Interne Mitteilung - Deutsche Schule Lissabon
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
Rede des Schulleiters Dr. Roland Clauß vor der Generalversammlung<br />
des Schulvereins der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schule</strong> <strong>Lissabon</strong> am<br />
Donnerstag, dem 25. November 2010<br />
Sehr geehrter Herr Botschafter, sehr geehrte Damen und Herren des Präsidiums, liebe Frau<br />
Hansen Santana, lieber Herr Schüler, liebe Kollegen und Kolleginnen, sehr geehrte Mitglieder<br />
des Schulvereins der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schule</strong> <strong>Lissabon</strong>!<br />
Ein herzliches Willkommen Ihnen allen in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schule</strong> <strong>Lissabon</strong> auch von meiner<br />
Seite.<br />
In den kommenden Minuten berichte ich Ihnen gern davon, was sich alles an der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Schule</strong> <strong>Lissabon</strong> im letzten Jahr vor allem im pädagogischen Bereich getan hat. Dabei streife<br />
ich auch gern das Baugeschehen, das mit dem Ende der Modernisierung in <strong>Lissabon</strong> im<br />
letzten Schuljahr zu einem bemerkenswerten Ende fand. Mein Hauptaugenmerk soll aber<br />
auf den vielen pädagogischen Projekten liegen, die im letzten Jahr initiiert oder bereits in die<br />
<strong>Schule</strong> eingeführt wurden. Dieses alles, Bauen und Lehren und Lernen, Konstruieren der<br />
Gebäude und Gestalten der pädagogisch-erzieherischen Substanz der <strong>Schule</strong>, wurde aber<br />
überwölbt von der Bund-Länder-Inspektion der DSL im Februar dieses Jahres, die uns mit<br />
ihren Bestnoten in Vielem bestätigte, aber auch in Manchem herausforderte.<br />
1) Der Prozess der Modernisierung ist erfolgreich abgeschlossen<br />
(Während des Modernisierungsteils Fotos vom Festakt und den Gebäuden der Modernisierung,<br />
insbesondere GS, Turnhalle, Schülerbibliothek, Sport außen usw.)<br />
Vor einem Jahr habe ich Ihnen an gleicher Stelle mit Blick auf den Bauprozess mit einem<br />
leicht enthusiastischen Unterton gesagt: „Das Wichtigste vorweg: Diese <strong>Schule</strong> wird schöner<br />
von Tag zu Tag und das in einem manchmal kaum fassbaren Maße!“<br />
Nun Ende November 2010 schaue ich mit Ihnen zurück auf die Feier dieser großen Errungenschaft<br />
im März dieses Jahres mit einem Festakt und einem großen Tag der offenen Tür<br />
im Anschluss, bei dem wir glücklich den ersten wirklichen Frühlingstag des Jahres erwischt<br />
hatten.<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
Wir feierten mit vielen von Ihnen im März fast ein Jahrzehnt der Erneuerung und der baulichen<br />
Neugestaltung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schule</strong>. In den Jahren der Planung und Kalkulation ab<br />
2001 und in den darauffolgenden Jahren des Ausführens und Bauens blieben eigentlich kein<br />
Gebäude und kein Raum in unserer weitläufigen Anlage unberührt, wurde alles und jedes in<br />
einen großen Prozess der Transformation und Modernisierung einbezogen und verwandelt.<br />
Ich nenne beispielhaft die beiden Neubauten der Grundschule und der Turnhalle, verweise<br />
auf die modernisierten Außenanlagen des Sports, auf die naturwissenschaftlichen Fachräume<br />
im C-Trakt, auf das deutlich besser konzipierte Verwaltungsgebäude, auf die neue Cafeteria<br />
neben dem Schwimmbad und auf die frisch bepflanzten Grünanlagen und die Spielplätze<br />
unserer <strong>Schule</strong>. Ich erinnere an jede Menge neuer Möbel, an Beamer und<br />
Smartboards in fast allen Klassenräumen und weise zum Schluss auf das gelungene Selbstlernzentrum<br />
der Schüler und ihre Bibliothek hin, hier gleich nebenan.<br />
Nicht zuletzt erwähne ich diese Aula, in der wir uns zurzeit befinden. Die Modernisierung hat<br />
ihr eine neue Technik gegeben und den Zuschnitt ihrer Bühne optimiert. Mit frischen Farben<br />
und modernen Materialien für die Wand- und Deckenverkleidung hat unsere Aula eine zeitgemäße<br />
ästhetische Wirkung gewonnen mit deutlich besseren Nutzungsmöglichkeiten für<br />
alle Art von schulischen Versammlungen und Präsentationen.<br />
Dieses Auditorium ist in Vielem ein Beispiel dafür, was grundsätzlich mit der Modernisierung<br />
in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schule</strong> geleistet und geschaffen wurde.<br />
Auf der einen Seite ist unsere <strong>Schule</strong> in einer beeindruckenden Weise schöner geworden.<br />
Leuchtende Farben kontrastieren zur schwarzen Grundfarbe und dem Sonnengelb der Wege<br />
und Böden. Schlanke Kuben und große lichtdurchflutete Glasflächen verleihen ihr das Bild<br />
einer schnörkellosen, modern-eleganten Architektur. Ihre intensive ästhetische Wirkung<br />
wird gerade durch die zurückhaltende Klarheit ihrer Formensprache hervorgerufen.<br />
Auf der anderen Seite ist die moderne Form Ausdruck einer zeitgemäßen Funktion des Raumes.<br />
Wie in dieser Aula wurden der <strong>Schule</strong> generell durch die Umgestaltungen verbesserte<br />
oder gar neue Funktionen und Nutzungen ermöglicht. Am Ende der Modernisierung können<br />
wir mit Befriedigung und Stolz sagen, dass wir eigentlich in allen Bereichen besser arbeiten<br />
können, sei dies nun in der Verwaltung oder im Unterricht, besonders der Naturwissenschaften<br />
oder des Sports. Das gilt auch für unsere Schüler bei ihrer Freiarbeit im Selbstlern-<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
zentrum oder auch bei ihrer Entspannung in der neuen Cafeteria oder auf den attraktiven<br />
Grünflächen der DSL, um nur einige Beispiele zu nennen.<br />
Lernen und Lehren bedürfen, um erfolgreich zu sein, der passenden, gut und schön gestalteten<br />
Räume. Die Modernisierung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schule</strong> <strong>Lissabon</strong> hat diesen einfachen und<br />
selbstverständlichen, aber für eine gute <strong>Schule</strong> so entscheidenden Satz erfolgreich umgesetzt.<br />
Das alles ist das Ergebnis von Mühe und Arbeit, von Ideen und Teilhabe von unzählig vielen<br />
Menschen in allen Gruppen der <strong>Schule</strong>, innerhalb und außerhalb der DSL. Ohne ihre Hilfe<br />
und Energie wären wir nie so weit gekommen. Deshalb sind wir ihnen allen zu erheblichem<br />
Dank verpflichtet.<br />
Dieser gilt vor allem dem Vorstand des Schulvereins der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schule</strong>. In nimmermüder<br />
ehrenamtlicher Arbeit über viele Jahre haben die Damen und Herren dieses Gremiums Unglaubliches<br />
für diese <strong>Schule</strong> geleistet.<br />
Ich denke hier nicht in erster Linie an Materielles, sondern an Charakter, an die persönlichmenschliche<br />
Haltung: zum einen Mut, solch ein Riesenprojekt mit so vielen Risiken und<br />
Unwägbarkeiten 2001 überhaupt in Angriff zu nehmen, dann Ideenreichtum und Kreativität<br />
für Planung und Bau einer neuen <strong>Schule</strong> und nicht zuletzt ein außerordentlicher Fleiß und<br />
eine ausgeprägte Hartnäckigkeit, den einmal eingeschlagenen Weg gegen alle Widerstände<br />
und Schicksalsschläge konsequent zu einem so erfolgreichen Ende zu führen.<br />
Der Mensch, der alle diese vielen guten Eigenschaften in sich vereinigt, ist unsere Vorsitzende<br />
des Schulvereinsvorstandes, Frau Julia Hansen Santana. Frau Hansen, noch einmal<br />
von meiner Seite herzlichen Dank für alles!<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
2) Die Bund-Länder-Inspektion im März dieses Jahres hat die <strong>Schule</strong> in vielen Bereichen<br />
ausgezeichnet und in manchen produktiv herausgefordert<br />
Die Woche vom 8. bis 12. Februar dieses Jahres war für die Schulgemeinde eine ziemlich<br />
aufregende. Drei aus Deutschland entsandte und dafür speziell ausgebildete Inspektoren<br />
haben in diesen Tagen die <strong>Schule</strong> in allen Dimensionen ihrer Arbeit auf Herz und Nieren<br />
geprüft.<br />
(Projektion des Inspektorenfotos)<br />
Sie hospitierten in 63 Unterrichtsstunden in Gymnasium wie Grundschule (auch in Estoril) in<br />
allen Fächern und allen Klassen und sahen dabei 60% der Lehrkräfte; sie inspizierten das<br />
Gelände und die schulischen Bauten und Anlagen und führten z.T. mehrstündige Interviews<br />
mit Vertretern aller schulischen Gruppen, natürlich mit Schulleitung, Geschäftsführung und<br />
Vorstand, aber auch mit Eltern, Schülern, Lehrern und den Verwaltungsmitarbeitern. Wichtig<br />
war auch, dass sich die Inspektoren in den Wochen vorher durch sechs Ordner Akten,<br />
Dateien und Dokumente der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schule</strong> <strong>Lissabon</strong> durchgearbeitet hatten, die wir entsprechend<br />
einer vorgegebenen Liste Anfang Januar eingereicht hatten.<br />
(Projektion des Fotos mit den eingereichten Akten)<br />
Diese Inspektion fand im Rahmen einer alle deutschen Auslandsschulen betreffenden Zertifizierung<br />
statt, die bisher etwa in zwei Drittel aller <strong>Schule</strong> durchgeführt wurde. Seit einigen<br />
Jahren haben Bund und Länder in Deutschland einen allen <strong>Schule</strong>n vorgegebenen Qualitätsrahmen<br />
entwickelt, dessen Strukturen, Instrumente und Verfahren die <strong>Schule</strong>n im Ausland<br />
zu einer systematischen und ganzheitlichen <strong>Schule</strong>ntwicklung verpflichten, dem sogenannten<br />
PQMprozess , einem von der <strong>Schule</strong> eigenverantwortlich gesteuerten Prozess des Pädagogischen<br />
Qualitätsmanagements. Das impliziert auch die Rechenschaftslegung und Prüfung<br />
des Erreichten, die nun Anfang Februar durch die speziell dafür geschulten Inspektoren aus<br />
Deutschland erfolgte.<br />
Damit absolvierte unsere <strong>Schule</strong> eine entscheidende Station in einer Entwicklung der <strong>Schule</strong>,<br />
die uns schon mehrere Jahre beschäftigt hatte, wobei dieses vergangene Schuljahr erheblich<br />
und völlig zu recht vom Bemühen aller Gruppen der <strong>Schule</strong> gekennzeichnet, ja regelrecht<br />
beherrscht wurde, zusammen so gut wie eben möglich bei dieser Überprüfung der<br />
eigenen Qualität abzuschneiden.<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
(Projektion der Übersicht über die Beurteilung der 15 Qualitätsdimensionen)<br />
Und das Ergebnis der DSL kann sich -und das sei ohne jedes falsches Selbstlob gesagt- in<br />
jeder Weise sehen lassen. Von einem Gesamturteil „sehr gut“, dem in der Inspektion eine<br />
Vier entspricht, wobei eine Eins das negative Ende der Skala darstellt, ist die DSL mit einem<br />
erreichten Wert von 3,53 nur wenige Zehntel entfernt. Unsere <strong>Schule</strong> liegt damit, gemessen<br />
an den bisher erzielten Ergebnissen unter den ganz wenigen besten deutschen Auslandsschulen<br />
der Welt, im iberischen Raum ist sie die beste <strong>Deutsche</strong> <strong>Schule</strong>. Und das können wir<br />
nun Ende November 2010 mit großer Überzeugung sagen, da alle <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schule</strong>n Iberiens<br />
nun inzwischen inspiziert worden sind.<br />
Wenn man sich, wie Sie es im abgedruckten Qualitätsprofil sehen können, die Bewertung<br />
der DSL in den einzelnen Qualitätsdimensionen ansieht, dann fällt als erstes auf ,dass unsere<br />
<strong>Schule</strong> in keinem Bereich eine ausgeprägte Schwäche hat. Alle Ergebnisse sind mindestens<br />
eine Drei, also „eher stark als schwach“ und in immerhin acht von fünfzehn Qualitätsdimensionen<br />
einer Auslandsschule erreicht die DSL die Bestnote. Das ist eine wirklich beachtliche<br />
Leistung, auf die alle Gruppen der <strong>Schule</strong>, die alle zu diesem Ergebnis beigetragen<br />
haben, sehr stolz sein können.<br />
Wo liegen die zahlreichen und ausgeprägten Stärken der DSL? Von großer Bedeutung ist,<br />
dass wir in der Abteilung „Ergebnisse und Erfolge der <strong>Schule</strong>“ (Merkmal 1 bis 3), ob nun bei<br />
den Ergebnissen unserer pädagogischen Arbeit oder bei der Frage der Zufriedenheit der<br />
Gruppen an der <strong>Schule</strong> oder bei der baulichen Präsentation der <strong>Schule</strong> und ihrem Auftritt in<br />
<strong>Lissabon</strong> und in Portugal durchweg Bestnoten verliehen bekommen haben. Schüler und<br />
Eltern fühlen sich bei uns an der <strong>Schule</strong> offensichtlich ernstgenommen (Merkmal 8) und die<br />
Schüler empfinden sich unterstützt (Merkmal 10) und alle an der <strong>Schule</strong> und so auch die<br />
Inspektoren attestieren der DSL, dass sie eine wirkliche Begegnungsschule ist und ihren<br />
Auftrag in unsrem Gastgeberland ernstnimmt und erfüllt (Merkmal 11). Die Voraussetzung<br />
für diese vielen Erfolge ist auch, dass die DSL in ihren Leitungsabteilungen und im Management,<br />
sei dieses nun die Schulleitung, Geschäftsführung und Verwaltung oder der Vorstand<br />
des Schulvereins (Merkmale 12 und 13), durchweg mit Bestnoten von den Inspektoren zertifiziert<br />
worden ist.<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
Alles dies zusammen ergibt eine eindrucksvolle Leistungsbilanz, bei der wir aber auch trotz<br />
insgesamt hohem Niveau nicht die Qualitätsdimensionen vergessen wollen, die „nur“ ein<br />
Gut, also drei Punkte, bekommen haben. Dabei erscheint den Verantwortlichen die Beurteilung<br />
der Personalentwicklung und der Organisation des Pädagogischen Qualitätsmanagements<br />
(Merkmale 14 und 15) nicht besonders bedenkenswert. Die hier beurteilten Prozesse<br />
sind noch relativ jung. Zwar ist die bauliche und infrastrukturelle Qualitätsentwicklung mit<br />
dem bekannten Prozess der Modernisierung schon weit fortgeschritten und wurde in der<br />
Inspektion auch entsprechend hochgeschätzt, Ergebnisse einer systematischen pädagogischen<br />
und schulstrukturellen Entwicklung, geleitet von einer Steuergruppe und ausgehend<br />
von systematischer und umfassender Evaluation, sind dagegen nur in ersten, wenn auch<br />
vielversprechenden Ansätzen gegeben und sicher noch nicht etablierte schulische Praxis,<br />
was den nächsten Jahren vorbehalten bleibt.<br />
Interessanter sind für den kritischen Betrachter der Evaluationsergebnisse der DSL eher die<br />
durchweg „nur“ guten Ergebnisse zur Qualität des Unterrichts (Merkmale 4 bis 7). Zwar<br />
wurden die Lernerfolge unserer Schüler und das pädagogische Klima im Unterricht von den<br />
Inspektoren mit „sehr gut“ beurteilt, bei der Art der methodischen Vermittlung gibt es aber<br />
Defizite.<br />
(Projektion der negativen Unterrichtssäulendiagramme wie in dem Jahrbuch 2010)<br />
So erfolgt ein beachtlicher Teil des Unterrichts offensichtlich noch zu frontal, vom Lehrer<br />
dominiert. Es fehlen Formen der Schüleraktivierung und methodische Vielfalt und grundsätzlich<br />
werden wir Lehrer zu häufig der Individualität des Schülers und seinen je besonderen<br />
Stärken und Schwächen noch nicht gerecht, wobei hier der Entwicklungsbedarf mehr im<br />
Gymnasium als in der Grundschule gegeben ist.<br />
Neben dem vielen Lob und der breiten Wertschätzung unserer gemeinsamen Arbeit hat so<br />
die Inspektion uns allen an der DSL auch den Blick nach vorn geschärft. Da sie mit dieser<br />
Kritik an der Unterrichtsmethodik Erkenntnisse bestätigt hat, die wir auch schon aus der<br />
ersten externen Evaluation der DSL, dem Peer-Review vom Februar 2009, gewonnen hatten,<br />
trifft die Anregung auf bereits existierende Arbeitsstrukturen zur Verbesserung der Unterrichtsqualität.<br />
Zu nennen sind hier die Einführung der flexiblen Eingangsphase der Klassen<br />
1 und 2 an der Grundschule Estoril, an die Einrichtung einer die Grundschule und das<br />
Gymnasium umfassenden Schulphase der Klassen 4 bis 6 in <strong>Lissabon</strong>, an die kollegiale Ar-<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
beitsgruppe „Binnendifferenzierung“ und an viele unterschiedliche Einzelinitiativen zur Weiterentwicklung<br />
unserer Unterrichtsmethodik in der Lehrerschaft.<br />
Weiter unten möchte ich Ihnen einzelne dieser Arbeitsvorhaben, insbesondere das Lehrerraumprinzip,<br />
die flexible Eingangsphase in der Grundschule und die einheitliche Schulphase<br />
Klasse 4 bis 6, Grundschule/Gymnasium, auch noch einmal gesondert und ausführlicher vorstellen.<br />
Der Pädagogische Tag der Lehrer und der Erzieher der DSL vor vier Wochen am 1. Oktober<br />
2010 hatte die Auswertung der Ergebnisse der Bund-Länder-Inspektion zum Thema. Er hat<br />
ähnliche Schlussfolgerungen, wie oben formuliert, aus den Ergebnissen gezogen, d.h. er hat<br />
vor allem die schon aufgebauten Strukturen der <strong>Schule</strong>ntwicklung bestätigt und gleichzeitig<br />
die Arbeitsgruppen mit gemäß der BLI differenzierteren und konkreteren Aufgaben versehen.<br />
So wird eine Arbeitsgruppe sich spezifisch mit dem naturwissenschaftlichen deutschsprachigen<br />
Fachunterricht beschäftigen und die bisher etwas abstrakt und akademisch<br />
orientierte Gruppe „Binnendifferenzierung“ wird sich spezifisch dem Unterricht in der fünften<br />
Klasse widmen, und das in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe, die sich um die Schulphase<br />
der Klassen 4 bis 6 kümmert.<br />
Außerdem gibt es ganz neu eine Arbeitsgruppe “Alumni“, die sich der Entwicklung von Initiativen<br />
im Bereich der Ehemaligenarbeit widmen wird. Eine liegt schon vor: Auch in diesem<br />
Jahr wird es wieder ein Tanzfest nur für Ehemalige geben; Titel des Abends: „Deja-vu“;<br />
Termin: Freitag, 6. Mai 2011, ab 21.00 Uhr.<br />
Wir sind davon überzeugt, dass alle diese verschiedenen Aktivitäten und Entwicklungsprozesse,<br />
die durch die Hinweise und Erkenntnisse der Bund-Länder-Inspektion noch einmal<br />
bestärkt wurden, die <strong>Schule</strong> und ihre Arbeit erfolgreich voranbringen werden.<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
3) Das neue Raumkonzept an der DSL: Zwei Lehrer haben für ihren Unterricht einen<br />
eigenen Raum<br />
Ihre Kinder haben Ihnen zu Hause sicher schon davon erzählt, dass wir ein neues Raumsystem<br />
in unserer <strong>Schule</strong> haben, das sog. Lehrerraumprinzip. Darunter ist zu verstehen,<br />
dass wir jetzt die Unterrichtsräume so verteilt haben, dass immer zwei, manchmal auch drei<br />
Lehrer fast ihren ganzen Unterricht in einem einzigen Raum geben.<br />
Wir verbinden damit zum einen das Ziel, dass die Unterrichtsräume besser betreut und in<br />
einem guten Zustand gehalten werden.<br />
Zum anderen sollen dadurch nicht mehr nur Fachlehrer in Sport oder den Naturwissenschaften<br />
über eigene Lehrräume verfügen, in der alles Material und die nötigen<br />
Medien stets zur Hand sind, sondern prinzipiell alle Lehrer unserer <strong>Schule</strong>. Der ausgestaltete<br />
Lehrraum soll so einen intensiveren und ergiebigen Unterricht ermöglichen, in dem weniger<br />
Lehrervortrag, sondern mehr Eigentätigkeit der Schüler vorherrschen, indem die Schüler<br />
selbstständig mit Material und Medien arbeiten. Damit setzen wir, denken Sie an meine Ausführungen<br />
oben, auch hier eine wichtige Erkenntnis und Forderung der BLI um. Wir wollen<br />
also mit der Einrichtung von Lehreräumen die methodische Qualität unseres Unterrichts<br />
steigern.<br />
Dies ist, abgesehen von der Oberstufe, nicht mit mehr Raumwechsel der Schüler verbunden,<br />
auch wenn es manchen Eltern und Schülern anders erscheint. Auch vorher schon gab<br />
es wegen des dominanten Kurssystems in den Klassen 5 bis 9 sehr wenig konstanten Unterricht<br />
in einem Klassenraum.<br />
Dabei haben wir uns noch nicht entschieden, dieses Lehreraumprinzip nun schon zum Raumordnungsprinzip<br />
der nächsten Jahre zu machen. Vielmehr erproben wir es in den nächsten<br />
zwei Schuljahren, in denen wir unsere Erfahrungen damit verarbeiten werden. Eltern und<br />
Schüler sind auch aufgerufen, ihre eigenen Erfahrungen damit beizusteuern.<br />
Offen gestanden stellt sich aktuell diese Erfahrungsbasis als noch recht schmal dar, sind<br />
doch die wenigsten Lehrerräume schon mit Möbeln wie Regalen und Schränken ausgestattet,<br />
die den intendierten intensiven und konstanten Materialunterricht ermöglichen. Und<br />
selbst wenn dann die entsprechende Einrichtungen gegeben wären, müsste auch noch ge-<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
eignetes Material für einen schülerorientierten und aktivierenden Unterricht besorgt werden,<br />
was nicht nur eine aufwändige pädagogische, sondern wie die Anschaffung der Möbel auch<br />
eine finanzielle Anforderung darstellt, die wir erst einmal bewältigen müssen.<br />
4) Neustrukturierung der ersten zwei Jahre an der Grundschule Estoril und einheitliche<br />
Schulphase der Klassen 4 bis 6 an der Grundschule <strong>Lissabon</strong><br />
Auch diese beiden schulischen Großprojekte sind wie das Lehrerraumprinzip im Kontext der<br />
externen und internen Evaluation der DSL entstanden und versuchen Erkenntnisse aus den<br />
Inspektionen umzusetzen und geeignete Schlussfolgerungen zu ziehen.<br />
In Estoril ist etwas gelungen, was nur an wenigen Schulstandorten möglich ist.<br />
Durch die Verknüpfung einer grundlegenden Renovierung und Umgestaltung des Schulgebäudes<br />
mit der Einführung der Offenen <strong>Schule</strong>ingangsphase für drei jahrgangsgemischte<br />
Lerngruppen konnte mit Zustimmung der deutschen Behörden der Umbau der <strong>Schule</strong> auf<br />
beiden Ebenen, der räumlichen und der pädagogischen, vollzogen werden. Somit wurde auf<br />
lange Zeit die Zukunft der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schule</strong> Estoril gesichert.<br />
Nach zweijähriger Vorbereitungszeit, auch nach intensiven Gesprächen mit den Eltern und<br />
Einbeziehung des Elternbeirats wurden so für die pädagogische Umsetzung sowohl räumlich<br />
als auch strukturell hervorragende Rahmenbedingungen geschaffen.<br />
Ein prima Schulgebäude, kleine Lerngruppen, Lehrer, die seit mehr als zwei Jahren auf diese<br />
Aufgaben vorbereitet und weiterhin begleitet werden sowie eine gute Ausstattung aller<br />
Räume mit modernem Unterrichtsmaterial, bieten ideale Startbedingungen für dieses pädagogische<br />
Projekt.<br />
Die Vorteile der Offenen <strong>Schule</strong>ingangsstufe wurden in verschiedenen Bundesländern durch<br />
Wissenschaftler belegt und zeigen sich in erster Linie in folgenden Punkten:<br />
Die Kinder kommen schneller in der <strong>Schule</strong> an, benötigen keine lange Anlaufzeit, bekommen<br />
Anreize durch andere Kinder und lernen von Beginn an voneinander. Dabei ist das<br />
Klassenklima geprägt durch eine hohe Leistungsmotivation, freudiges Lernen und ein sehr<br />
positives Sozialverhalten.<br />
Und bei Vergleichsarbeiten schneiden die Kinder solcher Lerngruppen genauso gut ab wie<br />
Kinder aus herkömmlichen Klassen.<br />
Wir sind davon überzeugt, dass dieses für die Grundschule in Estoril der richtige Schritt ist<br />
und arbeiten weiterhin mit vollem Engagement an der erfolgreichen Umsetzung.<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
Mit der Entscheidung über die flexible Eingangsphase in den Klassen 1 und 2 ist unmittelbar<br />
auch eine weitere strukturelle Reform der <strong>Schule</strong> verbunden, und zwar die einheitliche<br />
Schulphase von Klasse 4 bis 6 für unsere Kinder aus Estoril und <strong>Lissabon</strong>.<br />
Wir wollen hier wirklich ernst machen mit der Möglichkeit einer intensiven Zusammenarbeit<br />
von Gymnasium und Grundschule, was an unserer <strong>Schule</strong>, die alle Abteilungen unter einem<br />
Dach hat, wie nirgendwo sonst möglich ist. Dabei denken wir daran, dass wir weit stärker als<br />
bisher die Methoden des individuellen Lernens, wie sie in der Grundschule praktiziert werden,<br />
unter den spezifischen Anforderungen des Gymnasiums fortsetzen und damit auch die,<br />
wie oben erwähnt, im Peer-Bericht und in der BLI kritisierte Methodenuniformität des Gymnasiums<br />
verändern.<br />
Die gleichermaßen aus Grundschul- und Gymnasiallehrern gebildete Arbeitsgruppe „Übergang“,<br />
die nun schon im zweiten Jahr arbeitet, ist dabei, Modelle für die nächsten Schuljahre<br />
4 bis 6 der aktuellen Viertklässler zu entwickeln. Wie die Eltern dieser Kinder es schon erlebt<br />
haben, werden die vierten Klassen in diesem Schuljahr nun von einem Klassenlehrerteam<br />
von Grundschul- und Gymnasiallehrer geleitet, die als Gymnasiallehrer natürlich auch<br />
Fachunterricht in der Grundschule geben, so wie Grundschullehrer, die eine Fakultas für die<br />
Sekundarstufe besitzen, auch Unterricht im Gymnasium erteilen. Insgesamt handelt es sich<br />
um ein Unterrichtsvolumen von 50 Wochenstunden, das nun durch wechselseitigen Einsatz<br />
der Lehrer in den beiden Abteilungen Grundschule und Gymnasium intensiv miteinander<br />
verbinden und jetzt schon zu einem breiten Austausch der Lehrer beider Abteilungen geführt<br />
hat.<br />
Die große Zustimmung der Eltern und der beteiligten Kollegen zu dieser Arbeit bestärkt uns,<br />
in den nächsten beiden Jahren der dann fünften und sechsten Klassen diesen Weg konsequent<br />
weiterzugehen, führt er doch zu einem für alle, Schüler wie Lehrer, bereichernden und<br />
für das Lehren und Lernen produktiven Miteinander der vorher getrennten Abteilungen unserer<br />
<strong>Schule</strong>.<br />
5) In der neunten Klasse haben die portugiesischen Schüler ab diesem Schuljahr<br />
die Möglichkeit, am Ende des Schuljahres für drei bis vier Wochen in deutschen<br />
Familien zu leben und auf ein deutsches Gymnasium zu gehen<br />
Eine meiner Einsichten an unserer <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schule</strong> im Ausland ist, dass wir gar nicht genug<br />
darüber nachdenken können, wie wir es unseren portugiesischen Schülern erleichtern,<br />
Deutsch zu lernen, und wie wir sie dabei zu hervorragenden Leistungen befähigen; denn ein<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
Schüler ist an unserer <strong>Schule</strong> mit dem Ziel der deutschen Hochschulreifeprüfung so gut,<br />
wie seine Fähigkeiten in der deutschen Sprache sind.<br />
Deshalb ist es gut, dass auch die Arbeitsgruppe zum Integrationskonzept der <strong>Schule</strong> damit<br />
beschäftigt ist, über neue Wege des Deutschlernens nachzudenken. Sicher muss hier nicht<br />
Grundsätzliches neu erfunden werden, denn unser Konzept der langsamen Integration der<br />
Schüler in den deutschsprachigen Unterricht und der speziellen Förderung in angemessenen<br />
Lerngruppen für verschieden fortgeschrittene Deutschlerner ist gut und hat sich bewährt.<br />
Deutschunterricht an der DSL heißt vor allem Fremdsprachenunterricht auf hohem Niveau<br />
mit den Methoden der modernen Fremdsprachendidaktik. Trotzdem müssen wir wissen,<br />
dass wir wirklich hervorragende Sprecher des <strong>Deutsche</strong>n dabei nur erzielen werden, wenn<br />
wir unsere jungen Portugiesen für die Menschen, ihre Kultur und Gesellschaft, interessieren,<br />
die diese deutsche Sprache sprechen. Erst die Begegnung mit den Menschen und das Miterleben<br />
ihres Alltages in Deutschland als auch die Erfahrung unserer portugiesischen Schüler,<br />
dass die gelernte Fremdsprache ihnen diese Welt erschließt, erst diese tiefgreifenden<br />
und prägenden Erlebnisse werden unsere Jungen und Mädchen aus <strong>Lissabon</strong> zu wirklich<br />
interessierten und fortgeschrittenen Deutschsprechern machen.<br />
Eine Begegnung dieser besonderen Art mit Deutschland wird das Austauschprojekt für die<br />
portugiesischen Schüler unserer neunten Klassen sein, das Herr Valentim und ich im letzten<br />
Schuljahr intensiv vorbereitet haben und das nun in diesem zum ersten Mal stattfinden wird.<br />
Während wir Lehrer vor allem über unsere 19 vermittelten deutschen Lehrer ein Netz von<br />
über 40 <strong>Schule</strong>n, vor allem Gymnasien und auch einige Gesamtschulen über ganz Deutschland<br />
aufgebaut haben, haben die interessierten Portugiesen aus den neunten Klassen ein<br />
Plakat über sich verfasst. Neben einem Bild, Angaben zur Ausbildung und Familie und den<br />
eigenen Interessen fordert es seine Leser auf, sich an der jeweiligen <strong>Schule</strong> in Deutschland<br />
zu melden und sich als Gasteltern für die Aufnahme des portugiesischen Schüler der DSL<br />
bereit zu erklären.<br />
Inzwischen haben wir von etwa 30 Schülern das persönliche Plakat an jeweils eine deutsche<br />
<strong>Schule</strong> zum Aushang geschickt und warten jetzt bis Ende November darauf, dass sich für<br />
unserer Jungen und Mädchen genügend deutsche Familien finden. Wohlgemerkt haben wir<br />
dabei genau darauf geachtet, dass wir an jede <strong>Schule</strong> und in jeden Ort auch nur einen<br />
Schüler der DSL vermitteln, damit unsere Deutschlerner während ihrer Wochen in Deutschland,<br />
in der <strong>Schule</strong> und in der Familie, nicht ins Portugiesische mit ihrem Kameraden aus-<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
weichen können, sondern wirklich ihre entwickelten Deutschkenntnisse nutzen und optimieren<br />
müssen, wollen sie denn verstanden werden.<br />
Wenn diese Vermittlungsversuche unserer Schüler an jeweils eine deutsche Familie mit<br />
Schulbesuch und das über vier Wochen so funktionieren und sich ergeben, wie wir uns das<br />
erhoffen, halten wir dieses Unternehmen für die beste Vorbereitung unserer Portugiesen für<br />
einen guten und problemlosen Start in die Vollintegration im Deutschunterricht in den zehnten<br />
Klassen. An einen Gegenbesuch des deutschen Austauschpartners im Schuljahr darauf<br />
ist ebenfalls gedacht, so dass der intensive Kontakt zu Deutschland nach der Rückkehr<br />
nach <strong>Lissabon</strong> seine Fortsetzung erfährt. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass dieses intensive<br />
Lernen in Deutschland nicht, wie bei teuren Ferienschulen sonst üblich, mit hohen Kosten<br />
verbunden sein wird, sondern lediglich die Finanzierung des Fluges nach Deutschland, ein<br />
Taschengeld und die Unterbringung des Partners bei sich zu Hause voraussetzt.<br />
6) Die Schneefahrt der siebten Klassen nach Österreich<br />
Trifft dieses Deutschlandprojekt der neunten Klassen auf eine hohe Zustimmung und hohe<br />
Erwartungen der Eltern, die wir hoffentlich zusammen mit unsren deutschen Partnern werden<br />
erfüllen können, so ist dieses bei einem anderen Fahrtprojekt nach Deutschland, nämlich<br />
der Ski- und Schneefahrt der siebten Klassen, nicht im selben Maße der Fall. Die Fahrt<br />
der gesamten Jahrgangsstufe 7 nach Mallnitz in Österreich Ende Januar/Anfang Februar<br />
nächsten Jahres nahmen manche Eltern in den siebten Klassen mit Zweifeln oder Unverständnis<br />
auf. Für Schulleitung und Lehrerschaft war dieses erst einmal ein erstaunlicher<br />
Tatbestand, hatten wir doch im letzten Schuljahr diese Fahrt schon einmal mehr oder weniger<br />
problemlos unternommen.<br />
Das Hauptargument, das uns zu der Einrichtung einer solchen besonderen Klassenfahrt gebracht<br />
hat, ist ein pädagogisches. Traditionell sind die 7. Klassen, die neu zusammengesetzt<br />
sind und deren Schüler sich in der Pubertät befinden, schwierige Klassen, bei denen sich gut<br />
gefügte Klassengemeinschaften nur schwierig ergeben und häufig Disziplinprobleme der Fall<br />
sind. Die Idee, außerhalb der <strong>Schule</strong> im Winter gemeinsam Sport zu treiben und in der<br />
Gruppe zusammen etwas zu erleben, soll diesen Prozess erleichtern und befördern.<br />
Das war unsere Intention bei der ersten Schneefahrt im letzten Jahr, die sich auch zu unserer<br />
Freude erfüllt hat. Sowohl die Evaluation der Fahrt durch Befragung der Kinder als auch<br />
das aktuelle Verhalten der achten Klassen zeigen, dass die Schüler bei der Schneefahrt<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
nachhaltig eine Klassengemeinschaft erlebt haben und danach deutlich weniger Disziplinarkonflikte<br />
der Fall waren, was das Leben und Lernen in der <strong>Schule</strong> erleichtert.<br />
Ein anderes Argument für die Fahrt ist der Aufbau einer Motivation für das Deutschlernen<br />
und die deutsche Sprache durch das Erleben von Land und Leuten vor Ort. Wie sehr uns<br />
Lehrer dieses Ziel in unserer Arbeit orientiert, habe ich oben bei der Darstellung des Austausches<br />
in der 9 versucht deutlich zu machen. Natürlich bleibt der entscheidende Ort für den<br />
Erwerb des <strong>Deutsche</strong>n der Klassenraum; die Menschen und ihr Alltag im deutschsprachigen<br />
Raum treten aber hinzu. Sicher kann eine Motivation auch über den Besuch eines deutschen<br />
Theaters oder eines Museums aufgebaut werden, was allerdings für die Kinder einer siebten<br />
Klasse weit weniger interessant erscheint, als typische deutsche Wintersportarten zu betreiben<br />
wie Ski- oder Schlittenfahren oder Eislaufen und überhaupt ein Berg- und Winterklima<br />
mit Schnee, Eis und Alpensonne zu erleben.<br />
Die Eltern unserer Schüler sollten, vor allem wenn sie Portugiesen sind, beachten, dass ihre<br />
Kinder häufig auf die Frage, warum sie die <strong>Deutsche</strong> <strong>Schule</strong> besuchen, nur antworten können,<br />
dass ihre Eltern das entschieden haben und sie eigentlich nicht wissen, warum sie<br />
Deutsch lernen müssen. Für eine erfolgreiche Schullaufbahn, in der Deutsch das alles bestimmende<br />
Fach ist, reicht das meiner Einschätzung nach, auf die Dauer nicht aus. Die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Schule</strong> muss sich deshalb das wichtige Ziel setzen, in unseren Schülern eine eigene<br />
tief verwurzelte und das heißt emotionale Motivation für das Deutschlernen aufzubauen.<br />
Wir sind davon überzeugt, dass dieses gemeinsame Erlebnis der Schnee- und Skifahrt hier<br />
einen wichtigen Beitrag leisten kann.<br />
Es handelt sich bei der Skifahrt, wie wir sie unternehmen, auch nicht um das Praktizieren<br />
einer Individualsportart. Vielmehr lernen unsere Schüler in Gruppen je nach dem Niveau<br />
ihrer Fähigkeiten zusammen mit ihren Kameraden und einem oder zwei Skilehrern diese<br />
Sportart und erproben ihr Können dann in gemeinsamen Ausflügen.<br />
Mit einer solchen Fahrt in den Winter folgen wir auch einer Praxis, die an ganz vielen <strong>Schule</strong>n<br />
in Deutschland der Fall ist, in denen Schneefahrten die hoch geschätzten Höhepunkte<br />
des schulischen Fahrtenprogramms darstellen. Wir möchten auch darauf hinweisen, dass die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Schule</strong> in Porto seit vielen Jahren mit großem Erfolg und auf Wunsch der Eltern<br />
zum Skifahren nach Deutschland fährt.<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
Viele Eltern haben dieser Fahrt zugestimmt; eine ganze Reihe äußerte jedoch auch Bedenken,<br />
auch wenn die allermeisten von ihnen sich dann doch entschieden haben, dass das<br />
eigene Kind teilnimmt.<br />
Die Bedenken richteten sich gegen den Preis von etwa 600 Euro für eine Woche Klassenfahrt,<br />
gegen die Fahrt nach Österreich, die als Fahrt zum Kennenlernen von Deutschland<br />
dann auch nach Deutschland gehen müsse, dagegen, dass den Kindern kein traditionelles<br />
deutsches Kulturerlebnis geboten werde wie Theater- oder Museumsbesuch, dass überhaupt<br />
der Sprachaspekt der Fahrt beim Sporttreiben zu kurz komme und nicht zuletzt, dass die<br />
Fahrt mit den erheblichen Kosten den Eltern zu spät, nämlich erst im Juni, bekannt gegeben<br />
worden sei.<br />
Wir sind entschlossen diese zum Teil berechtigten Einwände der Eltern aufzugreifen und sie<br />
für eine Optimierung der Fahrt beim dritten Durchgang 2012 zu nutzen und umzusetzen.<br />
Deshalb wollen wir sehr frühzeitig etwa im Januar nächsten Jahres in einer gesonderten<br />
Elternversammlung der jetzigen sechsten Klassen dieses Fahrtprojekt vorstellen. Wir werden<br />
uns außerdem bemühen, dass die nächste Skifahrt in die bayerischen Alpen geht, wobei das<br />
Quartierproblem für die große Gruppe der Jahrgangsstufe evtl. so gelöst wird, dass jeweils<br />
nur zwei Klassen zusammenfahren. Außerdem beabsichtigen wir einen Tag in München mit<br />
entsprechendem Kulturprogramm in die Fahrtenwoche zu integrieren. Vielleicht gelingt es<br />
uns ja auch, dass sich unsere <strong>Lissabon</strong>ner Kinder am Skiort und im Quartier mit einer deutschen<br />
Schulklasse treffen, mit der sie auch etwas unternehmen und sich austauschen sollen.<br />
Alles dieses sind ernste Absichten der <strong>Schule</strong>, noch keine eingelösten Versprechen. Allerdings<br />
liegt es natürlich in unserem gemeinsamen Interesse, gerade solche wichtigen und<br />
besonderen Fahrten im größtmöglichen Konsens von Eltern, Schulleitung und <strong>Schule</strong> durchzuführen.<br />
7) Schluss<br />
Wir alle wissen auch, dass natürlich die teure Skifahrt in diesem Jahr, verglichen mit dem<br />
letzten Jahr, ein größeres Problem für unsere Eltern darstellte. Sie sehen sich zum Teil mit<br />
erheblichen staatlichen Eingriffen in Ihre Situation konfrontiert, die für Sie die finanzielle<br />
Planung für die Familie deutlich komplizieren. Sicher sind Sie gezwungen, manche Ausgabe<br />
neu zu bewerten, was nicht zuletzt auch die schulischen Kosten ihrer Kinder betrifft.<br />
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Dr. Roland Clauß, Schulleiter<br />
Die Verantwortlichen in Schulleitung, im Vorstand des Schulvereins und in der Geschäftsführung<br />
sind sich dieser Tatsachen sehr wohl bewusst.<br />
Die Situation wird dadurch noch schwieriger, dass wir selber auch von erheblichen Mittelkürzungen<br />
unserer deutschen fördernden Stellen bedroht sind. Obwohl noch nichts entschieden<br />
ist, werden wir uns vielleicht auf erheblich geringere Unterstützungen aus Deutschland einstellen<br />
müssen, wo auch wie in Portugal, wenn auch nicht in demselben Umfang, der<br />
Staatshaushalt durch massive Einsparungen saniert werden soll.<br />
Wir hoffen sehr, dass die Verantwortlichen im Außenministerium in Berlin und im Bundesverwaltungsamt<br />
in Köln sich der großen Vorteile für die deutsche Außenpolitik bewusst sind,<br />
die sie dank eines ausgezeichneten Systems deutscher Auslandsschulen besitzen. Täglich<br />
werden hier nicht einfach nur im Ausland arbeitende <strong>Deutsche</strong> mit einem Schulplatz für ihre<br />
Kinder versorgt, sondern werden Menschen in aller Herren Länder für Deutschland, seine<br />
Kultur, Sprache und Menschen, als Partner und Freunde gewonnen. Und das ist weit mehr,<br />
als Ausländer zu Produzenten oder Konsumenten im deutschen Markt zu gewinnen, welches<br />
Argument man in letzter Zeit verstärkt aus Deutschland als Begründung der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Schule</strong>n im Ausland hört und das meiner Einschätzung nach das große Potential, das wir mit<br />
den <strong>Schule</strong>n im Ausland haben, nur reduziert erfasst.<br />
Trotz der nicht einfachen Aussichten für unsere <strong>Deutsche</strong> <strong>Schule</strong> in <strong>Lissabon</strong> möchte ich<br />
doch auch sehr deutlich feststellen, und die heutigen Rechenschaftsberichte von Vorstand<br />
und Geschäftsführung haben dieses hier prägnant zum Ausdruck gebracht, dass unsere<br />
<strong>Schule</strong> wirtschaftlich gesund ist, gute beruhigende Rücklagen eingestellt hat und eine vernünftige<br />
und sichere Haushaltsplanung für das nächste Jahr vorweisen kann.<br />
Ich hoffe auch, dass ich Ihnen in meiner Darstellung und Erläuterung unserer Arbeit und<br />
ihrer aktuellen und zukünftigen Projekte und der sie leitenden pädagogischen Werte und<br />
erzieherischen Ziele das Bild einer modernen und aktiven <strong>Schule</strong> habe vermitteln können.<br />
Es soll auch das Bild einer deutschen <strong>Schule</strong> in der Hauptstadt Portugals sein, die sich ihres<br />
hohen Auftrages für Ihre Kinder bewusst ist, nämlich ihre Söhne und Töchter zu befähigen<br />
und stark zu machen für die Welt von heute und morgen und für ihr eigenes zukünftiges<br />
Leben und Arbeiten in Deutschland oder Portugal oder sonst wo auf der globalen Welt.<br />
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