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PRAXIS WISSENSCHAFT TRANSFER - Elithera

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<strong>WISSENSCHAFT</strong> <strong>TRANSFER</strong><br />

Kombination verschiedener<br />

Interventionen<br />

Physiotherapeutische Einzeltermine<br />

(Krankengymnastik oder Manuelle Therapie),<br />

Gruppensitzungen (Krankengymnastik<br />

am Gerät) und freies eigenständiges<br />

Training der Patienten werden in<br />

sinnvoller Weise miteinander verbunden.<br />

Im nachfolgend vorgestellten 7-Phasenmodell<br />

ist die maximale Verordnungsmenge<br />

beim Indikationsschlüssel Ex3 von<br />

30 Sitzungen allerdings nicht ganz ausgeschöpft,<br />

da die tägliche Praxis zeigt, dass<br />

Verordnungen vielfach aus »Budgetgründen«<br />

reduziert werden müssen. Zweifelsohne<br />

erfordert dieses Konzept eine veränderte<br />

Sichtweise so wohl des Therapeuten<br />

als auch des Patienten.<br />

Die 7 Phasen im Einzelnen<br />

1. Einzelsitzungen − Kassenleistung<br />

Die wesentliche Komponente der 1.<br />

Phase (6 Sitzungen; 2-3 Wochen; erste<br />

Verordnung des Regelfalles über »6 x<br />

Manuelle Therapie oder Krankengym -<br />

nas tik«) stellt die physiotherapeutische<br />

Untersuchung des Patienten dar.<br />

Das Ziel im engeren Sinn besteht darin,<br />

den lokalen Befund am betroffenen Ge -<br />

lenk zu erheben (Entzündungszeichen,<br />

Zu stand der Weichteile, Schmerzsituation,<br />

passive und aktive Beweglichkeit etc.). Im<br />

weiteren Sinn kommt es darauf an, die<br />

Funktion und Kontrolle der Nachbargelenke<br />

und der gesamten Gelenkkette der<br />

unteren Extremität der gleichen sowie der<br />

kontralateralen Seite zu beurteilen und die<br />

Rumpfstabilität einzuschätzen.<br />

Das kinesiologische EMG (3), aber<br />

auch der diagnostische Ultraschall (Abb.<br />

1) können helfen, sich ein objektives Bild<br />

zur Innervationsfähigkeit eines Muskels<br />

und auch zur sensomotorischen Koordination<br />

der betroffenen Gelenkbereiche zu<br />

machen. Auf den Daten der klinischen<br />

und apparativen Untersuchung basiert<br />

der »Geschäftsplan«, in welchem die therapeutischen<br />

Maßnahmen, die Aufgabenverteilung,<br />

die gegenseitigen Erwartungen<br />

und die Kosten geklärt werden.<br />

In den verbleibenden Behandlungssitzungen<br />

werden Übungen zur Symptomreduktion,<br />

zur Optimierung der unterstützenden<br />

Faktoren, zur Verbesserung<br />

der Wahrnehmung sowie der lokalen<br />

muskulären Kontrolle angeleitet. Die<br />

Übungen müssen so gestaltet und instruiert<br />

werden, dass die Patienten sie selbstständig<br />

zu Hause ausführen können.<br />

BEDEUTUNG DES EDUKATIVEN ANTEILES<br />

Der edukative Teil der 1. Phase dient<br />

hauptsächlich der Motivation zum regelmäßigen<br />

Training sowie dem Verständnis<br />

für die Adaptationszeiten des sen -<br />

somotorischen und des passiven Be we -<br />

gungssystems. Bezogen auf die Be -<br />

we gungs ausführung ist der absolute<br />

Schwerpunkt dieser Phase der Beginn<br />

des sensomotorischen Lernens auf einer<br />

sehr einfachen Stufe.<br />

Dem Patienten Informationen und Übungen<br />

an die Hand zu geben, die dazu beitragen,<br />

das individuelle Bewegungsverhalten<br />

zu ändern und Voraussetzungen<br />

für das anschließende Training zu schaffen,<br />

sind in der 1. Phase wichtiger als die<br />

reine Konzentration auf die Reduktion<br />

der aktuellen Symptome.<br />

2. Gruppensitzungen −<br />

Kassenleistung<br />

Nachdem in der 1. Phase ausschließlich<br />

Einzelbehandlungen stattfanden, werden<br />

in dieser Phase zwei einstündige<br />

Therapie-(Trainings-)Sitzungen pro Wo -<br />

che in Kleingruppen durchgeführt (12<br />

Sitzungen; 6 Wochen; zweite und dritte<br />

Verordnung des Regelfalles über »Krankengymnastik<br />

am Gerät«).<br />

Die Betreuung und Anleitung erfolgt<br />

durch den Therapeuten, der auch die<br />

Einzelsitzungen der ersten Phase betreute<br />

und deshalb den Patienten gut kennt.<br />

Der Schwerpunkt der therapeutischen<br />

Belastungen richtet sich auf die Weiterführung<br />

des sensomotorischen Lernprozesses.<br />

Damit direkt verknüpft steht die<br />

Aufgabe, den lang dauernden Vorgang<br />

der Belastbarkeitsentwicklung der Ge -<br />

webestrukturen zu beginnen.<br />

Die Belastbarkeit hat dabei mehrere<br />

Aspekte. An ihr wesentlich beteiligt sind<br />

die Faktoren Bewegungsökonomie be -<br />

ziehungsweise sensomotorische Koordination,<br />

die Ermüdungsresistenz während<br />

der Therapiesitzung sowie die<br />

Erholungsfähigkeit danach und die Be -<br />

las tungsverträglichkeit der Bindegewebsstrukturen<br />

insbesondere des betroffenen<br />

Gelenkes. Dies hat direkte Konsequenzen<br />

für den weiteren Belastungsaufbau.<br />

Es kommt primär darauf an, die<br />

optimale Bewegungsausführung zu entwickeln<br />

und diese mit relativ geringer<br />

bis mitt lerer Belastungsintensität im<br />

Sinne der Ausdauerkraftbelastung (4) in<br />

Serien häufig zu wiederholen.<br />

Dieser Trainingsmodus sichert zu -<br />

gleich eine gute Kontrolle der Bewegungsqualität.<br />

Über die hohe Bewegungsanzahl<br />

bei mittlerer Intensität<br />

wird ein systematisch dosierter Reiz für<br />

die Entwicklung der Festigkeit und<br />

damit Belastbarkeit der Bindegewebsstrukturen<br />

gesetzt. Desgleichen wirkt<br />

ein adäquater Reiz auf den Knochen. Die<br />

Kraftfähigkeit wird bereits über die sensomotorische<br />

Koordination beeinflusst,<br />

denn die erste Phase der Kraftverbesserung<br />

ergibt sich immer aus dem bewegungsspezifischen<br />

Lernprozess. Die Er -<br />

müdungsresistenz gegenüber den Therapiebelastungen<br />

und die Erho lungs -<br />

fähigkeit sind ausschließlich eine Funktion<br />

der Ausdauerleistungsfähig- >>><br />

pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_62 [2010] 4 45

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