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Leben und Wirken des Grafen Salentin Ernst von - Graf Salentin ...

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Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April 2005<br />

Anno 1705<br />

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<strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> <strong>von</strong> Manderscheid-Blankenheim<br />

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Kirchenbucheintrag<br />

über den Tod <strong>von</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong>- Pfarrei - Btankenheim, Serfe 282, Anno l70S<br />

Am 15. Februar, am Abend zwischen 10 <strong>und</strong> 1 1 Uhr, verstarb auf der Burg Jünkerath, gestärkt mit r<br />

Sakramenten, bei wachen Sinnen <strong>und</strong> klarem Bewusstsein Herr <strong>Salentin</strong> ErnJt, <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> trianderscheid<br />

Blankenheim im Alter <strong>von</strong> 74 Jahren, 6 Monaten <strong>und</strong> 5 Tagen, da er ja im Jahr <strong>des</strong> Herrn 1630, am 10. Au1<br />

geboren wurde. Er wurde in der Gruft auf der Burg Blankönheim am 18. Februar im Morgengrauen beiges<br />

( Aus dem Lateinischen übersetzt <strong>von</strong> Prof. Dr. Dieter Breuer, Aachen)<br />

Das Standbild <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong><br />

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Die Wurzeln<br />

lm Kreuzgang der Zister- <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> entstammt dem renommierten<br />

zienserabtei Marien-statt bei Geschlecht der <strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>von</strong> Manderscheid-<br />

Hachenburg im Westerwald Blankenheim. Wie kein anclerer <strong>Graf</strong> vor ihm hatte er<br />

steht die Holzfigur eines die Gnade, über 50 Jahre seinem Herrschaftsbereich<br />

knieenden <strong>und</strong> betenden, vorzustehen. Bereits 1115 beginnt mit <strong>Graf</strong> Gerhard l.<br />

vornehmen Mannes aus dem die Geschichte der Blankenheimer Herren <strong>und</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong>,<br />

17. Jahrh<strong>und</strong>ert. Das ernste die 1794 durch den Einmarsch der Franzosen in die<br />

Gesicht ist umrahmt <strong>von</strong> Eifel ein jähes Ende nimmt. Erst 1340 ist der<br />

langen bis auf die Schultern Blankenheimer Dynastenfamilie durch Kaiser Wenzel<br />

fallenden Locken. Die Klei- der <strong><strong>Graf</strong>en</strong>titel verliehen worden. Bis zu ihrem Ende<br />

dung besteht aus einer stellt die Familie 29 Regenten, der herausragendste ist<br />

barocken Prunkrüstung, über <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong>.<br />

die ein mit reichem saum versehener Mantel fällt.<br />

Diese Figur wird als das Abbild eines Blankenheimer Während <strong>des</strong> Mittelalters ist es üblich geworden, das's<br />

<strong><strong>Graf</strong>en</strong> angesehen, der sich um sein Land nachhaltige kleine Herrschergebiete <strong>von</strong> größeren Territorien in<br />

Verdienste erwarb <strong>und</strong> zwar das <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> salentin Besitz genommen wurden. Bis 1415 kann die<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>von</strong> Manderscheid-Blankenheim. sein Bildnis Blankenheimer <strong><strong>Graf</strong>en</strong>familie ihre selbstständigkeit<br />

spiegelt sehr deutlich wieder, was für eine kraftvolle halten. Der Blankenheimer <strong>Graf</strong>, der ohne Erben war,<br />

<strong>und</strong> markante Gestalt dieser Mann gewesen ist. Er war fällt in einem Kampf mit kölnischen Reitern. Nach einer<br />

eine Persönlichkeit <strong>von</strong> ganz erstaunlicher staats- kurzen Episode <strong>des</strong> Machtanspruchs der Jülicher Linie<br />

männischer weitsicht <strong>und</strong> wirtschaftlicher Tatkraft. gerät Blankenheim 1468 an das Haus Manderscheid.<br />

13


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April 2005<br />

Das Dynastengeschlecht der Manderscheider hatte <strong>von</strong> im frühen Alter <strong>von</strong> 39 Jahren vom<br />

der<br />

Tod<br />

Lieser<br />

überrascht<br />

aus durch geschickte Heiratspolitik das wird, ist die Nachfolge<br />

gesamte<br />

noch nicht geregelt. Der<br />

Hocheifelgebiet<br />

zur<br />

in Besitz nehmen können. Erbfolge bestimmte Ferdinand<br />

Das<br />

carl<br />

Territorium<br />

ist<br />

nahm<br />

bereits<br />

stetig an Größe zu, so dass sich verstorben. salentin <strong>Ernst</strong> zählt<br />

die<br />

erst 14<br />

Manderscheider<br />

Jahre. Als im<br />

schließlich in die Linien Jahre 1630 salutschüsse vom<br />

Manderscheid-Blankenheim,<br />

schloss über dem Tal<br />

Manderscheid-Gerolstein Blankenheim die Geburt <strong>des</strong><br />

<strong>und</strong><br />

späteren<br />

Manderscheid-Kail<br />

<strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>Salentin</strong><br />

aufteilen. Blankenheim, der <strong>Ernst</strong> verkünden, befindet<br />

beschauliche<br />

sich das Deutsche Reich<br />

ort<br />

in<br />

an der Ahrquelle, bleibt Residenz- den wirren <strong>des</strong> 30jährigen Krieges.<br />

<strong>und</strong> Verwaltungsort<br />

Das Eifelland hat<br />

der <strong>Graf</strong>schaft Blankenheim. <strong>Graf</strong> während dieses Krieges ständig Truppendurchzüge<br />

salentin <strong>Ernst</strong>s<br />

zu<br />

Vorfahren sind lückenlos im erdulden. Seit etwa 10 Jahren<br />

stammbaum<br />

ist der Spuk<strong>des</strong><br />

der<br />

Brankenheimer Herrscher- Hexenverfolgung verebbt.<br />

geschlechtes<br />

Eine schlimme Verirrung<br />

aufgelistet,<br />

<strong>des</strong><br />

was man <strong>von</strong> seinen menschlichen Geistes hat viele<br />

Nachkommen<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

nicht<br />

in<br />

behaupten kann. Durch den frühen das Räderwerk der Verfolgungsmaschinerie geraten<br />

Ig9 einiger Herrscher müssen häufig unmündige lassen, aus der es kaum<br />

söhne<br />

ein Entrinnen gab.<br />

die Verantwortung übernehmen. 5o ist es auch<br />

bei salenrin <strong>Ernst</strong> urgroßvater, Hermann (154g bis Das Blankenheimer<br />

1604),<br />

Schloss,<br />

der<br />

Geburtsstätte<br />

als ältester<br />

<strong>des</strong><br />

sohn mit 1g Jahren die<br />

<strong><strong>Graf</strong>en</strong><br />

Regierungsgeschäfte<br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong><br />

übernehmen muss. Nach langen<br />

Erbauseinandersetzungen erstarkt unter Hermann die Die Regierungsform <strong>des</strong> Absolutismus<br />

Blankenheimer<br />

(unumschränkte<br />

Linie relativ schnell. In einer über s0 Macht <strong>des</strong> Herrschers) treibt<br />

Jahre<br />

schon<br />

währenden<br />

erste Blüten.<br />

Regentschaft<br />

Nur<br />

gelingt es ihm, über die wenigen Herrschern gebührt<br />

Eifel<br />

in jenen<br />

hinaus Fre<strong>und</strong>e<br />

Jahrzehnten<br />

zu gewinnen<br />

die<br />

<strong>und</strong> vom Kaiser An.erkennung, zum wohle<br />

besondere<br />

der untertanen<br />

Aufträge<br />

regiert zu<br />

zu erhalten. Er rässt haben. Harte Fronarbeit, überspannte<br />

archäologische<br />

Zehntabgaben,<br />

F<strong>und</strong>stücke (skulpturen, Votivaltäre herzlose Knechtung an Leib<br />

Grabsteine<br />

<strong>und</strong> seele sind<br />

<strong>und</strong> sarkophage)<br />

an der<br />

sammeln <strong>und</strong> errichtet in Tagesordnung. strenge<br />

Blankenheim<br />

Handhabung der strafgesetze<br />

eine wertvolle Bibliothek mit mit schweren strafen bei kleinsten<br />

mittelalterlichen<br />

vergehen lassen<br />

Handschriften.<br />

die<br />

lm Jahre 15g3 führt er Herrschaft verhasst werden.<br />

den<br />

Doch<br />

Gregorianischen<br />

eine rühmliche<br />

Kalender ein. Als Hermann am 4. Ausnahme macht <strong>Graf</strong><br />

Januar<br />

salentin<br />

1604<br />

<strong>Ernst</strong>,<br />

kinderlos<br />

der sich in seiner<br />

stirbt, übernimmt sein jüngerer langen Regierungszeit<br />

Bruder<br />

um das<br />

Arnold<br />

wohlergehen<br />

ll. (* 12.7.1s46)<br />

seiner<br />

die Regentschaft. untertanen bemüht. Katholisch getauft, jedoch<br />

Bereits in hohen geistlichen<br />

tolerant<br />

würden als Dämherr zu erzogen, besucht der junge<br />

Köln,<br />

<strong>Graf</strong> in<br />

Trier<br />

Köln die<br />

<strong>und</strong><br />

Schule,<br />

straßburg<br />

um<br />

muss er in den weltlichen später in den geistlichen<br />

stand<br />

stand zu<br />

zurücktreten.<br />

treten. Durch den<br />

Arnold ll. veranlasst die plötzlichen Tod seines<br />

Befestigung<br />

Vaters muss<br />

Blankenheims<br />

der erst<br />

in den Jahren 160s bis 14-Jährige die Regentschaft<br />

1613. Als<br />

übernehmen.<br />

der <strong>Graf</strong><br />

In<br />

1614<br />

seiner<br />

stirbt, ist der einzige sohn Regierungszeit<br />

Johann Arnold erst g<br />

hat er wie kein anderer Regent<br />

Jahre alt ("<br />

die<br />

19.9.1605). Deshalb kirchliche, schulische<br />

führt<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

seine Mutter,<br />

Entwicklung<br />

eine Gräfin <strong>von</strong> Leiningen, die seiner <strong>Graf</strong>schait<br />

Vorm<strong>und</strong>schaft.<br />

bestimmt. ständig<br />

1628<br />

ist<br />

heiratet<br />

er mit<br />

der vater salentin <strong>Ernst</strong>s Kriegsereignissen konfrontiert,<br />

die Gräfin<br />

die er zum<br />

Antoinette<br />

wohle seiner<br />

Elisabeth <strong>von</strong> Manderscheid- untertanen <strong>von</strong> seiner <strong>Graf</strong>schaft<br />

Gerolstein.<br />

abhalten<br />

sie ist<br />

soll. In<br />

eine nahe<br />

über<br />

Verwandte, so dass man 50 Jahren Herrschertätigkeit<br />

eine päpstliche<br />

hat salentin <strong>Ernst</strong><br />

Heiratserlaubnis<br />

viele<br />

einholen muss. In sorgen tragen müssen. Dabei<br />

seiner<br />

hat<br />

Regierungszeit<br />

er sich in einer<br />

findet<br />

sehr<br />

die neue Lehre Luthers in aktiven weise um das<br />

seinem<br />

wohlergehen<br />

Herrschaftsbereich<br />

seines Lan<strong>des</strong><br />

viele Anhänger. Ein gekümmert.<br />

verheerender Brand legt in Blankenheim viele-Gebäude Erschwerend kommt<br />

in<br />

hinzu,<br />

Schutt<br />

dass er<br />

<strong>und</strong> Asche.<br />

sein Augenmerk<br />

Aus der Ehe gehen 11 Kinder nicht nur auf seinen Eifelbesitz<br />

hervor,<br />

zu richten<br />

6 söhne<br />

hat,londern<br />

<strong>und</strong> 5 Töchter. zwei sonne sterben in sich<br />

jungen<br />

auch der Verwaltung einer<br />

Jahren.<br />

<strong>Graf</strong>schaft<br />

lm<br />

auf<br />

Mittelalter<br />

der<br />

ist es unter den anderen seite <strong>des</strong> Rheins<br />

Adelsgeschlechtern<br />

zu widmen hatte,<br />

sitte geworden,<br />

die ihm<br />

die nicht zt)r durch Heirat zugefallen<br />

Erbfolge<br />

ist.<br />

berechtigten söhne fur den geistlichen stand Vermählungen, Nachkommen<br />

zu bestimmen.<br />

<strong>und</strong> Schicksalsschläge<br />

so ergreifen die nachglborenen söhne Am 21. oktober 1651<br />

<strong>des</strong><br />

schließt<br />

Herrscherpaares<br />

satentin <strong>Ernst</strong><br />

die geisiliche<br />

dieEhe<br />

Karriere als mit Gräfin Ernestine<br />

Domherren.<br />

<strong>von</strong> sayn-wittgenstein,<br />

Der älteste<br />

die ihm<br />

sohn Ferdinand<br />

als<br />

carl ist für die Erbin die <strong>Graf</strong>schaft<br />

Herrschaftsnachfolge<br />

sayn-Hachenburg im westerwald<br />

bestimmt. <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> als einbringt. so residiert<br />

Zweitältester<br />

der <strong>Graf</strong> teirweis-e<br />

im<br />

in Hachenburg<br />

Jahre 1630 geboren, war daher <strong>und</strong> teilweise in Blankenheim,<br />

zunächst für<br />

immer<br />

den geistlichen<br />

sein Interesse<br />

stand auserkoren. sein den<br />

jüngerer<br />

beiden für damalige Verkehrsverhältnisse<br />

Bruder carl <strong>Ernst</strong><br />

so weit<br />

erlangt die Domherrenwürdeauseinander<br />

liegenden<br />

in Köln<br />

Territorien<br />

<strong>und</strong> Straßburg.<br />

zugewandt.<br />

Auch<br />

seine<br />

oiö tocnter treten häufig Gemahlin gehört<br />

in<br />

der lutherischen<br />

ein Kloster<br />

Koniession<br />

ein <strong>und</strong> erlangten<br />

an. Der<br />

die Abtissinnenwürde. im katholischen Glauben erzogene <strong>Graf</strong> versprach in<br />

einem vergleich <strong>von</strong> 1654, die Lutheranei<br />

Geburt<br />

seines<br />

<strong>und</strong> Zeitumstände<br />

Herrschaftsgebietes in der Ausübung ihres Glaubens<br />

nicht zu behindern. Doch<br />

Afs <strong>Graf</strong> Johann Arnold 16i44 in seinem palais<br />

ailzu früh velstirbt seine erste<br />

in Köln Gattin 1661 im Alter <strong>von</strong> 35 Jahren.<br />

14


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Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April 2005<br />

(Stammbäume) der <strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>von</strong> Manderscheid-<br />

Blankenheim weisen nur 12 Nachkommen auf . Auch<br />

eine Nachfrage beim Lan<strong>des</strong>hauptarchiv in Koblenz<br />

brachte ein 13. Kind nicht zu Tage. Folgende<br />

Nachkommen werden in<br />

verzeichnet:<br />

den Stammbäumen<br />

a<br />

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Johanna Franziska: Gemahlin <strong>von</strong> Ferdinand<br />

Maximilian, <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> Rietberg; nach <strong>des</strong>sen Tod<br />

Gemahlin <strong>von</strong> Arnold Moritz, <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> Bentheim<br />

Tecklenburg<br />

Anna Juliane Helene: Abtissin <strong>von</strong> Thorn<br />

Catharina Carolina: jung verstorben<br />

Clara Philippine Felicitas: Gemahlin <strong>von</strong> Albert<br />

Eusebius <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> Königsegg-Rotenfels<br />

Franz Georg: regierender <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> 1694; Gemahl<br />

<strong>von</strong> Johanna, Gräfin <strong>von</strong> Königsegg-Rotenfels<br />

Marie Ernestine: jung verstorben<br />

Caroline Ernestine<br />

Eleonore Ernestine: Abtissin zu Elten<br />

Moritz Gustav: Erzbischof <strong>von</strong> Prag<br />

Johann Friedrich: Dechant zu St. Gereon in Köln<br />

Maria Eugenia: Abtissin zu Elten<br />

Maria Franziska: Abtissin zu Vreden<br />

Neben dem seit 1694 den Vater in der Regierung<br />

ablösenden Franz Georg verdient Johann Moritz<br />

Gustav, der 1676 geboren wird, besondere Erwähnung.<br />

Mit 9 Jahren wird er Domherr zu Köln. 1722 erhält er<br />

die Bischofswürde <strong>von</strong> Wiener Neustadt, 1730 die<br />

Erzbischofswürde <strong>von</strong> Palermo <strong>und</strong> schließlich 1734<br />

die Kardinalswürde <strong>von</strong> Prag. "Johannes Mauritius<br />

Gustavus de Blankenheim-Manderscheid, preapositus<br />

Archiepiscopus Pragensis gest. 1763" ist auf dem<br />

Tafelwerk im Kapitelsaal <strong>des</strong> Kölner Domes zu lesen.<br />

Von ihm stammen die prachtvollen Messgewänder, die<br />

die Domkirche in Köln unter dem Namen "Die<br />

Blankenheimer Kapellen" aufbewahrt. Beide sind aus<br />

roter Seide mit Gold durchwirkt <strong>und</strong> mit dem Wappen<br />

<strong>von</strong> Manderscheid-Blankenheim versehen. Johannes<br />

Mauritz ist der Fre<strong>und</strong> <strong>des</strong> Geschichtsschreibers<br />

Schannat. Er veranlasst diesen 1734 eine Abfassung<br />

der Eifelgeschichte zu schreiben. Das Resultat ist die<br />

"Eiflia<br />

illustrata".<br />

Die noch immer bestehenden familiären Bindungen in<br />

den Westerwald zeigen sich darin, dass Moritz Gustav<br />

1738 den Hochaltar der heutigen Pfarrkirche in<br />

Hachenburg stiftet in Ansehung <strong>des</strong>sen, dass <strong>von</strong><br />

seinem Vadder selig die Stiftung ihren Anfang<br />

genommen. Eine Skulptur <strong>des</strong> Erzbischofs <strong>von</strong> Prag ist<br />

im Kreuzgang der Marienstädter Abtei zu sehen,<br />

Doch auch <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> darf sich mit Ehrentiteln<br />

schmücken. Er steht bei den Erzbischöfen <strong>von</strong> Köln in<br />

hoher Gunst <strong>und</strong> erhält <strong>von</strong> ihnen die Würde <strong>des</strong><br />

Erbhofmeisters. Als junger Mann hat er 1658 in dieser<br />

Eigenschaft den Kurfürsten <strong>von</strong> Köln nach Frankfurt zur<br />

Krönung <strong>des</strong> Kaisers Leopold begleitet. Sogar beim<br />

Kaiser genießt er hohes Ansehen, der ihm erlaubt, den<br />

Titel "Hoch- Umfang reiche Korrespondenz<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> ist ein außerordentlich fleißiger<br />

Mensch, der viel Zeit am Schreibtisch verbracht haben<br />

muss. Unermüdlich ist er damit beschäftigt, eine<br />

ausgedehnte Korrespondenz zu führen. Uns kommt<br />

heute zu Gute, dass der <strong>Graf</strong> <strong>des</strong> Lesens <strong>und</strong><br />

Schreibens mächtig war, was man <strong>von</strong> seinem Vater<br />

nicht behaupten kann. Die meisten Herrscher jener Zeit<br />

sind Analphabeten, die ihren Schreibern die<br />

Verfügungen <strong>und</strong> Ordnungen in die Feder diktieren.<br />

Von <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> ist eine große Anzahl selbst<br />

geschriebener Schriftstücke erhalten geblieben.<br />

Offizielle <strong>und</strong> private Korrespondenzen stammen aus<br />

seiner Feder. Oftmals ist die Korrespondenz<br />

bruchstückhaft. Bei offiziellen Schriftstücken lässt es<br />

sich der <strong>Graf</strong> nicht nehmen, selbst Korrekturen<br />

anzufertigen. Mit den benachbarten <strong><strong>Graf</strong>en</strong> unterhält er<br />

einen regen Schriftverkehr. So auch mit dem<br />

Gerolsteiner <strong>Graf</strong> Karl Ferdinand, der sich bevorzugt<br />

auf der Burg Bettingen aufhält. .Man tauscht<br />

gelegentlich kleine Geschenke aus. Am 18.11.1693<br />

bedankt sich <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> für einen w<strong>und</strong>erlichen<br />

Fisch, den<br />

<strong>und</strong> Wohlgeboren" zu führen.<br />

"er zu der ewigen Gedächtnüs in seiner<br />

Kunstkammer werde verwahren lassen". Ein anderes<br />

Mal bedankt sich der <strong>Graf</strong> für den überschickten<br />

Kaffee, der damals auch in den Eifeler Schlössern noch<br />

ein seltenes Genussmittel ist. lm März '1692 schreibt<br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> aus Hachenburg dem Gerolsteiner<br />

<strong><strong>Graf</strong>en</strong>, dass er die Durchreise <strong>des</strong> Kurfürsten <strong>von</strong><br />

Bayern erwarte. Er werde ihm im Posthaus zu Birnbach<br />

untertänigst aufzuwarten suchen.<br />

16


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April 2005<br />

Abdankung <strong>und</strong> Tod<br />

lm Jahre 1692 stirbt nach 30jähriger Ehe seine zweite<br />

Gattin. Jahre ztJvor sind auch einige seiner Töchter <strong>und</strong><br />

söhne ihm im Tod vorausgegangen. 1694 zieht sich<br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> <strong>von</strong> den negierungsgeschäften zurück<br />

<strong>und</strong> legt sie in die Hände seines sonnes Franz Georg.<br />

Doch bis zu se.inem Tod greift er, wenn er es für nötig<br />

hält, in die Regierungsarbeit ein.<br />

Jetzt. zeigt sich seine Vorliebe für Jünkerath<br />

beziehungsweise Glaadt, als er hier seinen Ruhesitz<br />

nimmt. Er zieht sich in die stille <strong>des</strong> Jünkerather<br />

Jagdschlosses zurück, wo er die letzten elf Jahre<br />

seines <strong>Leben</strong>s verbringt. Am 15. Februar 17os stirbt<br />

salentin <strong>Ernst</strong> auf dem Jünkerather schloss. Sein<br />

Leichnam wurde nach Blankenheim überführt. Am 1g.<br />

<strong>des</strong> gleichen Monats wurde er in der Gruft auf der Burg<br />

Blankenheim beigesetzt.<br />

Die Venlrraltung, der Territorien<br />

Die verwaltung zweier für damalige verhältnis weit<br />

auseinanderliegenden Territorien -Blankenheim<br />

<strong>und</strong><br />

Hachenburg bedarf eines besonderen Managements,<br />

wie man neudeutsch sagen würde. schlechte straßenverhältnisse<br />

in der Eifel tun sein übriges- Zur Römerzeit<br />

ist das straßennetz wesenilich besser<br />

ausgestattet als zur zeit <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> salentin <strong>Ernst</strong>. Der<br />

<strong>Graf</strong> wechselt seinen wohnsitz zwischen Blankenheim<br />

<strong>und</strong> Hachenburg. um die Regierungsgeschäite in den<br />

beiden Herrschaftsgebieten öptimal Iu ort"nisieren,<br />

beruft er am 19. März 16s2 Marsirius ffeiß zum<br />

Amtmann der <strong>Graf</strong>schaft Blankenheim. während seiner<br />

Abwesenheit hat er "als höchste stell" mit den Beamten<br />

der Kanzlei "unsere Regarien, Jurisdiktionarien <strong>und</strong><br />

Justiz-, Polizey- <strong>und</strong> Häußwesen anbefohren sein<br />

lassen". Als Amtmann bekleidet M. weiß das Ämt eines<br />

statthalters. Dieser statthalter verwaltet mit einem<br />

Kollegium <strong>von</strong> Räten das Land. Der Amtmann <strong>und</strong> die<br />

Räte sollen tägrich vor- <strong>und</strong> nachmittajr' ,ur"*menkommen<br />

<strong>und</strong> die anfailenden Entsciei-dungen<br />

treffen. Keineswegs bedeutet dies, dass sich der<br />

Lan<strong>des</strong>herr selbst ausschaltet <strong>und</strong> sich nur auf die<br />

Repräsentation beschränkt. lm Gegenteil: Aus allen zur<br />

lerf-uo_ung stehenden eueilen geht hervor, dass sich<br />

<strong>Graf</strong> salentin <strong>Ernst</strong> vielfach sehr intensiv um die<br />

Angelegenheiten seines Lan<strong>des</strong> kümmert <strong>und</strong> in das<br />

<strong>Leben</strong> seines Lalde; eingreift, wenn er dies für wichtig<br />

erachtet. salentin <strong>Ernst</strong> gibt Anweisungen, wie der<br />

Amtmann die Gerichtstage zu leiten ,no" oi" parteien<br />

zu hören hat. Außer an den gewöhnlichen<br />

Gericttstagen soilen zwei rage in der wöcrre, Montag<br />

<strong>und</strong>. Donnerstag, unter dem -Vorsitz<br />

sekretär die Aufgabe zu, protokoll zu führen, in dem<br />

mündliche <strong>und</strong> schriftliche Vorträge, aile Handlungen<br />

mit Tag <strong>und</strong> Datum festgehalten werden müssen. Die<br />

Protokolle sollen nicht auf dem Tisch liegen bteiben,<br />

sondern ad acta gelegt werden. Geric-htsprozesse<br />

sollen aufs beste <strong>und</strong> richtig geführt <strong>und</strong> dirigirt werden.<br />

vor dem Prozess sollen oie nntiegen der<br />

<strong>des</strong> Amimannes<br />

Gerichtstage abgeharten werden. Ars Entschädigung<br />

stehen dem Amtmann 100 Reichstarer, ein oiener <strong>und</strong><br />

zwei Pferde zu. Für Hachenburg errässt satentin <strong>Ernst</strong><br />

eine Kanzleiordnung, die aus zd paragrapn"n<br />

b"rt"ht.<br />

Räte, Diener <strong>und</strong> sekretäre haben sich im sommer um<br />

7 uhr, im winter um g uhr in der Kanzrei einzufinden.<br />

Bis zur Abendmahrzeit müssen sie sich in der Kanzrei<br />

aufhalten. Der sekretär hat in der Archiv-Registratur<br />

tägfich zwei st<strong>und</strong>en zu arbeiten. Außerdem iän 0",<br />

"streitenden<br />

Parteien protokolliert werden. wäiterhin haben die<br />

Prozesse zügig <strong>von</strong>statten zu gehen, damit die<br />

Parteien "nit über Zeith umbgätrieben werden,,.<br />

Montags <strong>und</strong> donnerstags finden Verhöre im Beisein<br />

aller Räte <strong>und</strong> Diener statt. Dienstags sollen Kirchen-,<br />

schul-, Ehe- <strong>und</strong> Kriminafitätssächen verhandelt<br />

werden. Mittwochs berät man über Grenz-, Jagd- <strong>und</strong><br />

Fischereisachen. samstags stehen Lehnssachen an.<br />

Die einbehaltenen Gerichtsgebühren sollen nach<br />

einigen wochen oder Monaten unter den Dienern <strong>und</strong><br />

Räten geteilt werden. Der 3. Teil steht dem Direktor zu,<br />

der im Hachenburger Land noch über dem Amtmann<br />

steht. was <strong>von</strong> Pastoren, Lehrern, Schurtheißen, Land-<br />

,n9 Stadtgerichtsschöffen eingetrieben wird, soll<br />

zwischen dem Kanzleidirektor ünd Amtmann geteilt<br />

werden. Es folgen Anweisungen, wie das Kanzleiärchiv<br />

geführt werden soll. In privathäusern dürfen keine<br />

Verhöre stattfinden. An ordentlichen Gerichtstagen sind<br />

saufgelage in der Kanzlei streng verboten. Dass bei<br />

Gericht auch schon einmal zu tief ins Glas geschaut<br />

r1ird, bezeugen verschiedene euellen. Diese<br />

Gerichtsordnung ist ein Beispiel dafür, dass die<br />

Gr<strong>und</strong>herren im Allgemeinen <strong>und</strong> <strong>Graf</strong> salentin <strong>Ernst</strong><br />

im Besonderen durch Verordnungen Maßregeln für die<br />

angestellten Beamten vorschreiben. Ein späteres<br />

Kapitel befasst sich mit weiteren verordnungen, die<br />

<strong>von</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> erlassen werden.<br />

Wirre Kriegszeiten<br />

Als <strong>Graf</strong> salentin <strong>Ernst</strong> die Regierungsgeschäfte<br />

übernimmt, befindet sich der 30jährige Kriög"in seiner<br />

Endphase. D3ln folgen diä äs "Räubkriege,,<br />

bezeichneten Versuche <strong>des</strong> französischen Köni-gs<br />

lt4wigs xlv, das rinks-rheinische Gebiet in seine<br />

Hände zu bekommen. <strong>von</strong> 16gg bis 1697 hinterlässt<br />

der Pfälzische Erbfolgekrieg,in der Eifel seine spuren.<br />

In salentin <strong>Ernst</strong> letzten <strong>Leben</strong>sjahren zieht der<br />

spanische Erbfolgekrieg die Eifel ih Mitteidenschaft.<br />

Die sorgen <strong>und</strong> Nöte <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> beziel-ren sich<br />

begreiflicherweise auf die Kriegsereignisse in jener<br />

Zeit. Gerade hier zeigt sich, wiJwenii satentin <strong>Ernst</strong><br />

die damit verb<strong>und</strong>enen Fragen söinen Beamten<br />

überlässt <strong>und</strong> wie er sich selbst um att diese für seine<br />

untertanen lebenswichtigen Angelegenheiten kümmert.<br />

In.diesen Kriegszeiten töilt saldntin <strong>Ernst</strong> viele sorgen<br />

mit seinen untertanen, die bei rruppendurchzügen mit<br />

Proviant- <strong>und</strong> Fourageabgaben' it


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

die für seine unermüdliche lnitiative Zeugnis ablegt, die schießen hören mit Stücken <strong>und</strong> Mousqueten, dahero<br />

Dörfer seiner <strong>Graf</strong>schaft vor Einquartierung <strong>und</strong> vermutet wird, dass die Armeen entweder<br />

Proviantlieferung a) verschonen. Eine der ersten aneinandergeraten sind oder die Alliierten Tournai<br />

Amtshandlungen <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> ist die Anweisung an belagert haben. Unsere Defensores sind gestern in<br />

seinen Amtmann, den heranmarschierenden Truppen Zülch (Zülpich) aufgebrochen <strong>und</strong> werden ihr Lager<br />

+echtzeitig entgegenzureiten, um sie <strong>von</strong> den gräflichen zu Lommersdorf <strong>und</strong> Kerpen schlagen, welches uns<br />

Landen abzulenken <strong>und</strong> so das Unheil <strong>von</strong> den Gottlob <strong>von</strong> ihnen befreit."<br />

verderbten Untertanen abzuwenden. lm Kriegsjahr In einem weiteren Brief vom September 1690 an<br />

1672 befiehlt <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> allen Wirten <strong>und</strong> seinen Vetter lobt er den Kommandanten pampus, der<br />

Gasthaltern seines Fleckens Blankenheim, sie sollen bisher sein Außerstes getan habe, den Flecken<br />

seinem Kommandanten oder dem Kanzler mitteilen, Blankenheim vor Plünderungen zu bewahren. Am 13.<br />

welche fremden Leute bei ihnen ankommen <strong>und</strong> Logis November 1690 berichtet <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> <strong>von</strong><br />

genommen haben. Sie haben mitzuteilen, woher iie abziehenden Truppen aus der Herrschaft Kronenburg<br />

kommen <strong>und</strong> welches Reiseziel sie haben. lm Februar in Richtung Büllingen. Nun befürchtet er aber, dass sie<br />

1675 liegt der Oberstleutnant Johann <strong>von</strong> Lehmhausen bei der kalten Witterung wieder zurückkehren könnten.<br />

mit Reitern in Blankenheim. 1689 haben sich Ein weiterer Brief, der zwölf Tage später datiert ist,<br />

französische Soldaten auf dem Hunsrück versammelt. verrät die Anwesenheit <strong>von</strong> brandenburgischem Militär<br />

Sicherungstruppen liegen bis tief ins Eifelland. So in Blankenheim. Dazu kommen Forderungen der<br />

befindet sich eine Abteilung in Hillesheim, also an der Franzosen in Montroyal, die dem <strong><strong>Graf</strong>en</strong> Lieferungen<br />

Grenze <strong>des</strong> Blankenheimer Lan<strong>des</strong>. Nach der Sitte der <strong>und</strong> Abgaben <strong>von</strong> seinen Besitzungen an der Mosel<br />

Zeil wird das umliegende Land zu Abgaben sperren, bis eine Übereinkunft über die Kontributionen<br />

herangezogen. Die Eifeler Stände (Gr<strong>und</strong>herrschaften) erfolgt sei. Am 14. September 1692 berichtet <strong>Salentin</strong><br />

müssen 400 M<strong>und</strong>portionen aufbringen. Hierüber <strong>Ernst</strong>, dass der Intendant die Jahreskontribution<br />

verhandelt <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> mit seiner Cousine, der herabgesetzt habe. Doch dann gibt es wieder<br />

Gräfin <strong>von</strong> Manderscheid-Kail, dem arembergischenRückschläge,<br />

als der Oberstleutnant Schad, der bisher<br />

Statthalter Veyder <strong>und</strong> dem <strong><strong>Graf</strong>en</strong> Karl Ferdinand <strong>von</strong> im Amt Nürburg gestanden hatte, am Abend <strong>des</strong> 13.<br />

Manderscheid-Gerolstein in Dreimühlen. Gespräche in September in Dollendorf einzieht, also unmittelbar an<br />

Montroyal mit den Franzosen stellen sich als schwierio der Blankenheimer Grenze. Schad plant <strong>von</strong> dort nach<br />

heraus. lm Sommer 1690 verhandelt <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> mi Jünkerath zu marschieren. Doch <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> gelingt<br />

dem französischen Beamten Montat, dem er die es, ihn zu bewegen, die Absicht aufzugeben <strong>und</strong> in<br />

schwierige Lage der Eifel <strong>und</strong> die überzogenen Richtung Euskirchen abzuziehen. Wenige Tage später<br />

Forderungen vor Augen hält. Unermüdlicn trifft die Hiobsbotschaft ein, dass sich kurkölnische,<br />

korrespondiert <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> mit seinen Eifeler kurpfälzische <strong>und</strong> münsterländische Truppen auf dem<br />

<strong><strong>Graf</strong>en</strong>kollegen <strong>und</strong> den Befehlshabern der Rückzug befinden <strong>und</strong> seinen Herrschaftsbereich<br />

durchziehenden Truppen. So schreibt <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> bedrohen. <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> hofft, ,,der Herr Statthalter<br />

am 15.8.1690 seinem Vetter, dem Gerolsteiner <strong><strong>Graf</strong>en</strong>: <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> Königseck sei uns ein guter patron <strong>und</strong> finde<br />

"Es ein gutes Mittel uns hier<strong>von</strong> zu erretten.,'. Durch<br />

will sonsten die Operation noch an keinem Ort persönliche Beziehungen versucht <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> die<br />

einen Fortgang erreichen. tm Niedertand Lasten, die aus den Kriegen erwachsen, zu lindern.<br />

(Niederrhein) hat man bei Abgang letzter post stark Die oben beschriebenen Aktivitäten <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> finden<br />

18<br />

Mordende <strong>und</strong> plündernde sordateska,<br />

Radierung <strong>von</strong> rJrrich Franck, r64s


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

(Stammbäume) der <strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>von</strong> Manderscheid-<br />

Blankenheim weisen nur 12 Nachkommen auf. Auch<br />

eine Nachfrage beim Lan<strong>des</strong>hauptarchiv in Koblenz<br />

brachte ein 13. Kind nicht zu Tage. Folgende<br />

Nachkommen werden in den Stammbäumen<br />

verzeichnet:<br />

o Johanna Franziska: Gemahlin <strong>von</strong> Ferdinand<br />

Maximilian, <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> Rietberg; nach <strong>des</strong>sen Tod<br />

Gemahlin <strong>von</strong> Arnold Moritz, <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> Bentheim<br />

Tecklenburg<br />

r Anna Juliane Helene: Abtissin <strong>von</strong> Thorn<br />

r Catharina Carolina: jung verstorben<br />

o Clara Philippine Felicitas: Gemahlin <strong>von</strong> Albert<br />

Eusebius <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> Königsegg-Rotenfels<br />

t Franz Georg: regierender <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> 1694; Gemahl<br />

<strong>von</strong> Johanna, Gräfin <strong>von</strong> Königsegg-Rotenfels<br />

r Marie Ernestine:jung verstorben<br />

o Caroline Ernestine<br />

o Eleonore Ernestine: Abtissin zu Elten<br />

r Moritz Gustav: Erzbischof <strong>von</strong> Prag<br />

r Johann Friedrich: Dechant zu St. Gereon in Köln<br />

r Maria Eugenia:Abtissin zu Elten<br />

o Maria Franziska:Abtissin zu Vreden<br />

Neben dem seit 1694 den Vater in der Regierung<br />

ablösenden Franz Georg verdient Johann Moritz<br />

Gustav, der 1676 geboren wird, besondere Erwähnung.<br />

Mit 9 Jahren wird er Domherr zu Köln. 1722 erhält er<br />

die Bischofswürde <strong>von</strong> Wiener Neustadt, 1730 die<br />

Erzbischofswürde <strong>von</strong> Palermo <strong>und</strong> schließlich 1734<br />

die Kardinalswürde <strong>von</strong> Prag. "Johannes Mauritius<br />

Gustavus de Blankenheim-Manderscheid, preapositus<br />

Archiepiscopus Pragensis gest. 1763" ist auf dem<br />

Tafelwerk im Kapitelsaal <strong>des</strong> Kölner Domes zu lesen.<br />

Von ihm stammen die prachtvollen Messgewänder, die<br />

die Domkirche in Köln unter dem Namen "Die<br />

Blankenheimer Kapellen" aufbewahrt. Beide sind aus<br />

roter Seide mit Gold durchwirkt <strong>und</strong> mit dem Wappen<br />

<strong>von</strong> Manderscheid-Blankenheim versehen. Johannes<br />

Mauritz ist der Fre<strong>und</strong> <strong>des</strong> Geschichtsschreibers<br />

Schannat. Er veranlasst diesen 1734 eine Abfassung<br />

der Eifelgeschichte zu schreiben. Das Resultat ist die<br />

"Eiflia<br />

illustrata".<br />

Die noch immer bestehenden familiären Bindungen in<br />

den Westerwald zeigen sich darin, dass Moritz Gustav<br />

1738 den Hochaltar der heutigen Pfarrkirche in<br />

Hachenburg stiftet in Ansehung <strong>des</strong>sen, dass <strong>von</strong><br />

seinem Vadder selig die Stiftung ihren Anfang<br />

genommen. Eine Skulptur <strong>des</strong> Erzbischofs <strong>von</strong> Prag ist<br />

im Kreuzgang der Marienstädter Abtei zu sehen.<br />

Doch auch <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> darf sich mit Ehrentiteln<br />

schmücken. Er steht bei den Erzbischöfen <strong>von</strong> Köln in<br />

hoher Gunst <strong>und</strong> erhält <strong>von</strong> ihnen die Würde <strong>des</strong><br />

Erbhofmeisters. Als junger Mann hat er 1658 in dieser<br />

Eigenschaft den Kurfürsten <strong>von</strong> Köln nach Frankfurt zur<br />

Krönung <strong>des</strong> Kaisers Leopold begleitet. Sogar beim<br />

Kaiser genießt er hohes Ansehen, der ihm erlaubt, den<br />

Titel<br />

"Hoch-<br />

Umfangreiche Korrespondenz<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> ist ein außerordentlich fleißiger<br />

Mensch, der viel Zeit am Schreibtisch verbracht haben<br />

muss. Unermüdlich ist e( damit beschäftigt, eine<br />

ausgedehnte Korrespondenz zu führen. Uns kommt<br />

heute zu Gute, dass der <strong>Graf</strong> <strong>des</strong> Lesens <strong>und</strong><br />

Schreibens mächtig war, was man <strong>von</strong> seinem Vater<br />

nicht behaupten kann. Die meisten Herrscher jener Zeit<br />

sind Analphabeten, die ihren Schreibern die<br />

Verfügungen <strong>und</strong> Ordnungen in die Feder diktieren.<br />

Von <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> ist eine große Anzahl selbst<br />

geschriebener Schriftstücke erhalten geblieben.<br />

Offizielle <strong>und</strong> private Korrespondenzen stammen aus<br />

seiner Feder. Oftmals ist die Korrespondenz<br />

bruchstückhaft. Bei offizrellen Schriftstücken lässt es<br />

sich der <strong>Graf</strong> nicht nehmen, selbst Korrekturen<br />

anzufertigen. Mit den benachbarten <strong><strong>Graf</strong>en</strong> unterhält er<br />

einen regen Schriftverkehr. So auch mit dem<br />

Gerolsteiner <strong>Graf</strong> Karl Ferdinand, der sich bevorzugt<br />

auf der Burg Bettingen aufhält. Man tauscht<br />

gelegentlich kleine Geschenke aus. Am 18.11.1693<br />

bedankt sich <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> für einen w<strong>und</strong>erlichen<br />

Fisch, den<br />

<strong>und</strong> Wohlgeboren" zu führen.<br />

"er zu der ewigen Gedächtnüs in seiner<br />

Kunstkammer werde verwahren lassen". Ein anderes<br />

Mal bedankt sich der <strong>Graf</strong> für den überschickten<br />

Kaffee, der damals auch in den Eifeler Schlössern noch<br />

ein seltenes Genussmittel ist. lm März 1692 schreibt<br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> aus Hachenburg dem Gerolsteiner<br />

<strong><strong>Graf</strong>en</strong>, dass er die Durchreise <strong>des</strong> Kurfürsten <strong>von</strong><br />

Bayern erwarte. Er werde ihm im Posthaus zu Birnbach<br />

untertänigst aufzuwarten suchen.<br />

16


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

während <strong>des</strong> pfälzischen Erbfolgekrieges statt.<br />

Während dieses Krieges schließen 1tn äie Eifeler<br />

Fürsten zu einer Allianz zusammen, die sich "eyffiscne<br />

Vereinigte Stände" nennt. Zu diese Allianz gehören die<br />

<strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>von</strong> Manderscheid-Blankenheiml Mander_<br />

scheid-Gerolstein, Manderscheid-Kail, der Herzog <strong>von</strong><br />

Aremberg <strong>und</strong> die Herren <strong>von</strong> Dollendorf <strong>und</strong> Xe:rpen.<br />

Am 4 Aprit 1696 treffen sich die Eifeter Ständä in<br />

Wiesbaum, das zur Herrschaft Jünkerath <strong>und</strong> somit zur<br />

<strong>Graf</strong>schaft Blankenheim gehört. Unter dem Vorsitz <strong>des</strong><br />

60jährigen <strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> fordert man die<br />

Redu_zierung der Geld- <strong>und</strong> Futterlieferungen an die<br />

französische Armee. Man einigt sich auf eiie jährrichä<br />

Abgabe <strong>von</strong> 2.000 Reichstaiern. Auch eine Redu_<br />

zierung der geforderten 4.000 Malter Hafer für die<br />

Pferde steht auf der Tagesordnung. Zu diesem<br />

Zeitpunkt hat sich <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> bereitsiwei Jahre <strong>von</strong><br />

den Regierungsgeschäften zurückgezogen. Doch man<br />

erkennt, dass er sich immer wieder bäi existenzielle<br />

Fragen in die Politik einmischt. lm Jahre 1696 sieht<br />

sich <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> nochmals genötigt, aktiv in die<br />

Politik einzugreifen. Seit einiger Zeit öperieren kleine<br />

Banden <strong>von</strong> 9 bis '12 Mann mit falschän pässen <strong>und</strong><br />

fügen den Untertanen durch Erpressung großen Scha_<br />

den zu. Sie attackieren HandelskarreÄ, so dass der<br />

Handelfast zum Erliegen kommt. So sieht sich <strong>Salentin</strong><br />

<strong>Ernst</strong> gezwungen, gegen die Straßenräuber<br />

vorzugehen. Zur "Ausrottung"<br />

dieser Diebe erlässt er<br />

auch im Namen der Eifeler Stände eine Verordnung,<br />

die folgen<strong>des</strong> besagt:<br />

Die benachbarten Stände sollen sich gegen die<br />

Banden zusammentun, indem sie die Uniäri'anen in<br />

den Dörfern bewaffnen <strong>und</strong> sich mit den<br />

Schützenführern bereithalten. Den Untertanen wird<br />

befohlen, Bericht zu erstatten, sobald sie ,,kleine<br />

partheyen" bis 20 Mann in Dörfern, Höfen <strong>und</strong> Wäldern<br />

vernehmen. Die Schützenführer haben genügend<br />

Schützen zusammenzuziehen, um sich Oer blebä zu<br />

bemächtigen. Ohne Zeitverlust müssen die Schützen_<br />

führer die benachbarten Schützenführer informieren.<br />

Ohne Pass angetroffene Räuber sollen nach einer<br />

kurzen Zeit der Sündenbereuung <strong>und</strong> Gottesversöh_<br />

nung standrechtlich erschossen <strong>und</strong> an Ort <strong>und</strong> Stelle<br />

begraben werden. Sollten sie aber einen pass mit sich<br />

führen an <strong>des</strong>sen Richtigkeit zu zweifeln ist, müssen<br />

9j." G,efangenen festgehalten werden, bis eine<br />

.Uberprüfung die Richtigkeit feststeilt. Weiterhin folgt die<br />

Warnung an die Untertanen, den Wegetagärern<br />

Unterschlüpfe<br />

_zu<br />

gewähren. Ansonsten erfolgJ eine<br />

Bestratung an "Leib Schulgründungen<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> regiert zu einer Zeit, in der viele<br />

Herrscher<br />

' auf Volksbildung keinen Wert legen. Ein<br />

dummes Volk kommt ja kaüm auf dumme Gödanken.<br />

so mögen viele Dynasten gedacht haben. Umso<br />

erstaunlicher ist die Tatsache, dass <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> sich<br />

besonders auf kulturellem Gebiet engagiert. Vor allem<br />

liegt ihm das Schulwesen am Herzän. Schule ist<br />

damals schon Jahrh<strong>und</strong>erte lang Angelegenheit der<br />

Kirche. Ein geordnetes Schulleben ist Ois ins 1g.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert unbekannt. Zu sehr sind die Kinder in der<br />

agrarisch ausgerichteten Eifel dem Zwang unter_<br />

worfen, in der Landwirtschatt zu helfen. Nui in den<br />

Wintermonaten ist genug Muße, um sich zu bilden.<br />

?o,.n<br />

<strong>und</strong> Gut',. Der OberschufthLiß der<br />

Herrschaft Jünkerath erhält den Befehl, diese<br />

Verordnung allen Untertanen der Herrschaft mitzu_<br />

teilen. Feuer <strong>und</strong> pulver sollen immer bereit stehen<br />

jeder<br />

<strong>und</strong><br />

Untertan habe sich mit einem Gewehr zu<br />

bewaffnen. Möglicherweise mag diese Verordnunt<br />

sehr brutal <strong>und</strong> hart erscheinen. Doch die vieleÄ<br />

Kriegsereignisse <strong>und</strong> die ständigen Forderungen der<br />

soldateska haben einen umsicntigen <strong><strong>Graf</strong>en</strong> si-cnerticn<br />

zermürbt. Ats nun n9c.h im Gefolge der Krieje<br />

marodierende Straßenräuber ihr Unwesen treiben uid<br />

die Untertanen an Leib <strong>und</strong> <strong>Leben</strong> bedrohen, ist das<br />

Maß voll <strong>und</strong> konsequente <strong>und</strong> harte Strafmaßnahmen<br />

sind die Folge.<br />

ausgebildete Lehrer <strong>und</strong> entsprechende<br />

Schulgebäude gibt es noch nicht. Die Sihulzimmer<br />

sind enge Räume, meist ohne Sitzgelegenheit. Oftmals<br />

müssen Scheunen als Schulräume herhalten. Die<br />

Begriffe Kirche <strong>und</strong> Schule sind untrennbar miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en, da nur die Geisilichen die Wissenschaften<br />

vermitteln. 1648 hat der Westfälische Friede die<br />

Besetzung der Schulämter unter dem Einfluss der<br />

Kirche belassen. lm provinzial-Concile <strong>von</strong> 1662 heißt<br />

CS:<br />

'Von<br />

großer Wichtigkeit ist es, dass die Knaben <strong>und</strong><br />

Mädchen gut erzogen werden. Der Unterricht der<br />

Jugend ist <strong>von</strong> solcher Bedeutung, dass da<strong>von</strong> beinahe<br />

das ganze Wohl <strong>des</strong> Staates <strong>und</strong> der Kirche abhängig<br />

ist. Daher sollen die pastoren dafür sorgen, Oass lö<br />

bald als möglich deutsche <strong>und</strong> lateinische Schulen für<br />

beide Geschlechter in den einzelnen Städten, Flecken<br />

<strong>und</strong> Dörfern unserer Diözese, wenigstens in den<br />

größeren errichtet werden; sie sollen sich mit der<br />

weltlichen Obrigkeit benehmen, dass an einem<br />

passenden <strong>und</strong> nahe bei der Kirche gelegenen Orte<br />

Schulen gebaut werden, <strong>und</strong> dass für äas -Gehalt<br />

<strong>des</strong><br />

Lehrers gesorgt wird. Fehlen aber die Mittel, um den<br />

Lehrer zu unterhalten, dann sollen die pfarrer oder ihre<br />

Vicare <strong>und</strong> Kapläne die Kinder selbst unterrichten.,,<br />

Das ist die Theorie, die praxis,sieht aber anders aus. ln<br />

den Pfarr-Lateinschulen unterrichten. die pfarrer nur<br />

wenige ausgewählte Zöglinge in Deutsch <strong>und</strong> Latein.<br />

Doch <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> bemühisich in besonderem Maße<br />

y.r die Gründung kirchtich geleiteter Schulen, um die<br />

Volksbildung in seinem Herrschaftsbereich zt)<br />

verbessern. 1667 ordnet er an, die verfallene Schule in<br />

Blankenheim wieder aufzubauen, die schon 151g<br />

neben der Kirche errichtet worden war. Der Kölner<br />

Weihbischof <strong>und</strong> Generalvikar Ausenius ruft 1675<br />

einen Schulfonds in Blankenheim ins <strong>Leben</strong>. <strong>Graf</strong><br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> erlässt genaue Bestimmungen über den<br />

Schulbesuch <strong>und</strong> drückt mehrfach sein Missfallen<br />

darüber aus, dass die Eltern ihre Kinder vom Unterricht<br />

fern halten. 1682 richtet der <strong>Graf</strong> erstmats in<br />

Blankenheim eine besondere Schule für Mädchen ein.<br />

Unterrichtsfächer sind Lesen, Schreiben, Rechnen,<br />

Nähen, Katechismus, gute Sitten <strong>und</strong> Französisch.<br />

Nicht nur der Residenzort Blankenheim soil seine<br />

19


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

Fürsorge in schulischer Hinsicht erfahren, sondern wählte Schüler, die<br />

auch<br />

zukünftigen pfarrern<br />

alle Dörfer seiner <strong>Graf</strong>schaft.<br />

ausgebildet<br />

So schreibt der <strong>Graf</strong> werden sollten. Da<br />

1688<br />

die pfarrei<br />

an den Kölner<br />

Glaadt nur<br />

Generalvikar,<br />

etwa ein<br />

er möge anordnen, Dutzend Haushalte zählt,<br />

dass Pfarrer<br />

trifft der Umstand<br />

Schule halten,<br />

zu,<br />

weil<br />

dass<br />

die Jugend vielfach der Pfarrer<br />

keinen Unterricht habe. Die Berufung <strong>von</strong> Lehrern<br />

scheitert zumeist daran, dass die Gemlinden zu arm<br />

sind, den Lehrer zu bezahlen. <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> meint, für<br />

die Pfarrer wäre das Schulhalten eine gute Ausfüllung<br />

ihrer Mußest<strong>und</strong>en <strong>und</strong> für die Gemeiide ein gronei<br />

Nutzen. Falls Pfarrer sich weigern, so möge man ihnen<br />

Einkommen abziehen <strong>und</strong> dä<strong>von</strong> Lehrer besolden. ln<br />

einer 1688 erlassenen Schulordnung für seine<br />

<strong>Graf</strong>schaft schreibt <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> den Unterricht in<br />

Religion, Lesen, Schreiben <strong>und</strong> Rechnen vor. Wörtlich<br />

heißt es:<br />

Gottesfurcht, sondern auch in christticher Lehre <strong>und</strong><br />

nicltt weniger im Lesen <strong>und</strong> Schreiben unterwiesen.<br />

<strong>und</strong> <strong>von</strong> dem schädtichen Müßiggange ,rä<br />

Untugenden abgehatten werden sottel,- ntte Kinder<br />

sollen, sobald sie zum Schutgehen kapabel_sind, bis<br />

zum zwölften Jahre in die Schute geschickt werden<br />

<strong>und</strong> zwar sowohl zur Sommers_ wie Winterszeit.<br />

Damit aber ein zeiilicher Schutmeister für diese Mühe<br />

auch gebührend Competenz habe, so sollen<br />

demselben für künftig diejenigen fünf Malter Spelz<br />

<strong>und</strong> fünf Malter Hafer, so vorhin aus den Dorrfkirähen<br />

Renten der Thal-Schule (Schute im Btankenheimer<br />

Tal) geliefert werden - ttem soil ihm monailich <strong>von</strong><br />

jedem Kind, so Deutsch lesen <strong>und</strong> schreiben lernt, l0<br />

Albus (Unterwährung <strong>des</strong> Talers), wie auch <strong>von</strong><br />

jedem so Rechnen lernt, 20 Atbus ionattich gegeben<br />

werden."<br />

"unterbeschäftigt',<br />

ist. Für <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> ist<br />

dies ein Gr<strong>und</strong>, den pfarrer zum Schulhalten z.)<br />

verpflichten, damit er sich vom Müßiggang abhält. Der<br />

<strong>Graf</strong> versichert dem pfarrei- verschiedene<br />

Vergünstigungen, wenn er die Schule ordnungsgemäß<br />

hält Die Vergünstigungen bestehen aus der-Nitzung<br />

gräflicher Ländereien <strong>und</strong> dem Zehnten <strong>des</strong> "wildei<br />

Lan<strong>des</strong>". Falls der pfarrer das Schulhalten unterlassen<br />

oder sich darin nachlässig zeigen sollte, würde der <strong>Graf</strong><br />

die Nutzungen entziehen.<br />

Doch das bedeutsamere Ereignis ist sicherlich die Er_<br />

richtung einer Mädchenschule. Am 30. November 1691<br />

erhält der Glaadter pfarrer<br />

"Töchterschule"<br />

die Erlaubnis, eine<br />

einzurichten. Diese Mädchenschule ist<br />

als die erste im gesamten heutigen Kreis Daun anzuse_<br />

hen. Nonnen <strong>des</strong> Ursulinenordens sollen die ihnen an_<br />

vertrauten Mädchen erziehen. Der Ursulinenorden, der<br />

sich Unterricht <strong>und</strong> Erziehung der weiblichen Jugend<br />

zur Aufgabe gemacht hatte, war 1535 <strong>von</strong> Angela f,Ieri_<br />

ci in Brescia ins <strong>Leben</strong> gerufen worden, DIe vorge_<br />

schriebene getrennte Unterrichtung <strong>von</strong> Jungen ünd<br />

Mädchen erfordert ein eigenes Schulgebäude. So ent<br />

steht direkt neben der Kirche ein Neubau mit Stall <strong>und</strong><br />

Garten, das sowohl als Kloster als auch als Schule die_<br />

nen soll. Dieses Gebäude existiert heute noch im pri_<br />

vatbesitz der Familie Edm<strong>und</strong> Bauer.<br />

Ehemaliges Ursulinenkloster. Die Tür an der<br />

Vorder-front führte durch einen Garten direkt zur<br />

Kirche.<br />

Scheinbar befolgt man diese Schulordnung nicht in Die<br />

gewünschtem<br />

ersle Lehrerin, Margarethe<br />

Maße.<br />

Berg,<br />

So muss<br />

stammt<br />

der<br />

aus<br />

<strong>Graf</strong> im Oktober Glaadt. lm<br />

1688<br />

Stiftungsbrief<br />

vernehmen,<br />

heißt es:<br />

dass die Väter nicht bereit sind, ihre ,,Nachdem die<br />

Kinder<br />

Kapeile<br />

regelmäßig<br />

zu Glaadt<br />

in<br />

zu<br />

die<br />

einer<br />

Schule<br />

Kirche<br />

zu schicken. So gibi verändert <strong>und</strong> durch<br />

<strong>Salentin</strong><br />

löblichen<br />

<strong>Ernst</strong><br />

Fteiß<br />

dem<br />

<strong>und</strong><br />

Schultheißen<br />

Bemühung<br />

die Anweisung, sich <strong>des</strong> ehrwürdigen<br />

bei<br />

Mathias<br />

einer<br />

Reulandt,<br />

Strafe <strong>von</strong><br />

der<br />

5 Goldgulden<br />

seither di-e<br />

innerhalb <strong>von</strong> drei Pfarrei zu Glaadt<br />

Tagen<br />

bedient,<br />

zu verantworten,<br />

die Kirche mit<br />

warum<br />

allen nötigen<br />

er seine schulischen Ornamenten<br />

Bef_ehle<br />

wohl versehen,<br />

nicht pfiichtgemäß<br />

die Bruderschaft<br />

gehandhabt<br />

ae{ Ut.<br />

häbe. Kreuzes wieder<br />

Außerdem<br />

in Btüte<br />

soll er<br />

mit großem<br />

den Schulmeistern<br />

Zulauf<br />

für je<strong>des</strong><br />

<strong>des</strong><br />

Volkes aufgerichtet,<br />

Schulkind<br />

daneben<br />

unter 13<br />

aubh<br />

Jahren,<br />

die, Teutsch<br />

das der<br />

<strong>und</strong><br />

Schulpflicht nicht Lateinische<br />

nachkomme,<br />

Schuht zur lJnterweißung<br />

eine Strafe <strong>von</strong><br />

der<br />

114<br />

lieben<br />

Reichstaler vom Lohn Jugend' auch mit<br />

abziehen.<br />

Zutauf aus vielen-Orten töbtich<br />

gehalten <strong>und</strong> eingeführt, nunmehr auch dahin<br />

bedacht, wie die Buben <strong>und</strong> Mädchen durch eine<br />

absonderliche (abgesonderte)<br />

in Gtaadt (1691)<br />

Schule zur Erhaltung<br />

größerer Ehrbarkeit mit einer anzusteilende-n<br />

Schulmeisterin,<br />

Neben Blankenheim<br />

die zugleich<br />

profitiert<br />

zu dem gemeinen<br />

vor allem Glaadt vom Besten die<br />

Wunsch<br />

Kinder neben<br />

<strong>des</strong><br />

Lesen<br />

<strong><strong>Graf</strong>en</strong>,<br />

<strong>und</strong><br />

kirchlich<br />

Schreiben<br />

geleitete<br />

auch<br />

Schulen zu<br />

unterhalten. '1680<br />

in der Ehrbarkeit <strong>und</strong> in Nähen<br />

erfahren<br />

<strong>und</strong><br />

wir<br />

dergteichen<br />

aui einem Schreiben an unterweise.<br />

das<br />

Somit<br />

Kölner<br />

nun alles,<br />

Generalvikariat,<br />

soviel wie möglich<br />

dass<br />

in<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> beständigem<br />

den Plan<br />

Gang<br />

hegt,<br />

<strong>und</strong> in<br />

seine<br />

Zukunft<br />

Hofkanzlei<br />

erhalten<br />

ins<br />

bleiben<br />

Schloss Jünkerath soll <strong>und</strong><br />

zu<br />

durch<br />

verlegen<br />

Nachtässigkeit<br />

<strong>und</strong><br />

künftiger pastoren<br />

dass er <strong>des</strong>halb 1691<br />

nicht<br />

in Glaadt eine<br />

Knabenyreder<br />

in Abgang<br />

<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong><br />

Mädchenschule<br />

Missbrauci gerate,<br />

ins<br />

hat<br />

<strong>Leben</strong><br />

Herr<br />

ruft. Am 1g. Pastor den<br />

August<br />

hochgeborenen<br />

1691 eröffnet der erste pfarrer <strong><strong>Graf</strong>en</strong> Sälentin <strong>Ernst</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>von</strong> Glaadt, Manderscheid-Blankenheim<br />

Mathias Reulandt,<br />

ersucht,<br />

durch<br />

durch<br />

die lnitiative<br />

<strong>des</strong>sen<br />

<strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> im Autorität<br />

Pfarrhaus<br />

alle erdenktiche<br />

eine Knabenschule.<br />

Vorsorge zu treffen<br />

Die vorher<br />

<strong>und</strong><br />

bestehende nach vielfältiger<br />

Pfarr-Lateinschule<br />

reifticher Erwäguig<br />

beherbergte<br />

<strong>und</strong> übertegung<br />

nur wenige ausge_ nachfolgende Regeln <strong>und</strong> Ordnüng beschlossen:<br />

20


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

Erstlich werden alle künftigen hochgräflichen<br />

Nachfolger <strong>des</strong> Hauses Btankenheim erinn-ert, dass,<br />

wenn diese Pfarrei-ke.inen pfarrer hat, zur Erhaltung<br />

Qgttes<br />

E_lren sorgfältig dahin bedacht zu sein, dais<br />

diese Pfarrei wieder an einen gottesfürcittigen,<br />

frommen <strong>und</strong> fleißigen pastor vergeben werde,- der<br />

verspreche, Schule zu halten <strong>und</strong> die Jugend in<br />

Deutsch <strong>und</strong> Latein zu unterweisen <strong>und</strong> keinem<br />

anderen diese pfarrei übergeben, als dem, der sich<br />

zu diesem Schulhalten verbinde, <strong>des</strong>to mehr, weil<br />

diese Pfarrei wenig pfarrkinder hat. Mithin ein pastor<br />

damit zum allgemeinen Besten durch Schulhalten er<br />

auch Gelegenheit habe, <strong>von</strong> dem Müßiggang sich<br />

abzuhalten ... Zum andern, damit ein zeitticherba"to,<br />

luch wegen <strong>des</strong> Schulhaltens neben monatlichem<br />

Schulgeld<br />

.eine Ergötzlichkeit zu genießen habe, hat<br />

die Gemeinde zu Glaadt zu geben: Eine Wiese mit<br />

Tlem Wagen Heujenseits der Kytt. Ferner, in der<br />

Glaadt'eine Karre Heu. Zu Sengersdortzwei Hoppen<br />

l9u.<br />

Vom hochgeborenen <strong>Graf</strong>än Satentin ernii aie<br />

Marsacker Wiesejensgitg der Kytt mit einem Wagen<br />

Heu, Daneben den Zehnten vom wilden Land -<strong>und</strong><br />

hiernach spezifizierte Fetder, die aus wildem Land zu<br />

gutem gemacht werden <strong>und</strong> daher den gemeinen<br />

Zehnten geben müssen ... Alles mit deh Beding<br />

(unter der Bedingung), dass, wenn ein zeitlichär<br />

Pastor das Schuthalten unterlassen oder sich darin<br />

nachlässig zeigen würde, die Nutzung der Wiesen<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> gemeinen Zehnten ihm entiogen <strong>und</strong> der<br />

Kirche zum Besten gerechnet werden soit.,,<br />

Zur Gründuno der Mädchenschule<br />

heißt es im Stiftunosbrief<br />

le so oft wie nötig gekehrt <strong>und</strong> gesäubert werden.<br />

Auch das Unterstützen <strong>des</strong> Küstörs beim Morgen_,<br />

Mittag- <strong>und</strong> Abendgeläut gehöre zu ihren Rutga:beni<br />

auch falls der Pastor verhindert sein würde, sollen sie<br />

beim Sonnenuntergang den Rosenkranz beten. Es<br />

sollen sich die beiden Devotessen auch befleißigen,<br />

das Orgelschlagen zu erlernen. Den Kirchhof als eine<br />

heilige Ruhestätte der Abgestorbenen halten sie auch<br />

mit Hilfe der Hausmütter sauber. Die Gräber werden<br />

mit guten Kräutern besetzt; daneben sollen sie die<br />

Kranken besuchen, jedoch nur am Tag <strong>und</strong> densel_<br />

ben alle mögliche Hilfe leisten, Ferner ioll ihnen we_<br />

gen <strong>des</strong> Wassers zur Unterhaltung der Kirchenorna_<br />

mente jährlich aus den Kirchenrenten 4 Gulden, 6 Al_<br />

bus, ohne "seiff" <strong>und</strong> steif', zustehen. Sodann ein<br />

Hoppen Heu <strong>und</strong> wegen <strong>des</strong> Orgelschlagens aus<br />

dem Opfergeld 4 Reichstater <strong>und</strong> äus Optörfrüchten<br />

jeweils 1 Malter Spelz <strong>und</strong> Hafer. Wenn sie den Küs_<br />

ter mit Glockenläuten unterstützen, steht ihnen <strong>von</strong><br />

ihm ein Malter Hafer zu.<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> Kirchenkerzen erhalten sie<br />

zwei Gulden, für Besen 12 Albus. Von der Gemeinde<br />

erhielten sie eine Kuh, drei Schafe <strong>und</strong> ein Schwein,<br />

<strong>des</strong>gleichen ein schlachtbares Rind, Kuh oder Kalb.<br />

Hirtenlohn müssen sie aber selbst erstaüen. Wegen<br />

<strong>des</strong> nötigen Brennholzes gestattet ihnen der <strong>Graf</strong><br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> einen Wagen aus seinen Wäldern, den<br />

er durch die Ackerpferde zu Jünkerath <strong>von</strong> Sengersdorf<br />

herbeiführen lässt. Aus dem Gemeindewald wäist der<br />

<strong>Graf</strong> vier Wagen an. Reisende Bettelmönche <strong>und</strong><br />

andere Gäste dürfen nachts weder beherbergt noch<br />

verpflegt werden. Zum Schluss heißt es dann wörilich:<br />

Für diese Töchterschule solle am Kirchhof ein beque_<br />

mer Bau mit einem zierlichen Garten errichtet wer_<br />

den. Weil jetziger pastor zwei Töchter, eine <strong>von</strong> sei_<br />

nen nächsten Verwandten <strong>und</strong> eine aus dem Dorf<br />

Glaadt zu diesem Schulhalten notdürftig unterweise,<br />

<strong>von</strong> denen auch eine das Orgelschlagen lernen soll,<br />

werden künftig jederzeit zwei Töchier zu diesem<br />

Schulhalten unterwiesen <strong>und</strong> "capabel,,<br />

gemacht, der_<br />

gestalt, dass selbige in diesem Haus ehrbarlicht zu_<br />

sammen wohnen ...<br />

So oft eine der Lehrerinnen durch Tod, Beitritt in ei_<br />

nen Orden oder durch Heirat abgehen solle, würde<br />

der Pastor eine andere Jungfrau äus der Henschaft<br />

vorschlagen <strong>und</strong> bestätigen. Weil nun der jetzige pas_<br />

tor zur Errichtung dieser Töchterschule mit allem<br />

möglichen Fleiß <strong>und</strong>_ Sorgfalt den Anfang gemacht,<br />

solle nun als erste Schulmeisterin Margareine Berg<br />

angenommen werden. Daneben werde man sich um<br />

eine Lehrerin aus den Nachbardörfern bemühen. So_<br />

fern aber in den Nachbardörfern sich keine finden<br />

mag, solle eine "Auswärtige<br />

Und obzwar einem zeittichen pastoren die obsicht<br />

über diese Töchterschuhl <strong>und</strong> <strong>des</strong> ehrbaren<br />

jungfräwlichen lebens der darin wohnenden Töchter<br />

obligt, so solle dersetbe nicht unnöthiger weiße bey<br />

denselben zusprechen, sondern nur söofft er sotches<br />

alß ein geistlicher vafter <strong>und</strong> obsichter nöthigfindet,<br />

<strong>und</strong> alß<br />

.da,n<br />

mft geziemenden respect zu spiecheni,<br />

wie auch in der kirchen zur beicht hören ... Diese<br />

newe Schuhlmeisterinnen sollen sich <strong>von</strong> unnözhigen<br />

<strong>und</strong>^verdächtigen außgängen müßigen, <strong>und</strong> da nö"thig<br />

außzugehen habenjederzeit ein SZhuinnina mit sich<br />

zu nehmen.<br />

,,Von allen Gastereyen <strong>und</strong> zechen so wohl außer_<br />

wendig alß in ihrem hauß sollen sie sich ent_hatten<br />

<strong>und</strong> dahero umb alle ohnnöthige famitiaritäten zu<br />

meiden, sollen sie keine kinder <strong>von</strong> der Taufe haben,<br />

keine Köchinnen abgeben, im übri-gen aber ihrem<br />

b_eryff vorgeschriebene regeln, andäcft, Ehrbarkeit,<br />

Embsigkeit also obtiegen ... ,,<br />

Anstellung,,finden. Falls So beginnt in Glaadt<br />

eine<br />

das<br />

sich zum<br />

Schulleben<br />

Bleiben nicht<br />

vor über<br />

entschlielien<br />

300<br />

würde, soll Jahren Der Voreine<br />

<strong>und</strong><br />

Dritte<br />

Nachmittagsunterricht<br />

angenommen werden.<br />

umfasst die<br />

Die beiden Lehre_ Fächer Lesen,<br />

rinnen<br />

Schreiben,<br />

erhalten<br />

Rec-hnen,<br />

den Auftrag,<br />

chrisfliche Lehre<br />

die Kirchenornamente <strong>und</strong> Handarbeit. Der<br />

sauber<br />

Abschluss<br />

zu unterhalten,<br />

<strong>des</strong> Schultages<br />

wohl<br />

besteht<br />

zu bewahren, die Kir_ aus dem Beten <strong>des</strong><br />

chenwäsche<br />

Rosenkranzes.<br />

zu waschen,<br />

Donnerstags<br />

was<br />

steht<br />

da<strong>von</strong> mangelhaft ist, ein Spieltag<br />

zu<br />

auf<br />

flicken<br />

dem St<strong>und</strong>enplan.<br />

<strong>und</strong> alles dabei<br />

Angenommen<br />

zu tun, was zu d6ren sorj werden nicht nur<br />

fältiger<br />

Glaadter<br />

Unterhaltung<br />

Kinder, sondern<br />

beitragen<br />

auch Kinder<br />

könne. Die Klrche so]_ aus den Nachbardörfern. Das Kloster_ <strong>und</strong> Schul_<br />

21


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

gebäude hatten der Vater <strong>und</strong> die Brüder der<br />

Margarethe Berg gebaut. Die Verhaltensregeln für die<br />

Nonnen werden <strong>von</strong> M. Berg beträchflich erweitert. Die<br />

33 Regeln beziehen sich auf die <strong>Leben</strong>sführung der<br />

Lehrerinnen als Klosterschwestern, weniger auf den<br />

Unterricht.<br />

Der Tagesablauf der Ursulinen.<br />

"Um<br />

4 Uhr steht sie auf Um hatb S IJhr ist die<br />

Betrachtung. Von 5 bis 6 LJhr einige Handarbeit oder in<br />

der Kammer. Von 6 bis 7 Uhr geht sie in die Kirche.<br />

Darinnen hört sie Meß, wenn die Getegenheit gibt <strong>und</strong><br />

betet die Prim, Tertz, Sept., Non. etc. Von 7 bis B IJhr<br />

ist sie in der Schule. Ein Viertel vor t ! lJhr macht sie<br />

die Erforschung <strong>des</strong> Gewissens <strong>und</strong> das besondere<br />

Examen. Von 11 bis 12 lJhr ist das Mittagessen. Nach<br />

selbigem wird ein wenig gelesen, darauf ein gutes<br />

Gespräch, man betet die Litanei <strong>von</strong> der Mutter Gottes.<br />

Um 1 Uhr die Vesper <strong>und</strong> Comptet. Von 1 bis S uhr ist<br />

die Unterweisung der Kinder; <strong>von</strong> halb S uhr wird<br />

öffentlich mit den Schulkindern gebetet den<br />

Rosenkranz. Von 6 bis 7 arbeitet sie füi sich <strong>und</strong> hätt<br />

das Silentium oder Stillschweigen. Von 7 bis g oder<br />

halb 8 ist das Aben<strong>des</strong>sen. Darauf ein wenig Ruhe <strong>und</strong><br />

Gespräch. Um I Uhr wird gebetet die Litanei <strong>von</strong> allen<br />

Heiligen. Ein Viertel vor g wird gemacht das Examen<br />

<strong>und</strong> auch das besondere Examen. um g lJhr geht man<br />

zur Ruhe oder um halb 10 Uhr."<br />

Besondere Vorschriften bestehen bezüglich der<br />

Anstellung einer neuen Lehrerin. Sie.. wird aufgenommen,<br />

wenn sie 1 112 Jahre innere überlegungen<br />

absolviert hat. Dadurch soll<br />

"capabel<br />

sie anzeigen, on 1ie<br />

sey oder wenigstens werden könne". Nach 1<br />

112 Jahren wird sie nach Köln oder Münstereifel zu<br />

gewöhnlichen Exerzitien geschickt zwecks Ablegung<br />

ihres Gelüb<strong>des</strong>. Am 13. Februar '1694<br />

bestimmt-Crat<br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong>, dass die Nonnen einen Teil <strong>des</strong><br />

Anckrreuther Zehnten, der der Kirche <strong>von</strong> der aus<br />

Sengersdorf slammenden Familie vermacht worden ist.<br />

Bis 1773 besteht die "Töchterschule"<br />

<strong>von</strong> dem schädlichen Müßiggang abgehalten <strong>und</strong>t<br />

hingegen nit allein in guter Ehrbarkeit, nöthiger chrisil.<br />

Lehr, Lesen <strong>und</strong> Schreiben unterwiesen werde <strong>und</strong><br />

nicht wie das Viehe in der lgnoranz aufwachse.."<br />

Nachdrücklich bemerkt der Lan<strong>des</strong>herr, dass diese<br />

Anordnung<br />

im Bau neben der<br />

Kirche. Gräfin Augusta, die letzte regierende Gräfin <strong>des</strong><br />

Hauses Blankenheim, löst sie 1773 auf, da der<br />

Schulfonds zur Erhaltung der Schule nicht mehr<br />

ausreichte. Unsere heutige Schulgemeinschaft steht<br />

also in einer über 3OOjährigen Schultradition, die durch<br />

die Initiative <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> ins <strong>Leben</strong><br />

gerufen worden ist.<br />

Die Gründuno der Wiesbaumer Schule<br />

"ahn leib <strong>und</strong> seel" höchstnötig sei. Der<br />

Schulmeister in Wiesbaum erhält <strong>von</strong> der Herrschaft<br />

Jünkerath eine Korn- <strong>und</strong> Hafergarbe. Damit er ein<br />

Auskommen habe, soll der Lehrer auch den<br />

Küsterdienst versehen. Von jedem Ehepaar erhält er<br />

jährlich zehn Pinten Spelz <strong>und</strong> die Hälfte <strong>von</strong> einer<br />

halben Ehe (WitwerÄffitwe). Weil der Lehrer auch den<br />

Küsterdienst in Mirbach versehen muss, bekommt er<br />

zusätzlich 10 1/2 Reichstaler <strong>und</strong> 20 Gulden aus den<br />

Kirchenrenten. Das Schulgeld entfällt, aber für den<br />

Lateinunterricht muss bezahlt werden. <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong><br />

schreibt.<br />

"So<br />

verordnen wir hiermit, dass der Pastor <strong>und</strong><br />

Gericht ein hierzu capables Subiectum, auch sooft<br />

künfftig ein Schullmeister mit todt ... abgehet oder<br />

auch wegen Unfleiß abgesetzet, vorschlagen<br />

sollen."<br />

Die Schulaufsicht sowie die Prüfung der Schulkinder<br />

obliegt dem Pfarrer. Ein neues Schulgebäude muss<br />

nun in Wiesbaum errichtet werden. Doch durch die<br />

allgemeine Armut <strong>und</strong> Kriegszeiten fehlt hierzu das<br />

Geld. So schlägt <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> vor, bei "frommen<br />

<strong>und</strong><br />

andächtigen Seelen eine christliche Beisteuer z.)<br />

erheben". Hierdurch vollbrächten<br />

"gefälliges<br />

sie ein Gott<br />

<strong>und</strong> nützliches Werk zu Ehre Gottes <strong>und</strong><br />

notwendiger Unterweisung <strong>und</strong> Erziehung". Einige<br />

Jahre nach der Schulgründung gibt es jedoch Arger. Es<br />

ist üblich, vor der Neuanstellung eines Lehrers die<br />

weltliche Obrigkeii - also den <strong><strong>Graf</strong>en</strong> - um Erlaubnis zu<br />

bitten. Dieses Gebot hat man aber in Wiesbaum<br />

vergessen. So beschwert sich <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> am<br />

17. ,April 1699 über die Anstellung eines neuen<br />

Lehiers. Niemand, so der <strong>Graf</strong> , soll ohne seine<br />

Bewilligung ordiniert werden <strong>und</strong> er verbittet sich in<br />

Zukunft solches Verhalten.<br />

Kirchliches <strong>und</strong> soziales <strong>Wirken</strong><br />

Wie bereits erwähnt, ist <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> der Begründer<br />

<strong>von</strong> vier Klöstern. In der <strong>Graf</strong>schaft Sayn-Hachenburg<br />

organisiert er die religiöse Betreuung durch die<br />

Gründung der Franziskanerklöster in Hachenburg <strong>und</strong><br />

Marienthalan der Sieg.<br />

Das Dorf Wiesbaum gehört zvr <strong><strong>Graf</strong>en</strong>zeit zur Der Wallfahrtsort Marienthal liegt in einem<br />

<strong>Graf</strong>schaft Blankenheim in der Herrschaft Jünkerath. quellenreichen Tal etwa fünf Kilometer südlich <strong>von</strong><br />

Ebenfalls im Jahre 1691 lässt <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> hier eine Hamm. Bereits im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert existiert hier eine<br />

Schule gründen. In einer Verordnung für die Herrschaft Kirche. 1666 lässt <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> hier das Franzis-<br />

Jünkerath schreibt der <strong>Graf</strong>:<br />

kanerkloster errichten. W<strong>und</strong>erberichte aus dem 15.<br />

"Demnach Jahrh<strong>und</strong>ert lassen hier einen Wallfahrtsort entstehen.<br />

wir Zeit unserer Regierung unserer Bekannt geworden ist das Marienthaler W<strong>und</strong>er-<br />

Unterthanen nichts heilsameres <strong>und</strong>t iützlicheres büchlein, das sich jetzt im Lan<strong>des</strong>hauptarchiv Koblenz<br />

finden, als dass aller Orten eine ordeniliche Schutl befindet. Der Inhalt besteht aus 81 Berichten über<br />

ahngestellt werde, damit die liebe Jugendt dadurch Marienthaler W<strong>und</strong>er aus der Zeit <strong>von</strong> 1487 bis 1492.<br />

22


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

Das dritte Kloster ist das vorhin beschriebene<br />

Ursulinenkloster in Glaadt <strong>und</strong> das vierte das<br />

Elisabethenstift in Blankenheim.<br />

Das Dorf Glaadt genießt das besondere Wohlwollen<br />

<strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong>. Es ist <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> zu verdanken, dass<br />

im Jahre 1666 eine selbstständige Pfarrei Glaadt<br />

entstehen kann. Bis zu diesem Zeitpunkt gehört Glaadt<br />

als Filiale zur Plarrei Esch. Auf Betreiben <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong><br />

genehmigt der Kölner Erzbischof die Loslösung <strong>von</strong><br />

Esch <strong>und</strong> die Errichtung der Pfarrei, die heute noch<br />

besteht.<br />

Großer Priestermangel veranlasst <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong><br />

'1660<br />

zur Stiftung eines großen Zehnten in Blankenheim, um<br />

damit eine Kaplanstelle zu schaffen <strong>und</strong> zu finanzieren.<br />

Viele Akten im Herzog <strong>von</strong> Croy'schen Archiv in<br />

Dülmen geben Aufschluss über den Eifer <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong>.<br />

die kirchlichen Verhältnisse zu ordnen.<br />

Aus der Gründungsurk<strong>und</strong>e der Kaplanstelle erfährt<br />

man, dass der Gottesdienst in der Kirche zu<br />

Blankenheim zum Abgang gerathen rbt Dies liegt am<br />

zu geringen Unterhalt der Priester. Nun soll ein Kaplan<br />

den Fruchtzehnten erhalten. Als Gegenleistung für<br />

diese Vergünstigung soll der Pastor den Kaplan<br />

beköstigen <strong>und</strong> ihm eine Wohnung im Pfarrhaus bereit<br />

stellen. Aufgabe <strong>des</strong> Kaplans ist es, an Sonn- <strong>und</strong><br />

Feiertagen die Frühmesse, Mette <strong>und</strong> Verper zu halten.<br />

Zusätzlich zur Verpflegung <strong>und</strong> Wohnung erhält der<br />

Kaplan Geld aus einer Stiftung der Juffer Claudia <strong>von</strong><br />

Baldewin für das Abhalten <strong>von</strong> zwei Wochenmessen.<br />

Für den Fall, dass der Pastor sich beklagen müsse,<br />

hatte der Kaplan das Pfarrhaus ohne widerredt zu<br />

verlassen.<br />

Zwei Tage später legt <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> genau fest, wie<br />

die Beköstigung <strong>des</strong> Kaplans auszusehen hat, damit<br />

keine Zwietracht entstehe. An "Fleischtagen"<br />

gibt es<br />

mittags eine Suppe, eine Schüssel Gemüse <strong>und</strong><br />

gedörrtes Fleisch. Abends gibt es die gleichen Speisen,<br />

doch an Stelle <strong>des</strong> Gemüses tritt Salat. Fischtags<br />

verspeist man einen Stockfisch oder Hering. An hohen<br />

Feiertagen reicht man abends ein halbes pf<strong>und</strong><br />

"Gebratenes".<br />

Die Stiftung der "Juffer<br />

am Pfarrhaus lautete:<br />

COMES SALENTINUS ERNESTUS<br />

AEDIS HUIUS EST AUTHOR VIVAT<br />

(<strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> ist der Erbauer dieses Hauses.<br />

Lang möge er leben).<br />

Leider scheitert das Projekt, was weniger am guten<br />

Willen <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> liegt. Kein Oratorianer bleibt, was<br />

daran liegt, dass sie der deutschen Sprache nicht<br />

mächtig sind. Zum anderen liegt es auch an einem<br />

Oratorianer, dem die Pfarrei <strong>und</strong> Leitung <strong>des</strong> Oratoriums<br />

übertragen worden ist. Dieser Johann Hambloch<br />

wird als habgierig <strong>und</strong> rücksichtslos beschrieben.<br />

Durch sein ungebühdiches Verhalten ziehen sich seine<br />

Mitbrüder nach <strong>und</strong> nach zurück. Jahrelanger Streit<br />

zwischen dem <strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>und</strong> Harnbloch wegen <strong>des</strong> Zehnten<br />

führen schließlich dazu, dass <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> 1690<br />

eine verbesserte Kaplanstelle ins <strong>Leben</strong> ruft.<br />

Aus dieser Stiftung entwickelt sich das unter <strong>Graf</strong><br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong>s Sohn Franz Georg gegründete Seminar<br />

für junge Geistliche.<br />

Von außerordentlicher Bedeutung ist die Neuerrichtung<br />

<strong>des</strong> Blankenheimer Hospitals in den Jahren 1681 bis<br />

1683. Unter <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong>s Großvater Arnold ll.<br />

erbaut, wird es unter Johann Arnold ein Opfer eines<br />

verheerenden Bran<strong>des</strong>. Nach dem Wiederaufbau<br />

befiehlt <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong>, dass alle Kranken bis zur<br />

Genesung dort verpflegt werden sollen. Zudem gliedert<br />

er eine Schule für Waisen- <strong>und</strong> Armenkinder aus der<br />

gesamten <strong>Graf</strong>schaft an, 1682 erfolgt die Berufung <strong>von</strong><br />

Schwestern der hl. Elisabeth aus Düren nach<br />

Blankenheim. Man nennt die Einrichtung<br />

"Kloster"<br />

oder<br />

"Elisabeth-Hospital".<br />

Es stand an der Stelle, wo sich<br />

heute das Kriegerdenkmal befindet. Noch heute<br />

erinnert die<br />

Claudia <strong>von</strong> Batdewin" hat 1659<br />

für die Unterhaltung eines Kaplans jährlich 400<br />

Reichstaler testamentarisch verfügt. <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong><br />

<strong>Ernst</strong> weist nun seinen Rentmeister an, das Geld je<strong>des</strong><br />

Jahr am Martinstag (11. November) zur Verfügung zu<br />

stellen. Für den Fall, dass die Summe <strong>von</strong> 400 Talem<br />

nicht mehr vollständig gezahlt werden kann, zahlt die<br />

gräfliche Hofkanzlei den Rest.<br />

"Klosterstraße"<br />

an diese Einrichtung.<br />

Die Blankenheimer Klosterstraße<br />

Genaue Bestimmungen <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong><br />

regeln das <strong>Leben</strong> der Klosterschwestern. Sie sollen die<br />

Kranken versorgen <strong>und</strong> die Erziehung der<br />

Waisenkinder übernehmen. In der Schule halten sie<br />

Unterricht in der christlichen Lehre, Lesen, Schreiben,<br />

Rechnen, Nähen, Spitzenmachen <strong>und</strong> Französisch. ln<br />

den am 30. April 1681 erlassenen 10 Regeln findet<br />

man folgende Punkte: In den Hospitalsbau soll eine<br />

Kapelle gebaut werden, so dass die Kranken <strong>von</strong> ihrem<br />

Bett aus den Altar sehen können. Das Hospital ist für<br />

die Armen gedacht, deren Pflege kostenlos ist.<br />

lm Jahre 1670 beruft <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> Oratorianer nach Waisen sollen bis zu zehn Jahren verpflegt werden, bis<br />

Blankenheim, um ihnen die Seelsorge zu übertragen. sie ein Handwerk erlernen können. Für ganz kleine<br />

Die 1548 <strong>von</strong> Philipp Neri gegr.<strong>und</strong>ete Gemeinschaft Kinder soll eine Dienstmagd angestellt werden.<br />

der Oratorianer hat sich <strong>des</strong> Gebetes, <strong>des</strong> Volksunter- Ansteckende Krankheiten wie Aussatz, Pest, Rotlauf<br />

richts <strong>und</strong> der Krankenpflege verschrieben. Als Unter- usw. dürfen nicht behandelt werden. Weiter heißt es<br />

kunft lässt der <strong>Graf</strong> das Pfarrhaus unterhalb <strong>des</strong> dann wörtlich:<br />

Schlosses erbauen, in der Hoffnung, viele Brüder würden<br />

nach Blankenheim kommen. Das Chronogramm "Weil<br />

betreffend die Waisenkinder oft schlecht gesorgt<br />

23


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

wird <strong>von</strong> den Vormündern, weil auch oft Eltern so arm<br />

sind, dass Kinder zum Betteln <strong>und</strong> Viehhüten<br />

gebraucht werden <strong>und</strong> ohne Lehre <strong>und</strong> Zucht<br />

aufwachsen, so wird verordnet: Wird ein Kind der<br />

<strong>Graf</strong>schaft Blankenheim <strong>und</strong> in der Herrschaft<br />

Jünkerath Waise, so soll alsbald ein Vorm<strong>und</strong> bestellt<br />

werden, der jährlich Rechnung legt vor den<br />

verordneten Commissaren. Kinder über drei alt sollen<br />

ins Hospital kommen, die armen umsonst, die Mittel<br />

haben, sollen etwas bezahlen <strong>und</strong> Kleider, Hemde.<br />

Strümpfe mitbringen ..."<br />

Der Tagesablauf der Waisenkinder sah folgendermaßen<br />

aus:<br />

"Um<br />

fünf Uhr stehen sie auf <strong>und</strong> waschen sich in Ruhe,<br />

dann wird gebetet ... dann werden die Kinder in die<br />

Esssfube geführt, wo sie eine, doppelte Butteram<br />

erhalten zum Frühstück; <strong>von</strong> 7- I spinnen sie Garn für<br />

die Weber; um I gehen die Buben in die Schule beider<br />

Pfarrkirche, die Mädchen in die Schule bei den<br />

geistlichen Jungfrauen; Knaben, die Talent haben,<br />

sollen Latein lernen, Mädchen Französisch, wenn die<br />

Eltern es wollen, gegen eine kleine Vergütung. Die<br />

Knaben sollen in der Pfarrkirche, die Mädchen in der<br />

Hospitalkirche die hl. Messe hören. Sonn- <strong>und</strong><br />

Feiertags sollen alle Kinder in der Hospitalkirche die hl.<br />

Messe hören <strong>und</strong> nachmittags alle in die Pfarrkirche<br />

zur Christenlehre kommen. Von 10 - 11 ist Spielst<strong>und</strong>e<br />

auf dem Platz oder der Essstube: um l l LJhr sollen sie<br />

sich waschen, an den Tisch gehen <strong>und</strong> beten ...<br />

Mittags betet ein Knabe, abends ein Mädchen vor.<br />

Nach dem Essen ist eine halbe St<strong>und</strong>e Spielzeit, dann<br />

wieder Schule bis 4 Uhr, bis 5 Spielst<strong>und</strong>e, bis 6<br />

spinnen die Kinder Wollgarn; um 6 lJhr Aben<strong>des</strong>sen,<br />

dann waschen sie sich, beten, haben Spielst<strong>und</strong>e, um<br />

l/2 8 Uhr Abendgebet <strong>und</strong> legen sich dann ohne<br />

Geräusch schlafen."<br />

Nicht nur in Blankenheim <strong>und</strong> Glaadt, sondern auch in<br />

anderen Dörfern seiner <strong>Graf</strong>schaft kümmert sich<br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> um das Seelenheil seiner Untertanen. Er<br />

ist sicher die treibende Kraft <strong>des</strong> Kirchenschiff-Neubaus<br />

in Blankenheimerdorf (1684). 1663 lässt <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong><br />

auf dem Kellberg in Alendorf eine Kapelle errichten, die<br />

er mit einem Kreuzweg mit der Pfarrkirche verbindet.<br />

Förderung <strong>von</strong> Wirtschaft <strong>und</strong> Handwerk<br />

Verorößerunq Blankenheims<br />

Blankenheim hatte sich im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert zu einer<br />

halbstädtischen Siedlung mit einer gewissen<br />

Selbstverwaltung unterhalb der Burg entwickelt. Wie<br />

alle Eifeler Minderstädte umfasste eine Stadtmauer die<br />

Ansiedlung. Der "Porten-"<br />

oder "Hirtenturm"<br />

ist heute<br />

noch steinerner Zeuge der Ummauerung. Er bildete<br />

das Westtor.<br />

Das "Hirtentor"<br />

lichen Teil <strong>des</strong> Tales ummauern lässt <strong>und</strong> die große<br />

Verkehrsstraße durch diese<br />

in Blankenheim<br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> erweitert nun großzügig den<br />

Blankenheimer Häuserbereich, indem er den west-<br />

"Neustadt"<br />

leitet. Es<br />

handelt sich um ein Areal, das wesentlich größer ist als<br />

das bisherige<br />

"Tal"<br />

Blankenheim. 1670 ist die Anlage<br />

der neuen Befestigung im Gange. Das Nordtor bildet<br />

nun das "St. Georgstor".<br />

Das "St. Georgstor" in Blankenheim<br />

Sinn <strong>des</strong> Ganzen war die Ansiedlung <strong>von</strong> Neubürgern,<br />

die sich hier niederlassen sollen. Durch Privilegien<br />

(Vorrechte) <strong>und</strong> Befreiungen <strong>von</strong> öffentlichen Diensten<br />

für 1 Jahr werden die Neubürger angelockt. Doch als<br />

sie dann zum Bau <strong>und</strong> zur Bewachung der neuen<br />

Anlage herangezogen werden sollen, weigern sich<br />

einige. <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> trifft am 1. Februar 1672<br />

eine Entscheidung: In Kriegsgefahr, so ordnet er an,<br />

soll niemand vom Wachdienst befreit sein. Wer der<br />

Wache trotzdem fern bleibt, soll je<strong>des</strong> Mal 112<br />

Reichstaler Strafe zahlen. Die Strafzahlung wird zur<br />

Unterhaltung der Befestigung verwendet. Diejenigen<br />

Neubürger, deren Befreiungsjahr noch nicht abgelaufen<br />

ist, sollen <strong>von</strong> Zahlungen für die Befestigungsarbeiten<br />

befreit sein. Handarbeiten, wie das Aufstellen <strong>von</strong><br />

Palisaden, sind zu bewerkstelligen. Das Anwerben <strong>von</strong><br />

Neubürgern durch den <strong><strong>Graf</strong>en</strong> ist schließlich<br />

erfolgreich, denn es tritt ein Mangel an Brennholz ein.<br />

24


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> verbietet den Untertanen,<br />

Brandholz au ßer Lan<strong>des</strong> (au ßerhalb seines<br />

Herrschaftsgebietes) zu verkaufen. Um die Motivation<br />

der Holzausfuhr zu nehmen oder den preis nicht zu<br />

hoch steigern zu lassen, ordnet der <strong>Graf</strong> an, dass der<br />

in Münstereifel gezahlte Preis die Richtschnur sein soll.<br />

Allen Untertanen, die ein Haus bauen wollen. sichert<br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> auf 20<br />

"Ausländer(Nichtangehöriger<br />

Jahre Steuerbefreiung zu. Einem<br />

der Crafsöhaft1 soll<br />

darüber hinaus der Bauplatz geschenkt werden. Einige<br />

Häuser in der Hauptstraße, die durch die "Neustaät',<br />

(mercator = Kaufmann). An vorderster Stelle steht die<br />

Förderung <strong>des</strong> Handels. Möglichst viele Waren sollen<br />

produziert <strong>und</strong> verkauft werden, ist die einfache Formel<br />

dieses Wirtschaftssystems. Die Gr<strong>und</strong>herrn der Eifeler<br />

Minderstädte fördern Wirtschaftsmaßnahmen <strong>und</strong><br />

erteilen Privilegien, so genannte "Freiheiten",<br />

wie zum<br />

Beispiel auch in der Minderstadt Stadtkyil.<br />

Das gesamte Wirtschaftsleben in der 2. Hälfte <strong>des</strong> 17.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts bringt für Blankenheim einen starken<br />

Aufschwung, für den der <strong>Graf</strong> verantwortlich zeichnet.<br />

So kann der <strong>Graf</strong> die 1672 erstmals<br />

verläuft,<br />

erwähnte<br />

zeugen heute noch <strong>von</strong> der Wohlhabenheit Schneiderzunft nicht nur begründen, sondern<br />

ihrer<br />

auch<br />

Bewohner.<br />

vergrößern. Bei r<strong>und</strong> 400 Einwohnern sind immerhin<br />

bis 12 Schneidermeister nachweisbar. Hauptsächlich<br />

aus der Wallonie (Südbelgien) zieht er Woilweber nach<br />

Blankenheim <strong>und</strong> fördert ihr Handwerk durch eine<br />

Zunftordnung. Die heutige Bezeichnung der<br />

Blankenheimer als Blangemer,,Linnerte,, (Biankenheimer<br />

Leinenweber) stammt noch aus jener Zeit. Um<br />

1700 sind im Blankenheimer Ahrtalbereich folgenden<br />

Mühlen überliefert: 2 Mahlmühlen, 2 Lohmühlen, 2<br />

Walkmühlen, 1 Ölmühle, 1 Schneidmühle, 1<br />

Schleifmühle <strong>und</strong> '1 Pulvermühle. Diese sind ein Indiz<br />

dafür, dass das Bemühen <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> um<br />

Verbesserung der wirtschafilichen Verhältnis <strong>von</strong> Erfolg<br />

gekrönt ist. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung<br />

könnte auch das Kaufmannsgewerbe in Blankenheim<br />

entstanden sein. lm Bereich <strong>des</strong> Bahnhofes<br />

BlankenheimÄffald errichtet <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> die<br />

Bauernsiedlung "St.<br />

Peterholz" <strong>und</strong> siedelt dort<br />

,'welsche"<br />

Bauern an.<br />

Natürlich ist der <strong>Graf</strong> an der Erschließung der im<br />

eigenen Lande liegenden Erzlagerstätten interessiert.<br />

So kommt ihm die Bitte eines aus dem Braunschweiger<br />

Lande stammenden Valentin Wiedenhaus <strong>und</strong> einer<br />

Anzahl Untertanen gelegen,<br />

"St.<br />

mit einem Bergwerk auf<br />

Peterholz" belehnt zu werden. <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong><br />

entspricht 1676 dem Antrag <strong>und</strong> schenkt den Männern,<br />

die dort Erz schürfen wollen, das Holz zum Bau der<br />

Schächte. Die Förderung <strong>des</strong> Erzabbaues soll für<br />

Jünkerath noch zu einer größeren Bedeutung werden,<br />

was aus dem nun folgenden Kapitel deuilich wird.<br />

Auch in Hachenburg sind heute noch Spuren <strong>des</strong><br />

<strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> sichtbar. Am 13. Okiober 1654<br />

brennt durch einen großen Stadtbrand auch das<br />

Schloss ab. <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> lässt Stadt <strong>und</strong> Schloss<br />

wieder aufbauen. Die Innenstadt besitzt heute noch die<br />

<strong>von</strong> ihm geplante Baugestalt. Heute ist das Schloss<br />

Ausbildungsstätte <strong>und</strong> Fachhochschule der Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbank.<br />

Einf ühruno <strong>von</strong> "Commercien"<br />

Am 14. Mai 1687 schtägt die Geburtsst<strong>und</strong>e <strong>des</strong><br />

Jünkerather Hüttenwerkes, als <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> dem<br />

Hüttenmeister Johan de L'Eau den Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden<br />

zur Errichtung <strong>des</strong> Werkes zur Verfügung stellt. Diese<br />

Gründung ist wohl außer der Schulgründung die<br />

richtungsweisendste Tat <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> für Jünkerath <strong>und</strong><br />

Umgebung. Johan de L'Eau, höchstwahrscheinlich ein<br />

wallonischer Abstammung, hat bereits an der Ahr auf<br />

dem Hof Vellen als Hüttenmeister fungiert. Natürlich ist<br />

die Gründung der Hütte eine Tat aus merkantilistischer<br />

Sicht, Handwerk <strong>und</strong> Handel zu fördern. Sie bedeutet<br />

aber gleichzeitig eine Verbesserung der Eisenindustrie<br />

in der Eifel, die durch die Kriegswirren im 17.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert erhebliche Rückschläge<br />

<strong>Graf</strong><br />

zu verzeichnen<br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> ist natürlich ein Kind seiner Zeit. ln hatte. Etwa 40 Jahre nach<br />

Frankreich<br />

dem 3Ojährigen Krieg<br />

hat<br />

erholt<br />

sich unter dem Finanzminister Colbert sich die Wirtschaft wieder <strong>von</strong> <strong>des</strong>sen<br />

das<br />

wirtschaiflichen<br />

Wirtschaftsystem <strong>des</strong> Merkantilismus entwickelt <strong>und</strong> traumatischen Folgen. Die Eifeler Eisenver-<br />

25


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

arbeitung geht bis in die keltische Zeit zurück. Auch<br />

die Römer nutzen <strong>und</strong> verhütten das Eifeler Eisenerz.<br />

Während <strong>des</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts existieren im Eifelraum<br />

etwa 60 Eisenhütten, hauptsächlich im Schleidener<br />

Tal. Die Produktionsfaktoren Eisenerz, Holz(kohle) <strong>und</strong><br />

Wasser sind reichlich vorhanden. So entschließt sich<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> auf geschichtsträchtigem Boden im<br />

heutigen Jünkerath ein Eisenwerk zu errichten.<br />

Eigentlich ist die Gründung eine Neugründung, denn<br />

im 14. <strong>und</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>ert existierte ein gisenhämmer<br />

an gleicher Stelle.<br />

ln der Gründungsurk<strong>und</strong>e<br />

"Wir<br />

heißt es:<br />

<strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> ... tun hiermit k<strong>und</strong> <strong>und</strong> bekennen.<br />

da wir seit vielen Jahren beobachten wie unsere<br />

benachbarten Herren <strong>und</strong> Vettern in ihren<br />

Eisenhüttenwerken sich setbst <strong>und</strong> mehr noch ihren<br />

Untertanen durch kontinuierliches Gewerbe Nutzen<br />

schafften, dass wir zur Enichtung <strong>des</strong>gteichen in<br />

unserer <strong>Graf</strong>- <strong>und</strong> Herrschaft dem fürstlichen<br />

Arembergischen Landschuttheißen <strong>und</strong> derzeitigem<br />

Hüttenmeister zur Ahrhütte, Johan de L,Eau -<strong>und</strong><br />

seiner Gemahlin, ... gnädigst bewiiligt <strong>und</strong> gestattet<br />

haben, ein freies Hüttenwerk auf beste Maniei <strong>und</strong> wie<br />

es ihm <strong>von</strong> Nutzen scheine, in unserer Herrschaft<br />

J_ünkerath an der Kyll auf unserem eigenen Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Boden zu errichten, wie wir auch hiärmit für uns <strong>und</strong><br />

unsere Erben <strong>und</strong> Nachkommen dieses gnädig<br />

bewilligen, erblich <strong>und</strong> ewig mit anderen uns eigenen<br />

Gütern eine Hüttengerechtigkeit mit dem<br />

erforderlichen Platz übertragen, worauf notwendige<br />

Wohnungen, Scheunen, Stattungen <strong>und</strong> andere<br />

notwendige Gebäude, Bäume <strong>und</strong> Gärten, ein oder<br />

zwei Gießwerke, Schmieden <strong>und</strong> großen <strong>und</strong> kleinen<br />

Hammer... eine Schorrenmühle, dem zum Hüttenwerk<br />

ertorderlichen Kohlenschuppen, Abladeplätze für das<br />

Erz <strong>und</strong> Arbeiterhütten gesetzt werden können. ,,<br />

Der Standort liegt also dort, wo bereits die Römer eine<br />

Siedlung <strong>und</strong> später ein Kastell errichtet hatten. Da der<br />

Hochofen nicht erwähnt wird, muss er bereits existiert<br />

hab9n. Der Bauplatz wird in der Gründungsurk<strong>und</strong>e<br />

wie folgt beschrieben:<br />

"Erstens<br />

übertragen wir die ganze uns eigene<br />

Ringmauer (Ummauerung <strong>des</strong> Römerkastelts), wie sie<br />

jetzt mit Eichen umgeben <strong>und</strong> zwischen der atten <strong>und</strong><br />

der nunmehr durch uns eingeleiteten neuen Kytl<br />

gelegen ist, samt der kleinen tängs der alten iytt<br />

aufwärts gelegenen abgesteckten Wiese, <strong>und</strong> ferner<br />

übertragen wir die gnädige Vergünstigung, die ober_<br />

<strong>und</strong> unterhalb der Ringmauer zwischen alter <strong>und</strong><br />

neuer Kyll gelegenen <strong>und</strong> unseren benachbarten<br />

Untertanen zuständigen Wiesen zu akquirieren.<br />

Sodann geben wir den Platz unter unserem Tiergarten<br />

zwischen der alten Kyll <strong>und</strong> dem Hüttenteich, ferner<br />

das Bächlein am Tiergarten, soweit es zur<br />

Steinwäsche dienen muß <strong>und</strong> den Watd über dem<br />

Hüttenteich unterhalb <strong>des</strong> Fahrweges den Berg hinauf<br />

bis oben, wo die Grenzmark gesetzt ist <strong>und</strong> <strong>von</strong> da<br />

hinab zum Eichenbaum, wo eine Marke (Grenzstein)<br />

gesetzt ist, welches alles in die hier beschriebene<br />

Freiheit einbegriffen sein sol!. ,'<br />

Zum schnellen Gedeihen stattet der <strong>Graf</strong> den<br />

Hüttenmeister mit Privilegien großzügig<br />

"Weiter<br />

aus.<br />

haben wir ihm zu seiner besseren Ernährung<br />

zugesagt, 9 Morgen Land <strong>von</strong> unseren lJntertanen<br />

gegen andere Güter aus unserem Besitz<br />

auszutauschen <strong>und</strong> abstecken zu lassen <strong>und</strong><br />

besagtem Hüttenmeister zur Ackergewinnung<br />

übertragen. Und wir haben dies altes woht bedacit<br />

den Eheleuten, ihren Erben <strong>und</strong> Nachkommen<br />

übertragen <strong>und</strong> bewiltigen zur Errichtung <strong>des</strong><br />

Hüttenwerkes 40 Eichenbäume aus unserer Gräfschaft<br />

<strong>und</strong> diejenigen an der Ringmauer, wo die Wohnung<br />

erbaut wird, da über die Kyll eine Brücke gebait<br />

werden muß, zu deren Unterhalt wir für künftige Zeit<br />

das notwendige Holz geloben. Weit uns untertänig<br />

berichtet wurde, dass in der Hütte viet Ruten <strong>und</strong><br />

Kleinholz gebraucht werden <strong>und</strong> man sotches nicht<br />

schnell ersetzen kann, so gestatten wir ein für allemal<br />

unserem Förster, solches Holz im Feusdorter oder<br />

Gönnersdorfer Wald zu schtagen, jedoch mit der<br />

ausdrücklichen Bedingung, dass dabei kein<br />

Missbrauch geschehe."<br />

Der <strong>Graf</strong> erlaubt dem Hüttenmeister im Hüttenbereich<br />

eine Mahlmühle, ein Back- <strong>und</strong> Brauhaus zu errichten.<br />

Alle Arbeiter <strong>des</strong> Werkes sind <strong>von</strong> vielfältigen Abgaben<br />

befreit. In Kriegszeiten ist der HüfteÄmeistei zu(<br />

Wohnung im Jünkerather Schloss berechtigt. Die<br />

Hofmeisterstube <strong>und</strong> eine Kammer im Erdgeschoss<br />

stehen dann für ihn bereit. In Gerichtsangelegenheiten<br />

unterstehen die Hüttenleute dem <strong><strong>Graf</strong>en</strong> persönlich,<br />

mit Ausnahme, wenn Totschlag <strong>und</strong> sonstige schwere<br />

Verbrechen vorfallen. Der <strong>Graf</strong> beauftragt den<br />

Oberschultheiß <strong>von</strong> Esch, dem Hüttermeisteiin den<br />

Gemeinden Feusdorf <strong>und</strong> Gönnersdorf Weideland für<br />

drei Kühe <strong>und</strong> zwei Pferde zu bewilligen. An pacht ist<br />

die Hütte im ersten Jahr frei. lm zweiten <strong>und</strong> dritten<br />

Jahr sind 12 Reichstaler fällig. Ab dem vierten Jahr<br />

hatte der Hüttenmeister jährlich 25 Reichstaler<br />

aufzubringen. Sobald Hammer <strong>und</strong> Frühschmiede in<br />

Betrieb gesetzt werden, erhöht sich die pacht auf das<br />

Doppelte. Sofern das Hüttenwerk durch Feuer, Blitz<br />

oder Krieg zerstört werden würde, so ruht die<br />

Pachtentrichtung.<br />

Soweit der Gründungsakt. Für die weilere Siedlungsgeschichte<br />

ist die Gründung <strong>des</strong> Hütten-werkes v-on<br />

zukunftsweisender Bedeutung. Da auf dem<br />

Jünkerather Gebiet nur das gräfliche Schloss existiert,<br />

kommen die Arbeiter der Hütte aus Glaadt <strong>und</strong> den<br />

Nachbardörfern. Als man in der zweiten Hälfte <strong>des</strong> 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts die Eifelstrecke der Bahn plant, wird<br />

Jünkerath <strong>des</strong>halb Bahnstation, weil hier das Eisenwerk<br />

einen Anschluss benötigt. Es existieren auch<br />

Pläne, die Linienführung der Bahn durch das Wirfttal in<br />

Stadtkyll nach Bitburg zu führen. Erst durch den<br />

Bahnbau steigt die Bevölkerung in Jünkerath rapide<br />

an. Man kann also zu dem Schluss kommen, dass es<br />

9r" heutige Jünkerath ohne die Gründung <strong>des</strong><br />

Hüttenwerkes <strong>und</strong> seiner späteren Anbindung än die<br />

Eifelstrecke nicht gäbe. Die Hüttengründung hat auch<br />

heute noch große Bedeutung, da immer noch circa<br />

26


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

300 Menschen durch die Gießerei Arbeit finden.<br />

Verordnunqen. Vereinbarunqen. Verpachtunoen<br />

Eine Fülle <strong>von</strong> Ordnungen, Vereinbarungen <strong>und</strong><br />

Verpachtungen sind uns <strong>von</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong><br />

überliefert. So wendet er sich zum Beispiel gegen den<br />

Aberglauben, wie eine Anordnung aus dem Jahre 1692<br />

zeigt. ln Wiesbaum ist eine Frau aufgetaucht,<br />

"die<br />

sich<br />

untersteht, mit allerhand unzulässigen Mitteln <strong>und</strong><br />

verbotenem Segen Krankheiten zu kurieren, welches<br />

nicht allein vor Gott dem Allmächtigen ein Greuel <strong>und</strong><br />

in allen Rechten verboten". lhre Machenschaften<br />

werden nun vom <strong><strong>Graf</strong>en</strong> verboten, weil dadurch unsere<br />

Untertanen in unnütze Kosten geführt werden. Deshalb<br />

soll der Schultheiß <strong>von</strong> Wiesbaum der Frau<br />

"andeuten".<br />

die gräflichen Gebiete zu meiden.<br />

lm Jahre 1691 weist er den Oberschultheiß an, mit den<br />

Akzisemeistem (Steuereinnehmer) Blankenheims<br />

zusammenzutreten um zu überlegen, wie die<br />

Branntweinbrennereien erhalten bleiben sollen. Am 19.<br />

Juli 1692 erlässt der <strong>Graf</strong> wegen der Kriegswirren eine<br />

Verordnung bezüglich <strong>des</strong> Geißenhaltens. Durch den<br />

Krieg haben viele Untertanen ihre Kühe verloren <strong>und</strong><br />

durch die allgemeine Armut ist an den Kauf neue Kühe<br />

nicht zu denken. Die Situation verschlechtert sich noch<br />

dadurch, dass das Halten <strong>von</strong> Geißen verboten ist.,<br />

weil diese den Wäldern großen Schaden zufügen.<br />

Nunmehr erlaubt der <strong>Graf</strong>, dass diejenigen, so <strong>des</strong>sen<br />

benöthiget, Geißen halten mögen. Es muss aber darauf<br />

geachtet werden, dass sie nicht mit den Kühen in die<br />

Buschen (Wälder), sondern mit den Schafen auf die<br />

Weide getrieben werden, was der Förster kontrollieren<br />

soll. Jeden Ziegenhalter zwingt der <strong>Graf</strong> seine Geißen,<br />

Böckel <strong>und</strong> Zickerlen <strong>von</strong> das Dorf zur Heerde lieffern<br />

<strong>und</strong> alle Abends wieder allda empfangen <strong>und</strong><br />

heimtreiben, damit sie niemand Schaden ahn Garten<br />

<strong>und</strong> Hagen (Grenzhecken) thun können, <strong>und</strong> dass<br />

jeder Waldförster jährlichs zu Anlang Mai <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Monats September ein Specilication (Auflistung) in der<br />

Weid geweßener Geißenböck <strong>und</strong> Zickerl zu hiesiger<br />

Rentmeisterei einlieberen neben sechs albus <strong>von</strong> jeder<br />

Geiß <strong>und</strong> Bock <strong>und</strong> halb so viel <strong>von</strong> jedem<br />

Zickelje<strong>des</strong>mahl in Mai <strong>und</strong> Herbst. Die in der Nähe der Escher Mühle gelegene Siedlung<br />

"Sengersdorf"<br />

wird durch eine Verfügung <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong><br />

Eine Verordnung<br />

"in<br />

betreff der Vertilgung der Spatzen" <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> zur Wüstung (aufgegebene Wohnstätte).<br />

vom 11. Oktober 1698 mag für heutige Zeitgenossen Es scheint so zu sein, dass zwischen 1683 <strong>und</strong> 1686<br />

Kopfschütteln hervorrufen. Aber eine Spatzenplage ist die Familien auf gräflichen Befehl umgesiedelt werden,<br />

über die Herrschaft Jünkerath hereingebrochen, die größtenteils nach Glaadt. Eine Verordnung <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong><br />

den <strong><strong>Graf</strong>en</strong> veranlasst, dagegen vorzugehen. ist aber nicht erhalten geblieben. Fest steht jedenfalls,<br />

"Demnach<br />

Wir zur Vertilgung der Spatzen, welche dass seit 1686 nur noch der Verwalter <strong>des</strong> gräflichen<br />

einige Jahre hero in solcher Menge sich vermehren, Hofes mit seiner Familie, Knechten <strong>und</strong> Mägden in<br />

dass dadurch jedermenniglich in seine früchten alle Sengersdorf wohnt. lm Bruderschaftsbuch der Glaadter<br />

Jahr ein merklicher Schadt <strong>und</strong> Verderben zugefügf Pfarrei sind zwischen 1672 <strong>und</strong> 1683 die Namen der<br />

wirdt <strong>und</strong> nötig bef<strong>und</strong>en, diesem Schaden Sengersdorfer Familien verzeichnet. Dies ist ein Indiz<br />

vorzukommen, zu befehlen, diese schädliche Spatzen dafür, dass sich Sengersdorfer Familien in Glaadt<br />

auf alle Weiß zu vertilgen." angesiedelt haben.<br />

Was war der Gr<strong>und</strong> der Aussiedlung <strong>und</strong> Aufgabe <strong>des</strong><br />

Aus "lan<strong>des</strong>väterlicher<br />

Vorsorge" zwingt der <strong>Graf</strong> jeden kleines Dorfes? <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> spricht selbst da<strong>von</strong>,<br />

Untertan, soviel Spatzen <strong>und</strong> andere Schädlichen dass er die "Feuerstätte"<br />

sei,<br />

Sengersdorf aufgelöst habe.<br />

Vögel zu fangen <strong>und</strong> zu vertilgen. Damit auch bekannt Für die Aufgabe <strong>von</strong> Dörfern kommen in der Eifel zwei<br />

'dass ein Jeder hierin seine begührenden Fleiß<br />

anwendet, befehlen <strong>und</strong> verordnen wir hiermit, dass ein<br />

jeglicher Unserer Unterthanen alle Jahr zwischend dem<br />

September <strong>und</strong> Ostern zwölf Spatzenköpff ie<strong>des</strong> Orths<br />

Schultheiß lieffern <strong>und</strong> sich dadurch glaubhaften<br />

Schein <strong>von</strong>solchem ertheilen lassen. Sollte aber ein<br />

oder anderer hierin säumig sein, solle<strong>von</strong> iedem<br />

ermangelnden Kopff ein Heller wegen Straff zahlen,<br />

welches jeder Orths Schultheiß auch <strong>von</strong> den<br />

Säummigen alsobald anfordern <strong>und</strong> zu ihrer Rechnung<br />

jäh rl ichs e i nbri nge n so I e. "<br />

Eine andere Verordnung bezieht sich auf die am<br />

Jünkerather Schloss zu haltenden Wachdienste. Der<br />

<strong>Graf</strong> hat erfahren, dass einige Dörfer der Herrschaft<br />

Jünkerath lieber <strong>von</strong> jedem Haus monatlich einen<br />

halben Gulden zahlen <strong>und</strong> dadurch vom Wachdienst<br />

frei bleiben wollten, um ihre Haus- <strong>und</strong> Feldarbeit<br />

besser verrichten zu können. Andere Dörfer wollen<br />

lieber den Wachdienst durch Naturalabgaben ersetzen.<br />

Der <strong>Graf</strong> berücksichtigt beide Möglichkeiten, indem er<br />

den Wachdienst um die Hälfte reduziert <strong>und</strong> dafür<br />

einen Ausgleich in Form <strong>von</strong> Geld- oder Naturalabgaben<br />

verlangt. Die Wächter sollen "mit gutem<br />

Gewehr nach Junckerath auff die wacht nachmitags<br />

winters umb halber vier, sommers aber umb sechs<br />

U h ren abe ndts erschei ne n".<br />

Grenzverläufe sind in früherer Zeil häufig strittig<br />

zwischen den Dörfern. Durch Bachläufe. Höhenrücken<br />

<strong>und</strong> allein stehende Bäume findet nur eine ungenaue<br />

Orientierung statt. So müssen die Grenzen <strong>von</strong> Zeit zu<br />

Zeit neu festgesetzt werden. Wenn sich die Einwohner<br />

nicht einigen können, schreiten höchstpersönlich die<br />

Lan<strong>des</strong>herren zur Tat <strong>und</strong> vereinbaren durch Verträge<br />

die genauen Grenzverläufe. Viele Verträge existieren<br />

aus der Zeit <strong>des</strong> <strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong>, die die Herrschaft<br />

Jünkerath abgrenzen.<br />

Am 18. April 1667 erlässt <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> für das<br />

Hachenburger Land eine Land- <strong>und</strong> Stadtgerichtsordnung.<br />

In 29 Paragraphen wird das gesamte<br />

Gerichtswesen geregelt.<br />

27


Nr. 102 Um Burg <strong>und</strong> Quelle April2005<br />

Theorien in Frage: Die Konzentrations- <strong>und</strong> Ballungstheorie,<br />

die besagt, dass es zu einem Zusammensiedeln<br />

<strong>von</strong> kleineren Dörfern kommt <strong>und</strong> dies zur<br />

Aufgabe <strong>von</strong> Dörfern <strong>und</strong> Einzelhöfen führt. Außerdem<br />

kommt aber auch die Fehlsiedlungstheorie in Frage,<br />

die da<strong>von</strong> ausgeht, dass die untergegangenen<br />

Siedlungen zumeist auf Böden angelegt sind, die<br />

wegen schlechter Ernten auf Dauer nicht gehalten<br />

werden konnten. Die Bauern siedeln sich in den<br />

Nachbardörfern an, die bessere Wirtschaftsbedingungen<br />

bieten.<br />

Es könnte also sein, dass die Sengersdorfer<br />

Ländereien die Existenz der Höfe nicht absichern <strong>und</strong><br />

eine Umsiedlung die Folge ist. ln den Quellen ist vom<br />

"schlechten standt" der Ländereien die Rede.<br />

Schließlich bleibt nur der gräfliche Hof Sengersdot{<br />

erhalten.<br />

Aus dem Jahr 1686 ist der Pachtvertrag <strong>des</strong> Hofes<br />

Sengersdorf erhalten geblieben. Am 1. Mai überträgt<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> Stephan Schweitzer den Hof mit<br />

allen Flechten <strong>und</strong> Pflichten. Eine genaue Auflistung<br />

der Einnahmen <strong>und</strong> Abgaben der gräflichen Meierei zu<br />

Sengersdorf existiert aus den Jahren 1696 <strong>und</strong> 1700.<br />

Am 7. Dezember 1687 bestimmt <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong>,<br />

dass der Glaadter Pfarrer jährlich je 1 Malter Hafer <strong>und</strong><br />

Spelz, ferner drei Lämmer vom Sengersdorfer Hof<br />

erhalten solle. Ebenfalls erscheint der Hof in der<br />

Gründungsurk<strong>und</strong>e der ersten Knaben- <strong>und</strong><br />

Mädchenschule. Für das Schulhalten erhält der Pfarrer<br />

für sein Vieh zwei Hoppen Heu vom Sengersdorfer Hof.<br />

Der Sengersdorfer Zugochse soll den<br />

Ursulinenschwestern das Brandholz aus dem<br />

Sengersdorfer <strong>und</strong> Jünkerather Wald holen. lm Jahre<br />

1700 verfügt <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong>, dass sein Hof ein Viertel<br />

der Kirchenbaukosten in Glaadt übernehmen solle.<br />

Die letzte Sengersdorfer Hofverpachtung stammt vom<br />

7. August 1726. Dann schweigen die Quellen über den<br />

gräflichen Hof Sengersdorf. Die ehemalige Siedlung<br />

wird zur Wüstung.<br />

lm Volksm<strong>und</strong> hat sich noch die Mär erhalten,<br />

Sengersdorf sei durch die Pest ausgestorben.<br />

Allerdings kann der "schwarze Tod" nicht gemeint sein,<br />

da die letzte Pestepidemie in der Eilel 1636/37 auftritt.<br />

lst aber mit "Pest" vielleicht eine andere gefährliche<br />

Seuche gemeint? Der Typhus? Die für das Dorf<br />

Sengersdorf lebensnotwendige Wasserstelle findet<br />

man heute noch. Sie liegt unterhalb der Siedlung, was<br />

natürlich eine Bedrohung darstellt. Durch Abwässer<br />

sammeln sich Keime im Trinkwasser' Krankheiten<br />

können entstehen, insbesondere der lebensgefährliche<br />

Typhus. War das möglicherweise der Gr<strong>und</strong><br />

für die Aufgabe der Sengersdorfer Bauernhöfen? Der<br />

bis '1726 herkömmlichen Sinne sein. Sie ist vielmehr eine<br />

Beschreibung <strong>von</strong> <strong>Leben</strong>sstationen in Form <strong>von</strong><br />

collagenhaft zusammengefügten <strong>Leben</strong>sbildern,<br />

Berichten <strong>und</strong> Dokumenten. Bei weitem konnten nicht<br />

alle Quellen, die zut Verf ügung standen,<br />

Berücksichtigung finden. Diese Quellen stammen aus<br />

dem Lan<strong>des</strong>hauptarchiv in Koblenz <strong>und</strong> für seine<br />

Hachenburger Zeit aus dem Hessischen<br />

Hauptstaatsarchiv. Das Herzog <strong>von</strong> Croy'sche Archiv in<br />

Dülmen beherbergt hauptsächlich die Originalquellen<br />

der Glaadter Schulgründung'. Alle zur Verfügung<br />

stehenden Quellen bescheinigen dem <strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>Salentin</strong><br />

<strong>Ernst</strong> einen tadellosen <strong>Leben</strong>swandel. Die Sorgen, die<br />

er um sein Land getragen <strong>und</strong> die fruchtbare Arbeit, die<br />

er in so schwerer Zeit, besonders für Jünkerath <strong>und</strong><br />

Glaadt <strong>und</strong> die umliegenden Dörfer geleistet hat,<br />

sichern ihm ein ehren<strong>des</strong> Andenken.<br />

Quellen- <strong>und</strong> Literaturanoabe:<br />

LHA Koblenz: Bestand 29 A (<strong>Graf</strong>schaft Blankenheim)<br />

<strong>und</strong> Bestand 29F (Herrschaft Jünkerath)<br />

Hessisches Hauptstaatsarchiv: Archivalien der<br />

<strong>Graf</strong>schaft Sayn-Hachenburg<br />

Archiv <strong>und</strong> Kulturzentrum <strong>von</strong> Arenberg (AKA),<br />

Edingen (Enghien), Belgien Herzog <strong>von</strong> Croy'sches<br />

Archiv, Dülmen<br />

Literaturnachweis:<br />

Becker J., Geschichte der Pfarreien <strong>des</strong> Dekanates<br />

Blankenheim, Köln 1893<br />

Beyer H., Das Marienthaler W<strong>und</strong>erbüchlein<br />

Krötz P., Der Burgflecken Blankenheim, In: Die Eifel<br />

1925, Nr. 3<br />

Neu H., <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> <strong>von</strong> Manderscheid-<br />

Blankenheim. In: Heimatkalender <strong>des</strong> Eifelgrenzkreises<br />

Schleiden 1952<br />

Ders., Heimatchronik <strong>des</strong> Kreises Schleiden, Wuppertal<br />

1 954<br />

Neu P., Geschichte <strong>und</strong> Struktur der Eifelterritorien <strong>des</strong><br />

Hauses Manderscheid, Bonn 1972<br />

Otermann K., Blankenheim. ln: Die Eilel 1956' Nr.9/10<br />

Pitzen H., Ein <strong>Leben</strong> <strong>von</strong> Arbeit <strong>und</strong> Sorge für die<br />

Untertanen. In: Chronik Jünkerath-Glaadt<br />

Ders., Ein <strong>Leben</strong> <strong>von</strong> Arbeit <strong>und</strong> Sorge für die<br />

Untertanen. In:JB Kreis Euskirchen 1994<br />

Ders., Die Herrschaft Manderscheid-Blankenheim. In:<br />

Chronik Jünkerath-Glaadt<br />

Ders.,<br />

weiter existierende gräfliche Hof stand an<br />

anderer Stelle in etwa 150 Meter weiten Entfernung'<br />

"...damit die liebe Jugend nicht wie das Vieh<br />

aufwachse." In:JB Kreis Daun 2001<br />

Ders., Sengersdorf, ein untergegangenes Dorf? In: JB<br />

Kreis Daun 1994<br />

Ders., Neues <strong>von</strong> Sengersdorf. In:JB Kreis Daun 1995<br />

Struif B.M., Hachendorf-Zeitspuren einer Westerwälder<br />

Residenzstadt, Hachenburg 1 999<br />

Thiel N., <strong>Graf</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> <strong>von</strong> Blankenheim, der<br />

Wohltäter <strong>von</strong> Jünkerath-Glaadt, In: Die Eifel, Jg. 35<br />

Schlussbemerkunq:<br />

Diese Darstellung Über den <strong><strong>Graf</strong>en</strong> <strong>Salentin</strong> <strong>Ernst</strong> <strong>von</strong><br />

Manderscheid-Blankenheim soll keine Biografie im<br />

28<br />

Diese Biographie wurde <strong>von</strong> Herra Hubert Pitzen<br />

verfasst <strong>und</strong> mit seiner fre<strong>und</strong>lichen Genehmigung<br />

unter Nennung seiner Quellen zur Veröffentlichung im<br />

Heimatblatt um "Burg<br />

<strong>und</strong> Quelle" freigegeben.

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