Berg Heil! Bis zur nächsten Ausgabe! - Deutscher Alpenverein ...
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<strong>Berg</strong>führer von Franz Senn) erblickte ich bald die Rofenalm, wo der Weg<br />
<strong>zur</strong> Vernagthütte (Würzburger Haus) abzweigt. Nun erwartete mich eine<br />
felsige Schlucht, die an gefährdeten Stellen mit Drahtseilen gesichert ist.<br />
Dort war Vorsicht angesagt! Nachdem ich den felsigen Hang überwunden<br />
hatte, überquerte ich eine breite Brücke des Vernagtbaches. Es ist eine<br />
Landschaft mit vielen Gegensätzen, die mich jedes Mal tief beeindrucken.<br />
Zunächst erfreute ich mich an der lieblichen Weidelandschaft und nun stehe<br />
ich vor einem steinigen und rauen Hochtal. In die Ferne schweifen<br />
meine Blicke u. a. <strong>zur</strong> „Schöne-Aussicht-Hütte“ und zum Saykogel. In mäßiger<br />
Steigung war bald das Hochjochhospitz (2412m) erreicht. Aber auch<br />
die grandiose Weißkugel zeigte sich an diesem Tag in den schönsten Farben.<br />
Auf der gleichen Route trat ich den Rückweg an. Als ich das raue<br />
Hochtal verließ, wurde die Landschaft durch die Almwiesen wieder freundlicher.<br />
Die <strong>Berg</strong>bauern waren emsig mit der Heuernte beschäftigt, damit<br />
sie vor dem <strong>nächsten</strong> Regen alles in ihre Scheunen einfahren konnten. Bei<br />
den Rofenhöfen überquerte ich eine sehenswerte Hängebrücke über die<br />
Rofenache, die mich an manche Brücken im Nepal erinnerte. Inzwischen<br />
erreichte ich einen wunderbaren Zirbenwald und ein Weidegebiet, wo Kühe<br />
nach den letzten Grashalmen suchten. Ich kann nur hoffen, dass in<br />
dieser wunderbaren Landschaft kein Wasserkraftwerk entsteht.<br />
Zum Schluss kann ich noch von einer weiteren erlebnisreichen Tour berichten,<br />
die mich über den alten Übergang vom Pitztaler Jöchl <strong>zur</strong> „Braunschweiger<br />
Hütte“ führte. Seinerzeit lief ich mit meinen Eltern und Geschwistern<br />
von Sölden aus zu Fuß. Doch inzwischen entstand die Gletscherstraße<br />
zum Rettenbachferner. Ein großes Skigebiet mit einer modernen<br />
Kabinenbahn <strong>zur</strong> Schwarzen Schneid wurde geschaffen.<br />
Das fürchterliche Unglück mit einem Hubschrauber, als er seine Last verlor,<br />
sah ich kommen. Jedes Mal, wenn ich diese Transporte in Richtung<br />
Gaislachkogel über mir fliegen sah, war es mir nicht wohl!<br />
Während meines Aufenthaltes in Sölden versuchte ich mehrmals den alten<br />
Pfad zu finden, doch das gelang mir nur teilweise. Infolge des Straßenbaus<br />
wurde der ehemalige Wanderweg verlegt. Im jetzigen Zustand ist<br />
das für die Touristen oftmals kein Vergnügen, durch Geröllfelder zum Pitztaler<br />
Jöchl zu gelangen. Das bestätigte mir auch der 82-jähriger <strong>Berg</strong>führer,<br />
der uns seinerzeit <strong>zur</strong> Wildspitze führte. Es war ein erfreuliches Erlebnis<br />
für mich, als ich ihn in seinem Haus in der Pitze (Sölden) besuchte. Er<br />
präsentierte mir stolz sein <strong>Berg</strong>führerbuch aus dem Jahre 1956, in dem<br />
wir uns damals eintrugen. Aber nun <strong>zur</strong>ück <strong>zur</strong> Gegenwart, denn ich<br />
möchte noch einiges von der heutigen Tour berichten.<br />
In etlichen Kehren durch Geröllfelder erreichte ich den Pollesferner, der<br />
mich über Schnee und Eis zum Pitztaler Jöchl (2995 m) brachte. Als ich<br />
vor Jahren diese einzigartige Schneelandschaft bewunderte, gab es dort<br />
noch ein steiles Schneefeld zum Jöchl. Davon ist leider heute nichts mehr<br />
zu sehen! In schwierige Situationen kamen damals die Touristen, wenn<br />
sie den Pollesferner durchsteigen wollten. Ich kann mich an diese Zeit<br />
noch gut erinnern, als ich einem älteren Ehepaar mit schlechtem Schuhwerk<br />
aus der Not half, in dem ich sie ins Tal begleitete. Auch in der heutigen<br />
Zeit begegnet man noch Touristen, die Schneefelder mit Turn-<br />
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