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JUgendkulturen - ZWISCHEN LIFESTYLE ... - Aueschule Wendeburg

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<strong>JUgendkulturen</strong><br />

<strong>ZWISCHEN</strong> <strong>LIFESTYLE</strong>, CLIQUE UND PARTEI


EINFÜHRUNG<br />

RECHTE JUGENDKULTUREN - <strong>ZWISCHEN</strong> <strong>LIFESTYLE</strong>, CLIQUE UND PARTEI<br />

Glatze, Springerstiefel, Bomberjacke, Baseballschläger. Perspektivlose<br />

Jugendliche. Außenseiter der Gesellschaft. Frust und Langeweile<br />

– Alkohol und Gewalt. Hohle Parolen und nichts im kahlrasierten<br />

Schädel. Laute, aggressive Musik mit hassgeladenen Texten. Wenn<br />

von Neonazis die Rede ist, dann sind das die Bilder, die vielen immer<br />

noch durch den Kopf spuken.<br />

Doch das Bild trügt. Der ordentliche und adrett gekleidete Junge mit<br />

Seitenscheitel, der freundliche Opa von nebenan, der gerne mal<br />

von früher erzählt, der Jurastudent im Anzug, der Rocker mit den<br />

langen Haaren, der Auszubildende im Blaumann, der Abiturient in<br />

Markenklamotten, der Jugendliche mit Piercings in der Nase – sie alle<br />

fi nden sich heute in den unterschiedlichsten Strukturen der extremen<br />

Rechten wieder.<br />

Während die Subkultur der Skinheads über Jahre das Erscheinungsbild<br />

der rechten Jugendszene prägte, haben sich Mode, Stilmittel, Musik<br />

und die Aktionsformen längst gewandelt. Nicht mehr überwiegend<br />

Bomberjacken und Glatzen, sondern schwarze Baseballcaps,<br />

Windbreaker und Kapuzenpullover prägen heute das Bild jugendlicher<br />

Neonazis auf Aufmärschen. Ausdrucksformen und Ästhetik anderer<br />

Jugendkulturen wurden übernommen und für die rechte Ideologie<br />

kompatibel gemacht. Selbst Symbole des politischen Gegners werden<br />

kopiert und leicht abgewandelt benutzt: Die schwarze und rote Fahne<br />

in einem Kreis – ursprünglich das Symbol der „Antifaschistischen<br />

Aktion“ – sieht man heute auf Buttons, T-Shirts und Transparenten der<br />

Neonazis. Nur der Schriftzug wurde verändert, statt „Antifaschistische<br />

Aktion“ steht dort nun „Nationale Sozialisten“ oder Ähnliches. Modern,<br />

„revolutionär“ und aktionsorientiert gibt sich vor allem die Strömung<br />

der „Autonomen Nationalisten“. Im Alltag sind sie oft nicht mehr auf<br />

den ersten Blick von „normalen“ Jugendlichen zu unterscheiden.<br />

Sie tragen modische Streetwear wie viele andere Jugendliche auch.<br />

Gezielt wird versucht, über die eigene Szene hinaus Jugendliche<br />

anzusprechen. So heißt es z. B. auf einer Internetseite von „Autonomen<br />

Nationalisten“:<br />

„Egal was du für Musik bevorzugst, welche Kleidung du trägst, bei<br />

uns bist du genau richtig, wenn dir dieser Staat “auf den Sack” geht!<br />

Ob du auf Hardcore, Punkrock, Metal oder Rap abfährst ist für den<br />

politischen Kampf nicht von Bedeutung. Ob du die Haare gern kurz,<br />

lang oder gefärbt magst, ist auch egal. Wichtig ist der Wunsch etwas<br />

verändern zu wollen, denn die Früchte, die dieses System trägt, sind<br />

faul und stinken!“


Ob bei den Skins, den Punks, der Dark-Wave, Techno, Hardcore oder<br />

Black Metal-Szene: In fast jeder Jugendszene existiert heute auch<br />

ein kleiner extrem rechter Flügel - mit eigenen Bands, Zeitschriften,<br />

Symboliken und Stilmitteln. Die Grenzen zwischen der rechten<br />

Jugendkultur und der Alltagskultur von ganz normalen Jugendlichen<br />

verschwimmen immer mehr.<br />

Auch neofaschistische Parteien wie die NPD haben längst das<br />

Potential in der rechten Jugendkultur für sich erkannt. So lockt<br />

die NPD bei Aufmärschen und Kundgebungen mit dem Auftritt von<br />

rechtsextremen Bands, verteilt kostenlos CDs mit rechter Musik oder<br />

Propagandamaterial in Form von Comics vor Schulen. Auch im Internet<br />

setzt die Partei auf Angebote, die speziell junge Internetnutzer<br />

ansprechen sollen: Musikdownloads, Videos, Diskussionsforen und<br />

Chats. Aber auch soziale Netzwerke, wie StudiVZ, Facebook oder<br />

Internet-Blogs, wie z. B. Twitter werden immer wieder benutzt, um<br />

extrem rechte Inhalte zu verbreiten.<br />

Neofaschismus ist nicht allein ein Jugendproblem. Nach wie vor<br />

stellen Menschen über 25 Jahre den Hauptanteil der Stimmen für<br />

extrem rechte Parteien. Dennoch fi nden sich bei den Jungwählern<br />

überdurchschnittlich viele Wähler dieser Parteien. 2005 stimmten<br />

bundesweit 5,2% der 18- bis 24-jährigen Männer für die NPD. Im<br />

Durchschnitt aller Altersbereiche dagegen errang sie lediglich 1,6%.<br />

In den neuen Bundesländer und in Berlin-Ost wählten sogar 7,3% der<br />

18- bis 24-Jährigen die NPD, bei den männlichen Jungwählern waren<br />

es 9,5%.<br />

Mit den Mitteln eines rechten Lifestyles, mit jugendkulturellen<br />

Angeboten, mit Mode und Musik versuchen neofaschistische Parteien<br />

und die organisierte Neonazi-Szene bei Jugendlichen an Einfl uss<br />

zu gewinnen. Darüber gilt es aufzuklären und zu informieren –<br />

Jugendliche zu ermuntern und aktiv einzutreten für eine Gesellschaft<br />

ohne Rassismus - gegen extrem rechte Ideologien.<br />

NPD- Wahlergebnisse der Bundesländer bei der U18- U18- Wahl 2009.<br />

Die NPD erhielt 4,22% der insgesamt 127208 Stimmen:


STRATEGIE<br />

Kulturelle Vormachtstellung<br />

Eingebunden in die rechte Jugendkultur sind die verschiedensten<br />

Strukturen des organisierten Rechtsextremismus: Parteien wie die<br />

NPD, unabhängige Kameradschaften und subkulturelle Gruppen<br />

wie den Autonomen Nationalisten, Verlage, Vereine, Zeitschriften,<br />

Leserkreise. Gemeinsam bilden sie netzwerkartige Strukturen, die<br />

eng verwoben sind und tief hinein in die lokalen Jugendszenen<br />

reichen. Die organisierten Strukturen fördern und beeinfl ussen die<br />

rechte Jugendkultur und versuchen, sich als deren kulturelle und<br />

politische Führung zu etablieren. Durch die Herausgabe von sog.<br />

„Fanzines“ (Szene- Zeitungen wie dem Magazine „Unsere Welt) oder<br />

Internetseiten mit rechtsextremen Inhalten, die Organisation von<br />

Konzerten und anderen Freizeitangeboten, mit „Jugendarbeit“ und<br />

Hausaufgabenhilfe werden Jugendliche aus den unterschiedlichen<br />

sozialen Schichten und kulturellen Szenen alltagsnah angesprochen.<br />

Zentrale Strategie fast aller rechtsextremistischen Strömungen ist<br />

dabei die Erlangung einer ”kulturellen Hegemonie“.<br />

„Die kulturelle Hegemonie erlangen, Alltagsmentalität prägen<br />

und damit das Weltbild besonders von Jugendlichen schrittweise<br />

rechtsextrem formen, ist die zentrale Strategie, über die der<br />

politische Einfl uss in der Zukunft laufen soll.”<br />

Zentrum Demokratische Kultur Berlin: Eine aktuelle Einschätzung des<br />

rechtsextremistischen Potentials in Ostdeutschland.<br />

Die Erlangung einer ”kulturellen Hegemonie“ wird von den<br />

Rechtsextremisten als Voraussetzung angesehen, um die politische<br />

Macht übernehmen zu können. ”Kulturelle Hegemonie“ meint dabei, in<br />

allen Bereichen des alltäglichen Lebens rechtsextreme und rassistische<br />

Ideologien, Werte, Normen, Einstellungen und Handlungsweisen<br />

sowie einen rechten Lebensstil zu etablieren. Besonders die NPD setzt<br />

dabei auf die Förderung und politische Beeinfl ussung der rechten<br />

Jugendkultur, ohne dass dies den Jugendlichen sofort bewusst wird.


Den Fokus auf der Jugend<br />

„Über Musik sprechen wir die Jugend an und sind dann in der Lage,<br />

wenn wir ihr Herz über die Musik geöffnet haben, ihnen auch unsere<br />

Ideen letztendlich schulisch beizubringen.”<br />

Udo Voigt (Bundesvorsitzender der NPD)<br />

Nicht nur über Musik, wie Konzertveranstaltungen und dem Verteilen<br />

von Schulhof-CDs, versuchen rechtsextreme Gruppen und<br />

Organisationen Jugendliche als Zielgruppe zu erreichen und sie<br />

in ihren Strukturen zu binden. In einer Vielzahl von Aktionen und<br />

Angeboten zeichnet sich der strategische Ansatz ab, die Jugendlichen<br />

über ein Modell der erlebnisorientierten und erst sekundär politisch<br />

geprägten „Jugendarbeit“ in einem schleichenden Prozess zu „ködern“.<br />

Hierbei dringen die „Kümmerer“ von Rechts oft in gesellschaftliche<br />

Räume vor, die nicht oder nur noch schwach besetzt sind (Rückgang<br />

von vielfältigen Angeboten für Jugendliche, gerade in ländlichen<br />

Räumen). Die Angebote reichen von Hausaufgabenhilfe über Sport,<br />

Kinderfeste, Zeltlager, Großveranstaltungen (NPD-Pressefest) bis hin<br />

zur Verfügungsstellung von Räumen, um sich zu treffen(z. B. als Ersatz<br />

für fehlende Jugendzentren/Jugendräume).Auch in Gegenden, wo<br />

es gut funktionierende Vereins- und Sozialstrukturen für Jugendliche<br />

gibt, kommt die Strategie der Einfl ussnahme auf Jugendliche durchaus<br />

zum Tragen. Hier wird versucht, aktiv in Vereins- und Jugendarbeit<br />

vorzudringen und sich dort als Trainer, Übungsleiter oder auch nur<br />

guter „Vereinskamerad“ zu präsentieren. Fälle betroffener Vereine,<br />

Gruppen und Sparten reichen von der Feuerwehr über das THW, den<br />

Schwimmverein bis hin zu Angelvereinen und Fußballclubs.<br />

„[...] die Rechtsextremisten nutzten Stimmungen und verstärkten<br />

ihre Aktivitäten im sozialen Bereich“<br />

Andreas Kaczynski – Vorsitzender des Paritätischen Brandenburg<br />

Für Jugendliche, die sich bereits latent in der rechten Szene bewegen,<br />

hält diese ein lockendes Angebot an Möglichkeiten der Freizeitgestaltung<br />

vor. Besonderer Anreiz ist hierbei oft das Agieren in für Eltern und<br />

Lehrer nicht einsehbaren Welten und Lebensbereichen: Konspirative<br />

Konzerte und Kameradschaftsabende, „heidnische“ Feste wie die<br />

Sommer- oder Wintersonnenwende, Zeltlager, Demonstrationen mit<br />

hohem Anteil an erlebnisorientierter Unterhaltung wie Lifemusik oder<br />

einfach nur dem „Kick“ (Action - Adrenalin), der den Jugendlichen oft<br />

in ihrem Alltag fehlt.<br />

„Am Anfang ging es bei uns eher um Gemeinschaft, Party,<br />

Zusammensein. Nicht um Politik. Dass die Sache irgendwie immer<br />

politischer wurde, habe ich für mich gar nicht so gemerkt.<br />

Irgendwann ging es eben nicht mehr nur um Party und Spaß, sondern<br />

um Demos, Konzerte, politische Aktionen und immer wieder auch um<br />

Stress mit Leuten, die mit der nationalen Idee ein Problem hatten.“<br />

Aus einem Interview mit einem Aussteiger aus 2009


NO GO AREAS - "NATIONAL BEFREITE ZONEN"<br />

Der Begriff ”National befreite Zone“ geht auf ein Strategiepapier<br />

des Nationaldemokratischen Hochschulbundes (NHB) – einer NPD-<br />

Studentenorganisation – zurück. Er bedeutet, dass in einem bestimmten<br />

Gebiet, z. B. einer Straße, einem Stadtviertel oder Jugendzentrum, auf<br />

mehreren Ebenen Einfl uss auf das gesellschaftliche Leben genommen<br />

und dieses bestimmt werden soll.<br />

„Wir müssen Freiräume schaffen, in denen wir faktisch die Macht<br />

ausüben, in denen wir sanktionsfähig sind, d. h. wir bestrafen<br />

Abweichler und Feinde, wir unterstützen Kampfgefährtinnen<br />

und -gefährten, [...] Das System, der Staat und seine Büttel<br />

werden in der konkreten Lebensgestaltung der politischen Aktivisten<br />

der Stadt zweitrangig.“<br />

„Schafft befreite Zonen“ – Strategiepapier des NHB<br />

Dabei geht es auf der einen Seite um den Aufbau eines<br />

Bedrohungspotentials gegenüber allen, die sich einer rechten<br />

Vormachtstellung nicht unterordnen oder die als Feinde angesehen<br />

werden: Migranten, Flüchtlinge, Demokraten, Linke, Behinderte. Auf<br />

der anderen Seite geht es um die ”Vorherrschaft in den Köpfen und<br />

Herzen“ der Menschen:<br />

„Wo nationale Kameraden beim Einkaufen helfen, die Kinder<br />

hüten, die Spielplätze säubern oder durch ihre bloße Präsenz<br />

Kinderschänder abschrecken, [...] dort vermögen auch 200 taff-<br />

Berichte über angeblich ‚rechte‘ Untaten nicht mehr zu überzeugen.“<br />

NPD-Organ „Deutsche Stimme“ 10/1999<br />

Für große Aufregung sorgte der „Rat“ des Chefredakteurs der SPD-<br />

Parteizeitung Vorwärts, Uwe-Karsten Heye, welcher in einem Radio-<br />

Interview mit vom 17. Mai 2006 ausländische Besucher vor einem<br />

Besuch „bestimmter Gebiete Ostdeutschlands“ warnte. Klar ist, dass<br />

diese Pauschalisierung sicherlich nicht die Realität in Ostdeutschland<br />

wiederspiegelt. Klar muss allerdings auch sein, dass es sehr wohl<br />

Gebiete in Ost- und West- Deutschland gibt, wo das Prinzip so<br />

genannter No go areas bereits etabliert ist. Hierbei handelt es sich<br />

nicht zwingend um ganze Stadtteile oder gar Städte, sondern oft<br />

„nur“ um bestimmte Orte oder Einrichtungen, die Rechtsextremisten<br />

für sich beanspruchen und für Personen, die nicht in ihr Weltbild<br />

passen, zur No go area machen.<br />

In der „Schülerzeitung“ Perplex aus Sachsen wird in einer Ausgabe<br />

gefordert:<br />

„Macht den Schulhof zur national befreiten Zone“.


ORGANISATIONEN<br />

DRAHTZIEHER DER RECHTEN KULTUR<br />

NPD und JN<br />

Die NPD ist die aktivste und erfolgreichste Organisation im<br />

rechtsextremistischen Parteienspektrum. Im Jahr 1964 gegründet, galt<br />

sie gerade bei gewaltbereiten Neonazis und rechten Skinheads über<br />

Jahre hinweg als langweiliger ”Altherrenverein“. Dennoch durchliefen<br />

viele der heutigen Führungsköpfe der militanten Neonazi-Szene die<br />

Kaderschmiede der Partei.<br />

Inzwischen haben sich die NPD und ihre Jugendorganisation JN<br />

gewandelt. Durch ihre aktionsorientierte Politik und ihre Annäherung<br />

an die militante Neonazi-Szene hat die NPD gerade unter rechten<br />

Jugendlichen deutlich an Attraktivität gewonnen. Die Annäherung<br />

an die Kameradschaftsszene brachte ihr ein zusätzliches<br />

Mobilisierungspotential von jungen Aktivisten.<br />

Dies führte u. a. dazu, dass sie bei den Wahlen in den letzten<br />

Jahren deutliche Erfolge erzielen konnte. So schaffte sie bei<br />

den Landtagswahlen in Sachsen im August 2009 erstmals den<br />

Wiedereinzug in ein Landesparlament, auch im Landtag von<br />

Mecklenburg-Vorpommern ist sie mit einer Fraktion vertreten.<br />

Dazu kommen mittlerweile mehrere Hundert Mandate auf Bezirks-,<br />

Kreis- und Gemeindeebene. Die NPD nutzt ihren Parteistatus für die<br />

Anmeldung von Demonstrationen und Kundgebungen, an denen sich<br />

vor allem auch die ”Freien Kameradschaften“ beteiligen. Die NPD und<br />

ihre Jugendorganisation JN organisieren zusätzlich Musikfestivals,<br />

Konzerte und Abende mit Liedermachern.<br />

Die ”Kameradschaften“<br />

Bei den ”Kameradschaften“ handelt es sich zumeist um Gruppen<br />

mit einer überschaubaren Anzahl von Personen, die persönlichen<br />

Kontakt untereinander haben und unter einem gemeinsamen<br />

Namen auftreten. Sehr oft sind die ”Freien Kameradschaften“ das<br />

Bindeglied zwischen rechtsextremer Politik und rechter Subkultur. Die<br />

”Kameradschaften“ sind nicht einheitlich. Es gibt einerseits einige, die<br />

dem Klischeebild der dumpfen Neonazis entsprechen. Andererseits<br />

gibt es auch straff organisierte ”Kameradschaften“, die von<br />

langjährigen Kadern geleitet werden und entsprechend agieren.


Die ”Freien Nationalisten“<br />

Die Gruppierungen unter dem Namen „Freie Nationalisten“ sind<br />

aus dem Kameradschaftsspektrum entstanden. Sie sehen sich<br />

in inhaltlicher Abgrenzung zu den momentan existierenden<br />

Parteien des rechtsextremistischen Spektrums. Der Versuch, auf<br />

parlamentarischem Weg die eigenen Ziele zu erreichen, wird<br />

abgelehnt, eine gewaltsame Veränderung des bestehenden Systems<br />

angestrebt.<br />

Inzwischen ist es allerdings vor allem zur NPD zu Annäherungen<br />

gekommen, aus Kameradschaften sind teilweise NPD-Ortsgruppen<br />

geworden, im Bundesvorstand der NPD sitzen Führungspersonen der<br />

Kameradschaftsszene. Teile der „Freien Nationalisten“ unterstützen<br />

die NPD bei Wahlkämpfen und kandidieren auf deren Listen.<br />

Gleichzeitig erfolgte eine Abkehr von der subkulturellen Orientierung<br />

auf die Skinhead Kultur (siehe Subkulturen) und eine Öffnung vom<br />

Kleidungs- und Musikstil. Es wurde versucht, in möglichst vielen<br />

subkulturellen Szenen Einfl uss zu gewinnen und somit Angehörigen<br />

dieser Szenen den Zugang zu rechtsextremistischen Gruppierungen<br />

zu erleichtern:<br />

„Es spielt keine Rolle, welche Musik man hört, wie lang man eine<br />

Haare trägt oder welche Klamotten man anzieht. Es geht um<br />

Deutschland und um nichts anderes.“<br />

(aus einer Selbstdarstellung einer Gruppe der Freien Nationalisten)<br />

„Autonome Nationalisten“<br />

Die sogenannten „Autonomen Nationalisten“ sind aus dem Kreis<br />

der „Freien Nationalisten“ und dem Kameradschaftsspektrum<br />

hervorgegangen. Sie folgen dem gleichen organisatorischen Ansatz<br />

von scheinbar selbständigen regionalen Gruppen, sind aber noch<br />

stärker erlebnis- und aktionsorientiert.<br />

Vor allem bei öffentlichen Aktionen der rechtsextremistischen Szene,<br />

wie Kundgebungen oder Demonstrationen zeigen sie sich deutlich<br />

mehr gewaltgeneigt und sind auch bereit – beispielsweise aus<br />

Demonstrationen heraus – militant zu agieren.<br />

Die „Autonomen Nationalisten“ orientieren sich vom Outfi t an den<br />

linken Autonomen: Schwarze Kleidung, Basecap, Sonnenbrille und<br />

„Palituch“. Zusätzlich werden klassenkämpferische Parolen und<br />

Symboliken aus der Linken übernommen um sich einen vermeintlich<br />

„revolutionären“ Anstrich zu geben. Auch das gemeinschaftliche<br />

Auftreten im öffentlichen Raum als „Black Block“ (schwarzer Block) ist<br />

von den Autonomen kopiert.<br />

Neben der einheitlichen Kleidung erfolgt die Abgrenzung von der<br />

übrigen Szene auch durch die offene Bereitschaft zur Gewalt und<br />

Übergriffe auf Gegendemonstranten, Polizei und Journalisten.<br />

„Jeder der begriffen hat, daß wir mit Betteln nicht weiterkommen,<br />

sondern unsere Forderungen erkämpfen müssen, kann beim<br />

nationalrevolutionären schwarzen Block mitmachen […] Support<br />

your local NS black block“<br />

(Homepage „Black Block at Berlin”)


Das „Blood & Honour“-Netzwerk<br />

Das internationale Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“, das sich<br />

namentlich auf die wörtliche Übersetzung des Leitspruchs „Blut und<br />

Ehre“ der Hitler-Jugend bezieht, wurde Anfang der 80er Jahre in<br />

Großbritannien gegründet, um eine politische Plattform unabhängig<br />

von Parteien und Organisationen zu schaffen. Über die Produktion und<br />

den Vertrieb von Musik, Organisierung von Konzertveranstaltungen<br />

sowie die Herausgabe von einschlägigen Propagandamaterialien<br />

versuchen die einzelnen „Blood & Honour“-Gruppen, neonazistische<br />

und rassistische Ideologie zu verbreiten. Der inzwischen verstorbene<br />

Gründer der „Bewegung“, Ian Stuart Donaldson, fasste diese Ziele in<br />

folgende Worte:<br />

„Musik ist das ideale Mittel, Jugendlichen den Nationalsozialismus<br />

näher zu bringen; besser als das in politischen Veranstaltungen<br />

gemacht werden kann, kann damit Ideologie transportiert werden.“<br />

Ian Stuart Donaldson, Sänger der britischen Musikgruppe Skrewdriver<br />

Das Netzwerk von „Blood & Honour“ dient dabei als Bindeglied zwischen<br />

den in Parteien und den unabhängig organisierten Neonazis, rechter<br />

Musikszene und den dazugehörigen Jugendkulturen. Einzelne<br />

Landesverbände bestehen in mehreren europäischen Ländern.<br />

So u. a. in Spanien, den skandinavischen Ländern, Großbritannien,<br />

Polen, Belgien, Niederlanden, Ungarn, Slowenien der Ukraine und<br />

Litauen. Auch außerhalb Europas, in Argentinien, den USA oder<br />

auch Australien existieren sogenannte „Blood & Honour-Divisionen“.<br />

In der Bundesrepublik wurde die „Blood & Honour – Division<br />

Deutschland“ und ihre Jugendorganisation „White Youth“ am 14.<br />

September 2000 durch das Bundesinnenministerium aufgrund ihrer<br />

„Wesensverwandtschaft zum Nationalsozialismus“ verboten. Die<br />

Mitgliederzahlen der deutschen Division wurden zum Zeitpunkt des<br />

Verbots auf mehrere Hundert geschätzt. An die 100 Nazi-Rockbands<br />

und etliche Musikversände hatten sich dem Netzwerk angeschlossen,<br />

das Zehntausende von Tonträgern vertrieben und Konzerte mit<br />

mehreren Tausend Teilnehmern durchgeführt hat.<br />

Trotz des Verbots versuchten ehemalige Mitglieder „Blood & Honour“<br />

im Untergrund der Bundesrepublik fortzuführen. Trotz Uneinigkeit im<br />

gemeinsamen Vorgehen sowie des polizeilichen Verfolgungsdrucks<br />

scheint das informelle Netz von „Blood & Honour“ intakt geblieben zu<br />

sein. Neben Einzelpersonen übernahmen Gruppen wie die „Division<br />

28“ oder „Combat 18“ Aufgaben wie die Durchführung von Konzerten.<br />

Während „Combat 18“ in der Bundesrepublik, insbesondere im<br />

Ruhrgebiet und dem angrenzenden europäischen Umland, als<br />

Netzwerk neonazistischer Musik- und Jugendgruppen agiert, gilt<br />

die militante Organisation in Großbritannien als Terrororganisation<br />

und tritt als bewaffneter Arm des „Blood & Honour“-Netzwerkes in<br />

Erscheinung.<br />

„Combat 18 is our Choise – Music our Voice“ / „Und haben wir die<br />

alleinige Führung, dann weinen viele, doch nicht vor Rührung, Für<br />

u n s e r F e s t i s t n i c h t s z u t e<br />

„Weiße Wölfe“ deutschsprachige „Combat 18“ Musikgruppe


MUSIK<br />

Als Einstiegsdroge?<br />

„Die Musik gibt uns Kraft, sie gibt uns neuen Mut,<br />

mit ihr da zeigen wir Euch unsere ganze Wut.<br />

Seht auf diese Jugend, seht sie Euch doch an,<br />

Wir stehen nicht allein fürs Vaterland.“<br />

Landser, Skrewdriver oder auch Rotte Charlotte gehören zum<br />

Rechtsrockgenre – dies ist unbestritten. Aber rechtsextremistische<br />

Musik hat viele Facetten: „Hatecore“, „Balladensänger“, „Black<br />

Metal“ oder auch „Neofolk“ sind nur einige der vielleicht nicht immer<br />

offensichtlich dazugehörigen Sparten. Rechtsrock hat sich nicht nur<br />

als „Freizeitgestaltung“ etabliert, sondern auch immer mehr als<br />

identitätsstiftendes Mittel.<br />

„Die gegenwärtige Attraktivität der rechten Jugendszene ist in<br />

hohem Maße an die gestiegene Bedeutung rechtsextremer Musik und<br />

die Adaption moderner Jugendstile durch die rechtsextreme Szene<br />

gebunden.“<br />

Rechtsextreme Kader wissen um diese Bedeutung und setzen deshalb<br />

Musik seit geraumer Zeit für eigene Zwecke ein. Das wohl bekannteste<br />

Beispiel hierfür ist das „Projekt Schulhof“. Das einst als Versuch der<br />

Annäherung an Schüler gestartete Projekt hat sich mittlerweile so<br />

etabliert, dass regelmäßig Schulhof-CDs herausgegeben werden –<br />

zuletzt im August 2009 „BRD vs. Deutschland“.<br />

Rechtsextremistische Musik wird schon seit längerem als gefährliche<br />

„Einstiegsdroge“ eingestuft. Das Medium Musik gehört zu einem der<br />

größten Kulturpartikel unserer Gesellschaft. Seine Texte sind Träger<br />

einer wichtigen Informationsquelle.<br />

„Musik vermittelt ein allgemeines Weltverständnis, bildet Meinungen<br />

und führt zur Übereinstimmung mit oder zur Abgrenzung des<br />

Rezipienten von den Ansichten des Interpreten.“<br />

Rechtsextremistischer Mainstream entwickelt sich zur Alltagskultur<br />

und ist kaum noch von linken Codes zu unterscheiden. Die<br />

Vermischung verschiedenster Subkulturen ist der Brandbeschleuniger<br />

rechtsextremer Unterfütterungsideologie.


Harte Fakten...<br />

Für das Jahr 2008 wurden vom Bundesministerium des Innern 146<br />

rechtsextremistische Musikgruppen gezählt – fünf dieser Gruppen<br />

gehören der niedersächsischen Szene an (Gigi/Stahlgewitter,<br />

Cherusker, Nordfront, Territorium, Annett).<br />

Der sich in den letzten Jahren abzeichnende Trend, dass Konzerte<br />

immer öfter zu einem kleineren Publikum neigen, wurde auch für 2008<br />

bestätigt. Somit kann gesagt werden, dass um die 300 Besucher der<br />

Querschnitt solcher Veranstaltungen sind. Im letzten Jahr wurden<br />

bundesweit 127 Konzerte abgehalten – in Niedersachsen wurden drei<br />

Konzerte erfasst.<br />

Neben dem Verkauf von Tonträgern spielt das Verbreiten von<br />

Merchandise-Artikeln eine große Rolle. Diese werden u. a. durch<br />

szeneinterne Labels vertrieben. Bei Konzerten und Partys werden auf<br />

sog. Merch-Ständen CDs und weitere Szene-Devotionalien zum Kauf<br />

angeboten. Neben dem Verkauf auf Konzerten besteht die Möglichkeit<br />

im Internet Accessoires wie Kleidung, Aufnäher, etc. zu erwerben.<br />

Dieser Absatz an Fanartikel hat sich zu einem Millionengeschäft<br />

entwickelt. Um diesen wirtschaftlichen Betrieb weiterhin zu<br />

gewährleisten, sind bundesweit 75 Vertriebe ansässig. Allein zehn<br />

davon sind in Niedersachsen heimisch. Das Geschäft mit Rechtsrock<br />

ist ein sehr erfolgreiches. So muss von einer Gesamtmenge von<br />

mittlerweile vermutlich 1,5 Millionen produzierten CDs ausgegangen<br />

werden. Als eine der wohl menschenunwürdigsten Tonproduktionen<br />

wird die inzwischen indizierte CD „Geheime Reichssache“ der Gruppe<br />

Kommando Freisler gezählt. Auf die Melodie des Volksliedes „Die<br />

Vogelhochzeit“ z. B. wird gesungen:<br />

„In Belsen, in Belsen, da hängen sie an den Hälsen ...<br />

In Buchenwald, in Buchenwald, da machen wir die Juden kalt ...<br />

In Majdanek, in Majdanek, da machen wir aus Juden Speck ...”<br />

Rechtsextremistische CDs mit einem solchen volksverhetzenden<br />

Inhalt sind jedoch nicht die Regel. „Nur etwa zehn Prozent der jährlich<br />

erscheinenden rund 100 CDs mit rechtsextremistischer Ausrichtung<br />

weisen einen strafbewehrten Inhalt auf.“<br />

Doch auch wenn Tonträger indiziert sind, so verschwinden diese<br />

Produktionen nicht elementar vom Markt, sondern werden auch<br />

noch Jahre nach ihrem Erscheinen gehandelt – so geschehen<br />

bei der indizierten CD der Zillertaler Türkenjäger, „12 Doitsche<br />

Stimmungshits“, aus dem Jahre 1996, die innerhalb kürzester Zeit<br />

nach ihrer Indizierung auf fast jedem deutschen Schulhof grassierte.<br />

Entgegen der weitläufi gen Annahme, Rechtsrock sei der primitiven<br />

Instrumentierung zuzuordnen, sind auch professionelle Produktionen<br />

zu nennen. Kraftschlag, Nordfront oder Landser können durchaus<br />

als professionell betrachtet werden. Dem passiven Konsumenten<br />

wird die wahre Geisteshaltung dieser Bands und ihrer Lieder zumeist<br />

kaum bewusst. Diesen Umstand machen sich viele Akteure zunutze,<br />

so dass sie ihre Gesinnung zumeist öffentlich leugnen, diese aber in<br />

ihren Produktionen zum Vorschein bringen.


... BÖSE MENSCHEN HABEN KEINE LIEDER?<br />

Das „Projekt Schulhof CD“<br />

Um Musik als „Einstiegsdroge“ für rechtsextremistisches Gedankengut<br />

möglichst effektiv zu nutzen, wurde das „Projekt Schulhof-CD“ ins<br />

Leben gerufen. Erstmals im Jahr 2004 wurde, damals noch aus dem<br />

Umfeld der Kameradschaften, eine CD mit eindeutig neonazistischen<br />

und rassistischen Texten in großer Aufl age produziert und umsonst an<br />

Jugendliche verteilt. Bereits kurze Zeit später wurde die Einziehung<br />

der CD gerichtlich angeordnet.<br />

Im folgenden Jahr wurde dieses Konzept erstmals von der NPD<br />

übernommen. Diesmal jedoch waren die Texte vorher auf strafbare<br />

Inhalte überprüft worden. Sie sind dadurch jetzt keinesfalls unpolitisch<br />

oder ungefährlich, sondern umschreiben lediglich, was eigentlich<br />

gesagt werden soll.<br />

Textbeispiele<br />

Verschleierter Antisemitismus:<br />

„Eine Macht, der das Geld gehört; seit viel zu langer Zeit. Eine Macht,<br />

die Konfl ikte schürt; gemeinsam machen wir uns frei! (…) Für Profi t<br />

und ihren Herrschaftsplan haben sie die Völker verkauft. Unsere<br />

Väter auf einander losgehetzt und ihre Loyalität missbraucht“<br />

Carpe Diem - Europa, Jugend, Revolution, Schulhof-CD von 2005<br />

Hier umschreibt der Text das bei Neonazis verbreitete Bild einer<br />

angeblichen „Jüdischen Weltverschwörung“, die im Schatten die<br />

Fäden zieht und alle Macht in den Händen hält.<br />

Gewalt gegen die Pressefreiheit:<br />

„Ich kenne deinen Namen, ich kenne dein Gesicht, Du bist die Faust<br />

nicht wert, die deine Nase bricht, Das, was du schreibst, hat wirklich<br />

immer Hand und Fuß, Die Wahrheit umdrehen, ist, was du machen<br />

musst, was du machen musst.“<br />

Noie Werte: Wer die Wahrheit spricht, verliert, Schulhof-CD von 2005<br />

Das Lied richtet sich gegen eine kritische Berichterstattung über<br />

neonazistische Aktivitäten in der Presse. Die Aussage: Ich kenne<br />

deinen Namen, ich kenne dein Gesicht beinhaltet gleichzeitig die<br />

versteckte Drohung mit Gewalt.<br />

Im Vorfeld der Bundestagswahl 2009 wurde eine Schulhof-CD mit dem<br />

Titel „BRD vs. Deutschland“ produziert. Verteilt wird diese CD nicht<br />

nur bei NPD-Büchertischen und Veranstaltungen, sondern auch vor<br />

Schulhöfen oder Jugendzentren.


Rock für Deutschland<br />

Rechtsextremistische Konzerte und Festivals<br />

Neben zahlreichen Konzerten rechtsextremistischer Bands, die meist<br />

konspirativ vorbereitet und durchgeführt werden, fi nden seit einigen<br />

Jahren auch offen angekündigte Festivals statt, auf denen neben<br />

bekannten Bands auch Funktionäre rechtsextremistischer Parteien<br />

und Organisationen auftreten.<br />

Die größten Festivals dieser Art sind „Rock für Deutschland“ und<br />

das „Fest der Völker“, beide maßgeblich von der NPD organisiert.<br />

Am „Rock für Deutschland“ im Juni 2009 in Gera nahmen ca. 4.500<br />

Rechtsextremisten teil. Neben Rednern, wie dem NPD Vorsitzenden<br />

Udo Voigt, spielten bekannte Bands wie „Sleipnir“ oder „Die Lunikoff<br />

Verschwörung“ des Sängers Michael Regener. Letzterer hatte noch in<br />

den vergangenen Jahren als Sänger der Band „Landser“ zum Mord<br />

an politischen Gegnern und Ausländern aufgerufen.<br />

Durch diese Kombination aus Festival und politischer Veranstaltung<br />

wird ein größeres, meist jugendliches Publikum erreicht, Event<br />

und Politik miteinander verknüpft. Gleichzeitig wird hier ein<br />

Gemeinschaftserlebnis geschaffen, wo man sich bei Bier und Bratwurst,<br />

Rechtsrock und politischen Reden mit Propagandamaterial eindecken<br />

und neue Kontakte knüpfen oder alte Bekannte wiedertreffen kann.<br />

Festivals als Gemeinschaftserlebnis<br />

“Am heutigen Samstag, den 11. Juli 2009 fand die Großkundgebung<br />

der NPD-Gera statt, an der sich das nationale Deutschland mit<br />

insgesamt 5000 Menschen versammelte. Aus allen Teilen Deutschlands<br />

kamen Aktivisten, um diese Veranstaltung erleben zu dürfen.<br />

Selbstverständlich organisierten auch die freien Kräfte aus München<br />

einen Bus dorthin, um sich das hochqualitative Programm nicht<br />

entgehen zu lassen.<br />

Als Redner traten u.a. Frank Schwerdt, Patrick Schröder und Udo<br />

Voigt auf. Die Bands „Brainwash“, „Blitzkrieg“, „Sleipnir“ und „Die<br />

Lunikoff Verschwörung“ übernahmen den kulturellen Teil der<br />

Großkundgebung. Das begeisterte Publikum sang kräftig mit.<br />

Nachdem die Großkundgebung um 19 Uhr beendet wurde, (…) traten<br />

wir den Heimweg an. Die Fahrt dauert zur Stunde noch an und die<br />

Münchner Kameraden nutzen die Rückfahrt, um den erfolgreichen<br />

Tag mit kühlem Bier und nationaler Musik zu feiern.”<br />

Bericht aus einem Neonazi Forum


Black Metal<br />

Seit einigen Jahren ist eine andere Variante rechter Musik ins Blickfeld<br />

der Öffentlichkeit geraten: Der Black Metal - eine besonders düstere<br />

Unterkategorie des Heavy Metal. Meist handeln die Texte im Black<br />

Metal von der Glorifi zierung des Bösen, Lobliedern auf den Teufel<br />

oder die generelle Ablehnung des Christentums. Bei einigen mischt<br />

sich nordische Mythologie mit der Forderung nach der Vernichtung<br />

alles Schwachen bis hin zur Verherrlichung des Nationalsozialismus.<br />

Diese rechte Variante des Black Metal wird von ihren Anhängern<br />

selbst als NS-Black Metal bezeichnet. Galionsfi guren der Szene sind<br />

neben dem norwegischen Sänger Varg Vikernes alias „Burzum“ die<br />

Thüringer Band „Absurd“.<br />

„Christian „Varg“ Vikernes alias Count Grishnackh brachte am 9.<br />

August 1993 seinen Musiker-Kollegen Oystein Aarseth alias Euronymus<br />

von der Gruppe Mayhem mit zwanzig Messerstichen um.“<br />

„Der erklärte Satanist Vikernes war zudem Mitglied der Band Hvit<br />

Arisk Motstand („Weißer Arischer Widerstand“), setzte mehrere<br />

Kirchen in Brand und hortete mehrere hundert Kilo Sprengstoff in<br />

seiner Wohnung.“<br />

Der Sänger der Band „Absurd“, Hendrik Möbus, geriet in die<br />

Schlagzeilen, weil er vor einigen Jahren einen Mitschüler ermordete.<br />

„Hendrik Möbus gilt als Begründer der deutschen Sektion der<br />

Allgermanischen Heidnischen Front, für die erstmals 1998 in dem<br />

Skinhead-Magazin B & H Deutschland geworben wurde. Auch führende<br />

rechtsextreme Musik-Magazine, wie RockNORD (NRW/Langenfeld)<br />

und Magazine der Hammerskins wie Hass Attacke (Sachsen), machten<br />

über Interviews mit Möbus bzw. der Band Absurd Werbung für den<br />

‚NS-Black-Metall’. Daneben wurden für die Szene-Band und ihre<br />

‚völkische’ bzw. ‚arische’ Weltsicht in verschiedenen, oft nur verdeckt<br />

vertriebenen Fanzines – z. B. in Germanenmacht (Bergisch Gladbach),<br />

Darkness (Düsseldorf) oder Leichenkuß(Duisburg) geworben.“<br />

Im Booklet des Albums „Asgardsrei“ (Absurd) heißt es:<br />

„Ein Ruf zu den Waffen. Schließt Euch zusammen zu einer neuen<br />

Asgardsrei und widmet euer Leben und Handeln dem Kampf<br />

für Wotan (W.ill O.f T.he A.ryan N.ation). [...] Die Krieger der<br />

Vergangenheit [...] sollen ein Beispiel sein für Heldentum und<br />

Opferbereitschaft. Das Schicksal wartet nicht auf euch, das Schicksal<br />

fordert euch! Wotan mit uns.“<br />

Wie auch in der rechtsextremistischen Gothic-Szene knüpfen die<br />

Protagonisten im NS-Black-Metall an den Sozialdarwinismus („Recht<br />

des Stärkeren“, etc.) und nordische Mythologien an. „Dunkelheit“,<br />

„Heidentum“, „Sagen“ und „Macht als Stärke“ sind die überwiegenden<br />

Textbotschaften des NS-Black Metal.<br />

Während sich in der typischen Rechtsrock-Szene eine Öffnung zu<br />

anderen Subkulturen vollzogen hat, bleibt die Black Metal Szene<br />

homogen.


Dark-Wave<br />

Die Dark-Wave- bzw. Gothic-Szene entstand Anfang der 80er Jahre<br />

aus der Punk-Bewegung. Beschäftigt wird sich oft mit dem Tod und<br />

mystischen Dingen. Esoterik, Okkultismus und vorchristliche Religionen<br />

sind in dieser Szene ebenso präsent wie eine Rückbesinnung auf<br />

vormoderne Zeiten. Die Dark-Wave-Szene ist dabei nicht homogen,<br />

sondern teilt sich in verschiedene Strömungen mit unterschiedlichen<br />

Musikstilen wie Gothic Rock, Industrial und Neo-Folk. Hatte die<br />

Dark-Wave-Szene bis zu Beginn der 90er Jahre den Ruf, eine eher<br />

linksalternative Szene zu sein, versuchen immer mehr rechte<br />

Musiker, Einfl uss auf sie zu nehmen. Das in der Dark-Wave-Szene<br />

oftmals vorhandene elitäre Selbstbild und die deutliche Abgrenzung<br />

gegenüber vermeintlich oberfl ächlichen Lebensstilen bieten genauso<br />

einen Anknüpfungspunkt für rechtsextreme Ideologien, wie die<br />

Vorliebe für mystische Symbole wie Runen, germanisch-keltische<br />

Rituale und Mythen.<br />

Bereits Anfang der 90er Jahre formulierte die neurechte<br />

Wochenzeitschrift „Junge Freiheit“ mit Ihrem Autor Roland Bubik die<br />

Theorie, dass CDs aus der Gothic-Szene als Träger einer im besten<br />

Sinne reaktionären Ästhetik und Lebensauffassung seien. Sie<br />

sprächen eine andere Sprache als die der Moderne.<br />

Die Szeneangehörige Gerlinde Gronow wurde im Jahre 1993 als<br />

Stammautorin für die Junge Freiheit gewonnen. In ihrer zweijährigen<br />

Tätigkeit für das Blatt gewann sie tiefe Eindrücke, für die sie<br />

anschließend die Szene warnte.<br />

„Ich wollte eigentlich schreiben, um interessante Artikel zu<br />

fabrizieren, er [Bubik] hat das aber rein taktisch gesehen, mir<br />

gesagt, schreib das und das, damit kann man die und die Leute<br />

gewinnen. [...] Die Themen hat er schon vorgegeben. Und das mit<br />

dem Erreichen hat er ziemlich offen gesagt.“<br />

Aber nicht nur die Junge Freiheit versuchte in den letzten Jahren<br />

immer wieder Fuß in der Gothik-Szene zu fassen. Aus das Fanzine<br />

RockNord probierten selbiges. So startete RockNord immer öfter<br />

den Versuch bei CD-Rezensionen, die Vergleiche zu „altbekannten“<br />

rechtsextremen Interpreten verdeutlichen.<br />

„Will man dem Leser, der Death in June & Co nicht kennt, einen<br />

musikalischen Vergleich liefern, könnte man da gut und gerne einen<br />

Frank Rennicke erwähnen, dessen CDs den neueren DIJ doch sehr<br />

ähneln.“<br />

Die 1981 gegründete britische Neo-Folk-Band Death in June, deren<br />

Name für den Todesmonat des SA Führers Ernst Röhm steht, ist die<br />

wohl bekannteste rechtsextremistische Gothic-Band. Im Gegensatz zu<br />

anderen Texten der rechtsextremistischen Musikszene sind im Gothic-<br />

Bereich kaum antisemitische oder rassistische Aussprüche zu fi nden.<br />

Vielmehr wird hier auf völkische Symbolik eingegangen (beispielsweise<br />

die Schwarze Sonne).


Frauen<br />

Frauen spielen bislang im Rechtsrock, entgegen anderen<br />

musikalischen Strömungen, eine eher untergeordnete Rolle. Auf<br />

dem deutschen Musikmarkt existier(t)en bis dato vier Frauenbands:<br />

Walküren, Lokis Horden, Ostara und Froidenspender. International<br />

sind vor allem die Gruppe Prussian Blue (USA), welche auch schon<br />

zu einer NPD Großveranstaltungen eingefl ogen wurde, und die<br />

schwedische Sängerin Saga von Bedeutung.<br />

Die Musikerinnen sehen verschiedene Motivationen für ihre Musik.<br />

Die Sängerin der Band „Walküren“ Diana, sagte in einem Interview<br />

hierzu:<br />

„Ostara wollte ganz einfach auch als Mädels etwas auf die Beine<br />

stellen und nicht nur Anhängsel unserer Freunde sein. Außerdem<br />

sind wir der Meinung, dass man durch Musik seine Überzeugung sehr<br />

gut zum Ausdruck bringen kann.“<br />

Der Foiersturm, Nr. 6, 1999, S. 48: Inti mit der Skingirlband Ostara<br />

Rechte Musikerinnen propagieren genauso wie ihre männlichen<br />

Gegenspieler rassistische und nationalistische Ideologien. Feindbilder<br />

lassen sich in den verschiedensten Milieus auffi nden. Dies können<br />

beispielsweise typische Feindbilder wie Linke, Ausländer, der<br />

demokratische Verfassungsstaat und Obdachlose oder auch<br />

Prostituierte sein. Die Band Lokis Horden bezeichnen in ihrem Lied<br />

„Hure“ Prostituierte als das „Letzte“. Die rechtsextremistische Sängerin<br />

Swantje Swanhwit kritisiert in ihrem Lied „Kleines Flämmchen“ Frauen,<br />

die abtreiben. Die Sängerin Annett besingt die „Rolle der Mutter“ und<br />

ihre Opferbereitschaft für Deutschland.<br />

Balladensänger/Innen<br />

Auf den Balladenabenden treten Bänkelsänger auf, die zu<br />

ruhiger, meist selbst vorgetragener Gitarrenmusik vordergründig<br />

volkstümliche Musik darbieten. Dementsprechend richten sich diese<br />

Musiker im Gegensatz zum klassischen Rechtsrock eher an ein<br />

älteres Publikum. Gemeinsam haben beide Musikgenres ihre offenen<br />

volksverhetzenden Texte. Dem Balladensänger Frank Rennicke bedarf<br />

besondere Aufmerksamkeit. Im November 2000 wurde Rennicke vom<br />

Amtsgericht Böblingen wegen Volksverhetzung in acht Fällen und der<br />

Verbreitung jugendgefährdender Schriften zu einer Haftstrafe von<br />

zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Das Gericht stellte in seiner<br />

Urteilsbegründung u. a. fest, dass der Text des „Heimatvertriebenen-<br />

Liedes“, das es in verschiedenen Versionen gibt, den Tatbestand der<br />

Volksverhetzung erfüllt:<br />

„Während bei der Version [...], die auf den Tonträgern „Auslese“<br />

verbreitet wurde, noch unverhüllt in den Zeilen „Amis, Russen,<br />

Fremdenvölker raus – endlich wieder Herr im eigenen Haus“ –<br />

[zur Volksverhetzung] aufgerufen wird, geschieht dies in dem<br />

Liederbuch abgedruckten Liedtext in dem nur das Wort „raus“ durch<br />

Punktierung ersetzt ist, fast ebenso unverhüllt.“<br />

In den vergangenen Jahren wurden durch die Bundesprüfstelle für<br />

jugendgefährdende Medien (BPjM) mehrere Musikproduktionen von<br />

Frank Rennicke indiziert. Die weiblichen Pendants zu dem Bardensänger<br />

Frank Rennicke sind Annett Müller und Swantje Swanhwit.


Te c h n o<br />

Jugendliche riefen “Heil Hitler”<br />

„Am Montagabend, 28.08.2000, gegen 19:50 Uhr, wurden die Beamten<br />

der Polizeiwache an der Bebelstraße von einem Anrufer davon<br />

informiert, dass sich eine Gruppe von 16 Personen auf dem Spielplatz<br />

an der Poststraße versammelt hatte und dort Bier trinken würde.<br />

Außerdem hätten zwei Männer mit kahlgeschorenen Köpfen den<br />

rechten Arm zum «Hitler - Gruß» erhoben und dabei «Heil Hitler»<br />

gerufen. Durch die Polizisten konnten dann die 16 Verdächtigen, die<br />

sich nach eigenen Angaben zur Gabber-Szene rechnen, angetroffen<br />

werden.“<br />

Meldung der Polizei Herne<br />

Auch für den Techno und Dancefl oor-Bereich gibt es entsprechende<br />

rechte Musik: ”DJ Adolf“ oder „DJ Himmler“ liefern Technosound<br />

unterlegt mit Hitlerreden oder rechtsextremistischer Propaganda,<br />

Produzenten und DJs geben sich selbst die Namen „DJ Panzerfaust“<br />

oder „ADR88“ (Aryan Dance Resistance; „88“), Tracks werden „Superior<br />

Race“, „Powerstation Holocaust“, „Der Jude“, „Tausendjähriges Reich“<br />

oder „Wir fahren gegen Engeland“ genannt und „Sieg Heil!“ wird zum<br />

Beat synchronisiert.<br />

Mitte der 90er beschrieb der inzwischen durch Selbstmord verstorbene<br />

Funktionär des Rings freiheitlicher Jugend und Nationalratskandidat<br />

der FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs), Christian Böhm-Ermolli, die<br />

Techno-Szene als<br />

“erste Jugendkultur im deutschen Raum seit dem Zweiten Weltkrieg<br />

(...), die weder amerikanisch noch schwarz noch britisch dominiert ist.<br />

Zum ersten Mal ist Deutschland wieder ein Land geworden, in dem<br />

Neues gemacht wird und von wo es ausgeht.”<br />

Junge Freiheit (JF) 1995<br />

Vor allem in der Gabber-Szene bzw. beim Hardcore-Techno fi nden<br />

sich rechtsextreme Tendenzen. Gabber (oder auch Gabba) ist eine<br />

schnelle und harte Variante des Hardcore Techno mit ca. 180 bis 250<br />

bpm (”Beats per Minute“). Charakteristisch für Gabber sind verzerrte,<br />

lang ausklingende Bassdrums. Vom Outfi t her ähneln Gabber oft dem<br />

Erscheinungsbild der rechter Jugendsubkulturen: Kurzgeschorene<br />

Haare oder Glatze, Bomber- und Harringtonjacken sowie Kleidung von<br />

Umbro, Kappa, Pit Bull und vor allem Lonsdale und Fred Perry aber<br />

auch Thor Steiner fi ndet man auf Veranstaltungen der Gabba- Szene.<br />

Entstanden ist die Gabber-Szene Anfang der 90er in den Niederlanden<br />

im Umfeld von Hooligans des Fußballvereins Feyenoord Rotterdam.<br />

Nach Einschätzung des niederländischen Techno- Magazins<br />

„Frontpage“ nehmen rechte Tendenzen in der Gabba-Szene zu:<br />

„Vor allem unter denen, die mehr extremen Gabber bevorzugen,<br />

gibt es offenbar eine Menge Leute, die auch anderweitig extreme<br />

Meinungen haben. Aber die meisten von ihnen sind Mitläufer. Sie<br />

nähen sich ein holländisches Fähnchen auf die Bomberjacke und<br />

tragen eine Kette mit Keltenkreuz, weil die anderen es auch tun. ...<br />

Das einzige was man als Artist tun kann, ist öffentlich Standpunkte<br />

einzunehmen. Seit kurzem nenne ich die Gabbers, die bei CDDemos<br />

(rechtsextreme Partei in Holland) mitmachen Zwabbers (Das Wort<br />

”Zwabber“ bedeutet so etwas wie ‘Mob’).“<br />

Interview mit dem Gabber-DJ Paul Estak in der Zeitschrift „Frontpage“ 10/95


NEUHEIDENTUM<br />

THOR, ODIN UND WALHALLA<br />

Der Begriff „Heide“, der christlicherseits über Jahrhunderte negativ<br />

besetzt war, wird von „Neuheiden“ positiv gewendet und drückt das<br />

Vorhandensein einer eigenen, nicht-christlichen Religiosität aus. Dazu<br />

zählen unterschiedliche religiöse Vorstellungen, von Hexen- (Wicca-)<br />

Kulten über naturreligiöse Esoterik, okkulte Vorstellungen bis hin<br />

zu keltischen und germanischen Götterwelten und Mythologien.<br />

Innerhalb der neuheidnischen Szene fi ndet sich ein großer Anteil, bei<br />

dem die heidnischen Vorstellungen mit rechtsextremem Gedankengut<br />

verbunden ist.<br />

Dem Neuheidentum mit seiner 2000jährigen Geschichte versucht man<br />

in der Szene 12 Jahre Hitlerregime entgegenzustellen und diese somit<br />

für die Öffentlichkeit zu relativieren.<br />

Jugend und neuheidnische Religion<br />

Jugendliche kommen weniger über religiöse Gruppen in Kontakt mit<br />

dem Neuheidentum als über jugendkulturelle Szenen. Wichtig sind hier<br />

insbesondere die Skinheads, der NS-Black Metal und der Bereich des<br />

Dark Wave und Gothic. Dabei werden unterschiedliche Vorstellungen<br />

aufgenommen:<br />

• Bei den Skinheads dominiert die germanische Götterwelt mit ihrem<br />

Ideal eines starken, männlichen Kämpfers und dem Weiterleben nach<br />

dem Tode in Walhalla an Odins Tafel.<br />

• In Dark Wave und Gothic besteht stärker ein Interesse an vorund<br />

antimodernen Ideologien, Philosophien und Religionen wie auch<br />

magischen Vorstellungen.<br />

• Im rechtsextremen Teil der Black Metal-Szene hingegen geht es um<br />

die Einführung der germanischen Religion anstelle des Christentums.<br />

Gothic und Dark Wave Szene<br />

Zentrale Bilder von Songs und Schriften der Gothic und Dark Wave-<br />

Szene drehen sich mystifi zierend um die Themen Blut und Tod. Durch<br />

Runen-Magie und neuheidnisch-völkische Symbolik entsteht z. T. ein<br />

Gemisch von Religiosität, faschistischer Ideologie, Sozialdarwinismus,<br />

Rassismus und SS-Mystik. Zeitschriften, die dieses Gedankengut<br />

verbreiten, sind z.B. „Sigill“ oder „Europakreuz“.<br />

Völkisch-religiöse Vorstellungen bei Skinheads<br />

Die Religiosität rechtsextremer Skinheads ist in erster Linie<br />

durch germanische Mythologie gekennzeichnet, die sich mit<br />

deutschreligiösen Elementen mischt. Gemeinsam ist ihnen die<br />

Glorifi zierung der Vergangenheit, die Ablehnung des Christentums<br />

und der Antisemitismus.


Ablehnung des Christentums<br />

Ein zentrales Element in dem Verhältnis zur Religion bei rechten Skins<br />

ist die Abwertung des Christentums. Viele Texte zeigen eine stark<br />

emotional besetzte Wut auf das Christentum:<br />

„Wir wollen euren Jesus nicht - das alte Judenschwein<br />

Denn zu Kreuze kriechen kann nichts für Arier sein...<br />

Die Bibel und das Kruzifi x - die soll der Geier holen<br />

Wir wollen eure Pfaffen nicht und euren Schweinepapst aus Polen“<br />

Aus Landser- „Walvater Wotan“<br />

Deutschland als Religion – Mystifi zierung von Nation oder Rasse<br />

Das Objekt der Verehrung und Mystifi zierung ist das Deutsche Volk, die<br />

arische/germanische/nordische Rasse oder die Nation (Deutschland,<br />

Vaterland), ihnen werden übernatürliche Kräfte zugeschrieben. Diese<br />

Vorstellungen fi nden sich in Fanzines, Interviews oder Songtexten:<br />

„Heilig ist alleine unser Vaterland”<br />

Refrain im Song ”Heilig ist das Vaterland“ von ”08/15“<br />

„Stolz darauf, Deutscher zu sein, stolz darauf, ein Deutscher zu<br />

bleiben, stolz darauf, Germanenblut”<br />

Refrain im Song ”Stolz, Deutscher zu sein“ von ”Arisches Blut“<br />

„Odin hilft uns!“ – Gottesvorstellungen<br />

Odin (Wotan/Wodan), Kriegsgott und Herr von Walhall, steht an<br />

der Spitze der germanischen Götterwelt. In seiner Eigenschaft als<br />

Kriegsgott und mächtiger Kämpfer verkörpert er Ideale der Skinheads<br />

und eignet sich als identitätsstiftende Figur. In Songs bezeichnen sich<br />

Skinheads häufi g als Odins „Söhne“ oder „Erben“.<br />

”Wir sehen uns in Walhall!“ – Weiterleben nach dem Tod<br />

Zentrales Element in der germanischen Religion ist die Hoffnung<br />

auf ein Weiterleben nach dem Tod. Frank Rennicke hat im Booklet<br />

seines Albums „Ich bin nicht modern…Ich fühle deutsch“ einen<br />

Nachruf für einen der größten Rechtsrock-Ikonen, Ian Stewart,<br />

niedergeschrieben:<br />

„Dieser Tonträger ist dem britischen Sänger Ian Stuart der Gruppe<br />

Skrewdriver gewidmet. Er war einer der wenigen, der sich in unseren<br />

Tagen für ein Europa der freien Völker einsetzte und aussprach, was<br />

junge Patrioten aus Europas verschiedenen Nationen dachten.<br />

We See You In Valhalla!“


SKINHEADS<br />

EIN STAMMBAUM<br />

Mods 1962 – 1967 (mods = Halbstarke)<br />

Die Mods entstanden Anfang der 60er Jahre in Großbritannien und<br />

waren ein Vorläufer der Skinheadbewegung. Im Gegensatz zum<br />

damaligen Trend der Flower-Power Bewegung bevorzugten die<br />

Mods jedoch kurze Haare und legten großen Wert auf das äußere<br />

Erscheinungsbild.<br />

Rudeboys 1960 – 1970 (rude = ruppig)<br />

Eine aus Jamaica importierte Mode, die vor allem von den jungen<br />

westindischen Migranten der Arbeiterklasse favorisiert wurde. Sie<br />

fühlten sich den MODs und den frühen Skinheads verbunden, deren<br />

Szene anfänglich stark von den Rude Boys beeinfl usst wurden.<br />

Skinheads 1967 – 1971<br />

Teile der ehemaligen Mods – vor allem diejenigen aus der<br />

Arbeiterklasse, begannen sich die Haare noch kürzer zu scheren,<br />

Arbeitskleidung und schwere Stiefel zu tragen. Mit der in den Jahren<br />

1969-70 populär gewordenen Reggae-Musik wurden Elemente der<br />

Rudeboys übernommen, wie z.B. die Ska-Musik.<br />

Suedeheads 1970 – 1973 (suede = Leder)<br />

Die Bezeichnung Suedehead rührt von der Haarlänge her: die Haare<br />

dieser ehemaligen Skinheads waren in der Regel 3-4cm lang und<br />

zeichneten sich durch Kämmbarkeit aus. Die Kleidung orientierte sich,<br />

im Gegensatz zu den Skinheads, wieder stark am Erscheinungsbild<br />

der Mods.<br />

Smoothies 1971 – 1974 (smooth = glatt)<br />

Einige Skinheads und Suedeheads ließen sich ihr Haar noch um einiges<br />

länger wachsen, auch die Hosen wurden weiter. Aber die Vorlieben<br />

für Bier, Fußball und Reggae blieben die gleichen. Die Frauen dieser<br />

Mode nannten sich Sorts.<br />

Bootboys 1972 – 1977 (boot = Stiefel)<br />

Sozusagen die Stadt-Version der Suedeheads oder Smoothies. Vor<br />

allem in den kleineren Städten überlebte diese Bewegung bis Ende<br />

der siebziger Jahre.


Wiederentstehen der Skinhead Bewegung 1977 – 1978<br />

Mit dem Aufkommen der Punk-Bewegung kam auch die Skinhead-<br />

Mode wieder. Skins und Punks verstanden sich größtenteils noch als<br />

Bestandteil der selben Szene. Ende der 70er Jahre entsteht auch in<br />

der Bundesrepublik die Skinhead-Bewegung.<br />

Naziskins 1978 – heute (auch als ”Boneheads“ = ”Knochenkopf“<br />

bezeichnet)<br />

Ende der siebziger Jahre kam diese Strömung der Skinhead-<br />

Bewegung auf. In England gewann die rechtsextreme “National Front”<br />

mit ihren rassistischen Kampagnen gegen Migranten Einfl uss unter<br />

den Skinheads. Dieser Trend griff auch auf Deutschland über, wo<br />

sich die Skinheadbewegung gerade erst im Aufbau befand. Neonazi-<br />

Organisationen, wie die FAP (”Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei“)<br />

begannen, gezielt einen Teil der Skinhead-Bewegung für die eigenen<br />

politischen Zwecke zu vereinnahmen.<br />

Ein Teil der neonazistisch orientierten Skinheads bezeichnen sich<br />

selbst als ”White-Power-Skins“. Deren Symbol ist eine geballte weiße<br />

Faust, die oft als Aufnäher getragen wird. Das Zeichen steht für die<br />

militante Verteidigung ”der reinen Rasse der Weißen“. Als Baby-Skins<br />

oder “Kraken” werden die Jüngeren – zwischen 14 und 17 Jahren –<br />

bezeichnet. Oftmals gelten diese als besonders brutal, weil sie sich<br />

mit Gewalttaten Anerkennung bei den Älteren verschaffen wollen.<br />

Traditionelle Skinheads 1978 – heute<br />

Einige Skinheads versuchten in Abgrenzung zu den rechten Skins<br />

die antirassistischen Wurzeln der Bewegung der sechziger Jahre<br />

wiederzubeleben (den sogenannten ”Spirit of 69“). Gehört wurde<br />

oftmals Two Tone, eine Mischung aus Ska, Punk und Reggae.<br />

Oi-Skins 1980 – heute<br />

Nach dem Zerfall der ursprünglichen Punk&Skin-Bewegung kam Musik<br />

auf, die von Skinheads für Skinheads gemacht wurde. Dies war der<br />

Beginn der sogenannten Oi-Musik. Die Oi-Skins sehen sich selbst meist<br />

als unpolitische Strömung der Skinheadszene. Im Vordergrund steht<br />

für sie die Musik, Spaß und Lebenseinstellung der Skinheadkultur.<br />

Teilweise bedeutet unpolitisch hier jedoch lediglich die Ablehnung<br />

politischer Arbeit in Parteien, Organisationen oder Kameradschaften.<br />

Nationalistische, rassistische und antisemitische Einstellungen fi nden<br />

sich auch bei einigen, die sich als Oi-Skins bezeichnen.<br />

Scheitelträger<br />

Als ”Scheitelträger“ werden innerhalb der Skinheadszene die<br />

Mitglieder von rechtsextremen und neonazistischen Parteien und<br />

Organisationen bezeichnet. Der Begriff geht darauf zurück, dass<br />

diese oftmals einen ordentlichen Seiten scheitel nach Vorbild der<br />

Hitlerjugend tragen.<br />

Redskins, RASH und SHARP-Skins 1978 – heute<br />

Red-Skins sowie die Red and Anarchist Skinheads (RASH) sind explizit<br />

links bis hin zu sozialistisch/kommunistisch und im Fall der RASH-Skins<br />

anarchistisch eingestellte Skinheads die einen größeren Schwerpunkt<br />

auf organisierte antifaschistisch Arbeit legen. Gerade wegen ihrer<br />

politischen Betätigung werden sie von den meisten anderen Skin-<br />

Strömungen abgelehnt. Neben diesen Gruppen gibt es auch die<br />

SHARP-Skins. SHARP ist die Abkürzung für ”Skinhead against racial<br />

prejudice“ (= ”Skinheads gegen rassistische Vorurteile“). Sharp-Skins<br />

sind antirassistisch, jedoch nicht unbedingt links eingestellt.


MODE<br />

KLEIDER MACHEN LEUTE<br />

Jugendszenen und Subkulturen defi nieren sich oftmals über<br />

die Musikrichtung und über den Kleidungsstil. Kleidung ist für<br />

Jugendliche ein wichtiges Element in der Abgrenzung von der Welt<br />

der Erwachsenen und damit Ausdruck der eigenen Identität. Ein<br />

bestimmter Dresscode (Kleidungsordnung) dient nach innen und<br />

außen dazu, die Zugehörigkeit zu einer Szene oder Gruppe zu zeigen<br />

und sich damit vom Rest abzugrenzen. Die Kleidung verrät auch<br />

etwas über das jeweilige Selbstbild: Bei rechten Jugendlichen sind<br />

Kleidungsstücke beliebt, die nach Auffassung der Neonaziszene<br />

Härte, Kraft, oder auch Sauberkeit und Ordnung symbolisieren<br />

sollen. Ob ein Jugendlicher rechtsextrem ist, lässt sich jedoch nicht<br />

allein aus der Kleidung schließen, da viele Kleidungselemente in<br />

verschiedenen Jugendkulturen Verwendung fi nden. Marken wie<br />

Lonsdale und Bomberjacken werden z. B. auch von antifaschistischen<br />

Jugendlichen getragen. Hooligans und Rechtsextreme tragen oft die<br />

gleichen Marken, wie z. B. Troublemaker und Pit Bull. Springerstiefel<br />

und Doc-Martens sind ebenfalls in der Punk-Szene ein beliebtes<br />

Kleidungselement. Und auch eine Glatze sagt noch nichts über die<br />

politische Einstellung seines Trägers aus. Anders verhält es sich<br />

wenn eindeutige Abzeichen oder Aufdrucke getragen werden. Die<br />

Bedeutung eines bestimmten Mode- und Kleidungsstils erschließt<br />

sich nur aus dem Gesamtzusammenhang. Der rechtsextreme<br />

Dresscode war lange Zeit an die Skinheadbewegung angelehnt,<br />

variiert jedoch und war gerade in den letzten Jahren erheblichen<br />

Veränderungen ausgesetzt. Rechtsextreme kopierten erfolgreich die<br />

Erkennungszeichen der unterschiedlichsten Subkulturen. Bestimmte<br />

Kleidungsmarken fi nden zwar weiterhin, fast ausschließlich innerhalb<br />

der rechtsextremen Szene Verwendung, dennoch verliert gerade<br />

die Kleidung als politisches Erkennungszeichen zunehmend an<br />

Bedeutung.<br />

Die klassischen Marken der rechtsextremen Skinheads waren die<br />

Arbeitskleidung der englischen Dock- und Bergarbeiter: Jacken und<br />

Hemden von Ben Sherman, Fred Perry, Lonsdale und Arbeitsschuhe<br />

von Doc Martens, die zum Schutz vor Unfällen mit Stahlkappen<br />

ausgestattet waren. Diese Marken stehen für die Betonung der<br />

Herkunft aus der Arbeiterschicht. So war z. B. Fred Perry einer der<br />

ersten erfolgreichen Tennisspieler, der aus einfachen Verhältnissen<br />

kam. Sie werden von traditionsbewussten Skinheads getragen, auch<br />

von denen, die explizit nicht rassistisch sind. Hooligan Marken wie Pit Bull,<br />

Pro Violence, Dobermann und Troublemaker sind keine ”klassischen“<br />

Skinhead- oder Neonazimarken. Diese Marken orientieren sich vor<br />

allem an der Hooligan-Szene als Kundenstamm.


Die genannten Marken sind in der rechten Szene beliebt und werden<br />

auch von Versänden, die von Rechtsextremisten betrieben werden,<br />

verkauft. Innerhalb der Hooliganszene erfreut sich zusätzlich auch<br />

die von Neonazis gegründete Markenbekleidung von “Sportfrei”<br />

großer Beliebtheit.<br />

Rechtsextreme Marken<br />

Szenetypisches Erkennungszeichen und Kleidungsmarken der<br />

rechten Szene sind Thor Steinar, Consdaple, Patriot, Celtic Wear,<br />

Werwolf Germany, Pro Violence und Masterrace. Diese Marken<br />

sind ausschließlich bei rechten Versänden bzw. in rechten Läden<br />

erhältlich.<br />

Eine Ausnahme bildet dabei die Marke Thor Steinar, welche ebenfalls<br />

in Army-Centern und szenefremden Bekleidungsgeschäften zu<br />

erwerben ist. Unter dem Markennamen wird Herren-, Damen- und<br />

inzwischen auch Kinderbekleidung vertrieben. Das Tragen von Thor-<br />

Steinar-Kleidung ist unter anderem im Deutschen Bundestag sowie<br />

in zahlreichen Fußballstadien verboten. Consdaple wurde extra von<br />

Neonazis entworfen, weil diese unter der offenen Jacke getragen<br />

die Buchstaben ”NSDAP“ erscheinen lässt. Die Marken “Walhall”<br />

und “Erik&Sons” lehnen sich wiederum, ähnlich wie Thor Steinar an<br />

nordische Mythen an und werden fast ausschließlich von Anhängern<br />

der rechtsextremen Szene getragen. Der Name einer weiteren<br />

Kleidungsmarke, die in Deutschland über neonazistische Versände<br />

vertrieben wird, lautet Hatecrime, zu deutsch “Hassverbrechen”.<br />

Ein beliebter Schriftzug der US-amerikanischen Kleidungsmarke<br />

lautet “H8-Society”, ausgesprochen wie “Hate-Society”, was soviel wie<br />

“Hassgesellschaft” bedeutet.<br />

Typische Schuhe der Skinheads sind Doc Martens, Springerstiefel,<br />

Rangers und andere Arbeitsschuhe. Dabei gilt, je mehr Löcher (also<br />

je höher der Stiefel), umso martialischer das Aussehen. Schuhe der<br />

Marke New Balance sind ebenfalls in der rechten Szene beliebt,<br />

angeblich weil das ”N“ auf den Schuhen für ”Nationalist“ stehe. New<br />

Balance ist die einzige Turnschuhmarke, die von rechten Versänden<br />

vertrieben wird.<br />

Frisur<br />

Wurde in der Vergangenheit das Bild der Neonaziszene vor allem<br />

durch die Kurzhaarfrisuren rechtsextremer Skinheads bestimmt,<br />

existieren heute die unterschiedlichsten Erscheinungsformen. Scharf<br />

geschnittene Scheitelfrisuren kommen ebenso vor, wie die sogenannte<br />

”Kante“, bei der die Seiten kurzrasiert sind und die Haare oben etwas<br />

länger getragen werden. Ähnlich wie die Kleidung fi nden sich auch<br />

szenetypische Frisuren anderer Subkulturen in der rechtsextremen<br />

Szene wieder. Selbst Irokesenschnitte aus der Punkszene, grell<br />

gefärbte Haare und sogar Rastafrisuren bilden keine Ausnahme<br />

mehr.


SYMBOLIK<br />

ERKENNUNGSZEICHEN, CODES UND SPRACHE<br />

Einführung<br />

Kaum ein Mitglied der rechten Szene läuft heute noch offen mit einem<br />

Hakenkreuz durch die Gegend. Und das nicht nur, weil es verboten<br />

ist, sondern auch, weil die mit dem Nationalsozialismus in Verbindung<br />

gebrachten Symbole in der Bevölkerung weitgehend auf Ablehnung<br />

stoßen. Das Hakenkreuz, die doppelte Sig-Rune – das Zeichen der<br />

SS – und die Odalrune werden heute durch andere Symboliken, die<br />

unter anderem aus dem esoterischen Flügel des Nationalsozialismus<br />

und seiner Vorläufer stammen, oder sogar „der Linken“ entlehnt<br />

sind, ersetzt. So fi nden sich heute auf rechten Textilien neben der<br />

„Schwarzen Sonne“, dem Thorhammer oder gruppenspezifi schen<br />

Symbolen auch traditionell eher Linke Insignien wie z.b das Konterfei<br />

von Che Guevara oder das Symbol der Antifaschistischen Aktion<br />

(abgewandelt). Wer ein Hakenkreuz trägt, der outet sich als Nazi.<br />

Wer hingegen die ”Schwarze Sonne“ oder Che Guevara auf seinem<br />

T-Shirt hat, der wird kaum auf der Straße oder in der Schule als ein<br />

solcher erkannt. Symbole sind Erkennungszeichen nach außen – aber<br />

vor allem auch nach innen für die Szene selbst. Sie symbolisieren<br />

Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Die Symbolik und symbolhafte<br />

Sprache eint die rechtsextremen Parteien, die intellektuelle Neue<br />

Rechte, militante Neonazis, rechte Skinheads, den rechten Flügel der<br />

Dark-Wave-Szene und rechtsextreme Gruppen in der Black Metall-<br />

Szene.<br />

Sprache<br />

In der rechten Szene hat sich auch ein eigener Sprachgebrauch<br />

entwickelt. Besonders in Hinblick auf Begriffe aus der Computerwelt<br />

wird dieses deutlich. Aus dem Internet wird das Weltnetz, aus der<br />

Homepage die Heimatseite, aus der E-Mail der E-Brief, aus dem<br />

Chat-Room der Sprachraum und Links werden zu Verweisen. Es<br />

wird bewusst versucht, sich durch den Verzicht auf Anglizismen<br />

abzugrenzen und die Bedeutung von „reiner“ Sprache im Sinne<br />

von Kulturgut hervorzuheben. Durch die Öffnung gegenüber<br />

anderen Jugendsubkulturen und durch das Entstehen neuer<br />

rechtsorientierter Strömungen gibt es jedoch auch in diesem Bereich<br />

Ausnahmen. Gruppen wie die Autonomen Nationalisten nutzen sehr<br />

wohl Anglizismen in ihrer Agitation, was innerhalb der Szene nicht<br />

immer auf Zustimmung stößt. Entstanden sind außerdem Begriffe, die<br />

teilweise nur für ”Eingeweihte“ zu verstehen sind. ”Zecken“ sind Linke<br />

und Punks, ”Gutmenschen“ diejenigen, die sich z. B. für Flüchtlinge und<br />

Ausländer einsetzen oder sich an Lichterketten und Mahnwachen<br />

gegen rechte Gewalt beteiligen.


Germanische, keltische und heidnische Symbole<br />

Thorhammer (”Mjöllnir“)<br />

Magische Waffe des germanischen Gottes Thor<br />

(oder Donar). Als Symbol weit verbreitet in der<br />

rechten Szene. Der Thorhammer hat jedoch<br />

keinen Bezug zu NS Organisationen oder<br />

heutigen rechten Gruppen. „Mjöllnir“ war auch<br />

der Künstlername des Reichsbeauftragten<br />

für Künstlerische Formgebung Hans Herbert<br />

Schweitzer, eines bekannten Grafi kers des<br />

Dritten Reiches. Als Symbol für „germanische<br />

Wurzel“ oder als Anti-Symbol zum christlichen<br />

Kreuz fi ndet der Hammer auf T-Shirts, als<br />

Kette oder in anderer Weise auch in der<br />

rechten Szene Verwendung. Das Symbol ist<br />

nicht verboten.<br />

Triskele<br />

Altes germanisches Symbol, das die<br />

Entwicklung des Lebens beschreibt: ”Werden-<br />

Sein-Vergehen“. Es symbolisiert die keltische<br />

Muttergöttin, die als Dreieinigkeit dargestellt<br />

wurde. Die Triskele als dreiarmiges Hakenkreuz<br />

ist außerdem Symbol der rassistischen<br />

südafrikanischen Buren-Organisation<br />

„Afrikaner Weerstandsbeweging “ (AWB).<br />

Sie war auch Symbol der 27. SS-Freiwilligen-<br />

Grenadier-Division „Langemarck“ (entstand<br />

am 18. Oktober 1944 durch die Umbenennung<br />

der 6. SS-Freiwilligen-Sturmbrigade<br />

„Langemarck“). Das Symbol ist nicht<br />

verboten.<br />

Odalrune (Othala)<br />

Verwendet wurde diese Rune von der<br />

Wiking-Jugend, vom Bund Nationaler<br />

Studenten (BNS) und der rassistische „African<br />

Student Federation“. In der Zeit des dritten<br />

Reiches wurde die Rune von der 7. SS-<br />

Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“,<br />

der Hitler-Jugend (HJ) und dem Rasse-<br />

und Siedlungshauptamt als Kennzeichen<br />

verwendet. Die Verwendung der Odal-Rune<br />

(od = Besitz, Erbe), im Zusammenhang mit<br />

diesen Organisationen ist heute verboten.<br />

Lebensrune<br />

Die Lebensrune ” Elhaz“ symbolisiert in der<br />

nordischen Mythologie Leben, Erschaffung,<br />

Geburt<br />

und Erneuerung. Die Lebensrune wurde von<br />

den Nazis auf den Gräbern von SS-Angehörigen<br />

als Zeichen für das Geburtsdatum verwandt.<br />

Stellt man das Symbol auf den Kopf, steht es<br />

für den Tod bzw. das Todesdatum. Es war<br />

außerdem das Abzeichen des Sanitätsdienstes<br />

der SA.<br />

Keltenkreuz<br />

Das Keltenkreuz wird meist mit der White-<br />

Power-Bewegung der USA in Verbindung<br />

gebracht. Es war auch das Zeichen<br />

der rechtsextremen und verbotenen<br />

Volkssozialistischen Bewegung Deutschlands.<br />

In diesem Zusammenhang handelt es sich<br />

um ein nach dem deutschen Strafgesetzbuch<br />

strafbares Verwenden von Kennzeichen<br />

verfassungswidriger Organisationen. Nach<br />

Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs<br />

kann auch eine isolierte Verwendung eines<br />

Keltenkreuzes (in der Darstellung eines<br />

gleichschenkligen Balkenkreuzes, um dessen<br />

Schnittpunkt ein Ring gelegt ist) nach § 86a<br />

StGB strafbar sein, wenn nicht die äußeren<br />

Umstände eindeutig ergeben, dass der<br />

Schutzzweck der Norm (also die Nutzung im z.<br />

B. nicht rechtsextrem orientierten Christlichen<br />

Kontext) nicht berührt ist. Seinen Ursprung<br />

fi ndet es in der der frühmittelalterlichen und<br />

mittelalterlichen sakralen Kunst im keltischen<br />

Kulturraum.<br />

Schwarze Sonne<br />

Die Schwarze Sonne ist ein Symbol aus zwölf in<br />

Ringform gefassten gespiegelten Siegrunen.<br />

Das Symbol fi ndet sich als Bodenornament,<br />

das von der SS im Nordturm der Wewelsburg<br />

(Bergschloss im Stadtteil Wewelsburg der<br />

Stadt Büren im Kreis Paderborn, um 1603<br />

erbaut) eingelassen wurde. Die Schwarze<br />

Sonne ist heutzutage ein wichtiges Ersatz-und<br />

Erkennungssymbol der rechtsesoterischen<br />

bis rechtsextremen Szene. Das Symbol<br />

„Schwarzen Sonne“ ist nicht verboten.


Sonstige Symbole<br />

Gau-Dreiecke<br />

Das Gaudreieck wurde vom „Jungvolk“, der<br />

„Hitlerjugend“ sowie dem „Bund deutscher<br />

Mädel“ am Oberarm getragen und diente<br />

zur geografi schen Einordnung der einzelnen<br />

Mitglieder. Die Verwendung ist aufgrund<br />

der Verwechselbarkeit mit entsprechenden<br />

Symbolen der Hitlerjugend gem. § 86a StGB<br />

verboten. Auch heute fi nden sich in der<br />

rechten Szene Gruppen, die Ihre Zugehörigkeit<br />

zu einer bestimmten Region in Form des<br />

Gaudreiecks darstellen.<br />

Gekreuzte Hämmer<br />

Symbol der Hammerskins (auch Hammerskin-<br />

Nation). Die Hämmer sollen die ”weiße“<br />

Arbeiterklasse symbolisieren. Oftmals wird<br />

als Hintergrund ein Zahnkranz verwendet,<br />

der ebenfalls als Symbol der Arbeiterklasse<br />

angesehen wird. Die Hammerskins sind eine<br />

rechtsextreme Skinhead-Organisation die 1986<br />

von Wollin Lange und Scan Tarret in Dallas,<br />

Texas, gegründet wurde. Heute unterhält<br />

die Organisation auch in anderen Ländern<br />

eigenständige Gruppen, welche untereinander<br />

gut vernetzt sind.<br />

Totenkopf<br />

Bezieht sich auf den Totenkopf als Symbol<br />

der Waffen-SS. Der Totenkopf fi ndet in der<br />

rechten Szene unter Anderem Verwendung<br />

bei der inzwischen verbotenen Organisation<br />

Blood and Honour. Zur Bedeutung des<br />

Totenkopfes heißt es in der Verleih-Urkunde:<br />

„Ich verleihe Ihnen den Totenkopfring der SS.<br />

Er soll sein: Ein Zeichen unserer Treue zum<br />

Führer, unseres unwandelbaren Gehorsams<br />

gegen unsere Vorgesetzten und unserer<br />

unerschütterlichen Zusammengehörigkeit<br />

und Kameradschaft. Der Totenkopf ist die<br />

Mahnung, jederzeit bereit zu sein, das Leben<br />

unseres Ichs einzusetzen für das Leben der<br />

Gesamtheit.“<br />

Weiße Faust „White Power Faust“<br />

Symbol der White-Power-Skins. Sie steht für<br />

eine militant-rassistische Grundeinstellung<br />

und ist vor allem bei Skinheads beliebt.<br />

Eisernes Kreuz<br />

Das Eiserne Kreuz ist eigentlich eine<br />

militärische Auszeichnung, die auf das<br />

Deutschordenskreuz des 12. Jahrhunderts<br />

zurückgeht.<br />

Schwarze Fahne<br />

Die Verwendung der schwarzen Fahne als<br />

Symbol für eine rechte Organisation stößt<br />

oft auf Unverständnis. Vielen ist sie eher<br />

im Zusammenhang mit dem „Schwarzen<br />

Block“ bei linken Demonstrationen, bekannt.<br />

Tatsächlich wurden schwarze Fahnen in der<br />

europäischen und deutschen Geschichte<br />

von sehr verschiedenen, unter anderem<br />

sowohl von anarchistischen als auch von<br />

nationalrevolutionär orientierten und<br />

nationalsozialistischen Gruppierungen<br />

verwendet. Heute ist die Verwendung<br />

schwarzer Fahnen von Rechtextremen<br />

und Rechtsorientierten vor allem aus den<br />

Reihen der „Autonomen Nationalisten“, einer<br />

neueren Strömung der extremen Rechten, die<br />

sich durch besonders militante Aktionsformen<br />

auszeichnen, bekannt. Sie wird aber auch<br />

von rechten Jugendbünden als Symbol und<br />

Vereinszeichen genutzt.<br />

NaSo Logo<br />

Das Symbol der sog. „Nationalen Sozialisten<br />

Bundesweite Aktion“ ist dem, ursprünglich<br />

der Antifaschistischen Aktion eigenen, Logo<br />

entlehnt. Insbesondere bei den Autonomen<br />

Nationalisten fi nden sich vermehrt Symboliken<br />

welche vormals eher in der „linken“ Szene<br />

gebräuchlich waren.<br />

Adler mit Fisch<br />

Ein von der Artgemeinschaft beanspruchtes<br />

Symbol ist das des Adlers, der mit seinen<br />

Klauen den „christlichen Fisch“ greift. Dieses<br />

Symbol fand sich unter anderem auch auf<br />

Textilien der Marke Thor Steinar.


Zahlen- „Codes“ und Kürzel<br />

88<br />

In der rechtsextremen Szene benutzt man<br />

verschiedene Zahlen- und Buchstabenkürzel, um in<br />

Deutschland bestehende Verbote von Organisationen<br />

und Aussprüchen zu umgehen. In der Regel sind<br />

diese Abkürzungen einfach „codiert“: Die Zahlen<br />

stehen meist für die Buchstaben im Alphabet und<br />

die Buchstaben für die Anfangsbuchstaben der<br />

jeweiligen Parole. So bezieht sich “88” auf den<br />

jeweils achten Buchstaben im Alphabet (H) und steht<br />

für die verbotene NS-Grußformel “Heil Hitler”. Der<br />

Zahlencode wird in Flugblättern und als großes oder<br />

kleines Emblem auf Kappen, Buttons und Hemden<br />

getragen, in Liedtexte eingebaut (Landser = We are<br />

an 88 Rock ‘n’ Roll Band) oder in die Haut tätowiert.<br />

Ein weiterer Bezug der Zahl 88 in der rechten Szene<br />

ist in Verbindung mit den rassistisch geprägten 88<br />

Grundsätzen (von David Eden Lane). Die Nutzung des<br />

Zahlencodes ist nicht verboten.<br />

18<br />

1. und 8. Buchstabe im Alphabet: AH = Initialen von<br />

Adolf Hitler<br />

14 – 14 words – 14/88<br />

Die 14 steht für die sogenannten vierzehn Worte des<br />

US-amerikanischen Rechtsterroristen David Lane:<br />

„We must secure the existence of our people and a<br />

future for white children“ =„Wir müssen die Existenz<br />

unseres Volkes und auch die Zukunft unserer weißen<br />

Kinder sichern“. Die Vierzehn wird oft in<br />

Verbindung mit der 88 verwendet.<br />

C 18<br />

Combat 18, terroristische Nazigruppierung aus<br />

England, die oft als gewaltbereiter Arm von Blood<br />

and Honour bezeichnet wird. Auch Verstrickungen<br />

deutscher Neonazis im Combat-18-Netzwerk wurden<br />

im Januar 2004 in Form einer deutschen Combat-<br />

18-Gruppe in Pinneberg (Schleswig-Holstein) nach<br />

Wohnungsdurchsuchungen öffentlich bekannt. Eines<br />

der Mitglieder war zuvor auch schon bei einer der<br />

niedersächsischen Sektionen von Blood and Honour,<br />

der „Sektion Nordmark“ um Stefan Silar, aktiv.<br />

28<br />

Seit dem Verbot der Organisation ”Blood & Honour“<br />

im September 2000 wird dieses Zahlensymbol<br />

verwendet, wenn von der Organisation die Rede ist.<br />

84<br />

Ebenfalls in Anlehnung an das Alphabet, als<br />

Abkürzung für (H) und (D) verwendet. In der<br />

Bedeutung gibt es zwei Ausrichtungen. Zum einen<br />

steht es für die Abkürzung von „Heil Deutschland“.<br />

Zum anderen wird es als Codierung für die<br />

Begrüßung „Heil Dir“ genutzt. Insbesondere im<br />

Jugendstrafvollzug, wo eine Sichtkontrolle der Post<br />

aus Resozialisierungszwecken durchgeführt werden<br />

kann, soll so versucht werden, offen rechte Inhalte,<br />

wie die Begrüßung des inhaftierten „Kameraden“ mit<br />

„Heil Dir“ zu verschleiern.<br />

ZOG<br />

”Zionist Occupied Government“. Dieser Ausdruck<br />

bezieht sich auf die in rechten Kreisen weit<br />

verbreitete Verschwörungstheorie, dass ”die Juden“<br />

die Regierung unterwandert hätten und diese im<br />

Geheimen kontrollieren würden. In der Szene fi ndet<br />

man diesen Ausspruch z. B. in Musiktexten oder auf<br />

Kleidungsstücken wieder. Diese Abkürzung ist nicht<br />

verboten.<br />

KKK<br />

Abkürzung für den 1865 gegründeten Ku Klux Klan,<br />

einen US-amerikanischen rassistischen Geheimbund,<br />

der für zahlreiche Morde an Schwarzen verantwortlich<br />

ist. Der Ku-Klux-Klan sieht sich selbst als eine radikale<br />

christliche Organisation.<br />

RAHOWA<br />

Abkürzung für ”Racial Holy War“ (”Heiliger<br />

Rassenkrieg“). Findet Verwendung auf Textilien<br />

und als Name von Musikgruppen wie der US-<br />

Amerikanischen Gruppe RaHoWa um den inzwischen<br />

ausgestiegenen George Burdi (alias George Eric<br />

Hawthorne).


MEDIEN<br />

Mit der rechten Maustaste durchs Internet<br />

Wer in Internetsuchmaschinen Schlagwörter wie ”Nationaler<br />

Widerstand“, ”Kameradschaft“ oder ”NPD“ eingibt, wird sofort<br />

auf Hunderte von einschlägigen Internetseiten stoßen. Neben den<br />

Internetseiten von einzelnen Neonazigruppen konnten sich dabei<br />

auch szeneinterne Nachrichtenseiten, Kontaktbörsen, Versände<br />

sowie überregionale Internetforen mit großem Erfolg etablieren.<br />

Und fast täglich kommen neue Seiten hinzu. Die rechte Szene hat<br />

die Bedeutung und vielfältigen Möglichkeiten des “Weltnetzes” wie<br />

das Internet im Jargon der rechtsextremen Szene genannt wird,<br />

als Kommunikationsmittel und Propagandawerkzeug schon lange<br />

erkannt und baut diese seit langem konsequent aus - Nicht zuletzt um<br />

mit Lockangeboten gezielt Jugendliche anzuwerben. Über tausend<br />

Zugriffe pro Monat auf bestimmte Angebote zeigen, dass dieses<br />

Vorgehen durchaus auf Interesse stößt.<br />

Rechtsradikale verfügen inzwischen über eine umfangreiche<br />

“Erlebniswelt Rechtsextremismus” im Internet mit vielfältigen<br />

Angeboten. Deren Internetseiten sind professionell gestaltet<br />

und werden ständig aktualisiert. Moderne Gestaltung, kurze und<br />

prägnante Info-Texte sowie Videoclips zum herunterladen bestimmen<br />

zunehmend das optische Erscheinungsbild. Man fi ndet dort nicht<br />

nur Terminhinweise für Aufmärsche und andere Aktionen, sondern<br />

auch Kommentare und Analysen des Weltgeschehens aus Sicht der<br />

Rechtsextremisten. Nicht nur in Textform: Nachrichtensendungen,<br />

Propaganda- und Werbevideos sowie Internetradios fi nden sich<br />

ebenfalls im Angebot der “virtuellen Neonaziszene”. Zu diesem<br />

virtuellen Angebot gehören auch rechtsextreme Internet-<br />

Auktionshäuser. Dort können z.B. Rechtsrock-CDs und T-Shirts<br />

angeboten und ersteigert werden. Politische Schulungstexte fi nden<br />

sich ebenso, wie konkrete Ratschläge zum Umgang mit Polizei und Justiz<br />

oder Anleitungen um möglichst unkontrolliert surfen oder E-Mails<br />

verschlüsselt verschicken zu können. Kontaktanzeigen nach dem<br />

Motto “Nationalist sucht blonde Germanin” können online aufgegeben<br />

und gelesen werden. Musikstücke können runtergeladen, CDs, Bücher<br />

und szenetypische Kleidung direkt bei Online-Versandshops bestellt<br />

werden.


Gerade Jugendliche benutzen das Internet als Freizeitvergnügen,<br />

aber auch als Informationsquelle, z. B. für Hausarbeiten. Wer z.<br />

B. für den Geschichtsunterricht das Stichwort ”Holocaust“ eingibt,<br />

landet schnell auf einer Seite des amerikanischen Auschwitzleugners<br />

Ernst Zündel. Verweise auf die “Protokolle der Weisen von Zion” im<br />

Internet, “Die Wahrheit über den Talmud” oder eine Seite namens<br />

“Adolf Hitler, Founder of Israel” runden das antisemitische Angebot<br />

ab. Zensurmaßnahmen greifen dabei weitgehend ins Leere. Sperrt<br />

ein Provider eine Seite, erscheint diese schnell unter einer neuen<br />

Adresse.<br />

Immer mehr Anbieter rechtsextremer Seiten greifen auf Provider<br />

zurück, die im Ausland sitzen und teilweise selbst von “Kameraden”<br />

betrieben werden. Internetangebote wie auch andere Publikationen<br />

werden aber auch von befreundeten Rechtsanwälten der<br />

Neonaziszene auf mögliche strafbare Inhalte vorab durchgecheckt.<br />

Rechtlich bedenkliche Aussagen werden dann geschickt umformuliert.<br />

So wird z. B. aus der Selbstbezeichnung ”Nationalsozialisten“ einfach<br />

”nationale Sozialisten“. Um strafrechtlichen Konsequenzen zu<br />

vermeiden, verzichten Neonazis oftmals auf offensichtliche Nazi-<br />

Logos und verwenden hingegen oftmals zweideutige Symbolik und<br />

Zahlencodes. Darüber hinaus sind teilweise Sektionen von bestimmten<br />

Internetseiten für die Öffentlichkeit gesperrt, und nur bekannte<br />

Leute aus der Szene erhalten Benutzernamen und Passwort.<br />

Rechtsextreme Seiten melden !<br />

Wer rechte Seiten im Internet entdeckt, kann sich direkt an den<br />

Provider wenden. Inzwischen nehmen viele Internetanbieter<br />

einschlägige Seiten von sich aus heraus. Man kann rechte<br />

Seiten<br />

aber auch melden unter:<br />

www.nazis-im-internet.de<br />

oder<br />

www.hagalil.com<br />

Dort werden Sie dann rechtlich geprüft und Schritte gegen die<br />

Betreiber eingeleitet.


FRAUEN IN DER RECHTEN SZENE<br />

"MADCHEN", "KAMERADINNEN" UND "KAMPFGEFAHRTINNEN"<br />

In den vergangenen Jahren hat die Anzahl und Bedeutung von<br />

Frauen innerhalb rechtsextremer Strukturen zugenommen. In den<br />

sog. „Kameradschaften“ wird aktuell von einem Anteil von ca. 10 %<br />

Frauen ausgegangen. In Parteiorganisationen wie der NPD beträgt<br />

der Anteil der weiblichen Mitglieder gut 13 %. Immer öfter besetzen<br />

Frauen hierbei auch Führungspositionen.<br />

Eigene Gruppierungen wie der RING NATIONALER FRAUEN (RNF), die<br />

GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FRAUEN (GDF) oder die Gruppe DÜÜTSCHE<br />

DEERNS bieten strukturierte Organisationsmodelle für Frauen<br />

innerhalb der sonst eher von Männern dominierten rechtsextremen<br />

Szene.<br />

Alle drei genannten Gruppierungen bieten Anknüpfungspunkte<br />

zu Organisationsmodellen innerhalb der rechtsextremen Szene.<br />

So gehört der RNF zur NPD, die zusätzlich auch noch besondere<br />

Frauengruppen innerhalb ihrer Parteistrukturen unterhält (wie z.<br />

B. die NPD-Frauengruppe Hannover), während die GEMEINSCHAFT<br />

DEUTSCHER FRAUEN partei- und organisationsunabhängig arbeitet und<br />

ihren Fokus nach außen eher auf traditionelle Gemeinschaftsaktionen<br />

setzt.<br />

Die Gruppe DÜTSCHE DEERNS steht für ein kameradschaftsähnliches<br />

Model, welches lediglich regionale Anknüpfungspunkte bietet. Auch<br />

außerhalb dieser Frauen-Gruppierungen zeigen sich weibliche<br />

Rechtsextremisten vermehrt aktiv. Sie nehmen Ihre Plätze sowohl<br />

in den neueren Strukturen „Autonomer Nationalisten“, als auch in<br />

Kameradschaften, Parteien und der rechtsextremen Musikszene ein.<br />

Hierbei agieren sie nicht mehr nur als passiver Teil in einer Gruppe<br />

oder Beziehung, sondern organisieren und handeln zunehmend<br />

eigenverantwortlich.<br />

Beim öffentlichen Auftreten reicht die Facette von der „rechtsextremen<br />

Aktivistin“ über die „biedere Hausfrau und Mutter“ im traditionellen<br />

Dirndl bis hin zur gewaltbereiten Anhängerin subkultureller<br />

Jugendbewegungen wie der Skinheadszene oder den „Autonomen<br />

Nationalisten“.<br />

Inhaltlich stellen sich Frauen innerhalb der rechtsextremen Szene<br />

heute in Teilen deutlich emanzipierter dar als noch zu Beginn<br />

der 90er Jahre. Trotz dieser vermeintlichen Weiterentwicklung<br />

innerhalb des Geschlechtsrollenverständnisses verlassen Frauen<br />

in ihrer Positionierung nur selten die klassische Rangordnung und<br />

Aufgabenteilung von Mann und Frau, wie sie in der rechtsextremen<br />

Ideologie vermittelt wird.


Während die GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FRAUEN (GDF) stark auf<br />

Mutterschaft und völkische Argumentation fi xiert ist, sich aber<br />

dennoch aktiv am „Kampf“ beteiligt sieht, wehrt sich der MÄDELRING<br />

THÜRINGEN gegen das Patriarchat und politische Unmündigkeit.<br />

“Die Frau von heute ist nicht nur Hüterin der Familie und des Heims,<br />

sondern auch gleichwertige Mitgestalterin des öffentlichen Lebens,<br />

das alle Lebensbereiche und Berufsfelder gleichermaßen beinhaltet”,<br />

heißt es in den Leitsätzen der rechtsextremen Organisation.<br />

Die NPD befürwortet in ihrem Parteiprogramm von 2005 zwar eine<br />

„emanzipierte“ Frauenpolitik, die den “Frauen und Mädchen volle<br />

Gleichberechtigung einräumt”, doch sollte die Frau nicht “aus<br />

fi nanziellen Gründen außerhäuslich arbeiten müssen, da der Beruf in<br />

der Familie sie voll auslastet”.<br />

Selbstverständnis des GDF:<br />

„WIR, das sind Mädels, Frauen und Mütter, die aktiv an einer<br />

nationalen Gemeinschaft teilhaben, diese gestalten und erleben.<br />

WIR, wollen gemeinsam alte Werte und altes Wissen erarbeiten und<br />

vermitteln und dabei Neues gestalten. WIR, leben Kameradschaft.<br />

WIR, erweitern unser Wissen über deutsches Brauchtum und<br />

unsere Kultur und Geschichte, über Kindererziehung, ganzheitliche<br />

Lebensführung, Politik und vieles mehr. WIR, wissen, wie wichtig die<br />

Stellung der Frau im Schicksalslauf unseres Volkes ist. WIR, lernen<br />

aus dem Vergangenem, leben in der Gegenwart und gestalten<br />

die Zukunft für unser Deutschland. WIR, reden nicht nur, sondern<br />

handeln.“<br />

(entnommen der Internetseite der G-D-F)<br />

Selbstverständnis des RNF:<br />

„Wir wünschen den deutschen Frauen – für alle anderen wagen<br />

wir als Deutsche nicht zu sprechen – an diesem Weltfrauentag,<br />

dass sie endlich Selbstbewusstsein bekommen und sich dem<br />

Feminismuswahnsinn in den Weg stellen. Ring Nationaler Frauen –<br />

RNF Sie mögen sich zu ihren Männern bekennen und diese ermutigen,<br />

männlich zu sein. Sie mögen sich als Frauen wohlfühlen und nicht<br />

danach streben, Männer zu imitieren. Sie werden Glück und Erfüllung<br />

erfahren, wenn sie sich Weiblichkeit auf ihre Fahnen schreiben.“<br />

(Selbstverständnis des RNF von 2008)


GRAUE WÖLFE & Russlanddeutsche Konservative<br />

Graue Wölfe<br />

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es nicht nur deutsche<br />

Rechtsextremisten. So ist z. B. die türkische ”Partei der Nationalistischen<br />

Bewegung“ (MHP) – weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit –<br />

in der Bundesrepublik mit einem weitverzweigten Netz von Vereinen,<br />

Organisationen und Verlagen aktiv. Die MHP hat es sich vor allem zur<br />

Aufgabe gemacht, unter den türkisch-stämmigen Jugendlichen für<br />

ihre faschistischen Ziele zu werben und Mitglieder zu rekrutieren. Vor<br />

allem in Moscheen, aber auch in Sportvereinen haben Mitglieder der<br />

MHP längst großen Einfl uss gewonnen. Über erst einmal unpolitische<br />

Freizeitangebote oder religiöse Veranstaltungen wird versucht,<br />

Einfl uss auf Jugendliche zu gewinnen, um ihnen ein neues türkischnationalistisches<br />

Bewusstsein einzuimpfen. Die MHP kann dabei den<br />

Umstand nutzen, dass türkischstämmige Jugendliche aufgrund der<br />

Erfahrung von Rassismus und Diskriminierung und der Zerrissenheit<br />

durch das Aufwachsen in zwei Kulturen oftmals Schwierigkeiten haben,<br />

eine eigenständige Identität zu entwickeln. Türkischer Nationalismus<br />

wird für die Jugendlichen in der Bundesrepublik über türkischen<br />

Pop, Rap, Fußball und Medien transportiert. Dabei nutzt die MHP die<br />

identitätsstiftende Wirkung der Propagierung einer ”Überlegenheit“<br />

der türkischen Nation für ihre Zwecke. Die Anhänger der “Partei der<br />

Nationalistischen Bewegung” (MHP) werden häufi g als ”Graue Wölfe“<br />

bezeichnet.<br />

Russlanddeutsche Konservative<br />

Die bundesweit organisierten “Russlanddeutschen Konservativen”<br />

verfolgen in der Bundesrepublik Deutschland eine Bündnisstrategie<br />

mit verschiedenen neonazistischen Gruppierungen, vor allem<br />

mit der “Nationaldemokratischen Partei Deutschlands” (NPD). Die<br />

NPD wiederum nutzt die Kooperation, um ein antiamerikanisches<br />

und antisemitisches Bündnis zu propagieren. Unterstützt von der<br />

NPD starteten die “Russlanddeutschen Konservativen” unlängst<br />

die Kampagne “Russlanddeutsche in die NPD”, die es sich zur<br />

Aufgabe gemacht hat, weitere Anhänger zu werben. Innerhalb der<br />

NPD ist die Gruppe rechtsextremer Spätaussiedler seit dem Jahr<br />

2008 u. a. im „Arbeitskreises der Russlanddeutschen in der NPD“<br />

vertreten. Anhänger der “Russlanddeutschen Konservativen”, sind<br />

verantwortlich für die »Volksdeutsche Stimme«, ein deutsch-russisches<br />

Internetportal sowie eine gleichnamige Zeitschrift, in der vorwiegend<br />

über die Zusammenarbeit mit der NPD berichtet wird und engagieren<br />

sich darüber hinaus in der rechtsextremen “Schutzgemeinschaft<br />

‘Deutsche Heimat’ der Deutschen aus Rußland”. Die “Russlanddeutschen<br />

Konservativen” verfügen u. a. über Verbindungen zur russischen<br />

»Bewegung gegen illegale Immigration« (DPNI). Hinter der Bezeichnung<br />

verbirgt sich eine rassistisch-populistische Gruppierung, welche<br />

ein Sammelbecken verschiedener Strömungen des rechten Lagers<br />

in Russland bildet und über paramilitärische Einheiten verfügt.<br />

Auch zu der rechtsradikalen “Vereinigung russischer patriotischer<br />

Organisationen” (Russovet) bestehen intensive Kontakte. Unterstützt<br />

von militanten Neonazis führten Vertreter beider Organisationen<br />

bereits gemeinsame Aktivitäten durch, wie im Jahr 2008 eine<br />

Protestkundgebung vor der russischen Botschaft in Dortmund. In der<br />

Bundesrepublik kooperieren die “Russlanddeutschen Konservativen”<br />

neben der NPD vor allem mit der im Jahr 2007 gegründeten “Deutsch-<br />

Russischen Friedensbewegung europäischen Geistes” (DRFEG)


ERWACHSEN<br />

- UND WAS DANN?<br />

Wer sich nicht frühzeitig über ein Aussteigerprogramm wie z. B. der<br />

Aussteigerhilfe RECHTS (75% der Personen die betreut werden sind<br />

unter 27 Jahre) oder mit Hilfe positiver Einfl üsse aus seinem sozialen<br />

Umfeld von der rechten Szene lösen konnte, stellt sich oft mit dem<br />

Älterwerden und dem damit verbundenen Herauswachsen aus den<br />

jugendsubkulturellen Strukturen die Frage: „Wie weiter?“ Familie,<br />

berufl iche Zukunft und Sicherheit gewinnen dann oft einen höheren<br />

Stellenwert als das „Szene-Umfeld“. Insbesondere solche, die nicht in<br />

festen Parteien und Organisationen eingebunden sind, verlassen mit<br />

zunehmendem Alter die eher jugendlich und subkulturell geprägten<br />

Strukturen. Doch bedeutet diese Abwendung von der „Szene“ auch<br />

automatisch die Absage an deren Werte und Ideologien? Oder<br />

werden Nischen gesucht, in denen ”nationale Gesinnung“, Berufs-<br />

und Familienleben auch ohne direkte Szeneanbindung weitergelebt<br />

werden können? Der Frage, was mit dem Herauswachsen aus den<br />

rechten Jugendkulturen mit deren Anhängern passiert, ist bisher<br />

kaum nachgegangen worden. Doch gerade anhand dieser Frage<br />

könnte man beurteilen, ob es sich beim Rechtsextremismus vor allem<br />

um ein ”Jugendproblem“ handelt, das sich als spezifi sche Phase von<br />

Jugendlichen mit dem Hineinwachsen ins ”bürgerliche“ Leben von<br />

selbst erledigt. Oder ob hier eine rechte Bewegung entsteht, die alle<br />

gesellschaftlichen Schichten und Altersstufen umfasst und sich damit<br />

festigt. In diesem Zusammenhang ist der folgende, einer rechten<br />

Internetseite entnommene, Textausschnitt interessant:<br />

[...] „Werte wie Kameradschaft, Ehre und Treue werden in vielen<br />

Clubs [gemeint sind Motorrad-Clubs] noch hochgehalten [...] Des<br />

Weiteren sind Rocker-Strukturen insbesondere für ‚alt-gewordene‘<br />

Skinheads ab 30 Jahren eine willkommene Alternative, da sie mit dem<br />

nachkommenden Jungvolk in der Skinbewegung wenig gemeinsame<br />

Erfahrungen und Interessen aufweisen können [...] Die ernsthaften<br />

Motorrad-Clubs werden daher auch für ‚alternde‘ Nationalisten<br />

das, was sie eigentlich auch im Nationalen Widerstand immer wieder<br />

suchten [...]“<br />

Aus einem rechten Internetforum<br />

Jene, die sich in diesem Alter nicht von der „Szene“ lösen, weil sie fest<br />

in den Strukturen verankert sind, die Partei, Vereine, Organisationen<br />

und Cliquen bieten, gelingt der Ausstieg aus ihr oft nur sehr schwer,<br />

spät oder gar nicht mehr.<br />

„Wenn du lange dabei gewesen bist, ist ein Ausstieg nicht so, als<br />

wechselt man die Tapete. Ausstieg heißt dann sinnbildlich, du stehst<br />

auf, gehst aus dem Raum, ohne groß zu packen oder dich nochmal<br />

umzudrehen und kommst nie wieder. Nicht nur, dass sich dein Leben<br />

von jetzt auf gleich ändert, du verlierst auch alles, was bisher deinen<br />

Alltag bestimmt und ausgemacht hat. Bekannte, vielleicht die Arbeit,<br />

Klamottenstil, Musik die du hörst, deine übliche Freizeitgestaltung,<br />

Feste oder Rituale, die über die Jahre Bedeutung für dich bekommen<br />

haben... Es geht nicht nur darum, sich von einer Ideologie zu<br />

verabschieden, sondern im Grunde von seinem Leben. Da macht es<br />

einen Unterschied, ob man diesen Schritt mit 18 nach 2 Jahren Szene<br />

macht oder mit 35 nach 20 Jahren.“<br />

Aus einem Aussteigergespräch zwischen einem Aussteiger und der ARUG


Gegenkulturen<br />

WAS TUN GEGEN RECHTS?<br />

Die rechte Jugendkultur zeichnet sich durch eine zunehmende Vielfalt<br />

und Attraktivität aus, die in die unterschiedlichen Jugendszenen<br />

ausstrahlt. Sie ist nichts Starres, Unveränderliches. Neue Formen<br />

entwickeln sich, andere werden mit der Zeit unbedeutend. In dieser<br />

Ausstellung konnten nur einzelne Aspekte angerissen werden.<br />

Vieles wäre sicher eine nähere Betrachtung wert gewesen. Vieles ist<br />

unberücksichtigt geblieben, z. B. rechtsextreme Tendenzen unter<br />

Fußballfans und Hooligans.<br />

Rechte Jugendkultur macht nur einen kleinen Teil dessen aus, was<br />

Jugendliche an Lebensgestaltung für sich entwickeln. Es existieren<br />

viele jugendliche Szenen und Kulturen in denen ganz andere Werte<br />

und Einstellungen eine Bedeutung haben. Und selbst innerhalb der<br />

Skinhead-Bewegung gibt es einen Teil, der sich aktiv gegen Rassismus<br />

und Rechtsextremismus einsetzt.<br />

Rechte Einstellungen gedeihen nicht im luftleeren Raum, sondern<br />

in einem gesellschaftlichen Umfeld. Noch allzu oft ist dieses Umfeld<br />

geprägt von Eltern, Lehrern, Sozialarbeitern und Politikern, die<br />

wegsehen, ratlos zusehen oder gar klammheimliche Zustimmung<br />

zeigen. Gerade dort, wo ”National befreite Zonen“ entstehen, wo<br />

rechte Jugendkulturen hegemonial und dominant werden und<br />

andere Jugendkulturen verdrängen, ist es wichtig, Gegenkulturen<br />

zu fördern und zu unterstützen. Gegenkulturen, die dafür streiten,<br />

dass Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Lebensstilen gelebt<br />

werden.<br />

„[...] für uns ist wichtig, Solidarität, Gerechtigkeit, Respekt und alle<br />

Ideen, die von Rechts kommen, stehen dem total entgegen [...] und<br />

deswegen halte ich es für sehr wichtig gegen rechte Ideologien<br />

vorzugehen.”<br />

Breiti, Die Toten Hosen<br />

„Es gibt doch nichts Schlimmeres als dämliche, wütende Intoleranz!“<br />

Jan Dirk, Donots<br />

„[...] die Nazis […] wenn man da Initiative zeigt, was dagegen tut,<br />

was dagegen unternimmt, das ist auf jeden Fall sehr gut!“<br />

Itchy Ban, Culcha Candela<br />

[...]„Mir is nämlich grade was eingefallen und zwar was, was ich ganz<br />

ganz wichtig fi nde [...] da seh ich doch in den Nachrichten, dass ihr<br />

ja bald Landtagswahlen hier habt und dass diese Wichser von der<br />

NPD schätzungsweise 9% der Stimmen bekommen können. [...]die<br />

NPD versucht uns dauernd zu instrumentalisieren und ich will, dass<br />

ihr wisst, dass wir mit der NPD nichts am Hut haben, dass die Wichser<br />

uns verdammt nochmal am Arsch lecken können und äh und euch<br />

kann ich nur empfehlen, wählt nicht aus Protest irgend son paar<br />

Arschgeigen Leute, das sind alles hinterwäldlerische Nazis, die kein<br />

Mensch braucht! Und Ihr schon garnich...“<br />

Stephan Weidner (ehem. Texter und Gitarrist der Böhsen Onkelz) 2004<br />

auf einem Onkelz Konzert in Leipzig


Websites gegen Rechts<br />

www.netz-gegen-nazis.de<br />

... bietet nicht nur Informationen über<br />

Rechtsextremismus, sondern auch Tipps, wie man<br />

selbst dagegen aktiv werden kann. In der Rubrik<br />

“werden Sie aktiv!” fi ndet man Antworten auf<br />

Fragen, wie z.B. „Die NPD verteilt vor unserer Schule<br />

Schülerzeitungen und CDs. Was können wir dagegen<br />

tun?“<br />

www.letsfi ghtwhitepride.de<br />

... richtet sich gegen Neonazis in der Hardcore-<br />

Musik-Szene: „Let´s Fight White Pride bedeutet:<br />

„Keine Nazis auf Shows oder im Alltag!! Null<br />

Toleranz gegenüber Nazisymboliken, Nazibands<br />

oder Nazikleidungsmarken!! Auf rassistische,<br />

antisemitische, sexistische oder homophobe Sprüche<br />

bzw. Handlungen entsprechend reagieren!! Den<br />

Worten Taten folgen lassen – Fight the white power<br />

movement!“<br />

www. antifa-gaming.de<br />

„Antifa.gaming - Fight Fascism Online“ ist ein<br />

Netzwerk, dass sich gegen die zunehmende<br />

Unterwanderung der Compturerspieler-Szene durch<br />

Neonazis richtet: “Neben Freizeitbeschäftigung<br />

und Spaß soll Antifa.gaming natürlich auch einen<br />

funktionellen Charakter haben. Wir wollen den<br />

Zugang legen, Jugendliche für Politik zu interessieren<br />

und sich dort zu engagieren. Zudem möchten wir<br />

Austauschplattform für antifaschistische Themen<br />

sein und versuchen im Netz zu zeigen, dass es genug<br />

Menschen gibt, die faschistisches, rassistisches<br />

und antihumanes Gedankengut ablehnen und aktiv<br />

etwas dagegen unternehmen.“<br />

www.keinbockaufnazis.de<br />

Mit kostenlosen DVDs und einer Zeitung, die sich<br />

insbesondere an junge Menschen richtet, setzt die<br />

Kampagne, die von bekannten Bands getragen wird,<br />

ein Zeichen gegen Rechtsextremismus.<br />

www.turnitdown.de<br />

... versteht sich als Forum für Musik und Kultur und<br />

gegen Rechtsrock. Auf der Internetseite gibt es Infos<br />

über rechtsextreme Bands und ihre Konzerte und es<br />

werden Gegenaktivitäten vorgestellt.<br />

www.nobackspin.de<br />

NO HISTORICAL BACKSPIN ist eine Initiative gegen Rassismus und<br />

Rechtsextremismus von Künstlern und DJs aus der elektronischen<br />

Musikszene.<br />

www.oireszene.wordpress.com<br />

Der Blog berichtet kritisch über Bands und Konzerte aus der „Grauzone“<br />

zwischen der sich als unpolitisch gebenden Oi-Skinheadszene und der<br />

rechtsextremen Szene.<br />

www.fi ghtfascism.wordpress.com<br />

... informiert über rechtsextreme Aktivitäten in der Metal- und Neofolk-<br />

Szene sowie in anderen Subkulturen.<br />

www.online-beratung-gegen-rechtsextremismus.de<br />

... bietet kompetente und individuelle Beratung<br />

und Begleitung bei allen Problemen mit<br />

Rechtsextremismus, sowie Informationen<br />

über Struktur und Erkennungsmerkmale der<br />

rechtsextremen Szene.<br />

www.whatwecando.de<br />

“WHAT WE CAN DO! informieren handeln schützen”<br />

bietet zahlreiche Tipps & Tricks für Aktivitäten<br />

gegen Nazis.

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