FESTSCHRIFT
Festschrift zur 1100-Jahrfeier "Garchinger Geschichte"
Festschrift zur 1100-Jahrfeier "Garchinger Geschichte"
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Das Jahr 915 bei Hans Stieglitz, Der Lehrer auf der Heimatscholle, München 1909, S. 82<br />
Diesen Satz nahmen die Garchinger zum<br />
Anlass, für das Jahr 1915 eine 1000-Jahrfeier<br />
zu planen, verzichteten dann aber wegen<br />
des Weltkrieges auf das Feiern. Jetzt<br />
beschloss der Garchinger Stadtrat, unter<br />
Berufung auf die Tradition, eine 1100-Jahrfeier<br />
für das Jahr 2015.<br />
Wie kam es zum Jahr 915? Hans Stieglitz<br />
übernahm seine Angabe wörtlich aus Mayer-Westermayer,<br />
Statistische Beschreibung<br />
des Erzbisthums München und<br />
Freising, erschienen in München 1880.<br />
Die damals maßgebliche „Geschichte<br />
Baierns“ von Siegmund Riezler, ebenfalls<br />
1880 erschienen, sagt, die „Säkularisationen<br />
Herzog Arnulfs […] erfolgten in der<br />
Hauptsache wohl zwischen 908 und 914.“<br />
Hier steht erstmals der Ortsname „Gowirichinga“,<br />
neben Ismaning, Neufahrn, Latersheim<br />
und zahlreichen anderen Orten.<br />
In welcher Urkunde steht der Ortsname<br />
Garching erstmals? Um 1020 wurde im<br />
Kloster Tegernsee eine Liste der entfremdeten<br />
Besitzungen und ihrer derzeitigen<br />
Besitzer aufgeschrieben, die in einer Handschrift<br />
in der Münchner Staatsbibliothek<br />
erhalten ist. Eine Jahreszahl enthält diese<br />
Liste nicht.<br />
Garching hat es daher schwerer mit der<br />
Festlegung seines Feierjahres als die<br />
Nachbarn: Ismaning, Neufahrn, Eching<br />
und Schleißheim werden erstmals urkundlich<br />
erwähnt in Aufzeichnungen, die am Bischofssitz<br />
Freising in den Jahren um 800<br />
gemacht und dort aufbewahrt wurden. Im<br />
Kloster Tegernsee, dem Garching damals<br />
gehört hatte, gingen alle frühen schriftlichen<br />
Aufzeichnungen im 10. Jahrhundert<br />
verloren. Ursache waren nicht nur die<br />
Überfälle der Ungarn, sondern ein allgemeiner<br />
Niedergang des Klosterlebens. Beide<br />
Vorgänge veranlassten den Bayernherzog<br />
Arnulf (907-937), die zahlreichen und<br />
teils weit entfernten Tegernseer Güter, wie<br />
auch Güter anderer Klöster, in die Hände<br />
adeliger Herren zu geben.<br />
So kam Garching zunächst an die Grafen<br />
von Ebersberg, dann an die Welfen und<br />
schließlich 1180 an die Wittelsbacher. Diese<br />
behielten Besitz und Herrschaft bis zur<br />
Auflösung der alten Feudalordnung um<br />
1803. Garching war eine Wittelsbacher<br />
Hofmark und seit 1331 mit besonderen<br />
Privilegien ausgestattet, die von jedem<br />
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