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04/15 Klosterbrief

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<strong>04</strong>/<strong>15</strong><br />

<strong>Klosterbrief</strong><br />

Cella Sankt Benedikt, Voßstr. 36, 30161 Hannover<br />

Foto: http://pixabay.com/


Inhalt<br />

Einladung…………………………….…...4<br />

Gottesdienste……………………………..8<br />

Veranstaltungen…………………………14<br />

Leitartikel……...………………….…...…16<br />

aus dem Kloster………………….………22<br />

Kultur….…….…………………….…….…26<br />

Klöster Orte…..………………….……….30<br />

Mensch? Mensch!.………………….…...34<br />

Fundstücke………………………………..38<br />

Weisheit……………………………….…..42<br />

Impressum………………….………….....44<br />

2


„Bald bin ich licht, bald bin ich trüb,<br />

bald hart, bald weich, dann bös, dann gut.<br />

Bin Sonn und Vogel, Staub und Wind,<br />

so Mond als Kerze, so Strom wie Glut,<br />

bin arger Geist, bin Engelkind -<br />

Alles, alles ist gut. “<br />

Dschelal ed-Din Rumi (1207 - 1273)<br />

3<br />

Foto: http://pixabay.com/


Einladung<br />

4<br />

Foto: www.pixabay.com


Liebe Freunde!<br />

Während der Vorbereitung des neuen Klosterbiefes kam<br />

die Nachricht über den Absturz der Germanwings-<br />

Maschine über die verschiedenen Medienkanäle herein.<br />

Wie schnell doch plötzlich alles andere nebensächlich,<br />

unwichtig und banal wird. Der Tod so vieler durch ein<br />

Unglück macht uns alle betroffen und berührt jeden.<br />

“Tod und Vergehen waltet in allem” singen wir im Stundengebet<br />

beim Tod eines Mitbruders oder zu Allerseelen.<br />

Tatsächlich machen solche Tage, aber auch die bevorstehenden<br />

Feiern zu Tod und Auferstehung Jesu wieder<br />

deutlich, dass wir der “Vergänglichkeit unterworfen<br />

sind”. Im Werden sind wir dabei zu vergehen. Das Leben<br />

endet und wir neigen uns tatsächlich mit jedem Tag<br />

dem Tode ein wenig mehr zu.<br />

5


Das ist keine Schwarzseherei, kein Zynismus oder eine<br />

depressive Sicht der Dinge, sondern Realität. Nicht das<br />

Faktum selber, sondern lediglich die Reaktion auf diese<br />

Erkenntnis kann dazu führen, alles schwarz zu sehen,<br />

zynisch zu werden oder depressiv. Das ist eine Form der<br />

Reaktion. Es gibt andere, die wegen solcher Erkenntnis<br />

über Leben und Tod sich erst Recht den Freuden des Lebens<br />

widmen: Lebe ausgiebig, solange du noch lebst!<br />

Das kann man so halten, ob es eine bessere Haltung<br />

zum Tod ist, sei dahingestellt.<br />

Aber gewiss machen solche Tage und solche Zeiten<br />

deutlich, dass wir nicht im Überfluss der Tage leben,<br />

sondern, dass es eine begrenzte Zeit an Tagen gibt und<br />

das wir nicht wissen, wie viele Tage wir noch im Korb<br />

liegen haben, aus dem wir freigiebig heraus verteilen.<br />

“Carpe diem” - nutze den Tage, nutze Deine Tage, setze<br />

sie so ein, dass sie einen Mehrwert haben, dass sie<br />

Leben bringen und Hoffnung und Freude.<br />

Carpe diem - nutze den Tag für das Große, Lebendige<br />

und Erhabene.<br />

6


Carpe diem - nutze den Tag, um der Hoffnung Deines<br />

Lebens näher zu kommen, um die Welt ein wenig besser<br />

zu machen.<br />

Den Opfern und den Hinterbliebenen gehört unser<br />

ganzes Mitgefühl und unsere ganze Aufmerksamkeit.<br />

Und zugleich dürfen wir aus dem Schlimmen heraus die<br />

flüsternde Stimme hören, die uns zuruft: Bedenke, wie<br />

du lebst - nutze deine Zeit! Vielleicht zum Beginn der<br />

Karwoche nicht der schlechteste Aufruf.<br />

Ihnen und uns allen wünschen wir ein gesegnetes Zugehen<br />

auf Ostern<br />

Die Brüder der Cella<br />

7


Gottesdienste<br />

8


Gottesdienstzeiten<br />

Sonntag<br />

08:00 Uhr Laudes<br />

12:30 Uhr Mittagsgebet<br />

18:00 Uhr Vesper<br />

Dienstag<br />

07:00 Uhr Laudes<br />

12:30 Uhr Mittagsgebet<br />

18:00 Uhr Vesper und<br />

Eucharistiefeier<br />

19:30 Uhr Stille Meditation<br />

Donnerstag<br />

07:00 Uhr Laudes<br />

12:30 Uhr Mittagsgebet<br />

18:00 Uhr Vesper und<br />

Eucharistiefeier<br />

Freitag<br />

07:00 Uhr Laudes<br />

12:30 Uhr Mittagsgebet<br />

18:00 Uhr Vesper<br />

Mittwoch<br />

07:00 Uhr Laudes<br />

12:30 Uhr Mittagsgebet<br />

18:00 Uhr Vesper<br />

Samstag<br />

07:30 Uhr Laudes<br />

12:30 Uhr Mittagsgebet<br />

18:00 Uhr Vesper<br />

9


Karwoche<br />

2.4.20<strong>15</strong> - Gründonnerstag<br />

07.00 Uhr Trauermetten<br />

12.30 Uhr Mittagsgebet<br />

19.00 Uhr Eucharistiefeier<br />

3.4.20<strong>15</strong> - Karfreitag<br />

07.00 Uhr Trauermetten<br />

12.30 Uhr Mittagsgebet<br />

<strong>15</strong>.00 Uhr Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu<br />

20.00 Uhr Komplet<br />

4.4.20<strong>15</strong> - Karsamstag<br />

07.00 Uhr Trauermetten<br />

12.30 Uhr Mittagsgebet<br />

18.00 Uhr Vesper<br />

10


Osternwoche<br />

5.4.20<strong>15</strong> - Ostern<br />

05.00 Uhr Auferstehungsfeier<br />

anschl. gemeinsames Frühstück und Osterlaudes<br />

18.00 Uhr Ostervesper<br />

anschließend laden wir alle ein, das Fest mit uns zusammen<br />

weiter zu feiern<br />

Essen und Trinken sind bereitet<br />

6.4.- 11.4.20<strong>15</strong><br />

Cella und Klosterladen geschlossen<br />

11.4.20<strong>15</strong><br />

18.00 Uhr Vesper<br />

11


Eucharistiefeiern an den Sonntagen<br />

Abweichung vom Wochenrhythmus<br />

12.4.20<strong>15</strong><br />

20.00 Uhr Eucharistiefeier<br />

(mit meditativen Gesängen)<br />

<strong>15</strong>.4.20<strong>15</strong><br />

20.00 Uhr<br />

mitten-drin<br />

zusammen mit unserer Pfarrei St. Joseph in deren Kirche<br />

19.4.20<strong>15</strong><br />

12.00 Uhr Eucharistiefeier<br />

(mit gregorianischen Gesängen)<br />

26.4.20<strong>15</strong><br />

08.00 Uhr Eucharistiefeier<br />

(zusammen mit den Laudes)<br />

12


„Das Lebenserhaltende ist die Vielfalt. “<br />

Richard von Weizäcker<br />

13<br />

Foto: http://pixabay.com/


Veranstaltungen<br />

14<br />

Foto: www.pixabay.com


3.4.20<strong>15</strong>- Karfreitag<br />

Salvator Mundi<br />

Meditative Klänge zu Karfreitag<br />

Verschiedene Einspielungen erläutert und gedeutet<br />

20.30 Uhr<br />

Bruder David Damberg OSB<br />

Christian Schütte<br />

Kosten: keine<br />

16.4.20<strong>15</strong><br />

Lebensraum -<br />

das Leben entwickeln<br />

Ohne Moos nix los?<br />

Mein Verhältnis zum Geld<br />

Aufstellungen, Meditationen, Übungen<br />

eine offene Gruppe<br />

19.00 – 21.00 Uhr<br />

Bruder David Damberg OSB<br />

Kosten: 10 Euro<br />

<strong>15</strong><br />

Foto: www.pixabay.com


Monatsthema:<br />

Ich rede gut<br />

über Dich!<br />

16<br />

Foto: www.pixabay.com


Sieben Werke der Barmherzigkeit<br />

Bis zum Monat September (ausgenommen ist der August)<br />

möchten wir gerne die sieben Werke der Barmherzigkeit<br />

als Monatsthema meditieren. In einer neuen<br />

und aktualisierten Fassung des ehemaligen Bischofs<br />

von Erfurt, Dr. Joachim Wanke, klingen diese Werke<br />

der Barmherzigkeit jeweils wie ein Angesprochensein<br />

und Zuspruch. Sie können uns so neu den Reichtum<br />

und die Tiefe dieser traditionellen Reihung eröffnen.<br />

„Ich rede gut über dich“<br />

Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit findet<br />

man aus dem Mund Jesu im Gleichnis vom Weltgericht<br />

(vgl. Mt 25,34-46). Diese ergänzen die sogenannten<br />

sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit. Ersteres<br />

lautet für diesen Monat: „Nackte bekleiden“, letzteres:<br />

„Irrende zurechtweisen“.<br />

17<br />

Foto: pixabay.com


Was bedeutet im Spiegel dieser beiden Werke die<br />

Konkretisierung „Ich rede gut über dich“?<br />

Versuchen wir den Zugang über die „klassischen“<br />

Werke: Bei „Nackte bekleiden“ denke ich zunächst an<br />

den barmherzigen Samariter (vgl. Lk 10,25-37), der<br />

sich des Überfallenen annimmt, ihm erste Hilfe angedeihen<br />

lässt, der ihm im guten Zuspruch Mut machen<br />

will, nicht in Depression zu verfallen, sondern darauf<br />

zu vertrauen, dass es wieder gut werden wird.<br />

Bei „Irrende zurechtweisen“ blitzen zwei Gegensätze<br />

auf: Zunächst gibt es die Hilfestellung, einem Fremden,<br />

der in die Irre gegangen ist, den rechten Weg zu<br />

weisen. Daneben bedeutet dieser Satz aber auch, jemandem,<br />

dessen Gedanken in falschen Bahnen laufen,<br />

darauf hinzuweisen und einen Ausweg aus dem<br />

Irrweg aufzuzeigen – gegebenenfalls auch in schroffer<br />

Form.<br />

Foto: pixabay.com<br />

18


Und hier kommt meines Erachtens die Aktualisierung<br />

Joachim Wankes zum Tragen: Wenn ich einen Irrenden<br />

zurechtweise, kann ich dies liebevoll tun, oder<br />

ich kann ihn attackieren und bloß stellen. Manchmal<br />

bedarf es im menschlichen Umgang sicher auch dieser<br />

Härte; aber dies muss dann unter „vier Augen“<br />

geschehen (vgl. Mt 18,<strong>15</strong>)!<br />

Prinzipiell sollte für den menschlichen Umgang untereinander<br />

die Prämisse „Ich rede gut über dich“ gelten.<br />

Vielfach gelingt dies auch, wenn Menschen in<br />

Gesprächen, Besprechungen und Sitzungen beieinander<br />

sind und zunächst voller Wohlwollen das Gute<br />

und Positive an einem Sachverhalt, an einer Absicht,<br />

aber auch an anderen Menschen sehen. Und<br />

dennoch gilt es, ab<br />

und an den Finger in eine Wunde zu legen, Kritik zu<br />

üben und (erst recht, wenn es gegen meine Überzeugung<br />

geht) Widerstand anzumelden – aber dies sollte<br />

unter erwachsenen Menschen immer mit Maß und<br />

19<br />

Foto: pixabay.com


Vielfach erleben wir aber – vor allem in politischen<br />

Diskussionen –, dass es an der Hochachtung der Gesprächspartner<br />

untereinander mangelt. Wenn wir mit<br />

Wohlwollen anderen und ihren Anliegen begegnen<br />

und sie in ihrem Person-Sein achten, wird uns das<br />

„gut über den anderen reden“ immer leichter fallen.<br />

Vielleicht sind ja die Wochen nach Ostern, in denen<br />

wir endlich wieder „halleluja“ singen dürfen – was ja<br />

nichts anderes heißt als: Lass die Göttlichkeit, die Dir<br />

als Ebenbild Gottes zukommt (vgl. Gen 1,27), aus Dir<br />

herausstrahlen… – eine Zeit, dies neu einzuüben:<br />

„Ich rede gut über dich!<br />

Bruder Nikolaus Nonn<br />

Foto: pixabay.com<br />

20


„Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht<br />

hundert Bilder über dasselbe Thema malen.“<br />

Pablo Picasso<br />

21<br />

Foto: http://pixabay.com/


aus<br />

dem<br />

Kloster<br />

22


221.3.20<strong>15</strong><br />

Cella - der Film<br />

Am 18. März hatte uns ein Filmteam des NDR besucht<br />

und Aufnahmen und Interviews geführt. Dabei wurde der<br />

Schwerpunkt auf den Klosterladen und auf die Praxis für<br />

Atmung und Stimme gelegt. Auch in der Mittagshore haben<br />

sie gefilmt.<br />

Das Ergebnis wurde dann am 21. März, am Tag des Benediktsfestes,<br />

in der Sendung „Hallo Niedersachsen“ gezeigt.<br />

Film ab!<br />

23


Neue Aufgabe für Bruder David<br />

Bruder David übernimmt zukünftig die neue Aufgabe<br />

eines Social Media Managers für die Cella Sankt Benedikt,<br />

Hannover, und für die Abtei Königsmünster in<br />

Meschede. Seit 5 Jahren ist er bereits zuständig für die<br />

Öffentlichkeitsarbeit der Cella und wird nach Abschluss<br />

einer Qualifizierungsmaßnahme die Präsenzen des<br />

Klosters in den neuen sozialen Medien in Abstimmung<br />

mit der Abtei Königsmünster entwickeln und pflegen.<br />

Viele Menschen jeden Alters nutzen mittlerweile Kommunikationskanäle<br />

wie beispielsweise Facebook,<br />

Google Plus, Xing oder Twitter in ihrem Lebensalltag<br />

ganz selbstverständlich. Der Aufbau der professionellen<br />

Präsenz dort ist ein weiterer zeitgemäßer Schritt. Bruder<br />

David verfügt über langjährige Erfahrung im Online-<br />

Projektmanagement und kann diese in den neuen Arbeitsbereich<br />

einbringen. Er wird als Social Media Manager<br />

auch für externe Auftragsgeber zur Verfügung<br />

stehen und deshalb seine Tätigkeit im Cella Forum für<br />

Existentielle Beratung und Begleitung beenden.<br />

24


„Wir wissen nichts vom Tod, nichts als die eine Tatsache,<br />

daß wir "sterben" werden - aber was ist das,<br />

sterben? Wir wissen es nicht. So geziemt uns anzunehmen,<br />

daß es das Ende alles uns Vorstellbaren<br />

ist. Unsere Vorstellung ins Jenseits des Sterbens verlängern<br />

wollen, in der Seele vorwegnehmen wollen,<br />

was der Tod allein uns in der Existenz zu offenbaren<br />

vermag, scheint mir eine als Glaube verkleidete<br />

Ungläubigkeit zu sein. Der echte Glaube<br />

spricht: Ich weiß nichts vom Tod, aber ich weiß, daß<br />

Gott die Ewigkeit ist, und ich weiß dies noch, daß<br />

er mein Gott ist. Ob das, was wir Zeit nennen, uns<br />

jenseits unseres Todes verbleibt, wird uns recht unwichtig<br />

neben diesem Wissen, daß wir Gottes sind -<br />

der nicht "unsterbliche", sondern ewig ist. Statt unser<br />

Selbst uns lebend wiewohl tot vorzustellen, wollen<br />

wir uns auf einen wirklichen Tod bereiten, der<br />

vielleicht die Endschranke der Zeit, der aber, wenn<br />

es sich so verhält, gewiß die Schwelle der Ewigkeit<br />

ist.“<br />

Martin Buber, Nachlese, Heidelberg 1965<br />

25


Kultur<br />

26<br />

Foto: www.pixabay.com


Auf der folgenden Seite sehen Sie die Schmuckseite mit<br />

dem ersten Wort des Introitus vom Ostersonntag<br />

„Resurrexi“ aus dem Codex Einsiedeln 121 – mit St. Galler<br />

Neumen am oberen Seitenrand.<br />

27


28<br />

Quelle: Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Cod. 121, p. 205, http://www.e-codices.unifr.ch


„Resurrexi – et adhuc tecum…“<br />

„Auferstanden bin ich – und immer bei dir“, so erklingt<br />

am Ostermorgen die Weise des Gregorianischen Chorals<br />

in verhaltenem Ton. Kein Triumphgesang; denn das<br />

Unfassbare ist gleichzeitig unsagbar.<br />

Und dennoch spricht aus diesem Introitus die Zuversicht<br />

der fränkischen Kantoren des neunten Jahrhunderts:<br />

Was nicht gesagt werden kann, ist tatsächlich geschehen.<br />

Gott hat seinen Sohn, der sich für uns Menschen<br />

hingab, nicht im Tod gelassen, sondern ihn in eine<br />

neue, nie geahnte Daseinsweise auferweckt, die Zukunft<br />

verheißt:<br />

Mit dem leiblichen Tod ist eben nicht alles vorbei. Uns<br />

scheint vielmehr eine Zukunft auf, die nicht in Worte zu<br />

fassen, ja unbegreiflich ist und die wir daher nur glauben<br />

können. All dies klingt und schwingt mit beim Introitus<br />

des Ostermorgens.<br />

Auch wenn diese Ahnung nur verhallten erklingt, dürfen<br />

wir gläubig bekennen: Christus ist wahrhaft auferstanden.<br />

Halleluja.<br />

Bruder Nikolaus Nonn<br />

29


Klöster<br />

Orte<br />

30<br />

Foto: twinlili/pixelio.de


Kloster Oesede<br />

Wer von Hannover über die A30 nach Osnabrück fährt,<br />

kommt unweigerlich an Georgsmarienhütte vorbei und<br />

auch an Kloster Oesede, das an der Autobahn ausgeschildert<br />

ist.<br />

Es ist eines jener Klöster, die im Jahre 1803 im Rahmen<br />

des Reichsdeputationshauptschluss aufgehoben wurde.<br />

Die Gebäude gingen an die Klosterkammer, die Klosterkirche<br />

samt Kirchensilber und liturgischer Geräte durften<br />

von der Kirchengemeinde der Bauernschaft genutzt<br />

werden. Später kauften diese der Klosterkammer die<br />

Klostergebäude und die Kirche ab.<br />

Starkbier haben die Frauen dort gebraut - Schwestern<br />

und Nonnen. Wie es damals üblich war, konnten nur<br />

adelige Frauen Nonnen im engeren Sinne werden.<br />

Frauen aus Handwerksfamilien, dem Bürgertum, der<br />

Kaufmannschaft oder aus Bauersfamilien konnten<br />

Schwestern werden und waren daher mehr für die Versorgung<br />

des Klosters zuständig.<br />

31<br />

Foto: privat


Gebäude und Essen wurde vom Kloster bezahlt, alles<br />

andere musste eine jede Schwester selber verdienen<br />

und konnte das verdiente Geld auch behalten.<br />

So konnten sie Geld zusammenlegen, um weitere Häuser<br />

zu bauen. Auch am Kohleabbau waren die Frauen<br />

beteiligt.<br />

Im Jahre 1170 wurde das Kloster als erstes Frauenkloster<br />

im Landkreis Osnabrück gegründet und bestand<br />

633 Jahre lang. Wie so oft, war eine Stiftung aus dem<br />

Adel Anlass für die Gründung. Graf Ludolf von Oesede<br />

und seiner Frau Thedela stifteten das Kloster - nicht ohne<br />

Hintergedanken. Sie schufen damit für ihre Töchter,<br />

die nicht verheiratet werden konnten, eine sichere<br />

Heimstatt. So wurde die Tochter Goda, die vorher in einem<br />

anderen Kloster in der Nähe von Paderborn gelebt<br />

hatte, auch erste Priorin von Kloster Oesede. Ihre<br />

Schwester Reginwita wurde Küsterin.<br />

Die Bauern in der Umgebung mussten unentgeltliche<br />

Leistungen als Arbeitsdienste erbringen. Dazu zählten<br />

beispielsweise Hand- und Spanndienste.<br />

Foto: privat<br />

32


Eine Besonderheit findet man noch heute in der Klosterkirche,<br />

die als eine der wenigen Gebäude noch vorhanden<br />

ist. 1980 hat man nämlich ein sg.<br />

“Hagioscop” (griechisch hágios: heilig; skopein: sehen,<br />

betrachten) in der Kirchenwand freigelegt. Also eine Nische,<br />

mit der man auf den Altar sehen konnte. Das war<br />

vor allem für solche Menschen wichtig, die wegen einer<br />

Lepraerkrankung von der Gemeinschaft ausgeschlossen<br />

wurden. So hatten sie dennoch Anteil an den Gottesdiensten<br />

und insbesondere an der Wandlung während<br />

der Eucharistiefeier.<br />

Kloster Oesede zählt gewiss nicht zu den bedeutenden<br />

Stätten klösterlicher Lebens- und Gebetskultur. Aber<br />

wenn Sie das nächste mal auf der A30 fahren, dann<br />

denken Sie ganz einfach mal an die Hintergründe und<br />

Geschichte und an die Frauen, die dort gelebt und gebetet<br />

haben.<br />

33<br />

Foto: privat


Mensch?<br />

Mensch!<br />

34<br />

Foto: www.pixabay.com


Oscar Arnulfo Romero y Galdámez<br />

* <strong>15</strong>. August 1917 in Ciudad Barrios in El Salvador<br />

† 24. März 1980 in San Salvador in El Salvador<br />

Oscar Romero wurde 1977 zum Erzbischof von San<br />

Salvador ernannt und drei Jahre später von den<br />

„Todesschwadronen“ des Unrechtsregimes während eines<br />

Gottesdienstes ermordet. Romero wuchs in einfachen<br />

Verhältnissen auf und begann nach dem Internatsbesuch<br />

das Theologiestudium, das er in Rom abschloss.<br />

Die Politik in seiner Heimat war geprägt von<br />

der Unterdrückung der Arbeiter, der Bauern und des<br />

Klerus.<br />

Durch die Brutalität der Militärs und die unvorstellbare<br />

Armut und Not der Landbevölkerung veranlasst, änderte<br />

Romero seine konservative Haltung und positionierte<br />

sich zunehmend kritisch gegenüber den Machthabern.<br />

Ab Mitte der 1970er gehörte er zu den herausragenden<br />

Stimmen der lateinamerikanischen Befreiungstheologie:<br />

Er prangerte die Verbrechen der Militärs, der Regierung<br />

und der Oligarchie an.<br />

35


Zweimal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen erhielt<br />

er 1980 die Ehrendoktorwürde der belgischen Universität<br />

Leuwen. Anlässlich der Verleihung, sagte er: „Es<br />

gibt viele Menschen und Christen in El Salvador, die bereit<br />

sind, ihr Leben zu geben, damit die Armen Leben<br />

haben. Darin folgen sie Christus und machen ihren<br />

Glauben an ihn sichtbar. Sie sind eingefügt in die Welt<br />

– wie er –, sie werden verfolgt und bedroht – wie er –,<br />

sie geben ihr Leben – wie er –, und so geben sie Zeugnis<br />

vom ‚Wort des Lebens‘.“<br />

Einen Tag vor seiner Ermordung, wandte Romero sich<br />

seiner Predigt noch einmal direkt an die Angehörigen<br />

der Armee, der Nationalgarde und der Polizei: „Im Namen<br />

Gottes und im Namen dieses leidenden Volkes,<br />

dessen Wehklagen täglich eindringlicher zum Himmel<br />

steigen, flehe ich Sie an, bitte Sie inständig, ersuche ich<br />

Sie im Namen Gottes: Machen Sie der Repression ein<br />

Ende.“ – Am darauffolgenden Tag wurde er während<br />

der Messfeier am Altar erschossen.<br />

36


Oscar Romero war ein Wegbegleiter der Menschen und<br />

zählt heute für die Kirche der Armen zu den gefeiertsten<br />

Gestalten der Kirche Lateinamerikas. Er gilt als Heiliger<br />

des Volkes und Schutzpatron Amerikas. Am 23. Mai<br />

20<strong>15</strong> wird der „Bischof der Armen“ seliggesprochen.<br />

Bruder Nikolaus Nonn<br />

37


Fundstücke<br />

38<br />

Foto: www.pixabay.com


Bis vor einiger Zeit gehörte der „Ashram Jesu“ zur<br />

Deutschen Ordensoberenkonferenz (DOK) in Bonn und<br />

war als Ort spiritueller Fortbildung für Ordensleute angelegt.<br />

Inzwischen haben sich beide getrennt. Der „Ashram Jesu“<br />

ist nun selbständig, am Programm hat sich meines<br />

Wissens aber nichts geändert.<br />

Was findet man nun auf der Seite? Zunächst sind es Seminare,<br />

Kurse und Angebote. Besonders wird die Seite<br />

aber durch die zahlreichen Texte und Predigten, die<br />

wertvoll und hilfreich auf einem geistlichen Weg sein<br />

können.<br />

Dabei ist vor allem der weite Kreis von Dichtern und<br />

geistlichen Schriftsteller hervorzuheben. Quer durch die<br />

Weltreligionen stehen lyrische Texte zur Verfügung.<br />

Auch die beiden Ashram-Kochbücher sollen nicht unerwähnt<br />

bleiben. Sie bieten zahlreiche vegetarische Rezepte<br />

an, die man m.E. gut nachkochen kann.<br />

Eine sehr vielfältige Seite, die es sich anzuschauen<br />

lohnt.<br />

Bruder David Damberg<br />

39<br />

Foto: www.pixabay.com


Lass deine Liebe<br />

auf meiner Stimme<br />

wie auf einer Harfe spielen<br />

und in meinem Schweigen ruhen.<br />

Lass mein Leben<br />

Deine Liebe in sich tragen<br />

wie die Harfe ihre Musik<br />

bis ich beides vereint<br />

dir zurückgebe.<br />

Tagore<br />

41


Weisheit<br />

42<br />

Foto: Hans-Jürgen Spengemann/pixelio.de


Du meine heilige Einsamkeit,<br />

du bist so reich und rein und weit<br />

wie ein erwachender Garten.<br />

Meine heilige Einsamkeit du -<br />

halte die goldenen Türen zu,<br />

vor denen die Wünsche warten.<br />

R. M. Rilke<br />

43<br />

Foto: Hans-Jürgen Spengemann/pixelio.de


Impressum<br />

44<br />

Foto: Dieter Schütz/pixelio.de


Cella Sankt Benedikt<br />

Voßstraße 36<br />

30161 Hannover<br />

Telefon (0511) 962 88-0<br />

Telefax (0511) 962 88-11<br />

Email cella@t-online.de<br />

Träger der Cella Sankt Benedikt ist die<br />

Vereinigung der Benediktiner<br />

zu Meschede e.V.<br />

Abtei Königsmünster<br />

Klosterberg 11<br />

59872 Meschede<br />

Tel. 0291 / 2995 - 0<br />

Vertretungsberechtigter:<br />

Abt Aloysius Althaus OSB<br />

Email abt@koenigsmuenster.de<br />

Eingetragen im Vereinsregister:<br />

Amtsgericht Arnsberg VR 50536<br />

Foto: Dieter Schütz/pixelio.de<br />

45


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