sehr abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>e<br />
Wilds<strong>ch</strong>weine-Anlage überzeugt. Sie ist grosszügig<br />
dimensioniert, in mehreren Gelände-<br />
Ebenen gut strukturiert und bietet den aktiven<br />
Tieren rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Wühlmögli<strong>ch</strong>keiten. Eine grosse<br />
S<strong>ch</strong>lammsuhle, wel<strong>ch</strong>e die Wilds<strong>ch</strong>weine ausgiebig<br />
nutzen, steht ebenfalls zur Verfügung.<br />
Was<strong>ch</strong>bär<br />
Die relativ neue Was<strong>ch</strong>bäranlage ist zwar gut<br />
strukturiert und bietet den Tieren Klettermögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
erhöhte Ruheflä<strong>ch</strong>en und au<strong>ch</strong> ein<br />
paar Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten. Die Grösse ist aber<br />
enttäus<strong>ch</strong>end klein, das Gehege haben die Tiere<br />
in Kürze erkundet und abges<strong>ch</strong>ritten. S<strong>ch</strong>ade,<br />
dass der vorhandene Platz ni<strong>ch</strong>t besser genutzt<br />
wurde und ein grösseres Gehege gebaut wurde.<br />
Negative Beispiele<br />
Lu<strong>ch</strong>s<br />
Das Lu<strong>ch</strong>sgehege ist zu klein und bietet den<br />
grossen Katzen zu wenig interessante Bewegungs-,<br />
Versteck-, Bes<strong>ch</strong>äftigung- und Erkundungsmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Wirkli<strong>ch</strong> gute Rückzugsgebiete<br />
fehlen den von Natur aus s<strong>ch</strong>euen Tieren.<br />
Au<strong>ch</strong> die Platzierung direkt neben dem<br />
Kinderspielplatz und der Zwergziegenhaltung<br />
s<strong>ch</strong>eint ungünstig. Die Tiere haben kaum<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten si<strong>ch</strong> den Blicken der Besu<strong>ch</strong>er zu<br />
entziehen. Eine kleine Wasserstelle bietet<br />
Trinkwasser.<br />
36
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Hirs<strong>ch</strong>e<br />
Die Gehege der Hirs<strong>ch</strong>e sind einerseits<br />
grosszügig im Wald angelegt, es fehlt ihnen aber<br />
eine Weide. Hirs<strong>ch</strong>e nutzen Weiden für<br />
stundenlanges Grasen ausgiebig, wenn sie zur<br />
Verfügung stehen. Die Hirs<strong>ch</strong>e haben<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten und können bei Bedarf<br />
au<strong>ch</strong> genügend Distanz zu den Besu<strong>ch</strong>ern<br />
einnehmen.<br />
37
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Tierpark Dählhölzli Bern<br />
www.tierpark-bern.<strong>ch</strong><br />
Der Tierpark Dählhölzli in Bern ist einer der Vorzeige-Tierparks der S<strong>ch</strong>weiz. Seit Jahren wird<br />
dem Motto «Mehr Platz für weniger Tiere» voll und ganz na<strong>ch</strong>gelebt. Die neuen Anlagen<br />
beste<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong> ihre Grosszügigkeit und dur<strong>ch</strong> tiergere<strong>ch</strong>te Strukturierungen und<br />
Einri<strong>ch</strong>tungen. Die Zukunftsplanung des Tierparks sieht erfreuli<strong>ch</strong>erweise weitere Verbesserungen<br />
von Anlagen vor, wel<strong>ch</strong>e in die Jahre gekommen sind.<br />
Positive Beispiele<br />
Wisent<br />
Papageientau<strong>ch</strong>er<br />
Die im 2009 erbaute Anlage verfügt über ein<br />
grosses und tiefes Wasserbecken mit<br />
Wellenfunktion, das den Papageientau<strong>ch</strong>ern<br />
au<strong>ch</strong> ein artgemässes Tau<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Futter<br />
erlaubt. Au<strong>ch</strong> Fliegen ist in der Anlage mögli<strong>ch</strong> –<br />
wobei si<strong>ch</strong> die Küstensees<strong>ch</strong>walben als Langstreckenflieger<br />
mit einem bes<strong>ch</strong>ränkten Raum<br />
begnügen müssen.<br />
Die Besu<strong>ch</strong>er können die Tiere von einem<br />
erhöhten Steg aus beoba<strong>ch</strong>ten, was eine gute<br />
Si<strong>ch</strong>t für die Mens<strong>ch</strong>en und genügend Distanz<br />
für die Tiere bedeutet. Die Wisente leben seit<br />
2008in einem weitläufigen Teil des Dählhölzli-<br />
Waldes – eine massive Verbesserung zur alten<br />
Anlage. Sie finden in dieser Anlage ni<strong>ch</strong>t nur<br />
genügend Bewegungsraum, sondern au<strong>ch</strong><br />
vielfältige Strukturen wie Kratzbäume,<br />
Wurzelstöcke ebenso wie Rückzugsorte, wo sie<br />
ungestört ruhen können. Das Gehege teilen sie<br />
si<strong>ch</strong> mit einem Rudel Rothirs<strong>ch</strong>e.<br />
Was<strong>ch</strong>bär / Marderhund<br />
Die Gemeins<strong>ch</strong>aftsanlage ist sehr weitläufig an<br />
einem Abhang gelegen, verfügt über einen Ba<strong>ch</strong><br />
und vers<strong>ch</strong>iedene Bodensubstrate. Die<br />
Was<strong>ch</strong>bären dösen oft artgemäss ho<strong>ch</strong> oben auf<br />
Bäumen, sind aber au<strong>ch</strong> häufig bei der aktiven<br />
Futtersu<strong>ch</strong>e im Wald oder im Ba<strong>ch</strong>lauf zu<br />
beoba<strong>ch</strong>ten. Gerade der natürli<strong>ch</strong>e Ba<strong>ch</strong> erlaubt<br />
38
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
den Was<strong>ch</strong>bären artgemässes Futtersu<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong><br />
Wasserinsekten und deren Larven. Zahlrei<strong>ch</strong>e<br />
Unters<strong>ch</strong>lüpfe, Verstecke und Aussi<strong>ch</strong>tsorte<br />
bieten den Tieren abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>e Strukturen,<br />
die sie ausgiebig nutzen. Vier der<br />
insgesamt se<strong>ch</strong>s Was<strong>ch</strong>bären wurden dur<strong>ch</strong> den<br />
S<strong>ch</strong>weizer Tiers<strong>ch</strong>utz <strong>STS</strong> aus einer ni<strong>ch</strong>t<br />
artgere<strong>ch</strong>ten Haltung im Grimsel-Tierpark ins<br />
Dählhölzli vermittelt. Sämtli<strong>ch</strong>e Tiere sind<br />
kastriert, denn es soll ni<strong>ch</strong>t gezü<strong>ch</strong>tet werden.<br />
Au<strong>ch</strong> die Marderhunde können ihr natürli<strong>ch</strong>es<br />
Verhalten zur Futtersu<strong>ch</strong>e, Revier abs<strong>ch</strong>reiten,<br />
umherstreifen und so weiter ausleben.<br />
Sozialkontakte mit Artgenossen oder Tieren der<br />
anderen Art sind häufig zu beoba<strong>ch</strong>ten.<br />
Insgesamt eine vorbildli<strong>ch</strong>e Was<strong>ch</strong>bären- und<br />
Marderhundanlage.<br />
Seehunde<br />
Die Anlage ist grosszügig und stellt den Tieren<br />
ein Bassin zur Verfügung, dass s<strong>ch</strong>nelles<br />
S<strong>ch</strong>wimmen und ausgiebiges Tau<strong>ch</strong>en zulässt.<br />
Dank der Verbindung vers<strong>ch</strong>iedener Becken<br />
werden vers<strong>ch</strong>iedene, optis<strong>ch</strong> getrennte<br />
Berei<strong>ch</strong>e ges<strong>ch</strong>affen. Liegeplätze an Land stehen<br />
den Tieren genügend und gut platziert zur<br />
Verfügung.<br />
Vivarium<br />
Im Vivarium leben vers<strong>ch</strong>iedenste, exotis<strong>ch</strong>e<br />
Tierarten. Einige Vögel und Reptilien können<br />
si<strong>ch</strong> im ganzen Vivarium frei bewegen, die<br />
übrigen (Klein)Affen-, Vogel- Fis<strong>ch</strong>-, Reptilienund<br />
Amphibienarten sind in grosszügigen,<br />
artgemäss eingeri<strong>ch</strong>teten Terrarien und<br />
Aquarien untergebra<strong>ch</strong>t. In allen Anlagen stehen<br />
den Tieren genügend Platz, die ri<strong>ch</strong>tigen<br />
Strukturen (Klettermögli<strong>ch</strong>keiten, Verstecke,<br />
Höhlen, Bassins – je na<strong>ch</strong> Art) und das ri<strong>ch</strong>tige<br />
Klima zur Verfügung. In einem Berei<strong>ch</strong> sind<br />
Besu<strong>ch</strong>er und vers<strong>ch</strong>iedene Tierarten im selben<br />
Raum – die Tiere können den ganzen Raum<br />
«frei» nutzen, die Besu<strong>ch</strong>er stehen mitten in<br />
deren Lebensraum. Alles in allem bietet das<br />
Vivarium einen faszinierenden Einblick in<br />
tropis<strong>ch</strong>e Naturräume.<br />
Braunbären<br />
Die beiden Ussuris<strong>ch</strong>en Braunbären „Masha“<br />
und „Misha“ (ein Staatsges<strong>ch</strong>enk aus Russland<br />
an die Stadt Bern) wurden als Waisen im<br />
russis<strong>ch</strong>-<strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Grenzgebiet Primorje<br />
aufgefunden. Ihre Mutter fiel wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />
Wilderern zum Opfer.<br />
Seit Kurzem ist die neue Bärenanlage im<br />
Dählhölzli fertig gestellt. Ein modernes<br />
Besu<strong>ch</strong>erzentrum im Holzhaus-Stil empfängt die<br />
Besu<strong>ch</strong>er und bietet nebst vielen interaktiven<br />
Lernmögli<strong>ch</strong>keiten die Gelegenheit, dur<strong>ch</strong><br />
grosse Glass<strong>ch</strong>eiben direkt ins Bärengehege und<br />
das re<strong>ch</strong>t tiefe Wasserbecken zu s<strong>ch</strong>auen, wo die<br />
Bären zuweilen sogar Ba<strong>ch</strong>forellen jagen.<br />
Mit rund 6000 m 2 ist das neue Bärengehege<br />
doppelt so gross, wie früher. Das Gehege ist<br />
unterteilt in zwei grosse Teilgehege, die beide<br />
nur ein einzelnen Stellen einsehbar sind. Beide<br />
Gehege sind für die Bären ständig offen. Sie<br />
können darin einen sehr naturnahen<br />
Waldlebensraum mit hohen Kletterbäumen,<br />
Felsen, Unters<strong>ch</strong>lüpfen, Gewässern und Asthau-<br />
39
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
fen nutzen und haben viel Platz, um si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
aus dem Weg zu gehen. Die Tiere werden zudem<br />
regelmässig dazu animiert, ihr Futter zu<br />
su<strong>ch</strong>en bzw. zu „erarbeiten“. Im nä<strong>ch</strong>sten Jahr ist<br />
angrenzend an die Bärenanlage der Bau einer<br />
neuen Wolfsanlage geplant. Sie wird so erstellt,<br />
dass die Wölfe au<strong>ch</strong> die Bärenanlage werden<br />
nutzen können.<br />
Fis<strong>ch</strong>otter<br />
Eine sehr naturnahe Haltungsanlage, die praktis<strong>ch</strong><br />
Freiland-Beoba<strong>ch</strong>tungen der ehemals au<strong>ch</strong><br />
in der S<strong>ch</strong>weiz heimis<strong>ch</strong>en Marderartigen ermögli<strong>ch</strong>t.<br />
Das Gehege besteht aus einem abgesperrten<br />
Uferberei<strong>ch</strong> der Aare inkl. gestautem<br />
Flussanteil. Das steile Ufer ist bewaldet; S<strong>ch</strong>ilfund<br />
Gebüs<strong>ch</strong>gürtel ermögli<strong>ch</strong>en den Ottern,<br />
weiträumig herumzustreifen und selber Nahrung<br />
zu su<strong>ch</strong>en. Dur<strong>ch</strong> einfliegende Enten und<br />
Graureiher sowie Fis<strong>ch</strong>e aus dem Fluss ist<br />
ständig für Sinnes- und Verhaltensreize im Gehege<br />
gesorgt. Die Fis<strong>ch</strong>otter leben am Ufer in<br />
selbst gegrabenen Höhlen und sind wie in freier<br />
Natur längst ni<strong>ch</strong>t immer si<strong>ch</strong>tbar.<br />
Anmerkung<br />
Pinguine<br />
Die im letzten <strong>STS</strong>-<strong>Zooberi<strong>ch</strong>t</strong> no<strong>ch</strong> beanstandete<br />
Haltung der Pinguine wurde aufgelöst<br />
und die Anlage zu einem grosszügigen<br />
Biotop für Europäis<strong>ch</strong>e Sumpfs<strong>ch</strong>ildkröten umgebaut.<br />
40
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Tierpark Gäbelba<strong>ch</strong>, Bern-Bethlehem<br />
Bei diesem Tierpark im Westen Berns, unterhalb der Wohnblöcke am Gäbelba<strong>ch</strong> gelegen, handelt<br />
es si<strong>ch</strong> um eine ziemli<strong>ch</strong> in die Jahre gekommene Tierhaltung. Beispiele guter Tierhaltung trifft<br />
man hier ni<strong>ch</strong>t an. Die Gehege der Sikahirs<strong>ch</strong>e und Ziegen sind zwar gross genug, aber ungünstig<br />
gelegen. Dem Hirs<strong>ch</strong>gehege fehlen Weidemögli<strong>ch</strong>keiten, und der Waldboden ist völlig erodiert<br />
und stellenweise vernässt.<br />
Das Gehege liegt direkt am Spazierweg und ist für<br />
freilaufende Hunde von allen Seiten her<br />
zugängli<strong>ch</strong>. Es konnte beoba<strong>ch</strong>tet werden, wie ein<br />
grosser „Kampfhund“ die Hirs<strong>ch</strong>e etli<strong>ch</strong>e Minuten<br />
lang im Gehege herumtrieb und si<strong>ch</strong> heftige<br />
S<strong>ch</strong>armützel mit den Hirs<strong>ch</strong>kühen lieferte, die ihre<br />
Kitze zu verteidigen su<strong>ch</strong>ten. Rückzugmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
gab es in dem Gehege keine.<br />
Im Ziegengehege fehlen erhöhte Liege- und<br />
geeignete Klettermögli<strong>ch</strong>keiten. Das Gehege ist<br />
zwar weitläufig, befindet si<strong>ch</strong> aber ganz im Wald<br />
und verfügt weder über Felsen, Kletterbäume no<strong>ch</strong> Wasserstellen.<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Tiergehege erhalten nur sehr wenig Sonne; die Tiere verbringen die meiste Zeit ihres<br />
Lebens im S<strong>ch</strong>atten. Au<strong>ch</strong> bei den Kanin<strong>ch</strong>engehegen und Volieren fehlen geeignete<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten; bei den Kanin<strong>ch</strong>en zusätzli<strong>ch</strong> Grabgelegenheiten und Knabberäste. Die<br />
Volieren und Kanin<strong>ch</strong>engehege sind au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> oben nur mit Draht ges<strong>ch</strong>ützt, so dass die Tiere<br />
si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> aus der Luft bedroht fühlen müssen (Krähen, Mäusebussarde, Milane). Das Futter der<br />
Kanin<strong>ch</strong>en besteht aus altem Brot und ist feu<strong>ch</strong>t; Mäuse ma<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> daran zu s<strong>ch</strong>affen. Die<br />
Fasanenvoliere ist genügend und verfügt immerhin über ein Sandbad und Aufbaummögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Nebenan wird ein einzelnes Haushuhn im Käfig gehalten, was ni<strong>ch</strong>t tiergere<strong>ch</strong>t ist.<br />
Etli<strong>ch</strong>e Volieren und Gehege stehen leer. Es fehlen Informationss<strong>ch</strong>ilder zu den Tieren, oder sie<br />
sind völlig verblasst oder entspre<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t mehr der im Gehege gehaltenen Tierart. Am Eingang<br />
des Tierparks weist ein S<strong>ch</strong>ild darauf hin, dass man die Tiere wegen Tollwutgefahr ni<strong>ch</strong>t berühren<br />
solle – obs<strong>ch</strong>on die Tollwut seit den frühen Neunzigerjahren in der S<strong>ch</strong>weiz ni<strong>ch</strong>t mehr auftritt.<br />
Dagegen fehlt ein Hinweis an die Hundehalter, ihre Tiere beim Passieren des Parks an die Leine zu<br />
nehmen.<br />
41
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Negative Beispiele<br />
Was<strong>ch</strong>bär<br />
Ein Beispiel absolut ungenügender, ja skandalöser<br />
Tierhaltung, die wohl leider ni<strong>ch</strong>tsdestotrotz den<br />
Mindestvors<strong>ch</strong>riften gemäss Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung<br />
entspri<strong>ch</strong>t, ist der Zwinger der Was<strong>ch</strong>bären. Die<br />
Gehegeflä<strong>ch</strong>e dürfte knapp über den für die drei<br />
Tiere notwendigen 24 m 2 liegen; die Höhe beträgt<br />
maximal 2 m. Der Zwinger liegt im s<strong>ch</strong>attigsten<br />
Teil des Parks neben einem kleinen S<strong>ch</strong>rebergarten.<br />
Der Boden ist feu<strong>ch</strong>t, und überall liegt Kot.<br />
Die paar wenigen Steine und Holzblöcke stellen<br />
keine Bes<strong>ch</strong>äftigungs- ges<strong>ch</strong>weige denn Versteckoder<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keit für die Tiere dar. Zwei<br />
kahle, dünne Baumstämm<strong>ch</strong>en dienen als<br />
„Leitern“ zum Volierenda<strong>ch</strong> aus Mas<strong>ch</strong>endraht, wo<br />
die Tiere etwas kopfüber klettern können. Als<br />
Rückzugsorte dienen Boxen und eine einzelne<br />
Hängematte, die offenbar au<strong>ch</strong> genutzt wird.<br />
Ansonsten fehlt jegli<strong>ch</strong>e Verhaltensanrei<strong>ch</strong>erung<br />
für die lernfähigen und sehr intelligenten<br />
Was<strong>ch</strong>bären. Es gibt keine herausfordernden<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten (Bäume, S<strong>ch</strong>lafmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
im Geäst); und die zwei am Käfigda<strong>ch</strong><br />
aufgehängten Autoreifen sind für die Tiere kaum<br />
errei<strong>ch</strong>bar. Das Wasser in der Wanne ist trüb und<br />
vers<strong>ch</strong>mutzt und dürfte die Tiere kaum zum<br />
S<strong>ch</strong>wimmen verlocken. Überall liegt trockenes<br />
Brot herum; ein für die Allesfresser völlig<br />
unzurei<strong>ch</strong>endes, eintöniges Futter!<br />
Die Was<strong>ch</strong>bären ma<strong>ch</strong>en einen etwas struppigen,<br />
apathis<strong>ch</strong>en Eindruck und haben ein glanzloses<br />
Fell. Diese Tierhaltung sollte aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t<br />
dringend aufgehoben werden, denn sie ist ni<strong>ch</strong>t<br />
tiergere<strong>ch</strong>t und dürfte au<strong>ch</strong> für die Besu<strong>ch</strong>erInnen<br />
alles andere als ein erfreuli<strong>ch</strong>er Anblick sein!<br />
42
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Tierpark Harder, Interlaken (BE)<br />
Der Tierpark Harder liegt in Interlaken-Ost an der Talstation der Seilbahn Harder-Kulm. Er besteht<br />
aus ledigli<strong>ch</strong> zwei Gehegen, in denen Murmeltiere und Steinböcke gehalten werden. Die<br />
Steinbockhaltung im Harder blickt auf eine lange Tradition zurück. Tiere aus dem Tierpark Harder<br />
waren am Zu<strong>ch</strong>tprogramm im Rahmen der Wiederansiedlung des Alpensteinbocks in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
beteiligt. Die Tiere werden grundsätzli<strong>ch</strong> gut gehalten, wobei bei den Murmeltieren eine etwas<br />
interessantere Oberflä<strong>ch</strong>engestaltung des Geheges wüns<strong>ch</strong>enswert wäre. Sinnvoll wären zudem<br />
übersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e, an den jeweiligen Gehegen angebra<strong>ch</strong>te Infotafeln zu den darin gehaltenen Tieren.<br />
Infotafeln entlang des Gehwegs von der Talstation Harder-Kulm, sowie neue Tafeln an den<br />
Tiergehegen sind geplant.<br />
Positive Beispiele<br />
Steinbock<br />
spezielles Steinwild-Kraftfutter an mehreren<br />
Stellen im Gehege. Das Gehege ist gross genug,<br />
dass si<strong>ch</strong> die Steinböcke bei Bedarf weit vor den<br />
Besu<strong>ch</strong>ern zurückziehen und zudem ausgelassen<br />
herumspringen und laufen können – wovon sie<br />
au<strong>ch</strong> rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Gebrau<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, wie die<br />
übermütigen Horngefe<strong>ch</strong>te und Verfolgungsjagden<br />
der jungen Böcke zeigen! Die Tiere<br />
ma<strong>ch</strong>en einen gesunden, zutrauli<strong>ch</strong>en und<br />
ausgegli<strong>ch</strong>enen Eindruck.<br />
Das Steinbockgehege ist in drei miteinander<br />
verbundene Teilgehege unterteilt und umfasst<br />
eine Flä<strong>ch</strong>e von rund 2000 m 2 . Es liegt am Hang,<br />
und der gesamte Untergrund ist mit Steinplatten<br />
und –stufen ausgelegt. Zudem gibt es zwei<br />
mehrere Meter hohe Klettertürme aus Stein (wo<br />
si<strong>ch</strong> die Tiere eindeutig bevorzugt aufhalten) und<br />
mehrere Ställe mit Heuraufen, Stroh und erhöhten<br />
Liegemögli<strong>ch</strong>keiten. Was fehlt, sind naturnahe<br />
Strukturen (z.B. Felswände, Felsbrocken), in und<br />
unter denen die Tiere au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>atten und Rückzug<br />
finden könnten – dies ist derzeit nur in den Ställen<br />
mögli<strong>ch</strong>. Auf eine Weide wurde verzi<strong>ch</strong>tet, da der<br />
wei<strong>ch</strong>e Untergrund Klauenprobleme fördert. Die<br />
Steinböcke erhalten Heu in den Ställen und<br />
Anmerkungen<br />
Das Murmeltiergehege wirkt etwas leer, do<strong>ch</strong><br />
spielt si<strong>ch</strong> ein grosser Teil des Murmeltier-Lebens<br />
unter dem Boden ab. Dort stehen den Tieren<br />
Kunstbauten zur Verfügung, und sie haben zudem<br />
43
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
die Mögli<strong>ch</strong>keit, den Bau na<strong>ch</strong> eigenem Belieben<br />
zu erweitern.<br />
Auf einer von einem ca. 0.5 m tiefen Steingraben<br />
umgebenen Grasinsel von ca. 250 m 2 Flä<strong>ch</strong>e<br />
befinden si<strong>ch</strong> ein kleiner Steinhaufen als Kletterund<br />
Ausguckmögli<strong>ch</strong>keit sowie zwei hölzerne<br />
Unterstände von jeweils etwa 1 m 2 Flä<strong>ch</strong>e mit<br />
Futternäpfen. Ansonsten fehlen in dem Gehege<br />
aber Strukturen: weitere Kletter-, Ausguck-,<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten, vers<strong>ch</strong>iedene Sonnenund<br />
S<strong>ch</strong>attenplätze, Büs<strong>ch</strong>e, vers<strong>ch</strong>iedene Kräuter,<br />
Sträu<strong>ch</strong>er und Gräser zum Weiden und Knabbern<br />
wären grundsätzli<strong>ch</strong> wüns<strong>ch</strong>enswert Allerdings<br />
zeigen die vielen Höhleneingänge, dass die<br />
Murmeltiere offenbar rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />
zum Graben haben und diese au<strong>ch</strong> nutzen. Der<br />
Tierbestand soll 2013 dur<strong>ch</strong> Wildfänge aus dem<br />
Berner Oberland erneuert werden.<br />
44
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Tier- und Erlebnispark Seeteufel, Studen<br />
www.seeteufel.<strong>ch</strong>x<br />
Beim Seeteufel in Studen, am Rand eines <strong>Naturs<strong>ch</strong>utz</strong>gebiets mitten im Grünen gelegen,<br />
handelt es si<strong>ch</strong> um eine Mis<strong>ch</strong>ung aus kleinem Freizeitpark und mittelgrossem Zoo. Die<br />
Kinderspielplätze und Spielzeuge sind räumli<strong>ch</strong> gut von den Tierhaltungen getrennt. Der Zoo<br />
überzeugt mit seinen vielen neuen, gut strukturierten Gehegen. Sämtli<strong>ch</strong>e Gehege sind<br />
zwis<strong>ch</strong>en 2.5-10 Mal so gross, wie die Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung vors<strong>ch</strong>reiben würde. Das im letzten<br />
<strong>STS</strong>-<strong>Zooberi<strong>ch</strong>t</strong> kritisierte Lu<strong>ch</strong>sgehege wurde erfreuli<strong>ch</strong>erweise aufgehoben, heute leben dort<br />
Kapuzineraffen.<br />
Positive Beispiele<br />
Katta (Halbaffen)<br />
Das gut 120`000 Liter fassende Wasserbecken ist<br />
für die kleinen Tiere genügend gross und tief,<br />
damit sie ausgiebig darin s<strong>ch</strong>wimmen und<br />
tau<strong>ch</strong>en können. Der Landteil ist gut strukturiert<br />
mit Verstecken, Klettermögli<strong>ch</strong>keiten, Ruheplätzen<br />
und verfügt über einen natürli<strong>ch</strong>en<br />
Untergrund.<br />
Im Winter leben die Kattas zusammen mit<br />
Aldrabra- und Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Lands<strong>ch</strong>ildkröten im<br />
ehemaligen Orang-Utan-Gehege und verfügen<br />
somit als relativ kleine Tiere über genügend Platz.<br />
Kletterstrukturen und erhöhte Liegeplätze sind<br />
vorhanden. Seit 2011 haben die Kattas zudem die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, eine rund 600 m 2 grosse<br />
Aussenanlage mit hohen Bäumen, Kletterseilen<br />
und Unterstand zu benutzen.<br />
Weissbüs<strong>ch</strong>elaffen<br />
Eine gute, zweckmässige Haltung mit Nutzung<br />
der dritten Dimension für diese kletterfreudigen,<br />
kleinen Affen. Positiv zu bewerten ist die<br />
Indis<strong>ch</strong>e Krallenotter<br />
45
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Erneuerung gegenüber dem <strong>STS</strong>-<strong>Zooberi<strong>ch</strong>t</strong><br />
2008: Das Gehege war von drei Seiten<br />
zugängli<strong>ch</strong>, heute nur no<strong>ch</strong> von zwei Seiten. Mit<br />
dieser Änderung wurde ni<strong>ch</strong>t nur das Gehege<br />
deutli<strong>ch</strong> vergrössert, sondern den Tieren au<strong>ch</strong><br />
mehr Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten gegeben, indem sie<br />
ni<strong>ch</strong>t dauernd mit Mens<strong>ch</strong>en konfrontiert sind,<br />
wel<strong>ch</strong>e nahe an den S<strong>ch</strong>eiben stehen. Seit 2011<br />
steht den Affen nun au<strong>ch</strong> ein rund 40 m 2 grosses<br />
Aussengehege mit Klettermögli<strong>ch</strong>keiten zur<br />
Verfügung, so dass sie die Wahl haben, ob sie<br />
si<strong>ch</strong> Sonne oder Regen aussetzen oder lieber im<br />
Haus bleiben wollen.<br />
Kapuzineraffen<br />
Im ehemaligen Lu<strong>ch</strong>sgehege geniessen die se<strong>ch</strong>s<br />
Kapuzineraffen seit Mai <strong>2012</strong> eine grosse<br />
„Sommerresidenz“, wo sie ausgiebig auf<br />
Sträu<strong>ch</strong>ern. Seilen und Ästen herumklettern<br />
können. Im Gehege gibt es ausrei<strong>ch</strong>end Ruheund<br />
Sonnenplätze, Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
erhöhte Sitzflä<strong>ch</strong>en und Wasserstellen (Bä<strong>ch</strong>lein).<br />
Die Tiere werden zusätzli<strong>ch</strong> mit Futterspielen<br />
bes<strong>ch</strong>äftigt, indem sie z.B, Obst aus einem<br />
Bambusrohr erlangen müssen. Dabei setzen die<br />
cleveren Tiere au<strong>ch</strong> Werkzeuge (Zweige) ein! Mit<br />
rund 220 m 2 Flä<strong>ch</strong>e und 5 m Höhe bietet die<br />
Anlage den Tieren viel mehr Platz, als das Gesetz<br />
vors<strong>ch</strong>reibt.<br />
Fu<strong>ch</strong>smangusten<br />
Unters<strong>ch</strong>lüpfe, Verstecken und Ausgucke zur<br />
Verfügung, wel<strong>ch</strong>e sie fleissig nutzen. Na<strong>ch</strong>ts<br />
ziehen sie si<strong>ch</strong> in Ställe oder Höhlen zurück.<br />
Afrikanis<strong>ch</strong>e Zwergziegen<br />
Auf zwei sehr grosszügigen und gut<br />
strukturierten Anlagen werden reinrassige<br />
Afrikanis<strong>ch</strong>e Zwergziegen gehalten. Im<br />
S<strong>ch</strong>augehege befinden si<strong>ch</strong> rund 70 Tiere auf<br />
einer Flä<strong>ch</strong>e von gut 1500 m 2 . Die ganze Anlage<br />
bietet nebst einem grosszügigen Stall und<br />
Unterstand vers<strong>ch</strong>iedenste Äste und Baumstämme<br />
als Klettermögli<strong>ch</strong>keiten; ausserdem<br />
haben die Tiere Zugang zu einer Weide und<br />
einem grossen Gewässer.<br />
Im Strei<strong>ch</strong>elzoo werden ebenfalls Zwergziegen<br />
gehalten. Dieses Gehege ist unterteilt in einen mit<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten und Unterständen strukturierten<br />
Berei<strong>ch</strong>, wo die Besu<strong>ch</strong>er si<strong>ch</strong> den Tieren<br />
nähern dürfen, und eine grosse Weide, zu der nur<br />
die Tiere Zutritt haben. Die Ziegengruppe im<br />
Strei<strong>ch</strong>elzoo wird regelmässig ausgetaus<strong>ch</strong>t. Eine<br />
vorbildli<strong>ch</strong>e Haltung dieser kleinen Nutztiere!<br />
Ein geräumiges Gehege können diese flinken<br />
Tiere nutzen. Den Fu<strong>ch</strong>smangusten stehen viele<br />
46
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Humboldt-Pinguine<br />
Seit 2011 gibt es im „Seeteufel“ eine neue<br />
Pinguin-Anlage. Die insgesamt neun Humboldt-<br />
Pinguine können einen relativ grosszügigen<br />
Landteil mit naturnahen Bruthöhlen nutzen. Ein<br />
Sonnensegel bietet S<strong>ch</strong>utz vor der Hitze oder<br />
au<strong>ch</strong> Regen. Im 1.5m tiefen, über 150`000 Liter<br />
Wasser fassenden und 36 m langen Wasserbecken<br />
können die Pinguine ausgiebig<br />
s<strong>ch</strong>wimmen. Es ist die einzige Pinguinanlage in<br />
der S<strong>ch</strong>weiz, wo man das arttypis<strong>ch</strong>e „Tümmeln“<br />
der S<strong>ch</strong>wimmvögel an der Wasseroberflä<strong>ch</strong>e<br />
beoba<strong>ch</strong>ten kann.<br />
47
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Zoo Siky Ran<strong>ch</strong>, Crémines<br />
www.sikyran<strong>ch</strong>.<strong>ch</strong><br />
Die Siky Ran<strong>ch</strong> ist vor allem bekannt dur<strong>ch</strong> die aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t fragwürdige Zu<strong>ch</strong>t von<br />
weissen Tigern. Der Besitzer ist ein ehemaliger Dompteur und bietet Vorstellungen mit den<br />
Raubkatzen an. Die Gehege der Grosskatzen sind eher klein und verfügen über zu wenige<br />
Strukturen. Die meisten übrigen Tiere sind – bis auf wenige Ausnahmen – akzeptabel bis gut<br />
gehalten. Fragwürdig ist die regelmässige Veranstaltung von lauten Musik- und Tanz-Events auf<br />
der Siky Ran<strong>ch</strong>, dur<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>e empfindli<strong>ch</strong>e Wildtiere massiv gestresst werden können. Die no<strong>ch</strong><br />
2010 kritisierte Wilds<strong>ch</strong>weinhaltung wurde aufgegeben – do<strong>ch</strong> das ungenügende Gehege wird<br />
nun von domestizierten S<strong>ch</strong>weinen genutzt.<br />
Positive Beispiele<br />
Damhirs<strong>ch</strong>, Rothirs<strong>ch</strong><br />
Voliere mit domestiziertem Geflügel<br />
Eine gelungene, geräumige Haltungsanlage in<br />
der zahlrei<strong>ch</strong>e vers<strong>ch</strong>iedene, domestizierte<br />
Geflügelarten leben.<br />
Die Hirs<strong>ch</strong>arten werden im Hanggelände in<br />
guten, grossen Anlagen gehalten. Die Gehege<br />
sind grosszügig, die Tiere können si<strong>ch</strong><br />
zurückziehen, S<strong>ch</strong>atten spendende Bäume,<br />
Unterstände sind vorhanden.<br />
Wellensitti<strong>ch</strong>e<br />
Sie leben in einer Grossvoliere und können si<strong>ch</strong> in<br />
der Gruppe ausleben. Gutes Beispiel einer<br />
Wellensitti<strong>ch</strong>haltung.<br />
Affen und Zwergziegen<br />
Die Haltung der Javaneraffen zusammen mit den<br />
Zwergziegen ist eine gelungene Mis<strong>ch</strong>ung zweier<br />
Tierarten. Das Gehege ist gross und würde eine<br />
rei<strong>ch</strong>haltigere, dem Verhalten der Tiere besser<br />
angepasste Strukturierung zulassen. So könnten<br />
mit einfa<strong>ch</strong>en Mitteln die Klettermögli<strong>ch</strong>keiten<br />
(bislang ledigli<strong>ch</strong> zwei Totholzbäume und ein<br />
Seil) für die Affen und die Ziegen (z.B. mit<br />
Felsbrocken, Baumstämmen) verbessert werden.<br />
48
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Die Anlage ist zu klein und hat keinerlei<br />
Rückzugsgebiete und Bes<strong>ch</strong>äftigungsobjekte. Es<br />
fehlen Strukturen, wel<strong>ch</strong>e die Tiere zum Beispiel<br />
zur Futtersu<strong>ch</strong>e, zum Graben oder zum Erkunden<br />
anregen.<br />
Mit grossen Ast- und Laubhaufen oder mit<br />
Baumstämmen könnte das Gehege interessanter<br />
gestaltet und Rückzugsorte realisiert werden, die<br />
den Tieren den nötigen S<strong>ch</strong>utz bieten. Aktuell<br />
dient nur der Stall als ges<strong>ch</strong>ützter Ort im Gehege,<br />
und dieser ist für die Besu<strong>ch</strong>er lei<strong>ch</strong>t einsehbar.<br />
Ausserhalb des Stalles sind die Tiere vollkommen<br />
unges<strong>ch</strong>ützt und „ausgestellt“.<br />
Negative Beispiele<br />
Hauss<strong>ch</strong>weine<br />
Das Gehege, wel<strong>ch</strong>es derzeit von drei<br />
Hauss<strong>ch</strong>weinen vers<strong>ch</strong>iedener Rassen genutzt<br />
wird, ist wegen des Fehlens einer Suhle und<br />
seines einbetonierten Charakters mangelhaft. Die<br />
eingebra<strong>ch</strong>ten Steine stellen zwar eine gewisse<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigungsmögli<strong>ch</strong>keit für die Tiere dar, die<br />
sie au<strong>ch</strong> nutzen, in dem sie darin wühlen. Die<br />
Steine sind aber etwas gross und lassen ein<br />
ri<strong>ch</strong>tiges Graben und Futtersu<strong>ch</strong>en mit dem<br />
Rüssel nur bedingt zu. Auf der befestigen Flä<strong>ch</strong>e<br />
wird zusätzli<strong>ch</strong> etwas Wühlmaterial geboten. Für<br />
ein gutes Gehege fehlt hingegen eine ri<strong>ch</strong>tige<br />
Suhle, in der die S<strong>ch</strong>weine artgemäss suhlen und<br />
wühlen könnten, ausrei<strong>ch</strong>end Bes<strong>ch</strong>äftigungsmaterial<br />
(z.B. Stroh), sowie Büs<strong>ch</strong>e oder<br />
Baumstämme als Si<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>utz.<br />
Wölfe<br />
Das Wolfsgehege befindet si<strong>ch</strong> an einem<br />
Steilhang. Die Tiere haben im Sommer dank dem<br />
hohen Gras und vielen Brennnesseln S<strong>ch</strong>utz und<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten. Wenn diese Pflanzen<br />
gemäht sind oder im Winterhalbjahr ni<strong>ch</strong>t ho<strong>ch</strong><br />
stehen, fehlen diese Berei<strong>ch</strong>e, wel<strong>ch</strong>e für die<br />
s<strong>ch</strong>euen Tiere aber sehr wi<strong>ch</strong>tig wären. Das<br />
Integrieren eines Waldteiles oder einer<br />
ausgedehnten Gebüs<strong>ch</strong>region würden dies<br />
ermögli<strong>ch</strong>en. Wüns<strong>ch</strong>enswert wäre es zudem,<br />
den Wölfen au<strong>ch</strong> eine ebene Flä<strong>ch</strong>e zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
S<strong>ch</strong>leiereule und S<strong>ch</strong>neeeule<br />
Sta<strong>ch</strong>els<strong>ch</strong>wein<br />
Diese beiden Gehege sind ungenügend für die<br />
beiden Vogelarten. Eigentli<strong>ch</strong> handelt es si<strong>ch</strong> um<br />
reine Innenhaltungen, da sie in ein Gebäude<br />
integriert und vollkommen überda<strong>ch</strong>t sind. Die<br />
Tiere können si<strong>ch</strong> niemals der Witterung (Sonne,<br />
49
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Regen) aussetzen, was unbedingt zu einer artgemässen<br />
Haltung gehört.<br />
Der S<strong>ch</strong>leiereule fehlen zudem gute Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
(Höhle, Kasten). Um etwas<br />
ges<strong>ch</strong>ützt zu sitzen, muss sie eine Abdeckung<br />
oberhalb der Beleu<strong>ch</strong>tung nutzen, was suboptimal<br />
ist.<br />
Tiger<br />
Die Tiger sind das grosse Ges<strong>ch</strong>äft der Siky<br />
Ran<strong>ch</strong>, sie werden überall beworben. Mit der<br />
Zu<strong>ch</strong>t von weissen Tigern hat si<strong>ch</strong> der Zoo einen<br />
Namen gema<strong>ch</strong>t. Sie werden aber regelmässig<br />
von Hand aufgezogen, weil die Mutter sie<br />
offenbar stets verstösst. Wenn eine Mutter ihre<br />
Jungen regelmässig verstösst, dann muss die<br />
Haltung hinterfragt werden oder mit einem<br />
sol<strong>ch</strong>en Tier dürfte ni<strong>ch</strong>t gezü<strong>ch</strong>tet werden.<br />
Mögli<strong>ch</strong>erweise kommt diese Problematik aber<br />
den Betreibern zugute, können künstli<strong>ch</strong><br />
aufgezogene Tiger do<strong>ch</strong> für Auftritte in der<br />
Zirkus-Manege genutzt werden, was mit<br />
artgere<strong>ch</strong>t aufgewa<strong>ch</strong>senen Tigerjungen ni<strong>ch</strong>t<br />
geht.<br />
Die Haltung ist in vers<strong>ch</strong>iedene Gehege<br />
aufgeteilt, die in keiner Weise den Bedürfnissen<br />
von Tigern genügen. Eines der Gehege ist<br />
praktis<strong>ch</strong> vollständig betoniert (kein natürli<strong>ch</strong>er<br />
Untergrund) und alle sind zu klein. Es fehlen<br />
zudem grosse Wasserbecken, denn Tigern nutzen<br />
Wasser oft und gerne. Wenn alle Tigergehege zu<br />
einem zusammengelegt und si<strong>ch</strong> der Zoo auf das<br />
Halten ledigli<strong>ch</strong> zweier Tiere bes<strong>ch</strong>ränken würde,<br />
dann wäre eine tierfreundli<strong>ch</strong>e Haltung mögli<strong>ch</strong>.<br />
50
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Jürg Jennys Raubtiere, Olsberg<br />
www.infra.<strong>ch</strong>/jenny/<br />
Jürg Jenny war viele Jahre als Raubtier-Dompteur u.a. mit den Zirkussen Krone, Nock und Royal<br />
auf Tournee. Seit mehr als einem Jahrzehnt bes<strong>ch</strong>reitet er mit seiner Grosskatzenhaltung aber<br />
einen neuen Weg, indem er seine Löwen, Tiger und Leoparden unter Zoo-ähnli<strong>ch</strong>en Bedingungen<br />
im Aargauer Jura hält und sie zuglei<strong>ch</strong> mit Dressurstunden vor Publikum bes<strong>ch</strong>äftigt und fordert.<br />
Die Tierhaltung ist aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t vertretbar. Die Gehege sind zwar verglei<strong>ch</strong>sweise klein,<br />
übertreffen aber die Mindestanforderungen gemäss Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung und sind gut<br />
strukturiert. Eine (wüns<strong>ch</strong>enswerte) Vergrösserung der Gehege ist aus raumplaneris<strong>ch</strong>en Gründen<br />
ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>.<br />
Die Vorführung der Tiere in der Manege (einem alten Stallgebäude, das über Gittertunnels direkt<br />
mit den Gehegen verbunden ist und au<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ützte, erhöhte Ruheplätze für die Na<strong>ch</strong>t bietet)<br />
beruht auf modernen Dressurkonzepten (positive Verstärkung, keine Strafen). Sie zeigt Respekt<br />
vor dem Tier und setzt die Katzen ni<strong>ch</strong>t unter Stress. Zudem werden gemeinsam mit einer<br />
Verhaltensfors<strong>ch</strong>erin Bes<strong>ch</strong>äftigungsmögli<strong>ch</strong>keiten entwickelt, die natürli<strong>ch</strong>e Verhaltensweisen<br />
auslösen und Verhaltensstörungen minimieren sollen. So werden die Tiere dur<strong>ch</strong> regelmässige<br />
Veränderung der Gehegestrukturen und ein Rotationsprinzip, in dem die Tiere abwe<strong>ch</strong>selnd<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Gehege nutzen können, bes<strong>ch</strong>äftigt.<br />
Tierhaltung<br />
Löwen, Sibiris<strong>ch</strong>e Tiger, Leoparden<br />
Es stehen insgesamt se<strong>ch</strong>s Teilgehege mit einer<br />
Gesamtflä<strong>ch</strong>e von rund 1600 m 2 zur Verfügung.<br />
Die beiden grössten Gehege weisen Grundflä<strong>ch</strong>en<br />
von gut 400 m 2 aus. Zum Zeitpunkt der<br />
Besi<strong>ch</strong>tigung wurde eines der grossen Gehege<br />
vom Löwenrudel (ein Löwe und zwei Löwinnen)<br />
genutzt, das andere grosse Gehege von den vier<br />
halbwü<strong>ch</strong>sigen Sibiris<strong>ch</strong>en Tigerinnen. Die<br />
anderen Teilgehege standen den zwei alten<br />
Sibiris<strong>ch</strong>en Tigern, respektive den beiden<br />
Leoparden zur Verfügung. Alle Gehege sind relativ<br />
di<strong>ch</strong>t mit Vegetation (Bäume, Büs<strong>ch</strong>e, Wiese)<br />
bestanden und bieten genug Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
In jedem Gehege können die Tiere<br />
einen gedeckten, wetterges<strong>ch</strong>ützten Ruheplatz,<br />
Baumstämme zum Kratzen und erhöhte<br />
Liegeplätze auf Erdhügeln nutzen. In den<br />
grösseren Gehegen befinden si<strong>ch</strong> zudem rund 50<br />
cm tiefe, naturnah gestaltete und re<strong>ch</strong>t grosszügig<br />
dimensionierte Weiher, so dass v.a. die Tiger au<strong>ch</strong><br />
ihr natürli<strong>ch</strong>es Badebedürfnis ausleben können.<br />
Die Tiere werden an zwei Tagen in der Wo<strong>ch</strong>e<br />
ni<strong>ch</strong>t gefüttert und erhalten als Spielzeug und<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigung immer wieder Rinders<strong>ch</strong>ädel oder<br />
Tierhäute. Die Na<strong>ch</strong>t verbringen die Katzen in den<br />
gut eingestreuten, erhöhten Liegewagen im Stall<br />
neben der Manege, so dass sie au<strong>ch</strong> über<br />
ges<strong>ch</strong>ützte Innenräume verfügen. Alle paar Tage<br />
können die Raubkatzen ein anderes Gehege<br />
nutzen, so dass bspw. die Löwen in das Gehege<br />
kommen, wo zuvor die Tigerinnen waren und<br />
51
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
umgekehrt. Die Tiere kennen si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die<br />
direkte Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft am Gitter natürli<strong>ch</strong><br />
persönli<strong>ch</strong>, haben so aber zusätzli<strong>ch</strong> die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, Duftmarkierungen zu kontrollieren<br />
und mit dem eigenen Duft zu überdecken, so dass<br />
ein natürli<strong>ch</strong>es Territorialverhalten gelebt werden<br />
kann.<br />
Ni<strong>ch</strong>t ganz unproblematis<strong>ch</strong> ist die<br />
Gruppenhaltung der Tigerinnen resp. die Paarhaltung<br />
der Leoparden. Tiger und Leoparden sind<br />
im Erwa<strong>ch</strong>senenalter grundsätzli<strong>ch</strong> Einzelgänger<br />
und verteidigen eine grosse Individualdistanz<br />
selbst gegen nahe Verwandte. Die Gruppenhaltung<br />
beugt aber der in einer Einzelhaltung<br />
unweigerli<strong>ch</strong>en Verarmung des Sozialverhaltens<br />
vor und kann eine Verhaltensberei<strong>ch</strong>erung<br />
darstellen, ist aber zuglei<strong>ch</strong> ein Stressfaktor, wenn<br />
die Tiere si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t aus dem Weg gehen können.<br />
Die Tigerinnen sind aber Ges<strong>ch</strong>wister und<br />
harmonieren gut miteinander; jedo<strong>ch</strong> ist fragli<strong>ch</strong>,<br />
ob die Gehege bei länger andauernden Rivalitäten<br />
genügend Auswei<strong>ch</strong>mögli<strong>ch</strong>keiten bieten. Eine<br />
dauernde Separation der Tiere in einzelne<br />
Teilgehege ist kaum mögli<strong>ch</strong>, da sonst der<br />
Bewegungsspielraum aller Tiere stark eingeengt<br />
würde.<br />
Die beiden Löwinnen sind trotz der Fastentage<br />
stark übergewi<strong>ch</strong>tig, was zum einen an der<br />
Kastration liegt aber au<strong>ch</strong> daran, dass sie si<strong>ch</strong><br />
offenbar beim gemeinsamen Fressen gegen ihren<br />
Bruder dur<strong>ch</strong>setzen, dieser aber gar ni<strong>ch</strong>ts fressen<br />
würde, wenn er alleine fressen müsste!<br />
Die Löwen (Tinus, Swazi und Kenia) stammen aus<br />
einer Na<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>t des Zoos al Maglio, die jungen<br />
Tigerinnen (Saphira, Chiara, Shira und Rani) aus<br />
Brauns<strong>ch</strong>weig, und bei der einen, alten Tigerin<br />
(Saiga) handelt es si<strong>ch</strong> um die letzte Na<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>t<br />
des Zoos Basel. Die beiden Leoparden (Ranja,<br />
Daya) stammen aus dem Zoo Rothenburg.<br />
Tiervorführung<br />
Die Grosskatzen werden mehrmals in der Wo<strong>ch</strong>e<br />
während 15-30 Minuten, meist vor einem kleinen<br />
Publikum, trainiert. Das Training beruht auf<br />
positiver Verstärkung; es werden also Verhaltensweisen,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Tiere von si<strong>ch</strong> aus zeigen,<br />
zuerst mit Futter und Stimme, später nur no<strong>ch</strong> mit<br />
der Stimme belohnt. Die jungen Tigerinnen<br />
befinden si<strong>ch</strong> am Anfang ihrer Ausbildung, lernen<br />
erste Kommandos und werden mit Fleis<strong>ch</strong>stücken<br />
belohnt. Die Löwen sind im Training s<strong>ch</strong>on weiter<br />
fortges<strong>ch</strong>ritten, beherrs<strong>ch</strong>en einzelne Sprünge<br />
und vers<strong>ch</strong>iedene Kommandos und werden<br />
teilweise no<strong>ch</strong> mit Futter, teilweise nur mit<br />
Worten belohnt. Die Leoparden sind fertig<br />
ausgebildet, beherrs<strong>ch</strong>en Sprünge dur<strong>ch</strong> den<br />
Reifen und Rollen am Boden und werden allein<br />
mit Worten belohnt. Die Körperspra<strong>ch</strong>e und<br />
Kommandos von Herrn Jenny sind ruhig und<br />
souverän; eine Peits<strong>ch</strong>e wird ni<strong>ch</strong>t eingesetzt. Die<br />
Tiere werden nur mit Worten und Gesten geleitet.<br />
Ein kurzer Stock dient zum Überrei<strong>ch</strong>en von<br />
Fleis<strong>ch</strong>stücken, eine kurze Reitgerte zum<br />
Dirigieren und gelegentli<strong>ch</strong> strei<strong>ch</strong>elnden<br />
Tou<strong>ch</strong>ieren der Tiere (Herstellung von Vertrauen<br />
au<strong>ch</strong> bei lei<strong>ch</strong>ten Berührungen).<br />
Ganz stressfrei ist eine Raubtierdressur allerdings<br />
nie, da grundsätzli<strong>ch</strong> immer die Individualdistanz<br />
der Katzen mehr oder weniger stark – wenn au<strong>ch</strong><br />
nur kurzfristig – einges<strong>ch</strong>ränkt wird. Ein lei<strong>ch</strong>tes<br />
Knurren und Drohen in der Körperspra<strong>ch</strong>e und<br />
gelegentli<strong>ch</strong> angelegte Ohren sind daher au<strong>ch</strong> bei<br />
diesen sehr sorgsam ausgebildeten Grosskatzen in<br />
der Manege zu beoba<strong>ch</strong>ten. Es handelt si<strong>ch</strong><br />
52
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
allerdings eher um einen kurzfristigen Reiz, dur<strong>ch</strong><br />
den die Tiere zu Aufmerksamkeit, Kommunikation<br />
und Behauptung ihrer Individualdistanz<br />
aufgefordert werden. Anzei<strong>ch</strong>en eines negativen<br />
Stresses (Vermeidungsverhalten, Kopfabwenden,<br />
Stressgähnen, Abwenden – sog. Stress relief-<br />
Verhalten) konnte jedenfalls ni<strong>ch</strong>t beoba<strong>ch</strong>tet<br />
werden.<br />
Anmerkung<br />
Die Dressur vermag die Bedingungen in freier<br />
Natur ni<strong>ch</strong>t zu simulieren, jedo<strong>ch</strong> kann sie sie<br />
zumindest ein Stück weit dur<strong>ch</strong> die<br />
Aufmerksamkeit und Konzentration, die sie den<br />
Tieren abverlangt, ersetzen. Statt dass Jürg Jenny<br />
weiterhin mit seinen Tieren dem Publikum<br />
na<strong>ch</strong>reist, kommt dieses nun zu ihm. Im Rahmen<br />
der öffentli<strong>ch</strong>en Proben erzählt der Dompteur viel<br />
Wissenswertes über die Tierhaltung und –dressur.<br />
Jedo<strong>ch</strong> wäre es wüns<strong>ch</strong>enswert, wenn an den<br />
Gehegen au<strong>ch</strong> Informationen zu den Tieren, der<br />
Tierhaltung und evtl. der Bedrohung der Arten in<br />
freier Wildbahn angebra<strong>ch</strong>t wären.<br />
Für eine private Grosskatzenhaltung und einen<br />
Dressurbetrieb hält und trainiert Jürg Jenny seine<br />
Tiere vorbildli<strong>ch</strong> und verfügt über wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
fundierte Kenntnisse in der Tierhaltung. Jedo<strong>ch</strong><br />
bestehen au<strong>ch</strong> hier die grundsätzli<strong>ch</strong>en Probleme,<br />
die si<strong>ch</strong> in der Haltung von Grosskatzen generell<br />
stellen, nämli<strong>ch</strong> mangelnder Platz und die grosse<br />
S<strong>ch</strong>wierigkeit, diese intelligenten und s<strong>ch</strong>arfsinnigen<br />
Tiere langfristig ausrei<strong>ch</strong>end zu bes<strong>ch</strong>äftigen.<br />
53
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Römis<strong>ch</strong>er Tierpark Augusta Raurica,<br />
Augst<br />
www.augustaraurica.<strong>ch</strong><br />
Im Tierpark der römis<strong>ch</strong>en Ausgrabungs- und Museumsstätte Augusta Raurica bei Augst (BL)<br />
werden auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Nutztiere sowie Rassen der Pro Specie Rara gehalten. Es handelt si<strong>ch</strong> dabei<br />
um relativ ursprüngli<strong>ch</strong>e Rassen, die in ihrem Ers<strong>ch</strong>einungsbild und ihrer Vielseitigkeit den von<br />
den alten Römern gehaltenen Nutztieren nahe kommen sollen. Deren Aussehen und Verwendung<br />
ers<strong>ch</strong>liesst si<strong>ch</strong> allerdings ledigli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> aus Mosaiken, Zei<strong>ch</strong>nungen und s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Beri<strong>ch</strong>ten.<br />
Die Tiere im römis<strong>ch</strong>en Tierpark werden gut gehalten. Es stehen ihnen ganzjährig grosszügige<br />
Aussengehege und eingestreute Ställe als Witterungss<strong>ch</strong>utz zur Verfügung. Auf dem<br />
umliegenden Grünland geniessen sie im Sommerhalbjahr Weidegang. Die Tiere werden als<br />
Nutztiere gehalten und folgli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> für die Fleis<strong>ch</strong>produktion genutzt (S<strong>ch</strong>weine, Rinder).<br />
Folgende Rassen werden gezeigt: Nera-Verzasca-Ziege, Walliser Alps<strong>ch</strong>af, Eringerkuh,<br />
Wolls<strong>ch</strong>wein, Toulouser Gans (ohne Kehlwamme), Rebhuhnfarbiger Italiener, sowie Perlhühner<br />
und seltene Taubenrassen.<br />
Weil die Tiere (unerlaubterweise!) des Öfteren dur<strong>ch</strong> Besu<strong>ch</strong>er mit Brot gefüttert werden, ist die<br />
Zufütterung dur<strong>ch</strong> die Parkverantwortli<strong>ch</strong>en zurückhaltend, wird aber bspw. bei den Ziegen an<br />
mehreren Stellen glei<strong>ch</strong>zeitig vorgenommen, so dass alle Tiere ans Futter gelangen können. In<br />
den Gehegen finden si<strong>ch</strong> zudem Bes<strong>ch</strong>äftigungsstrukturen wie montierte Fellbürsten, Stroh,<br />
Kletterfelsen (Ziegen), Suhlen (S<strong>ch</strong>weine) und einzelne Äste und Zweige zum Kauen (Ziegen,<br />
S<strong>ch</strong>afe, S<strong>ch</strong>weine).<br />
Positive Beispiele<br />
Nera-Verzasca-Ziegen<br />
Ein vorbildli<strong>ch</strong>es Ziegengehege! Den kletterfreudigen<br />
Tieren stehen ein Kletterfelsen und ein<br />
Holzgerüst zur Verfügung; in den geräumigen<br />
Ställen werden erhöhte Liegeplätze eingeri<strong>ch</strong>tet.<br />
Die Ziegen haben rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Auslauf und erhalten<br />
Raufutter an mehreren Raufen, so dass Futterkonkurrenz<br />
vermieden wird.<br />
Hügel sowie zusätzli<strong>ch</strong> eine Wiese mit Suhle<br />
ausserhalb des Tierparks nutzen.<br />
Wolls<strong>ch</strong>weine<br />
Das Wintergehege für die Wolls<strong>ch</strong>weine bietet<br />
Platz für eine grosse Suhle und enthält einen<br />
geräumigen, gut eingestreuten Stall als<br />
Witterungss<strong>ch</strong>utz. Im Sommer wird das Gehege<br />
erweitert, und die Tiere können den bena<strong>ch</strong>barten<br />
54
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Wasservögel<br />
Die Gänse und Enten leben an einem mit Büs<strong>ch</strong>en<br />
umstandenen Tei<strong>ch</strong>, der ausrei<strong>ch</strong>end Platz zum<br />
S<strong>ch</strong>wimmen und zur natürli<strong>ch</strong>en Nahrungssu<strong>ch</strong>e<br />
bietet. Vers<strong>ch</strong>iedene Holzboxen dienen als<br />
Rückzugsort und Wetters<strong>ch</strong>utz. Im Sommer<br />
geniessen die Gänse Auslauf auf den bena<strong>ch</strong>barten<br />
Viehweiden.<br />
55
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Tierpark Bad Zurza<strong>ch</strong><br />
www.tierpark-badzurza<strong>ch</strong>.<strong>ch</strong><br />
Der Tierpark auf dem Zurziberg ist ein Naherholungsziel des Kurorts Bad Zurza<strong>ch</strong> und liegt<br />
idyllis<strong>ch</strong> im Aargauer Tafeljura. Der Eintritt ist kostenlos, und es gibt einen Strei<strong>ch</strong>elzoo mit<br />
Zwergziegen. Nebst den Wildtieren Damhirs<strong>ch</strong> und Emu sowie Pfauen und diversen Sitti<strong>ch</strong>en und<br />
Agaponiden werden kleinere Haus- und Nutztiere gehalten. Etli<strong>ch</strong>e Gehege wurden vor zwei<br />
Jahren renoviert. Die Tierhaltung ist aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t in Ordnung; einzig bei den Volieren ist<br />
Verbesserungsbedarf vorhanden. Die Tiersammlung ers<strong>ch</strong>eint etwas willkürli<strong>ch</strong> – exotis<strong>ch</strong>e Vögel<br />
wie Emu, Pfau und Graupapagei neben Nutztieren wie Zwergziegen und Gänsen – jedo<strong>ch</strong> ist<br />
mittelfristig nur no<strong>ch</strong> die Haltung einheimis<strong>ch</strong>er Arten geplant. Bei den Wildtieren finden si<strong>ch</strong><br />
Informationss<strong>ch</strong>ilder an den Gehegen. Sol<strong>ch</strong>e wären dur<strong>ch</strong>aus au<strong>ch</strong> bei den Haus- und Nutztieren<br />
(z.B. Zwergziegen, Karpfentei<strong>ch</strong>, Geflügel) wüns<strong>ch</strong>enswert.<br />
Positive Beispiele<br />
Damhirs<strong>ch</strong>e<br />
werden regelmässig zur Verfügung gestellt. Es<br />
fehlen jedo<strong>ch</strong> Klettermögli<strong>ch</strong>keiten und erhöhte<br />
Liegeplätze für die S<strong>ch</strong>warzhalsziegen. Die Hirs<strong>ch</strong>e<br />
sorgen alljährli<strong>ch</strong> für Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s, der jedo<strong>ch</strong> im<br />
Herbst zwecks Bestandeskontrolle dur<strong>ch</strong> einen<br />
Jäger entnommen werden muss – wie es in den<br />
meisten Hirs<strong>ch</strong>gehegen der Fall ist.<br />
Wasservögel<br />
Die vier Hirs<strong>ch</strong>kühe mit Zu<strong>ch</strong>tstier und jährli<strong>ch</strong>em<br />
Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s können zwei miteinander verbundene<br />
Gehege mit einer Gesamtflä<strong>ch</strong>e von rund 5000 m 2<br />
nutzen. Sie teilen si<strong>ch</strong> den Auslauf mit einigen<br />
Walliser S<strong>ch</strong>warzhalsziegen. Im vorderen Gehege<br />
befindet si<strong>ch</strong> ein Stall mit einem vorgelagerten<br />
Unterstand von ca. 30 m 2 Flä<strong>ch</strong>e und einer<br />
Heuraufe. Die Hirs<strong>ch</strong>e haben sowohl freien<br />
Auslauf im ebenen Gelände, als au<strong>ch</strong> am Hang.<br />
Bei Bedarf können sie si<strong>ch</strong> an den Waldrand<br />
zurückziehen oder den S<strong>ch</strong>atten unter dem<br />
ausladenden Kastanienbaum nutzen. Wasser steht<br />
zur Verfügung. Die Tiere werden mit Gemüse und<br />
Raufutter zugefüttert. Fris<strong>ch</strong>e Äste zum Knabbern<br />
Den Enten und Gänsen stehen ein Tei<strong>ch</strong> von fast<br />
400 m 2 Flä<strong>ch</strong>e und angrenzend ein Baumgarten<br />
von über 1500 m 2 zur Verfügung. Gehalten<br />
werden u.a. Mandarinenten, Stockenten und<br />
Reiherenten. Im Tei<strong>ch</strong> (Lös<strong>ch</strong>weiher mit Quellwasser<br />
und Lehmboden) s<strong>ch</strong>wimmen Karpfen und<br />
S<strong>ch</strong>leien. Die Wasservögel können ein<br />
s<strong>ch</strong>wimmendes Entenhaus und mehrere Unterstände,<br />
Brutplätze und Futterhäus<strong>ch</strong>en an Land<br />
nutzen. Diese Strukturen geben ihnen au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>utz<br />
vor dem Habi<strong>ch</strong>t oder vor der Sonne. Der<br />
natürli<strong>ch</strong>e Weiher eignet si<strong>ch</strong> gut zum natürli<strong>ch</strong>en<br />
Gründeln, und auf der Wiese können die Gänse<br />
weiden, wobei au<strong>ch</strong> hier Bäume und Büs<strong>ch</strong>e als<br />
S<strong>ch</strong>utz- und Ruheplätze dienen. Die meisten<br />
Vögel leben in Halbfreiheit, d.h. sie sind flugfähig,<br />
kehren aber in den Park zurück. Ledigli<strong>ch</strong> die<br />
älteren Vögel sind no<strong>ch</strong> coupiert (heute verboten),<br />
und exotis<strong>ch</strong>e Arten wie die S<strong>ch</strong>warzkopf-<br />
56
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Ruderente haben gestutzte Flügel und können<br />
ni<strong>ch</strong>t entfliegen.<br />
Negative Beispiele<br />
Volieren<br />
In den alten Volieren werden diverse exotis<strong>ch</strong>e<br />
Vögel wie Alexandersitti<strong>ch</strong>e, Zebrafinken, Graupapagei,<br />
Kaiserfasan und Diamanttauben<br />
gehalten. Die Aussenvolieren sind mit einem<br />
Flugberei<strong>ch</strong> von nur 26 m 2 relativ klein; der Boden<br />
nackter Beton und die Einri<strong>ch</strong>tung spärli<strong>ch</strong> (einige<br />
wenige Sitz- und Klettermögli<strong>ch</strong>keiten; kaum<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigungs- und Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten). Ein<br />
Graupapagei wird einzeln gehalten, wenn au<strong>ch</strong> in<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft anderer Papageienarten. Eine<br />
Vergesells<strong>ch</strong>aftung mit einem Artgenossen wäre<br />
ratsam, sofern ma<strong>ch</strong>bar.<br />
Die ständig zugängli<strong>ch</strong>en Innenräume sind eng,<br />
mit dem Notwendigsten ausgestattet, aber sehr<br />
sauber und trocken.<br />
Anmerkungen<br />
Ein Ausbau der Innen- und Aussenvolieren ist<br />
geplant. Die Innengehege sollen um rund einen<br />
Meter tiefer, die Aussenvolieren um einen Meter<br />
erhöht werden. Mobile Trennwände sollen eine<br />
Variation der Grösse des Flugberei<strong>ch</strong>s der<br />
einzelnen Aussenvolieren ermögli<strong>ch</strong>en. Ein Teil<br />
der Aussenvolieren soll künftig mit Holzspänen<br />
eingestreut werden.<br />
Wüns<strong>ch</strong>enswert wäre eine bessere Strukturierung<br />
der Volieren für die intelligenten und neugierigen<br />
Vögel mit Sitz- und Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
Balancier- und Kletterästen und –seilen, Vegetation,<br />
Sand- und Wasserbädern, sowie Bes<strong>ch</strong>äftigungsmaterialien.<br />
Der ständig zugängli<strong>ch</strong>e Strei<strong>ch</strong>elzoo mit den<br />
Zwergziegen auf rund 450 m 2 verfügt über ein<br />
Teilgehege, wel<strong>ch</strong>es nur für die Ziegen zugängli<strong>ch</strong><br />
ist (Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keit). Die Tiere dürfen nur mit<br />
Haferflocken gefüttert werden, wel<strong>ch</strong>e am<br />
Eingang dur<strong>ch</strong> einen Automaten ausgegeben<br />
werden. Die Futtermenge wird allerdings ni<strong>ch</strong>t<br />
kontrolliert. Jedo<strong>ch</strong> dürfte si<strong>ch</strong> dies aufgrund des<br />
geringen Besu<strong>ch</strong>eraufkommens, getrennter<br />
Fütterung der Jungtiere und der Bewegungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
(Kletterfelsen, Baumstämme,<br />
Auslauf) kaum negativ auf den Ernährungszustand<br />
der einzelnen Tiere auswirken.<br />
Positiv zu erwähnen ist die Förderung der einheimis<strong>ch</strong>en<br />
Biodiversität im Tierpark. So wurden<br />
Lebensräume u.a. für Wildbienen, S<strong>ch</strong>metterlinge,<br />
Eide<strong>ch</strong>sen, Laubfrös<strong>ch</strong>e, Salamander und Karpfen<br />
ges<strong>ch</strong>affen.<br />
57
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Tierpark Lange Erlen, Basel<br />
www.erlen-verein.<strong>ch</strong><br />
Der Tierpark Lange Erlen steht den Besu<strong>ch</strong>ern tägli<strong>ch</strong> gratis offen. Ziel dieses Wildparks ist es, den<br />
Besu<strong>ch</strong>erInnen die einheimis<strong>ch</strong>e, wilde und domestizierte Tierwelt und deren Ökosysteme näher<br />
zu bringen. Somit positioniert si<strong>ch</strong> der Wildpark als Ergänzung zum Zoo Basel mit seiner<br />
Präsentation von Wildtieren aus aller Welt.<br />
Der Wildpark fällt grundsätzli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> grosszügige und naturnah gestaltete Gehege auf, die<br />
wenigen, ausgesu<strong>ch</strong>ten Tierarten einen Lebensraum bieten. Die längerfristige Planung sieht eine<br />
deutli<strong>ch</strong>e Erweiterung des Parkgeländes und die Präsentation weiterer, einst einheimis<strong>ch</strong>er<br />
Tierarten wie des Wisents, El<strong>ch</strong>s und Fis<strong>ch</strong>otters vor. Beispiele s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter Tierhaltung finden si<strong>ch</strong><br />
in diesem Tierpark ni<strong>ch</strong>t.<br />
Positive Beispiele<br />
Rotfu<strong>ch</strong>s<br />
Das Fu<strong>ch</strong>sgehege ist dur<strong>ch</strong> einen natürli<strong>ch</strong>en<br />
Wassergraben vom Publikum getrennt und mit<br />
Dicki<strong>ch</strong>t und Steinblöcken als Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keit<br />
dur<strong>ch</strong>setzt. Ebenfalls gibt es Büs<strong>ch</strong>e,<br />
Wurzeln, Totholz-Haufen und einen Bau als<br />
Verstecke sowie natürli<strong>ch</strong>en Untergrund zum<br />
Graben. Die Tiere sind oft nur abends zu sehen. Im<br />
Park leben au<strong>ch</strong> viele wilde Fü<strong>ch</strong>se - so kann es<br />
dur<strong>ch</strong>aus sein, dass man au<strong>ch</strong> ausserhalb des<br />
Geheges Fü<strong>ch</strong>se beoba<strong>ch</strong>ten kann.<br />
Diverse Hirs<strong>ch</strong>gehege<br />
Lu<strong>ch</strong>s<br />
Das Lu<strong>ch</strong>sgehege fällt dur<strong>ch</strong> seine grosszügige<br />
Flä<strong>ch</strong>e, die vielfältigen Strukturen und die<br />
zahlrei<strong>ch</strong>en Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten positiv auf. Ein<br />
grosser Weiher trennt das nur von zwei Seiten<br />
einsehbare Gelände vom Publikum. Felsen, di<strong>ch</strong>tes<br />
Bus<strong>ch</strong>werk, Baumstämme und hohes Gras bieten<br />
den derzeit drei Lu<strong>ch</strong>sen (ein Paar mit Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s)<br />
Versteck- und Klettermögli<strong>ch</strong>keiten. Hinter einem<br />
hohen Felsen mit künstli<strong>ch</strong>em Wasserfall befindet<br />
si<strong>ch</strong> ein Rückzugsgebiet, das für die Besu<strong>ch</strong>er<br />
ausser Si<strong>ch</strong>t liegt.<br />
Im Tierpark Lange Erlen werden Rothirs<strong>ch</strong>e,<br />
Wapitis, Mesopotamis<strong>ch</strong>e und Europäis<strong>ch</strong>e<br />
Damhirs<strong>ch</strong>e gehalten. Die Gehege der Wapitis und<br />
Mesopotamis<strong>ch</strong>en Damhirs<strong>ch</strong>e sind 1500-2000<br />
m 2 eher klein im Verglei<strong>ch</strong> zu den Gehegen der<br />
Rothirs<strong>ch</strong>e und Europäis<strong>ch</strong>en Damhirs<strong>ch</strong>e, sind<br />
aber mit Unterständen, Si<strong>ch</strong>tblenden, Wasserläufen<br />
und Bes<strong>ch</strong>äftigungsmaterial ausgestattet.<br />
Der Boden – ohnehin s<strong>ch</strong>on karg – ist leider<br />
überweidet. Mittelfristig ist ein grösserer Umbau<br />
im Gebiet der jetzigen Hirs<strong>ch</strong>gehege geplant. Neu<br />
sollen in zwei zentralen, riesigen Waldgehegen<br />
künftig El<strong>ch</strong>e, Rehe und Wisente leben. Die<br />
Wapitis sollen weggegeben werden, da sie ni<strong>ch</strong>t<br />
58
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
der Philosophie des Tierparks, nur einheimis<strong>ch</strong>e<br />
Arten zu zeigen, entspre<strong>ch</strong>en. Zudem wird man<br />
si<strong>ch</strong> künftig wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> auf die Haltung einer<br />
einzigen Damhirs<strong>ch</strong>art – wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> des stark<br />
bedrohten Mesopotamis<strong>ch</strong>en Damhirs<strong>ch</strong>es –<br />
bes<strong>ch</strong>ränken. Für diesen existiert ein Erhaltungszu<strong>ch</strong>tprogramm,<br />
und der Tierpark Lange Erlen<br />
hätte die Mögli<strong>ch</strong>keit, mit einer grösseren Herde<br />
einen bedeutenden Genpool aufzubauen.<br />
In zwei sehr grossen Gehegen hält der Tierpark<br />
Rot- und Damhirs<strong>ch</strong>e. Das Gehege der<br />
Europäis<strong>ch</strong>en Damhirs<strong>ch</strong>e befindet si<strong>ch</strong> ausserhalb<br />
des Tierparks auf Stadtgebiet (S<strong>ch</strong>warzpark). Diese<br />
Gehege sind mit über 9000 (Rothirs<strong>ch</strong>e) resp.<br />
deutli<strong>ch</strong> über 10`000 m 2 (Damhirs<strong>ch</strong>e, S<strong>ch</strong>warzpark)<br />
sehr grosszügig dimensioniert und bieten<br />
den Hirs<strong>ch</strong>en einen natürli<strong>ch</strong>en Lebensraum<br />
(Wald, gestufte Waldränder, mit Büs<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong>setztes<br />
Wiesenland, Si<strong>ch</strong>tblenden aus Totholz,<br />
natürli<strong>ch</strong>e Gewässer, unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Topographie,<br />
Unterstände). Die Bestandeskontrolle<br />
findet hier dur<strong>ch</strong> normale Bejagung statt.<br />
Uhu<br />
kaum auf und ist so gut mit Gebüs<strong>ch</strong>, Steinen,<br />
Holzstämmen, Felsen und einem Wasserlauf<br />
strukturiert, dass sie praktis<strong>ch</strong> nahtlos in die<br />
Umgebung überzugehen s<strong>ch</strong>eint.<br />
Die Vögel haben hier genügend Beoba<strong>ch</strong>tungsund<br />
Ruheplätze, Aufbaum- und Rückzuggelegenheiten,<br />
und sie können ein Bad im Wasser<br />
oder Sand nehmen. Eine sehr gut gelungene<br />
Vogelhaltung!<br />
Anmerkungen<br />
Der Tierpark Lange Erlen setzt sein Konzept, die<br />
Tierwelt und Ökosysteme der Region sowie alte<br />
Nutztierrassen zu präsentieren, sehr überzeugend<br />
um. Die Gehege fallen fast alle dur<strong>ch</strong> ihre<br />
naturnahe Gestaltung und Grösse auf. Sehr positiv<br />
fällt au<strong>ch</strong> die Bes<strong>ch</strong>ilderung auf: Neben<br />
ausführli<strong>ch</strong>en Informationen zu den Tieren wird<br />
jeweils au<strong>ch</strong> deren Lebensraum bes<strong>ch</strong>rieben, der<br />
im Tierpark na<strong>ch</strong>gestellt wird, und es werden<br />
immer regionale Bezüge gema<strong>ch</strong>t. Der Park ist<br />
au<strong>ch</strong> ein Lebensraum für viele Wildtiere, u.a.<br />
Fü<strong>ch</strong>se, Marder, Reiher, Stör<strong>ch</strong>e, aber au<strong>ch</strong> die von<br />
selbst in die Parkgewässer eingewanderten Fis<strong>ch</strong>e<br />
(Alet). Im Wildkatzengehege besteht so bspw. für<br />
die Katzen die Mögli<strong>ch</strong>keit, Fis<strong>ch</strong>e, Mäuse oder<br />
gelegentli<strong>ch</strong> ein Ei<strong>ch</strong>hörn<strong>ch</strong>en zu erlegen.<br />
Im Herbst 2011 wurde die neue Uhu-Voliere<br />
eröffnet. In der alten Voliere leben nun Fasane;<br />
künftig sollen dort au<strong>ch</strong> Rebhühner und<br />
Feldhasen präsentiert werden. Die neue Uhu-<br />
Voliere ist grosszügig dimensioniert und<br />
ermögli<strong>ch</strong>t den Vögeln kurze Flüge. Sie ist ho<strong>ch</strong>,<br />
so dass die Uhus weit über den Besu<strong>ch</strong>ern in den<br />
Ästen der Bäume sitzen und Auss<strong>ch</strong>au halten<br />
können. Dur<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>malen Gitterdrähte entsteht<br />
ein sehr offener Eindruck – die Voliere fällt optis<strong>ch</strong><br />
Au<strong>ch</strong> die Nutztiere (u.a. Esel, Strahlenziegen,<br />
Hühner und Bienen) werden in grosszügigen und<br />
neuen Anlagen präsentiert. Die Ziegen werden<br />
mehrmals wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> ausserhalb des Parks bei<br />
Spazier-gängen mit Kindern ausgeführt.<br />
59
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Mittelfristig ist die Vergrösserung des Tierparks<br />
von derzeit 8 auf rund 11 ha geplant. Nebst dem<br />
Umbau der alten Hirs<strong>ch</strong>gehege zugunsten neuer<br />
El<strong>ch</strong>-, Wisent und Krani<strong>ch</strong>anlagen sollen am<br />
Wiese-Ufer Anlagen für Biber, Fis<strong>ch</strong>otter, Waldund<br />
Feu<strong>ch</strong>tbiotope sowie Aquarien für einheimis<strong>ch</strong>e<br />
Fis<strong>ch</strong>arten entstehen.<br />
Einige wenige gehaltene Arten – nämli<strong>ch</strong> die<br />
australis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>warzen S<strong>ch</strong>wäne und die<br />
südamerikanis<strong>ch</strong>en Kapuzineraffen, passen ni<strong>ch</strong>t<br />
ins neue Konzept des Tierparks. Ihre Haltung wird<br />
aber aus Tradititonsgründen beibehalten, da diese<br />
Tierarten zu den ersten, bei der Gründung des<br />
Parks im 19. Jhdt. gezeigten Tieren gehörten.<br />
Ein Relikt aus früheren Zeiten sind zudem die<br />
Volieren beim Kiosk. Zwar wurden diese bereits<br />
gegenüber früher vergrössert, sind aber do<strong>ch</strong> eher<br />
klein. Sie bieten den darin gehaltenen, einheimis<strong>ch</strong>en<br />
Wasser- und Singvögeln aber genügend<br />
Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Verbesserungswürdig ers<strong>ch</strong>eint die Haltung der<br />
Wildkanin<strong>ch</strong>en in einer weiteren Voliere. Zwar<br />
verbringen die Tiere einen beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Teil ihres<br />
Lebens unter der Erde (und sind so s<strong>ch</strong>eu, dass<br />
man sie kaum je zu Gesi<strong>ch</strong>t bekommt), aber hier<br />
wäre ein grosszügigeres Aussengehege mit<br />
Weidemögli<strong>ch</strong>keit und Gebüs<strong>ch</strong> wüns<strong>ch</strong>enswert.<br />
60
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Zoo Basel<br />
www.zoobasel.<strong>ch</strong><br />
Im Zoo Basel wurden – und werden - zahlrei<strong>ch</strong>e Anlagen neu gebaut oder erweitert. Au<strong>ch</strong><br />
aktuell sind Umbauprojekte – so die Erweiterung des gesamten Affenhauses - im Gang oder<br />
geplant. Der Wille, den Tieren bessere Gehege zur Verfügung zu stellen, ist ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, obwohl<br />
die neueren Gehege von Löwen, Wildhunden, Panzernashorn und Geparden bei Verzi<strong>ch</strong>t auf<br />
einzelne Arten vom Platzangebot her no<strong>ch</strong> grosszügiger hätten dimensioniert werden können.<br />
Die besondere Situation des Zoos Basel mit seiner Lage mitten in der Stadt und wenig<br />
Vergrösserungspotential bewirkt, dass für die Gehege nur bes<strong>ch</strong>ränkt Platz zur Verfügung steht.<br />
In letzter Zeit wurden jedo<strong>ch</strong> die Haltungen von einzelnen Tierarten (Thar, Brillenbären,<br />
Kanadis<strong>ch</strong>er Otter, Grüne Meerkatze) aufgegeben, um den frei werdenden Raum für den Bau<br />
von neuen, grösseren Anlagen zu nutzen. S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Beispiele von Tierhaltungen findet man im<br />
Zoo Basel ni<strong>ch</strong>t. Zu einigen ni<strong>ch</strong>t mehr ganz zeitgemässen Anlagen sind kurz- bis mittelfristig<br />
Verbesserungen geplant (siehe Abs<strong>ch</strong>nitt „Anmerkungen“).<br />
Das aktuell grösste Projekt ist der totale Umbau des Affenhauses und die Erstellung von<br />
grosszügigen Aussenanlagen für die Mens<strong>ch</strong>enaffen. Die veraltete Anlage aus den<br />
Se<strong>ch</strong>zigerjahren, wel<strong>ch</strong>e den neuen Erkenntnissen der Tierhaltung ni<strong>ch</strong>t mehr entspra<strong>ch</strong> und<br />
nur über minimale Aussengehege verfügte, gehört der Vergangenheit an. Bereits erstellt sind<br />
die auf doppelte Flä<strong>ch</strong>e vergrösserten und deutli<strong>ch</strong> erhöhten Innengehege. Zurzeit wird die<br />
neue Aussenanlage erstellt - bis <strong>2012</strong> soll sie vollendet sein. Man darf gespannt sein auf diese<br />
neue Grossanlage!<br />
Positive Beispiele<br />
Kattas<br />
Die Kattas leben neu in der Etos<strong>ch</strong>a-Anlage auf<br />
einer natürli<strong>ch</strong> gestalteten Halbinsel neben dem<br />
Gepardengehege. Die Anlage bietet zahlrei<strong>ch</strong>e<br />
Kletter-und Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten, Aussi<strong>ch</strong>tspunkte<br />
und einen ges<strong>ch</strong>ützten Stall. Die<br />
Affeninsel ist umgeben von einem breiten<br />
Wassergraben, der für ausrei<strong>ch</strong>end Distanz<br />
sowohl zu den Besu<strong>ch</strong>ern, als au<strong>ch</strong> zu den<br />
Geparden sorgt.<br />
natürli<strong>ch</strong>en und abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>en Untergrund<br />
und zwis<strong>ch</strong>en all den Steinen und Totholz<br />
bietet si<strong>ch</strong> den Tieren gute Mögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
Fressbares zu su<strong>ch</strong>en und zu finden, sowie<br />
Höhlen, Gänge und s<strong>ch</strong>attige Kuhlen zu graben.<br />
Erdmänn<strong>ch</strong>en und Sta<strong>ch</strong>els<strong>ch</strong>weine<br />
Eine gelungene, für die kleinen Erdmänn<strong>ch</strong>en und<br />
eher behäbigen Sta<strong>ch</strong>els<strong>ch</strong>weine grosse Anlage<br />
mit vielfältigen Strukturen wie Höhlen,<br />
Baumstrünken, Felsen etc ., wel<strong>ch</strong>e die Tiere<br />
ausgiebig nutzen – als Ausguck, Sonnen- und<br />
S<strong>ch</strong>attenplätze, Rückzugs- und Flu<strong>ch</strong>torte. Im<br />
61
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Gemeins<strong>ch</strong>aftsanlage im Etos<strong>ch</strong>a-Haus<br />
Die Anlage ist ein sehr gutes Beispiel der neuen<br />
Generation von Tierhaltungen in Zoos: Klipps<strong>ch</strong>liefer,<br />
Siedelweber (Vögel) und Borstenhörn<strong>ch</strong>en<br />
nutzen gemeinsam eine li<strong>ch</strong>tdur<strong>ch</strong>flutete<br />
Innenanlage. Da es si<strong>ch</strong> um tropis<strong>ch</strong>e<br />
Arten handelt, ist kein Aussengehege vorhanden.<br />
Die Vögel können im ganzen Raum frei fliegen –<br />
au<strong>ch</strong> im Berei<strong>ch</strong> der Besu<strong>ch</strong>er – und die kleinen<br />
Klipps<strong>ch</strong>liefer und Borstenhörn<strong>ch</strong>en haben eine<br />
genügend grosse Flä<strong>ch</strong>e für ihre Aktivitäten zur<br />
Verfügung. Die Siedelweber haben ein riesiges<br />
Gemeins<strong>ch</strong>aftsnest gebaut, die Borstenhörn<strong>ch</strong>en<br />
unterirdis<strong>ch</strong>e Gänge , und für die Klipps<strong>ch</strong>liefer<br />
stehen Felsen mit vielen Nis<strong>ch</strong>en zur Verfügung.<br />
Die Anlage ist dem natürli<strong>ch</strong>en Lebensraum der<br />
Tiere gut na<strong>ch</strong>empfunden und bietet den Tieren<br />
die nötigen Strukturen für Nestbau, Ruhe- und<br />
Rückzugsorte, Ausgucke usw.<br />
Vogelhaus (diverse Arten) und Lorihaus<br />
Zwei sehenswerte Anlagen, in denen die Vögel im<br />
ganzen Haus frei herum fliegen können und die<br />
Besu<strong>ch</strong>er mitten im Lebensraum der Tiere stehen.<br />
An der Längsseite beim Vogelhaus sind grosse<br />
Volieren angebra<strong>ch</strong>t, die über ebenso grosse<br />
Aussenberei<strong>ch</strong>e verfügen. Au<strong>ch</strong> das Lorihaus<br />
verfügt über eine grosse, artgemäss strukturierte<br />
Aussenvoliere. Zwei gelungene Beispiele, wie<br />
Vögel au<strong>ch</strong> gehalten werden können und ihnen<br />
ihre natürli<strong>ch</strong>e Fortbewegung, das Fliegen, au<strong>ch</strong><br />
wirkli<strong>ch</strong> ermögli<strong>ch</strong>t wird. Bedingung hierfür ist die<br />
Wahl von ni<strong>ch</strong>t zu grossen Vogelarten und einer<br />
entspre<strong>ch</strong>end grossen Anlage. Die Vögel müssen<br />
in den Häusern von den Besu<strong>ch</strong>ern man<strong>ch</strong>mal<br />
aktiv gesu<strong>ch</strong>t werden: Zu sehen sind aber immer<br />
einige Tiere – zum Teil in unmittelbarer Nähe.<br />
Brillenpinguine<br />
Die Anlage der Pinguine wurde vor einiger Zeit<br />
deutli<strong>ch</strong> vergrössert. Den Tieren steht ein<br />
zusätzli<strong>ch</strong>er Berei<strong>ch</strong> mit natürli<strong>ch</strong>em Untergrund<br />
und einem kleinen Wasserbecken zur Verfügung.<br />
Diesen Berei<strong>ch</strong> nutzen sie fleissig . Zum Zeitpunkt<br />
des Besu<strong>ch</strong>es befanden si<strong>ch</strong> alle Tiere im neuen,<br />
s<strong>ch</strong>attigeren Teil der Anlage. Mit der neuen<br />
Gestaltung der Anlage haben die Tiere au<strong>ch</strong> gute<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten, si<strong>ch</strong> bei Bedarf vor Besu<strong>ch</strong>ern in<br />
die entfernten, wenig einsehbaren Berei<strong>ch</strong>e oder<br />
au<strong>ch</strong> in ges<strong>ch</strong>ützte Nisthöhlen zurückzuziehen.<br />
Die Grösse der Wasserbecken ist für die s<strong>ch</strong>nellen<br />
S<strong>ch</strong>wimmer und guten Tau<strong>ch</strong>er jedo<strong>ch</strong><br />
suboptimal.<br />
Affenhaus (Mens<strong>ch</strong>enaffen und kleinere<br />
Affenarten)<br />
Das alte Affenhaus aus den Se<strong>ch</strong>zigerjahren<br />
befindet si<strong>ch</strong> zurzeit im Totalumbau. Die neuen<br />
Innenanlagen wurden im Sommer 2011 eröffnet;<br />
die Aussenanlagen sollen auf Sommer <strong>2012</strong><br />
bereit sein. Die Innenräume wurden auf rund die<br />
doppelte Flä<strong>ch</strong>e vergrössert, mit mehreren<br />
Etagen ausgestattet und au<strong>ch</strong> in die Höhe<br />
erweitert. Dank der grösseren Da<strong>ch</strong>fenster sind<br />
die Räume deutli<strong>ch</strong> heller. Eine Vielzahl von<br />
Seilen, Baumstämmen, Reifen, Hängematten<br />
sowie Badewannen regen zum Klettern und<br />
Herumtollen an, ebenso das rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
62
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
ausgebra<strong>ch</strong>te Stroh, mit wel<strong>ch</strong>em die Tiere si<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>lafnester bauen können. Die Tiere<br />
können nun mehr Ausguckplätze und<br />
Rückzugsorte nutzen als im alten Gehege, und<br />
si<strong>ch</strong> dank der deutli<strong>ch</strong> tieferen Gehege au<strong>ch</strong><br />
besser vor den Besu<strong>ch</strong>ern zurückziehen. An den<br />
Wänden montierte Futterkästen fordern die<br />
intelligenten Tiere zur Erprobung ihrer<br />
Ges<strong>ch</strong>ickli<strong>ch</strong>keit, Geduld und zum Werkzeuggebrau<strong>ch</strong>t<br />
auf.<br />
Sämtli<strong>ch</strong>en Affen werden permanent zugängli<strong>ch</strong>e<br />
Freigehege zur Verfügung stehen. (Bisher können<br />
nur Wollaffen und Löwenäff<strong>ch</strong>en eine Affeninsel<br />
am Eingang des Hauses nutzen). Zu diesem<br />
Zweck werden für die kleineren Affenarten (u.a.<br />
Klammeraffen, Löwenäff<strong>ch</strong>en) auf dem Da<strong>ch</strong> des<br />
bestehenden Hauses grosszügige Volieren<br />
erbaut, wel<strong>ch</strong>e sie kletternd aus den Innenanlagen<br />
errei<strong>ch</strong>en werden. Die Volieren sind für<br />
Besu<strong>ch</strong>er einsehbar, aber ni<strong>ch</strong>t direkt zugängli<strong>ch</strong>.<br />
dürfte insbesondere für die sehr aktiven<br />
S<strong>ch</strong>impansen erfreuli<strong>ch</strong> sein!<br />
Javaneraffen<br />
Die Javaneraffen wurden vom alten „Affenfelsen“<br />
(eigentli<strong>ch</strong> einem Graben, in den man auf die<br />
Tiere herunters<strong>ch</strong>auen konnte!) in ein neues<br />
Gehege mit riesigem Kletterfelsen umgesiedelt,<br />
wo sie si<strong>ch</strong> nun vor den Besu<strong>ch</strong>ern in die<br />
Felsnis<strong>ch</strong>en in der Höhe zurückziehen und die<br />
Umgebung im Auge behalten können. Im neuen<br />
Gehege bieten der Kletterfelsen (mit beheizbaren<br />
Innenräumen) und zahlrei<strong>ch</strong>e Baumstämme<br />
vielfältige Kletter-, Versteck- und Ausguckmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Für die Gorillas, S<strong>ch</strong>impansen und Orang-Utans<br />
werden derzeit insgesamt fünf, miteinander<br />
verbundene aber einzeln abtrennbare,<br />
grosszügige Aussenanlagen erbaut. Diese werden<br />
mit künstli<strong>ch</strong>en Kletterbäumen, natürli<strong>ch</strong>er<br />
Vegetation, Wiesen und Felsen ausgestattet sein<br />
und den Tieren Nahrungssu<strong>ch</strong>e, Komfortverhalten<br />
und Klettermögli<strong>ch</strong>keiten bieten. Die<br />
fünf Anlagen können den drei Arten in<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Kombinationen zur Verfügung<br />
gestellt werden, so dass die glei<strong>ch</strong>e Anlage zu<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Zeiten ni<strong>ch</strong>t immer von der<br />
glei<strong>ch</strong>en Art genutzt wird. Dadur<strong>ch</strong> kann den<br />
Tieren mehr Abwe<strong>ch</strong>slung geboten werden. Dies<br />
Ein Tei<strong>ch</strong> berei<strong>ch</strong>ert die Anlage zusätzli<strong>ch</strong>, sind<br />
Javaneraffen do<strong>ch</strong> sehr wasser-liebend! Di<strong>ch</strong>t<br />
bewa<strong>ch</strong>sene Si<strong>ch</strong>tblenden bieten rangniederen<br />
Tieren zusätzli<strong>ch</strong>e Auswei<strong>ch</strong>mög-li<strong>ch</strong>keiten bei<br />
Auseinandersetzungen. Eine besonders spannende<br />
Berei<strong>ch</strong>erung der Haltung ist die unmittelbare<br />
Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft zu den S<strong>ch</strong>neeleoparden, mit<br />
wel<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> die Rhesusaffen den Kletterfelsen -<br />
nur dur<strong>ch</strong> ein Gitter getrennt - teilen. Die Affen<br />
überwa<strong>ch</strong>en die Bewegungen der Grosskatzen<br />
und wissen unterdessen genau, dass ihnen keine<br />
Gefahr droht. Denno<strong>ch</strong> kommt es bisweilen zu<br />
spannungsgeladenen Begegnungen, bei wel<strong>ch</strong>en<br />
die Affen die Katzen „provozieren“ oder si<strong>ch</strong><br />
letztere anzus<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>en versu<strong>ch</strong>en.<br />
63
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Panzernashorn<br />
Die beiden Panzernashorn-Kühe, ein Jungtier<br />
sowie ein Bulle leben in zwei getrennten Anlagen<br />
in einem gelungenen Na<strong>ch</strong>bau des natürli<strong>ch</strong>en<br />
Herkunftsgebiets (S<strong>ch</strong>wemmgebiete Nepals) mit<br />
üppigster Vegetation aus meterhohen Gräsern,<br />
abgestorbenen Bäumen und sandigen Ufern. Sie<br />
teilen si<strong>ch</strong> das Gehege mit Muntjak-Hirs<strong>ch</strong>en und<br />
Zwergottern. Für die Muntjaks bietet die hohe<br />
Vegetation ideale Verstecke. Die Anlage ist nur<br />
von einzelnen Stellen gut einsehbar, die Tiere<br />
haben ausrei<strong>ch</strong>end Rückzugmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Wasser lädt zum Baden, Totholz zum S<strong>ch</strong>euern<br />
der Haut und die offene Flä<strong>ch</strong>e zum Traben und<br />
Spielen (Otter, Nashornkälber!) ein.<br />
Anmerkungen<br />
Afrikanis<strong>ch</strong>e Elefanten<br />
Die Haltung ist verglei<strong>ch</strong>bar mit der aktuellen<br />
Anlage in Züri<strong>ch</strong>. Au<strong>ch</strong> die Anlage in Basel ist zu<br />
klein und bietet den anspru<strong>ch</strong>svollen Tieren ni<strong>ch</strong>t<br />
die nötige Bes<strong>ch</strong>äftigung und die nötigen<br />
Bewegungsmögli<strong>ch</strong>keiten. Der Untergrund ist<br />
zwar abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong> gestaltet , und die Tiere<br />
können ausgiebig sandbaden. Es steht ihnen<br />
au<strong>ch</strong> Wasser zur Verfügung, das sie dur<strong>ch</strong> Lö<strong>ch</strong>er<br />
in der Stallwand von aussen mit dem Rüssel<br />
einsaugen und si<strong>ch</strong> damit dus<strong>ch</strong>en können. Eine<br />
kleine Wasserstelle befindet si<strong>ch</strong> zwar im<br />
Aussengehege, ein grosses, stets zugängli<strong>ch</strong>es<br />
Bad gibt es aber ni<strong>ch</strong>t. Die Innenanlage ist<br />
minimal, das Bad nur zeitli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ränkt und für<br />
die Tiere einzeln unter Aufsi<strong>ch</strong>t zugängli<strong>ch</strong>.<br />
Insgesamt eine unbefriedigende Haltung für die<br />
riesigen Dickhäuter.<br />
Gemäss bereits begonnener Planung des Zoo<br />
Basel soll die Elefanten-Anlage in den kommenden<br />
Jahren erneuert und erweitert werden .<br />
Malaienbär<br />
Diese ni<strong>ch</strong>t mehr zeitgemässe Haltungsanlage<br />
wird gemäss Auskunft der Zooleitung in nä<strong>ch</strong>ster<br />
Zeit ni<strong>ch</strong>t mehr für die Haltung von Malaienbären<br />
verwendet. Im Moment lebt dort no<strong>ch</strong> ein sehr<br />
betagtes Tier aus einem anderen Zoo in Pension.<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> soll die Anlage ni<strong>ch</strong>t mehr für eine<br />
Haltung dieser Bärenart verwendet werden.<br />
Königspinguin und Eselspinguin<br />
Im Gegensatz zu den Brillenpinguinen leben die<br />
Königs- und Eselspinguine in kalten Klimazonen<br />
und müssen daher bei uns im Sommer in<br />
gekühlten Räumen gehalten werden. Eine<br />
Aussenhaltung ist nur im Winter bei<br />
entspre<strong>ch</strong>end tiefen Temperaturen mögli<strong>ch</strong>. Es ist<br />
daher fragli<strong>ch</strong>, ob es Sinn ma<strong>ch</strong>t, sol<strong>ch</strong>e Tierarten<br />
in unseren Breitengraden überhaupt zu halten.<br />
Der klimatisierte Raum, der den Tieren in der<br />
warmen Jahreszeit zur Verfügung steht, ist<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> für eine tiergere<strong>ch</strong>te Pinguinhaltung<br />
zu klein. Im minimalen Becken können<br />
die Pinguine ni<strong>ch</strong>t mit Tempo s<strong>ch</strong>wimmen oder<br />
Delphinsprünge vollführen. Von Vorteil ist, dass<br />
si<strong>ch</strong> die Besu<strong>ch</strong>er in einem relativ dunklen Raum<br />
befinden und deshalb von den Tieren im hellen<br />
64
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Gehege wohl kaum ri<strong>ch</strong>tig wahrgenommen<br />
werden. Bei einer längerfristigen Realisierung des<br />
geplanten Ozeaniums würden die antarktis<strong>ch</strong>en<br />
Pinguinarten dorthin in eine der Art eher<br />
entspre<strong>ch</strong>ende, neue Haltung umge-zogen.<br />
Wolf<br />
Diese Anlage ist von den Strukturen und von den<br />
Einri<strong>ch</strong>tungen her mit Sträu<strong>ch</strong>ern, Wasserstelle,<br />
Liegeplätzen, Höhlen etc. gut gelöst, aber s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t<br />
zu klein. Den Tieren steht ein Gehege zu<br />
Verfügung, das sie in wenigen Augenblicken<br />
erkundet haben. Platz für Herumrennen,<br />
simuliertes Jagen, Spiel (Jungtiere) etc. steht<br />
ni<strong>ch</strong>t zur Verfügung. Ein Rückzug vor Artgenossen<br />
oder vor den Besu<strong>ch</strong>ern ist den<br />
naturgemäss s<strong>ch</strong>euen Tieren bes<strong>ch</strong>ränkt mögli<strong>ch</strong>,<br />
indem sie si<strong>ch</strong> in Ställe oder hinter Büs<strong>ch</strong>e<br />
zurückziehen – eine genügend grosse Distanz zu<br />
Besu<strong>ch</strong>ern einnehmen können die Tiere hingegen<br />
ni<strong>ch</strong>t.<br />
Auf <strong>2012</strong>/13 ist ein neues, grösseres Wolfsgehege<br />
als Teil des thematis<strong>ch</strong>en Gebiets „Nordamerika“<br />
geplant. Lobenswert sind die fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Informationen<br />
beim Wolfsgehege zu den freilebenden<br />
Wölfen der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
65
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Zoo Hasel, Remigen (AG)<br />
www.zoo-hasel.<strong>ch</strong><br />
Der Zoo Hasel ist ein Kleinzoo, der eine Mis<strong>ch</strong>ung einheimis<strong>ch</strong>er (Nutz-) Tiere und exotis<strong>ch</strong>er<br />
Wildtiere hält. Die meisten Tiere werden gut gehalten, do<strong>ch</strong> gibt es au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> etli<strong>ch</strong>e veraltete<br />
Anlagen, die ni<strong>ch</strong>t mehr einer zeitgemässen, artgere<strong>ch</strong>ten Tierhaltung entspre<strong>ch</strong>en. Die<br />
Zooleitung zeigt allerdings begrüssenswertes Engagement, die Tierhaltung zu verbessern und hat<br />
in den letzten Jahren zwei moderne Anlagen für die Haltung von Was<strong>ch</strong>bären sowie Rhesusaffen<br />
realisiert.<br />
Positive Beispiele<br />
Was<strong>ch</strong>bären<br />
Den drei Was<strong>ch</strong>bären steht eine rund 300m 2<br />
grosse Anlage zur Verfügung, deren Mittelpunkt<br />
ein grosser Naturfelsen und ein kleiner Tei<strong>ch</strong><br />
bilden. Hohe Bäume sowie Baumstämme<br />
ermögli<strong>ch</strong>en den Tieren, ihre angeborene<br />
Kletterfähigkeit auszuleben und si<strong>ch</strong> zum<br />
S<strong>ch</strong>lafen in die Höhe zurückzuziehen. Gepolsterte<br />
Felsnis<strong>ch</strong>en und in den Bäumen montierte<br />
S<strong>ch</strong>lafboxen bieten rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Das Gehege ist nur von vorne<br />
einsehbar, so dass die Tiere bei Bedarf au<strong>ch</strong><br />
Distanz zum Publikum einnehmen können. Eine<br />
kleine, frei zugängli<strong>ch</strong>e Holzhütte mit weiteren<br />
S<strong>ch</strong>lafboxen bietet zusätzli<strong>ch</strong>en Witterungss<strong>ch</strong>utz.<br />
Eine aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t vorbildli<strong>ch</strong>e Was<strong>ch</strong>bären-<br />
Haltung!<br />
Grünflügelaras<br />
Die beiden Grosspapageien befinden si<strong>ch</strong> in einer<br />
grosszügig angelegten Voliere, die Raum für<br />
kurze Flüge und viele Klettermögli<strong>ch</strong>keiten bietet.<br />
Di<strong>ch</strong>te Vegetation und den Besu<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t<br />
zugängli<strong>ch</strong>e Innenräume ermögli<strong>ch</strong>en den Tieren,<br />
si<strong>ch</strong> bei Bedarf zurückzuziehen.<br />
Rhesusaffen<br />
Den vier Rhesusaffen steht ein geräumiges,<br />
volierenartiges Gehege mit Kletterbäumen,<br />
Seilen, Reifen und Felsen sowie einem kleinen<br />
Wasserbecken zur Verfügung. Bei Bedarf können<br />
sie si<strong>ch</strong> zudem in einen für die Besu<strong>ch</strong>er<br />
unzugängli<strong>ch</strong>en Innenraum zurückziehen. Das<br />
Gehege bietet genügend Platz, Kletter- und<br />
erhöhte Ausguckmögli<strong>ch</strong>keiten für die Affen. Für<br />
das Gehege ist ein Informationskonzept geplant,<br />
wel<strong>ch</strong>es mit S<strong>ch</strong>autafeln zum Beoba<strong>ch</strong>ten des<br />
Sozialverhaltens der Tiere und ihrer Körperspra<strong>ch</strong>e<br />
anregt.<br />
66
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Negative Beispiele<br />
Leopard (Panther)<br />
Der alte Panther (zum Zeitpunkt der Besi<strong>ch</strong>tigung<br />
2011 rund 18-jährig) verbringt sein Leben in<br />
einem Käfig von der Grösse eines<br />
Hundezwingers. Das Gehege ist ni<strong>ch</strong>t nur viel zu<br />
klein für die sehr sprungkräftige und<br />
bewegungsfreudige Grosskatzenart, sondern<br />
au<strong>ch</strong> absolut reizarm. Es fehlen grösstenteils<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten, Aussi<strong>ch</strong>tspunkte sowie<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten. Das Tier ist ausgestellt,<br />
und es ist ihm ni<strong>ch</strong>t annähernd mögli<strong>ch</strong>, sein<br />
natürli<strong>ch</strong>es Verhalten zu zeigen. Da es si<strong>ch</strong> um ein<br />
sehr altes Tier handelt, verbringt es seine Zeit<br />
meist s<strong>ch</strong>lafend. Ein jüngeres Tier würde unter<br />
sol<strong>ch</strong>en Haltungsbedingungen stark stereotypes<br />
(gestörtes) Verhalten entwickeln.<br />
Gemäss Zooleitung soll die alte Katze einen<br />
ruhigen Lebensabend in vertrauter Umgebung verbringen<br />
dürfen. Man ist si<strong>ch</strong> der ungenügenden<br />
Haltungsbedingungen bewusst und will künftig<br />
auf die Haltung von Grosskatzen verzi<strong>ch</strong>ten. Eine<br />
Umsiedlung des Panthers in einen Zoo mit grösserem<br />
Gehege s<strong>ch</strong>lug fehl – das Tier ist ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
in der Lage, si<strong>ch</strong> einer veränderten Umgebung<br />
anzupassen.<br />
Mantelpaviane<br />
Die kleine Gruppe Mantelpaviane verbringt ihren<br />
Lebensabend in einem für die Tierart viel zu<br />
kleinen, ni<strong>ch</strong>t mehr zeitgemässen Käfig. Die<br />
räumli<strong>ch</strong>en Verhältnisse darin sind sehr beengt,<br />
die Tiere sind ausgestellt und können si<strong>ch</strong> vor<br />
den Besu<strong>ch</strong>ern nur in den dunklen Innenraum<br />
zurückziehen. Die Tiere haben einige wenige<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten (Seile, Reifen) und höher<br />
gelegene Sitzplätze, do<strong>ch</strong> das Gehege ist von der<br />
Grundflä<strong>ch</strong>e viel zu klein, und es fehlen natürli<strong>ch</strong>e<br />
Strukturen wie Felsen und Felsnis<strong>ch</strong>en,<br />
Vegetation, Baumstämme oder ein natürli<strong>ch</strong>es<br />
Gewässer.<br />
Gemäss Zooleitung handelt es si<strong>ch</strong> bei den<br />
Pavianen allesamt um sehr alte Tiere, die wohl nur<br />
no<strong>ch</strong> wenige Jahre im Zoo verbringen werden.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Ableben der Tiere soll auf die<br />
Pavianhaltung verzi<strong>ch</strong>tet werden.<br />
67
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
ReptilExpo, Egg (ZH)<br />
www.gifts<strong>ch</strong>langen.<strong>ch</strong><br />
Von 2011-2014 präsentiert das Herpetofauna Resear<strong>ch</strong> Center* des Reptiliensammlers M. Jäger<br />
eine grosse Anzahl der giftigsten S<strong>ch</strong>langen- sowie anderer Reptilienarten in einer permanenten<br />
Ausstellung. Für 2014 ist die Eröffnung eines Kleinzoos und Abenteuerlands auf rund 6000 m 2<br />
geplant. Die derzeitige Ausstellung zeigt professionelle Reptilienhaltung in ausrei<strong>ch</strong>end grossen<br />
und zumeist gut eingeri<strong>ch</strong>teten Terrarien. Lobenswert sind die aus-führli<strong>ch</strong>en Informationstafeln<br />
zu jedem Terrarium sowie die mehrmals tägli<strong>ch</strong> stattfindenden Präsentationen und Vorträge. Man<br />
könnte aus der Ausstellung aber aus zoopädagogis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> bedeutend mehr ma<strong>ch</strong>en,<br />
wenn die Leitung auf das „Indiana Jones“ – Ambiente verzi<strong>ch</strong>ten würde. Zudem fehlen<br />
Informationen bezügli<strong>ch</strong> Haltebewilligungen, Sa<strong>ch</strong>-kundena<strong>ch</strong>weis, Endgrösse der erwa<strong>ch</strong>senen<br />
Tiere, sowie Fütterung und Herkunft des Futters. Dies ist problematis<strong>ch</strong> bei einem „Zoo“, der<br />
(teilweise sehr gefährli<strong>ch</strong>e) Tiere au<strong>ch</strong> zum Verkauf an Privatpersonen na<strong>ch</strong>zü<strong>ch</strong>tet!<br />
* Als Fors<strong>ch</strong>ungstätigkeit wird die Zusammenarbeit mit einem französis<strong>ch</strong>en serologis<strong>ch</strong>en Institut aufgeführt.<br />
Die auf der Homepage erwähnte „Tätigkeit im Artens<strong>ch</strong>utz“ entpuppt si<strong>ch</strong> bei näherem Hinsehen als<br />
Liebhaberzu<strong>ch</strong>t mit Verkaufsabsi<strong>ch</strong>ten.<br />
Positive Beispiele<br />
Gabunviper<br />
Diverse Klappers<strong>ch</strong>langen<br />
Die Sammlung präsentiert die meisten Klappers<strong>ch</strong>langen-Arten<br />
Nord- und Südamerikas. Die<br />
Tiere werden in den natürli<strong>ch</strong>en Lebensräumen<br />
na<strong>ch</strong>empfundenen Terrarien gehalten. Diese<br />
bieten Sonnenplätze, Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
unter Steinen und Holz, Badegelegenheiten und<br />
Häutungshilfen. Die meisten Terrarien sind dabei<br />
ausrei<strong>ch</strong>end gross dimensioniert.<br />
Tigerpython<br />
Die Riesens<strong>ch</strong>langen werden ihrer Grösse entspre<strong>ch</strong>end<br />
in einem grossen S<strong>ch</strong>auterrarium von<br />
ca. 6x3x3 m Grösse gehalten.<br />
Ein ausrei<strong>ch</strong>end grosses Terrarium für die wenig<br />
aktive, s<strong>ch</strong>werfällige Gifts<strong>ch</strong>lange. Der natürli<strong>ch</strong>e<br />
Lebensraum des Tieres aus den afrikanis<strong>ch</strong>en<br />
Regenwäldern wird gut na<strong>ch</strong>gebildet. Dem Tier<br />
steht Laub zur Tarnung sowie eine Wasserstelle zur<br />
Verfügung. Zudem kann es si<strong>ch</strong> wahlweise an<br />
dunklen Rückzugsorten verstecken oder unter den<br />
Spotstrahlern sonnen.<br />
68
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Den Tieren steht eine Wasserstelle zur Verfügung,<br />
ausserdem ein grosses Klettergerüst, rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
Bodenflä<strong>ch</strong>e und mehrere Spotstrahler zum „Sonnenbaden“.<br />
Mehr Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten wären<br />
aber wüns<strong>ch</strong>enswert. Die Albino-Python war zum<br />
Zeitpunkt des Besu<strong>ch</strong>es mit der Brut bes<strong>ch</strong>äftigt.<br />
Negative Beispiele<br />
Diverse Arten<br />
Die meisten Terrarien sind von drei Seiten und<br />
teilweise au<strong>ch</strong> von oben einsehbar. Mehrmals<br />
wurden Kinder beoba<strong>ch</strong>tet, die an die S<strong>ch</strong>eiben<br />
klopften – was eine Klappers<strong>ch</strong>lange gar mehrmals<br />
zum drohenden Rasseln veranlasste. Daher wäre es<br />
wüns<strong>ch</strong>enswert, wenn die Terrarien nur von ein bis<br />
zwei Seiten einsehbar wären, so dass den Tieren<br />
mehr S<strong>ch</strong>utz vor Störungen dur<strong>ch</strong> das Publikum<br />
geboten wird. Auffällig ist au<strong>ch</strong>, dass in vielen<br />
Terrarien nur Jungtiere – und diese in Gruppen –<br />
gehalten werden. Dabei entsteht leider der<br />
Eindruck, die Gruppenhaltung sei bei S<strong>ch</strong>langen<br />
(eigentli<strong>ch</strong> Einzelgängern!) unproblematis<strong>ch</strong>, und<br />
die Endgrösse der erwa<strong>ch</strong>senen Tiere sowie entspre<strong>ch</strong>end<br />
dimensionierte Terrarien (Gelbe<br />
Anakonda, Mississippi-Alligator!) werden ni<strong>ch</strong>t<br />
gezeigt, so dass beim Laienpublikum lei<strong>ch</strong>t ein<br />
fals<strong>ch</strong>er Eindruck über die Haltungsanforderungen<br />
dieser Tiere entstehen kann.<br />
Wüns<strong>ch</strong>enswert wären zudem Informationen über<br />
die Haltungsanforderungen (Bewilligung, Sa<strong>ch</strong>kunde-Na<strong>ch</strong>weis)<br />
sowie die Problematik der<br />
Fütterung (tiefgekühlte Futtertiere aus Massenzu<strong>ch</strong>ten<br />
oder Eintagesküken).<br />
69
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Wildnispark Züri<strong>ch</strong>, Langenberg<br />
www.wildpark.<strong>ch</strong><br />
Wer den Wildnispark Züri<strong>ch</strong> besu<strong>ch</strong>t, sollte unbedingt ein Fernglas mitnehmen. Die Gehege<br />
sind allesamt sehr grosszügig dimensioniert und die Distanzen zu den Tieren deshalb oftmals<br />
beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>. Der Besu<strong>ch</strong>er erhält so einen guten Einblick in das natürli<strong>ch</strong>e Verhalten und in den<br />
angestammten Lebensraum der gehaltenen Tiere. In allen Gehegen können si<strong>ch</strong> die Tiere dank<br />
grossen Flä<strong>ch</strong>en und Strukturen (Asthaufen, Gebüs<strong>ch</strong>e, Waldstücke etc.) von Artgenossen und<br />
Besu<strong>ch</strong>ern zurückziehen, negative Beispiele gibt es keine in diesem Park.<br />
Positive Beispiele<br />
Braunbär<br />
Ein Vorzeigegehege für Braunbären: mit seinen<br />
ca. 10 000 m 2 plus no<strong>ch</strong>mals ein paar 1000 m 2<br />
(Trenngehege) bietet die Anlage den Bären<br />
genügend Platz, um si<strong>ch</strong> artgemäss zu verhalten.<br />
Vielerlei Grab-, Fress- und Kratzspuren sind<br />
Zeugen der Aktivitäten der Bären. Das Gehege<br />
besteht grösstenteils aus Wald, verfügt aber au<strong>ch</strong><br />
über einen offenen Teil mit grossem<br />
S<strong>ch</strong>wimmtei<strong>ch</strong>. Dieses abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>e<br />
Gelände dur<strong>ch</strong>streifen die Bären auf der Su<strong>ch</strong>e<br />
na<strong>ch</strong> Nahrung, wie sie es in der Natur au<strong>ch</strong> tun.<br />
Der natürli<strong>ch</strong>e Untergrund erlaubt es den Tieren,<br />
selbständig S<strong>ch</strong>lafhöhlen für die Winterruhe zu<br />
graben, was si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ausgiebig tun.<br />
Lu<strong>ch</strong>s<br />
sehr hohen Ansprü<strong>ch</strong>e dieser s<strong>ch</strong>euen Katzen<br />
werden mit diesem Gehege optimal erfüllt.<br />
Wölfe<br />
Den Wölfen steht ein grosses Stück Wald zur<br />
Verfügung, einsehbar ist au<strong>ch</strong> hier nur ein Teil<br />
über vers<strong>ch</strong>iedene Plattformen. Die von Natur aus<br />
s<strong>ch</strong>euen Tiere haben damit bestens Gelegenheit,<br />
si<strong>ch</strong> vor Besu<strong>ch</strong>ern oder Artgenossen zurück zu<br />
ziehen. Das Rudeltier Wolf brau<strong>ch</strong>t eine<br />
grosszügige Anlage, damit es sein Gruppenleben<br />
und sein Bewegungsbedürfnis ausleben kann. Mit<br />
etwas Geduld sieht man bald umherstreifende<br />
Tiere, wenn sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gerade auf einem<br />
sonnigen Plätz<strong>ch</strong>en zur Ruhe gelegt haben.<br />
Begehbares Wilds<strong>ch</strong>weinegehege<br />
Wie das Bärengehege ebenfalls ein eingezäunter<br />
Teil des Waldes von mehreren tausend<br />
Quadratmetern; einsehbar via Plattformen. Die<br />
Eine Besonderheit stellt das begehbare<br />
Wilds<strong>ch</strong>weinegehege dar. Ein eingezäuntes Stück<br />
Wald kann von den Besu<strong>ch</strong>ern auf einem Weg<br />
70
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ritten werden und die Chancen sind<br />
gross, Wilds<strong>ch</strong>weinen zu begegnen. Es gelten<br />
klare Verhaltensregeln wie striktes Fütterungsund<br />
Strei<strong>ch</strong>elverbot. Eine hervorragende Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />
diesen interessanten Tieren direkt zu<br />
begegnen.<br />
Rotfu<strong>ch</strong>s<br />
Das neuste Gehege in Langenberg steht den<br />
Rotfü<strong>ch</strong>sen zur Verfügung. In dieser grosszügigen<br />
Anlage wurde der Lebensraum des Fu<strong>ch</strong>ses sehr<br />
gut na<strong>ch</strong>empfunden und die Tiere finden dort<br />
alles, was sie au<strong>ch</strong> in der Natur draussen nutzen:<br />
Wildkatzen<br />
Die Anlage der Wildkatzen stellt eine Vorzeighaltung<br />
für diese s<strong>ch</strong>euen Tiere dar. Eine<br />
optimale Grösse und Strukturierung erlaubt den<br />
Tieren ein artgemässes Leben und sie können gut<br />
beoba<strong>ch</strong>tet werden – sei es beim sonnenbaden,<br />
beim umherstreifen oder beim jagen, wel<strong>ch</strong>es mit<br />
computergesteuerten Futterboxen animiert wird.<br />
Futter, Unters<strong>ch</strong>lüpfe, S<strong>ch</strong>lafplätze, Höhlen,<br />
offene Felder. Von einem Beoba<strong>ch</strong>tungshaus aus<br />
hat man einen perfekten Einblick in das Leben<br />
der Fü<strong>ch</strong>se. Die Informationen rund um den<br />
Fu<strong>ch</strong>s, wel<strong>ch</strong>er mittlerweile zum Kulturfolger<br />
geworden ist und heute mitten in<br />
Siedlungsgebieten lebt, runden diese neue<br />
Anlage ab.<br />
71
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Wildpark Bruderhaus, Winterthur<br />
www.bruderhaus.<strong>ch</strong><br />
Der Wildpark Bruderhaus in Winterthur ist in einem grösseren Wald gelegen. Er beherbergt<br />
neun vers<strong>ch</strong>iedene Tierarten: Wolf, Lu<strong>ch</strong>s, Wisent, Sikahirs<strong>ch</strong>, Damhirs<strong>ch</strong>, Rothirs<strong>ch</strong>, Mufflon,<br />
Przewalskipferd und Wilds<strong>ch</strong>wein.<br />
Alle Tiere sind in grosszügigen, naturnahen Anlagen gehalten. Für die Zukunft des Wildparks<br />
sind umfassende Umbauten und Neugestaltungen geplant. Mehrere Gehege sollen zu<br />
Gemeins<strong>ch</strong>aftsanlagen von zwei Tierarten umgebaut werden. Die Wisente zum Beispiel, die<br />
heute in einer Anlage leben, wel<strong>ch</strong>e der Wildpark selber als zu klein deklariert, sollen in Zukunft<br />
eine Anlage zusammen mit den Sikahirs<strong>ch</strong>en nutzen. Die Sikahirs<strong>ch</strong>e verfügen über ein grosses<br />
Gehege, das gemäss Wildpark aber zu wenig offene Wasserflä<strong>ch</strong>en bietet. Das neue<br />
Gemeins<strong>ch</strong>aftsgehege soll dies alles bieten. Die zusätzli<strong>ch</strong> benötigte Flä<strong>ch</strong>e steht dank der<br />
Aufgabe der Damwildhaltung zur Verfügung.<br />
Diese Erneuerungen sind sehr begrüssenswert und werden die Qualität der Tiergehege massiv<br />
verbessern.<br />
Positive Beispiele<br />
Wilds<strong>ch</strong>weine<br />
Die Wilds<strong>ch</strong>weine können eine grosse Flä<strong>ch</strong>e mit<br />
vielen artgemässen Strukturen nutzen. Der<br />
Naturboden lässt überall ausgiebiges Wühlen zu,<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten haben die Tiere mehrere,<br />
Baumstämme erlauben Kratzen und S<strong>ch</strong>euern,<br />
grosse Asthaufen ermögli<strong>ch</strong>en eine<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigung (Futtersu<strong>ch</strong>e). Einzig eine<br />
grosszügige Suhle mit genügend Wasser fehlt –<br />
das betonierte Wasserbecken ist etwas klein<br />
geraten.<br />
Wolf<br />
Die neue, 12'000 m 2 grosse Anlage ist in einem<br />
Waldstück gebaut. Sie bietet den Wölfen einen<br />
attraktiven Lebensraum mit wi<strong>ch</strong>tigen Strukturen<br />
wie di<strong>ch</strong>tes Unterholz als Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keit,<br />
Aussi<strong>ch</strong>tsplätze, Höhlen etc. Einblick ins Gehege<br />
haben die Besu<strong>ch</strong>er aus einem unterirdis<strong>ch</strong>en<br />
Unterstand und dur<strong>ch</strong> Fenster, die in die<br />
abs<strong>ch</strong>irmenden Holzwände eingelassen sind.<br />
72
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Somit werden die s<strong>ch</strong>euen Wölfe von den<br />
Besu<strong>ch</strong>ern kaum gestört und können trotzdem<br />
beoba<strong>ch</strong>tet werden.<br />
Rothirs<strong>ch</strong>e<br />
Die grossen Hirs<strong>ch</strong>e können eine<br />
abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>e, grosszügige Anlage nutzen.<br />
Ein Ba<strong>ch</strong>tobel liegt mitten im Gehege. Die Ufer<br />
des Tobels erodieren relativ stark, eine Sanierung<br />
ist geplant: Den Sika- und Rothirs<strong>ch</strong>en wird ein<br />
Gehege geboten, dass sie abwe<strong>ch</strong>slungsweise<br />
oder zeitweise au<strong>ch</strong> gemeinsam werden nutzen<br />
können. Ein Teil, in wel<strong>ch</strong>em nur Hirs<strong>ch</strong>kühe<br />
eintreten können, soll au<strong>ch</strong> für Besu<strong>ch</strong>er<br />
begehbar gestaltet werden.<br />
73
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Zoo Züri<strong>ch</strong><br />
www.zoo.<strong>ch</strong><br />
Der Zoo Züri<strong>ch</strong> ist der grösste Zoo der S<strong>ch</strong>weiz und mit seinen rund 340 gehaltenen Tierarten<br />
au<strong>ch</strong> einer der artenrei<strong>ch</strong>sten. Seit einigen Jahren wandelt si<strong>ch</strong> der Zoo stark. Unterdessen<br />
entspre<strong>ch</strong>en die meisten Gehege den neuesten Erkenntnissen über eine artgere<strong>ch</strong>te Tierhaltung<br />
und haben somit Vorbild<strong>ch</strong>arakter. Kürzli<strong>ch</strong> fertig gestellt wurde etwa die Anlage „Pantanal“.<br />
Weitere Neu- und Umbauten sind im Bau oder geplant. So soll in den nä<strong>ch</strong>sten Jahren ein<br />
neuer ca. 10'000 m 2 grosser Elefantenpark entstehen. Wegweisend ist na<strong>ch</strong> wie vor die<br />
Masoala-Halle, die ein Stück Regenwald simuliert. Der Zoo nimmt seine Aufgabe im Berei<strong>ch</strong><br />
<strong>Naturs<strong>ch</strong>utz</strong> und Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit sehr ernst und engagiert si<strong>ch</strong> hier im In- und Ausland.<br />
Bei besonders weitläufigen Gehegen stehen Fernrohre oder Ferngläser zur Verfügung, um die<br />
Tiere besser beoba<strong>ch</strong>ten zu können.<br />
Positive Beispiele<br />
Brillenbären und Nasenbären<br />
Diese grosszügige und rei<strong>ch</strong> strukturierte Anlage<br />
stellt eine Vorzeigehaltung von Bären und<br />
Kleinbären dar. Den Tieren stehen unter anderem<br />
hohe und vielfältige Klettermögli<strong>ch</strong>keiten, Rückzugsgebiete,<br />
ein Tei<strong>ch</strong>, Fliessgewässer, vers<strong>ch</strong>iedenste<br />
Bodensubstrate, bus<strong>ch</strong>rei<strong>ch</strong>es<br />
Unterholz und erhöhte Stellen zur Verfügung.<br />
Öfters brau<strong>ch</strong>t es einen ges<strong>ch</strong>ulten Blick oder<br />
Geduld, bis man die Tiere in dem sehr weitläufigen<br />
Gehege entdeckt. Hier ist es gelungen,<br />
ein grosszügiges Gehege sowohl für die<br />
Brillenbären als au<strong>ch</strong> für eine Grossfamilie<br />
Nasenbären zu s<strong>ch</strong>affen, wel<strong>ch</strong>es dem natürli<strong>ch</strong>en<br />
Lebensraum der Tiere (Bergnebelwälder<br />
der Anden) na<strong>ch</strong>empfunden ist und ihnen ein<br />
artgemässes Verhalten und annähernd natürli<strong>ch</strong>es<br />
Leben ermögli<strong>ch</strong>t.<br />
S<strong>ch</strong>neeleoparden<br />
Das Gehege gibt den natürli<strong>ch</strong>en Lebensraum<br />
dieser seltenen Grosskatzen gut wieder. Eine<br />
gebirgige Lands<strong>ch</strong>aft wurde an einem Hang<br />
realisiert, wel<strong>ch</strong>e dank grosszügiger Dimension<br />
den Tieren einen angepassten Lebensraum<br />
bietet. Die Tiere verfügen über Aussi<strong>ch</strong>tsplätze,<br />
ungestörte Ruheorte und Mögli<strong>ch</strong>keiten, si<strong>ch</strong><br />
zurückzuziehen. Trotzdem können die eleganten<br />
Katzen von den Besu<strong>ch</strong>ern gut aus Distanz<br />
beoba<strong>ch</strong>tet werden – eine Distanz, die dank<br />
Besu<strong>ch</strong>erlenkung jederzeit eingehalten wird:<br />
Einblicke ins Gehege gibt es nur dur<strong>ch</strong> Fenster<br />
und Gucklö<strong>ch</strong>er. Ein bewusstes „Draussen lassen“<br />
der Besu<strong>ch</strong>er wird hier umgesetzt.<br />
Tiger<br />
Au<strong>ch</strong> diese Haltung darf als zeitgemäss und gut<br />
beurteilt werden. Die Anlage mit total ca. 1’400<br />
m 2 dürfte für diese riesigen Katzen zwar no<strong>ch</strong><br />
grösser sein. Das Gehege ist indessen artgemäss<br />
eingeri<strong>ch</strong>tet, mit einem grossen Bad, Rückzugsorten<br />
und erhöhten Flä<strong>ch</strong>en, Kratzbäumen,<br />
etc. Speziell zu erwähnen sind die vom Computer<br />
gesteuerten Futterkisten, wel<strong>ch</strong>e einen Teil des<br />
74
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Jagd- und Lauerverhaltens der Tiger simulieren<br />
sollen. Damit konnte das frühere Gitterlaufen<br />
(eine stereotype Verhaltensstörung) des Tigers<br />
«geheilt» werden.<br />
Löwen<br />
Die neue Löwen-Anlage wurde 2006 eröffnet. Die<br />
Tiere verfügen über eine Totalflä<strong>ch</strong>e von ca.<br />
1'700 m 2 . Die rei<strong>ch</strong> strukturierte Anlage bietet<br />
unter anderem Rückzugsorte, Aussi<strong>ch</strong>tspunkte,<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Bodensubstrate und eine<br />
Innenanlage. Die Innenanlage ist relativ klein<br />
geraten, es ist aber davon auszugehen, dass die<br />
Löwen den Grossteil des Jahres freien Zugang<br />
zum Aussengehege haben.<br />
wenn man die Masoala-Halle besu<strong>ch</strong>t. Viele der<br />
zahlrei<strong>ch</strong>en Ds<strong>ch</strong>ungeltiere können si<strong>ch</strong> frei in<br />
der ganzen Halle bewegen und es kann dur<strong>ch</strong>aus<br />
sein, dass dem Besu<strong>ch</strong>er ein roter Vari plötzli<strong>ch</strong><br />
knapp über den Kopf von Ast zu Ast springt.<br />
Au<strong>ch</strong> die Aufgabe eines Zoos, seine Besu<strong>ch</strong>er zu<br />
bilden und für Tier- und Umweltthemen zu<br />
sensibilisieren wird hier gross ges<strong>ch</strong>rieben und<br />
sehr gut umgesetzt.<br />
Wölfe<br />
Die Anlage der Wölfe liegt an einem Abhang,<br />
verfügt über Wald und über offenes Gelände. Sie<br />
ist für Besu<strong>ch</strong>er nur an wenigen Stellen<br />
einsehbar, womit den von Natur aus s<strong>ch</strong>euen<br />
Tieren genügend Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten vor<br />
den Mens<strong>ch</strong>en gewährt werden. Alles in allem<br />
ein gelungenes Gehege, wel<strong>ch</strong>es dank den<br />
vielfältigen Strukturen den Wölfen einen<br />
artgemässen Lebensraum bietet.<br />
Masoala-Halle<br />
Ein Stück Regenwald mitten in Züri<strong>ch</strong> in einer<br />
riesigen Halle: Eine neue Dimension der<br />
Zootierhaltung, in wel<strong>ch</strong>er die Besu<strong>ch</strong>er die Tiere<br />
zum Teil su<strong>ch</strong>en müssen. Zoo-Freiwillige sind oft<br />
anwesend und zeigen den Besu<strong>ch</strong>ern Tiere, die<br />
auf den ersten Blick ni<strong>ch</strong>t entdeckt werden. Ein<br />
Fernglas sollte zur Grundausrüstung gehören,<br />
Ds<strong>ch</strong>eladas, Nubis<strong>ch</strong>e Steinböcke und<br />
Klipps<strong>ch</strong>liefer<br />
Im „Semien-Gebirge“, einer Gemeins<strong>ch</strong>aftsanlage<br />
für Ds<strong>ch</strong>elada-Paviane, Nubis<strong>ch</strong>e Steinböcke und<br />
Klipps<strong>ch</strong>liefer, wird das äthiopis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>land mit<br />
seinen steilen Wiesen, kargen Vegetation und<br />
s<strong>ch</strong>roffen Felsen na<strong>ch</strong>gebildet. Die Tiere können<br />
ein Gelände von rund 2`000 m 2 nutzen und si<strong>ch</strong><br />
bei Bedarf au<strong>ch</strong> weit vom Publikum zurückziehen.<br />
Felsnis<strong>ch</strong>en ermögli<strong>ch</strong>en den Ds<strong>ch</strong>eladas, si<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong>ts und bei Regen in den S<strong>ch</strong>utz der Felsen<br />
zurückzuziehen, wie sie es au<strong>ch</strong> in freier Wildbahn<br />
tun. Grosse Felsblöcke regen zum Klettern an, und<br />
auf den von Steins<strong>ch</strong>utt dur<strong>ch</strong>zogenen Wiesen<br />
können Affen und Steinböcke si<strong>ch</strong> der<br />
Nahrungssu<strong>ch</strong>e und dem sozialen Gruppenleben<br />
widmen. Die Klipps<strong>ch</strong>liefer nutzen die Felsen als<br />
Ausgucke, Verstecke und Sonnenplätze. Eine<br />
tiergere<strong>ch</strong>te Anlage, die für die bedrohte Tierwelt<br />
des äthiopis<strong>ch</strong>en Ho<strong>ch</strong>landes eine wi<strong>ch</strong>tige<br />
Bots<strong>ch</strong>after-Funktion erfüllt.<br />
75
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Pantanal<br />
<strong>2012</strong> wurde das Gemeins<strong>ch</strong>aftsgehege „Pantanal“<br />
für die Tierwelt der südamerikanis<strong>ch</strong>en<br />
Feu<strong>ch</strong>tsavannen eröffnet. Eine weitere Tierhaltung<br />
mit Vorbild<strong>ch</strong>arakter! Auf einer Flä<strong>ch</strong>e von<br />
mehreren 1000 m 2 , die einer Feu<strong>ch</strong>tsavanne mit<br />
lockerem Baumbestand, S<strong>ch</strong>ilfgürteln und<br />
S<strong>ch</strong>wemmholz na<strong>ch</strong>empfunden ist, leben<br />
Capybaras, Tapire, Ameisenbären, Gelbbrust-<br />
Kapuziner, Totenkopfäff<strong>ch</strong>en, Hyazintharas,<br />
Wehrvögel (Ts<strong>ch</strong>ajas) und Chile-Flamingos. Den<br />
Capybaras und Tapiren stehen grossflä<strong>ch</strong>ige<br />
Weiden, mit Stroh eingestreute Unterstände und<br />
Totholzhaufen zum Verstecken oder Nagen<br />
(Capybaras) zur Verfügung. In mehreren,<br />
miteinander verbundenen Tei<strong>ch</strong>en können sie<br />
ausgiebig s<strong>ch</strong>wimmen. Für die Aras und Affen<br />
stehen auf mehreren Inseln hohe Kletterbäume,<br />
Ausguckmögli<strong>ch</strong>keiten und Kletterseile zur<br />
Verfügung. Die Flamingos können einen<br />
ungestörten Tei<strong>ch</strong> hinter S<strong>ch</strong>ilfgürteln als<br />
Brutplatz nutzen. Das gesamte Gebiet grenzt<br />
direkt an die riesige Brillenbärenanlage und die<br />
„Auenlands<strong>ch</strong>aft“ des Zoos an mit ihren<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen einheimis<strong>ch</strong>en Wasservögeln, So<br />
bildet der Eingangsberei<strong>ch</strong> des Zoos eine<br />
weitläufige Wasser- und Bus<strong>ch</strong>lands<strong>ch</strong>aft, die au<strong>ch</strong><br />
einheimis<strong>ch</strong>en Vogelarten als Lebensraum dient.<br />
Im „Pantanal“ wird auf spannende Art<br />
Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit betrieben. Die Wege und<br />
Holzbrücken führen den Besu<strong>ch</strong>er zu<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Aussi<strong>ch</strong>tspunkten und ermögli<strong>ch</strong>en<br />
zuglei<strong>ch</strong> den Tieren, si<strong>ch</strong> bei Bedarf weit vor den<br />
Besu<strong>ch</strong>ern zurückzuziehen. Ein na<strong>ch</strong>gebauter<br />
Posten der brasilianis<strong>ch</strong>en Parkaufseher, ein<br />
e<strong>ch</strong>tes Polizeiauto der Umweltbehörde,<br />
na<strong>ch</strong>gebaute Fallen von Wilderern und diverse<br />
Informationstafeln ma<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t nur auf die<br />
Tierarten und ihren Lebensraum, sondern au<strong>ch</strong> auf<br />
ihre Bedrohung dur<strong>ch</strong> Rodung und Wilderei<br />
aufmerksam.<br />
Negative Beispiele<br />
Königspinguine<br />
Tiere aus extremen Klimazonen bekunden mit<br />
unserem Klima unter Umständen Mühe, und es ist<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> zu hinterfragen, ob es Sinn ma<strong>ch</strong>t,<br />
sol<strong>ch</strong>e Tiere hier zu halten. Königspinguine leben<br />
natürli<strong>ch</strong>erweise auf antarktis<strong>ch</strong>en Inseln, wo ganz<br />
andere Temperaturen herrs<strong>ch</strong>en, als in unseren<br />
Sommern. Somit ist eine Aussenhaltung dieser<br />
Tiere nur im Winter mögli<strong>ch</strong>, im Sommer muss<br />
ihnen ein klimatisierter Raum zur Verfügung<br />
gestellt werden. Aus rein finanziellen Gründen<br />
stösst man hier s<strong>ch</strong>nell an Grenzen und somit<br />
steht den Pinguinen in der warmen Jahreszeit nur<br />
ein kleines Gehege, mit einem minimalen Becken<br />
zur Verfügung. Ri<strong>ch</strong>tig mit Tempo s<strong>ch</strong>wimmen<br />
können diese S<strong>ch</strong>nells<strong>ch</strong>wimmer im max. 10<br />
Meter langen Becken aber ni<strong>ch</strong>t.<br />
Von Vorteil ist, dass die Besu<strong>ch</strong>er si<strong>ch</strong> in einem<br />
unterirdis<strong>ch</strong>en, dunklen Raum befinden und<br />
deshalb von den Tieren im hellen Gehege wohl<br />
kaum ri<strong>ch</strong>tig wahrgenommen werden.<br />
76
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Anmerkungen<br />
Mens<strong>ch</strong>enaffen (Gorillas, Orang Utans)<br />
Die Haltungsanlagen dieser Tiere sind in die Jahre<br />
gekommen und ni<strong>ch</strong>t mehr zeitgemäss. Die Gehegegrössen<br />
der beiden grossen Mens<strong>ch</strong>enaffenarten<br />
Orang-Utan und Gorillas sind<br />
gemessen an den Bedürfnissen dieser Tiere und<br />
an modernen Haltungsbeispielen im Ausland<br />
dürftig. Bei einer Spannweite der Arme von über<br />
3 m bei adulten Orang-Utan Männ<strong>ch</strong>en ist wegen<br />
der sehr bes<strong>ch</strong>ränkten Flä<strong>ch</strong>e zum Beispiel ein<br />
ausgeprägtes Hangeln kaum mögli<strong>ch</strong>.<br />
Au<strong>ch</strong> die Aussengehege sind nur klein. In der<br />
Planung des Zoo Züri<strong>ch</strong> ist der Ausbau der<br />
Mens<strong>ch</strong>enaffen-Anlage bis ins Jahr 2030<br />
aufgeführt. Hier sollte der Zoo-Züri<strong>ch</strong> im Interesse<br />
der Tiere na<strong>ch</strong> Meinung des <strong>STS</strong> unbedingt<br />
ras<strong>ch</strong>er eine zeitgemässe Anlage realisieren.<br />
Asiatis<strong>ch</strong>e Elefanten<br />
Die aktuelle Haltung der asiatis<strong>ch</strong>en Elefanten ist<br />
ungenügend. Das Gehege ist zu klein, die<br />
Strukturierung unzurei<strong>ch</strong>end. So fehlt zum<br />
Beispiel ein grosses Bad, wel<strong>ch</strong>es die Tiere na<strong>ch</strong><br />
eigenem Belieben aufsu<strong>ch</strong>en können. Au<strong>ch</strong><br />
Rückzugsgebiete oder Flä<strong>ch</strong>en, auf denen die<br />
Tiere si<strong>ch</strong> ausgiebig bewegen, z.B. längere<br />
Strecken wandern könnten, fehlen. Ein artgemässes<br />
Gehege, wel<strong>ch</strong>es den riesigen Tieren<br />
mit ihrem grossen Bedürfnis na<strong>ch</strong> Bewegung und<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigung (S<strong>ch</strong>lammbad, Staubbad, Futtersu<strong>ch</strong>e,<br />
etc.) sowie ihrem komplexen Sozialverhalten<br />
gere<strong>ch</strong>t werden will, stellt für jeden Zoo<br />
eine extreme Herausforderung dar.<br />
Zurzeit ist eine neue Elefantenanlage, der „Kaeng<br />
Kra<strong>ch</strong>an-Park“, im Bau. Auf ca. 10'000 m 2 (und<br />
damit rund 6x der heutigen Flä<strong>ch</strong>e) soll ein<br />
Elefantenpark entstehen, der den Ansprü<strong>ch</strong>en der<br />
Tiere besser gere<strong>ch</strong>t werden soll. U.a. ist ein<br />
grosses, permanent zugängli<strong>ch</strong>es Elefanten-<br />
Freibad mit Unterwasser-Perspektive für das<br />
Publikum geplant. Die Elefantenkühe und Kälber<br />
werden eine grosse, gedeckte Innen- und eine<br />
weitläufige Aussenanlage nutzen können. Eine<br />
separate, grosse Bullenanlage wird erstmals die<br />
Haltung mehrerer Bullen ermögli<strong>ch</strong>en. Die<br />
Eröffnung ist auf das Frühjahr 2014 vorgesehen.<br />
77
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Connyland, Lipperswil<br />
www.connyland.<strong>ch</strong><br />
Das Connyland in Lipperswil betreibt das letzte Delfinarium in der S<strong>ch</strong>weiz. Der S<strong>ch</strong>weizer<br />
Tiers<strong>ch</strong>utz <strong>STS</strong> ist der Meinung, dass Delfine zu denjenigen Tierarten gehören, wel<strong>ch</strong>en in<br />
Gefangens<strong>ch</strong>aft nie au<strong>ch</strong> nur annähernd die nötigen Bedingungen für ein artgemässes Leben<br />
geboten werden können. Da au<strong>ch</strong> die neue Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung völlig ungenügende<br />
Mindestmasse festlegt, ist unter S<strong>ch</strong>weizer Bedingungen keine vertretbare Delfinhaltung<br />
mögli<strong>ch</strong>.<br />
Im Connyland sind Delfine und Robben die Hauptattraktionen, neben viel Rummelplatzstimmung<br />
und einigen anderen Tierarten.<br />
Positive Beispiele<br />
Papageien<br />
Die Haltungsanlagen der vers<strong>ch</strong>iedenen Papageien-Arten<br />
sind geräumig und erlauben den<br />
Tieren zumindest kurze Flüge und ausgiebiges<br />
Klettern. Die Tiere werden in Gruppen gehalten.<br />
Eher negativ zu bewerten ist hingegen die Show,<br />
für wel<strong>ch</strong>e die Tiere verwendet werden. Zwar<br />
werden hier au<strong>ch</strong> die phänomenalen<br />
Denkleistungen der Vögel demonstriert (u.a.<br />
Zählen, Puzzles zusammensetzen), do<strong>ch</strong> haben<br />
die meisten Übungen (Fahnen hissen, Modellauto<br />
fahren etc.) wenig mit einer artgemässen<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigung und einem würdevollen Umgang<br />
mit diesen Tieren zu tun. Das 2010 no<strong>ch</strong><br />
beoba<strong>ch</strong>tete Tier mit den stark stereotypen<br />
Verhaltensstörungen war 2011 ni<strong>ch</strong>t mehr in der<br />
Manege zu sehen.<br />
Negative Beispiele<br />
Seelöwen<br />
Zwar preist das Connyland die Seelöwen-Anlage<br />
als „riesiges Bassin“ an. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong><br />
handelt es si<strong>ch</strong> um drei winzige, miteinander<br />
verbundene S<strong>ch</strong>wimmbecken, deren Gesamtflä<strong>ch</strong>e<br />
im Verglei<strong>ch</strong> zu anderen S<strong>ch</strong>weizer Zoos<br />
hö<strong>ch</strong>stens dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> ausfällt. Dieses<br />
Gehege kann den Tieren niemals ein artgemässes<br />
Leben bieten, denn es fehlt ni<strong>ch</strong>t nur die<br />
notwendige Tiefe für ri<strong>ch</strong>tiges Tau<strong>ch</strong>en, sondern<br />
au<strong>ch</strong> ein Kletterfelsen, mit wel<strong>ch</strong>em die<br />
Felsküsten – der natürli<strong>ch</strong>e Lebensraum dieser<br />
Tiere – imitiert würden. Die Seelöwen können<br />
zwar s<strong>ch</strong>wimmen und tau<strong>ch</strong>en, aber für diese<br />
S<strong>ch</strong>nells<strong>ch</strong>wimmer (bis 40 km/h) und Tieftau<strong>ch</strong>er<br />
(über 100 Meter!) sind die Masse des Beckens<br />
ents<strong>ch</strong>ieden zu klein und das gesamte Gehege<br />
binnen Sekunden dur<strong>ch</strong>quert.<br />
78
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Die Seelöwen-Show mit den klassis<strong>ch</strong>en<br />
Kunststücken wie Handstand, Klats<strong>ch</strong>en, Sprünge<br />
vollführen etc. wird mit pädagogis<strong>ch</strong> sinnvollen<br />
Informationen vorgetragen. Die Zus<strong>ch</strong>auer<br />
erfahren viel über die Besonderheiten, die<br />
Lebensweise und die Fähigkeiten dieser eleganten<br />
Tiere.<br />
Delfine (Grosse Tümmler)<br />
Au<strong>ch</strong> die Delfinanlage rühmt das Connyland als<br />
vorbildli<strong>ch</strong>e Haltungsanlage. Tatsa<strong>ch</strong>e ist jedo<strong>ch</strong>,<br />
dass trotz Übers<strong>ch</strong>reitung der (absolut ungenügenden!)<br />
Mindestvors<strong>ch</strong>riften der Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung<br />
au<strong>ch</strong> diese Haltung den anspru<strong>ch</strong>svollen<br />
Meeressäugern ni<strong>ch</strong>t annähernd gere<strong>ch</strong>t<br />
werden kann.<br />
Es fehlt an Platz für die drei Tiere und an<br />
Wassertiefe (Delphine wie die im Connyland<br />
gehaltenen Grossen Tümmler wandern tägli<strong>ch</strong><br />
50-100 Kilometer und tau<strong>ch</strong>en bis zu 100 m tief);<br />
zudem sind Delphine sehr empfindli<strong>ch</strong>, was die<br />
Wasser- und Futterqualität betrifft. Es fehlen die<br />
natürli<strong>ch</strong>en Strömungsbedingungen des Meeres<br />
(Wellen!), und die Tiere müssen zum Futtererwerb<br />
Sprünge na<strong>ch</strong> toten Fis<strong>ch</strong>en vollführen, was ihrem<br />
artgemässen Verhalten überhaupt ni<strong>ch</strong>t<br />
entspri<strong>ch</strong>t. Delfine werden au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> in<br />
freier Wildbahn gefangen und ihren Familienverbänden<br />
entrissen, was für die sensiblen<br />
Gruppentiere ein lebenslängli<strong>ch</strong> traumatis<strong>ch</strong>es<br />
Erlebnis ist. Delfine können in Gefangens<strong>ch</strong>aft<br />
au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in ausrei<strong>ch</strong>ender Zahl na<strong>ch</strong>gezü<strong>ch</strong>tet<br />
werden, um den weltweiten Bedarf der<br />
Delfinarien zu decken. Daher sind Wildfänge<br />
weiterhin an der Tagesordnung. Jedes no<strong>ch</strong><br />
existierende Delfinarium unterstützt zumindest<br />
indirekt den Fang und Handel mit Delfinen, da es<br />
die Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> Zurs<strong>ch</strong>austellung dieser<br />
Meerestiere aufre<strong>ch</strong>t erhält und ein völlig fals<strong>ch</strong>es<br />
Bild vom Wesen der Delfine vermittelt. Zudem<br />
gehören Delfine zu den wenigen Tierarten, die in<br />
Zoos ni<strong>ch</strong>t ihre natürli<strong>ch</strong>e Lebenserwartung<br />
errei<strong>ch</strong>en, sondern meist einen vorzeitigen Tod<br />
aufgrund mangelnder Haltungsbedingungen<br />
sterben. Au<strong>ch</strong> gibt es bis dato kein sinnvolles<br />
Erhaltungszu<strong>ch</strong>tprogramm für Delfine, so dass<br />
diese Tierhaltung au<strong>ch</strong> aus Artens<strong>ch</strong>utzgründen<br />
ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>tfertigt werden kann.<br />
Au<strong>ch</strong> die drei im Connyland gehaltenen Delfine<br />
sind z.T. no<strong>ch</strong> Wildfänge oder haben ein sol<strong>ch</strong>es<br />
Elterntier. Während drei erwa<strong>ch</strong>sene Tiere<br />
hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> im s<strong>ch</strong>attenlosen, sei<strong>ch</strong>ten Hauptbassin<br />
gehalten werden, wird eine Delfinkuh mit<br />
ihrem im Mai 2011 geborenen Kalb derzeit in der<br />
angrenzenden Halle eingesperrt. In den letzten<br />
drei Jahren sind im Connyland drei neugeborene<br />
Delfine kurz na<strong>ch</strong> der Geburt eingegangen und<br />
drei weitere Delfine entweder gestorben bzw.<br />
einges<strong>ch</strong>läfert worden.<br />
In der Delfin-Show wird versu<strong>ch</strong>t, die geistigen<br />
und körperli<strong>ch</strong>en Fähigkeiten der Tiere zu<br />
demonstrieren. Die lernfähigen Delfine vollbringen<br />
denn au<strong>ch</strong> vielfältige und erstaunli<strong>ch</strong>e<br />
Kunststücke, indem sie Saltos vorführen, si<strong>ch</strong> aus<br />
dem Wasser an Land begeben, Ringe auffangen,<br />
winken etc. Wie bei allen Delfin-Shows geht es<br />
oftmals in erster Linie darum, die Fähigkeiten der<br />
Trainer ins Zentrum zu stellen anstatt den<br />
Besu<strong>ch</strong>ern das natürli<strong>ch</strong>e Verhalten der Tiere<br />
näher zu bringen. Um über das Wesen und Leben<br />
der Delfine mehr zu erfahren, brau<strong>ch</strong>t es keine<br />
Shows mit Musik und manipulierten Tieren.<br />
Hingegen ist das Beoba<strong>ch</strong>ten des natürli<strong>ch</strong>en<br />
Verhaltens wie s<strong>ch</strong>nelles S<strong>ch</strong>wimmen, tau<strong>ch</strong>en<br />
und jagen sowie die freiwilligen Sprünge der<br />
Meeressäuger in der Anlage kaum mögli<strong>ch</strong>, da sie<br />
als Showarena gebaut ist.<br />
79
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Greifvogelpark Bu<strong>ch</strong>s (SG)<br />
www.greifvogelpark.<strong>ch</strong><br />
Der Greifvogelpark Bu<strong>ch</strong>s präsentiert auf rund 10`000 m 2 einen in der S<strong>ch</strong>weiz einmaligen<br />
Bestand von rund 60 einheimis<strong>ch</strong>en und exotis<strong>ch</strong>en Greifvogel- und Eulenarten. Die Volieren<br />
sind gepflegt, wirken aber alle etwas „aufgeräumt“ mit wenigen Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten für die<br />
Tiere. Au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>laf- und Nistkästen sind zumeist frontal einsehbar, und in den meisten<br />
Käfigen sind nur sehr einges<strong>ch</strong>ränkt Flüge mögli<strong>ch</strong>. Einige Tiere – hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> die grossen<br />
Adler-, Geier- und Eulenarten – werden zwar im Rahmen von regelmässigen Flugshows trainiert<br />
und haben so wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> ausrei<strong>ch</strong>end Gelegenheit, zu fliegen. Die Gehege der meisten<br />
Eulen und Falken sind aber für eine artgere<strong>ch</strong>te Haltung zu klein. Eine Reduktion des<br />
Tierbestandes und eine Vergrösserung der Gehege wären hier wüns<strong>ch</strong>enswert. In dem Zoo gibt<br />
es keine hervorragenden Haltungsbeispiele, aber au<strong>ch</strong> keine eigentli<strong>ch</strong>en Missstände.<br />
Beispiele<br />
Weisskopf-Seeadler<br />
Die zwei grossen Adler teilen si<strong>ch</strong> eine Voliere<br />
von ca. 60 m 2 Grundflä<strong>ch</strong>e (Mindestflä<strong>ch</strong>e gemäss<br />
Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung) und einer Höhe von 3 m.<br />
In dieser Voliere ist es den Vögeln ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>,<br />
zu fliegen – ein grundsätzli<strong>ch</strong>es Problem aller<br />
Zoos bei der Haltung grosser Greifvögel. Die<br />
Tiere in Bu<strong>ch</strong>s werden aber regelmässig trainiert,<br />
daher ist die Voliere eher als Ruhe-, denn als<br />
Aktionsraum zu betra<strong>ch</strong>ten. Ein Drittel der Voliere<br />
inklusive des erhöhten Unterstandes ist<br />
überda<strong>ch</strong>t, so dass si<strong>ch</strong> die Vögel vor heisser<br />
Witterung in den S<strong>ch</strong>atten und bei Regen ins<br />
Trockene zurückziehen können. Ein paar<br />
Holzstrukturen bieten zusätzli<strong>ch</strong>e Aufbaummögli<strong>ch</strong>keiten;<br />
eine bus<strong>ch</strong>ige Arve gibt etwas<br />
Si<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>utz. Das kleine Wasserbecken ist als<br />
(vorges<strong>ch</strong>riebene) Badegelegenheit etwas dürftig.<br />
Die Voliere ist von drei Seiten einsehbar und wirkt<br />
sauber und gepflegt. Alles in Allem eine<br />
akzeptable Adlerhaltung – aber nur vor dem<br />
Hintergrund des regelmässigen Trainings<br />
ausserhalb der Voliere.<br />
Weitere Greifvogelvolieren<br />
Au<strong>ch</strong> die Gehege der Steppen-, Stein-, See- und<br />
Riesenseeadler, der Gaukler, S<strong>ch</strong>opfadler, des<br />
Caran<strong>ch</strong>o und des Falkland-Karakara sowie der<br />
Milane und Bussarde sind zum Fliegen eher zu<br />
klein (vom Aufbaumen und Landen abgesehen),<br />
aber als Ruhe-Volieren ausrei<strong>ch</strong>end gross.<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> wären bei allen Gehegen nebst<br />
einem grösseren Gesamtvolumen mehr<br />
Si<strong>ch</strong>tblenden, Bäume und Büs<strong>ch</strong>e und natürli<strong>ch</strong>e<br />
Strukturen (Felsen, Totholz, Sandbad) sowie<br />
grössere Wasserbecken oder natürli<strong>ch</strong>e<br />
Wasserstellen wüns<strong>ch</strong>enswert. Die Tiere sind<br />
derzeit alle ziemli<strong>ch</strong> ausgestellt. Davon<br />
ausgehend, dass diese Arten aber alle au<strong>ch</strong><br />
ausserhalb der Volieren bewegt werden, kann die<br />
Haltung als akzeptabel bis gut beurteilt werden.<br />
Sollten einzelne Tiere die Voliere nie verlassen<br />
80
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
können, wäre eine Haltung auf so kleinem, wenig<br />
natürli<strong>ch</strong> strukturiertem Raum aber fragwürdig.<br />
Einige der Tiere tragen Lederbänder an den<br />
Füssen, die zum Festhalten bzw. Anbinden im<br />
Rahmen des Trainings dienen. Diese Fussbändel<br />
s<strong>ch</strong>einen die Tiere aber ni<strong>ch</strong>t zu stören und<br />
beeinträ<strong>ch</strong>tigen ihre Bewegli<strong>ch</strong>keit ni<strong>ch</strong>t.<br />
Eulen-Volieren<br />
Die meisten Eulenvolieren sind sehr klein und<br />
verfügen über zu wenig Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
und Si<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>utz vor dem Publikum und den<br />
bena<strong>ch</strong>barten Vogelarten. Die störungsempfindli<strong>ch</strong>en,<br />
na<strong>ch</strong>taktiven Tiere sind während<br />
des Tages – also bei Publikumsandrang – auf<br />
Ruhe und Verstecke angewiesen. Leider sind aber<br />
sogar ihre S<strong>ch</strong>lafhöhlen na<strong>ch</strong> vorne offen, und<br />
au<strong>ch</strong> der Witterungss<strong>ch</strong>utz ist rudimentär. Die<br />
Volieren sind zum Herumfliegen zu klein und von<br />
der Struktur her generell wenig geeignet, das<br />
Verhalten der Tiere zu berei<strong>ch</strong>ern. Mehr Felsen,<br />
Bäume, Aufbaummögli<strong>ch</strong>keiten, Sand- und<br />
Wasserbäder – sowie bei den Kanin<strong>ch</strong>eneulen die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, Bodenhöhlen zu nutzen – wären<br />
empfehlenswert. Da man davon ausgehen muss,<br />
dass nur mit wenigen Arten (Uhu, Bartkauz)<br />
trainiert wird, die meisten Arten (z.B.<br />
Kanin<strong>ch</strong>eneule, exotis<strong>ch</strong>e Kleineulen) aber ihr<br />
ganzes Leben in diesen Volieren verbringen<br />
müssen, ist eine Aufwertung der Haltungsbedingungen<br />
(eher grössere Volieren, mehr<br />
Strukturen) wüns<strong>ch</strong>enswert.<br />
Falken-Volieren<br />
Falken sind s<strong>ch</strong>nelle, gewandte Vielflieger, die<br />
erstaunli<strong>ch</strong>e Manöver in der Luft vollführen<br />
können. Die klassis<strong>ch</strong>en, in der jagdli<strong>ch</strong>en<br />
Falknerei verwendeten Grossfalkenarten wie<br />
Wander- und Sakerfalke, sowie einzelne kleinere<br />
Arten (z.B. Baumfalke) dürften au<strong>ch</strong> im<br />
Greifvogelpark Bu<strong>ch</strong>s regelmässig trainiert<br />
werden. Ihre Haltung in nur mittelgrossen<br />
Volieren ist daher vertretbar, au<strong>ch</strong> wenn au<strong>ch</strong> hier<br />
eine naturnähere Strukturierung empfehlenswert<br />
wäre. Fragli<strong>ch</strong> ist aber, ob die winzigen Volieren,<br />
in denen bspw. Rötel- oder Turmfalken gehalten<br />
werden, den Tieren (derzeit 4-5 Individuen pro<br />
Voliere) ausrei<strong>ch</strong>end Bewegung und<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigung bieten können, wenn sie darin ihr<br />
ganzes Leben verbringen sollen.<br />
81
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Knies Kinderzoo, Rapperswil<br />
www.knieskinderzoo.<strong>ch</strong><br />
Knies Kinderzoo in Rapperswil hat si<strong>ch</strong> auf Kinder und Familien spezialisiert. Die neu erstellten<br />
Anlagen für Giraffen, Zebras, Watussi-Rinder und Kamele sind Beweis für die grossen<br />
Anstrengungen, die unternommen werden, um den Tieren tiergere<strong>ch</strong>te Anlagen zur Verfügung<br />
zu stellen. Pädagogis<strong>ch</strong> sehr wertvoll sind die vorbildli<strong>ch</strong>en Haltungen für Heimtiere wie<br />
Meers<strong>ch</strong>wein<strong>ch</strong>en, Kanin<strong>ch</strong>en und S<strong>ch</strong>ildkröten. Kinder und Eltern sehen konkret, wie eine<br />
tiergere<strong>ch</strong>te Haltung dieser beliebten Heimtiere aussieht.<br />
Positive Beispiele<br />
Erdmänn<strong>ch</strong>en und Fu<strong>ch</strong>smanguste<br />
Grosszügiges Gehege, in dem die zwei Tierarten<br />
gemeinsam leben. Die zahlrei<strong>ch</strong>en gegrabenen<br />
Lö<strong>ch</strong>er, «Sonnenplätze» (Wärmelampen) sowie<br />
eine Innenanlage erlauben den Tieren ein<br />
artgemässes Leben, viel Bes<strong>ch</strong>äftigung und tolle<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten. Eine s<strong>ch</strong>öne, gute<br />
Anlage für die kleinen, flinken Tiere.<br />
Giraffen, Zebras, Watussi-Rinder und<br />
Perlhühner<br />
Neue, steppenartige Gemeins<strong>ch</strong>afts-Anlage mit<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Bodensubstraten und einer<br />
Sandsuhle. In grossen Teilen kein direkter Kontakt<br />
Besu<strong>ch</strong>er / Tiere mögli<strong>ch</strong> (Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
für die Tiere). Grosse Innenanlage im hinteren<br />
Berei<strong>ch</strong>. Mit 2500 m 2 eine grosszügige Anlage.<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten, S<strong>ch</strong>atten, Bes<strong>ch</strong>äftigungsobjekte<br />
etc. sind vorhanden. Das neue<br />
Totenkopfaffen und Goldaguti<br />
Ein grosszügiges Gemeins<strong>ch</strong>aftsgehege, gebaut<br />
als riesige Voliere, mit ausgiebig Klettermögli<strong>ch</strong>keiten<br />
für die kleinen Affen. Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er,<br />
natürli<strong>ch</strong>er Untergrund (S<strong>ch</strong>nitzel,<br />
Kleewiese, etc.) bringt die nötige Abwe<strong>ch</strong>slung.<br />
Fazit: Eine vorbildli<strong>ch</strong>e Affenanlage, kombiniert<br />
mit dem am Boden lebenden Aguti.<br />
Giraffenhaus bietet den Tieren auf rund 300 m²<br />
mit flexiblen Boxenwänden ein grosses Na<strong>ch</strong>tquartier.<br />
Hier können die Tiere in je na<strong>ch</strong><br />
Situation wahlweise in Boxen oder Laufställen<br />
aufgestallt werden.<br />
Zum Laufstall gehört ein permanent begehbarer<br />
Auslauf von ca. 180 m². Dieser Auslaufboden ist<br />
frostsi<strong>ch</strong>er gestaltet. Das Giraffenhaus bietet<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Strukturen, wie etwa höhenverstellbare<br />
Futterkästen. Diese werden tägli<strong>ch</strong> in<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Höhe arretiert. An fest<br />
installierten Baumstämmen werden abends<br />
fris<strong>ch</strong>e Futteräste zur nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>äftigung<br />
82
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
der Tiere befestigt. Eine flexible Veterinärbox<br />
ermögli<strong>ch</strong>t Untersu<strong>ch</strong>ungen und Behandlungen<br />
der Tiere ohne Sedation.<br />
Vorführbecken von 750’000 Liter (99 m²)und ein<br />
Aussenbecken von 50’000 Litern nutzen.<br />
Kamele<br />
Die Kamele haben eine ganz neue Anlage<br />
erhalten. Es stehen ihnen über 4000 m² zur<br />
Verfügung. Der Kamelhengst kann neu in einem<br />
Laufstall mit permanentem Auslauf gehalten<br />
werden. Er bleibt dabei in ständigem direktem<br />
Kontakt zu den weibli<strong>ch</strong>e Tieren. Für abkalbende<br />
Kamelkühe steht eine Mutter-Kindbox zur<br />
Verfügung, so dass die Mutter und ihr<br />
Neugeborenes erst einmal ein paar Tage Ruhe<br />
haben. Das Gehege ist rei<strong>ch</strong> strukturiert, neben<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Bodensubstraten wie Kies und<br />
Gras, gibt es fris<strong>ch</strong>e Bäume zum Knabbern und<br />
alte Baumstämme zum Kratzen. Tägli<strong>ch</strong> findet das<br />
Karavanenreiten mit 5-6 Kamelen statt. Die<br />
Kinder dürfen die Kamele au<strong>ch</strong> unter Anleitung<br />
füttern, wobei es den Kamelen frei steht, si<strong>ch</strong><br />
füttern zu lassen oder si<strong>ch</strong> zurückzuziehen. Die<br />
neue Kamelanlage stellt ein sehr s<strong>ch</strong>önes, grosses<br />
Gehege dar.<br />
Zu verbessern<br />
Seelöwen<br />
Zu verbessern ist aus <strong>STS</strong>- Si<strong>ch</strong>t die aktuelle<br />
Haltung der drei weibli<strong>ch</strong>en und des männli<strong>ch</strong>en<br />
Seelöwen. Die Becken sind zu klein, zu wenig tief<br />
und kaum strukturiert. Die Tiere verfügen über<br />
zwei kleine Becken im Innenraum von total<br />
70’000 Liter und können zusätzli<strong>ch</strong> das<br />
Für Seelöwen als S<strong>ch</strong>nells<strong>ch</strong>wimmer und Tieftau<strong>ch</strong>er<br />
sind sol<strong>ch</strong>e Verhältnisse, au<strong>ch</strong> wenn die<br />
Mindestvors<strong>ch</strong>riften der Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung<br />
übertroffen sind, zu eng.<br />
Au<strong>ch</strong> die drei Trockenplätze von 50 m² am<br />
Vorführbecken, 15 m² und 10 m², sind klein und<br />
grösstenteils nur im Innenraum vorhanden.<br />
Zusätzli<strong>ch</strong> zu den Trockenplätzen stehen den<br />
Tieren ein Floss von 4 m² und ein Rost von 10 m²<br />
im Innenberei<strong>ch</strong> zur Verfügung. Ein Sonnenbad<br />
ist zum Beispiel so ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>. Für die<br />
Besu<strong>ch</strong>er ist nur ein Teil der Anlage einsehbar.<br />
Positiv aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t: Der Zooleitung sind<br />
diese Mängel bewusst und die ganze Anlage soll<br />
in nä<strong>ch</strong>ster Zeit total neu konzipiert werden.<br />
Elefanten<br />
Erfreuli<strong>ch</strong>erweise wurde die Anlage mit der frei<br />
gewordenen Nashornanlage um 450 m 2 erweitert,<br />
sodass den Elefanten jetzt mehr Flä<strong>ch</strong>e zur Verfügung<br />
steht. Wie in allen S<strong>ch</strong>weizer Zoos, die<br />
Elefanten halten, ist jedo<strong>ch</strong> die Anlage mit jetzt<br />
2010 m 2 immer no<strong>ch</strong> klein geraten. Ein Expertenberi<strong>ch</strong>t<br />
des <strong>STS</strong> geht von 5'000 bis 10'000<br />
m² für eine tiergere<strong>ch</strong>te Elefantenanlage aus. Die<br />
Anlage im Kinderzoo ist hingegen gut strukturiert<br />
mit vers<strong>ch</strong>iedenen Bodensubstraten und<br />
S<strong>ch</strong>euermögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
83
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Elefantenstall. Dort leben die vier Elefanten<br />
na<strong>ch</strong>ts. Im Winter gesellen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Elefanten<br />
des Circus Knie hinzu. Der Stall ist mit viel<br />
Tagesli<strong>ch</strong>t ausgeleu<strong>ch</strong>tet und mit einem neu<br />
entwickelten Bodenbelag versehen. Ein flexibles<br />
Boxensystem ermögli<strong>ch</strong>t eine unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Strukturierung des Stalles: Die ganze Stallflä<strong>ch</strong>e<br />
kann der Gruppe zur Verfügung gestellt und bei<br />
Bedarf in einzelne Teile unterteilt werden. Positiv<br />
ist au<strong>ch</strong>, dass die Tiere nie angebunden werden<br />
und si<strong>ch</strong> in ihrem Abteil au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>ts frei bewegen<br />
können.<br />
Weiter positiv ist die Unterteilung in zwei<br />
Berei<strong>ch</strong>e, die für die Tiere frei zugängli<strong>ch</strong> sind;<br />
ausser während des Elefantenreitens und über<br />
Mittag ist ein Teil abgetrennt.<br />
Das Gehege verfügt über ein permanent<br />
zugängli<strong>ch</strong>es Bad, das nur zur Reinigung<br />
abgetrennt wird. Die Elefanten können von<br />
Besu<strong>ch</strong>ern unter Anleitung gefüttert werden.<br />
Total erneuert wurde der 800 m² grosse<br />
Bemerkung: Am 2. Januar 2010 musste der<br />
46-jährige Breitmaulnashornbulle (eines der<br />
ältesten Tiere seiner Art in Europa) von<br />
seinen Altersbes<strong>ch</strong>werden erlöst werden.<br />
Knies Kinderzoo verzi<strong>ch</strong>tet künftig auf die<br />
Haltung von Nashörnern. Das angrenzende<br />
Aussengehege der Asiatis<strong>ch</strong>en Elefanten<br />
wurde mit einem Teil des frei gewordenen<br />
Geheges um 450m 2 erweitert, was eine<br />
weitere Qualitätssteigerung der Elefantenanlage<br />
bedeutet.<br />
84
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Plättli-Zoo, Frauenfeld<br />
www.plaettli-zoo.<strong>ch</strong><br />
Der Plättli-Zoo in Frauenfeld ist bemüht, alte Anlagen zu verbessern und neue Gehege zu<br />
bauen. Die Mögli<strong>ch</strong>keiten für einen kleinen Zoo sind jedo<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ränkt. Die Tiere sind<br />
akzeptabel bis gut gehalten.<br />
Positive Beispiele<br />
Was<strong>ch</strong>bären<br />
Diese relativ neue Anlage ist sehr gut gelungen,<br />
einzig s<strong>ch</strong>ade, dass das Wasser ni<strong>ch</strong>t als Ba<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong>s Gehege fliesst. Den Tieren steht ein<br />
grosszügig strukturiertes Gehege zur Verfügung<br />
und sie können si<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong> auf die Bäume<br />
zurückziehen, was sie artgemäss au<strong>ch</strong> tun. Die<br />
Tiere können zudem im Gehege herumstreifen<br />
und es ausgiebig erkunden, Futter su<strong>ch</strong>en und<br />
si<strong>ch</strong> mit Artgenossen bes<strong>ch</strong>äftigen.<br />
Lama und Wallaby<br />
Diese beiden Arten leben je in einem Gehege<br />
(Weide) mit dazugehörigem Unterstand / Stall.<br />
Alles in allem eine gute Anlage, die den Bedürfnissen<br />
der Tiere gere<strong>ch</strong>t wird.<br />
Papageien<br />
Die na<strong>ch</strong> dem letzten <strong>STS</strong>-<strong>Zooberi<strong>ch</strong>t</strong> total neu<br />
erstellte Anlage für die Papageien ermögli<strong>ch</strong>t den<br />
grossen Vögeln ein deutli<strong>ch</strong> besseres Leben und<br />
au<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ränktes Fliegen. Grosszügige Aussenvolieren<br />
gehören zu einer artgemässen Papageienhaltung,<br />
genau wie die Innenräume für die<br />
kalte Jahreszeit.<br />
Berberaffen<br />
Die neue Anlage für Berberaffen ist ein Beispiel<br />
vorbildli<strong>ch</strong>er Tierhaltung. Den Tieren steht in der<br />
weitläufigen Anlage ein grosser Kletterfelsen (mit<br />
Innenraum) zur Verfügung, ausserdem mehrere<br />
hohe Kletterbäume, die au<strong>ch</strong> bei widrigstem<br />
Wetter gerne als Aussi<strong>ch</strong>tspunkt genutzt werden,<br />
sowie ein Wasserbecken zum Plans<strong>ch</strong>en. Den<br />
Tieren ist es offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> wohl in der Anlage.<br />
Dank der Grösse des Geheges und der Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />
dass nur eine Seite für die Besu<strong>ch</strong>er direkt<br />
zugängli<strong>ch</strong> ist, können si<strong>ch</strong> die Tiere bei Bedarf<br />
au<strong>ch</strong> vor dem Publikum zurückziehen.<br />
85
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Negative Beispiele<br />
S<strong>ch</strong>impansen<br />
Die Mens<strong>ch</strong>enaffen können eine rundum<br />
vergitterte Aussenanlage sowie eine Innenanlage<br />
nutzen. Im Gehege befinden si<strong>ch</strong> einige<br />
Kletterstrukturen, ein paar kleine Felsblöcke und<br />
andere erhöhte Orte. Ansonsten ist das Gehege<br />
wenig strukturiert. Es fehlt an Platz, Kletterfelsen<br />
und einer naturnahen Umgebung, wel<strong>ch</strong>e die<br />
ho<strong>ch</strong>intelligenten Tiere im Klettern, Fortbewegen,<br />
Futtersu<strong>ch</strong>en etc. bes<strong>ch</strong>äftigen würde. Au<strong>ch</strong><br />
Methoden zur Verhaltensanrei<strong>ch</strong>erung wären hier<br />
wüns<strong>ch</strong>enswert, bspw. Futterkästen, an denen die<br />
Tiere den Werkzeuggebrau<strong>ch</strong> üben könnten.<br />
Anmerkungen<br />
Löwen<br />
Diese Anlage wurde 2004 neu erstellt und zwar<br />
für Löwen und Tiger. Kürzli<strong>ch</strong> wurde die Tigerhaltung<br />
aufgegeben und das frei werdende<br />
Gehege zusätzli<strong>ch</strong> den Löwen zur Verfügung<br />
gestellt, denen nun eine Flä<strong>ch</strong>e von rund 500 m 2<br />
zur Verfügung steht. Diese Platzvergrösserung für<br />
die Löwen ist positiv zu vermelden. Das Gehege<br />
ist aber vom Grundriss her immer no<strong>ch</strong> beengt,<br />
die Tiere haben kaum Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
und sind ziemli<strong>ch</strong> ausgestellt. Eine Aufwertung<br />
des Geheges dur<strong>ch</strong> Vegetation, Topographie,<br />
erhöhte Liegeplätze und eine Vergrösserung<br />
wären wüns<strong>ch</strong>enswert, zumal die Löwenhaltung<br />
offenbar au<strong>ch</strong> langfristig beibehalten werden soll.<br />
Pumas<br />
Seit Neuestem hält der Plättli-Zoo Pumas (ein<br />
junges Ges<strong>ch</strong>wisterpaar). Den Tieren steht derzeit<br />
ein Gehege von rund 120 m 2 zur Verfügung.<br />
Dieses enthält einige wenige Kletterstrukturen<br />
(Baumstämme, einen Felsblock) und ho<strong>ch</strong>gelegene<br />
Ruheplätze sowie gedeckte<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten. Das Gehege ist für die<br />
äusserst bewegungsaktiven, jungen Katzen aber<br />
zu klein und reizarm. Eine Erweiterung um rund<br />
80 m 2 ist geplant, ebenso ein Bes<strong>ch</strong>äftigungsprogramm<br />
– was sehr begrüssenswert ist. Bei<br />
einer Erweiterung der Anlage sollte insbesondere<br />
darauf gea<strong>ch</strong>tet werden, den Tieren zusätzli<strong>ch</strong>e<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten, Verstecke und erhöhte<br />
Aussi<strong>ch</strong>tspunkte zur Verfügung zu stellen.<br />
Wüns<strong>ch</strong>enswert wären insbesondere natürli<strong>ch</strong>e<br />
Strukturen wie Kletterfelsen oder naturnahe<br />
Wasserstellen.<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> wäre aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t ein<br />
Verzi<strong>ch</strong>t auf die Haltung einer der beiden<br />
Katzenarten empfehlenswert (z.B. na<strong>ch</strong> Ableben<br />
der Löwen), so dass auf dem zur Verfügung<br />
stehenden Platz eine einzige, dafür wirkli<strong>ch</strong> gute<br />
Haltung für die andere Art (Pumas) realisiert<br />
werden könnte.<br />
86
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
S<strong>ch</strong>langenzoo Es<strong>ch</strong>likon<br />
www.s<strong>ch</strong>langenzoo.<strong>ch</strong><br />
Der S<strong>ch</strong>langenzoo in Es<strong>ch</strong>likon ist die grösste (Gift-)S<strong>ch</strong>langensammlung ihrer Art in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Der Zoo ist aus einer privaten Hobbyhaltung entstanden. Heute ist der S<strong>ch</strong>langenzoo an drei<br />
Tagen die Wo<strong>ch</strong>e öffentli<strong>ch</strong> zugängli<strong>ch</strong>. Zudem werden vor Ort Terrarien hergestellt und Zubehör<br />
sowie Tiere verkauft. Tiere werden grundsätzli<strong>ch</strong> nur in gute Hände und mit Kaufvertrag abgeben<br />
und bewilligungspfli<strong>ch</strong>tige Arten selbstverständli<strong>ch</strong> nur gegen Vorzeigen der Haltebewilligung<br />
abgegeben. Man ist im S<strong>ch</strong>langenzoo bemüht, nur Tiere aus eigener Na<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>t zu verkaufen und<br />
damit dem Import von Wildfängen entgegen zu wirken. Der S<strong>ch</strong>langenzoo dient zudem als<br />
Auffangstation für an der Grenze bes<strong>ch</strong>lagnahmte Tiere.<br />
Die Tierhaltung im S<strong>ch</strong>langenzoo ist aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t unproblematis<strong>ch</strong>. Es gilt<br />
vorauszus<strong>ch</strong>icken, dass für die we<strong>ch</strong>selwarmen, hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> instinktgesteuerten S<strong>ch</strong>langen<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> andere Voraussetzungen in Bezug auf eine artgere<strong>ch</strong>te Haltung erfüllt sein müssen,<br />
als bei Vögeln oder Wirbeltieren. Diese Tiere verbringen einen Grossteil ihrer Zeit regungslos am<br />
Ort. Die Grösse des Terrariums muss der jeweiligen Körpergrösse des Tieres entspre<strong>ch</strong>end seinem<br />
Alter und Entwicklungsstadium angepasst sein. Wi<strong>ch</strong>tig ist daher, dass potentielle Käufer immer<br />
auf die mögli<strong>ch</strong>e Endgrösse des Tieres und das dafür notwendige Terrarium hingewiesen werden!<br />
Grundbedürfnisse wie Wärme, Li<strong>ch</strong>t, Wasser, Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten oder Häutungshilfen sowie<br />
Kletterstrukturen bei baumlebenden Arten und tiergere<strong>ch</strong>tes Futter müssen selbstverständli<strong>ch</strong><br />
erfüllt sein. Jedo<strong>ch</strong> spielen „Auslauf“ oder „Bes<strong>ch</strong>äftigung“ eine untergeordnete Rolle. Daher<br />
können au<strong>ch</strong> relativ kleine Terrarien dur<strong>ch</strong>aus als artgere<strong>ch</strong>t bezei<strong>ch</strong>net werden, sofern sie der<br />
darin lebenden S<strong>ch</strong>lange die für ihr gesundes Gedeihen notwendigen Voraussetzungen bieten.<br />
Tiers<strong>ch</strong>utzwidrig sind unter diesem Gesi<strong>ch</strong>tspunkt weniger kleine Terrarien, als vielmehr fals<strong>ch</strong>es<br />
Temperaturregime, fals<strong>ch</strong>e Luftfeu<strong>ch</strong>tigkeit oder Einri<strong>ch</strong>tung, fehlende Verstecke, Häutungshilfen<br />
oder Hygiene, ni<strong>ch</strong>t artgemässe Fütterung oder Haltung in überbelegten Terrarien, sowie<br />
Verna<strong>ch</strong>lässigung der Gesundheitskontrolle.<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> sind S<strong>ch</strong>langen Einzelgänger. Sofern sie si<strong>ch</strong> aus dem Weg gehen können, ist aber<br />
gegen die Haltung von zwei Tieren ni<strong>ch</strong>ts einzuwenden, da S<strong>ch</strong>langen keine Reviere verteidigen<br />
und si<strong>ch</strong> nur als Fressfeinde oder Rivalen um ein Weib<strong>ch</strong>en bekämpfen. Bei guten<br />
Haltungsbedingungen, ausrei<strong>ch</strong>end Nahrung und Abwesenheit von konkurrierenden<br />
Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsgenossen sind S<strong>ch</strong>langen dur<strong>ch</strong> die Nähe von Artgenossen ni<strong>ch</strong>t beeinträ<strong>ch</strong>tigt.<br />
87
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Positive Beispiele<br />
Europäis<strong>ch</strong>e Hornviper / Hornotter<br />
Gabunviper<br />
Die kräftig gebaute Gabunviper ist die grösste<br />
Viper und die s<strong>ch</strong>werste Gifts<strong>ch</strong>lange der Welt<br />
und verfügt zudem über die grössten Giftzähne.<br />
Diese S<strong>ch</strong>langenart verbringt die meiste Zeit<br />
regungslos lauernd auf dem Waldboden des<br />
tropis<strong>ch</strong>en Zentralafrikas. Im Terrarium wird<br />
Diese S<strong>ch</strong>langenart kommt in trockenem,<br />
steinigem Bus<strong>ch</strong>land vor und errei<strong>ch</strong>t eine Länge<br />
von 40-80 cm. Die im S<strong>ch</strong>langenzoo gehaltenen<br />
Exemplare sind no<strong>ch</strong> verglei<strong>ch</strong>sweise klein (ca. 30<br />
cm), daher genügt no<strong>ch</strong> ein kleineres Terrarium.<br />
Für diese Art wi<strong>ch</strong>tig ist das Vorhandensein<br />
„sonniger“ Steinflä<strong>ch</strong>en sowie Ruhe- und<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten unter Steinen oder<br />
Hölzern. Das Terrarium ist entspre<strong>ch</strong>end<br />
eingeri<strong>ch</strong>tet und bietet den Tieren mittels<br />
Spotstrahlern mehrere Plätze für ein Li<strong>ch</strong>t- und<br />
Wärmebad, aber au<strong>ch</strong> kühlere Stellen zum<br />
notwendigen Ausglei<strong>ch</strong> der physiologis<strong>ch</strong>en<br />
Temperaturfunktion.<br />
Grüne Mamba<br />
Die Grüne Mamba, eine der giftigsten S<strong>ch</strong>langen<br />
der Welt, wird bis zu 2 m lang und lebt im<br />
Gegensatz zur S<strong>ch</strong>warzen Mamba auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
auf Bäumen und Sträu<strong>ch</strong>ern. Im S<strong>ch</strong>langenzoo<br />
lebt ein Tier in einem relativ grossen, hohen<br />
Terrarium, das mit e<strong>ch</strong>ten Büs<strong>ch</strong>en, Ästen und<br />
Ranken ausgestattet ist, wo die S<strong>ch</strong>lange die<br />
meiste Zeit regungslos verharrt. Auf das Terrarium<br />
aufgebaut ist eine verdunkelte, abges<strong>ch</strong>irmte Box,<br />
in wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>eue S<strong>ch</strong>lange zurückziehen<br />
kann.<br />
diesem Umstand Re<strong>ch</strong>nung getragen, indem der<br />
Boden mit einer dicken Laubs<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t eingestreut ist<br />
und dicke Äste den Tieren Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
bieten. Die hohe Luftfeu<strong>ch</strong>tigkeit wird dur<strong>ch</strong> eine<br />
Nebelanlage gewährleistet, die bei Bedarf einen<br />
warmen Sprühnebel im Terrarium verteilt.<br />
Gelbe Anakonda<br />
Ents<strong>ch</strong>eidend für die artgere<strong>ch</strong>te Haltung dieser<br />
kleineren Anakonda-Art (sie errei<strong>ch</strong>t maximal 3.5<br />
m Länge) ist ein feu<strong>ch</strong>tes Biotop mit einem<br />
grösseren Wasseranteil. Das Terrarium im<br />
S<strong>ch</strong>langenzoo entspri<strong>ch</strong>t der aktuellen Grösse der<br />
S<strong>ch</strong>lange (rund 3 m) und bietet nebst trockenen<br />
und ges<strong>ch</strong>ützten Liegeplätzen ein ausrei<strong>ch</strong>end<br />
tiefes Wasserbecken, in dem die S<strong>ch</strong>lange<br />
s<strong>ch</strong>wimmen oder ruhen kann.<br />
88
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Anmerkungen<br />
Haltung von Gifts<strong>ch</strong>langen<br />
Die Haltung von Gifts<strong>ch</strong>langen (sowie der grossen Würges<strong>ch</strong>langen) ist bewilligungspfli<strong>ch</strong>tig. Wer eine<br />
Gifts<strong>ch</strong>lange halten will, sollte über mehrjährige Erfahrung in der Haltung ungiftiger S<strong>ch</strong>langen<br />
verfügen und muss einen Sa<strong>ch</strong>kundena<strong>ch</strong>weis erbringen. Dieser besteht aus einem 5-stündigen,<br />
obligatoris<strong>ch</strong>en Theoriekurs. Ein praktis<strong>ch</strong>er Kurs im sog. „Handling“ der S<strong>ch</strong>langen kann aus<br />
versi<strong>ch</strong>erungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Gründen ni<strong>ch</strong>t gefordert werden, do<strong>ch</strong> sollte es für jeden angehenden<br />
Gifts<strong>ch</strong>langenhalter selbstverständli<strong>ch</strong> sein (au<strong>ch</strong> und besonders im Interesse der eigenen Si<strong>ch</strong>erheit!),<br />
si<strong>ch</strong> im praktis<strong>ch</strong>en Umgang mit den Tieren s<strong>ch</strong>ulen zu lassen (bspw. dur<strong>ch</strong> einen erfahrenen<br />
Tierhalter).<br />
Das kantonale Veterinäramt beurteilt im Rahmen der Haltebewilligung die geplante Haltung aufgrund<br />
der Vorkenntnisse des S<strong>ch</strong>langenhalters, der vorgesehenen Art, den Bestimmungen zur Tierhaltung<br />
gemäss Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung (TS<strong>ch</strong>V), Vorhandensein eines ausbru<strong>ch</strong>si<strong>ch</strong>eren Terrariums und des<br />
Sa<strong>ch</strong>kundena<strong>ch</strong>weises. Als Gifts<strong>ch</strong>langen für Anfänger sind bspw. Zwergklappers<strong>ch</strong>langen, Hornvipern<br />
oder der nordamerikanis<strong>ch</strong>e Kupferkopf geeignet.<br />
Wi<strong>ch</strong>tig ist, dass die Tiere aus Na<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>t stammen und ni<strong>ch</strong>t als Wildfänge der freien Wildbahn<br />
entstammen. Leider werden Reptilien nämli<strong>ch</strong> immer no<strong>ch</strong> in beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>em Ausmass zwecks<br />
Terrarienhaltung der freien Wildbahn entnommen! Ebenfalls zu bea<strong>ch</strong>ten ist beim Kauf einer S<strong>ch</strong>lange,<br />
dass sie futterfest, also Totfutter gewohnt ist.<br />
Mit jeder S<strong>ch</strong>langenhaltung verbunden ist die Problematik der Futtertiere. Die Lebendfütterung von<br />
Wirbeltieren (z.B. Ratten, Küken, Fis<strong>ch</strong>en, anderen S<strong>ch</strong>langen) ist in der S<strong>ch</strong>weiz grundsätzli<strong>ch</strong><br />
verboten. Die tiefgekühlten Futtertiere stammen aus Massenproduktion, oder es handelt si<strong>ch</strong> um<br />
Eintagesküken. Eine artgere<strong>ch</strong>te Haltung der Futtertiere aus dem Versand- und Tierbedarfshandel ist<br />
daher ni<strong>ch</strong>t gewährleistet. S<strong>ch</strong>langenhalter brau<strong>ch</strong>en für die Zu<strong>ch</strong>t und Tötung von Futtertieren für<br />
den Eigenbedarf jedo<strong>ch</strong> eine Ausbildung und Bewilligung, so dass dies für die wenigsten<br />
S<strong>ch</strong>langenhalter eine Alternative sein dürfte.<br />
89
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
WalterZoo, Gossau<br />
www.walterzoo.<strong>ch</strong><br />
Der mittelgrosse Zoo wandelt si<strong>ch</strong> stetig und s<strong>ch</strong>enkt der artgemässen Haltung viel Bea<strong>ch</strong>tung.<br />
Seit 2007 wurde die neue Tigeranlage realisiert, die Leoparden-Anlage erweitert und eine neue<br />
Voliere für Totenkopfäff<strong>ch</strong>en erstellt.<br />
Als nä<strong>ch</strong>stes ist ein neues Löwengehege geplant, die Tiere weilen zurzeit in Holland. Weiter in<br />
Planung ist die Vergrösserung des Areals um bis zu 3 ha, ohne dabei den Tierbestand zu<br />
vergrössern.<br />
Positive Beispiele<br />
Lamas und Rinderarten<br />
Eine tiergere<strong>ch</strong>te Haltung. Die Lamas und Rinder<br />
leben auf einer Weide und haben einen<br />
Unterstand zur Verfügung.<br />
Was<strong>ch</strong>bären<br />
Diese Anlage ist geräumig, in der dritten<br />
Dimension gut strukturiert und bietet den<br />
Was<strong>ch</strong>bären viele Bes<strong>ch</strong>äftigungsmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Ein Ba<strong>ch</strong> mit fliessendem Wasser würde das<br />
Gehege anrei<strong>ch</strong>ern und die Tiere in der<br />
artgemässen Futtersu<strong>ch</strong>e bes<strong>ch</strong>äftigen.<br />
Tiger<br />
Diese Anlage wurde total neu erbaut und im 2009<br />
eröffnet.<br />
S<strong>ch</strong>impansen<br />
Zweckmässige, gut strukturierte Anlage mit zwei<br />
re<strong>ch</strong>t grossen Aussengehegen. Die Innenanlagen<br />
sind mit einem relativ langen Tunnel mit den<br />
Aussenanlagen verbunden.<br />
Die Platzverhältnisse mitten im Zoo wurden<br />
optimal und dur<strong>ch</strong>da<strong>ch</strong>t ausgenützt und eine<br />
1450 m 2 grosse Anlage gebaut. Positiv zu<br />
bewerten ist die Grundstruktur der Anlage mit<br />
90
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
vielen Nis<strong>ch</strong>en und Ebenen. Dies erlaubt den<br />
Tieren si<strong>ch</strong> zurückzuziehen und verlangt von<br />
ihnen mehr „Arbeit“ wenn sie ihren Lebensraum<br />
kontrollieren, überblicken oder dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>reiten<br />
wollen. Den Tieren stehen zudem mehrere Ställe<br />
als Rückzug und Wurfbox zur Verfügung. Die<br />
Tiger können in den vers<strong>ch</strong>iedenen Teilen der<br />
Anlage je na<strong>ch</strong> Gruppengrösse oder Bedarf<br />
getrennt oder zusammen gehalten werden. Ein<br />
Teil der Anlage wird in der Na<strong>ch</strong>t von den Amur-<br />
Leoparden genutzt, was zusätzli<strong>ch</strong>e Reize<br />
(Markierungen, fremde Tiere im Lebensraum)<br />
ergibt und die Tiger bes<strong>ch</strong>äftigt.<br />
Einmal pro Tag werden die Tiger in einer Art<br />
Arena dem Publikum vorgeführt. In der Arena<br />
werden die Eigenheiten der Grosskatzen<br />
vorgestellt, über ihr Leben und ihre Gefährdung<br />
in der Freiheit beri<strong>ch</strong>tet. Hierzu begibt si<strong>ch</strong> eine<br />
Person in der Rolle eines Dompteurs in die Arena.<br />
Leopard und S<strong>ch</strong>warzer Panther<br />
Neu wird den Leoparden in der neuen<br />
Tigeranlage ein Teil des Auslaufs zur Verfügung<br />
gestellt. Ca. 250 m 2 können die au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>taktiven<br />
Tiere während den Na<strong>ch</strong>tstunden nutzen und<br />
dort neuen Gerü<strong>ch</strong>en und Markierungen (Tiger)<br />
begegnen. Diese Berei<strong>ch</strong>erung ist dur<strong>ch</strong>aus<br />
positiv zu bewerten. Positiv zu bewerten ist au<strong>ch</strong><br />
die rei<strong>ch</strong>e Strukturierung mit Verstecken,<br />
erhöhten Ebenen, Wasserstellen und<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Bodensubstraten. Bezügli<strong>ch</strong><br />
ihrer Grösse bewegt si<strong>ch</strong> diese Anlage aber na<strong>ch</strong><br />
wie vor an der untersten Grenze für diese<br />
grossen, bewegungsfreudigen Katzen.<br />
Stumpfkrokodile und Quittenwarane<br />
Im Herbst 2011 wurde der Wintergarten am<br />
Reptilienhaus für die Stumpfkrokodile und die<br />
Quittenwarane eröffnet. Für beide Tierarten hat<br />
si<strong>ch</strong> die Flä<strong>ch</strong>e um ein Vielfa<strong>ch</strong>es vergrössert. Die<br />
Stumpfkrokodile verfügen neu über insgesamt<br />
43.4 m 2 . Die Anlage ist unterteilt in ein grosses,<br />
beheiztes Wasserbecken (ca. 30.1m 2 ) mit<br />
Unters<strong>ch</strong>lüpfen und vers<strong>ch</strong>iedenen Wassertiefen.<br />
An Land (13.3m 2 ) finden die Tiere sowohl<br />
bestrahlte Liegeflä<strong>ch</strong>en, um si<strong>ch</strong> aufzuwärmen,<br />
als au<strong>ch</strong> erdigen Untergrund, der si<strong>ch</strong> für<br />
Nistplätze eignet. Bei warmen Aussentemperaturen<br />
können die Da<strong>ch</strong>fenster des<br />
Wintergartens geöffnet werden, was den Tieren<br />
e<strong>ch</strong>te Sonnenbäder ermögli<strong>ch</strong>t. Die Quittenwarane<br />
verfügen neu über insgesamt 25m 2 mit<br />
einem beheizten Wasserbecken, wel<strong>ch</strong>es au<strong>ch</strong><br />
diesen Tieren Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten bietet und<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Wassertiefen aufweist. Der gesamte<br />
Wintergarten ist üppig begrünt und bietet somit<br />
zusätzli<strong>ch</strong>e Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten sowie<br />
S<strong>ch</strong>attenplätze für beide Tierarten.<br />
91
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Negative Beispiele<br />
Anakonda<br />
Gemäss Auskunft der Zooleitung soll die<br />
mangelhafte, zu kleine Anlage der Anakondas<br />
nä<strong>ch</strong>stens innen vergrössert und mit einem<br />
grossen Wasserbecken ergänzt werden. Zudem<br />
ist für die Riesens<strong>ch</strong>langen eine Aussenanlage<br />
geplant, damit sie direktes Sonnenli<strong>ch</strong>t nutzen<br />
können.<br />
92
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Wildpark Peter und Paul, St. Gallen<br />
www.wildpark-peterundpaul.<strong>ch</strong><br />
Der Wildpark Peter und Paul ist ein Vorzeigebeispiel von artgemässer Tierhaltung. In diesem<br />
s<strong>ch</strong>önen Tierpark leben neun Tierarten: Rot-, Sika- und Damwild, Gämse, Steinwild,<br />
Wilds<strong>ch</strong>wein, Lu<strong>ch</strong>s, Wildkatze und Murmeltier. Die Gehege sind alle sehr grosszügig vom<br />
Platzangebot her und verfügen über die tierartspezifis<strong>ch</strong>en Strukturen, die den Bedürfnissen<br />
der vers<strong>ch</strong>iedenen Tiere entspre<strong>ch</strong>en. 2011 wurden die Felsanlagen für Steinböcke und Gämsen<br />
saniert und erweitert. Die Qualität der Haltung wurde so no<strong>ch</strong>mal deutli<strong>ch</strong> verbessert.<br />
Negative Beispiele der Tierhaltung sind keine vorhanden, einzig das Lu<strong>ch</strong>sgehege ist etwas in<br />
die Jahre gekommen. Na<strong>ch</strong> dem Ableben der no<strong>ch</strong> vorhandenen, alten Tiere wird<br />
voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> das Lu<strong>ch</strong>sgehege erneuert und erweitert.<br />
Positive Beispiele<br />
Wilds<strong>ch</strong>weine<br />
Die Wilds<strong>ch</strong>weine verfügen über ein ausgedehntes<br />
Gehege auf vers<strong>ch</strong>iedenen Ebenen. Rei<strong>ch</strong><br />
strukturiert mit S<strong>ch</strong>lammsuhle, Wühlareal,<br />
Wurzelstöcke als Kratzgelegenheiten, S<strong>ch</strong>attenund<br />
Sonnenplätze etc. stellt es eine vorbildli<strong>ch</strong>e<br />
Wilds<strong>ch</strong>weinehaltung dar.<br />
genügend vorhanden – in Form von grossen<br />
Bäumen oder Wald.<br />
Lu<strong>ch</strong>s<br />
Die s<strong>ch</strong>euen Katzen können ein Gehege im Wald<br />
nutzen, das zum Herumstreifen und Futtersu<strong>ch</strong>en<br />
Rot-, Dam- und Sikahirs<strong>ch</strong>e<br />
Allen drei Hirs<strong>ch</strong>arten stehen grosse Gehege zur<br />
Verfügung, die ausgedehnte Weiden und au<strong>ch</strong><br />
Waldpartien enthalten. Mit diversen We<strong>ch</strong>selgehegen<br />
kann die Belastung des Bodens und der<br />
Weide gut gesteuert werden. Die Gehege<br />
verfügen über störungsarme Zonen, in denen die<br />
Hirs<strong>ch</strong>kühe ihre Kälber setzen können.<br />
Witterungss<strong>ch</strong>utz (S<strong>ch</strong>atten, Regen, S<strong>ch</strong>nee) ist<br />
93
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
gut geeignet ist. Dur<strong>ch</strong>s Gehege fliesst ein kleiner<br />
Ba<strong>ch</strong>, es wä<strong>ch</strong>st rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Unterholz, Totholz und<br />
weitere Strukturen wie umgestürzte Bäume,<br />
Wurzelstöcke etc. vervollständigen den Lebensraum<br />
der Lu<strong>ch</strong>se. Am steilen Abhang befinden<br />
si<strong>ch</strong> mehrere Höhlen unter den Wurzeln grosser<br />
Bäume, wel<strong>ch</strong>e die Tiere als Rückzugs- und<br />
S<strong>ch</strong>lafort nutzen.<br />
Steinböcke<br />
Wüns<strong>ch</strong>enswert wären etwas mehr sonnige,<br />
warme Stellen – bei einer allfälligen Sanierung<br />
sollte dies berücksi<strong>ch</strong>tigt werden.<br />
Wildkatze<br />
Au<strong>ch</strong> das Gehege der zweiten Katzenart, die wild<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz lebt, ist ein gutes Beispiel von<br />
artgemässer Katzenhaltung: Genügend Platz –<br />
au<strong>ch</strong> in der dritten Dimension, Klettermögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
Aussi<strong>ch</strong>tsplätze, Sonnen- und S<strong>ch</strong>lafplätze,<br />
Verstecke, rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Unterwu<strong>ch</strong>s, Kratzbäume etc.<br />
Die kürzli<strong>ch</strong> total sanierte und erweiterte Anlage<br />
bietet dem Steinwild in zwei miteinander<br />
verbundenen Teilgehegen grosse und sehr hohe<br />
Felsen, wel<strong>ch</strong>e es ausgiebig nutzt. Neben einem<br />
Futterunterstand verfügt das Gehege über<br />
weitere Strukturen (Terrassen, Felsblöcke), wel<strong>ch</strong>e<br />
die perfekt an das Leben im Fels angepassten<br />
Tiere ebenfalls gut nutzen.<br />
Gämsen<br />
Der grosse Kletterfelsen wurde stabilisiert und<br />
mit Spritzbeton neu gestaltet. Der Waldteil, den<br />
die Gämsen s<strong>ch</strong>on bisher nutzen konnten, wird<br />
dur<strong>ch</strong> einen grossen Felsen ergänzt. Den Gämsen<br />
steht nun ein grosses, artgemässes Gehege zur<br />
Verfügung. Im Sommer wird der Gämsbock in<br />
einem grossen Teilgehege separiert, wie es au<strong>ch</strong><br />
dem Verhalten in freier Natur entspri<strong>ch</strong>t.<br />
94
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Zoo Bad Ragaz<br />
www.zoobadragaz.<strong>ch</strong><br />
Dieser Zoo verfügt no<strong>ch</strong> immer über grösstenteils wenig tierfreundli<strong>ch</strong>e Gehege. Kein Wunder,<br />
gehen deshalb immer wieder Reklamationen beim S<strong>ch</strong>weizer Tiers<strong>ch</strong>utz <strong>STS</strong> zum Zoo Bad<br />
Ragaz ein. Es fehlen offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> die finanziellen Mögli<strong>ch</strong>keiten und der nötige Platz, um den<br />
Tieren die benötigten artgemässen Gehege zur Verfügung zu stellen.<br />
Positive Beispiele<br />
Lamas<br />
Die Haltung ist akzeptabel. Die robusten Lamas<br />
steht eine kleine Weide und ein Unterstand /<br />
Stall zur Verfügung.<br />
Zwergziegen<br />
Diese Tiere werden korrekt gehalten. Sie leben<br />
in einer Gruppe. Im Gehege stehen ein Stall und<br />
rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Klettermögli<strong>ch</strong>keiten zur Verfügung.<br />
S<strong>ch</strong>atten- und Sonneberei<strong>ch</strong>e sind vorhanden.<br />
Negative Beispiele<br />
Tiger<br />
Skandalös! Dunkle Innenställe (Zugang ges<strong>ch</strong>lossen)<br />
und ein verbetoniertes Aussengehege.<br />
Das Aussengehege bietet absolut keine<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten, die Tiere sind wie einer<br />
Zirkus-Manege ständig ausgestellt.<br />
Ein kleines Plans<strong>ch</strong>becken dient als Bassin, eine<br />
erhöhte Liegeflä<strong>ch</strong>e wird fäls<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>erweise als<br />
Futterstelle verwendet, was sie als Liege- und<br />
Ruheflä<strong>ch</strong>e für die Tiger unattraktiv ma<strong>ch</strong>t.<br />
Zusätzli<strong>ch</strong>e kleine Aussenräume sind an den drei<br />
Ställen angebaut – sind aber ni<strong>ch</strong>t immer<br />
zugängli<strong>ch</strong> für die Tiere. In dieser Haltung<br />
können die Tiger ni<strong>ch</strong>t einmal ansatzweise ein<br />
artgemässes Leben führen.<br />
Berberaffen<br />
Zu kleine Aussenanlage, ohne Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keit<br />
- die Tiere sind ständig ausgestellt,<br />
S<strong>ch</strong>atten gibt es nur in der Innenanlage. Fazit:<br />
ungenügend.<br />
95
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Was<strong>ch</strong>bären<br />
Kleines Gehege, Wasserbecken, erhöhte Flä<strong>ch</strong>en,<br />
Häus<strong>ch</strong>en. Es fehlen grosse Bäume, auf wel<strong>ch</strong>e<br />
die Was<strong>ch</strong>bären artgemäss gerne klettern und<br />
dort s<strong>ch</strong>lafen. Ein weiterer S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>punkt ist,<br />
dass die Besu<strong>ch</strong>er fast ringsum direkt ans Gitter<br />
treten können und die Tiere somit immer direkt<br />
mit ihnen konfrontiert werden. Die Was<strong>ch</strong>bären<br />
können so bei Bedarf ni<strong>ch</strong>t genügend Distanz zu<br />
den Besu<strong>ch</strong>ern einnehmen.<br />
96
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Tierpark Goldau<br />
www.tierpark.<strong>ch</strong><br />
Der Tierpark Goldau gehört zu den grossen Zoos der S<strong>ch</strong>weiz. Er liegt in einem Felssturzgebiet.<br />
Die Gehege des Tierparks Goldau sind grosszügig dimensioniert und rei<strong>ch</strong> strukturiert. Man ist<br />
si<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> bestrebt, den Wildtieren tiergere<strong>ch</strong>te Anlagen zur Verfügung zu stellen. Speziell zu<br />
beurteilen ist die sehr grosse, so genannte «Freilaufzone», in der si<strong>ch</strong> einige Tierarten frei<br />
bewegen können und von Besu<strong>ch</strong>ern gefüttert und gestrei<strong>ch</strong>elt werden können.<br />
Positive Beispiele<br />
Bär / Wolf<br />
Die neue, zwei Hektaren grosse Gemeins<strong>ch</strong>aftsanlage<br />
von Bären und Wölfen stellt eine<br />
wegweisende, zukunftsorientierte Tierhaltung dar,<br />
bei der die Bedürfnisse der Tiere im Zentrum<br />
stehen. Ein Teil der einmaligen Naturlands<strong>ch</strong>aft<br />
im Bergsturzgebiet ermögli<strong>ch</strong>t den Tieren ein<br />
artgemässes Leben. Grosse Streifgebiete, Tei<strong>ch</strong>e,<br />
Bä<strong>ch</strong>e, Felsen, Bäume und Sträu<strong>ch</strong>er – ein Stück<br />
Natur, wel<strong>ch</strong>es als unterteilbares Gehege<br />
eingezäunt wurde- können Bär und Wolf ausgiebig<br />
nutzen. Für die Bären wurden Futterboxen<br />
installiert, wel<strong>ch</strong>e zu unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en, we<strong>ch</strong>selnden<br />
Zeiten automatis<strong>ch</strong> kleine Futterrationen<br />
liefern. Dadur<strong>ch</strong> werden das Nahrungssu<strong>ch</strong>verhalten<br />
der Tiere, ihre Aufmerksamkeit und<br />
regelmässige Bewegung gefördert. Die Wölfe<br />
können zudem ein Teilgehege nutzen, wel<strong>ch</strong>es<br />
für die Bären ni<strong>ch</strong>t zugängli<strong>ch</strong> ist.<br />
Wilds<strong>ch</strong>weine<br />
Den Wilds<strong>ch</strong>weinen steht eine grosszügige<br />
Anlage zur Verfügung. Der Untergrund besteht<br />
aus Naturboden, der artgemässes Wühlen<br />
ausgiebig zulässt. Das Gehege erlaubt den Tieren,<br />
si<strong>ch</strong> bei Bedarf zurückzuziehen, enthält eine<br />
grosse S<strong>ch</strong>lammsuhle, Asthaufen als S<strong>ch</strong>utz; Fazit:<br />
Eine vorbildli<strong>ch</strong>e, sehr tierfreundli<strong>ch</strong>e Anlage.<br />
Baummarder<br />
97
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Die Besu<strong>ch</strong>er befinden si<strong>ch</strong> in einem Gebäude<br />
und haben nur dur<strong>ch</strong> Guckfenster Einblick in die<br />
artgemässe Haltungsanlage. Der Marder muss oft<br />
gesu<strong>ch</strong>t werden, da es si<strong>ch</strong> in den Büs<strong>ch</strong>en,<br />
Bäumen, Asthaufen etc. gut verstecken kann –<br />
oder, wie beim aktuellen Besu<strong>ch</strong>, auf einer<br />
Holzbeige döst.<br />
Das relativ s<strong>ch</strong>eue Tier ist so sehr gut gegen<br />
Besu<strong>ch</strong>er abges<strong>ch</strong>irmt, die Anlage gibt einen<br />
guten Einblick in den natürli<strong>ch</strong>en Lebensraum des<br />
Marders.<br />
Eulen<br />
In einer grossen, zeltartigen Voliere, in wel<strong>ch</strong>er<br />
die Vögel ri<strong>ch</strong>tig fliegen können, werden<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Eulenarten gehalten. Die Eulen<br />
können si<strong>ch</strong> tagsüber ihrer Art gemäss<br />
zurückziehen und ruhen. Eine sehr gelungene<br />
Tierhaltung, die den Besu<strong>ch</strong>ern offen steht und<br />
zum aktiven Su<strong>ch</strong>en der gut getarnten Vögel<br />
einlädt.<br />
Anmerkungen<br />
Freilaufanlage (Sikahirs<strong>ch</strong>, Mufflon)<br />
In diesem Berei<strong>ch</strong> können si<strong>ch</strong> Mufflons<br />
(Wilds<strong>ch</strong>afe) und Sikahirs<strong>ch</strong>e frei bewegen; ein<br />
Teil des Gebietes ist für Besu<strong>ch</strong>er zugängli<strong>ch</strong>. Die<br />
Freilaufzone ist mit zahlrei<strong>ch</strong>en Felsblöcken und<br />
vielen Bäumen gut strukturiert und stellt einen<br />
sehr grosszügigen Lebensraum für die Tiere dar.<br />
Die jungen Bäume müssen vor S<strong>ch</strong>äls<strong>ch</strong>äden<br />
ges<strong>ch</strong>ützt werden. Besu<strong>ch</strong>er können an<br />
Automaten Futter kaufen. Ob ein „Strei<strong>ch</strong>elzoo“<br />
mit Wildtieren und das Füttern von Zootieren<br />
dur<strong>ch</strong> den Besu<strong>ch</strong>er pädagogis<strong>ch</strong> sinnvoll sind, ist<br />
in Zookreisen umstritten. Aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t sind<br />
sol<strong>ch</strong>e Anlagen eher problematis<strong>ch</strong>, da eine<br />
Belästigung der Tiere dur<strong>ch</strong> rücksi<strong>ch</strong>tslose<br />
Besu<strong>ch</strong>er und Fehlfütterungen dur<strong>ch</strong> selbst<br />
mitgebra<strong>ch</strong>tes Futter ni<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen<br />
werden können.<br />
Europäis<strong>ch</strong>e Wildkatze<br />
Grosszügiges Gehege mit genügend Rückzug<br />
und vielfältigen Strukturen, wel<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> die dritte<br />
Dimension gut nutzen. Klettermögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
Kratzbäume, Liegeplätze, Sonne und S<strong>ch</strong>atten<br />
sowie Verstecke sind rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> vorhanden. Das<br />
Gehege ist ni<strong>ch</strong>t ringsum zugängli<strong>ch</strong>, was den<br />
s<strong>ch</strong>euen Tieren zusätzli<strong>ch</strong> Si<strong>ch</strong>erheit bietet.<br />
98
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Die Futtermenge ist im Tierpark Goldau allerdings<br />
kontingentiert. An besu<strong>ch</strong>erstarken Tagen<br />
werden die Futterautomaten gesperrt, sobald die<br />
vorgesehene Gesamtfuttermenge errei<strong>ch</strong>t ist. Der<br />
Tierpfleger füttert die Hirs<strong>ch</strong>e entspre<strong>ch</strong>end dem<br />
tägli<strong>ch</strong>en Besu<strong>ch</strong>eraufkommen zu. Die Futterwürfel<br />
wurden vom Tierpark selber entwickelt<br />
und weisen einen hohen Anteil an Rohfasern auf.<br />
Aus Si<strong>ch</strong>erheitsgründen werden den Hirs<strong>ch</strong>-<br />
Stieren die Geweihe auf die Kürze eines Spiessers<br />
reduziert, was fragwürdig ist.<br />
99
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Toni's Zoo, Rothenburg<br />
www.toniszoo.<strong>ch</strong><br />
In Toni's Zoo (Zoo Röösli) in Rothenburg leben eine grosse Anzahl vers<strong>ch</strong>iedenster exotis<strong>ch</strong>er<br />
Tierarten. Der Zoo wirkt gepflegt, die Gehege sind sauber geputzt, wirken zum Teil aber etwas<br />
steril. Für eine tiergere<strong>ch</strong>te Haltung sind viele der Gehege – leider au<strong>ch</strong> neu erstellte – aber zu<br />
klein und zu wenig gut artgemäss strukturiert. Auffällig ist, dass viele Tiere über zu wenige<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten vor Artgenossen oder vor Besu<strong>ch</strong>ern verfügen – die Tiere werden meist<br />
„ausgestellt“. Vielen Tieren wird das Futter „s<strong>ch</strong>ön“ angeri<strong>ch</strong>tet auf Tellern serviert. Ein Verteilen<br />
oder Verstecken der Futterstücke im ganzen Gehege würde die Tiere mit artgemässer<br />
Futtersu<strong>ch</strong>e bes<strong>ch</strong>äftigen. Grundsätzli<strong>ch</strong> müssten die Anzahl Tierarten verkleinert werden, was<br />
mehr Raum für die einzelnen Tierhaltungen ergeben würde. Bekannt ist der Zoo au<strong>ch</strong> wegen<br />
der handzahmen Geparde, die au<strong>ch</strong> im Gehege ein Halsband tragen und für Ho<strong>ch</strong>zeitfotos etc.<br />
posieren müssen.<br />
Positive Beispiele<br />
Berberaffen<br />
Gemeins<strong>ch</strong>aftsanlage von Alpaka,<br />
Nandu, Pampahase, Sta<strong>ch</strong>els<strong>ch</strong>wein<br />
Diese grosszügige Anlage bietet den Tieren den<br />
nötigen Raum, einen natürli<strong>ch</strong>en Untergrund,<br />
S<strong>ch</strong>euermögli<strong>ch</strong>keiten, Verstecke etc. Ein<br />
gelungenes Beispiel einer Gemeins<strong>ch</strong>aftshaltung.<br />
Mit Ausnahme der Sta<strong>ch</strong>els<strong>ch</strong>weine handelt es<br />
si<strong>ch</strong> um südamerikanis<strong>ch</strong>e Arten. Letztere wurden<br />
Die Affenanlage ist auf einem grossen Hügel<br />
angelegt, der den Tieren rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Verstecke,<br />
Ausgucke, Klettermögli<strong>ch</strong>keiten etc. bietet. Die<br />
sozialen Tiere leben in einer gemis<strong>ch</strong>ten Gruppe.<br />
Bei Bedarf können sie au<strong>ch</strong> genügend Distanz zu<br />
den Besu<strong>ch</strong>ern einnehmen.<br />
Katta<br />
Die Kattas können eine Innenanlage und<br />
Aussenanlage nutzen, die sie über eine Art Brücke<br />
(Gittertunnel) errei<strong>ch</strong>en. Dank genügend Raum,<br />
vielfältigen Kletterstrukturen, unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en,<br />
natürli<strong>ch</strong>en Bodensubstraten, Verstecken etc.<br />
kann diese Anlage als positiv beurteilt werden.<br />
aus einem kleineren, ungeeigneten Gehege neu<br />
hierher verlegt. Hier haben sie viel mehr Platz und<br />
besu<strong>ch</strong>erferne Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten - allerdings<br />
immer no<strong>ch</strong> keine geeigneten Grabmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Mit in der Anlage leben au<strong>ch</strong> ein<br />
paar Haushühner.<br />
100
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Gemeins<strong>ch</strong>aftsvoliere vers<strong>ch</strong>iedener<br />
Vogelarten: Krontaube, Grauer Pfaufasan,<br />
S<strong>ch</strong>warzs<strong>ch</strong>nabelturako, Glanzstar<br />
Obwohl hier afrikanis<strong>ch</strong>e und asiatis<strong>ch</strong>e<br />
Vogelarten gemis<strong>ch</strong>t werden, kann diese Haltung<br />
positiv beurteilt werden. Die Vögel verfügen über<br />
relativ viel Raum und können ri<strong>ch</strong>tig fliegen. Mit<br />
in der Anlage leben zwei Grüne Leguane. Diese<br />
haben hier genügend Raum, um si<strong>ch</strong> aus dem<br />
Weg zu gehen, sowie jede Menge geeigneter<br />
Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Diese beiden Tierarten können ein tolles Gehege<br />
nutzen, das den Besu<strong>ch</strong>ern bestens als Vorbild für<br />
eine tiergere<strong>ch</strong>te Haltung dieser Heimtiere<br />
dienen kann. Die Tiere haben genügend Platz,<br />
zahlrei<strong>ch</strong>e Artgenossen, Versteck- und Grabmögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
ein Aussengehege, genügend<br />
Stroh und au<strong>ch</strong> ein paar Äste zum Benagen. Zum<br />
Zeitpunkt des Besu<strong>ch</strong>es war relativ wenig<br />
Nagematerial (Äste mit fris<strong>ch</strong>em Laub), vorhanden,<br />
ev. wird es später na<strong>ch</strong>gerei<strong>ch</strong>t.<br />
Bartagamen und Blauzungen-Skink<br />
Diese beiden Reptilienarten kommen in<br />
Zentralaustralien im selben Lebensraum vor und<br />
werden hier in einer ausrei<strong>ch</strong>end grossen Anlage<br />
gemeinsam gehalten. Das Terrarium bildet mit<br />
seinem Sandboden, den Steinen, Sukkulenten<br />
und trockenen Ästen den natürli<strong>ch</strong>en<br />
Lebensraum ab. Spotstrahler, Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
Wasser und Häutungshilfen sind<br />
vorhanden. Ein vorbildli<strong>ch</strong>es Terrarium au<strong>ch</strong> für<br />
Hobbyhalter!<br />
Negative Beispiele<br />
Das Gehege ist mit viel Vegetation sehr gut<br />
strukturiert, verfügt über natürli<strong>ch</strong>en Untergrund<br />
(Holzs<strong>ch</strong>itzel), genügend Sitz- und Ruhemögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
Kanin<strong>ch</strong>en und Meers<strong>ch</strong>wein<strong>ch</strong>en<br />
Zwergotter<br />
Das Gehege der Zwergotter mit Innen- und<br />
Aussenberei<strong>ch</strong> ist viel zu klein und besteht aus<br />
Betonuntergrund und einer sandigen Flä<strong>ch</strong>e. Die<br />
zwei Wasserbecken mit stehendem, s<strong>ch</strong>mutzigem<br />
Wasser, in denen tote Fis<strong>ch</strong>e und Garnelen<br />
s<strong>ch</strong>wimmen, sind viel zu klein und zu wenig tief,<br />
als dass diese flinken S<strong>ch</strong>wimmer und Tau<strong>ch</strong>er<br />
si<strong>ch</strong> artgemäss bewegen könnten. Weiter fehlen<br />
Strukturen zum Verstecken, Futtersu<strong>ch</strong>en,<br />
Klettern, Herumtollen, etc. Eine Anlage, die<br />
dringend aufgehoben oder saniert werden<br />
müsste.<br />
101
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Was<strong>ch</strong>bären<br />
Die Was<strong>ch</strong>bären haben eine neue Anlage<br />
erhalten, die leider ni<strong>ch</strong>t zu überzeugen vermag.<br />
Sie ist von der Flä<strong>ch</strong>e her viel zu klein und bietet<br />
Zahn-fleis<strong>ch</strong>wunde und Zahnstummel an der<br />
S<strong>ch</strong>nauzenspitze. Alles in allem eine<br />
ungenügende Anlage ohne Mögli<strong>ch</strong>keiten für<br />
ausgedehntes S<strong>ch</strong>wimmen und Tau<strong>ch</strong>en, si<strong>ch</strong><br />
Verstecken, Futtersu<strong>ch</strong>e etc.<br />
den neugierigen Tieren kaum Abwe<strong>ch</strong>slung. Eine<br />
erhöhte Plattform, ein paar (exponierte)<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten, ein winziger Tei<strong>ch</strong>, ein<br />
gedeckter Berei<strong>ch</strong> mit S<strong>ch</strong>lafboxen – das ist alles<br />
und sehr s<strong>ch</strong>nell erkundet. Es fehlen Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
in di<strong>ch</strong>ter Vegetation - mit<br />
Vorteil auf Bäumen - erhöhte S<strong>ch</strong>lafboxen in<br />
Bäumen, sowie fliessendes Wasser, Baumstämme<br />
und Felshöhlen zum Ausleben des natürli<strong>ch</strong>en<br />
Verhaltensrepertoires.<br />
Nasenbären<br />
Die beiden Nasenbären leben in einem deutli<strong>ch</strong><br />
zu kleinen, verwahrlost wirkenden Gehege. Ein<br />
paar wenige, kaum herausfordernde Klettermögli<strong>ch</strong>keiten<br />
(Baumstämme, Katzenleiter), ein<br />
winziges Wasserbecken, sowie als einzige<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keit im Freien ein Sonnens<strong>ch</strong>irm<br />
– diese Haltung ist von artgere<strong>ch</strong>t weit entfernt.<br />
Nasenbären sind äusserst neugierige und aktive<br />
Kleinraubtiere, die ein deutli<strong>ch</strong> grösseres Gehege<br />
mit vielfältiger Verhaltensanrei<strong>ch</strong>erung benötigten.<br />
Zudem leben Weib<strong>ch</strong>en und Jungtiere in<br />
grossen Gruppen, Männ<strong>ch</strong>en aber als<br />
Einzelgänger.<br />
Stumpfkrokodil<br />
Ein kleines, sei<strong>ch</strong>tes Bassin, ein befestigter<br />
Landteil, überall einsehbar und sehr nahe am<br />
Publikum. Der vorhandene Spotstrahler ist ni<strong>ch</strong>t<br />
einges<strong>ch</strong>altet. Eines der Tiere hat eine offene<br />
Grüne Leguane, Gould`s Warane<br />
Diese Tiere leben zwar in jeweils artgere<strong>ch</strong>t<br />
eingeri<strong>ch</strong>teten Terrarien – Wüstenlands<strong>ch</strong>aft bei<br />
den Waranen, Regenwald bei den Leguanen –<br />
do<strong>ch</strong> sind diese grossen und wehrhaften E<strong>ch</strong>sen<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> Einzelgänger, werden hier aber<br />
gruppenweise (4-5 Tiere) in einem dafür do<strong>ch</strong><br />
eher kleinen Terrarium gehalten.<br />
Neue Raubkatzengehege:<br />
Leopard, Serval und Gepard<br />
Die neue Anlage für die Raubkatzen wurde<br />
kürzli<strong>ch</strong> fertig gestellt. Alle Gehege sind für die<br />
bewegungsfreudigen Tiere viel zu klein und<br />
minimal strukturiert. Bei den Leoparden<br />
(Innengehege) wurde wenigstens das Publikum<br />
mittels wenigen Einblickfenstern gut abges<strong>ch</strong>irmt.<br />
Das Aussengehege ist allerdings nur einfa<strong>ch</strong><br />
gegen die Besu<strong>ch</strong>er hin abgezäunt; die Tiere sind<br />
völlig ausgestellt und stereotypieren (ständiges<br />
Auf- und Abgehen im Gehege). Es fehlen<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten, ges<strong>ch</strong>ützte, erhöhte<br />
Liegeplätze, Vegetation, Wasser und artgere<strong>ch</strong>te<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigung. Die Anlage der Geparden erlaubt<br />
es den s<strong>ch</strong>nellsten Landsäugetieren der Welt<br />
niemals, au<strong>ch</strong> nur an-satzweise ihre S<strong>ch</strong>nelligkeit<br />
auszuleben. Der Serval – eine grosse,<br />
sprunggewaltige Kleinkatze – lebt in einem<br />
102
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
winzigen, dreiseitig offenen Käfig ohne Bes<strong>ch</strong>äftigungsmögli<strong>ch</strong>keiten.<br />
S<strong>ch</strong>warzköpfiges Totenkopfäff<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>ade, dass dieser ganze Raum ni<strong>ch</strong>t für eine<br />
einzige Tierart, sondern glei<strong>ch</strong> für drei genutzt<br />
wurde – auf dieser Flä<strong>ch</strong>e hätte eine gute<br />
Haltungsanlage für eine Katzenart realisiert<br />
werden können. Auffällig in den Gehegen sind<br />
die ausgetretenen Wege, meist entlang der<br />
Gehegeumgrenzung, auf wel<strong>ch</strong>en die Tiere<br />
immer wieder die glei<strong>ch</strong>en Runden drehen. Ein<br />
Zei<strong>ch</strong>en für zu wenig Abwe<strong>ch</strong>slung und zu wenig<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigung.<br />
Die Innenanlage verfügt über ein paar<br />
Klettermögli<strong>ch</strong>keiten aus nackten Ästen und<br />
Baumstämmen. Vegetationsrei<strong>ch</strong>e Klettermögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
die den Tieren Versteck- und<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigungsmögli<strong>ch</strong>keiten bieten fehlen. Ein<br />
weiteres Gehege, in dem die Tiere einfa<strong>ch</strong><br />
ausgestellt und stets mit dem Publikum<br />
konfrontiert sind. Wenigstens verfügen sie über<br />
die Mögli<strong>ch</strong>keit ein Aussengehege zu nutzen.<br />
Die beiden Geparden tragen ein Halsband – sie<br />
sind handzahm und werden für Fototermine<br />
verwendet. Ein aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t fragwürdiger<br />
Umgang mit Wildtieren.<br />
103
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Falconeria Locarno<br />
www.falconeria.<strong>ch</strong><br />
Die Falconeria ist ein Greifvogelpark mit rund 30 Greifvögeln aus 18 vers<strong>ch</strong>iedenen Arten, die zu<br />
S<strong>ch</strong>auzwecken im Freiflug vorgeführt werden. Gehalten werden u.a. Wander-, Ger- und Sakerfalke<br />
(Arten der klassis<strong>ch</strong>en mittelalterli<strong>ch</strong>en resp. arabis<strong>ch</strong>en Falknerei), Steinadler (Vertreter der<br />
zentralasiatis<strong>ch</strong>en falkneris<strong>ch</strong>en Jagdtradition), sowie Weisskopf- und Riesenseeadler, Wollkopf-,<br />
Weissrücken-, Sperber- und Gänsegeier, Kondor, Karakara, Kolkrabe, Uhu, Bartkauz, Virginia-Uhu,<br />
Fleckenuhu und S<strong>ch</strong>neeeule. Während der Saison (März-November) finden tägli<strong>ch</strong> zwei Shows<br />
von rund 45 min Dauer statt; ausserdem werden die Tiere tägli<strong>ch</strong> trainiert. Diese Art der Haltung<br />
ermögli<strong>ch</strong>t es den Greifvögeln, Eulen und Geiern im Unters<strong>ch</strong>ied zu einer reinen Volieren-<br />
Haltung, ihr natürli<strong>ch</strong>es Flugbedürfnis auszuleben. Die Volieren sind zudem grosszügig<br />
dimensioniert und mit allen notwendigen Strukturen ausgestattet. Die Bes<strong>ch</strong>ränkung auf<br />
verglei<strong>ch</strong>sweise wenige Tiere und Arten erlaubt es, den einzelnen Vögeln ni<strong>ch</strong>t nur grosse<br />
Volieren zur Verfügung zu stellen, sondern ihnen au<strong>ch</strong> tägli<strong>ch</strong>en Freiflug zu ermögli<strong>ch</strong>en. Unter<br />
diesen Gesi<strong>ch</strong>tspunkten kann die Tierhaltung in der Falconeria als vorbildli<strong>ch</strong> bezei<strong>ch</strong>net werden.<br />
Positive Beispiele<br />
Greifvogel-Volieren<br />
Die Volieren sind in einer Reihe angeordnet und<br />
dur<strong>ch</strong> eine hohe Bambushecke von der<br />
angrenzenden Strasse abges<strong>ch</strong>irmt. Bei heissem<br />
Sommerwetter vers<strong>ch</strong>affen Sprinkleranlagen<br />
Kühlung. Die Grundflä<strong>ch</strong>e sämtli<strong>ch</strong>er Volieren<br />
beträgt um die 50 m 2 , die Höhe 5m. Sämtli<strong>ch</strong>e<br />
Volieren werden von einem langsam fliessenden<br />
Bä<strong>ch</strong>lein dur<strong>ch</strong>quert und verfügen über<br />
vers<strong>ch</strong>ieden hohe Sitzgelegenheiten wie Bäume,<br />
Äste, Holzbretter oder Baumstrünke. Als<br />
Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten und Si<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>utz dienen<br />
Bäume, Bambushecken, Nis<strong>ch</strong>en und Boxen in den<br />
hinteren Volierenberei<strong>ch</strong>en, die dur<strong>ch</strong> die<br />
Besu<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t einsehbar sind. Bei einigen<br />
Gehegen übertragen Kameras das Ges<strong>ch</strong>ehen in<br />
den Brutboxen. So können die Besu<strong>ch</strong>er den<br />
Jungvögeln im Nest zus<strong>ch</strong>auen, ohne dass diese<br />
gestört werden. Ausführli<strong>ch</strong>e und übersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Info-S<strong>ch</strong>ilder geben zu jeder Tierart die<br />
wi<strong>ch</strong>tigsten Informationen.<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Volieren verfügen sowohl über sonnige,<br />
wie au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>attige Berei<strong>ch</strong>e. So können bspw. die<br />
Geier sowohl ihre typis<strong>ch</strong>en Sonnenbäder mit<br />
gespreizten Flügeln nehmen, als au<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> in den<br />
S<strong>ch</strong>atten oder Witterungss<strong>ch</strong>utz unter der<br />
ges<strong>ch</strong>lossenen Decke zurückziehen. Der sandige<br />
Boden erlaubt zudem au<strong>ch</strong> die Gefiederpflege im<br />
Sandbad. Da es si<strong>ch</strong> bei sämtli<strong>ch</strong>en gehaltenen<br />
Arten um winterharte Tiere aus nördli<strong>ch</strong>en Breiten<br />
oder Ho<strong>ch</strong>gebirgen handelt, werden keine<br />
Innenräume benötigt. Der Futterverbrau<strong>ch</strong> ist im<br />
Winter aber deutli<strong>ch</strong> höher.<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Vögel ma<strong>ch</strong>en einen gesunden, gepflegten<br />
und ausgegli<strong>ch</strong>enen Eindruck.<br />
104
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Freiflug-Anlage und Vorführung<br />
Die Tiere werden tägli<strong>ch</strong> trainiert, und die meisten<br />
treten au<strong>ch</strong> zweimal tägli<strong>ch</strong> in den Flugshows auf.<br />
Die Vögel können direkt oberhalb der Tribünen<br />
dur<strong>ch</strong> Luken die Volieren verlassen und<br />
ans<strong>ch</strong>liessend an die Vorführung au<strong>ch</strong> direkt<br />
wieder in ihre Volieren zurückkehren. So müssen<br />
sie während der Vorführung anderer Vögel ni<strong>ch</strong>t<br />
angebunden auf ihren Einsatz warten. Während<br />
der Flugvorführungen tragen die Tiere Lederbändel,<br />
die dem Falkner zum Handling der Tiere<br />
dienen, aber ni<strong>ch</strong>t miteinander verbunden sind<br />
(die Vögel tragen also keine „Fussfesseln“).<br />
Das S<strong>ch</strong>augelände ist eine weitläufige Parkanlage<br />
mit zwei grossen Weihern, Wiesen und Baum- und<br />
Bus<strong>ch</strong>vegetation am Rande Locarnos. Die<br />
Vorführungen gliedern si<strong>ch</strong> in drei Elemente: Die<br />
s<strong>ch</strong>nellfliegenden, bewegli<strong>ch</strong>en Ger- und Sakerfalken<br />
werden beim Fang des Federspiels<br />
vorgeführt. Die Greifvögel, Geier und Eulen sowie<br />
Kolkraben fliegen einerseits längere Strecken über<br />
den ganzen Park zwis<strong>ch</strong>en den Tribünen und<br />
hölzernen Türmen, wo sie jeweils von den<br />
Assistentinnen empfangen werden. Andererseits<br />
werden sie in Kurzflügen über die Köpfe des<br />
Publikums ges<strong>ch</strong>ickt. Die Tiere sind dabei<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> frei, an der Show mitzuma<strong>ch</strong>en oder<br />
si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> mal auf ein nahes Hausda<strong>ch</strong> oder einen<br />
Baum zu setzen. Die Falken tragen Sender, die bei<br />
der Ortung helfen, sollten sie einmal entfliegen. Es<br />
kommt hin und wieder vor, dass ein Vogel einen<br />
„Ausflug“ in die nahen Wälder oder Berge<br />
unternimmt. Allerdings kehren die Tiere i.A.<br />
freiwillig zurück, da sie an die Fütterung gewöhnt<br />
sind.<br />
Während den Vorführungen wird viel Wissenswertes<br />
sowohl über die Tiere, ihre Herkunft,<br />
Lebensweise und Haltung, als au<strong>ch</strong> über die<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Kunst der Falknerei vermittelt (in<br />
Italienis<strong>ch</strong> und Deuts<strong>ch</strong>). Vers<strong>ch</strong>iedene<br />
S<strong>ch</strong>aukästen im Eingangsberei<strong>ch</strong> ergänzen das<br />
pädagogis<strong>ch</strong>e Angebot. Der Umgang mit den<br />
Tieren ist jederzeit ruhig und respektvoll. Die<br />
Vögel müssen keinerlei andressierte „Übungen“<br />
oder „Figuren“ vorführen, sondern zeigen nur ihr<br />
natürli<strong>ch</strong>es Flug- und Jagdverhalten. Dabei<br />
werden die arttypis<strong>ch</strong>en Verhaltensweisen in die<br />
Show eingebunden. So holt der hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
fis<strong>ch</strong>fressende Weisskopfseeadler bspw. Futterstücke<br />
aus dem Tei<strong>ch</strong> oder badet darin, und die<br />
südamerikanis<strong>ch</strong>e Karakara führt beim<br />
Einsammeln von am Boden unter Strohhüt<strong>ch</strong>en<br />
versteckten Futterstücken ihr phänomenales<br />
Laufvermögen und ihre Ges<strong>ch</strong>ickli<strong>ch</strong>keit beim<br />
Erlangen der Beute vor.<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Vögel landen au<strong>ch</strong> freiwillig in der Nähe<br />
des Publikums (bei den Luken oberhalb der<br />
Tribünen) und zeigen dabei weder Stress no<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>eu. Die Tiervorführungen der Falconeria sind<br />
aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t vorbildli<strong>ch</strong>.<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Zoo al Maglio, Magliaso (TI)<br />
www.zooalmaglio.<strong>ch</strong><br />
Der Zoo al Maglio bei Lugano ist der einzige Zoo im Tessin. Präsentiert werden hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
exotis<strong>ch</strong>e Tierarten in einem ebensol<strong>ch</strong>en, grünen Ambiente. Der Zoo hat in den letzten Jahren<br />
viele Gehege verbessert. Die Tiere sind akzeptabel bis gut gehalten.<br />
Positive Beispiele<br />
Rotgesi<strong>ch</strong>tmakaken<br />
Den japanis<strong>ch</strong>en Affen steht eine grosszügige und<br />
rei<strong>ch</strong> strukturierte Anlage von rund 400 m 2 zur<br />
Verfügung. Diverse Felsblöcke, Baumstämme,<br />
Seile und Reifen ermögli<strong>ch</strong>en den Tieren<br />
vielfältige Kletteraktivitäten. Den wasserliebenden<br />
Affen steht au<strong>ch</strong> ein kleiner Brunnen mit<br />
Kletterfelsen zur Verfügung (wüns<strong>ch</strong>enswert wäre<br />
eine grössere Wasserflä<strong>ch</strong>e). Die Tiere können<br />
au<strong>ch</strong> das Da<strong>ch</strong> des (öffentli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zugängli<strong>ch</strong>en)<br />
Innengeheges als zweite Ebene nutzen und si<strong>ch</strong><br />
aufgrund der Tiefe der Anlage gut vor dem<br />
Publikum zurückziehen. Die grosse Anlage bietet<br />
der Gruppe genügend Platz für Nahrungssu<strong>ch</strong>e,<br />
Spiel und Ruheverhalten. Eine aus Tiers<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t<br />
vorbildli<strong>ch</strong>e Affenhaltung.<br />
Uhu<br />
Die Uhus (ein Paar mit Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s) bewohnen<br />
eine grosse, naturnah strukturierte Voliere. Die<br />
gesamte Voliere ist ho<strong>ch</strong> (gut 6 m) und gegen 15<br />
m tief, so dass die grossen Vögel sowohl Raum für<br />
kurze Flüge haben als au<strong>ch</strong> genügend Abstand zu<br />
den Zoobesu<strong>ch</strong>ern einnehmen können. Die Topographie<br />
der Anlage (Steilhang mit einzelnen<br />
Bäumen, Büs<strong>ch</strong>en) kommt dem von Uhus<br />
bevorzugten Lebensraum (waldige Felslands<strong>ch</strong>aften)<br />
nahe. Die Brutnis<strong>ch</strong>e und Ruheplätze<br />
befinden si<strong>ch</strong> in einem gedeckten Unterstand<br />
oben am Hang, im hinteren Berei<strong>ch</strong> der Voliere.<br />
Wüns<strong>ch</strong>enswert wären hö<strong>ch</strong>stens no<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong>e<br />
Felsen und eine grössere Wasserflä<strong>ch</strong>e.<br />
Bennett-Wallabies<br />
Links vom Zooeingang befindet si<strong>ch</strong> neu eine<br />
grosszügige Anlage für die Bennett-Wallabies. Die<br />
Tiere können si<strong>ch</strong> frei auf einer Weide bewegen,<br />
ein Sandbad nutzen oder si<strong>ch</strong> in den S<strong>ch</strong>atten der<br />
Büs<strong>ch</strong>e zurückziehen. Au<strong>ch</strong> ein kleiner Tei<strong>ch</strong> steht<br />
zum Trinken zur Verfügung, und es werden<br />
regelmässig fris<strong>ch</strong>e Zweige zum Knabbern<br />
geboten. Der geräumige Stall ist gut eingestreut,<br />
verfügt über mehrere Heuraufen und ein weiteres<br />
Sandbad. Eine gute Haltung für die verglei<strong>ch</strong>sweise<br />
einfa<strong>ch</strong> zu haltenden Wildtiere.<br />
Anmerkungen<br />
Was<strong>ch</strong>bär<br />
In einem relativ grossen, über eine Brücke<br />
verbundenen Doppelgehege mit artgere<strong>ch</strong>ten<br />
Kletter- und Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten leben<br />
Was<strong>ch</strong>bären (die Tiere sind kastriert; man will<br />
ni<strong>ch</strong>t zü<strong>ch</strong>ten) in einer grösseren Gruppe. Das<br />
Gehege ist zwar ni<strong>ch</strong>t gross, bietet aber mit seiner<br />
di<strong>ch</strong>ten Vegetation gute Kletter- und Versteckmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
und mit der Brücke zwis<strong>ch</strong>en den<br />
Teilgehegen eine zusätzli<strong>ch</strong>e Struktur.<br />
Wüns<strong>ch</strong>enswert wären hier mittelfristig eine<br />
Vergrösserung des Geheges mit höheren<br />
Kletterstrukturen und ein grösseres Gewässer. Das<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
im letzten Beri<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> kritisierte Einzelgehege, in<br />
dem si<strong>ch</strong> drei weitere Was<strong>ch</strong>bären aufhielten, die<br />
starke Stereotypien zeigten, wurde in der<br />
Zwis<strong>ch</strong>enzeit aufgehoben.<br />
Löwen<br />
Die Löwen (eine alte Löwin und ihr erwa<strong>ch</strong>sener<br />
Sohn) leben in einem etwa 500 m 2 umfassenden<br />
Gehege, in dem sie drei vers<strong>ch</strong>iedene Ebenen,<br />
erhöhte Liegeplätze und einen Stall als Rückzug<br />
nutzen können. Zusätzli<strong>ch</strong>e Strukturen wie Felsen<br />
und Baumstämme wären wüns<strong>ch</strong>enswert, um den<br />
Tieren no<strong>ch</strong> vermehrt Abwe<strong>ch</strong>slung und das<br />
Ausleben vers<strong>ch</strong>iedener Verhaltensweisen wie<br />
Klettern, Erkunden, Verstecken und Lauern zu<br />
ermögli<strong>ch</strong>en. Gemäss Zooleitung sollen so bald<br />
als mögli<strong>ch</strong> weitere Baumstämme im Gehege<br />
integriert werden. Na<strong>ch</strong> Ableben der alten Löwin<br />
ist die Integration einer neuen Löwin und die<br />
Zu<strong>ch</strong>t mit den Tieren geplant.<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2012</strong><br />
Neu: Alpenvogelpark Grindelwald; Bois de la Bâtie, Genf; Falconeria Locarno;<br />
Jürg Jennys Raubtiere, Olsberg; Römis<strong>ch</strong>er Tierpark Augusta Raurica, Augst;<br />
S<strong>ch</strong>langenzoo Es<strong>ch</strong>likon; Tierpark Alets<strong>ch</strong>, Fies<strong>ch</strong>; Tierpark Bad Zurza<strong>ch</strong>; Tierpark Gäbelba<strong>ch</strong>,<br />
Bern-Bethlehem; Tierpark Harder, Interlaken<br />
Updated: BärenPark Bern; Murmeltierpark "Grimselblick"; Parc Zoologique La Chaux-de-Fonds;<br />
Raubtierpark Strickler, Subingen; Tierpark Dählhölzli Bern; Tierpark Goldau;<br />
Tierpark Lange Erlen, Basel; Tier- und Erlebnispark Seeteufel, Studen; WalterZoo, Gossau;<br />
Wildpark Peter und Paul, St. Gallen; Zoo al Maglio, Magliaso; Zoo de Servion; Zoo Züri<strong>ch</strong><br />
Autorin: Sara Wehrli<br />
Fa<strong>ch</strong>stelle Wildtiere, S<strong>ch</strong>weizer Tiers<strong>ch</strong>utz <strong>STS</strong><br />
Bilder: © S<strong>ch</strong>weizer Tiers<strong>ch</strong>utz <strong>STS</strong><br />
Gestaltung und Webdesign: Helen Sandmeier / sa.<br />
www.tiers<strong>ch</strong>utz.com/zooberi<strong>ch</strong>t