Programm - Workshop SOZIALSYSTEME - "Soziale Innovation" in ...
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Themenfeld „Sozialsysteme“ Kontakt: Rossal<strong>in</strong>a Latcheva latcheva@zsi.at<br />
Schwerpunkt:<br />
Potenziale nützen statt diskrim<strong>in</strong>ieren: Innovative Wege, die Chancen der Migration zu<br />
Nützen<br />
<strong>Soziale</strong> Vorsorge ist nach wie vor nationalstaatlich organisiert, während die Wirtschaft längst<br />
<strong>in</strong>ternational bzw. globalisiert ist. Internationaler Mobilität von Arbeitskraft werden – sogar <strong>in</strong>nerhalb<br />
der EU trotz der postulierten „Vier Freiheiten“ – weit mehr Schranken auferlegt als der Mobilität des<br />
Kapitals. Tatsächlich muss aber auch soziale Sicherheit nicht nur europäisiert, sondern auch neben den<br />
bisherigen Ansprüchen (Sozialleistungen, Pensionen) zusätzlich neuen Bedürfnissen auf Grund der<br />
wachsenden grenzüberschreitenden Mobilität gerecht werden.<br />
Die Tatsache, dass sich Österreich nicht als E<strong>in</strong>wanderungsland versteht, erschwert nicht nur den<br />
Integrationsprozess der nach Österreich e<strong>in</strong>gewanderten Bevölkerung. Das rückwärts gewandte<br />
Selbstverständnis h<strong>in</strong>dert generell die österreichische Bevölkerung daran, mögliche Vorteile von<br />
Migration im öffentlichen, politischen und gesellschaftlichen Leben überhaupt zu erkennen oder gar<br />
zu nutzen.<br />
Die Förderung von Innovationen <strong>in</strong> allen gesellschaftlichen Bereichen wird als e<strong>in</strong>es der prioritären<br />
Ziele <strong>in</strong> vielen politischen <strong>Programm</strong>en präsentiert. Die letzten 45 Jahre Migrationsgeschichte haben<br />
Österreich zu e<strong>in</strong>em kulturell vielfältigen und wirtschaftlich erfolgreichen Land werden lassen. Umso<br />
mehr verwundert es, dass Innovation selten mit Migration <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht wird. Zuwanderung<br />
kann auch als Bereicherung verstanden werden, wenn es die Gesellschaft schafft, die Potenziale, die<br />
diese mit sich br<strong>in</strong>gt, zu erkennen!<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wollen wir <strong>in</strong>novative soziale Projekte vorstellen und e<strong>in</strong>er kritischen<br />
Diskussion h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Entstehung, Entwicklung und Wirkung unterziehen. Zusätzlich werden<br />
Erfahrungen aus der sozialwissenschaftlichen Forschung zur Migrations- und Integrationsthematik<br />
vorgestellt und die (Nicht-) Beachtung ihrer Ergebnisse sowie Umsetzungschancen thematisiert.<br />
Ort der Veranstaltung:<br />
Tech Gate Vienna, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien www.techgate.at<br />
Raum: 4.2<br />
Zeit: Di, 10.10.2006<br />
von 09:00 – 12:00
<strong>Programm</strong><br />
9:00–9:10 Begrüßung - Mag. a Rossal<strong>in</strong>a Latcheva (Zentrum für <strong>Soziale</strong> Innovation)<br />
9:10–9:30 Univ. Prof. Christoph Re<strong>in</strong>precht<br />
Institut für Soziologie, Universität Wien<br />
Wissenschaftliche Reflexion anhand e<strong>in</strong>er Buchpräsentation:<br />
Nach der Gastarbeit – Prekäres Altern <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>wanderungsgesellschaft, Wien,<br />
Braumüller 2006<br />
Aus dem Buch: Altern und Migration werden häufig als Kontradiktion angesehen.<br />
Migration wird mit Jugendlichkeit und Bewegung, Altern mit Rückzug und Stillstand<br />
assoziiert. Was aber geschieht, wenn Bewegung und Stillstand zusammenfallen? Das<br />
Unerhörte dieses Gedankens zieht sich wie e<strong>in</strong> roter Faden durch die Moderne. Etwa<br />
wenn Max Frisch sagt, man habe Arbeitskräfte gerufen und es seien Menschen<br />
gekommen. Und h<strong>in</strong>zufügt: „Sie verzehren nicht unseren Wohlstand, sie s<strong>in</strong>d im<br />
Gegenteil selbst e<strong>in</strong> wichtiger Teil davon.“ Was geschieht, wenn dieses<br />
Offensichtliche – dass ArbeitsmigrantInnen sich niederlassen und auch e<strong>in</strong>mal älter<br />
werden – nicht gesehen werden will, lässt sich tagtäglich beobachten. Dann lassen es<br />
die Menschen laufen und richten sich im ungeklärten Zustand e<strong>in</strong>, schrieb vor e<strong>in</strong> paar<br />
Jahren die Journalist<strong>in</strong> Mar<strong>in</strong>a Achenbach. Es ist dies e<strong>in</strong> idealer Nährboden für<br />
Legenden, Zerrbilder und die Erzeugung e<strong>in</strong>es sozialen Problems: Was zuerst beiseite<br />
geschoben wird, weil es im gesellschaftlichen Common Sense nicht vorgesehen ist –<br />
<strong>in</strong> Österreich gibt es ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wanderung, Gastarbeiter<strong>in</strong>nen und Gastarbeiter bleiben<br />
im Alter nicht <strong>in</strong> Österreich –, wird, sobald es sichtbar wird, als soziales Problem<br />
gebrandmarkt. Problematisch ist aber nicht das Älterwerden der MigrantInnen,<br />
sondern die Leugnung e<strong>in</strong>er simplen Wahrheit: Dass aus e<strong>in</strong>em ökonomisch<br />
kalkulierten Import von Arbeitskräften e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wanderung von Individuen wird, die<br />
ihre Lebensstrategien allen Widrigkeiten zum Trotz entwerfen und durchzusetzen<br />
suchen.<br />
Kontakt: christoph.re<strong>in</strong>precht@univie.ac.at<br />
9:30–9:50 Mag. a Leila Hadj-Abdou<br />
VEIL: Values, Equality and Differences <strong>in</strong> Liberal Democracies. Debates about<br />
Female Muslim Headscarves <strong>in</strong> Europe<br />
Das Projekt „VEIL“ beschäftigt sich mit Debatten und Regulationen des<br />
Muslimischen Kopftuches <strong>in</strong> Europa. Es analysiert zum e<strong>in</strong>en die Regulierungen zum<br />
Kopftuch <strong>in</strong> 8 verschiedenen Europäischen Ländern (Dänemark, Frankreich,<br />
Deutschland, Griechenland, Niederlande, Österreich, Türkei, UK) als auch im Rahmen<br />
der EU. Zum anderen beschäftigt sich das Projekt mit den e<strong>in</strong>geschriebenen und<br />
verhandelten Werten <strong>in</strong> den Debatten um das Kopftuch. Ziel des Projektes ist es<br />
Differenzen und Ähnlichkeiten <strong>in</strong> den Regulierungen zum Muslimischen Kopftuch zu<br />
erklären, als auch Wissen darüber zu generieren wie die Debatte dazu, politische<br />
Entscheidungsprozesse um das Kopftuch prägen. Koord<strong>in</strong>iert wird VEIL vom Institut<br />
für Politikwissenschaft der Universität Wien unter der Leitung von Univ. Prof.<br />
Siegl<strong>in</strong>de Rosenberger und Univ. Prof. Birgit Sauer, und arbeitet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären, <strong>in</strong>ternationalem Team mit Forscher/<strong>in</strong>nen aus Politikwissenschaft,<br />
Geschlechter- und Frauenforschung, Rechtswissenschaft, Migrationswissenschaft,<br />
Politischer Philosophie und Religionswissenschaft. E<strong>in</strong> besonderer Fokus des<br />
Projektes liegt im Austausch mit Politischen Entscheidungsträgern, der Islamischen<br />
Geme<strong>in</strong>schaft, und weiteren zivilgesellschaftlichen Gruppen. Weitere Infos rund um<br />
das Projekt s<strong>in</strong>d unter www.veil-project.eu im Internet e<strong>in</strong>sehbar.<br />
Kontakt: leila.hadj-abdou@univie.ac.at<br />
9:50–10:10 Mag. a Judith Kröll, Magnigui Tuo, Franck Kaza<br />
Researchers without Borders - Büro für wissenschaftliches Strandgut
Während viele ausländische Fachkräfte auf dem österreichischen Arbeitsmarkt<br />
h<strong>in</strong>zugezogen werden, gibt es Asylwerber/-<strong>in</strong>nen und anerkannte Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong><br />
Österreich, die hoch qualifizierte Ausbildungen und Berufserfahrungen mitbr<strong>in</strong>gen<br />
und viele Barrieren im Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt vorf<strong>in</strong>den. Der<br />
Vere<strong>in</strong> „Researchers without Borders“, der sich aus der Projekt<strong>in</strong>itiative „Büro für<br />
wissenschaftliches Strandgut“ im Rahmen der Wissenschaftsausstellung „die<br />
wahr/falsch <strong>in</strong>c.“ im Juni 2006 konstituiert hat, verfolgt das Ziel, die Integration von<br />
hochqualifizierten Asylwerber-/<strong>in</strong>nen und anerkannten Flüchtl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die<br />
österreichische Scientific Community und den Arbeitsmarkt zu fördern und<br />
Unterstützung zur Eigen<strong>in</strong>itiative zu bieten.<br />
Kontakt: jkroell@nets.at ; mugga_jigi@gmx.at<br />
10:10–10:30 Mag. a Ines Garnitschnig<br />
First Aid <strong>in</strong> Integration<br />
10:30–10:45 Kaffeepause<br />
Berufsperspektiven für AsylwerberInnen<br />
Das Projekt First Aid <strong>in</strong> Integration setzt sich für die Verbesserung der Chancen von<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gen am Arbeitsmarkt e<strong>in</strong>. AsylwerberInnen werden während ihres<br />
Asylverfahrens, das meist mehrere Jahre dauert, vom österreichischen Arbeitsmarkt<br />
nahezu gänzlich ausgeschlossen und s<strong>in</strong>d von der Arbeitswelt und besonders von<br />
ihrem Berufsfeld abgeschnitten. Der Verlust von Fähigkeiten und Fertigkeiten, aber<br />
auch die Aberkennung von Bildung, Qualifikation und Karriere führen zu e<strong>in</strong>er<br />
zusätzlichen Destabilisierung der Lebenssituation. Die berufliche Perspektive für<br />
AsylwerberInnen ist <strong>in</strong> diesem Fall der sichere Weg zu Dequalifikation und sozialer<br />
Unsicherheit. Sichtbar werden diese rechtlichen, sozialen und politischen<br />
Restriktionen bei anerkannten Flüchtl<strong>in</strong>gen oft auch <strong>in</strong> mangelhaften<br />
Deutschkenntnissen, fehlendem Wissen über soziale und politische Gegebenheiten<br />
sowie ger<strong>in</strong>gen Informationen über die Arbeitswelt <strong>in</strong> Österreich. Um diesen<br />
Entwicklungen vorzubeugen, arbeitet First Aid <strong>in</strong> Integration auf drei Ebenen der<br />
Intervention:<br />
Kurse für AsylwerberInnen: Qualifizierung und Berufsorientierung<br />
Kurse für MitarbeiterInnen im Asylbereich und Entwicklung e<strong>in</strong>es Leitfadens<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung und Lobby<strong>in</strong>g<br />
Diese Maßnahmen tragen dazu bei – jenseits von im Kontext von Flucht und Asyl<br />
besonders unangebrachten Debatten um Nützlichkeit – die vielfältigen Potentiale von<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gen zu fördern und ihre Bildungs- und Berufsbiographien sichtbar und<br />
wirksam werden zu lassen.<br />
Kontakt: i.garnitschnig@asyl-<strong>in</strong>-not.org<br />
10:45–11:05 DSA Marianne Pantic<br />
Integrations- und Bildungsberatungsstelle der Caritas Wien<br />
Hier können <strong>in</strong>teressierte AsylwerberInnen und Konventionsflüchtl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>dividuelle Bildungsberatung <strong>in</strong> Anspruch nehmen. (Berufsorientierung,<br />
Unterstützung und Begleitung während der Aus- und Weiterbildung). Daneben gibt es<br />
die Möglichkeit der Teilnahme am kulturellen Leben, dem Aufbau sozialer Kontakte<br />
und der Aneignung von Basiskenntnissen im Bereich EDV und Deutsch <strong>in</strong><br />
Kommunikationsgruppen, e<strong>in</strong>em Schachcafé und <strong>in</strong> Kursen, die mit Hilfe<br />
ehrenamtlicher MitarbeiterInnen organisiert werden konnten.<br />
Kontakt: mpantic@caritas-wien.at<br />
11:05–11:25 Günther Kroiss<br />
2getthere – Vere<strong>in</strong> zur Betreuung lernschwacher K<strong>in</strong>der – und Jugendlicher
Idee ist es K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen e<strong>in</strong>e<br />
Unterstützung durch ältere Jugendliche zu bieten. Konkret zielt das Projekt sowohl auf<br />
Probleme im schulischen (Nachhilfestunden), als auch im kompletten Prozess des<br />
Älterwerdens ab (Anlaufstelle, Ausflüge, Aktionen). Das Besondere hierbei ist, dass<br />
teilweise sozial privilegierte SchülerInnen aus der Oberstufe mit benachteiligten<br />
SchülerInnen aus der Unterstufe regelmäßig Lernen. Dadurch geschieht e<strong>in</strong> sozialer<br />
Austausch, der se<strong>in</strong>en wahren Wert erst im verbesserten Umgang der K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendlichen abseits der Nachhilfestunden (Disco, Schule, usw) zeigt.<br />
Kontakt: guenther.kroiss@2getthere.at<br />
11:25–11:45 Dr. Hedwig Tortschanoff<br />
DEUTSCH - endlich möglich für ausländische Mütter<br />
Ausländer<strong>in</strong>nen haben aus verschiedenen Gründen oft Probleme übliche Deutschkurse<br />
zu besuchen. Deswegen kommen wir ihnen entgegen und bieten Kurse zu Tageszeiten<br />
und an Orten an, wo sie leicht h<strong>in</strong>kommen können: <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten und Volksschulen.<br />
Der Inhalt der Kurse ist auf die Bedürfnisse der Frauen (österr. Schulsystem,<br />
Behördenwege, AMS, u. a.) abgestimmt, sodass neben Sprachunterricht auch e<strong>in</strong>e<br />
Hilfe zur Selbständigkeit gegeben wird. K<strong>in</strong>der von jeden Alters können mitgebracht<br />
werden. Sie werden betreut und spielerisch mit der deutschen Sprache vertraut<br />
gemacht.<br />
Kontakt: Dr. Hedwig Tortschanoff, Villach<br />
Telefon: +43 (4242) 53 576 und +43 (676) 41 08 846<br />
11:45–12:00 Kurze Statements anderer <strong>in</strong>novativer Projekte wie „Spielplatz für Alle“<br />
(Integrationswohnhaus Vorderbrühl, Grete Tschannett), Die Freien Radios<br />
Österreich (Veronika Le<strong>in</strong>er)<br />
12:00-12:15 Mag. Volker Frey<br />
Jurist und Politikwissenschaftler, Generalsekretär des KLA<br />
Der Klagsverband zur Durchsetzung der Rechte von Diskrim<strong>in</strong>ierungsopfern<br />
12:15-12:30 Abschließende Diskussion<br />
Während des <strong>Workshop</strong>s wird e<strong>in</strong> Protokoll geführt. Die Ergebnisse, Empfehlungen und<br />
Vorschläge werden <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Zusammenfassung an die Vortragenden aber auch an mit den<br />
Themen befasste Institutionen, Verwaltungse<strong>in</strong>richtungen usw. weitergegeben.