mostviertel - Frühling 2015
Reisen zum Leben am Land
Reisen zum Leben am Land
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<strong>mostviertel</strong><br />
Reisen zum Leben am Land<br />
<strong>Frühling</strong> <strong>2015</strong><br />
im Mostviertel<br />
Niederösterreich<br />
Mostbaron Scheiblauer<br />
Im MostBirnHaus<br />
Michael Fliegers Opfekompott<br />
Walter Burgers Wienerbruck<br />
Lebzelterei Pirker in Mariazell<br />
Toni Pfeffer am Rad im Traisental<br />
Die Zimola-Damen in Mank<br />
Ein Schlosser auf Neubruck<br />
Der Ausgräber von St. Pölten<br />
Idylle in einem Renaissancehof<br />
Christa Kerschner<br />
in ihrem Renaissancehof<br />
in Herzogenburg<br />
Europäischer Landwirtschaftsfonds für die<br />
Entwicklung des ländlichen Raums: Hier<br />
investiert Europa in die ländlichen Gebiete.<br />
<strong>mostviertel</strong> · 1
<strong>mostviertel</strong><br />
1 Moststraße<br />
2 Kulturpark Eisenstraße<br />
3 Naturpark Ötscher-Tormäuer<br />
4 St. Pölten<br />
5 Traisental-Donauland<br />
6 Pielachtal<br />
7 Traisen-Gölsental<br />
8 Dunkelsteinerwald<br />
9 Elsbeere Wienerwald<br />
10 Melker Alpenvorland<br />
Donau<br />
St. Valentin<br />
Haag<br />
1<br />
Oed-Öhling<br />
Ardagger<br />
Amstetten<br />
Neuhofen<br />
Ybbs<br />
Donau<br />
kl. Erlauf<br />
Waldviertel<br />
Wieselburg<br />
a.d. Erlauf<br />
Melk<br />
10<br />
8<br />
Ruprechtshofen<br />
Mank<br />
Mariazellerbahn<br />
Kirchberg<br />
6<br />
5<br />
Donau<br />
Traismauer<br />
Getzersdorf<br />
Herzogenburg<br />
4 Viehofner See<br />
Ratzersdorfer See<br />
St. Pölten<br />
9 Böheimkirchen<br />
Pielach<br />
Traisen<br />
Pyhra<br />
Wilhelmsburg<br />
Traisentalradweg<br />
Gölsen<br />
Wienerwald<br />
Die 10 Regionen des Mostviertels<br />
1. Moststraße<br />
200 Kilometer lang schlängelt sich die<br />
Moststraße durchs sanft-hügelige Land der<br />
Mostbirnbäume. Genießer schätzen die<br />
edlen Brände und die seltenen, sortenreinen<br />
Birnenmoste. www.moststrasse.at<br />
6. Pielachtal<br />
Bekannt ist das „Tal der Dirndln“ für die<br />
roten Dirndl-Früchte. Die Bilderbuchlandschaft<br />
lässt sich beim Wandern oder<br />
bei Fahrten mit der Mariazellerbahn<br />
erkunden. www.pielachtal.info<br />
Michaela Hinterholzer, Bürgermeisterin,<br />
Landtagsabgeordnete und Vorsitzende<br />
von Mostviertel Tourismus, und dessen<br />
Geschäftsführer Andreas Purt laden zu<br />
„Reisen zum Leben am Land“ ein.<br />
Landesausstellung <strong>2015</strong>!<br />
Nach knapp vier Jahren Vorbereitungszeit<br />
ist es endlich so weit. <strong>2015</strong> ist das Jahr der<br />
Niederösterreichischen Landessausstellung<br />
im Mostviertel – und zwar in seinem wilden,<br />
alpinen Teil rund um den „Vaterberg“<br />
Ötscher. Daher heißt die Ausstellung auch<br />
„ÖTSCHER:REICH – Die Alpen und wir“. Zwei<br />
Ausstellungsorte, nämlich Neubruck und<br />
Laubenbachmühle, sowie das Naturpark-<br />
Erlauf<br />
Oberösterreich<br />
Sonntagberg<br />
Lilienfeld Hainfeld<br />
Scheibbs<br />
Neubruck<br />
Frankenfels<br />
Waidhofen a.d. Ybbs<br />
Laubenbachmühle<br />
Muckenkogel<br />
7 1.284<br />
2 St. Anton Puchenstuben Türnitz<br />
Ybbsitz<br />
Gaming<br />
Tirolerkogel<br />
1.377<br />
St. Aegyd<br />
Ötscherlandexpress<br />
Ötscher<br />
3 1.892 Annaberg<br />
Lunz am See Lackenhof<br />
Gippel<br />
1.669<br />
Hollenstein<br />
Göstling<br />
Mendlingtal<br />
Hochkar<br />
1.808<br />
Steiermark<br />
Lunzer<br />
See<br />
Gemeindealpe<br />
1.626<br />
Erlaufsee<br />
Pielachtal<br />
Wienerbruck<br />
Mitterbach<br />
ÖTSCHER:REICH<br />
Mariazell<br />
Ötscherlandexpress<br />
Mariazellerbahn<br />
Traisentalradweg<br />
Via Sacra<br />
Mostviertel Tourismus GmbH | 3250 Wieselburg, Österreich | Adalbert-Stifter-Straße 4<br />
Tel.: +43 (0)7416/521 91 | E-Mail: info@<strong>mostviertel</strong>.at | www.<strong>mostviertel</strong>.at<br />
Unsere Öffnungszeiten: Mo–Do 9.00–16.30 Uhr, Fr 9.00–12.30 Uhr<br />
Alle Angaben wurden mit großer Sorgfalt erhoben, erfolgen jedoch ohne Gewähr<br />
und erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
Göller<br />
1.766<br />
www.noe-landesausstellung.at<br />
Wiener Alpen<br />
Coverfoto und Editorialfoto: Weinfranz, Karte: Beton – Gruppe für Gestaltung, T.A.I. Tourist Austria International, Golden Pixel Award<br />
2. Kulturpark Eisenstraße<br />
In der wild-alpinen Bergwelt, wo einst<br />
Schmiede, Köhler und Holzfäller arbeiteten,<br />
können sich Besucher heute auf spannende<br />
Zeitreisen begeben und alle fünf Elemente<br />
auf unterschiedliche Weise erleben.<br />
www.eisenstrasse.info<br />
3. Naturpark Ötscher-Tormäuer<br />
Rund um den fast 2.000 Meter hohen<br />
Ötscher erstreckt sich der größte Naturpark<br />
Niederösterreichs. Charakteristisch<br />
sind tiefe Schluchten wie die bekannten<br />
Ötschergräben, bizarre Felsen, Wasserfälle<br />
und Wälder. www.naturpark-oetscher.at<br />
4. St. Pölten<br />
St. Pölten, die Landeshauptstadt von<br />
Niederösterreich, ist eine rege Kulturstadt.<br />
Barock und Jugendstil prägen das<br />
Stadtzentrum. Im Regierungsviertel und<br />
Kulturbezirk überrascht zeitgenössische<br />
Architektur. www.st-poelten.gv.at<br />
5. Traisental-Donauland<br />
In der verführerischen Rad- und Weinregion<br />
des Mostviertels gedeihen vorwiegend<br />
Weißweintrauben. Internationale<br />
Aufmerk samkeit wecken vor allem die<br />
puristisch-eleganten Grünen Veltliner mit<br />
mineralischer Note. www.traisental.info<br />
7. Traisen-Gölsental<br />
Durch Österreichs waldreichste Gegend<br />
verlaufen zwei Pilgerwege: die Via Sacra<br />
und der Wiener Wallfahrer weg. Radwege<br />
begleiten die Traisen (111 km lang) und<br />
die Gölsen (20 km lang). www.viasacra.at,<br />
www.traisentalradweg.at<br />
8. Dunkelsteinerwald<br />
Steile Abhänge an der Donau mit<br />
grandiosen Ausblicken über das Donautal<br />
und das Alpenvorland. Äcker, stille Wälder,<br />
sagenhafte Ruinen und vor allem Wildrosen<br />
und Hagebutten kennzeichnen die<br />
Region. www.arge-dunkelsteinerwald.at<br />
9. Elsbeere-Wienerwald<br />
Wo das Mostviertel an den Wienerwald<br />
grenzt, sind die Elsbeeren zu Hause. Die<br />
bräunlich-roten Früchte werden zu exquisiten<br />
Bränden veredelt. Sie wachsen auf<br />
hohen Bäumen, die auf sonnigen Wiesen<br />
stehen. www.elsbeere-wienerwald.at<br />
10. Melker Alpenvorland<br />
Fruchtbare Felder, sanft geschwungene<br />
Hügel, blühende Wiesen und beweidete<br />
Almen erfreuen Wanderer und Radfahrer.<br />
Kulturelles Zentrum ist das weithin sichtbare<br />
Renaissanceschloss Schallaburg.<br />
www.schallaburg.at<br />
zentrum Ötscher-Basis in Wienerbruck<br />
bilden den Kern, dazu kommen 15 weitere<br />
Stationen – siehe Seite 36.<br />
Aber auch das milde Mostviertel wartet mit<br />
zahlreichen neuen, attraktiven Angeboten<br />
und Veranstaltungen auf. So erzählt uns<br />
in diesem Magazin Toni Pfeffer von seiner<br />
Begeisterung für den Traisentalradweg. In<br />
Ardagger erstrahlt das MostBirnHaus in<br />
ganz neuem Glanz. In Mank versorgt ein<br />
Bauernladen seine Kunden mit wirklich<br />
regionalen Köstlichkeiten. In der Weinbauregion<br />
Traisental bezaubert die Gastlichkeit<br />
im romantischen Renaissancehof in Herzogenburg<br />
die Gäste. Und in St. Pölten wird<br />
nach Schätzen gegraben. Der Stadtarchäologe<br />
ermöglicht Einblicke in die Geschichte.<br />
www.<strong>mostviertel</strong>.at<br />
www.noe-landesausstellung.at<br />
Impressum<br />
Herausgeber Mostviertel Tourismus GmbH<br />
Adalbert-Stifter-Straße 4, 3250 Wieselburg<br />
T: 07416/521 91, E: info@<strong>mostviertel</strong>.at<br />
Medieninhaber, Konzept, Redaktion und<br />
Herstellung: Falter Verlagsgesellschaft m. b. H.<br />
Bereich Corporate Publishing, Marc-Aurel-Straße 9,<br />
1011 Wien, T: 01/536 60-0 E: magazine@falter.at,<br />
Fotografie: Franz Weingartner, www.weinfranz.at<br />
Offenlegung: Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz<br />
ist unter www.falter.at/offenlegung/falterverlag<br />
ständig abrufbar<br />
2 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 3
Wilde<br />
Wunder<br />
Inklusive-Card | Erwachsener<br />
Mostviertler Alpen – Mariazeller Land<br />
Wilde Wunder Card<br />
Wer die vielen „wilden Wunder“ rund<br />
um Ötscher, Hochkar, Gemeindealpe und<br />
Mariazell auf vorteilhafte Weise entdecken<br />
und ausprobieren möchte, profitiert von<br />
der kostenlosen Wilde Wunder Card. Bis<br />
zu € 1.000,– sparen Familien durch freie<br />
Eintritte und Fahrten in den Mostviertler<br />
Alpen und im Mariazellerland. Sie gilt als<br />
Eintrittskarte für zahlreiche Attraktionen,<br />
Genuss- und Abenteuerprogramme sowie<br />
Liftfahrten. Von Anfang Mai bis Ende Oktober<br />
<strong>2015</strong> haben alle Urlaubsgäste mit der<br />
Wilde Wunder Card freien Zutritt zu über<br />
40 Attraktionen und Programmen.<br />
www.wildewunder.at<br />
MV_WWCard_2014_5642_RZ.indd 5 19.02.14 14:35<br />
Weinfranz<br />
Josefifest am Panoramahöhenweg<br />
Am Sonntag, den 22. März <strong>2015</strong>, wird mit<br />
dem Josefifest am Panoramahöhenweg<br />
der <strong>Frühling</strong> eingeläutet. Zu Ehren des<br />
Namenspatrons und Schutzheiligen der<br />
Zimmerer und Tischler feiern die Handwerker<br />
gemeinsam mit allen Josefs und<br />
Josefinen diesen Tag. Lokales Brauchtum,<br />
Geselligkeit und natürlich Mostviertler<br />
Kulinarik verleihen dem Josefifest im Kulturpark<br />
Eisenstraße seinen ganz eigenen<br />
Reiz. www.panoramahoehenweg.at<br />
Tag des Mostes<br />
Der „Tag des Mostes“ findet am letzten<br />
Sonntag im April statt – also am 26.<br />
April <strong>2015</strong>. Der „Tag des Mostes“ gilt als<br />
Höhepunkt des Mostfrühlings. Dieser dauert<br />
von Anfang April (in manchen Jahren<br />
schon der Beginn der Mostbirnblüte) bis<br />
in den späten Juni und präsentiert sich als<br />
bunter Veranstaltungsreigen in allen Orten<br />
mit Mostverkostungen, Musikfesten und<br />
mehr. www.moststrasse.at<br />
Mostviertel Online-Shop<br />
Hier findet man jede Menge Mostviertler<br />
Ab-Hof-Produkte. Künstlerisches und Fan-<br />
Artikel können hier ebenso bestellt werden<br />
wie der weltbeste Bio-Wodka von Josef<br />
V. Farthofer. Hier sind auch Mostviertel-<br />
Werbemittel und Genießerzimmer-Gutscheine<br />
erhältlich.<br />
www.<strong>mostviertel</strong>.myproduct.at<br />
Benediktinerstift Seitenstetten<br />
Einen Tag lang vom Stift Seitenstetten zur<br />
Basilika am Sonntagberg (14 km) pilgern.<br />
Der Weg verbindet zwei der prächtigsten<br />
Kulturdenkmäler Niederösterreichs. Das<br />
Angebot: Abendessen im Stiftsmeierhof,<br />
Übernachtung im EZ, Frühstück, Snackpaket,<br />
begleitete Pilgerwanderung. Führung<br />
am Sonntagberg. Shuttlebus. Preis pro Person<br />
im EZ: € 69,50. Termin: Anfang April bis<br />
Ende Oktober. Buchung: Tel. 07477/423 00-0<br />
www.stift-seitenstetten.at<br />
Aufblühen<br />
Tipps zur Frühjahrssaison <strong>2015</strong> im Mostviertel<br />
40.000 Jahre Menschheitsgeschichte<br />
„News From The Past – Niederösterreich<br />
– Archäologie – Aktuell“ im Stadtmuseum<br />
St. Pölten, Prandtauerstraße 2.<br />
Diese bemerkenswerte Ausstellung bietet<br />
spektakuläre Einblicke in 40.000 Jahre<br />
Menschheits geschichte. Wunderbar erfrischend<br />
aufbereitet, bietet sie auch eine<br />
virtuelle Grabungsstation.<br />
Bis 5. April <strong>2015</strong> von Mittwoch bis Sonntag<br />
10–17 Uhr, Eintritt mit der NÖ-Card möglich.<br />
www.stadtmuseum-stpoelten.at<br />
Mit dem Rad auf Entdeckungsreise<br />
„Radeln für Kids“: drei besonders schöne<br />
Abschnitte am Traisental-Radweg. Richtig<br />
anstrengend wird es nie, weil die Radwege<br />
kaum Steigungen aufweisen. Die Strecken<br />
führen auf getrennt von der Straße geführten<br />
Radwegen und wenig befahrenen<br />
Nebenstraßen. Genaue Routenbeschreibungen<br />
mit zahlreichen Tipps – auch zur<br />
Anreise mit Öffis – machen die Planung<br />
ganz einfach. Die Beschreibungen finden<br />
sich auf www.traisentalradweg.at<br />
KunstSchauplatz Eisenstraße<br />
Die Schlösser, Burgen, Seen, Klöster<br />
und Schmieden der Eisenstraße bieten<br />
Künstlern aller Genres eindrucksvolle<br />
Bühnen und sind für Kultur- und Naturgenießer<br />
eine Reise wert. Unter dem<br />
Titel „kulturglut“ wird ein vielseitiges<br />
Programm geboten, das von Klassik über<br />
Jazz und Reggae bis zu moderner Kunst,<br />
Theater und Musical reicht. „kulturglut“<br />
ist Kunst an ganz besonderen Schauplätzen<br />
der Eisenstraße. www.kulturglut.at<br />
Traisental Wine Tasting<br />
Am 25. und 26. April <strong>2015</strong> öffnen über 30<br />
Traisentaler Winzer von 10 bis 18 Uhr ihre<br />
Verkostungsräume und Keller. Die Gäste<br />
genießen Kostproben der lokalen Weine,<br />
haben die Möglichkeit, den neuen Jahrgang<br />
zu probieren und Fachgespräche zu<br />
führen sowie einen Spaziergang mit den<br />
Traisentaler Weinbegleitern zu unternehmen.<br />
Der (einmalige) Kostenbeitrag umfasst<br />
alle Verkostungen und Weinbegleiter-<br />
Spaziergänge. www.traisental.info<br />
4 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 5
Der Ötscher ruft!<br />
In drei Tagen um den imposanten<br />
„Vaterberg“ wandern<br />
Das Angebot inkludiert: 3 Übernachtungen<br />
mit Halbpension in ausgewählten<br />
Gasthöfen/bei Privatzimmervermietern<br />
· Gepäcktransport von Unterkunft zu<br />
Unterkunft · 1 Fahrt mit der Mariazellerbahn<br />
· ausführliche Routenbeschreibung<br />
· Wanderkarte „Lust aufs Wandern“<br />
Preis pro Person im DZ ab € 199,–<br />
Buchbar: Mai bis Oktober <strong>2015</strong><br />
www.<strong>mostviertel</strong>.at<br />
Weinfranz<br />
6 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 7
Elisabeth Schepe<br />
Im Schloss<br />
des Mostbarons<br />
Entscheidet man sich, von der Westautobahn<br />
kommend, für die kleinen Landstraßen,<br />
die über die Hügel des westlichen<br />
Mostviertels führen, hat man nicht nur<br />
einen fantastischen Ausblick über die weiten<br />
Ebenen rund um Amstetten, sondern<br />
kommt in Neuhofen an der Ybbs auch an<br />
der Kothmühle vorbei.<br />
Johannes Scheiblauer und seine Frau<br />
Christiane betreiben das romantische<br />
RelaxResort Kothmühle in Neuhofen<br />
und das Schlosshotel in Waidhofen –<br />
beides an der Ybbs<br />
Gerade im <strong>Frühling</strong>, während der Birnbaumblüte,<br />
zeigt sich dort die Gegend von<br />
ihrer charmantesten Seite. Die alte Mühle<br />
ist seit 1866 im Besitz der Familie Scheiblauer<br />
und seit den 1960ern ein Hotelbetrieb.<br />
Johannes Scheiblauer wuchs hier<br />
auf. „Ich wollte damals etwas anderes als<br />
meine Eltern machen. Ich fand das alles<br />
ziemlich uncool“, sagt der heute 47-Jährige<br />
und grinst. Übernommen hat er das Haus<br />
trotzdem, nur eben alles anders gemacht.<br />
Gemeinsam mit seiner Frau Christiane<br />
krempelte er es um. Heute ist es das<br />
RelaxResort Kothmühle samt Garten und<br />
Naturbadeteich. Neben Seminargästen<br />
kommen vor allem Paare aus der Stadt<br />
hierher, die ein paar entspannende Tage<br />
genießen wollen.<br />
Ausruhen in der Natur klingt gut,<br />
doch die nächste Station wartet schon.<br />
Über St. Leonhard am Walde und auf<br />
kurvigen Höhenstraßen mit eindrucksvollem<br />
Panorama geht es weiter nach<br />
Waidhofen an der Ybbs. Hier steht der<br />
zweite Betrieb der Scheiblauers: das<br />
Schloss an der Eisenstraße. Hier sitzt<br />
Johannes Scheiblauer bei einem Kaffee im<br />
hauseigenen Restaurant. Während seine<br />
Frau Christiane mit einem Seminar für die<br />
Mitarbeiter beschäftigt ist, führt er durch<br />
das Schloss. Um 1800 errichtet und direkt<br />
auf einem Felsen am Fluss gelegen, hat<br />
sich das Gebäude trotz Modernisierung<br />
den alten Charme bewahrt.<br />
Seit die Scheiblauers den Betrieb vor<br />
drei Jahren übernommen haben, hat<br />
sich hier einiges getan: Drüben im neu<br />
gebauten Trakt, der für Seminare und vor<br />
allem für Hochzeiten genutzt wird, ist<br />
schon alles festlich für die nächste Feier<br />
gedeckt, während unten auf der Terrasse<br />
das Brautpaar fotografiert wird.<br />
Ein Blick durch die Glasfront des Festsaals<br />
offenbart den Fluss Ybbs und das<br />
mittelalterliche Stadtbild von Waidhofen.<br />
Die gotische Kirche und das Rothschild-<br />
Schloss, in dem sich das Standesamt<br />
befindet, sind nur ein paar Meter Luftlinie<br />
entfernt. Frisch vermählt, können Braut<br />
und Bräutigam von dort über den Steg<br />
direkt zum Schloss spazieren.<br />
„Das Schloss ist etwas lauter, es verspricht<br />
mehr Glamour. Die Kothmühle ist<br />
eher zurückhaltender“, sagt Scheiblauer<br />
über seine Betriebe. Hohe Ansprüche<br />
stellt er an beide. Zwei mal vier Sterne<br />
verlangen hohe Qualität und ein ständiges<br />
Verbessern. Bleibt zwischen RelaxResort<br />
und Luxus-Schlosshotel eigentlich noch<br />
Platz für Tradition und Regionalität?<br />
Beides zeigt sich etwa in der Minibar der<br />
Gästezimmer: Statt Cola und Erdnüssen findet<br />
man ausschließlich Produkte aus dem<br />
Mostviertel. Johannes Scheiblauer weiß,<br />
wie wichtig die Verbindung mit der Region<br />
für die Identität seiner Häuser ist. Deshalb<br />
kann man im Schloss und im RelaxResort<br />
auch den selbst gebrannten Schnaps von<br />
Großmutter Scheiblauer kaufen.<br />
Das Spezialgebiet des Hotelier s<br />
Scheiblauer aber ist der Most: Seit 2010<br />
Mostbaron, entwickelt er mit seinen<br />
Kollegen Produkte, die seinen gehobenen<br />
Hotels entsprechen. Das Ergebnis: drei<br />
Mostkreationen, die als eleganter Aperitif<br />
oder Speisebegleiter zum Gourmet-Menü<br />
die Region repräsentieren sollen.<br />
Wer wissen möchte, wie ein Most-Cuvée<br />
aus vier verschiedenen Birnensorten<br />
zum Fischgericht passt, kann das bei den<br />
Scheiblauers erfahren. Was im Mostkeller<br />
oder in der Minibar beginnt, zieht sich<br />
durch die gesamte Arbeit von Christiane<br />
und Johannes Scheiblauer – die Absicht,<br />
immer besser zu werden, neue Ideen zu<br />
finden und dabei Genuss und Komfort<br />
mit der Tradition des Mostviertels zu<br />
verbinden.<br />
Mostbaron Johannes Scheiblauer<br />
betreibt mit seiner Frau Christiane<br />
das RelaxResort Kothmühle und<br />
das Schloss an der Eisenstraße<br />
Das Schlosshotel in Waidhofen. Links der neue Trakt für Seminare<br />
Reisetipp zur Landesausstellung <strong>2015</strong><br />
Glücksmomente im ÖTSCHER:REICH<br />
Scheiblauers Package für Landesausstellungsbesucher<br />
– buchbar im Schloss<br />
an der Eisenstraße oder im RelaxResort<br />
Kothmühle. Es gilt für 2 Personen für<br />
2 Nächtigungen und bis Ende <strong>2015</strong>. Es<br />
umfasst: Eintritt für die Landesausstellung<br />
ÖTSCHER:REICH an allen 3 Orten,<br />
2 Nächtigungen im Himmelbett im DZ,<br />
Begrüßungsaperitif, 2 Mal 5-Gang-Wahl-<br />
Abenddinner mit Salatbuffet, am 2. Tag<br />
mit Steinplattengrillen, Romantikschaumbad<br />
mit Kerzen, entspannendes Massageöl<br />
am Zimmer, Obstkorb und Rosésekt am<br />
Zimmer. Preis: € 504,–<br />
Weinfranz<br />
8 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 9
Elisabeth Schepe<br />
Wo die Birnen<br />
leuchten und klingen<br />
Birnen. Birnen, soweit das Auge<br />
reicht. Mit knapp einem Meter Durchmesser<br />
hängen sie weiß und weich von<br />
der Decke. Schiebt man sich zwischen<br />
den riesigen Früchten durch den Raum,<br />
erklingt bei jeder Berührung eine Melodie,<br />
begleitet von einem bunten Lichterspiel,<br />
bis am Ende alles zu einer beruhigenden<br />
Musik verschmilzt.<br />
Michaela Schmutz, Geschäftsführerin<br />
des MostBirnHauses, eröffnet es zu<br />
Saisonbeginn in neuem Birnenglanz<br />
und lädt zu Verkostungen ein<br />
Nein, zwicken bringt nichts. Wir sind<br />
hellwach und in Ardagger Stift nahe<br />
Amstetten. Dort steht das Erlebnis- und<br />
Genusszentrum MostBirnHaus, dessen<br />
erste Station wir gerade hinter uns gelassen<br />
haben. Vom „Reich der Riesenbirnen“<br />
geht’s ab in den Fruchtraum und weiter<br />
zum Birnenklauben-Spiel, von dort zum<br />
Dörren und Maischen und zum Kräftemessen<br />
beim Birnenpressen.<br />
Im nachgebildeten Mostkeller blubbert<br />
und gärt es. Bei der Station „Mostviertlerisch<br />
für Anfänger“ können regionale<br />
Ausdrücke wie „Saunursch“ (Futtertrog für<br />
Schweine) nachgesprochen werden.<br />
Stolz darauf, die „Mostviertler<br />
Mundart“ über die Lippen gebracht zu<br />
haben, geht’s weiter ins Kino. Hier endet<br />
der interaktive Rundgang durch die<br />
Ausstellung mit einem kurzen Film. Gut<br />
informiert über die Birne und alles, was<br />
dazugehört, verlässt man das Haus.<br />
Im gemütlichen Gastgarten mit Blick auf<br />
weitläufiges Grün gibt Michaela Schmutz<br />
Geschichtsunterricht in Sachen Mosttradition.<br />
Sie erzählt von Kaiserin Maria<br />
Theresia, die Birnbäume ansetzen ließ. Sie<br />
schildert die Bauernbefreiung, beschreibt<br />
die „Mostburgen“, wie man die Vierkanter<br />
nannte, und beklagt den Niedergang der<br />
Mostkultur nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />
„Dann, in den Achtzigerjahren, wollte<br />
man dem Most wieder neue Bedeutung<br />
geben“, sagt sie und zeigt Richtung der<br />
ehemaligen Stiftstaverne, in der sich jetzt<br />
das Haubenrestaurant „Landhaus Stift<br />
Ardagger“ befindet. „Im Stiftskeller ist<br />
damals der Verein Mostgalerie gegründet<br />
worden.“ Diesem ist es zu verdanken, dass<br />
der als „Arbeitergetränk“ abgetane Most<br />
wiederbelebt wurde, Qualitätskriterien<br />
festgelegt und nach und nach wieder<br />
Bäume gepflanzt wurden.<br />
Mostheurige und schattige Birnbaum-<br />
Alleen, die damals entstanden sind,<br />
gehören heute zum Bild der Region.<br />
Im Garten des MostBirnHauses<br />
Der Tradition der Mostgalerie folgend,<br />
eröffnete 2007 unweit vom Stiftskeller<br />
das moderne MostBirnHaus. Heute ist<br />
hier Michaela Schmutz die Geschäftsführerin.<br />
Nach einem Gastspiel in Tirol bei<br />
einer Nobel-Panoramabar auf über 3.000<br />
Metern Seehöhe hat es die Gastro-Fachfrau<br />
vor einigen Jahren wieder hinunter ins<br />
Mostviertel gelockt. Von einem Abstieg<br />
kann aber keine Rede sein.<br />
Die 32-Jährige ist einer der wichtigsten<br />
Köpfe hinter der Neugestaltung<br />
des MostBirnHauses, das pünktlich zu<br />
Saisonbeginn im März <strong>2015</strong> eröffnet. „Der<br />
Garten bekommt endlich seine Birnen“,<br />
schmunzelt Schmutz. „Auch sonst wird das<br />
Thema Mostbirne spürbarer.“ Neben der<br />
Erlebniswelt setzen sie und ihr Team noch<br />
stärker auf die Vermittlung von Birnen,<br />
Most und regionaler Kultur. Im hauseigenen<br />
Shop wird das Sortiment um zusätzliche<br />
Produkte aus der Region aufgestockt,<br />
manches davon mit internationaler Note.<br />
Auch Verkostungsbereiche kommen<br />
hinzu. Hier lädt die Mostsommelière<br />
Schmutz Gäste zur Verkostung von einigen<br />
der sechzig verschiedenen Sorten. Ihr persönlicher<br />
Liebling ist die Grüne Pichlbirne.<br />
„Sie ist super zum Spritzen, kraftvoll,<br />
säurehaltig und erfrischend.“ Besucher<br />
aus dem Ausland werden ab sofort auch<br />
auf Englisch durch die Ausstellung geführt,<br />
denn das MostBirnHaus ist längst kein<br />
regionaler Geheimtipp mehr. Egal ob weitgereist<br />
oder aus der Region, ob jung oder<br />
alt – das MostBirnHaus macht neugierig<br />
darauf, was das Mostviertel noch alles zu<br />
bieten hat.<br />
MostBirnHaus<br />
Erlebnis- und Genusszentrum<br />
Stift Ardagger, Ardagger Stift 14,<br />
Tel. 07479/64 00<br />
www.mostbirnhaus.at<br />
Michaela Schmutz’ Tipp: der 6,5 Kilometer<br />
lange Panoramaweg in Neustadtl<br />
an der Donau. „Vom Panoramastein aus<br />
kann man weit nach Oberösterreich bis<br />
ins Gesäuse sehen.“<br />
10 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 11<br />
Weinfranz
Werner Sturmberger<br />
Gitarre statt Horn<br />
Michael Fliegers Tipp:<br />
das „Wanderbuch Ötscherreich“, ein<br />
Führer durch den Naturpark Ötscher-<br />
Tormäuer-Pielachtal. Man bekommt<br />
ihn bei Mostviertel Tourismus.<br />
www.<strong>mostviertel</strong>.at<br />
Weinfranz<br />
Kirchberg im Mostviertel. Die Marktgemeinde<br />
ist das Zentrum des Pielachtals<br />
und Wohnort von etwas mehr als<br />
dreitausend Menschen. Für die meisten<br />
ist es nicht nur ein Wohnort, sondern ihr<br />
Lebensmittelpunkt. So auch für Michael<br />
Flieger: „Ich habe zehn Jahre in Wien<br />
studiert. Meine Freunde und die ganze<br />
Familie sind aber immer in Kirchberg<br />
gewesen.“ Und nicht zuletzt die Band<br />
Opfekompott, in der er singt und Gitarre<br />
spielt.<br />
Geschichten und Lieder vom Land –<br />
das ist die Leidenschaft von Michael<br />
Flieger, einem Mitglied der Mostviertler<br />
Band Opfekompott<br />
Eine ganze Reihe von Gründen hat ihn<br />
wieder ins Mostviertel gebracht – und hier<br />
bewegt ihn immer noch die Mariazellerbahn.<br />
Wortwörtlich, denn vier Jahre lang<br />
pendelte er mit ihr erst zum Gymnasium<br />
nach St. Pölten und später nach Wien.<br />
Auch Familienausflüge wurden mit der<br />
Bahn erledigt.<br />
„Meine Eltern hatten kein Auto. Einmal<br />
im Jahr sind wir nach Mariazell gefahren.<br />
Das gehört irgendwie bis heute dazu.<br />
Kirchengehen steht dabei nicht so sehr<br />
im Vordergrund. Obwohl – das betrifft<br />
eher nur mich, denn meine Schwester ist<br />
Religionslehrerin.“<br />
Neben der Familie haben Landschaft<br />
und Natur den Ausschlag gegeben, aus<br />
Wien wegzuziehen. Einen weiteren Grund<br />
beschreibt er so: „Man muss für alles<br />
in die U-Bahn und herumfahren. Vom<br />
zweiten Bezirk zur BOKU hab’ ich eine<br />
Dreiviertelstunde gebraucht. Da kann ich<br />
gleich in St. Pölten wohnen. Hier hab’ ich<br />
zweihundert Meter ins Wirtshaus oder<br />
auf den Sportplatz.“ Mit einem Lächeln<br />
schickt er hinterher: „Fußball schaut man<br />
eher im Café Bachinger, da machen wir<br />
auch unsere Benefizkonzerte zu Weihnachten.<br />
Ins Wirtshaus geht man zum<br />
Kalteis.“ Er räumt aber auch Defizite des<br />
Dorflebens ein: „Am Wochenende kann<br />
man lang weggehen, wenn man will.<br />
Unter der Woche kann’s schon passieren,<br />
dass um zehn alles zu ist.“ Zur Musik kam<br />
der 46-Jährige wie viele am Land: „Die<br />
Grundausbildung hat man mit Blasinstru-<br />
Die Himmelstreppe nach Mariazell<br />
menten. Volksschule: Flöte, Hauptschule:<br />
Horn. Im BORG St. Pölten hab’ ich begonnen,<br />
stattdessen Gitarre zu spielen.“ Von<br />
da war es bis zur ersten Band nicht weit:<br />
„Anfangen tut’s ja immer so: Man trifft<br />
sich irgendwo und stellt fest, du spielst<br />
das und ich spiel’ das. Dann fängt man<br />
halt an. Dann trennt sich die Spreu vom<br />
Weizen, und es bleiben die über, denen<br />
auch wirklich was daran liegt.“<br />
Wie Michael Flieger haben auch die<br />
Songs der Band einen starken Bezug zur<br />
Region. Kein Wunder also, dass eines<br />
der Alben den Titel „Frisch vom Laund“<br />
trägt. Wie dieser nahelegt, wird auch<br />
im Mostviertler Dialekt gesungen: „Wir<br />
reden ja auch im Dialekt. Ich glaub’, man<br />
kann am ehesten das aussagen, was man<br />
aussagen will, wenn man in der Sprache<br />
schreibt und singt, die man auch wirklich<br />
verwendet.“<br />
Die Musik der Band lässt sich am<br />
ehesten mit den Genres Folk, Blues und<br />
Rock umreißen. Musik, die genauso gut<br />
in die Straßen von New Orleans passen<br />
würde, wären da nicht Sprache und Text,<br />
die immer wieder den Bezug zum eigenen<br />
Leben herstellen. Und das ist nun mal im<br />
Mostviertel. Zu hören ist das Opfekompott<br />
auch im Rahmen der Landesausstellung<br />
ÖTSCHER:REICH im Mostviertel.<br />
Während er sich in der Musik der Gegenwart<br />
des Landlebens widmet, ist seine<br />
schreiberische Tätigkeit der Vergangenheit<br />
des Ortes gewidmet. Michael Flieger,<br />
hauptberuflich Erzieher im Bundesschülerheim<br />
Krems, arbeitet auch an einem<br />
Heimatbuch mit. Es erzählt die Geschichten<br />
von Kirchbergs ältesten Gebäuden. Das<br />
betrifft die Pfarrkirche, das Schloss und die<br />
Andreaskirche sowie weitere knapp 250<br />
Häuser. Da gibt es eine Menge zu erforschen.<br />
Und zu besingen.<br />
www.opfekompott.at<br />
www.noe-landesausstellung.at<br />
Reisetipp: Rundwanderweg<br />
Die landschaftlichen und kulturellen<br />
Schätze des Dirndltals entdeckt man am<br />
besten auf dem Pielachtaler Rundwanderweg<br />
Nr. 652. Er ist 107 Kilometer lang<br />
und führt durch alle acht Gemeinden des<br />
Tals zu seinen Wirtshäusern, vorbei an<br />
Marterln, Bildstöcken und Kapellen. An<br />
einigen Stellen trifft der Weg auch auf die<br />
Pielach. Am Fluss gibt es erholsame Rastund<br />
Badeplätze. www.pielachtal.info<br />
12 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 13
Siobhán Geets<br />
Neue Heimat schaffen<br />
Dramatisch ist er, der Vorderötscher.<br />
Himmelhoch und höllisch tief. Von Wienerbruck,<br />
einem kleinen Ort in der Nähe<br />
von Mariazell, geht es steil bergab in die<br />
Ötschergräben: eine wilde Schlucht mit<br />
Wildbach und Wasserfällen, dazwischen<br />
kleine Kiesbuchten und natürliche Pools.<br />
Walter Burger lebt im winzigen Ort<br />
Wienerbruck und will die Impulse<br />
der Landesausstellung dafür nutzen,<br />
dass Arbeit für die Menschen entsteht<br />
Hier, in Wienerbruck, ist Walter Burger<br />
zu Hause. Der Ort hat gerade einmal zwölf<br />
Einwohner, Burger stellt mit seiner Familie<br />
ein Drittel der Dorfbewohner. „Hier sind<br />
alle mit der Heimat verbunden“, sagt er.<br />
Viele seiner Freunde nehmen lange Wege<br />
in die Arbeit in Kauf, um weiterhin hier<br />
wohnen zu können. Sie halten in ehrenamtlicher<br />
Arbeit die Wanderwege sauber<br />
und warten die Steige in den Ötschergräben.<br />
Der 37-Jährige hat seinen Teil zum neuen<br />
Naturparkzentrum Ötscherbasis beigetragen.<br />
Auch wurde der Stausee, aus dem<br />
Strom für die Mariazellerbahn gewonnen<br />
wird, auf seine ursprüngliche Form zurückgeführt<br />
und vergrößert. Das Naturparkzentrum<br />
umfasst einen Apothekergarten mit<br />
heimischen Kräutern, einen Klettergarten,<br />
einen Zeltplatz und ein Biotop mit Ruheplätzen<br />
zum Erholen nach dem Wandern.<br />
„Wir haben hier keinen Vergnügungspark,<br />
kein Disneyland gebaut“, sagt<br />
Burger, „sondern Ruhe- und Kraftplätze,<br />
die zur Landschaft passen – alles aus<br />
regionalen Materialien wie Fichten- und<br />
Lärchenholz.“<br />
Burger ist ein Allrounder. Gelernt hat er<br />
Koch und Kellner in Mödling, hat dann im<br />
Hilton in Wien gearbeitet und in Lech am<br />
Arlberg. Nach dem Abbruch eines Studiums<br />
gründete er eine Firma für Webdesign<br />
und betrieb eine Hütte. Lange Zeit lebte er<br />
in Wien, dann, vor neun Jahren, kehrte er<br />
nach Wienerbruck zurück. „Mit Freunden<br />
im Garten sitzen, plaudern und grillen, das<br />
ist mir in Wien abgegangen.“<br />
Zusammen mit Freunden hat er die<br />
Band „Grenzgang“ gegründet und tritt<br />
nun regelmäßig auf. Sie spielen eine<br />
Mischung aus volkstümlicher Musik und<br />
Rock, Burger an der Gitarre. „Das ist mein<br />
Ausgleich, da kann ich Dampf ablassen“,<br />
sagt er.<br />
Jeden Tag fährt er mit dem Auto in die<br />
Arbeit, durch dichte Wälder und vorbei an<br />
weitläufigen Wiesen. Im Winter nimmt<br />
er den Lift auf die Anna-Alm, deren<br />
Hütte er managt. Bei ihrer Renovierung<br />
haben auch die Mitarbeiter der Anna-Alm<br />
geholfen und unter anderem Tische für die<br />
Lounge gebastelt, Wände rot gestrichen<br />
und ein Hirschgeweih über den Kamin<br />
gehängt. „Es war uns wichtig, die Hütte<br />
traditionell zu belassen, dabei aber auch<br />
moderne, helle Akzente zu setzen.“<br />
Walter Burger aus Wienerbruck<br />
Die Renovierungen, die neuen Gebäude,<br />
die Gärten – es soll mehr werden als nur<br />
ein Teil der Landesschau. Den Begriff Nachhaltigkeit<br />
mag Burger nicht, der klingt für<br />
ihn abgedroschen. Aber: „Was bleibt, soll<br />
weiter genutzt werden, die Niederösterreichische<br />
Landesausstellung ist die<br />
Initialzündung.“<br />
Er spricht von Abwanderung, von Landflucht.<br />
Die meisten Jobs in der Gegend<br />
sind saisonal begrenzt. Touristen kommen<br />
vor allem im Winter zum Skifahren.<br />
Burger will lokale Bauern unterstützen,<br />
ihre Produkte sollen im Shop des neuen<br />
Naturparkzentrums verkauft und in lokalen<br />
Restaurants verarbeitet werden.<br />
Die Strukturen des Gastgewerbes kennt<br />
er schon lange, er ist damit aufgewachsen.<br />
Und er redet gern mit den Menschen hier,<br />
fühlt sich als einer von ihnen. „Schöne<br />
Landschaft, nette Menschen, wenig Perspektiven“,<br />
fasst er die Situation zusammen.<br />
Doch schon die Vorbereitungen zur Landesausstellung<br />
<strong>2015</strong> haben viel Motivation<br />
in die Region gebracht. So sollen langfristig<br />
ganzjährige Arbeitsplätze geschaffen<br />
werden. Damit hätten seine beiden Töchter<br />
später die Möglichkeit, hierzubleiben.<br />
Daher engagiert er sich – nicht für Geld.<br />
Er will den Menschen in der Gegend<br />
helfen und die Wirtschaft ankurbeln. Die<br />
Niederösterreichische Landesausstellung<br />
„ÖTSCHER:REICH – Die Alpen und wir“ vom<br />
25. April bis 1. November in Frankenfels-<br />
Laubenbachmühle, Wienerbruck und<br />
Neubruck ist für ihn eine wichtige Sache.<br />
Immerhin geht es dabei um seine Heimat.<br />
www.noe-landesausstellung.at<br />
Walter Burgers Tipp:<br />
eine rund fünfstündige Wanderung zu den<br />
Gasthäusern Ötscherhias und Vorderötscher.<br />
Von Wienerbruck aus ein kurzes<br />
Stück den Stausee entlang, dann links in<br />
die Schlucht abzweigen, am Lassingfall<br />
vorbei, hinunter zum Kraftwerk Stierwaschboden,<br />
wieder links abzweigen und<br />
an Erlauf und Ötscherbach durch eine<br />
zauberhafte Landschaft mit Tümpeln, Kaskaden<br />
und Felsgebilden bis zum Gasthaus<br />
Ötscherhias. Von dort weiter auf dem<br />
Weg 622 durch die großartigen hinteren<br />
Ötschergräben am Mirafall vorbei bis zum<br />
Schleierfall, dann ein kurzes Stück retour<br />
und den Greimelsteig rechts hinauf zum<br />
Schutzhaus Vorderötscher. Es hat zehn<br />
Doppelzimmer und zwei Lager für je acht<br />
Personen. Man sollte vorab unter<br />
Tel. 0699/12 80 61 83 reservieren (1. Mai<br />
bis 26. Oktober geöffnet). Rückweg: auf<br />
der Ötscherstraße links zum Anschlusspunkt<br />
beim Hagengut und weiter zur Haltestelle<br />
Erlaufklause der Mariazellerbahn<br />
und mit ihr zurück nach Wienerbruck.<br />
Schon die Vorbereitungen zur Landesausstellung<br />
<strong>2015</strong> haben viel Motivation in<br />
die Region gebracht. So sollen langfristig<br />
ganzjährige Arbeitsplätze geschaffen<br />
werden. Damit hätten Burgers Töchter<br />
später die Möglichkeit, hierzubleiben<br />
14 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 15<br />
Weinfranz
Unter dem Titel „Rasten und Verweilen“<br />
ist das Schutzhaus Vorderötscher eine<br />
der Stationen der Niederöster reichischen<br />
Landesausstellung <strong>2015</strong>.<br />
www.noe-landesausstellung.at<br />
WeWeiinfranz<br />
Weinfranz<br />
16 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 17
Der „Fünfmandler“ wird händisch mit Mandeln belegt und danach gebacken<br />
Obwohl es bei uns kein Wunder<br />
gab wie etwa in Lourdes oder Fatima,<br />
gehört Mariazell international zu den<br />
bedeutendsten Wallfahrtsstätten“, sagt<br />
Katharina Pirker. „Seit rund 900 Jahren<br />
pilgern Menschen zu diesem Ort. 1,5<br />
Millionen sind es mittlerweile pro Jahr. Die<br />
Pilger kommen unter anderem auf der Via<br />
Sacra oder auf dem Wiener Wallfahrerweg<br />
hierher. Wir gehören zu den fünf meistbesuchten<br />
Ausflugszielen Österreichs.“<br />
Katharina Pirker leitet mit ihrem<br />
Mann Georg die Lebzelterei Pirker in<br />
Mariazell schon in fünfter Generation.<br />
Ein Labsal für hungrige Pilger<br />
Nicht alle Gäste kommen aus religiösen<br />
Motiven, aber „fast jeder probiert unseren<br />
Lebkuchen“, freut sich die Lebzelterin, die<br />
den Familienbetrieb gemeinsam mit ihrem<br />
Mann Georg in der 5. Generation leitet.<br />
Waren es vor zwanzig Jahren noch rund<br />
25 verschiedene Lebkuchen, so zählt man<br />
heute sechzig Sorten, von Lebkuchenherzen<br />
und Fünfmandlern bis zu Lebkuchenkonfekt<br />
mit Champagner-Trüffel-Füllung.<br />
Die meisten neuen Sorten wurden von<br />
der studierten Betriebswirtin und gelernten<br />
Konditorin und Lebzelterin Pirker persönlich<br />
entwickelt. „Es ist mir ein großes<br />
Anliegen, das traditionell überlieferte<br />
Handwerk weiterzuführen, gleichzeitig<br />
möchte ich dem Lebkuchen einen neuen<br />
Touch verleihen“, erklärt sie. Dass der<br />
Vorsatz geglückt ist, davon zeugt nicht<br />
zuletzt die große Schar an prominenten<br />
Stammkunden, zu der Rainhard Fendrich,<br />
Barbara Wussow oder Arnold Schwarzenegger<br />
zählen.<br />
Das Besondere am Pirker-Lebkuchen ist<br />
seine Qualität: „Unser Lebkuchen wird<br />
nach wie vor handgefertigt und besteht<br />
zur Hälfte aus wertvollem Bienenhonig.<br />
Das ist heutzutage eine Rarität, denn im<br />
industriell gefertigten Pendant sucht man<br />
oft vergeblich nach der natürlichen Süße.“<br />
Zum anderen mag der gute Geschmack<br />
auch auf die einzigartige Energie Mariazells<br />
zurückzuführen sein. „Hier zu leben<br />
und zu arbeiten, ist ein wahrer Segen,<br />
denn neben der Schönheit der Natur ist es<br />
ein massiver Kraftort.“<br />
In der Basilika gebe es manchen<br />
energiereichen Punkt. „Wenn man sich<br />
da hinstellt, spürt man spirituelle Kraft<br />
und Energie. Womöglich kreuzen sich dort<br />
Energiemeridiane der Erde.“ Es könne ja<br />
nicht von ungefähr kommen, dass so viele<br />
Menschen dies seit Jahrhunderten wahrnehmen.<br />
Die Wallfahrt ist in Zentraleuropa<br />
mit der Geschichte der Lebzelterei eng<br />
verflochten. Denn für die Pilger war der<br />
Lebkuchen Wegzehrung: nahrhaft, lange<br />
haltbar und dank dem hohen Honiganteil<br />
weich. Nach einem langen Pilgertag freute<br />
man sich abends über ein Gläschen süßen<br />
Honigwein. Die Kerzen aus Bienenwachs<br />
wurden am Ziel des Weges in der Basilika<br />
entzündet. Daher gehören Metsieden<br />
und Wachsziehen zum alten Gewerbe der<br />
Lebzelterei seit jeher dazu.<br />
Von den vielen Pilgerwegen nach<br />
Mariazell ist die Via Sacra neben dem<br />
Wiener Wallfahrerweg der bekannteste. In<br />
mehrtätigem Fußmarsch gelangt man von<br />
Wien an den Kraftpunkt in der Steiermark<br />
an der Grenze zum Mostviertel. Auf dem<br />
malerischen Weg nach Mariazell können<br />
die Pilger bei zahlreichen Stationen Rast<br />
machen.<br />
„Von der spartanischen Wallfahrer-<br />
Unterkunft bis hin zum luxuriösen<br />
Wellness-Hotel wird einiges geboten.<br />
Wem die Wanderung zu viel ist, der kann<br />
einen Teil der Strecke mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln bewältigen“, erklärt<br />
Katharina Pirker. Einmal in Mariazell angekommen,<br />
empfiehlt sie auch den Besuch<br />
in der neuen Pirker-erLEBZELTEREI: einer<br />
Schaubackstube, in der Gäste auf über<br />
2.500 Quadratmetern das traditionelle<br />
Handwerk vom ersten Teigmischen bis<br />
zum Verzieren und Verpacken miterleben<br />
können.<br />
„Und natürlich“, lächelt Katharina<br />
Pirker, „darf auch verkostet werden.“<br />
Reisetipp:<br />
Schnupperpilgern<br />
Ein paar Tage Atempause mit Gleichgesinnten<br />
auf Spurensuche entlang der historischen<br />
Via Sacra: Die diplomierte Reise- und<br />
Pilgerbegleiterin Christa Englinger zeigt<br />
den jahrhundertealten Wallfahrer- und<br />
Pilgerweg bei einer dreitägigen Wanderung<br />
von Lilienfeld bis Mariazell. Das Angebot<br />
inkludiert: 2 Übernachtungen mit Frühstück,<br />
Pilgerbegleiterin, Informationen über<br />
Geschichte und Kultur des Pilgerns sowie<br />
spirituelle Impulse. Gelegenheit zur Besichtigung<br />
der Kirchen am Weg und zu individuellen<br />
Andachten. Details zu den Terminen<br />
<strong>2015</strong> unter www.viasacra.at<br />
Weinfranz, Pirker GmbH<br />
Martina Weinbacher<br />
Lebkuchen für den<br />
Terminator<br />
Die Lebzelterin Katharina Pirker<br />
über ihre Produkte: „Unser Lebkuchen<br />
wird nach wie vor handgefertigt und<br />
besteht zur Hälfte aus wertvollem<br />
Bienenhonig. Das ist heutzutage<br />
eine Rarität.“<br />
www.pirker-lebkuchen.at<br />
18 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 19
Am Traisental-Radweg von St. Pölten<br />
nach Mariazell. Das Angebot inkludiert:<br />
2 Übernachtungen mit Frühstück in<br />
ausgewählten Unterkünften · 1 Fahrt<br />
mit der Mariazellerbahn von Mariazell<br />
nach St. Pölten oder umgekehrt · Kartenund<br />
Infomaterial.<br />
Preis pro Person im DZ ab € 109,–<br />
Termin: Mai bis Oktober <strong>2015</strong>.<br />
Die Genussvariante mit E-Bike:<br />
2 Tage E-Bike-Nutzung inkl. Rücktransport<br />
des E-Bikes zum Ausgangsort. Aufpreis<br />
pro Person: € 82,–<br />
Buchung: www.<strong>mostviertel</strong>.at<br />
Sabine Edith Braun<br />
Pfeffer am Sattel<br />
Radfahren und Schwimmen“, antwortet<br />
Toni Pfeffer auf die Frage nach<br />
der beliebtesten Sportart in Niederösterreich.<br />
Allerdings gibt es da eine kleine<br />
Unschärfe: Bei sämtlichen Umfragen<br />
geben stets auch alle jene Schwimmen<br />
und Radfahren als Lieblingssport an, die<br />
bloß kurze Wege zurücklegen – also etwa<br />
mit dem Rad zum Bäcker fahren oder zur<br />
Abkühlung eine einzige Länge im Freibad<br />
schwimmen.<br />
„In Wirklichkeit – also wenn man von<br />
der Zahl der Vereine ausgeht – ist Fußball<br />
die beliebteste Sportart“, sagt Pfeffer. Der<br />
ehemalige Verteidiger des FAK Wiener<br />
Austria muss es wissen, ist er doch<br />
Sportland-Koordinator der niederösterreichischen<br />
Landesregierung. „Sportland<br />
Niederösterreich ist eine Initiative, die<br />
versucht, sportliche Werte wie Teamgeist,<br />
Fairness und Zielstrebigkeit zu vermitteln.<br />
Diese haben eine breite gesellschaftliche<br />
Bedeutung: im Gesundheitsbereich, im<br />
Tourismus, aber auch in pädagogischer<br />
Hinsicht“, erklärt Pfeffer.<br />
Der Ex-Austria-Wien-Spieler Toni<br />
Pfeffer schwärmt für den Traisental-<br />
Radweg und seine Zubringer,<br />
natürlich vor allem für den aus<br />
seiner Heimatgemeinde Türnitz<br />
Egal ob Fußball, Schwimmen oder Radfahren:<br />
Niederösterreich ist ein sportliches<br />
Bundesland. Nicht nur, weil es mit dem<br />
Landeshauptmann einen prominenten<br />
Vorkämpfer in Sachen Radfahren hat.<br />
Laut Pfeffer „hat er schon einige Male die<br />
Großglocknerhochalpenstraße mit dem<br />
Rad bezwungen“.<br />
In Niederösterreich bietet sich der 111<br />
Kilometer lange Traisental-Radweg für<br />
sportliche Ambitionen an. Er zweigt vom<br />
Donauradweg ab und führt von Traismauer<br />
über St. Pölten, Lilienfeld und St.<br />
Aegyd am Neuwalde bis nach Mariazell.<br />
Fußballer Toni Pfeffer unterwegs auf dem Traisental-Radweg<br />
Der Weg mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten<br />
entlang der Strecke gilt als eine der<br />
beliebtesten Radrouten des Mostviertels.<br />
Man kommt an Schloss Traismauer<br />
vorbei, am Augustiner Chorherrenstift in<br />
Herzogenburg, an St. Pölten mit seinen<br />
Barockbauten und am Zisterzienserstift<br />
Lilienfeld. Viel Abwechslung für Kulturund<br />
Sportbegeisterte.<br />
Am besten sollte man sich für den Weg<br />
einige Tage freinehmen. Entlang der<br />
gesamten Strecke finden sich genug Gastund<br />
Rasthäuser zum Einkehren und Übernachten<br />
– was auch historische Gründe<br />
hat: Bei Lilienfeld verläuft der Radweg<br />
parallel zur 800 Jahre alten Via Sacra, dem<br />
Pilgerweg von Wien nach Mariazell.<br />
Am schönsten ist der Traisental-Radweg<br />
im <strong>Frühling</strong>. Ringsum steht alles schon in<br />
saftigem Grün, doch am Gipfel des Göllers<br />
glitzert meist noch Schnee.<br />
„Wenn nicht gerade die Eisheiligen<br />
grimmiges Wetter bringen, ist das Radeln<br />
auf dem Traisental-Radweg absolut zu<br />
empfehlen“, sagt Toni Pfeffer. „Da erwachen<br />
die Lebensgeister und man wird den<br />
Winterspeck los – was gibt es Besseres?<br />
Abseits der Straße, ohne Abgase, und zum<br />
Teil über dem Straßenniveau – das hat<br />
schon seinen Reiz!“<br />
Über Straßenniveau? Pfeffer meint den<br />
Radweg, der 2012 auf der Trasse der stillgelegten<br />
Nebenbahn von Pfeffers Heimatgemeinde<br />
Türnitz bis nach Freiland angelegt<br />
wurde. Neun Kilometer ist er lang und<br />
mündet direkt in den Traisental-Radweg.<br />
Der Türnitzer Bahnradweg ist nicht<br />
der einzige Zubringer – da wären neben<br />
einigen anderen auch noch der Perschlingtalradweg,<br />
der St. Pölten-Radweg oder der<br />
Triesting-Gölsental-Radweg zu nennen. So<br />
lässt sich das Mostviertel durch vielerlei<br />
Kombinationsmöglichkeiten immer wieder<br />
neu vom Sattel aus erkunden.<br />
Übrigens bleibt auch das Schwimmen<br />
– um zur anderen „beliebtesten Sportart“<br />
zurückzukommen – entlang des Traisental-<br />
Radwegs nicht auf der Strecke: Die<br />
Viehofner Seen, der Ratzersdorfer See, das<br />
Parkbad Wilhelmsburg, das Lilienfelder<br />
Freibad, das Naturerlebnisbad Türnitz<br />
oder, am südlichen Ende der Radroute,<br />
der Erlaufsee sind nur einige der vielen<br />
Möglichkeiten, die vom langen Strampeln<br />
müden Beine zu kühlen. Oder am besten<br />
gleich eine Runde zu schwimmen.<br />
Was aber sagt Fußballer Pfeffer zu<br />
„seinem“ Sport in Niederösterreich? Er<br />
sitzt im Aufsichtsrat des SKN St. Pölten.<br />
Der hat 2014 das ÖFB-Cup-Finale erreicht.<br />
Und den Aufstieg in die 3. Qualifikationsrunde<br />
der Europa-League geschafft. „Damit<br />
ist eine Euphorie entstanden. Sie zeigt,<br />
dass in St. Pölten vieles möglich ist,<br />
sogar Spitzenfußball!“<br />
www.traisental-radweg.at<br />
Weinfranz<br />
20 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 21
Birgit und Katharina Zimola spielen für<br />
den Union Volleyball Club (UVC) Mank<br />
und sind mit ihrem Team 2014 in die<br />
2. Bundesliga aufgestiegen. „Volleyball<br />
ist für mich, nein, für uns alle unser<br />
Leben“, sagt Birgit. Mit dieser Generation<br />
begabter Volleyballerinnen ist der<br />
Verein überhaupt erst entstanden<br />
Weinfranz<br />
22 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 23
Margaret Childs<br />
Köstliches aus Mank<br />
Mitten in Mank weist ein hölzernes<br />
Schild nach links zum „Bauernladen“.<br />
Dort befindet sich das alte Kühlhaus der<br />
Diözese. Hier bieten fünfzig Bauern über<br />
450 selbst gemachte Produkte an. In den<br />
letzten sechs Jahren hat der kleine Laden<br />
die örtlichen Bauern zusammengeführt<br />
und ihnen die Wertschätzung der Region<br />
eingebracht.<br />
Alle reden von regionalen Produkten,<br />
im Bauernladen von Mank verkauft<br />
man sie. Alles kommt aus einem<br />
Umkreis von vierzig Kilometern – und<br />
wer Glück hat, wird von Volleyballspielerinnen<br />
bedient<br />
„Miteinander sind wir stark“, sagt die<br />
Mitbegründerin des Ladens Elisabeth<br />
Zimola. Ihre ganze Familie ist in den Betrieb<br />
eingebunden. Sie beliefern den Laden<br />
mit Schweinefleisch in allen erdenklichen<br />
Variationen von ihrem Bauernhof. Ehemann<br />
Roman ist Obmann des Vereins hinter dem<br />
Laden, und das Volleyballteam der Töchter<br />
wird vom Bauernladen gesponsert.<br />
Ursprünglich war der Laden von Frau<br />
Zimola zusammen mit vier anderen Bäuerinnen<br />
gegründet worden: mit Theresia<br />
Frühauf, Gerti Heher, Lena Heher und<br />
Michaela Thanner. Die Idee, Produkte<br />
direkt von Bauern aus einem Umkreis von<br />
vierzig Kilometern anzubieten, fand unter<br />
ihren Nachbarn sofort Anklang.<br />
Auf ihrem Familienhof am Ortsrand von<br />
Mank erzählt Elisabeth mit Begeisterung<br />
von den Bauern und ihren Erzeugnissen.<br />
Sie ist eine fröhliche Erscheinung mit<br />
langen blonden Haaren, einer großen,<br />
sportlichen Statur und einem Lächeln, das<br />
ansteckt. „Wir fünf waren schon mal ein<br />
Anfang. Die eine hat das Brot gemacht,<br />
die andere die Mehlspeisen, die Dritte die<br />
Nudeln, ich das Fleisch und die Gerti die<br />
Kürbisprodukte.“<br />
Angebot und Nachfrage wuchsen stetig.<br />
Das Bauernladenteam rührte bei Messen<br />
und Festen in der Umgebung fleißig die<br />
Werbetrommel dafür. Mittlerweile gibt<br />
es außer den verzehrbaren Köstlichkeiten<br />
auch Einrichtungsgegenstände aus<br />
Holz, von einem befreundeten Bauern<br />
gedrechselt, sowie Spezialitäten wie Pflegeprodukte<br />
aus Stutenmilch, Shampoo,<br />
Lippenpflege und sogar Hautcreme gegen<br />
Neurodermitis. „Überall wachsen jetzt<br />
die Bauernläden aus dem Boden“, erklärt<br />
Elisabeth. „Als ob wir den Startschuss<br />
gegeben hätten.“ Auch im nahegelegenen<br />
Euratsfeld hat einer eröffnet.<br />
Roman Zimola berichtet, dass er die<br />
gutseigenen Fleischprodukte auch schon<br />
dem örtlichen OMV-Management angeboten<br />
habe. Da aber der Konzern ausschließlich<br />
mit Großhändlern zusammenarbeitet,<br />
war keine Kooperation möglich. „Und da“,<br />
seufzt der Bauer, „werben sie groß mit<br />
dem Titel ,regional‘.“<br />
Wer rund um Melk durchs Melker Alpenvorland<br />
wandert oder einen Ausfug auf die<br />
Schallaburg macht, sollte auch im Bauernladen<br />
von Mank vorbeischauen. Nach dem<br />
eindrucksvollen Naturerlebnis oder einer<br />
interessanten Schau auf der Schallaburg<br />
erholt man sich hier im Bauernladen bei<br />
einer Jause, einem Dirndlsaft oder Bio-Eis<br />
aus lokaler Produktion. Und wird, wenn<br />
man Glück hat, von zwei Sportlerinnen<br />
bedient. Nämlich den Töchtern von Elisabeth<br />
und Roman Zimola, Birgit (22) und<br />
Katharina (20).<br />
Viel lieber freilich gehen sie ihrer<br />
Leidenschaft nach, dem Volleyballspiel.<br />
Die beiden Zimola-Schwestern spielen seit<br />
2007 für den Union Volleyball Club (UVC)<br />
Mank und sind mit ihrem Team 2014 in die<br />
2. Bundesliga aufgestiegen.<br />
„Volleyball ist unser Leben“, sagt Birgit,<br />
die mit ihren 183 Zentimetern Körpergröße<br />
die Position Mittelblock spielt. Sie<br />
und ihre Schwester Katharina waren schon<br />
in der Hauptschulliga erfolgreich. Mit dieser<br />
Generation begabter Volleyballerinnen<br />
ist der Verein überhaupt erst entstanden.<br />
Im Union Volleyball Club spielen auch<br />
vier Zimola-Cousinen – sogar ein „Team<br />
Zimola“ würde sich ausgehen. Birgit lacht<br />
über solche Ideen, hätte aber nichts dagegen.<br />
Vor allem aber will sie in die<br />
1. Bundesliga aufsteigen.<br />
Nach unserem Gespräch fahren die<br />
Schwestern mit mir zum Bauernladen<br />
zurück und stellen einen Korb zusammen:<br />
geselchte Wurst, Hollerblütensaft, Hanfnudeln,<br />
Kürbiskernöl, Speck, mit Schokolade<br />
überzogene Kürbiskerne, Marmelade<br />
und Grammelschmalz. Ich erfahre, wo<br />
jedes Produkt herkommt und was daran<br />
besonders und wertvoll ist. Wieder zu<br />
Hause in Wien stelle ich lächelnd fest,<br />
dass all diese Leckereien nun die längste<br />
Reise ihres Daseins hinter sich haben. Das<br />
nenne ich lokale Produkte.<br />
Reisetipp:<br />
Urlaub auf Schiene<br />
Das Angebot inkludiert: 2 Übernachtungen<br />
mit Frühstück im Topmotel Ybbs oder<br />
in einem Mostviertler Gasthof***,<br />
Wikinger-Ausstellung auf der Schallaburg,<br />
Fahrt mit dem Mostviertler Schienenradl,<br />
Besuch Haubiversum inkl. Führung,<br />
Preis pro Person im DZ: ab € 109,–<br />
Termin: April bis Oktober <strong>2015</strong>.<br />
Buchung: www.<strong>mostviertel</strong>.at<br />
Weinfranz<br />
Elisabeth Zimola im Bauernladen<br />
Mank, Prandtauergasse 6, 3240<br />
Mank, Tel. 0676 7707 685<br />
www.bauernladen.mank.info<br />
24 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 25
Bergsommer Selektion Angebot:<br />
Dem Sternenhimmel so nah<br />
Das Angebot inkludiert:<br />
Multimediavortrag · fachkundig<br />
begleitete Sternenbeobachtung<br />
· 1 Übernachtung inkl. Frühstück<br />
· Begrüßungsgetränk · Abendessen<br />
Nächtigung im Erlebnisdorf Sulzbichl<br />
(Hüttenbelegung mit 2 Personen) oder<br />
Doppelzimmer in der Pension Buder:<br />
Preis pro Person € 109,–<br />
Nächtigung Sie tragen im ihre Doppelzimmer<br />
Kronen mit Stolz: die Mostviertler<br />
„Ötscherblick“ Königinnen im und Alpenhotel Prinzessinen. Gösing****: Einigen von ihnen<br />
Preis begegnet pro Person man € 169,– beim Dirndlkirtag im Pielachtal.<br />
Termine: Der Dirndlkirtag 15. 5., 20 Uhr 2014 · 20. findet 6., 20.30 im Pielachtaler Uhr Ort<br />
· 15. Hofstetten-Grünau 8., 20 Uhr · 11. 9., 19 am Uhr 27. · 10. und 10., 28. September statt.<br />
18 Uhr. Dirndl(kleid) Mindestanzahl nicht 6 vergessen! Personenwww.pielachtal.info<br />
Weinfranz<br />
26 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 27<br />
Weinfranz
Alexandra Markl<br />
Ein Pionier der<br />
Nachhaltigkeit<br />
Das Töpperschloss in Neubruck ist<br />
neben Frankenfels-Laubenbachmühle<br />
und Wienerbruck ein Standort der Niederösterreichischen<br />
Landesausstellung<br />
„ÖTSCHER:REICH – Die Alpen und wir“<br />
vom 25. April bis 1. November <strong>2015</strong>.<br />
Dort zeigt auch Walter Albrecht seine<br />
Objekte. Der gelernte Maschinenschlosser<br />
wurde zum Erfinder und beschäftigt sich<br />
nun seit fast dreißig Jahren mit „angepasster<br />
Technologie“. Darunter versteht er<br />
„jene Art der Technik, die auch öko-sozialkulturelle<br />
Bedürfnisse berücksichtigt,<br />
ohne Lebensgrundlagen zu zerstören“.<br />
Walter Albrecht zeigt Erfindungen<br />
und Objekte im Park des ehemaligen<br />
Schlosses von Andreas Töpper, einem<br />
Industriepionier, in Neubruck<br />
ligen Gemüsegarten „der Salatinsel“ nahe<br />
dem Schlosspark Neubruck.<br />
Unweit des Schlossparks befindet sich<br />
auch Albrechts Erfinderwerkstatt. Das<br />
Mostviertel ist ein perfekter Ort für ihn –<br />
nicht nur zum Arbeiten: „Die Region bietet<br />
eine große Vielfalt, einen starken Winter,<br />
einen tollen Sommer, man hat alles, was<br />
man sich wünschen kann“, schwärmt er.<br />
Seine Projekte erlauben ihm, ein Leben<br />
in Einklang mit der Natur zu führen. „Ich<br />
liebe das Arbeiten draußen, da bestimmt<br />
man selbst, wie der Tag laufen wird.“<br />
Bereits zu den früheren Besitzern des<br />
nahegelegenen Schlosses Neubruck, auch<br />
„Töpperschloss“ genannt, pflegte Albrecht<br />
ein gutes Verhältnis. So ist ihm das<br />
Gebäude gut bekannt.<br />
Weinfranz<br />
„Zum Glück interessieren sich in den<br />
letzten Jahren immer mehr Menschen<br />
für den Umweltschutz“, stellt er fest. Die<br />
Natur ist Albrecht, der sich seit dreißig Jahren<br />
vegetarisch ernährt, ein Herzensanliegen.<br />
Eindringlich erklärt er: „Wir brauchen<br />
ein nachhaltiges Wirtschaftssystem: Nicht<br />
die Masse, sondern die Qualität unserer<br />
Produkte sollte entscheidend sein.“<br />
Die Zeit scheint reif für Albrecht und<br />
seine Erfindungen, immerhin erregen<br />
seine Planungen mittlerweile großes<br />
Interesse. Etwa seine Galax-Agri-Kultur.<br />
Diese elektrisch betriebene Maschine für<br />
den Biolandbau bestellt runde Felder mit<br />
kreis- oder spiralförmigen Pflanzreihen<br />
und arbeitet dabei menschen- wie bodenschonend.<br />
Besucher können den Galax in Aktion<br />
auf einem Schaufeld erleben – im ehema-<br />
Im Park von Schloss Neubruck<br />
Im Rahmen der Vorbereitung für die Niederösterreichische<br />
Landesaustellung <strong>2015</strong><br />
wurde es gründlich renoviert<br />
„Das Töpperschloss ist ein wirklich<br />
idyllischer Ort“, sagt Albrecht. Es wurde<br />
um 1830 von Andreas Töpper in unmittelbarer<br />
Nähe seiner Fabrik errichtet.<br />
Töpper besaß das modernste Eisenwalzwerk<br />
der damaligen Monarchie und galt<br />
als Pionier sowohl im Bereich der Technik<br />
als auch bei sozialem Engagement. „Am<br />
Schloss selbst sind die Prunkräume erwähnenswert,<br />
das Gobelinzimmer und der<br />
gekachelte Speisesaal“, meint Albrecht.<br />
„Aber vor allem ist die Kapelle eine<br />
Besonderheit.“ Töpper ließ sie neben<br />
dem Schloss errichten und 1834 im<br />
Beisein von Erzherzog Johann einweihen.<br />
Die darin befindliche Gatto-Orgel wurde<br />
ebenfalls restauriert.<br />
Die Ausstellung im Schloss beschäftigt<br />
sich, ausgehend von Töpper, mit dem<br />
Pioniergeist der Region. Dass dieser heute<br />
noch existiert, dafür ist Albrecht der<br />
beste Beweis. Seine neueste, patentierte<br />
Erfindung ist die Hydroconnect-Doppel-<br />
Drehrohr-Wasserkraftschnecke. Diese<br />
ermöglicht Fischen und kleineren Wasserlebewesen<br />
erstmals den gefahrlosen Aufund<br />
Abstieg an bestehenden Staumauern<br />
und Wasserkraftwerken. Darüber hinaus<br />
erzeugt die Anlage mit einem hervorragenden<br />
Wirkungsgrad auch noch Strom.<br />
Artenschutz und Produktion von<br />
erneuerbarer Energie – faszinierend!<br />
Und doch sei die Idee so einer Schnecke<br />
nichts Neues, erklärt Albrecht: „Das ist<br />
eine uralte Technik nach einer Idee von<br />
Archimedes, pure Physik mit moderner<br />
Technologie umgesetzt, die ich hier<br />
Erfinder Walter Albrecht zeigt<br />
seine Objekte im Park von Schloss<br />
Neubruck, einem der drei Ausstellungsorte<br />
der Niederösterreichischen<br />
Landes ausstellung <strong>2015</strong><br />
„Das frisch renovierte Töpperschloss, umgeben von einem Park mit Teich, ist wirklich ein Erlebnis.“ Walter Albrecht<br />
zur Anwendung bringe.“ Für ihn sei es<br />
besonders spannend, auf alte Systeme<br />
zurückzugreifen und diese in unsere Zeit<br />
zu übersetzen. Seine Ideen stellt er in den<br />
Dienst der Natur. „Der Mensch darf nicht<br />
immer nur von der Erde nehmen, sondern<br />
muss endlich auch auf sie aufpassen. Beim<br />
Thema Energieeffizienz schaut man sich<br />
am besten von der Natur was ab.“<br />
www.noe-landesausstellung.at<br />
28 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 29
Birgit Simon<br />
Der nach<br />
Weinfranz, Fotomontage Stadtmuseum St Pölten, J. Vorlaufer<br />
den Ahnen<br />
gräbt<br />
Ronald Risys Tipp:<br />
Den Wochenmarkt am Domplatz gibt<br />
es bereits seit 1786 jeden Donnerstag<br />
und Samstag von 7 bis 12.30 Uhr. Als<br />
Treffpunkt für Feinschmecker wird er<br />
oft als „Bauch von St. Pölten“ bezeichnet.<br />
Ein ganzjähriges Einkaufsvergnügen<br />
mit saisonalen Schwerpunkten<br />
Auf dem Schreibtisch von Ronald Risy<br />
warten mehrere Schichten Papier auf ihre<br />
Ausgrabung. Das Metier des Stadtarchäologen<br />
bringt umfangreiche Arbeitsfelder<br />
mit sich. Den Überblick verliert der<br />
leidenschaftliche Wissenschafter dennoch<br />
nicht. Er ist gewohnt, die Ablagerungen<br />
der Zeit geduldig ans Tageslicht zu holen.<br />
Wie das konkret vor sich geht, offenbart<br />
ein Spaziergang durch das Stadtgebiet von<br />
St. Pölten. Mehrere Ausgrabungen sind<br />
derzeit im Gange.<br />
Der Stadtarchäologe St. Pöltens<br />
Ronald Risy widmet sich der Geschichte<br />
der Stadt und sucht in ihrem Boden<br />
nach Spuren früherer Zivilisationen<br />
Der <strong>Frühling</strong> zeigt sich von seiner wechselhaften<br />
Seite, ein frischer Wind lässt<br />
die Forscher die Kapuzen ihrer Anoraks<br />
hochschlagen. Sie sind mit Schubkarren<br />
und Schaufel, Besen und Computer in den<br />
Erdgräben unterwegs. Gleich neben dem<br />
Dom ist der Asphalt aufgebrochen, knapp<br />
unter der Oberfläche liegen Skelette frei.<br />
Die Knochen werden fein abgepinselt,<br />
gescannt und nach penibler Vermessung<br />
erst dem Anthropologen und später wieder<br />
der Erde übergeben.<br />
Aus den Ergebnissen lassen sich Rückschlüsse<br />
auf die Lebensumstände der Menschen<br />
in früheren Jahrhunderten ziehen.<br />
Als kleine Sensation gilt die Entdeckung,<br />
dass die ehemalige, um 1690 abgetragene<br />
Pfarrkirche im 9. Jahrhundert auf römischen<br />
Ruinen begründet wurde.<br />
Die Stellen, wo nach der Vergangenheit<br />
geforscht wird, ändern sich laufend.<br />
Das hängt damit zusammen, dass jede<br />
Baustelle nach Genehmigung verlangt,<br />
und Ronald Risy entscheidet nach einem<br />
„Verdachtsflächenplan“, ob er zur Schaufel<br />
greift oder nicht.<br />
Meine Frage nach einer „Schatzsuchermentalität“<br />
verneint der Wissenschafter<br />
vehement, denn „die ganz tollen Sachen<br />
findet man meistens ohnehin nicht. Es<br />
gibt keine Wertigkeit – jede Spur, die<br />
einen die Vergangenheit neu lesen lässt,<br />
ist von Wert.“ So konnte man Funde aus<br />
der Römerzeit dahingehend entschlüsseln,<br />
dass Aelium Cetium, also St. Pölten, im<br />
4. Jahrhundert der Sitz eines Reichsbeamten<br />
gewesen sein muss. Das verändert den<br />
Blick auf das gesamte römische Verwaltungswesen.<br />
Auf dem Domplatz bietet der Wochenmarkt<br />
ein buntes Bild. Die Einkaufenden<br />
schlendern genüsslich von Stand zu Stand<br />
und werfen zwischendurch neugierige<br />
Blicke hinter die Absperrungen, wo<br />
vermutlich ihre Vorfahren auf Erforschung<br />
harren. Interessierte können sich im Stadtmuseum<br />
für Führungen zu den aktuellen<br />
Grabungen anmelden.<br />
Die Ausgrabungen beim Dom<br />
Zu den Aufgaben des Stadtarchäologen<br />
gehört nicht nur die Beurteilung der Ausgrabungsplätze,<br />
deren Organisation, Überwachung<br />
und Auswertung, er kuratiert<br />
auch Ausstellungen, kümmert sich um das<br />
Stadtmuseum von St. Pölten und bietet<br />
Themenspaziergänge und ein Programm<br />
für Schulklassen an. Mittlerweile sind wir<br />
weiter zum Klostergarten unterwegs.<br />
In diesem Viertel wurden schon viele<br />
„tolle Sachen“ zu Tage gefördert, wie<br />
zum Beispiel eine winzige, aus Silber<br />
geschmiedete Maus, die in den Gemäuern<br />
des ehemaligen Klosters aufgetaucht<br />
ist. Bestimmt hat sie trotz wertfreier<br />
Gedanken die Herzen der Archäologen<br />
höherschlagen lassen!<br />
Heute ist sie – wahrscheinlich das<br />
Zierstück einer römischen Trinkschale aus<br />
dem 2. Jahrhundert – mit vielen anderen<br />
außerordentlichen Funden im sorgfältig<br />
renovierten Stadtmuseum zu sehen. Die<br />
Vergangenheit reicht hier von eiszeitlichen<br />
Mammutzähnen bis zu fein ziselierten<br />
Gläsern aus dem 17. Jahrhundert. Die<br />
Entwicklung der Besiedlung rund um<br />
St. Pölten wird anschaulich über Kultund<br />
Alltagsgegenstände vor allem aus<br />
der keltischen wie aus der römischen Zeit<br />
dargestellt.<br />
Der Wind hat sich gelegt, die Wolken<br />
haben sich gelichtet und Ronald Risy entlässt<br />
mich mit einem ganzen Fundus an<br />
neu erworbenem Wissen. Er eilt zurück an<br />
seinen Schreibtisch, immer auf der Spur<br />
nach einem neuen Teil für das „Puzzle, das<br />
nie fertig wird. Aber je mehr Puzzleteile<br />
man findet, desto näher kommt man der<br />
Wahrheit!“ Und der Himmel klart auf zu<br />
einem strahlenden Blau.<br />
www.stadtmuseum-stpoelten.at<br />
Hier – im Stadtmuseum von St. Pölten – landet, was Ronald Risy ausgräbt<br />
30 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 31
Bürgermeister Franz Größbacher vor<br />
dem Zentralbahnhof Laubenbachmühle<br />
der Mariazellerbahn, einem der Ausstellungsorte<br />
der Niederösterreichischen<br />
Landesausstellung <strong>2015</strong>.<br />
„ÖTSCHER:REICH – Die Alpen und wir“<br />
findet vom 25. April bis 1. November<br />
in Frankenfels-Laubenbachmühle,<br />
in Wienerbruck und in Neubruck statt.<br />
www.noe-landesausstellung.at<br />
Weinfranz<br />
Weinfranz<br />
32 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 33
Barbara Duras<br />
Idylle im<br />
Renaissancehof<br />
Rosen sind meine Lieblingsblumen“,<br />
sagt Christa Kerschner, die Garten und Hof<br />
ihres Anwesens selbst gestaltet. „Ich halte<br />
alles in den Farben Rosa, Rot oder Flieder.<br />
Nur im <strong>Frühling</strong> dürfen die Narzissen und<br />
die Primeln gelb blühen.“ Weil Christa<br />
Kerschner in einem alten Haus lebt, liebt<br />
sie historische Epochen – genau wie ihr<br />
Mann.<br />
Mitten in Herzogenburg lebt Familie<br />
Kerschner wie „am Land“. Ihr verträumter<br />
Renaissancehof macht es<br />
möglich und ist ebenso romantisch<br />
wie seine Bewohner<br />
Weinfranz<br />
„Vor 45 Jahren haben meine Schwiegereltern<br />
das alte Brauhaus ersteigert<br />
und hatten lange ein Wirtshaus hier.“ Der<br />
herrschaftliche Renaissancehof Kerschner<br />
enthält ein Haupthaus aus dem 13.<br />
Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert errichtete<br />
ein reicher Besitzer, der gern reiste, den<br />
Arkadenhof. „Von der Toskana inspiriert,<br />
hat unser Hof vier Seiten, schöne Gewölbe<br />
und zwölf toskanische Säulen, die noch<br />
immer original erhalten sind. Im 18. und<br />
19. Jahrhundert wurde hier dann Bier<br />
gebraut“, erzählt die Hausherrin.<br />
Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie das<br />
gesamte Anwesen, das gut tausend Quadratmeter<br />
Wohn- und ebenso viel Freifläche<br />
umfasst, nun zwanzig Jahre lang renoviert.<br />
„Große Teile waren wie eine Ruine.<br />
In der originalgetreuen Restaurierung<br />
stecken sehr viel Engagement, Geld, Zeit<br />
und natürlich Liebe.“<br />
Kerschner hat sich für die Gestaltung<br />
der Freiflächen einiges vom barocken Garten<br />
des Stifts Herzogenburg abgeschaut.<br />
Kein Wunder, dass diese fein abgestimmte<br />
Gartenästhetik nicht lange unbemerkt<br />
geblieben ist.<br />
Christa Kerschner in ihrem Hof<br />
Unter einem sechseckigen Pavillon,<br />
auch „Lusthäuschen“ genannt, können<br />
Verliebte standesamtlich heiraten. „Von<br />
April bis September haben wir zwischen<br />
fünf und zehn Trauungen bei uns. Das ist<br />
noch so etwas wie ein Geheimtipp.“<br />
Aktuell wird der Renaissance-Arkadenhof<br />
als Schanigarten der hauseigenen<br />
Pizzeria genutzt, die Sohn Alexander<br />
betreibt. Für Übernachtungsgäste haben<br />
die Kerschners ein antik gestaltetes Genießerzimmer<br />
und ein einfacheres Fremdenzimmer<br />
eingerichtet.<br />
„Man hört bei uns keinen Verkehrslärm,<br />
weil alle Fenster Richtung Garten und Hof<br />
ausgerichtet sind. Gerade im <strong>Frühling</strong><br />
zwitschert’s bei uns wie im Wald. Obwohl<br />
der Hof mitten im Stadtzentrum liegt,<br />
fühle ich mich hier wie am Land.“ Gefrüh-<br />
stückt wird im „Rittersaal“ mit gotischer<br />
Holzbalkendecke und Ritterrüstung als<br />
Hingucker. „Das untere Traisental wird<br />
dank seiner ausgezeichneten Winzer<br />
immer bekannter, dennoch haben wir<br />
noch nicht so einen Trubel, das finden<br />
unsere Gäste sehr angenehm“, sagt<br />
Christa Kerschner. An lauen Abenden<br />
versteht man es, feine Feste zu feiern, bei<br />
denen mit Hunderten Kerzen alles perfekt<br />
in Szene gesetzt wird: „Wir sind eben alle<br />
recht romantisch veranlagt.“<br />
Die Hobbygärtnerin arbeitet gern rund<br />
um das Haus. Wenn im <strong>Frühling</strong> die Natur<br />
erwacht, müssen Rosen und Stauden<br />
geschnitten, Blätter weggeräumt, muss<br />
Unkraut gejätet und müssen Blumen neu<br />
gepflanzt werden. „Die schön gepflegten<br />
Gärten und der Innenhof sind für mich<br />
die Visitenkarte unseres Hauses.“ Sobald<br />
es wärmer wird, kommen immer wieder<br />
Pilger oder auch Radfahrer beim romantischen<br />
Renaissancehof vorbei.<br />
Der österreichische Teil des Jakobswegs<br />
führt ebenso durch Herzogenburg wie<br />
der Traisental-Radweg. Seit letztem Jahr<br />
gibt es im Garten der Kerschners zur Erfrischung<br />
auch einen großen Schwimmteich<br />
sowie einen Steinkreis mit Feuerstelle.<br />
„Meine Familie hat sich hier ein kleines<br />
Paradies geschaffen, das wir auch gerne<br />
mit anderen teilen.“<br />
Tipp: Renaissancehof Kerschner<br />
Rathausplatz 19, 3130 Herzogenburg,<br />
Tel. 0664/151 88 08. Nächtigung und<br />
Frühstück im DZ pro Person ab € 35,–.<br />
Es gibt auch Genießer-Zimmer.<br />
34 · <strong>mostviertel</strong> <strong>mostviertel</strong> · 35
Alles auf eine Karte:<br />
Die Wilde Wunder Card<br />
öffnet Tür & Tor<br />
Inkludiert sind:<br />
* Übernachtung mit Frühstück im Gasthof,<br />
Privatzimmer oder am Bauernhof<br />
* Wilde Wunder Card für die Dauer Ihres<br />
Aufenthaltes<br />
* Picknickdecke Mostviertel<br />
* Süße Überraschung<br />
Preis pro Person im Doppelzimmer:<br />
für 3 Nächte ab € 109,–<br />
für 7 Nächte ab € 229,–<br />
für 14 Nächte ab € 429,–<br />
Kinderermäßigung:<br />
0–2,9 Jahre frei<br />
3–11 Jahre 50 Prozent<br />
12–15 Jahre 30 Prozent<br />
Buchbar: Mai bis Oktober <strong>2015</strong><br />
Niederösterreichische Landesausstellung <strong>2015</strong>:<br />
„ÖTSCHER:REICH – Die Alpen und wir“<br />
FRANKENFELS – NEUBRUCK – WIENERBRUCK, 25. APRIL BIS 1. NOVEMBER <strong>2015</strong><br />
Rund um den markantesten Berg des östlichen Alpenbogens, den Ötscher, ist eine Modellregion<br />
des Alpenraums entstanden. Die bäuerliche Kulturlandschaft des Pielachtals trifft<br />
rund um Lilienfeld und Annaberg auf die waldreichste Region der Alpen. Hier befindet sich<br />
auch der letzte alpine Urwald. Die verzweigten Schluchten der Ötschergräben machen den<br />
Lebensraum einzigartig. Der internationale Ausstellungsmacher Beat Gugger, der Alpenforscher<br />
Werner Bätzing und der Wirtschafts- und Sozialhistoriker Ernst Bruckmüller haben<br />
eine faszinierende Schau über Geschichte und Visionen des alpinen Raums gestaltet.<br />
Eigens ausgebildete Natur- und KulturvermittlerInnen der Region begleiten zu den 15<br />
ÖTSCHER:REICH-Stationen. 1. Mitterbach: Protestantismus & evangelische Urgemeinde;<br />
2. Kraftwerk Wienerbruck: Pioniergeist; 3. Puchenstuben: Den Sternen am nächsten;<br />
4. Annaberg: Pilgerwege & Dorfgeschichten; 5. Trübenbach, Gaming: Werkzeug & Arbeit<br />
der Holzfäller; 6. Hochbärneck, St. Anton: Alm- & Weidewirtschaft; 7. Ötscher, Lackenhof:<br />
Auf den Spuren des Clusius (der die Flora des Ötschers beschrieben hat); 8. Eisenstraße,<br />
Ybbsitz: Altes Handwerk neu erlebt; 9. Mendlingtal, Göstling: Holz & seine Gewinnung;<br />
10. Leckermoos und Wildnisgebiet, Göstling: Wilde Natur im Mostviertel; 11. Lunz am<br />
See: Bergsteigerdorf; 12. Lilienfeld: Das Leben der Mönche; 13. Pielachtal: Das Dirndltal<br />
& seine Dirndln; 14. Vorderötscher, Mitterbach: Rasten & Verweilen (Schutzhaus Vorderötscher);<br />
15. Mariazell: Heilende & heilige Wege. www.noe-landesausstellung.at<br />
Wilde<br />
Wunder<br />
Inklusive-Card | Erwachsener<br />
Mostviertler Alpen – Mariazeller Land<br />
Alle Preise exklusive Nächtigungstaxe,<br />
die jeweils gültige Nächtigungstaxe ist<br />
zusätzlich zu entrichten.<br />
MV_WWCard_2014_5642_RZ.indd 5 19.02.14<br />
Informationen zur Nächtigungstaxe<br />
(Taxe je Gemeinde und Info über<br />
Befreiungen) finden Sie unter<br />
www.niederoesterreich.at/taxen<br />
Weinfranz<br />
ÖTSCHER:REICH<br />
Eine Ausstellung, drei Orte inmitten des faszinierenden ÖTSCHER:REICHS als Basislager<br />
für Ihre Entdeckungsreise in die alpine Welt des Mostviertels.<br />
Ihr Angebot inkludiert:<br />
• 2 Übernachtungen inkl. Frühstück<br />
in der Kartause Gaming oder im Alpenhotel Gösing<br />
• Eintritt in die NÖ Landesausstellung mit 2 Ausstellungen und 1 Naturparkzentrum<br />
Preis pro Person im Doppelzimmer in der Kartause Gaming: € 139,–<br />
Preis pro Person im Doppelzimmer im Alpenhotel Gösing: € 159,–<br />
Buchbar: 25. April bis 1. November <strong>2015</strong><br />
Wir beraten Sie gerne!<br />
Mostviertel Tourismus<br />
Adalbert-Stifter-Straße 4<br />
3250 Wieselburg<br />
Österreich/Austria<br />
Tel. +43 (0)7416/521 91<br />
Fax +43 (0)7416/530 87<br />
info@<strong>mostviertel</strong>.at<br />
www.<strong>mostviertel</strong>.at<br />
36 · <strong>mostviertel</strong>