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den Reisebericht von Hauy im PDF-Format gibt ... - heike-und-gert.de

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Mit <strong>de</strong>m Motorrad nach Polen<br />

(<strong>Reisebericht</strong> <strong>von</strong> Ludwig Hauhoff)<br />

1. Tag ­ Dienstag<br />

Bocholt ­ Eibau 725 km<br />

Von Bocholt bis Eibau verläuft die Fahrt größtenteils über die Autobahn. Eibau liegt <strong>im</strong> südöstlichsten Zipfel <strong>von</strong><br />

Deutschland, nahe <strong>de</strong>r polnischen Grenze. Dort übernachten wir in <strong>de</strong>m Hotel “In <strong>de</strong>r alten Näherei”. Das Hotel<br />

wird vom “Tourenfahrer” empfohlen.<br />

2. Tag ­ Mittwoch<br />

Eibau ­ Jelenia Gora ­ Walbrzych ­ Paczkow 258 km<br />

Über Landstraßen verlief die Fahrt ohne große Probleme bis zu einem Campingplatz am See “Otmuchkowskie”.<br />

Landschaftlich <strong>gibt</strong> es nichts aufregen<strong>de</strong>s zu sehen. Am See sind wir mit unseren Motorrä<strong>de</strong>rn die Attraktion.<br />

Umringt <strong>von</strong> Kin<strong>de</strong>rn müssen wir Fragen beantworten. Ein Mann spricht mich in einem guten Deutsch an. Er sei<br />

vor einiger Zeit in Bocholt gewesen <strong>und</strong> habe dort “schwarz” gearbeitet. Die Gegend um Bocholt kenne er ganz<br />

gut. Nach<strong>de</strong>m Ruhe eingekehrt ist, schlagen wir unser Zelt auf <strong>und</strong> bereiten unser Aben<strong>de</strong>ssen vor.<br />

3. Tag ­ Donnerstag<br />

Paszkow ­ Wisla ­ Nysa ­ Ratibor ­ Rybnic 353 km<br />

Hier entschei<strong><strong>de</strong>n</strong> wir uns die Route zu än<strong>de</strong>rn. Ursprünglich wollten wir entlang <strong>de</strong>r Weichsel bis Danzig fahren.<br />

Aber <strong>de</strong>r Weg bis hier zeigte keine aufregen<strong><strong>de</strong>n</strong> Bil<strong>de</strong>r. Nach einigem Hin <strong>und</strong> Her machen wir uns jetzt auf <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Weg in die Beski<strong><strong>de</strong>n</strong>. Dieser Gebirgszug zieht sich entlang <strong>de</strong>r südlichen polnischen bis zur ukrainischen<br />

Grenze. Dieser Teil Polens ist uns Westtouristen nicht bekannt, eigentlich zu Unrecht, wie uns die Bil<strong>de</strong>r zeigen.<br />

Von Wisla geht es über gut ausgebaute Landstraßen nach Rysbarzowic, Zywiec, Makow Podhalanski bis<br />

Zawoja. Dort suchen wir uns in einer privaten Pension ein Z<strong>im</strong>mer. Die Motorrä<strong>de</strong>r wer<strong><strong>de</strong>n</strong> in einer Garage<br />

untergestellt.<br />

Hier in Zawoja fangen die Beski<strong><strong>de</strong>n</strong> an. Die ersten Kilometer zeigten uns eine Landschaft ähnlich wie <strong>im</strong><br />

Schwarzwald. Hier wer<strong><strong>de</strong>n</strong> die Straßen teilweise so schlecht, dass ich Angst um meine Koffer habe. Material <strong>und</strong><br />

Fahrer wer<strong><strong>de</strong>n</strong> hier arg strapaziert.<br />

4. Tag ­ Freitag<br />

Zawoja ­ Zakopane ­ Nowy Targ ­ Tylawa 281 km<br />

In Chocholow machen wir die ersten Bil<strong>de</strong>r. Dort stehen noch alte Blockhäuser. Das Dorf ist sauber <strong>und</strong><br />

aufgeräumt. Auf <strong>de</strong>r Fahrt in Richtung Osten sehen wir rechts <strong>und</strong> links <strong>de</strong>r Straße seltsame Gerüste stehen. Sie<br />

sehen aus wie lange Leitern. Bei näherem Hinsehen erkennen wir, dass hier Erdöl geför<strong>de</strong>rt wird. Be<strong>im</strong><br />

Nachschlagen in einem Reiseführer fin<strong><strong>de</strong>n</strong> wir <strong><strong>de</strong>n</strong> Hinweis, dass hier die ersten <strong>und</strong> ältesten Erdölfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Welt sind. Erschlossen wur<strong><strong>de</strong>n</strong> diese um 1835 <strong>und</strong> sind heute noch teilweise in Betrieb.<br />

Auf <strong>de</strong>r Fahrt durch die Dörfer müssen wir auch eine Furt durchqueren. Bei 35 C <strong>im</strong> Schatten ist dieses eine<br />

willkommene Abkühlung. Lei<strong>de</strong>r nur zu kurz.<br />

5. Tag ­ Samstag<br />

Tylawa ­ Daliaowa ­ Komanca ­ Cisna ­ ukrainische Grenze 228 km


Übernachtet haben wir auf einem Naturcampingplatz. Morgens fahren wir in Richtung Osten. Der Wettergott<br />

meint es zu gut mit uns. Um 10.00 Uhr ist es schon fast 28 C warm. Über Berge <strong>und</strong> durch Wäl<strong>de</strong>r durchfahren<br />

wir eine w<strong>und</strong>erschöne Landschaft. 300 Meter vor <strong>de</strong>r ukrainischen Grenze wer<strong><strong>de</strong>n</strong> wir höflich aber best<strong>im</strong>mt <strong>von</strong><br />

einem polnischen Grenzer gestoppt <strong>und</strong> zurückgeschickt. Im nächsten Dorf biegen wir nach Nor<strong><strong>de</strong>n</strong> ab. Auf<br />

einem Abstecher nach Tarnawa Nizna ist die Straße so schlecht, dass ich zwei Wasserflaschen verliere. Wie<strong>de</strong>r<br />

zurück auf <strong>de</strong>r Hauptstraße fahren wir bis Bereznica Wyzna <strong>und</strong> suchen uns einen Campingplatz am See.<br />

6. Tag ­ Sonntag<br />

B. Wyzna ­ Lesko ­ Tylawa 192 km<br />

An diesem Tag fahren wir durch Wäl<strong>de</strong>r <strong>und</strong> suchen geeignete Fotomotive. Das ist nicht schwer. Licht <strong>und</strong> auch<br />

Motive sind reichlich vorhan<strong><strong>de</strong>n</strong>. Am Abend fahren wir wie<strong>de</strong>r <strong><strong>de</strong>n</strong> Campingplatz in Tylawa an. Der Besitzer<br />

begrüßt uns wie<strong>de</strong>r herzlich. Der Platz ist bis auf eine kleine Fläche, gera<strong>de</strong> ausreichend für unser Zelt, <strong>von</strong><br />

Tschechen belegt. Diese sind mit einem Bus auf Urlaubsreise <strong>und</strong> zelten abends auf Campingplätzen. An<br />

diesem Tag hat mir die Hitze (bis 36 C) ganz schön zu schaffen gemacht. Als es dämmert, gehe ich in <strong>de</strong>m<br />

nahegelegenen Fluss schw<strong>im</strong>men. Auf diese Abkühlung habe ich mich <strong><strong>de</strong>n</strong> ganzen Tag gefreut. Anschließend<br />

verkrieche ich mich h<strong>und</strong>emü<strong>de</strong> in meinen Schlafsack. Am Horizont blitzt es taghell <strong>und</strong> leuchtet die <strong>im</strong> Sü<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

liegen<strong><strong>de</strong>n</strong> Berggipfel aus. Der H<strong>im</strong>mel über uns ist sternenklar. Scha<strong>de</strong> das wir morgen weiter Richtung Krakau<br />

müssen.<br />

7. Tag ­ Montag 331 km<br />

Tylawa ­ Krosno ­ Gorlice ­ Nowy Sacz ­ Rabka ­ Bialka ­ Zawoja<br />

Auf <strong>de</strong>m Weg nach Krakau durchfahren wir <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r schöne saubere Dörfer. Mich w<strong>und</strong>ert <strong>de</strong>r gute<br />

Zustand dieser alten Bauernhäuser. Es ist Erntezeit <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r kommen uns Pfer<strong>de</strong>fuhrwerke entgegen.<br />

Ich habe das Gefühl, als wenn die Zeit hier stehen geblieben ist. Natürlich <strong>gibt</strong> es auch mo<strong>de</strong>rne<br />

Erntemaschinen. Diese sind aber sehr selten zu sehen. Am späten Abend lan<strong><strong>de</strong>n</strong> wir wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Pension in<br />

Zawoja.<br />

8. Tag ­ Dienstag 277 km<br />

Zawoja ­ Krakau<br />

Die Fahrt nach Krakau verläuft wie<strong>de</strong>r ohne große Zwischenfälle. Die Landschaft wechselt allmählich. Es wird<br />

zusehends flacher. An <strong>de</strong>r Stadtgrenze <strong>von</strong> Krakau versuchen wir ein Hotel zu bekommen. Nach mehreren<br />

Versuchen klappt es endlich. Die Motorrä<strong>de</strong>r wer<strong><strong>de</strong>n</strong> vorsorglich abgerüstet <strong>und</strong> auf einen Hof hinter <strong>de</strong>m Hotel<br />

abgestellt.<br />

9. Tag ­ Mittwoch 565 km<br />

Morgens fahren wir in die Innenstadt <strong>von</strong> Krakau. Nach einigem Suchen fin<strong><strong>de</strong>n</strong> wir einen bewachten Parkplatz.<br />

Die Wächter sind fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> weisen uns einen Platz direkt in ihrer Nähe zu. Am Marktplatz machen wir einige<br />

Fotos <strong>und</strong> durchstreifen anschließend die Innenstadt. Gegen 14.00 Uhr sind wir auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Weg in Richtung<br />

Oswiem (Auschwitz). Nach etwa 50 km über die Autobahn erreichen wir die Stadt. Dort besuchen wir das<br />

Konzentrationslager Birkenau I. Ich gehe mit gemischten Gefühlen <strong><strong>de</strong>n</strong> Weg bis zu <strong><strong>de</strong>n</strong> ersten Baracken. Ohne<br />

ein Wort zu sprechen durchstreifen wir dieses Lager. Meine Gefühle über diese Ge<strong><strong>de</strong>n</strong>kstätte kann ich hier mit<br />

Worten nicht wie<strong>de</strong>rgeben.<br />

Nach einer kleinen Pause vor <strong>de</strong>m Haupteingang machen wir uns auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Weg Richtung Deutschland. Endlich<br />

gegen Mitternacht kommen wir in Eibau an. In <strong>de</strong>r alten Näherei wartet <strong>de</strong>r Wirt auf uns. Nach einer Flasche Bier<br />

fallen wir mü<strong>de</strong> ins Bett.<br />

10. Tag ­ Donnerstag 725 km


Eibau ­ Bocholt<br />

Jetzt steht die letzte Etappe an. Wir verabschie<strong><strong>de</strong>n</strong> uns <strong>von</strong> <strong>de</strong>r “Alten Näherei“. Ausschließlich über die<br />

Autobahn geht es Richtung Westen. In Werl verabschie<strong>de</strong>t sich Andreas <strong>von</strong> mir. Ich habe jetzt noch eine<br />

St<strong>und</strong>e Fahrt vor mir. Gegen 20.00 Uhr bin ich wie<strong>de</strong>r zu Hause.<br />

Da ich mich während <strong>de</strong>r Fahrt nicht rasiert habe, meint meine Tochter bei <strong>de</strong>r Begrüßung; “Jetzt siehst du aber<br />

50 Jahre älter aus”.<br />

Auf dieser Fahrt konnte ich meine Vorurteile über Bord werfen. Es ist ein Land, was unserer Zeit hinterherhinkt,<br />

aber auf <strong>de</strong>m besten Weg ist, diese aufzuholen. Natürlich <strong>gibt</strong> es noch große Probleme, aber man be<strong><strong>de</strong>n</strong>ke, dass<br />

es vor etwa 10 Jahren für uns kaum möglich war sich in diesem Land frei zu bewegen. Die Bevölkerung war uns<br />

gegenüber <strong>im</strong>mer hilfsbereit <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich.

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