ZAHNÄRZ TEBLATT

30.03.2015 Aufrufe

MÄRZ 2015 N I E D E R S Ä C H S I S C H E S ZAHNÄRZ TEBLATT 4 Signifikante Verbesserung der Mundgesundheit von pflegebedürftigen Senioren 10 Kurz vor dem Referentenentwurf – Bekämpfung der Korruption im Gesundheitswesen 28 Adhäsion in der Zahnheilkunde – Hinweise der Wissenschaft für die tägliche Praxis 32 Säurebedingte Zahnhartsubstanzdefekte

MÄRZ 2015<br />

N I E D E R S Ä C H S I S C H E S<br />

<strong>ZAHNÄRZ</strong> <strong>TEBLATT</strong><br />

4 Signifikante Verbesserung<br />

der Mundgesundheit<br />

von pflegebedürftigen<br />

Senioren<br />

10 Kurz vor dem<br />

Referentenentwurf –<br />

Bekämpfung<br />

der Korruption im<br />

Gesundheitswesen<br />

28 Adhäsion in der<br />

Zahnheilkunde –<br />

Hinweise der Wissenschaft<br />

für die tägliche Praxis<br />

32 Säurebedingte<br />

Zahnhartsubstanzdefekte


Aufruf an alle Zahnarztpraxen Niedersachsens:<br />

Bitte unterstützen Sie<br />

unsere Hilfsmaßnahmen<br />

Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege!<br />

Die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ) bittet Sie um Ihre Unterstützung.<br />

Als berufsständische Hilfsorganisation – vom Zahnarzt Carl-Heinz Bartels vor mehr als 25 Jahren in Göttingen<br />

gegründet – hat sie in dieser Zeit dringend benötigte Hilfe im Wert von über 30 Millionen Euro weltweit und<br />

hier in Deutschland leisten können. Über diese zahlreichen Hilfsmaßnahmen berichten Artikel regelmäßig<br />

im Niedersächsischen Zahnärzteblatt, Zahnärztliche Mitteilungen, Die Zahnarzt Woche u.a. sowie unsere<br />

Homepage unter www.stiftung-hdz.de.<br />

Wir können aber nur helfen, wenn unsere Kollegenschaft das HDZ auch (weiterhin) unterstützt.<br />

Noch sind die (Alt-) Goldspenden neben Geldspenden unsere wichtigsten Ressourcen.<br />

Das Verfahren der HDZ-Altgoldsammlung ist – wie Sie sicherlich wissen – denkbar einfach:<br />

Sie überreichen dem Patienten sein Altgold (Krone, Brücke), einen HDZ-Flyer und die Versandtasche<br />

und bitten ihn, mit seiner Altgoldspende das HDZ zu unterstützen.<br />

Der so motivierte Spender erhält vom HILFSWERK – falls gewünscht – eine Spendenbescheinigung<br />

und noch mehr Informationen.<br />

Dieses Verfahren befreit Ihre Praxis von einer Reinigung und Verrechnung des Materialwerts. Der Patient<br />

entscheidet über die Verwendung seines Altgoldes selbst und die Spende wird – ohne Abzüge durch<br />

Scheidekosten – einem wohltätigen Zweck zugeführt.<br />

Das Kuratorium der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte wacht über die satzungsgemäße Verwendung der<br />

Mittel und Transparenz. Die Bilanzen der Stiftung werden von der Bundeszahnärztekammer, der Stiftungsbehörde<br />

Braunschweig und vom Finanzamt Göttingen geprüft und sind auf<br />

der Homepage veröffentlicht.<br />

Gern senden wir Ihnen Flyer und Versandtaschen zu. Wenn<br />

Sie Fragen dazu haben, kontaktieren Sie uns bitte. Auf unserer<br />

Homepage finden Sie unter Download das entsprechende<br />

Formular. http://www.stiftung-hdz.de/spendeninformation<br />

Wir sind uns bewusst, dass unsere Hilfen das Elend in dieser<br />

Welt nicht beseitigen werden. Doch gemeinsam können wir<br />

die vielen sozialen Brennpunkte – hier und dort – menschlicher<br />

gestalten.<br />

Dafür steht das HDZ und ist Ihr bewährter und dankbarer Partner.<br />

Mit freundlichen, kollegialen Grüßen<br />

Dr. Klaus Winter<br />

Foto: © drubig-photo/Fotolia.com<br />

Kontakt<br />

Stiftung Hilfswerk Deutscher<br />

Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete<br />

Hagenweg 2 L, 37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 600233, Fax 0551 600313<br />

HDZ-Spendenkonto<br />

Deutsche Apotheker- und Ärztebank<br />

Konto: 000 4444 000 (BLZ 300 606 01)<br />

IBAN: DE28 3006 0601 0004 4440 00<br />

BIC (SWIFT-Code): DAAEDEDD<br />

www.stiftung-hdz.de


Unverschlüsselt<br />

Foto: NZB-Archiv<br />

E D I T O R I A L<br />

Anlässlich der Einführung der zweijährigen<br />

„Gewährleistung“ als Kostendämpfungsmaßnahme<br />

zu Lasten der Zahnärzte ohne Änderung der<br />

Rechtsstellung eines Dienstvertrages (so der Gesetzgeber)<br />

beeindruckte ein längst verstorbener, wortgewandter<br />

Kollege aus Wolfsburg auf einer Kreisstellenversammlung<br />

mit folgender Erzählung: Eine Patientin habe einen Schneidekantenaufbau<br />

verloren und begehrte die Wiederherstellung.<br />

Er habe ihr daraufhin erklärt, das ginge nicht, dafür<br />

könne er keine „Gewähr“ übernehmen. Eine Krone könne<br />

er auch nicht anfertigen lassen, auch dafür könne er keine<br />

„Gewähr“ übernehmen. Unter den Bedingungen der<br />

gesetzlichen Regelungen im SGB V könne er den Zahn nur<br />

extrahieren. Auf die Frage der Patientin, ob er den Aufbau<br />

dann privat erneuern könne, habe er geantwortet: Jetzt<br />

haben Sie das Prinzip verstanden!<br />

Natürlich entsprechen die heroischen Schilderungen auf<br />

Versammlungen nicht immer dem vollen Wahrheitsgehalt,<br />

aber dennoch war der Kollege sozusagen ein Vorreiter der<br />

Defensivmedizin, wie sie als Ergebnis von übertriebenen<br />

Qualitätsbestrebungen etlicher Systemtheoretiker im<br />

Elfenbeinturm resultiert. Wenn sich die Bezahlung nach<br />

„rankings“ ausrichtet, dann überweist ein Krankenhaus<br />

eben Risiken an die Hochschule, ehe es sich das „ranking“<br />

verdirbt!<br />

Trotzdem werden unverdrossen solche qualitätsorientierten<br />

Honorierungen auch für den ambulanten Bereich gefordert,<br />

natürlich mit regelmäßiger „Aktualisierung“ des rankings.<br />

In diesem Zusammenhang muss man das Urteil des<br />

Bundessozialgerichtes sehen, das die Entscheidung des<br />

Bundesschiedsamtes für nichtig erklärt hat, wonach den<br />

Kassen für ihre Aufgaben verschlüsselte Zahnarztnummern<br />

bei der Abrechnungsübermittlung genügten und eine<br />

Entschlüsselung nur im konkreten Einzelfall vorzunehmen<br />

sei, z.B. bei Verdacht auf Falschabrechnung, o.ä.<br />

Seit Anfang dieses Jahres muss also auch die KZV Niedersachsen<br />

zusammen mit jeder Abrechnung die unverschlüsselte<br />

zugehörige Zahnarztnummer übermitteln!<br />

Im Rahmen der letzten Vertreterversammlung der KZVN<br />

haben wir darüber diskutiert, ob damit die seit vielen<br />

Jahren bekämpften Tagesprofile Realität sind. Mag sein,<br />

dass die Theoretiker im Elfenbeinturm das immer noch<br />

anstreben, und bei den Ärzten gibt das ja vielleicht auch<br />

noch einen theoretischen Sinn: Eine dreißigminütige Untersuchung<br />

kann nun einmal maximal 48 mal am Tag abgerechnet<br />

werden. Dazu müssten die Kassen aber alle ihre<br />

Daten zusammenführen, und dazu fehlt derzeit noch(!) die<br />

gesetzliche Grundlage. Außerdem fehlen auch noch die<br />

Daten der Privatpatienten für ein Tagesprofil.<br />

Bei den Zahnärzten gibt es kaum Zeitvorgaben. Wenn es<br />

nicht so traurig wäre, könnte man sich im Nachhinein ja<br />

fast freuen über die damalige „Dänenstudie“, die mit dem<br />

Ziel einer BEMA-Abwertung zu dem Ergebnis kam, ein<br />

Zahnarzt benötigt für das Präparieren einer Krone 3 Minuten,<br />

den Rest erledigen Mitarbeiter! Danach könnten an einem<br />

8-Stunden-Tag 160 Kronen präpariert werden, ehe man<br />

auffällig wird – absurd!<br />

Für mich birgt die unverschlüsselte Zahnarztnummer eine<br />

näherliegende Gefahr: Die einzelne Kasse kann nun<br />

„Zahnarzthistorien“ erstellen und für ihre Versicherten z.B.<br />

beantworten, wie viele Zähne innerhalb eines beliebigen<br />

Zeitraumes nach endodontischer Behandlung extrahiert<br />

worden sind.<br />

Das berücksichtigt zwar nicht alle Umstände der Behandlung,<br />

auch nicht z.B. soziologische Hintergründe, Wünsche der<br />

Patienten, usw., kann aber in den Köpfen von Theoretikern<br />

trotzdem ein geeignetes Kriterium z.B. für Selektivverträge<br />

sein, deren Abschlüsse für die Kassen gerade mit der aktuellen<br />

Gesetzgebung erleichtert werden sollen.<br />

Hoffen wir, dass sich dort die bisherige pragmatische Ansicht<br />

weiterhin durchsetzt, dass Selektivverträge im zahnärztlichen<br />

Bereich nicht der Weisheit letzter Schluss sind!<br />

Ansonsten müsste jeder Zahnarzt für sich entscheiden, wie<br />

weit er dem Beispiel des oben zitierten Kollegen folgen<br />

will.<br />

Unabhängig davon lehnen wir den gläsernen Zahnarzt<br />

genau so ab, wie es jede Gruppe für sich tut!<br />

Wie sagte der Leiter des Unabhängigen Landeszentrums<br />

für den Datenschutz in Schleswig-Holstein, Dr. Thilo Weichert:<br />

„Die Ärzte wollen nicht von den Krankenkassen kontrolliert<br />

werden, und sie haben Recht!“<br />

ß<br />

—<br />

Dr. Thomas Nels<br />

Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | E D I T O R I A L<br />

1


I M P R E S S U M<br />

NIEDERSÄCHSISCHES <strong>ZAHNÄRZ</strong><strong>TEBLATT</strong> – 50. Jahrgang<br />

Monatszeitschrift niedersächsischer Zahnärztinnen und Zahnärzte mit<br />

amtlichen Mitteilungen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen<br />

(KZVN), erscheint elfmal jährlich, jeweils zum 15. eines jeden Monats.<br />

HERAUSGEBER<br />

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Niedersächsisches Zahnärzteblatt (NZB),<br />

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Heft 05 / 15: 13. April 2015<br />

Heft 06 / 15: 11. Mai 2015<br />

Heft 07 / 15: 11. Juni 2015<br />

4<br />

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2 I M P R E S S U M | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


10<br />

12<br />

40<br />

E D I T O R I A L<br />

EDITORIAL<br />

1 Dr. Thomas Nels:<br />

Unverschlüsselt<br />

POLITISCHES<br />

4 Parallelen zu „AundB“ auch in<br />

Niedersachsen möglich<br />

4 Signifikante Verbesserung<br />

der Mundgesundheit von<br />

pflegebedürftigen Senioren<br />

8 Manche Denken Kontraproduktiv<br />

9 KZBV-App „Zahnarztsuche“<br />

10 Kurz vor dem Referentenentwurf<br />

Bekämpfung der Korruption im<br />

Gesundheitswesen<br />

12 Der Entwurf des Korruptionsgesetzes<br />

für Berufsgruppen des Gesundheitswesens<br />

verursacht Verleumdung!<br />

13 Heilberufe nicht unter<br />

Generalverdacht stellen<br />

KZBV und BZÄK zum Referentenentwurf<br />

für ein Gesetz zur Bekämpfung der<br />

Korruption im Gesundheitswesen<br />

FACHLICHES<br />

16 Neue Begriffe in der restaurativen<br />

Zahnerhaltung<br />

28 Adhäsion in der Zahnheilkunde –<br />

Hinweise der Wissenschaft für die<br />

tägliche Praxis<br />

32 Säurebedingte<br />

Zahnhartsubstanzdefekte<br />

Erosionen – von der Diagnose<br />

zur Therapie<br />

38 Vorsicht ist besser als Nachsicht<br />

Brandschutz in der Zahnarztpraxis<br />

TERMINLICHES<br />

45 Termine<br />

PERSÖNLICHES<br />

45 Dienstjubiläen in der KZVN<br />

KZVN<br />

46 Niederlassungshinweise<br />

KLEINANZEIGEN<br />

48 Kleinanzeigen<br />

32<br />

T E R M I N L I C H E S I N T E R E S S A N T E S F A C H L I C H E S P O L I T I S C H E S<br />

40 IT Sicherheit in der Zahnarztpraxis –<br />

so schützen Sie Ihre Daten vor<br />

unbefugten Zugriffen<br />

41 15 Jahre Motor und Herz in der LAGJ<br />

Dr. Andrea Barth wird verabschiedet<br />

P E R S Ö N L I C H E S<br />

42 Braunschweiger Zahnärzteball –<br />

zum 45. Mal ein rauschendes Fest<br />

43 Rechtstipp: Wenn der Patient seiner<br />

Zahlungsverpflichtung nicht nachkommt<br />

– Mahngebühren/Verzugszinsen<br />

K Z V N<br />

44 Aktuelles aus der Rechtsprechung<br />

K L E I N A N Z E I G E N<br />

I N H A LT<br />

28<br />

© Fotos Titel/Inhaltsverzeichnis: NZB-Archiv; Alexander Raths/Fotolia.com; Prof. Dr. Mutlu Özcan; PD Dr. Nadine Schlüter, Prof. Dr. Carolina Ganß; Ingo Bartussek/Fotolia.com<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | I N H A L T<br />

3


Parallelen zu „AundB“ auch<br />

in Niedersachsen möglich<br />

Der nachfolgende Artikel aus dem Zahnärzteblatt<br />

Baden-Württemberg, Februar-Ausgabe<br />

2015, berichtet von den Ergebnissen einer vom<br />

Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen<br />

und Senioren des Landes Baden-Württemberg im Jahr<br />

2011 initiierten Studie mit dem Arbeitstitel „Evaluation des<br />

Gesundheitszustandes, der Lebensqualität und der ärztlichen<br />

Versorgungssituation von Menschen in Pflegeheimen sowie<br />

der Akzeptanz und Wirksamkeit von Interventionskonzepten<br />

zu ihrer Verbesserung“. Dem Engagement der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg, insbesondere dem<br />

Arbeitskreis für Alterszahnheilkunde und Behindertenbehandlung<br />

ist es zu verdanken, dass auch zahnmedizinische<br />

Fragestellungen in die Studie aufgenommen wurden.<br />

Nun ist Baden-Württemberg nicht Niedersachsen und<br />

Baden-Württemberg dank des Engagements der Landeszahnärztekammer<br />

auch auf dem Gebiet der zahnmedizinischen<br />

Betreuung von pflegebedürftigen älteren Menschen<br />

und Menschen mit Behinderungen („AundB“-Konzepte)<br />

seit Jahren in der Umsetzung von dort vor Jahren schon<br />

erarbeiteten Konzepten durch die Kollegenschaft deutlich<br />

weiter, als wir dies in Niedersachsen sind. Dennoch kann<br />

man sicherlich Parallelen aus den Ergebnissen der Studie<br />

aus dem Flächenland Baden-Württemberg für das Flächenland<br />

Niedersachsen ableiten. Und mit diesen Ergebnissen<br />

und den daraus gewonnenen Erkenntnissen lassen sich<br />

sicherlich die nun auch in Niederachsen für die Kollegenschaft<br />

durch engagierte und in „AundB-Zahnmedizin“<br />

erfahrene Kolleginnen und Kollegen erarbeiteten und<br />

vorgelegten Konzepte zur präventiven Betreuung von<br />

pflegebedürftigen alten Menschen und Menschen mit<br />

Behinderungen effektiver und schneller zum Wohle der<br />

bedürftigen Patienten umsetzen. Dass in Niedersachsen<br />

auf dem Gebiet gegenüber beispielsweise Baden-Württem-<br />

© Alexander Raths/Fotolia.com<br />

Signifikante Verbesserung der<br />

Mundgesundheit von<br />

pflegebedürftigen Senioren<br />

INTERDISZIPLINÄRE STUDIE DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS HEIDELBERG<br />

Die Versorgungssituation und der Mundgesundheitszustand<br />

von institutionalisierten Senioren werden oftmals<br />

als verbesserungswürdig eingestuft; der zahnärztliche<br />

Behandlungsbedarf ist hoch und unerkannt. Repräsentative<br />

Daten zur Versorgungslage dieser vulnerablen<br />

Bevölkerungsgruppe fehlen. Aus dieser Motivation<br />

heraus hat das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung,<br />

Familie, Frauen und Senioren des Landes Baden-Württemberg<br />

im Jahr 2011 eine Studie mit dem Arbeitstitel „Evaluation<br />

des Gesundheitszustandes, der Lebensqualität<br />

und der ärztlichen Versorgungssituation von Menschen<br />

in Pflegeheimen sowie der Akzeptanz und Wirksamkeit<br />

von Interventionskonzepten zu ihrer Verbesserung“,<br />

kurz: „EVI-P“ initiiert.<br />

Das Forschungsprojekt soll insbesondere repräsentative<br />

Daten zur medizinischen und zahnmedizinischen Situation<br />

von kognitiv eingeschränkten, stark pflegebedürftigen<br />

Senioren liefern. Mit den zahnmedizinischen Forschungsarbeiten<br />

wurde die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Peter Ram-<br />

4 P O L I T I S C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


erg noch Nachholbedarf bestehen wird, kann man vielleicht<br />

daran ermessen, dass – einer zm-online-Meldung<br />

vom 29. Januar zufolge – in dem „neuen” Bundesland<br />

Sachsen-Anhalt bereits 150 Kooperationsverträge zwischen<br />

Zahnärzten und den 460 Pflegeheimen des Landes<br />

geschlossen wurden (http://www.zm-online.de/home/<br />

zahnmedizin/Vom-Patenschaftszahnarzt-zum-Kooperationspartner_270421.html),<br />

während in Niedersachsen<br />

Mitte Februar der Kassenzahnärztlichen Vereinigung 120<br />

geschlossene Verträge gemeldet worden waren bei gut<br />

viermal so vielen Pflegeheimen wie in Sachsen-Anhalt<br />

(Stand 2011).<br />

Es wäre aber nicht richtig, die Anzahl der geschlossenen<br />

Kooperationsverträge als alleiniges Indiz für die Breitenwirksamkeit<br />

von Betreuungskonzepten durch die Kollegenschaft<br />

sowie die Akzeptanz von Pflegeeinrichtungen für<br />

zahnärztliche Betreuungsbemühungen zu nehmen. Denn,<br />

und das darf nicht vergessen werden, es findet auch –<br />

und zudem durch sehr viele, engagierte Kolleginnen und<br />

Kollegen – seit vielen Jahren eine zahnmedizinische<br />

Betreuung von pflegebedürftigen älteren Menschen und<br />

Menschen mit Behinderungen auf Basis vieler individueller<br />

Konzepte mit den unterschiedlichsten Herangehensweisen<br />

statt.<br />

Dieser schon betriebene Betreuungsaufwand ist aktuell nicht<br />

zu beziffern, unter anderem, weil vielfach Leistungen aus<br />

rein ethischer Motivation heraus erbracht und mangels vertraglicher<br />

Regelungen nicht abgerechnet werden konnten.<br />

Wünschenswert wäre auch für Niedersachsen eine Studie<br />

ähnlich der in Baden-Württemberg in 2011 initiierten, die<br />

den status praesens in der Zielgruppe ermittelt und gleichzeitig<br />

durch intelligentes Studiendesign ermöglicht, aus<br />

den gewonnenen Ergebnissen flankierende Hilfestellungen<br />

für eine möglichst schnelle und breite Umsetzung<br />

der präventiven und zahnmedizinischen Betreuung von<br />

pflegebedürftigen alten Menschen und Menschen mit<br />

Behinderungen in Niedersachsen zu bieten.<br />

ß<br />

P O L I T I S C H E S<br />

—<br />

Dr. Wilhelm Bomfleur, Schüttorf<br />

Vorsitzender der Arbeitsgruppe A+B Konzept der KZVN<br />

Vorsitzender der Arbeitsgruppe Zahnärztliche<br />

Behindertenhilfe in Niedersachsen e.V.<br />

Nachhaltige Verbesserung. Das Forschungsteam stellte fest, dass<br />

sich die Mundgesundheit durch Interventionen wie zahnärztliche<br />

Schulungen des Pflegepersonals sowie Einrichtung von Ultraschallbädern<br />

zur Prothesenreinigung nachhaltig verbessern lässt.<br />

melsberg, Dr. Andreas Zenthöfer und Prof. Dr. Alexander<br />

Hassel (Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Universitätsklinikum<br />

Heidelberg) beauftragt. Es ist unter anderem<br />

dem Engagement der Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg und dem Arbeitskreis für Alterszahnheilkunde<br />

und Behindertenbehandlung Baden- Württemberg (Dr. Elmar<br />

Ludwig) zu verdanken, dass auch zahnmedizinische Fragestellungen<br />

in die Studie aufgenommen wurden. Insgesamt<br />

konnten 269 Senioren aus 14 Pflegeeinrichtungen, die<br />

aufgrund ihrer Lage, Größe und Zusammensetzung als<br />

repräsentativ für Baden- Württemberg gelten können, über<br />

einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren nachuntersucht<br />

werden. In acht der Pflegeeinrichtungen wurden Schulungen<br />

des Pflegepersonals zu alterszahnmedizinischen Aspekten<br />

durchgeführt, Ultraschallbäder zur Prothesenreinigung eingerichtet<br />

sowie ein standardisiertes Assessment von behandlungsbedürftigen<br />

Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten<br />

durch zahnmedizinische Laien (Revised Oral Assessment<br />

Guide) trainiert und etabliert. Darüber hinaus wurden<br />

Qualitätszirkel für zahnärztliche und ärztliche Kollegen<br />

vor Ort mit dem Ziel eines fachlichen Austausches und<br />

der Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine gute<br />

medizinische Versorgung initiiert. In sechs Pflegeeinrichtungen<br />

hingegen wurden innerhalb des Studienzeitraums keine<br />

Interventionen angeboten, um das Studienergebnis auf<br />

mögliche natürliche Verlaufsschwankungen der Versorgungssituation<br />

und des Mundgesundheitszustands überprüfen<br />

zu können. Das Projekt kann planmäßig im Sommer 2015<br />

abgeschlossen werden.<br />

Bisheriges Ergebnis der Studie<br />

Durch punktuelle, aber intensive Interventionen wie<br />

zahnärztliche Schulungen des Pflegepersonals sowie<br />

Einrichtung von Ultraschallbädern zur Prothesenreinigung<br />

lässt sich die Mundgesundheit klinisch relevant und nachhaltig<br />

verbessern. Mundgesundheit und Versorgungssituation<br />

der Studienteilnehmer in der Kontrollgruppe (keine 8<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />

5


Sonstige Prothesen<br />

n = 21 (7,8%)<br />

Kein Zahnersatz<br />

trotz Zahnlosigkeit<br />

n = 12 (4,5%)<br />

100 Plaque Control Record<br />

50<br />

Totalprothese<br />

n = 140 (52%)<br />

Natürliche Zähne/<br />

festsitzender<br />

Zahnersatz<br />

n = 60 (22,3%)<br />

0<br />

Doppelkronenprothese<br />

n = 36 (13,4%)<br />

-50<br />

-100<br />

Kontrollgruppe<br />

Interventionsgruppe<br />

Sonstige Prothesen<br />

n = 25 (9,3%)<br />

Kein Zahnersatz<br />

trotz Zahnlosigkeit<br />

n = 24 (8,9%)<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Denture Hygiene Index<br />

Totalprothese<br />

n = 94 (34,9%)<br />

Doppelkronenprothese<br />

n = 42 (15,6%)<br />

Natürliche Zähne/<br />

festsitzender<br />

Zahnersatz<br />

n = 84 (31,2%)<br />

-25<br />

-50<br />

-75<br />

-100<br />

Kontrollgruppe<br />

Interventionsgruppe<br />

Zahnersatz bei Senioren. Auch im Pflegeheim werden<br />

Totalprothesen immer seltener. Über Doppelkronen verankerte<br />

Teilprothesen und festsitzende Versorgungen sind im Oberkiefer<br />

(vgl. Kreisdiagramm oben) und Unterkiefer (vgl. Kreisdiagramm<br />

unten) weit verbreitet.<br />

Substanzielle Verbesserung der Mund- und Prothesenhygiene.<br />

Ein halbes Jahr nach den ersten Interventionen konnten ein<br />

signifikant reduzierter Plaque Control Record (obere Abbildung)<br />

und ein verbesserter Denture Hygiene Index (untere Abbildung)<br />

beobachtet werden.<br />

8<br />

zahnärztliche Intervention) zeigten sich vergleichbar mit<br />

der Situation zu Studienbeginn. Das Studienkonzept wurde<br />

im Herbst 2014 mit einem mit 3.000 EUR dotierten Wrigley-<br />

Prophylaxe-Preis im Bereich Wissenschaft ausgezeichnet.<br />

Künftige Herausforderungen<br />

Die vorliegende durch das Sozialministerium geförderte<br />

Studie erlaubte nicht nur Einblicke in die zahnärztliche<br />

Versorgungswirklichkeit einer besonders vulnerablen<br />

Bevölkerungsgruppe, sondern konnte auch Strategien zur<br />

Verbesserung der Mundgesundheit aufzeigen. Für große<br />

Bevölkerungsteile in Baden-Württemberg gibt es jedoch<br />

außer Abrechnungsdaten kaum Informationen zur zahnärztlichen<br />

Versorgung. Auch Auswertungen über die Häufigkeit<br />

von Problemen, die meist auf die Ergebnisqualität (z. B.<br />

Randpassung von Kronen, Länge einer Wurzelkanalfüllung)<br />

abzielen und deshalb vor einem Gutachterausschuss oder<br />

einem Gericht landen, bilden die zahnmedizinische Versorgung<br />

nur unzureichend und einseitig ab. Viel größeren<br />

Einfluss auf den langfristigen Zahnerhalt und die Mundgesundheit<br />

haben vermutlich das Inanspruchnahmeverhalten<br />

der Patienten und die Indikationsstellung für Extraktionen,<br />

die Einbeziehung von wurzelbehandelten Zähnen unter<br />

Teilprothesen und Brücken oder die Entscheidung zur<br />

Überkronung in Konkurrenz zur Füllungstherapie.<br />

Um belastbare Daten zu gewinnen und ggf. Versorgungsstrategien<br />

zu optimieren, plant die Forschungsgruppe<br />

des Universitätsklinikums Heidelberg eine repräsentative<br />

Untersuchung zur Darstellung der zahnmedizinischen<br />

Versorgungsrealität in Baden-Württemberg.<br />

ß<br />

—<br />

Prof. Dr. Peter Rammelsberg<br />

Dr. Andreas Zenthöfer<br />

Prof. Dr. Alexander Hassel<br />

Universitätsklinikum Heidelberg<br />

Quelle: Zahnärzteblatt Baden-Württemberg Nr. 02/2015<br />

Korrespondenzadresse:<br />

Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik<br />

Im Neuenheimer Feld 400<br />

69120 Heidelberg<br />

Tel.: 0622 566032<br />

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© alphaspirit/Fotolia.com<br />

MANCHE DENKEN KONTRAPRODUKTIV<br />

Der GKV-Spitzenverband und die Kassenzahnärztliche<br />

Bundesvereinigung (KZBV)<br />

haben 2014 eine einheitliche Gutachtervereinbarung für<br />

alle Verbände geschlossen, die die Möglichkeit eröffnet,<br />

auf Landesebene das bisherige Prothetik-Einigungs-<br />

Verfahren durch ein Obergutachterverfahren zu ersetzen.<br />

Gleichzeitig sind darin Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />

vereinbart und zudem ist das Vorschlagsrecht für<br />

einvernehmlich zu bestellende Gutachter auch für die<br />

Verbände festgelegt.<br />

In etlichen Bundesländern haben die Primärkassen von<br />

dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht und den Übergang<br />

zum Obergutachterverfahren mit den jeweiligen<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigungen vereinbart, weil es<br />

schneller und kostengünstiger erscheint.<br />

Auch in Niedersachsen hat es entsprechende Anfragen<br />

an die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZVN) gegeben.<br />

Der Vorstand hat signalisiert, dass man sich eine solche<br />

Vereinbarung vorstellen könne, allerdings nur bei einer<br />

vollständigen Rückkehr zum gemeinsam vereinbarten<br />

Vertragsgutachterwesen.<br />

Dazu wurde von der KZVN angeboten, gemeinsame Anstrengungen<br />

zu einer Qualitätsverbesserung zu unternehmen<br />

zum Wohle aller Beteiligten, vor allem der Versicherten!<br />

Deren Interessen scheinen aber in Niedersachsen im<br />

Moment nicht im Focus zu liegen!<br />

Der Kompromissvorschlag der Kassen, das Obergutachterverfahren<br />

nur für Nachbegutachtungen einzuführen, bei<br />

Planungsgutachten aber den status quo zu belassen,<br />

war nicht akzeptabel. Dann müssten die Vertragsgutachter<br />

weiterhin die aufwendigen und oft nicht kostendeckenden<br />

Nachbegutachtungen und die entsprechenden Obergutachten<br />

durchführen, damit die Kassen gegebenenfalls<br />

schneller zu ihrem Geld kommen. Die weniger aufwendigen<br />

Planungsgutachten blieben den Vertragsgutachtern vorenthalten<br />

– und damit auch eine betriebswirtschaftlich nötige<br />

„Mischkalkulation“.<br />

Eine löbliche Ausnahme stellt der Landesverband der IKKen<br />

dar, der seinen Sitz außerhalb Niedersachsens hat, und<br />

dessen Verantwortliche offensichtlich die Interessen der<br />

Versicherten im Auge hatten, als sie entschieden, auch bei<br />

uns das Obergutachterverfahren einzuführen ohne Rücksicht<br />

auf die außerhalb Niedersachsens kaum nachvollziehbaren<br />

Überlegungen und Bindungen der Kassen an den Medizinischen<br />

Dienst der Krankenversicherung (MDK)!<br />

Die KZVN hat etliche Fälle dokumentiert, bei denen die<br />

Versorgung der Versicherten unnötig verzögert wurde<br />

durch die Weigerung der Kassen, ein Vertragsgutachten<br />

einzuleiten. So hat ein Versicherter erst nach einem halben<br />

Jahr einen Widerspruchsbescheid erhalten, weil er unter<br />

Berufung auf das BSG-Urteil einen ablehnenden Bescheid<br />

der Kasse aufgrund einer Stellungnahme des MDK nicht<br />

akzeptieren wollte.<br />

Senden Sie auch weiterhin solche Vorgänge an den Vorstand<br />

der KZVN, weil im politischen Raum auch die quantitative<br />

Frage eine Rolle spielt – obwohl doch jeder Rechtsverstoß<br />

und jede Verzögerung der Behandlung eine(r) zu viel ist!<br />

Ein Trauerspiel, dass sich nach wie vor Angehörige unseres<br />

Berufstandes für dieses Vorgehen der Kassen zur Verfügung<br />

stellen! Eine ideelle Motivation dafür gibt es schon lange<br />

nicht mehr!<br />

Und kontraproduktiv, weil ohne sie die Kassen gezwungen<br />

wären, mit der KZVN gemeinsam das vertragliche Gutachterwesen<br />

im Interesse der Versicherten schneller und besser<br />

zu gestalten!<br />

8 P O L I T I S C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


Vor diesem Hintergrund hat die Vertreterversammlung den<br />

Vorstand aufgefordert, alle Vorbereitungen zu treffen, um<br />

den Kassen den einfachen Weg über das Honorarkonto im<br />

Falle eines Behandlungsmisserfolges zu verbauen, und die<br />

Nachbegutachtungen so lange auszusetzen, wie die Kassen<br />

die Planungsgutachten nicht vertragsgemäß von einem<br />

gemeinsam bestellten Vertragsgutachter erstellen lassen.<br />

Wenn diese Forderung der Vertreterversammlung umgesetzt<br />

ist, müssen die Kassen mit ihren „gutachtlichen Stellungnahmen“<br />

des MDK den Weg über die Sozialgerichte gehen,<br />

um ihre Regressforderungen zu realisieren.<br />

Noch mehr aber ist der Versicherte betroffen, der derzeit in<br />

der Mehrzahl der Fälle von dem Zahnarzt seinen Eigenanteil<br />

erstattet bekommt, wenn entweder der Prothetik-Einigungs-<br />

KZBV-App<br />

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Seit Sommer 2014 können Patientinnen und<br />

Patienten bundesweit an jedem Standort<br />

schnell und unkompliziert über ihr Smartphone einen<br />

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Ermöglicht wird dies durch die App „Zahnarztsuche“ der<br />

Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), die kostenlos<br />

im App Store bzw. im Google Play Store abgerufen<br />

werden kann.<br />

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Ausschuss (PEA) oder das Obergutachten zu einer entsprechenden<br />

Einschätzung kommt. Auch der Versicherte muss<br />

dann klagen, oder analog mindestens den Ausgang des<br />

Verfahrens der Kasse abwarten – Dauer derzeit ca. 2 bis 3<br />

Jahre!<br />

Das dann wahrscheinlich reflexartig vorgetragene Argument,<br />

die KZVN würde Interessenpolitik auf dem Rücken der<br />

Patienten austragen, greift hier noch weniger, als sonst.<br />

Die KZVN ist auf den Kompromissvorschlag der Rechtsaufsicht<br />

eingegangen, die Kassen waren dazu nicht bereit.<br />

Eher ist es dann genau anders herum!<br />

ß<br />

— NZB-Redaktion<br />

Sobald Sie die Dateneingabe abgeschlossen haben, können<br />

Sie die Richtigkeit Ihrer Daten entweder online mit Hilfe<br />

einer elektronischen Signatur bestätigen oder das Dokument<br />

mit Ihren Daten ausdrucken und unterschrieben an die<br />

KZBV senden.<br />

Erst wenn der Datensatz erfolgreich signiert bzw. das<br />

unterschriebene Dokument bei der KZBV eingegangen ist,<br />

werden Ihre Praxisdaten für die App freigeschaltet.<br />

Änderungen möglich<br />

Zahnärzte, die sich bereits in der App registriert haben,<br />

können ihre Daten nachträglich ändern lassen.<br />

Entsprechende Änderungswünsche müssen schriftlich<br />

an folgende Anschrift übermittelt werden:<br />

KZBV, Stichwort „App“ Universitätsstr. 73, 50931 Köln.<br />

Ihre Ansprechpartnerin bei der KZBV:<br />

Daniela Dorsch<br />

Tel.: 030 280179-29<br />

ß<br />

— st-dr<br />

P O L I T I S C H E S<br />

9


Kurz vor dem Referentenentwurf<br />

BEKÄMPFUNG DER KORRUPTION IM GESUNDHEITSWESEN<br />

Das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz<br />

war fleißig – aktuell kursieren<br />

zwei Entwürfe für Gesetze zur Korruptionsbekämpfung. Der<br />

eine zielt auf die Umsetzung von Europarecht in nationales<br />

Recht (Richtlinie 2013/40/EU über Angriffe auf Informationssysteme<br />

und zur Ersetzung des Rahmenbeschlusses<br />

2005/222/JI des Rates; Richtlinie 2008/99/EG über den<br />

strafrechtlichen Schutz der Umwelt) und überführt daneben<br />

mehrere Korruptionstatbestände aus dem Nebenstrafrecht<br />

in das Strafgesetzbuch (StGB). Dieser Entwurf ist schon vom<br />

Bundeskabinett beschlossen worden. Der andere – der<br />

Entwurf eines Referentenentwurfs eines Strafrechtsänderungsgesetzes<br />

zur Bekämpfung der Korruption im Gesundheitswesen<br />

– will die Korruption im Gesundheitswesen<br />

bekämpfen. Dazu soll ein neuer Straftatbestand der<br />

Bestechlichkeit und Bestechung im Gesundheitswesen ins<br />

Strafgesetzbuch eingeführt werden.<br />

Der Entwurf des Strafrechtsänderungsgesetzes zur<br />

Bekämpfung der Korruption im Gesundheitswesen lehnt<br />

sich maßgeblich an einen Gesetzentwurf des Bundesrates<br />

aus der vergangenen Legislaturperiode an (Bundestagsdrucksache<br />

17/14575 vom 14. August 2013). Dieser<br />

wiederum war Reaktion auf eine Entscheidung des Großen<br />

Senats des Bundesgerichtshofes vom 29. März 2012, der<br />

Foto: NZB-Archiv<br />

hinsichtlich der Korruption durch Ärzte gesetzlichen Handlungsbedarf<br />

aufgezeigt hatte (vgl. hierzu auch gid Nr. 39/<br />

Nr. 40 vom 11. Januar 2013). Insbesondere niedergelassene<br />

und für die vertragsärztliche Versorgung zugelassene Ärzte<br />

seien weder Amtsträger noch Beauftragte der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung, weshalb die im Strafgesetzbuch<br />

verankerten Straftatbestände der Vorteilsannahme (§ 331<br />

StGB) und der Bestechlichkeit und Bestechung im<br />

geschäftlichen Verkehr (§ 299 StGB) nicht greifen können.<br />

Mit der Gesetzesinitiative zur Bekämpfung der Korruption<br />

im Gesundheitswesen sollen die strafrechtlichen Lücken<br />

nun geschlossen werden. Damit der Wettbewerb im Gesundheitswesen<br />

geschützt und das Vertrauen der Patienten<br />

in die Integrität heilberuflicher Entscheidungen nicht<br />

beschädigt wird. In der Umsetzung lehnt sich der Gesetzgeber<br />

dabei an die Regelungen an, die für Bestechung und<br />

Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr gelten (§ 299 StGB).<br />

Dazu werden die §§ 300 bis 302 durch die §§ 299a bis<br />

302 ersetzt. Im Einzelnen enthält der Gesetzentwurf die<br />

folgenden Normierungen:<br />

1. Mit dem neuen § 299a StGB werden Bestechlichkeit<br />

und Bestechung im Gesundheitswesen zu einem<br />

neuen Straftatbestand, der mit einer Freiheitsstrafe bis<br />

zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden<br />

kann. Der neue Straftatbestand ist nicht nur auf Ärzte<br />

anwendbar, sondern gilt für alle akademischen Heilberufe<br />

wie Zahnärzte, Apotheker, Psychologische Psychotherapeuten,<br />

selbst Tierärzte. Er gilt daneben für die<br />

Gesundheitsfachberufe wie Physiotherapeuten, Krankenpfleger<br />

oder Logopäden; auch wenn das Risiko unlauterer<br />

Einflussnahme auf Entscheidungen nicht-akademischer<br />

Heilberufsgruppen weniger schwer wiegen dürfte<br />

als bei Ärzten, wie der Entwurf in seiner Begründung<br />

einräumt. Mit der Verankerung im Strafgesetzbuch wird<br />

der Straftatbestand der Korruption auch über den engen<br />

Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung hinaus<br />

gelten. Er erstreckt sich dann auf das Fordern, Sich-Versprechen-Lassen<br />

oder Annehmen von Vorteilen und zwar<br />

immer dann, wenn der Vorteil als Gegenleistung für<br />

eine Bevorzugung im Wettbewerb oder eine Verletzung<br />

von Berufsausübungspflichten anzusehen ist. Dabei<br />

umfasst der Vorteilsbegriff auch immaterielle Vorteile wie<br />

zum Beispiel Ehrungen und Ehrenämter.<br />

2. Das höhere Strafmaß, das für besonders schwere Fälle<br />

der Korruption im geschäftlichen Verkehr gilt, soll auch<br />

10 P O L I T I S C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


im Gesundheitswesen zur Anwendung kommen. Wenn<br />

der Vorteil besonders groß ist oder der Täter gewerbsmäßig<br />

handelt oder Mitglied einer Bande ist, kann mit<br />

einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis fünf Jahren<br />

reagiert werden. Eine Geldstrafe ist dann ausgeschlossen.<br />

Von einem besonders schweren Fall ist auch auszugehen,<br />

wenn es infolge einer korruptiv bedingten Falschbehandlung<br />

zu einer Schädigung oder erheblichen Gefährdung<br />

der Gesundheit eines Patienten gekommen ist.<br />

3. Bestechung und Bestechlichkeit im Gesundheitswesen<br />

werden nicht von Amts wegen verfolgt; es sei denn,<br />

die Strafverfolgungsbehörden halten ein Einschreiten<br />

aufgrund eines besonderen öffentlichen Interesses für<br />

geboten. Gemäß § 301 StGB soll eine sogenannte<br />

„relative Antragspflicht“ gelten. Berechtigt einen Strafantrag<br />

zu stellen, sind diejenigen, die durch Bestechung<br />

und Bestechlichkeit „verletzt“ werden und so einen<br />

Nachteil erleiden. Das sind zunächst die Konkurrenten<br />

oder die Patienten. Daneben sollen auch die Verbände<br />

der verletzten Mitbewerber – in erster Linie die Berufsverbände<br />

– antragsberechtigt sein. Umfassen Unrechtsvereinbarungen<br />

Verletzungen der Pflichten gegenüber<br />

Krankenkassen, zum Beispiel die Pflicht zur wirtschaftlichen<br />

Leistungserbringung oder Verordnungsweise, können auch<br />

diese einen Strafantrag stellen. Der neue § 301 StGB<br />

stärkt zudem die Eingriffsbefugnisse der berufsständigen<br />

Kammern und räumt auch ihnen für den Fall, dass der<br />

Täter zum Zeitpunkt der Tat Mitglied war, ein Antragsrecht<br />

ein.<br />

4. Nach § 302 StGB soll auch der so genannte „erweiterte<br />

Verfall“ (§ 73d StGB) in den Fällen von Bestechung und<br />

Bestechlichkeit im Gesundheitswesen gelten. Handelt ein<br />

Täter gewerbsmäßig oder ist er Mitglied einer Bande,<br />

kann das Gericht Gegenstände des Täters einziehen,<br />

wenn sie aus der abzuurteilenden Straftat oder aus<br />

anderen rechtswidrigen Taten stammen. Diese gehen<br />

dann in das Eigentum des Staates über. Sind die<br />

Gegenstände aufgrund ihrer Beschaffenheit oder aus<br />

anderen Gründen nicht für einen Verfall geeignet, kann<br />

das Gericht anordnen, dass eine entsprechende Geldsumme<br />

aus dem Vermögen des Täters an den Staat fällt.<br />

5. Abschließend wird das Gerichtsverfassungsgesetz dahingehend<br />

ergänzt, dass für den neuen Straftatbestand der<br />

Bestechlichkeit und Bestechung im Gesundheitswesen<br />

die Wirtschaftsstrafkammern bei den Landgerichten<br />

zuständig sind.<br />

Das Gesetz soll nach Verkündung in Kraft treten. Doch<br />

soweit ist es noch nicht. Schließlich handelt es sich bei<br />

dem kursierenden Entwurf noch nicht um den offiziellen<br />

Referentenentwurf. Ende der 5. Kalenderwoche werden<br />

sich Bundesjustizministerium, Bundesgesundheitsministerium<br />

und die Berichterstatter der Regierungsfraktionen<br />

über die Vorlage verständigen. Änderungen sind daher<br />

noch möglich.<br />

Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Deutschen<br />

Bundestages und Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion<br />

für das Thema Korruption, Professor Edgar Franke MdB, der<br />

das Gesetzgebungsvorhaben – immerhin seit 2009 – mit<br />

maßgeblich vorangetrieben hat, scheint mit der grundsätzlichen<br />

Ausrichtung des Entwurfs zufrieden zu sein wie<br />

aus einem aktuellen Interview hervorgeht (vgl. Schütze-<br />

Brief Nr. 7/2015 vom 29. Januar 2015). Die für den Entwurf<br />

formulierungstechnisch offenbar schwerste Hürde, die<br />

erwünschte Zusammenarbeit verschiedener Akteure im<br />

Gesundheitswesen, wie bei der Integrierten Versorgung, in<br />

der beispielsweise Vertragsärzte, gesetzliche Krankenkassen<br />

und Industrie zusammen kooperieren können, durch das<br />

Gesetz nicht zu verunmöglichen, scheint genommen.<br />

Deshalb ist es durchaus möglich, dass Bundesjustizminister<br />

Heiko Maas den offiziellen Referentenentwurf noch in der<br />

ersten Februarwoche ins Kabinett bringt.<br />

ß<br />

—<br />

Quelle: gid, 20. Jahrgang, Nr. 3/2015<br />

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11


Der Entwurf des<br />

Korruptionsgesetzes<br />

für Berufsgruppen<br />

des Gesundheitswesens<br />

verursacht<br />

Verleumdung!<br />

Die Überlegungen der politischen Mandatsträger<br />

in den letzten Legislaturperioden<br />

enden immer wieder in der Unterstellung, als würden in<br />

dem über 300 Milliarden Euro Gesundheitsmarkt große<br />

Summen zur Korruption eingesetzt. Dazu gibt es aber<br />

keinerlei statistische Daten und geprüfte Untersuchungen<br />

von neutral agierenden Institutionen. Immer wieder wird<br />

an Einzelfällen der visionäre, nur in seltenen Fällen<br />

tatsächliche erwiesene Generalverdacht, von der Politik<br />

und den Krankenkassen geschürt.<br />

Dabei ist das Vorhaben für dieses gesetzgebende Verfahren<br />

erneut voll im Sinne einer nicht nachhaltigen Politik.<br />

Der bereits bestehende Kontroll- und Leistungsdruck der<br />

gesetzlichen Krankenkassen auf alle Berufsgruppen und<br />

Institutionen würde nochmals gestärkt. Jede Verordnung,<br />

Behandlung, jeder Betreuungsaufwand für den einzelnen<br />

Patienten oder für Gruppen von Patienten kann von den<br />

Krankenkassen willkürlich als Vorwand genutzt werden,<br />

um die Staatsanwaltschaft einzuschalten.<br />

Die aufstiegswilligen Staatsanwälte werden auf Kosten der<br />

Qualität der Versorgung der Bürger alle Möglichkeiten zur<br />

Betätigung nutzen.<br />

Nicht nur Budget- und Regressandrohungen, sondern<br />

dann auch noch die Androhung von strafrechtlichen<br />

Maßnahmen werden das Gesundheitswesen insgesamt<br />

zu einem Moloch der „Rationierung von Leistungen für die<br />

Bürger/Versicherten/Patienten“ umgestalten.<br />

Als Reaktion darauf werden sich Teile der Berufsgruppen<br />

und Institutionen vom deutschen Markt verabschieden<br />

und sich entweder in andere Aufgabenstellungen begeben<br />

oder das Ausland bevorzugen. Eine Ausdünnung der<br />

Versorgung in allen Bereichen Deutschlands wird die Folge<br />

sein. Dies ist nicht im Sinne einer nachhaltigen Politik und<br />

der Krankenkassen.<br />

Fazit der Bürger Initiative Gesundheit e.V.:<br />

Dieses Gesetzesvorhaben treibt einen Keil in die bestehende<br />

Vertrauensbasis zwischen den Berufsgruppen der Versorgung<br />

und den vielfältigen Schichten der Bürger/Versicherten/<br />

Patienten. Es baut Vertrauen ab, steigert Misstrauen und<br />

die Kosten und senkt die Qualität.<br />

Auf der einen Seite fordert die Politik zum Wohle des<br />

Patienten sinnvollerweise von Kliniken ein Entlassmanagement<br />

mit Kooperationen und generell eine notwendige<br />

Vernetzung der Berufsgruppen und Institutionen, auf der<br />

anderen Seite wird dieses wichtige Vorhaben durch das<br />

Gesetzesvorhaben konterkariert.<br />

Der mit dem Korruptionsgesetz verbundene personelle<br />

und finanzielle Aufwand steht in keinem Verhältnis zur<br />

vorhandenen Korruption in Deutschland im Gesundheitswesen.<br />

Es baut erneut vorhandene Ressourcen ab, die<br />

dringend für die Versorgung zur Verfügung stehen müssen.<br />

Es gilt zu verhindern, dass die gesetzlichen Krankenkassen<br />

mit Duldung der nicht nachhaltig agierenden Politiker zum<br />

Scharfrichter oder Verleumder für jede Person oder Institution<br />

in der Versorgung im Gesundheitswesen werden.<br />

ß<br />

—<br />

Wofram-Arnim Candidus<br />

Präsident Bürger Initiative Gesundheit e.V.<br />

Quelle: Presseinformation Bürger Initiative Gesundheit e.V.<br />

vom 10.02.2015<br />

12 P O L I T I S C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


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7. Jahrestagung<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für Umwelt-ZahnMedizin<br />

vom 08. bis 09. Mai 2015<br />

in Frankenthal<br />

14<br />

Heilberufe nicht unter<br />

Generalverdacht stellen<br />

P O L I T I S C H E S<br />

KZBV UND BZÄK ZUM REFERENTENENTWURF<br />

FÜR EIN GESETZ ZUR BEKÄMPFUNG DER<br />

KORRUPTION IM GESUNDHEITSWESEN<br />

Der aktuelle Referentenentwurf für ein Gesetz zur Bekämpfung<br />

der Korruption im Gesundheitswesen ist unnötig, da bereits<br />

vorhandene Sanktionsinstrumente ignoriert werden, anstatt diese auszubauen,<br />

bemängeln Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und<br />

Bundeszahnärztekammer (BZÄK).<br />

Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der KZBV: „Statt die Heilberufe<br />

unter Generalverdacht zu stellen und das Land flächendeckend mit Sonderstaatsanwaltschaften<br />

zu überziehen, sollte der Gesetzgeber vielmehr die<br />

Möglichkeiten der Selbstverwaltungskörperschaften stärken, um die wenigen<br />

schwarzen Schafe im Gesundheitswesen, die es im Übrigen in allen Bereichen<br />

der Gesellschaft gibt, noch konsequenter sanktionieren zu können.<br />

Zudem sollten die Zusammenarbeit zwischen Gebietskörperschaften und<br />

Staatsanwaltschaften gefördert und entsprechende Schnittstellen verbessert<br />

werden.“<br />

„Es gibt bereits sehr etablierte berufs- und sozialrechtliche Sanktionierungsmöglichkeiten”,<br />

ergänzt BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel. „Das zahnärztliche<br />

Berufsrecht greift umfassend. Damit steht Bestechlichkeit auch jetzt schon<br />

unter Strafe – bis hin zum Entzug der Approbation, was einem Berufsverbot<br />

gleichkommt. Mehr Rechtsaufwand löst nicht das Problem, sondern schafft<br />

nur Mehraufwand für alle.“<br />

KZBV und BZÄK gehen einer Null-Toleranz-Politik nach. Jeder Rechtsbruch ist<br />

einer zu viel und wird im Interesse von Versicherten und Patienten unnachgiebig<br />

verfolgt.<br />

ß<br />

—<br />

Quelle: Presseinformation der KZBV und BZÄK vom 28.02.2015<br />

Oraler Galvanismus<br />

Kieferorthopädie<br />

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13


Wir sind für Sie da! <br />

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Neue Begriffe in der<br />

restaurativen Zahnerhaltung<br />

<br />

Die Adhäsivtechnik ist heute Standard in<br />

der modernen Zahnerhaltung, Prothetik<br />

und Kieferorthopädie. Gerade im Zusammenhang mit der<br />

GOZ von 2012 wurden wiederholt Begriffe verwendet,<br />

die eine mehrdeutige Interpretation zulassen. Ziel dieser<br />

Übersicht ist es, heutige Begrifflichkeiten der Adhäsivtechnik<br />

incl. aktueller Modifikationen vorzustellen und<br />

gegeneinander abzugrenzen. Neben konventionellen<br />

Begriffen z.B. Konditionieren betrifft dies heute auch<br />

Reparaturen von Metall, Keramik und Komposit sowie<br />

die Infiltration von Schmelz- und Dentinkaries.<br />

1 Was gehört zur Adhäsivtechnik?<br />

1.1 Definitionen/Begriffe<br />

Adhäsivtechnik ist ein wesentlicher Bestandteil der Restaurativen<br />

Zahnmedizin (Zahnerhaltung, Prothetik), die durch<br />

die nicht mehr nötige Makroretention komplett neue<br />

Möglichkeiten bietet. Adhäsion (lat. adhaerere) bedeutet<br />

„Haften unterschiedlicher Substanzen“ durch Annäherung<br />

an den Berührungsflächen und dadurch wirksam werdende<br />

molekulare Anziehungskräfte [147]. Dabei benötigt man eine<br />

feste (aufnehmende) Fläche, das Substrat (oder Adhärens),<br />

und eine flüssige Phase, das Adhäsiv [147]. Neben rein<br />

mechanischen, mikroretentiven Verbindungen an rauen/<br />

porösen Materialoberflächen sind auch rein chemische<br />

Verbindungen zwischen Adhäsiv und Substrat (Ionenbindungen,<br />

kovalente Bindungen, Wasserstoffbrückenbindungen,<br />

Dipolbeziehungen, Van-der-Waals-Kräfte) möglich [119, 140].<br />

Ein enger Kontakt ist unabdingbar für eine dauerhafte<br />

Verbindung, daher setzt man dünnfließende Adhäsive ein,<br />

um eine gute Benetzung der beteiligten Oberflächen zu<br />

gewährleisten [94, 143, 147]. Das ideale Adhäsionssubstrat<br />

verfügt über eine hohe Oberflächenenergie, das perfekte<br />

Adhäsiv ist so niedrigviskös, dass die Oberflächenspannung<br />

des Adhäsivs geringer ist als die Oberflächenenergie des<br />

Substrates. Daneben beeinflusst auch die Rauigkeit des<br />

Substrats die Adhäsion, da eine Oberflächenvergrößerung<br />

nach Ausfüllen der Unregelmäßigkeiten mikromechanische<br />

Retentionen erzeugt [94, 143, 147]. Adhäsivtechnik als<br />

Möglichkeit, z.B. Kompositmaterialien an Schmelz und Dentin<br />

zu kleben, wird in der Regel als primär mikromechanisch<br />

beschrieben, da reine/zusätzliche chemische Verbindungen<br />

bislang nur in geringem Maße nachgewiesen werden<br />

konnten [94, 146, 148]. Chemische Haftung ist dann<br />

möglich, wenn zwei Atome gemeinsame Elektronen nutzen.<br />

Wasserstoffbrückenbindungen und Anziehung polarer<br />

Gruppen sind physikalische Adhäsionsprozesse. Zur<br />

Ausbildung chemischer Adhäsionskräfte müssen Moleküle<br />

auf mindestens 0,7 nm angenähert werden, bei sekundären<br />

chemischen Kräften auf mindestens 3 nm [141]. Aus klinischer<br />

Sicht ist die Rolle der mikromechanischen Verankerung<br />

im Rahmen der Adhäsivtechnik eindeutig dominant [115,<br />

138, 140–143]. Da harzbasierte Materialien (wie z.B. Mikrooder<br />

Nanohybridkomposite, Kompomere, Ormocere, Silorane)<br />

keine Adhäsion zu Schmelz und Dentin aufweisen wie<br />

z.B. Glasionomerzemente oder selbstadhäsive Materialien<br />

[38, 54, 88, 147], benötigen sie ein Adhäsiv. Ohne letzteres<br />

entstünden direkt nach erfolgter Polymerisation Randspalten,<br />

welche durch die unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />

von Zahnhartsubstanzen und Restaurationsmaterial<br />

sowie die mechanische Belastung der Restauration<br />

verstärkt werden [8, 12, 14, 20, 29, 52, 55, 61, 69, 72, 87,<br />

142, 147]. Ohne effektive Vorbehandlung der Zahnhartsubstanzen<br />

ist eine dauerhafte Verbindung mit den Zahnhartsubstanzen<br />

unmöglich [37, 39, 41, 85, 106, 116, 119, 140,<br />

146]. Historisch betrachtet ist es erst durch die Evolution<br />

der Adhäsivtechnik möglich geworden, einen effektiven<br />

Antagonismus zur Polymerisationsschrumpfung der Komposite<br />

zu etablieren [14, 23, 25, 38, 55, 56]. Obwohl es<br />

Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der marktüblichen<br />

Adhäsivsysteme gibt und Haftkräfte und Abdichtungsvermögen<br />

adhäsiv befestigter Restaurationen im Lauf der<br />

mechanisch/biologischen Gebrauchsphase im Mund des<br />

16 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


Patienten nachlassen, sind heute Langzeiterfolge von weit<br />

mehr als 10 Jahren in der Literatur belegt [25, 52–54, 56,<br />

88, 99, 116, 145]. Entscheidend für den klinischen Langzeiterfolg<br />

sind dabei weniger absolute Haftkräfte oder<br />

Dichtigkeitsnachweise in vitro als funktionell und ästhetisch<br />

akzeptable Restaurationen ohne endodontische oder<br />

parodontale Irritationen in vivo [40–42, 57, 58].<br />

1.2 Adhäsivtechnik und Schmelzhaftung<br />

Die Bedeutung der Adhäsivtechnik für die Schmelzhaftung<br />

ist eindeutig. Ätzen mit 30- bis 40%iger Phosphorsäure<br />

schafft eine ideale Oberflächenmorphologie für die mikromechanische<br />

Verankerung von Kunststoffen [37, 41, 62, 69,<br />

71, 143]. Durch die unterschiedliche Säurelöslichkeit der<br />

Schmelzprismen im Zentrum und in der Peripherie entsteht<br />

eine raue Struktur, die ungefüllten und gefüllten Adhäsiven<br />

das Einfließen ermöglicht und durch die Polymerisation<br />

zu einer innigen Verzahnung mit dem Zahnschmelz führt<br />

[37, 41, 47, 62, 69, 71, 143]. Durch den Ätzvorgang werden<br />

ca. 10 µm der Schmelzoberfläche irreversibel abgetragen<br />

und darunter eine Rautiefe von bis zu 50 µm erzeugt,<br />

das so genannte Ätzmuster [48]. Dieses retentive Ätzmuster<br />

zeichnet sich durch eine hohe Oberflächenenergie aus,<br />

die Benetzbarkeit des Schmelzes wird erhöht. Gängige<br />

Phosphorsäure-Konzentrationen liegen bei 35–40 %, bei<br />

Konzentrationen unter 27 % entstehen weniger lösliche<br />

Präzipitate, daher entspricht es nicht den Tatsachen, dass<br />

niedrigere Konzentrationen „schonender“ und genauso<br />

effektiv sind. Als ideal wird für präparierten Schmelz eine<br />

Konzentration von ca. 37 % bei 30 sec Ätzdauer empfohlen<br />

[39, 48, 143, 147]. Kürzere Ätzzeiten sind an präpariertem<br />

Schmelz möglich, während an nicht präpariertem Schmelz<br />

(Fissurenversiegelung, approximale Versiegelung, Zahnverbreiterung)<br />

60 sec geätzt werden sollte [47, 111, 112].<br />

Die Schmelzprismen sollten quer zu ihrer Verlaufsrichtung<br />

angeätzt werden, bei längs verlaufenden Prismen kann<br />

das Adhäsiv lediglich seitlich in die gelockerten Prismenbereiche<br />

einfließen [13]. Daher wurde die Notwendigkeit der<br />

Schmelzabschrägung im Seitenzahnbereich immer wieder<br />

diskutiert. Obwohl In-vitro-Resultate die Überlegenheit der<br />

Anschrägung belegen [13], gibt es klinisch keinen Beweis<br />

für dieses Paradigma [71, 73, 74, 76, 77], da weitere Parameter<br />

hinzukommen und eine Anschrägung nicht nötig ist,<br />

wenn die Prismen bei der Präparation schon quer/schräg<br />

angeschnitten werden. Der eigentliche Schmelzverbund<br />

wird über funktionelle Adhäsive bewerkstelligt wie z.B.<br />

mit Monomeren auf Basis von bis-GMA, evtl. verdünnt mit<br />

TEGDMA. Die Haftung wird über so genannte Tags und<br />

interkristalline Retention aufgebaut [55, 143, 147]. Nach<br />

Phosphorsäure-Ätzung separat aufgetragene Primer sollen<br />

nicht länger als 15 sec aktiv in die geätzte Schmelzoberfläche<br />

einmassiert werden, da sich sonst durch eventuelle<br />

Zerstörung des Ätzmusters die Haftwerte verschlechtern<br />

[30]. „Konditionierung“ ist ein separater Arbeitsschritt, der<br />

in der Regel mit einem Spülvorgang vergesellschaftet ist.<br />

Dies trifft bei allen Etch and Rinse-Adhäsivsystemen zu,<br />

auch für früher verwendete Systeme, die sich nicht der<br />

Phosphorsäure sondern anderer Säuren (z.B. 10 % Maleinsäure,<br />

10 % Oxalsäure) bedienten [3].<br />

Selbstätzende Adhäsivsysteme wurden ursprünglich primär<br />

zur schonenden Vorbehandlung von Dentin entwickelt –<br />

heute werden diese Adhäsivsysteme jedoch auch für die<br />

„Ätzung“ von Schmelz eingesetzt [8, 23, 37, 52]. Selbstätzende<br />

Adhäsivsysteme enthalten saure Primer oder saure<br />

Monomermischungen (pH < 1 bis pH 2), die in der Lage<br />

sind, im Schmelz ein (gewisses) Ätzmuster zu erzeugen<br />

[133, 141, 144]. Die Ätzmuster, die diese selbstätzenden<br />

Systeme erzeugen, sind deutlich schwächer ausgeprägt<br />

als nach Phosphorsäureätzung [30, 37, 105]. Die Effektivität<br />

und vor allem die Dauerhaftigkeit des durch selbstätzende<br />

Adhäsive generierten Schmelzverbunds sind in der Literatur<br />

umstritten. Untersuchungen zeigen für selbstätzende<br />

Adhäsive bisher immer schlechtere Ergebnisse als die für<br />

Etch and Rinse-Adhäsive [8, 36, 37, 114]. Das Randverhalten<br />

im Schmelz von Kompositfüllungen an Molaren war nach<br />

thermischer und mechanischer Belastung signifikant<br />

schlechter als für die Etch and Rinse-Systeme [8, 37].<br />

Mehrere Autorengruppen konnten zeigen, dass eine selektive<br />

Konditionierung des Schmelzes mit Phosphorsäure die<br />

Wirksamkeit von selbstätzenden Systemen verbessert [39,<br />

132, 139]. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass es<br />

sich dann um eine reine selektive Ätzung des Schmelzes<br />

handelt [39]. 8<br />

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1.3 Adhäsivtechnik und Dentinhaftung<br />

Eine erfolgreiche Implementierung des Dentins als Adhäsionssubstrat<br />

dauerte Jahrzehnte länger als beim Schmelz<br />

[20, 21, 23, 24, 88, 108]. Hauptsächlich waren dabei zwei<br />

Probleme zu bewältigen, auf der einen Seite die Hydrophilie<br />

des Dentins incl. der mit Dentinliquor gefüllten Tubuli<br />

[139–141], auf der anderen Seite die Präsenz einer<br />

Schmierschicht, welche nach mechanischer Bearbeitung<br />

entsteht [97, 152, 156]. Erste Entwicklungsstufen der Dentin -<br />

adhäsive konnten nie den Anforderungen für den klinischen<br />

Einsatz gerecht werden, da lediglich eine Bindung an<br />

die Schmierschicht erreicht wurde [152]. Es wurde zwar<br />

eine recht gute Infiltration der Schmierschicht erreicht, die<br />

Haftung des Komposits wurde aber durch die geringe Adhäsion<br />

der Schmierschicht am Dentin limitiert [10, 11, 49].<br />

Darüber hinaus ist die Schmierschicht hydrolytischen<br />

Degradationsprozessen ausgesetzt [103]. Klinisch relevante<br />

Dentinhaftungen konnten erst mit der nächsten Entwicklungsstufe<br />

erzielt werden (z.B. Gluma/Bayer Dental, Syntac/<br />

Ivoclar Vivadent, A.R.T. Bond/Coltène). Dabei wurde der<br />

präparierte Schmelz konventionell mit Phosphorsäure konditioniert,<br />

also eine selektive Schmelzätzung durchgeführt<br />

[39, 40, 71, 72]. Erst im zweiten Schritt wurde dann ein<br />

Self-etch-Primer appliziert, eine saure Monomerlösung,<br />

die in der Lage war, die Schmierschicht aufzulösen.<br />

Charakteristikum der nächsten Entwicklungsstufe war das<br />

simultane Ätzen beider Zahnhartsubstanzen mit Phosphorsäure.<br />

Dies wurde früher „total etching“ genannt, heute<br />

korrekter „Etch and Rinse-Technik“ [143, 145]. Der nach<br />

Phosphorsäure-Ätzung applizierte Primer hat nun die<br />

Aufgabe, die hydrophile Oberfläche mithilfe enthaltener<br />

amphiphiler Moleküle vorzubereiten. Danach wird das<br />

hydrophobe Adhäsiv zur chemischen Bindung an das<br />

nachfolgend aufzutragende Komposit appliziert. Somit sind<br />

zwei getrennte Komponenten (Primer, Adhäsiv) charakteristisch<br />

für diese Entwicklungsstufe der Adhäsivsysteme.<br />

Danach erfolgte die Einführung der sogenannten „One<br />

bottle bonds“. Erste Erscheinungsform dieser Gruppe war<br />

das Kompomer-Adhäsiv Dyract PSA (Dentsply). Aus werkstoffkundlicher<br />

Sicht ist es plausibel, dass die Kombination<br />

der Eigenschaften (Penetrationsfähigkeit vs. mechanische<br />

Stabilität) einen Kompromiss darstellt, da nicht beide Punkte<br />

voll entwickelt sein können. Unabhängig davon ist allen<br />

Etch and Rinse-Systemen ein Problem gemeinsam: Das<br />

Kollagennetzwerk, das nach der Phosphorsäureapplikation<br />

freigelegt wird, muss von einem hydrophilen Monomer<br />

durchdrungen werden. Dazu darf das Kollagennetzwerk<br />

nicht kollabieren. Bei der Etch and Rinse-Technik werden<br />

wie für die Schmelzkonditionierung meist eingefärbte<br />

35– bis 40%ige Phosphorsäure-Gele eingesetzt. Die Säure<br />

dringt bevorzugt entlang der Dentintubuli, die durch die<br />

Konditionierung eröffnet werden, in die Tiefe. Das intertubuläre<br />

Dentin wird bis in eine Tiefe von 3 bis 10 µm, manchen<br />

Autoren zufolge sogar bis zu 20 µm, demineralisiert<br />

[106, 108, 109]. Der Säureangriff ist peritubulär effektiver<br />

als intertubulär. Der durchschnittliche irreversible Verlust an<br />

Dentin beträgt dabei etwa 10 µm, während die Tiefe der<br />

Kollagenfreilegung mit etwa 20 µm, in Abhängigkeit von<br />

der Säurekonzentration und Ätzdauer beschrieben wird<br />

[107]. Die Säure dringt maximal etwa 30 µm in das Dentin<br />

ein und hat daher auf Dentin per se keine schädigende<br />

Wirkung [104]. Je nach Dauer der Ätzung mit Phosphorsäure<br />

resultieren unterschiedliche Demineralisationstiefen, die<br />

zusätzlich davon abhängig sind, ob das Ätzgel während<br />

der Applikation in Bewegung gehalten wurde oder nicht<br />

[151]. So wurde nach 10 sec ohne Bewegung so gut wie<br />

keine Demineralisation des kompakten Dentins festgestellt,<br />

während in Bewegung gehaltenes Ätzgel in 10 sec eine<br />

ca. 3 µm tiefe Kollagenfaserschicht freilegte. Nach 60 sec<br />

konnte mit Bewegung eine Demineralisationstiefe von<br />

13 µm gemessen werden. Im Allgemeinen wird eine<br />

Applikationszeit der Phosphorsäure auf Dentin von 15 (–20)<br />

sec empfohlen, bei verlängerten Ätzzeiten besteht die<br />

Gefahr, dass das Kollagen dabei auch in tieferen Schichten<br />

freigelegt wird, wo es dann möglicherweise nicht vollständig<br />

von den Komponenten des Bondingsystems durchdrungen<br />

werden kann [118]. Die nicht mit Monomeren infiltrierten<br />

Kollagenbereiche des demineralisierten Dentins werden<br />

als besonders kritisch bezüglich einer möglichen Degradation<br />

angesehen. Bei einer zu langen Einwirkung der Säure<br />

kann daher der Verbund geschwächt werden [31, 110]. Das<br />

durch Phosphorsäure-Ätzung freigelegte Kollagennetzwerk<br />

muss anschließend sicher von Monomeren durchdrungen<br />

werden. Dieses besitzt allerdings eine geringe Oberflächenenergie,<br />

sodass die Applikation von oberflächenaktiven<br />

Komponenten in Form von Primern für die Haftung an<br />

konditioniertem Dentin besonders wichtig ist. Um den<br />

Erfolg der sinnvollerweise gleichzeitig erfolgten Schmelzätzung<br />

sichtbar zu machen, müssen zumindest die Schmelzränder<br />

getrocknet werden. Dadurch wird aber dem instabilen<br />

Kollagenfasergeflecht wichtige Feuchtigkeit entzogen,<br />

woraus ein Zusammenfallen und Verkleben des Kollagens<br />

resultiert. „Wet bonding“, also das Belassen sichtbarer<br />

Feuchtigkeit auf der Dentinoberfläche kann diesen Kollagenkollaps<br />

verhindern sowie die Penetration in die interfibrillären<br />

Räume fördern [31, 37, 106, 109 110]. Der Begriff des<br />

„wet bonding“ stammt jedoch aus Untersuchungen, die<br />

mit acetonbasierten Systemen (z.B. Prime and Bond NT)<br />

durchgeführt wurden [64]. Bei Verwendung von Aceton<br />

als Lösungsmittel funktioniert nur feuchtes Dentin als Bindungspartner<br />

für solche Systeme. Ein Wiederanfeuchten<br />

des Dentins („Re-wetting“) ist ebenfalls möglich und meist<br />

leichter durchzuführen [63]. Auf getrocknetem Dentin sind<br />

ethanol- oder acetonhaltige Primer daher signifikant weniger<br />

wirksam [39, 106, 109]. Tert-Butanol ist ein weniger<br />

techniksensitives Lösungsmittel wie in XP Bond (Dentsply<br />

18 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


DeTrey, Konstanz), trotzdem ist auch hier ein Re-wetting<br />

grundsätzlich empfehlenswert [7]. Eine unvollständige<br />

Penetration der hydrophilen Primer in das Kollagennetzwerk<br />

bedeutet, dass nicht ausgefüllte Bereiche der nanoskopischen<br />

interfibrillären Räume zurückbleiben, die zu „Nanoleakage“<br />

führen [26, 33, 37, 118, 123, 134, 135]. Klinisch<br />

treten dann vermehrt postoperative Hypersensitivitäten auf.<br />

Wasser- (z.B. Adper Scotchbond Multi-Purpose, 3M Espe)<br />

und wasser-/alkoholbasierte Systeme (z.B. OptiBond FL,<br />

Kerr), erreichen durch das im Primer enthaltene Wasser<br />

auch ohne Re-wetting eine akzeptable Rehydrierung [31,<br />

33, 41, 58, 69, 80].<br />

Um die Gefahr eines Zusammenfallens des Kollagennetzwerkes<br />

zu umgehen, sind Adhäsivsysteme auf Self-Etch-<br />

Basis entwickelt worden. Sie enthalten Primer mit einem<br />

sauren pH-Wert, die in der Lage sind, Schmelz und Dentin<br />

zu demineralisieren und gleichzeitig in diese konditionierten<br />

Oberflächen einzudringen. Die bei dieser Variante der Dentinvorbehandlung<br />

aufgebrachten Säuren werden bewusst<br />

nicht abgespült. Es existieren 2-Schritt- und 1-Schritt-Systeme.<br />

Beim 2-Schritt-System wird ein Self-Etch-Primer auf<br />

Schmelz und Dentin appliziert und getrocknet, bevor im<br />

zweiten Schritt das Adhäsiv aufgetragen und lichtgehärtet<br />

wird. Zur weiteren Vereinfachung wurden dann die beiden<br />

Komponenten zusammengefasst zu selbstätzenden Primer-<br />

Adhäsiven, die auch All-in-one-Adhäsive genannt werden.<br />

Sie enthalten eine ausgewogene Mischung von hydrophilen<br />

und hydrophoben Monomeren und sind so sauer, sodass<br />

sie neben der Funktion des Adhäsivs gleichzeitig auch<br />

die des Ätzmittels und des Primers erfüllen. Nach dem<br />

Grad der Auflösung von Hydroxylapatit unterscheidet man<br />

selbstkonditionierende Präparate mit starker (pH ca. 1),<br />

moderater (pH ca. 1,5) oder milder (pH ca. 2) Ätzwirkung<br />

(Produkte siehe Tab. 1) [133]. Weder für die Haftung am<br />

Dentin noch für die Schmelzhaftung kann aus dem pH der<br />

selbstkonditionierenden Lösungen auf die erzielte Haftfestigkeit<br />

bzw. auf deren Langzeitbeständigkeit geschlossen<br />

werden [65]. Das Lösungsmittel dieser selbstätzenden<br />

Adhäsivsysteme muss zumindest zu einem relativ großen<br />

Teil aus Wasser bestehen, denn nur in wässriger Lösung<br />

können Säuren dissoziieren und damit ihre Ätzwirkung<br />

entfalten. Self-Etch-Primer müssen nach einer gewissen 8<br />

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Systeme mit dentinkonditionierenden<br />

Primern (alleinige Schmelzätzung mit<br />

Phosphorsäure und anschl. Absprühen)<br />

Primer zum Anmischen:<br />

A.R.T. Bond (Coltène)<br />

Ecusit Primer/Mono (DMG)<br />

Primer gebrauchsfertig:<br />

Syntac* (Ivoclar Vivadent)<br />

OptiBond FL* (Kerr Hawe)<br />

James-2 (Saremco)<br />

Microbond (Saremco)<br />

* Eigentlich ein Etch and Rinse-System;<br />

saurer Primer kann als Dentin-konditionierender<br />

Primer eingesetzt werden<br />

Systeme für die Etch and Rinse-Technik<br />

(Schmelz- und Dentinätzung mit<br />

Phosphorsäure und anschl. Absprühen)<br />

Drei-Schritt-Systeme<br />

(Ätzung/Primer/Adhäsiv):<br />

Adper Scotchbond MP (3M Espe)<br />

cmf adhesive system (Saremco)<br />

Ecusit Primer/Mono (DMG)<br />

Gluma Solid bond (Heraeus Kulzer)<br />

Microbond (Saremco)<br />

OptiBond FL (Kerr Hawe)<br />

Paama 2 (SDI)<br />

Quadrant Uni Bond (Cavex)<br />

Solobond Plus (Voco)<br />

Syntac (Ivoclar Vivadent)<br />

Sonderform<br />

(Ätzung/2x Primer-Adhäsiv):<br />

Ambarino Bond (Creamed)<br />

Ena Bond (Loser&Co)<br />

bre.bond (Bredent)<br />

Cumdente Adhesive (Cundente)<br />

Solist (DMG)<br />

Zwei-Schritt-Systeme<br />

(Ätzung/Primer-Adhäsiv):<br />

Admira Bond (Voco)<br />

Adper Scotchbond 1 XT (3M Espe)<br />

Bond 1 (Pentron)<br />

Clearfil New Bond (Kuraray)<br />

Clearfil Photo Bond (Kuraray)<br />

Cosmedent Complete (Cosmedent)<br />

Dentamed P&B (Dr. Ihde)<br />

Excite (Ivoclar Vivadent)<br />

Fantestic Flowsive (R-Dental)<br />

Gluma Comfortbond +<br />

Desensitizer (Heraeus Kulzer)<br />

James-2 (Saremco)<br />

Microbond (Saremco)<br />

Mirage Dentin Adhäsiv (Tanaka)<br />

One Coat Bond (Coltène)<br />

OptiBond Solo Plus (Kerr Hawe)<br />

PQ1 (Ultradent)<br />

Prime & Bond NT (Dentsply)<br />

Quadrant Uni (1) Bond (Cavex)<br />

Solobond Mono (Voco)<br />

Stae (SDI)<br />

TECO (DMG)<br />

XP Bond (Dentsply)<br />

Systeme mit schmelz- und<br />

Dentin-konditionierenden Primern<br />

(ohne Absprühen der sauren Primer)<br />

getrennte Applikation von Primer und<br />

Adhäsiv Primer zum Anmischen:<br />

Clearfil Liner Bond 2V (Kuraray)<br />

FL-Bond (Shofu)<br />

Resulcin AquaPrime & MonoBond<br />

(Merz Dental)<br />

Primer gebrauchsfertig:<br />

AdheSE (Ivoclar Vivadent)<br />

Adper Scotchbond SE (3M Espe)<br />

Clearfil SE Bond (Kuraray)<br />

Clearfil Protect Bond (Kuraray)<br />

Contax (DMG)<br />

OptiBond Solo plus (Kerr Hawe)<br />

One Coat Self Etch Bond (Coltène)<br />

Unifil (GC)<br />

All-in-one-Adhäsive mit Anmischen:<br />

Adper Prompt L-Pop (3M Espe)<br />

Futurabond NR (Voco)<br />

One Up-Bond F (Tokuyama)<br />

Xeno III (Dentsply DeTrey)<br />

Flowsive SE (R-Dental)<br />

ohne Anmischen:<br />

Adect* (BonaDent)<br />

AdheSE One (Ivoclar Vivadent)<br />

Adper Easy Bond (3M Espe)<br />

AQ-Bond (Morita)<br />

artCem One (Merz)<br />

Bond Force (Tokuyama)<br />

Clearfil Tri S Bond (Kuraray)<br />

Futurabond M (Voco)<br />

G-Bond (GC)<br />

Hybrid Bond (Morita)<br />

iBond Self Etch (Heraeus Kulzer)<br />

One Coat 7.0 (Coltène)<br />

OptiBond All-in-one (Kerr)<br />

Xeno V (Dentsply)<br />

Scotchbond Universal** (3M)<br />

* Doppelte Applikation erforderlich<br />

** mit oder ohne separate<br />

Dentinätzung mit Phosphorsäure<br />

Tab 1: Auflistung marktüblicher Produkte der verschiedenen Adhäsivsystem-Klassen nach Primerfunktionalität.<br />

20 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


8 Einwirkperiode von in der Regel 30 sec lediglich verblasen<br />

werden, um die enthaltenen Lösungsmittel (Aceton, Alkohol<br />

und vor allem Wasser) zu verflüchtigen. Dabei werden die<br />

aufgelöste Schmierschicht und die anorganischen Komponenten<br />

des dekalzifizierten Dentins mit in den Verbund<br />

integriert [133, 143, 148].<br />

1.4 Adhäsion mit selbstadhäsiven Materialien<br />

1.4.1 Selbstadhäsive Komposite für direkte<br />

restaurative Therapien<br />

Bedingt durch den großen Erfolg der selbstadhäsiven<br />

Befestigungskompositmaterialien wurde versucht, auch bei<br />

den direkten Füllungsmaterialien eben diese Haftmechanismen<br />

zu etablieren – also ein selbstadhäsives Restaurationsmaterial<br />

ohne eigentliches Adhäsiv. Das erste kommerziell<br />

angebotene selbsthaftende Produkt war Vertise Flow<br />

(Fa. Kerr Corporation, Orange, USA). In diesem Produkt ist<br />

ein spezielles Monomer enthalten (GPDM= Glycerol-Phosphat-Dimethacrylat),<br />

welches aus einer funktionellen Phosphatgruppe<br />

besteht. Diese ist in dissoziierter Form in der<br />

Lage, chemische Bindungen zum Kalzium der Zahnhartsubstanzen<br />

einzugehen. Somit wirkt das Molekül wie ein<br />

Haftvermittler, der auf der einen Seite durch die saure<br />

Phosphatgruppe die Oberfläche ätzt, damit eine mikroretentive<br />

Oberfläche schafft und die chemische Bindung eingeht,<br />

an dem anderen Ende des Moleküls aber über Methacrylatgruppen<br />

verfügt, die mit anderen Monomeren vernetzen<br />

können. Ein weiteres Produkt, Fusio Liquid Dentin (Fa.<br />

Pentron Clinical, Orange, USA), setzt 4-META als adhäsives<br />

Monomer ein, das ähnlich dem Glasionomerzement über<br />

Carboxylatgruppen eine Haftung zur Zahnhartsubstanz<br />

aufbaut. Abweichend von traditionellen fließfähigen Kompositen<br />

benötigen selbstadhäsive Flowables keine Vorbehandlung<br />

mit einem Adhäsiv. Damit ein selbsthaftendes<br />

(flowable) Komposit in engen Kontakt mit den Haftflächen<br />

kommt, muss es aktiv aufgetragen werden. Bei Vertise Flow<br />

erfolgt die Applikation mit einem Pinsel oder Microbrush,<br />

der durch die reibende Bewegung das fließfähige Komposit<br />

in einer ca. 0,5 mm dicken Schicht auf der Haftfläche<br />

verteilen soll. Mit dieser aktiven Applikationsweise wird die<br />

Interaktion der sauren Monomere mit der Kontaktfläche<br />

verstärkt. Diese möglichst gleichmäßige Schicht muss<br />

durch Lichtinitiation aushärten. Bei Vertise Flow wird vom<br />

Hersteller eine Polymerisationszeit von 20 sec empfohlen,<br />

da adhäsive Monomere eine verzögerte Reaktion bei der<br />

Lichthärtung aufweisen. Während die hydrophile Phosphatgruppe<br />

also für die mikromechanische und chemische<br />

Bindung an der Zahnhartsubstanz verantwortlich ist, wird<br />

die mechanische Festigkeit durch die Vernetzung der Methacrylatgruppen<br />

erreicht. Die hydrophile Phosphatgruppe<br />

ist allerdings auch für die Wasseraufnahme verantwortlich,<br />

welche bei Vertise Flow signifikant höher als bei nicht<br />

adhäsiven Flowables ausfällt [155]. Die Hydrophilie eines<br />

adhäsiven Monomers hängt von der chemischen Struktur<br />

ab, und zwar von dem räumlichen Abstand zwischen den<br />

Methacrylatgruppen und der Phosphatgruppe. Diese<br />

Hydrophilie ist nötig, um eine Benetzbarkeit sicherzustellen,<br />

sodass das Monomer überhaupt in einen innigen Kontakt<br />

mit der Substratoberfläche kommen kann. Andererseits<br />

zeigt dieses hydrophile Ende neben der Wasseraufnahme<br />

auch eine Anfälligkeit bezüglich Hydrolyse. Da der Phosphorsäureester,<br />

den das GPDM-Molekül bildet, jedoch stabiler<br />

als andere Ester ist, müsste eigentlich nicht mit einer so<br />

starken Hydrolyse dieser Verbindung gerechnet werden,<br />

welche die Langzeitstabilität der Haftung beeinträchtigen<br />

könnte [15, 155]. In Laborstudien wird eine solche Abnahme<br />

der Haftung nach thermischer Belastung aber tatsächlich<br />

beobachtet. Direkt nach der Applikation werden Haftwerte<br />

gemessen, die durchaus mit denen von Adhäsivsystemen<br />

der Etch and Rinse-Technik vergleichbar sind. Nach Temperaturwechselbadbelastungen<br />

zeigen sich dann statistisch<br />

signifikant reduzierte Werte [44]. Daher wird der klinische<br />

Einsatz noch sehr kritisch gesehen. Auch die erhöhte Wasseraufnahme<br />

von Vertise Flow konnte in Studien bestätigt<br />

werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Flowables und<br />

pastösen Kompositen zeigte Vertise Flow die höchsten<br />

Werte, was auf den größeren Anteil von Monomeren an<br />

sich und vor allem auf den der hydrophilen Monomere<br />

zurückzuführen ist [154, 155]. Laboruntersuchungen haben<br />

eine eher geringere Haftung am Schmelz gemessen [150].<br />

Die Haftwerte am Schmelz können durch vorherige selektive<br />

Schmelzätzung mit Phosphorsäure verbessert werden.<br />

Im Dentin hat diese Vorbehandlung jedoch einen negativen<br />

Einfluss auf die Haftwerte. Das kann mit der eingeschränkten<br />

Benetzbarkeit des selbstadhäsiven Flowables erklärt<br />

werden, denn die Fließfähigkeit reicht nicht aus, um in das<br />

durch die Phosphorsäureätzung freigelegte Kollagennetzwerk<br />

einzudringen. Dadurch sind diese Kollagenfasern der<br />

späteren Degradation ausgesetzt [115]. Außerdem wird<br />

durch die Phosphorsäureätzung des Dentins der Kalziumgehalt<br />

der Haftfläche derartig reduziert, dass die chemische<br />

Haftung des adhäsiven Monomers massiv eingeschränkt<br />

ist, ähnlich wie es bei selbstadhäsiven Zementen der Fall<br />

ist [60]. Bei Beachtung der Arbeitsanleitung, also ohne<br />

Phosphorsäureätzung, sind die Ergebnisse im Dentin<br />

vergleichbar mit dem Randverhalten von Etch and Rinse-<br />

Systemen. Da Vertise Flow wegen der hydrophilen Monomere<br />

eine hygroskopische Expansion aufweist, könnte das<br />

gute Randverhalten auf den Ausgleich der Polymerisationsschrumpfung<br />

zurückzuführen sein [155]. Es gibt aber<br />

andererseits Studien, die weniger vorteilhafte Ergebnisse<br />

fanden und daraufhin empfahlen, für Zahnhalsdefekte die<br />

selbsthaftenden Flowables in Kombination mit einem<br />

Adhäsiv anzuwenden [100]. Dann jedoch wird der Vorteil<br />

im Vergleich zur Anwendung von herkömmlichen Flowables 8<br />

F A C H L I C H E S<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

21


8<br />

durchaus in Frage gestellt. Untersuchungen in Klasse-I-Kavitäten<br />

zeigten, dass Vertise Flow bei der Anwendung als<br />

Liner vor dem Auffüllen der Kavität mit einem Kompositfüllungsmaterial<br />

auch der thermischen und mechanischen<br />

Belastung standhielt (unveröffentlicht). Wurden die standardisierten<br />

Klasse-I-Kavitäten vollständig in Schichttechnik<br />

mit dem selbsthaftenden Flowable aufgefüllt, ergaben sich<br />

allerdings mit ca. 60 % signifikant geringere Anteile randdichter<br />

Füllungsbereiche (unveröffentlicht). Dieses Resultat<br />

wurde auch an minimalinvasiven okklusalen Kavitäten<br />

bestätigt. Inzwischen liegen die Resultate einer klinischen<br />

Studie vor, die nach 6 Monaten keine postoperativen<br />

Sensibilitäten bei der Versorgung von minimalinvasiven<br />

okklusalen Defekten feststellen konnte [149]. Die nicht<br />

besonders hohen Haftwerte am Schmelz könnten bei der<br />

Klebung von Brackets sogar von Vorteil sein. Ähnlich wie<br />

Untersuchungen mit selbstätzenden Adhäsivsystemen<br />

sowohl in vitro [127] als auch in vivo [27] gezeigt haben,<br />

konnten mit Vertise Flow kieferorthopädische Brackets<br />

geklebt werden. Das Entfernen erfolgt hier schmelzschonender<br />

als bei der Anwendung von Etch and Rinse-Systemen<br />

[44]. Im klinischen Einsatz könnte dies einen besonderen<br />

Vorteil darstellen, sodass das Kleben von Brackets mit<br />

einer Ein-Schritt-Technik möglich wird, denn an einer glatten<br />

labialen bzw. bukkalen Fläche ist die aktive Applikation des<br />

selbstadhäsiven Flowables sicherlich eher durchführbar als<br />

in einer Kavität. Selbst die vorherige Phosphorsäureätzung<br />

hat die Haftung am Schmelz zu Beginn nicht erhöht, sondern<br />

nur den Abfall der Haftwerte nach einer thermischen<br />

Belastung vermindert. In dieser Studie wurde von einem<br />

Abfall der Haftwerte nach Wasserlagerung berichtet, was<br />

die Autoren mit den hydrophilen Monomeren begründen<br />

[44]. Eine ähnliche Problematik ergibt sich bei der Haftung<br />

an Edel- und Nichtedelmetallen, die laut Herstellerangaben<br />

für Vertise Flow gegeben ist [Vertise Flow – Technical<br />

Bulletin]. Diese Aussage konnte in einer In-vitro-Studie<br />

nicht bestätigt werden, bei welcher der Verbund zu den<br />

Brackets nach Wasserlagerung verloren ging [44].<br />

1.4.2 Selbstadhäsive Komposite für die<br />

Befestigung von Werkstücken<br />

Vor 10 Jahren wurde das erste selbstadhäsive Universalbefestigungsmaterial<br />

eingeführt (RelyX Unicem, 3M Deutschland,<br />

Seefeld). Eine Vorbehandlung von Dentin und Schmelz ist<br />

nicht nötig, lediglich eine Reinigung der Zahnhartsubstanz<br />

mit Bimsmehl ist empfohlen. RelyX Unicem ist für die<br />

Befestigung aller indirekten Restaurationsmaterialien (Edelmetalllegierungen,<br />

edelmetallfreie Legierungen, Oxidkeramiken,<br />

Silikatkeramiken) freigegeben. Der Adhäsionsmechanismus<br />

auf der Zahnoberfläche beruht auf der Existenz von phosphorsauren<br />

Methacrylatgruppen. Diese können die Zahnhartsubstanz<br />

demineralisieren [22] und aufgrund ihrer<br />

negativen Ladung mit den positiv geladenen Oberflächen<br />

(Ca+) reagieren [43]. Selbstadhäsive Befestigungskomposite<br />

haben zwei unterschiedliche Abbindereaktionen: Eine radikalische<br />

Polymerisationsreaktion, die sowohl ohne als<br />

auch mit Lichtinitiierung abläuft und für die ein speziell<br />

für den sauren pH-Bereich entwickeltes Initiatorsystem<br />

verantwortlich ist, sowie eine Säure-Base-Reaktion unter<br />

Beteiligung der phosphorsauren Methacrylate, basischer<br />

Füllerkomponenten und des in der Zahnhartsubstanz<br />

befindlichen Apatits. Bei dieser Reaktion wird Wasser freigesetzt,<br />

welches initial für eine Hydrophilie des Materials<br />

und damit für eine gute Benetzung des ebenfalls hydrophilen<br />

Dentins sorgt. Das Wasser wird durch Reaktion mit<br />

überschüssigen Säuren und basischen Füllkörpern in einer<br />

Zementreaktion wieder abgefangen, sodass das Material<br />

hydrophober und damit unempfindlicher gegenüber dem<br />

wässrigen Mundmilieu wird. In-vitro-Versuche zeigten, dass<br />

die Schmelzhaftung ca. 50 % niedriger ist als diejenige von<br />

Kompositen auf konditionierten Schmelzoberflächen [1, 22,<br />

26, 60]. Eine zusätzliche Schmelzätzung mit Phosphorsäure<br />

birgt die Gefahr, dass auch Dentinbereiche konditioniert<br />

werden, was zur Zerstörung der Dentinhaftung führt [22].<br />

In-vitro-Untersuchungen zur Dentinhaftung sind widersprüchlich:<br />

Während einige Autoren mit und ohne thermische<br />

Belastung eine gleichbleibende, der konventionellen<br />

adhäsiven Befestigung ähnliche Haftung nachwiesen [1,<br />

22], kamen andere zu niedrigeren Werten [83]. Es gibt<br />

heute eine Reihe von weiteren selbstadhäsiven Befestigungskompositen.<br />

Hierzu gehören etwa Clearfil SA (Fa. Kuraray<br />

Europe, Hattersheim), Bifix SE (Fa. Voco, Cuxhaven), Speed-<br />

CEM (Fa. Ivoclar Vivadent, Ellwangen), iCem (Fa. Heraeus<br />

Kulzer, Hanau), SmartCem 2 (Fa. Dentsply DeTrey, Konstanz)<br />

und Maxcem Elite (Fa. Kerr, Rastatt). Vor Anwendung der<br />

letztgenannten Produkte sollte stets abgeklärt werden, ob<br />

sie auch wirklich für die Befestigung der entsprechenden<br />

Restaurationsmaterialien freigegeben sind. Im Vergleich zu<br />

RelyX Unicem sind jedoch selbst In-vitro-Studien über diese<br />

Produkte in der internationalen Literatur kaum vorhanden [83].<br />

Während bei der beschriebenen Materialgruppe keine<br />

Vorbehandlung oder Konditionierung der Zahnoberfläche<br />

durchgeführt werden muss, müssen jedoch alle Restaurationsmaterialien,<br />

die mit selbstadhäsiven Befestigungszementen<br />

eingegliedert werden sollen, wie bei der konventionellen<br />

adhäsiven Befestigung konditioniert werden. Bei der<br />

selbstadhäsiven Befestigung von Edelmetallen empfiehlt<br />

sich eine Silikatisierung und eine Silanisierung (z.B. Rocatec<br />

Soft 30 µm + Silanisierung für 60 sec). Bei Nichtedelmetallen<br />

reicht Abstrahlen mit Aluminiumoxidpartikeln.<br />

Zirkonoxidkeramiken sollten mit einem Abstrahldruck von<br />

maximal 2 bar ebenfalls mit Aluminiumoxid der Größe<br />

50 µm konditioniert werden. Zirkonoxidkeramiken und<br />

edelmetallfreie Legierungen können aber auch silikatisiert<br />

und silanisiert werden. Herkömmliche Silikatkeramiken sind<br />

60 sec mit Flusssäure zu ätzen und dann weitere 60 sec<br />

22 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


mit einem Haftsilan zu behandeln. Lithiumdisilikatkeramiken<br />

(e.max CAD und e.max Press, Fa. Ivoclar Vivadent) als<br />

Sonderformen der Silikatkeramiken müssen 20 sec mit<br />

Flusssäure geätzt und 60 sec silanisiert werden. Wichtig<br />

beim Einsetzen mit den selbstadhäsiven Befestigungszementen<br />

ist ein gewisser Anpressdruck des Materials an den<br />

Zahn, damit die eingangs beschriebenen Wechselwirkungen<br />

zwischen Zahn und Komposit wirken können [22].<br />

Kofferdam ist laut Gebrauchsanweisung bei der Anwendung<br />

selbstadhäsiver Befestigungszemente nicht zwingend<br />

notwendig.<br />

Zum Befestigungszement RelyX Unicem existieren zwei<br />

2-Jahres-Studien. Die eine Studie untersuchte das Langzeitverhalten<br />

von RelyX Unicem im Vergleich zur klassischen<br />

Befestigungstechnik mit dem Mehrflaschenadhäsiv Syntac<br />

und dem Einsetzkomposit Variolink bei silikatkeramischen<br />

Inlays und Teilkronen [131]. Nach 2 Jahren erwiesen<br />

sich die Resultate hinsichtlich der Klebefuge in der RelyX-<br />

Unicem-Gruppe als etwas schlechter. Da das Phänomen<br />

bekannt ist, führten andere Autoren bei der Hälfte der<br />

Zähne, die mit RelyX Unicem und silikatkeramischen<br />

Teilkronen versorgt wurden, eine selektive Schmelzätzung<br />

durch [126]. Im Gesamtergebnis ergab sich jedoch kein<br />

signifikanter Vorteil für die marginale Integrität der Inlays mit<br />

selektiver Schmelzätzung [126]. Zum jetzigen Zeitpunkt<br />

sind klinische Studien über einen längeren Zeitraum nicht<br />

verfügbar. Für die Befestigung von Lithiumdisilikatkronen<br />

und anderer Kronenrestaurationen liegen ebenfalls nur<br />

wenige klinische Untersuchungen vor [5, 128]. Für Veneers<br />

sind diese Materialien gar nicht freigegeben. Zusammenfassend<br />

ist der selbstadhäsive Befestigungszement RelyX<br />

Unicem v.a. bei den klinisch schwierigeren Fällen (mit<br />

Dentinflächen/-begrenzung, subgingivale Kronenränder)<br />

empfohlen [1].<br />

Per definitionem gehört zur „Adhäsivtechnik“ ein<br />

Adhäsionssubstrat (z.B. Schmelz/Dentin), ein Werkstoff<br />

(z.B. Komposit) und als Verankerungsmedium<br />

ein Adhäsiv. Es existieren jedoch Graduierungen<br />

in Aufbau als auch Effektivität dieser Verbindungen<br />

bis hin zur selbstadhäsiven Werkstoffklasse ohne<br />

separates Adhäsivsystem.<br />

Aufgrund der Daten in der Literatur incl. klinischer<br />

Studien wird folgende Definition mit Abstufung für<br />

die Adhäsivtechnik vorgeschlagen:<br />

A. Multiadhäsiv:<br />

an mehreren unterschiedlichen Substraten<br />

(Zahnhartsubstanzen und Werkstoffe)<br />

(z.B. Scotchbond Universal)<br />

B. Volladhäsiv/Etch and Rinse:<br />

Anwendung eines Adhäsivsystems incl. Konditionierung<br />

mit Phosphorsäure (selektiv oder total)<br />

C. Volladhäsiv/Self-etch:<br />

Anwendung eines Adhäsivsystems ohne<br />

Konditionierung mit Phosphorsäure<br />

D. Selbstadhäsiv:<br />

Anwendung eines selbstadhäsiven Materials<br />

(Komposit) ohne separate Konditionierung und<br />

ohne separates Adhäsiv<br />

E. Semiadhäsiv:<br />

Anwendung eines selbstadhäsiven, überwiegend<br />

chemisch und weniger mikroretentiv haftenden<br />

Materials (Glasionomerzement) ohne/mit Konditionierung<br />

und ohne Adhäsiv<br />

2 Was versteht man unter:<br />

a) Anätzen<br />

b) Primer<br />

c) Bonding<br />

Ein Blick auf die Funktionalität marktüblicher Adhäsivsysteme<br />

verdeutlicht die gestellte Frage (Tab. 1):<br />

In Analogie zeigt Tabelle 2 einen Einblick in die Schritte<br />

der Adhäsivtechnik:<br />

Leistungsinhalte der Bestandteile<br />

a) Anätzen:<br />

Anätzen bedeutet bezüglich der Adhäsion an<br />

die Zahnhartsubstanzen heute in der Regel eine<br />

Konditionierung mit Phosphorsäure.<br />

b) Primer:<br />

Priming ist die chemische Vorbehandlung der<br />

hydrophilen Dentinoberfläche als Übergang zur<br />

Aufnahme eines hydrophoben Substrats. Dies<br />

erfolgt in einem separaten Primer-Schritt oder<br />

zusammen mit dem Adhäsiv.<br />

c) Bonding:<br />

Unter Bonding versteht man die Applikation eines<br />

Adhäsivsystems. Bei Multi-Step-Adhäsiven handelt<br />

es sich hier um ein hydrophobes Bonding Agent,<br />

bei simplifizierten Adhäsiven um multifunktionale<br />

Gemische aus Primer und Bonding. 8<br />

F A C H L I C H E S<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

23


Tab. 2: Auflistung marktüblicher Produkte der verschiedenen Adhäsivsystem-Klassen nach Adhäsionssubstraten und Schritten.<br />

8<br />

3 Was ist Konditionieren?<br />

Einige wichtige in der Adhäsivtechnik in den letzten Jahren<br />

eingeführte Termini werden in Tabelle 3 aufgeführt.<br />

4 Abgrenzungen<br />

4.1 Klassische adhäsive Befestigung von<br />

Werkstücken vs. Füllungstherapie<br />

Klassische adhäsive Befestigung bedeutet die Umsetzung<br />

der o.g. Techniken im Zuge der indirekten Restauration. Bei<br />

den bewährten Mehrflaschenadhäsiven wie Syntac (Ivoclar<br />

Vivadent, Ellwangen) erhöht eine zusätzliche 15-sekündige<br />

Anätzung des Dentins mit Phosphorsäure während der<br />

Schmelzätzung signifikant die Dentinhaftung [39]. Bei den<br />

All-in-One-Adhäsiven (nicht zu verwechseln mit den selbstadhäsiven<br />

Befestigungszementen, s.u.) werden in einem<br />

Schritt Schmelz- und Dentinoberfläche vorbehandelt. Aufgrund<br />

der verwendeten Komponenten gibt es die Bezeichnungen<br />

Mehrflaschen- und Einflaschensysteme, wobei<br />

erstere immer noch als sehr zuverlässig und weniger techniksensitiv<br />

gelten [8, 31, 110]. Alle Systeme, die eine Vorbehandlung<br />

des Schmelzes und des Dentins beinhalten, setzen<br />

eine sichere Trockenlegung voraus. Die Dauerhaftigkeit<br />

der klassischen adhäsiven Befestigung von Restaurationen<br />

ist ausführlich in klinischen Studien belegt worden [40, 57,<br />

72, 86, 88]. Gerade die adhäsive Befestigung von silikatkeramischen<br />

Inlays und Teilkronen stellt ein probates Mittel<br />

dar, um die verbliebene Zahnhartsubstanz bei der Kavitätenpräparation<br />

zu schonen und mithilfe der adhäsiven<br />

Befestigung zu stabilisieren [89]. Auch Lithiumdisilikatkeramiken<br />

müssen als Inlays und Teilkronen adhäsiv befestigt<br />

werden. Bei Lithiumdisilikatkronen kann eine adhäsive<br />

Befestigung erfolgen (v.a. wenn keine ausreichende Retention<br />

vorhanden ist). Auch Klebebrücken aus Metall oder<br />

Vollkeramik können gleichfalls adhäsiv befestigt werden<br />

[66]. Bei konventionellen Kronen- und Brückenversorgungen<br />

(Edelmetall oder Zirkonoxid) ist der Vorteil der adhäsiven<br />

Befestigung (mit dem einhergehenden Mehraufwand)<br />

gegenüber konventioneller Zementierung bei ausreichender<br />

Retention umstritten. Ein Vorteil der adhäsiven Befestigung<br />

sämtlicher Restaurationen besteht in der sicheren Versiegelung<br />

des Dentins [70].<br />

24 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


4.2 Adhäsion an teilbelassene Restaurationen (Reparatur)<br />

4.2.1 Reparatur von Komposit<br />

Die komplette Entfernung einer Kompositrestauration ist<br />

sehr zeitaufwändig und geht meist mit einem zusätzlichen<br />

Verlust von Zahnhartsubstanz einher [78]. Gerade bei rein<br />

kompositbegrenzten Defekten ist es sinnvoll, effektiv zu<br />

reparieren. Früher standen in der Literatur lediglich Scherversuche<br />

zur Verfügung, um das Potenzial von Reparaturen<br />

abzuschätzen [8, 125, 129]. Man ging bei der Reparaturfestigkeit<br />

aufgrund dieser Studien von ca. 65 % der kohäsiven<br />

Stärke intakter Kompositproben aus [125, 129]. Anrauen<br />

mit Siliziumkarbid-Steinchen oder Präparationsdiamanten<br />

einerseits oder Sandstrahlen andererseits wurden hier als<br />

vielversprechende Methoden eingestuft [34, 81, 82, 84,<br />

121, 130]. Studien an Zähnen mit der Reparatur gealterter<br />

Kompositfüllungen zeigten, dass eine absichtliche Extension<br />

der Reparaturkavität bis in den angrenzenden Schmelz<br />

nicht zu empfehlen ist [34, 35]. Zwar kann auch diese öfter<br />

vorkommende Situation gelöst werden, a priori anzustreben<br />

ist sie jedoch nicht, da bei der Exposition mehrerer Adhärenden<br />

(Komposit/Schmelz/Dentin) mehr Probleme entstehen<br />

als gelöst werden [34, 35]. Eine andere Studie untersuchte<br />

den Einfluss der Präparationsgeometrie auf die Integrität<br />

des Reparaturverbundes bei gealterten Kompositfüllungen.<br />

Hauptresultat hier war, dass eine Schwalbenschwanzpräparation<br />

keinen Sinn macht, da sich dadurch der C-Faktor<br />

signifikant erhöht und systemimmanente Spannungen<br />

zunehmen [35]. Minimal invasive Präparationen zeigten<br />

die besten Resultate, wobei die Lining-Technik mit Flowable-Kompositen<br />

die marginale Qualität nochmals steigerte<br />

[35]. Für die Vorbehandlung des gealterten, zu reparierenden<br />

Komposits werden mehrere Ansätze diskutiert. Unter vielen<br />

Alternativen hat sich das intraorale Sandstrahlen mit Korund<br />

(27 µm oder 50 µm) als beste Methode herausgestellt, da<br />

das intraorale Silikatisieren zwar gut funktioniert, aber hier<br />

nur Komposit als alleiniges Adhäsionssubstrat vorhanden<br />

sein sollte [50, 51, 59, 82]. Auch rotierende Werkzeuge<br />

(Siliziumkarbidsteinchen, grobe Diamantschleifer) erzeugen<br />

eine durchaus messbare Oberflächenvergrößerung auf zu<br />

reparierendem Komposit, es ist aber schwer, in die kaum<br />

zugänglichen Randbereiche vorzustoßen, ohne Nachbarzähne<br />

zu verletzen. Daher ist neben der Effektivität auch<br />

der Zugang zu schlecht erreichbaren Kavitätenrändern<br />

ein Vorteil von Sandstrahlern [59, 82]. Es gibt bis dato nur<br />

wenig klinische Daten zu Neuanfertigung vs. Reparatur:<br />

Bei randverfärbten Kompositrestaurationen zeigte sich nach<br />

mehreren Jahren Beobachtungsdauer kein Unterschied zwischen<br />

Reparatur, Versiegelung oder Neuanfertigung [45, 88b].<br />

4.2.2 Reparatur von Keramik<br />

Da bei Keramik mit Abstand die meisten Versagensfälle<br />

durch Frakturen verursacht sind, ist die Frage nach der<br />

Reparabilität ebenso interessant und wichtig wie bei Komposit.<br />

Auch hier liegen Daten aus der Literatur vor [6, 32].<br />

Bei großen (katastrophalen) Frakturen (bulk fracture) ist<br />

eine Neuanfertigung oft nötig, bei den viel häufiger auftretenden<br />

Chippings jedoch wäre eine Reparatur gegenüber<br />

einer vermutlich Zahnhartsubstanz-raubenden und teuren<br />

Neuanfertigung vorzuziehen. Selbst bei ästhetisch heiklen<br />

Keramikveneers zeigten Peumans et al., dass ein Versuch<br />

der Reparatur bei Teilfrakturen vor Neuanfertigung steht<br />

[113]. Zur Keramikinlayreparatur existieren ebenfalls wenig<br />

Daten in der Literatur. In einer Labor-Studie mit der Simulation<br />

einer zweijährigen klinischen Trageperiode waren nur<br />

die Flusssäure- und die CoJet-Vorbehandlung dazu in der<br />

Lage, Reparaturfüllungen dauerhaft zu retinieren (unveröffentlicht).<br />

Ungepufferte Flusssäure ist hochtoxisch und kann zu tiefgreifenden<br />

Gewebeschädigungen führen. Ihre intraorale<br />

Anwendung ist deshalb heute nicht mehr indiziert, da<br />

gepufferte Flusssäureprodukte zur intraoralen Anwendung<br />

freigegeben sind. Gleichwohl sind auch hier Vorsichtsmaßnahmen<br />

geboten [68]. Eine Alternative besteht im universell<br />

einsetzbaren Verfahren der intraoralen Silikatisierung (Cojet,<br />

3MESPE) [32, 59, 81, 82]. 8<br />

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25


Terminus Definition Abrechnungstechnische Anmerkungen<br />

Oberflächenkonditionierung<br />

Oberflächenanätzung<br />

Uni-/bi- und multifunktionale<br />

Adhäsion<br />

Infiltration<br />

Vorbereitung von Oberflächen für<br />

Adhäsionsmaßnahmen<br />

Auftragen von Säuren auf Oberflächen<br />

(z.B. Phosphor- oder Salzsäure auf<br />

Zahnhartsubstanzen oder Flusssäure auf<br />

Glaskeramik)<br />

Adhäsionsphänomene an einer oder<br />

mehreren Oberflächen; diese sind<br />

Zahnhartsubstanzen (Schmelz, Dentin),<br />

Metalle (Amalgame, Gussmetalle) und/<br />

oder zahnfarbene Werkstoffe (Komposite,<br />

Keramiken)<br />

„Imprägnierung“ veränderter oder<br />

geschädigter Zahnhartsubstanzen (zum<br />

Beispiel infolge physikalischer, chemischer<br />

und/oder mikrobieller Vorgänge wie<br />

Karies) zur Vermeidung einer weiteren<br />

Ausbreitung<br />

Konditionierung wird erreicht durch<br />

Ätzung oder Sandstrahlen unterschiedlicher<br />

Adhärenden<br />

Jede Ätzung ist eine Konditionierung –<br />

aber nicht jede Konditionierung ist eine<br />

Ätzung<br />

Diese Form der Adhäsion ist<br />

abrechnungstechnisch bislang<br />

nicht hinreichend erfasst<br />

Diese Form der Adhäsion ist<br />

abrechnungstechnisch bislang<br />

nicht hinreichend erfasst<br />

Tab. 3: Neue Termini der Adhäsivtechnik.<br />

8<br />

4.2.3 Reparatur von Metall<br />

Reparaturen an Goldrestaurationen werden neben Sekundärkaries<br />

in der Regel meist durch zwei Umstände nötig –<br />

eine falsche Präparation und hohe Belastung, die zu Höckerfrakturen<br />

der Zahnhart-substanz oder zum Randspalt führt<br />

bzw. eine Trepanation. Bei größeren Defekten ist eine intra -<br />

orale Silikatisierung ebenso sinnvoll wie bei der Keramikreparatur,<br />

wenn der Defekt klinisch zugängig und machbar<br />

ist [32, 59]. Bei Versiegelung von Randspalten (ggf. nach<br />

Sekundärkariesentfernung) können trotz Verzicht auf Silikatisierung<br />

gute klinische Ergebnisse erzielt werden [59].<br />

4.2.4 Sonderformen der Adhäsion<br />

4.2.4.1 Infiltration von Schmelzläsionen<br />

Neben der Fissurenversiegelung ist die Infiltration in labiale<br />

und approximale Schmelzläsionen die am wenigsten invasive<br />

Versorgungsmöglichkeit für initiale Kariesläsionen [91,<br />

92, 101, 102, 117]. Auch hier wird die Zahnhartsubstanz<br />

konditioniert (10 % Salzsäure) und ein Adhäsiv (Infiltrant)<br />

eingebracht, daher kann man prinzipiell auch hier von<br />

Adhäsivtechnik sprechen. Die Applikationszeiten dauern<br />

jedoch mit 120 sec (Salzsäure) bzw. 180 sec (Infiltrant)<br />

wesentlich länger als bei adhäsiven Restaurationen. Durch<br />

die Applikation einer speziell entwickelten Doppelfolie<br />

kann auch gezielt approximal wie labial direkt geätzt und<br />

infiltriert werden. Zur Entwicklung des Infiltrationsprocedere<br />

(Icon, DMG, Hamburg) exisitieren mehrere Publikationen<br />

[91, 92, 101, 102]. Die klinische Potenz zur Arretierung<br />

von Schmelzläsionen ist anhand klinischer Studien belegt<br />

[92, 101]. Eine größere Durchdringung des Marktes hat nach<br />

drei Jahren jedoch noch nicht stattgefunden. Die weiter<br />

verbreiterte internationale Perzeption beginnt gerade erst<br />

[46, 79, 137].<br />

4.2.4.2 Infiltration von kariös verändertem Dentin<br />

Auch in kariös verändertem Dentin kann eine Infiltration<br />

stattfinden, die mittlerweile therapeutisch auch gezielt<br />

angestrebt wird. Es ist seit längerer Zeit bekannt, dass<br />

sowohl kariös erweichtes und somit infiziertes als auch<br />

durch Karies verändertes Dentin (affected dentin), das teils<br />

sklerosiert und ohne hohe Bakterienlast, mit konventioneller<br />

Adhäsivtechnik penetrierbar ist. Interaktionsstrukturen können<br />

hier sogar stärker ausgeprägt sein als beim Bonding an<br />

frisch geschnittenem, gesundem Dentin [2, 19, 95, 122,<br />

124]. Die „Resin Tags“ werden durch Mineraldeposits in den<br />

Dentintubuli zwar kürzer, die Dicke der Hybridschichten ist<br />

jedoch teilweise erheblich größer als beim Bonding an nicht<br />

verändertes, frisch geschnittenes Dentin [93, 98, 106, 153].<br />

Dies ist aus zwei Gründen wichtig für die Einschätzung der<br />

Adhäsivtechnik in diesen Bereichen: 99 % der publizierten<br />

Studien zur Evaluation von Dentinhaftungsphänomenen sind<br />

an gesunden bleibenden Zähnen durchgeführt worden,<br />

die also gar keine Restauration „benötigt“ hätten [80, 89].<br />

Dies ist zwar für die Etablierung der Haftung und deren<br />

standardisierte Untersuchung ein wichtiges Substrat, gerade<br />

aber nach Kariesexkavation bleibt in der Regel kariös<br />

verändertes bzw. sklerotisches Dentin zurück [16, 17, 19].<br />

Dieses spielt aber gerade bei der Versiegelung relevanter<br />

Bereiche in Abgrenzung zum Pulpodentinkomplex eine<br />

26 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


Vita<br />

UNIV.-PROF. DR. MED. DENT.<br />

ROLAND FRANKENBERGER<br />

1967 geboren in Eichstätt/Bayern<br />

1987-92 Studium der Zahnheilkunde,<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

1993 Promotion<br />

1999 Visiting Assistant Professor,<br />

University of North Carolina at Chapel Hill, USA<br />

2000 Habilitation, Ernennung zum Oberarzt<br />

2001 Miller-Preis der DGZMK<br />

2006-2008 3 Preise für gute Lehre in der klinischen<br />

Zahnmedizin, Med. Fak. FAU Erlangen<br />

2008 Walkhoff-Preis der DGZ<br />

2008 Forschungspreis der AG Keramik<br />

2008 Visiting Associate Professor,<br />

Nova Southern University, Fort Lauderdale, USA<br />

2009 Direktor der Abteilung für Zahnerhaltungskunde,<br />

Med. Zentrum für ZMK, Philipps-Universität Marburg<br />

2009-2012 Stellvertretender Vorsitzender der APW<br />

2011-heute Chefredakteur der „Quintessenz“<br />

2012-14 Präsident der DGZ<br />

2012-heute Geschäftsführender Direktor<br />

der Zahnklinik Marburg<br />

2012 Visiting Professor, University of Tennessee,<br />

Memphis, USA<br />

2014 Associate Editor des Journal of Adhesive Dentistry<br />

Publikationen 250 Artikel, 35 Buchbeiträge, 2 Bücher,<br />

>700 Vorträge in 20 Ländern<br />

Promotionen 135<br />

Foto: DZZ<br />

4.2.4.4 Adhäsion an iatrogen veränderten Oberflächen<br />

Im Rahmen endodontischer Eingriffe (Spülmittel), Farbkorrekturen<br />

(Bleichmittel) oder des Blutungsmanagements bei<br />

extrem tiefen Kavitäten (adstringierende Substanzen usw.)<br />

kann es zu Oberflächenveränderungen der Zahnhartsubstanzen<br />

kommen, die die Adhäsion beeinflussen. So ist<br />

beispielsweise bekannt, dass diverse Agentien, die zur Förderung<br />

der Blutstillung eingesetzt werden, unter bestimmten<br />

Bedingungen die Adhäsion zu Kompositen dramatisch<br />

reduzieren können [96]. Daher müssen nach iatrogener<br />

Veränderung von Zahnhartsubstanzoberflächen eventuell<br />

weitere Zwischenschritte vorgenommen werden, bevor<br />

eine Adhäsivtechnik erfolgreich zum Einsatz kommen<br />

kann. Auch dies ist bislang abrechnungstechnisch noch<br />

nicht erfasst<br />

Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt<br />

im Sinne der Richtlinien des International Committee<br />

of Medical Journal Editors besteht.<br />

ß<br />

—<br />

Prof. Dr. R. Frankenberger, Abteilung für Zahnerhaltungskunde,<br />

Medizinisches Zentrum für ZMK, Philipps-Universität<br />

Marburg und Universitätsklinikum Gießen und Marburg<br />

Prof. Dr. D. Heidemann, Zentrum der ZMK (Carolinums) des<br />

Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt<br />

Prof. Dr. H. J. Staehle, Poliklinik für Zahnerhaltungskunde der<br />

Mund-, Zahn- und Kieferklinik des Universitätsklinikums<br />

Heidelberg<br />

Prof. Dr. E. Hellwig, Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und<br />

Kieferheilkunde, Abteilung für Zahnerhaltungskunde und<br />

Parodontologie, Universitätsklinikum Freiburg<br />

F A C H L I C H E S<br />

wichtige Rolle. Nach der Kariesexkavation bleiben in der<br />

Regel Areale mit kariös verändertem Dentin zurück [4, 28,<br />

67]. Unter modernen Gesichtspunkten der Kariologie ist<br />

heute eine schonendere Kariesexkavation (z.B. mit Polymerbohrern)<br />

erstrebenswert, da hier in der Regel noch remineralisierbares<br />

Dentin erhalten werden kann [4, 18, 28, 67,<br />

90, 120, 136, 157]. Das verbleibende kariös veränderte<br />

Dentin kann mit Adhäsiven auch gezielt versiegelt werden.<br />

Dieser Erhalt trägt zur Schonung der Zahnhartsubstanz<br />

sowie der vitalen Pulpa bei [67].<br />

4.2.4.3 Adhäsion bei Zahnbildungsstörungen/<br />

Strukturstörungen<br />

Auch im Rahmen der Therapie von Zähnen mit Strukturanomalien<br />

(z.B. Amelogenesis imperfecta, Dentinogenesis<br />

imperfecta, Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, Fluorose<br />

etc.) haben sich adhäsive Maßnahmen weitgehend durchgesetzt,<br />

und sei es nur, um in der Kinderzahnheilkunde<br />

wichtige Zeit zu überbrücken. Diese Maßnahmen sind nicht<br />

mit der Effektivität in der bleibenden Dentition vergleichbar,<br />

aber zweckmäßig und therapeutisch sinnvoll.<br />

Dr. U. Blunck, CMD Zentrum für Kiefergelenkdiagnostik und<br />

Therapie – DROS-Therapeut, Theaterstraße 3, 30159 Hannover<br />

Prof. Dr. R. Hickel, Poliklinik für Zahnerhaltung und<br />

Parodontologie, Klinikum der Universität München<br />

Quelle: „Mit freundlicher Genehmigung des Deutschen<br />

Ärzte-Verlags, Erstveröffentlichung DZZ 2014;69:722-734“<br />

Korrespondenzadresse<br />

Univ.-Prof. Dr. Roland Frankenberger<br />

Abteilung für Zahnerhaltungskunde<br />

Medizinisches Zentrum für ZMK<br />

Philipps-Universität Marburg und<br />

Universitätsklinikum Gießen und Marburg,<br />

Standort Marburg<br />

Georg-Voigt-Str. 3, 35039 Marburg<br />

E-Mail: frankbg@med.uni-marburg.de<br />

Die Literaturliste können Sie unter<br />

https://www.kzvn.de/nzb/literaturlisten.html herunterladen<br />

oder unter www.nzb-redaktion@kzvn.de anfordern.<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

27


Adhäsion in der Zahnheilkunde –<br />

Hinweise der Wissenschaft für<br />

die tägliche Praxis<br />

Adhäsive Techniken sind die Grundlage der<br />

modernen Zahnmedizin geworden. Dies<br />

können insbesondere die vielen Praktiker bestätigen, die<br />

in ihrer täglichen Arbeit dem Wunsch der Patienten nach<br />

zahnfarbenem Zahnersatz ohne Metall nachkommen.<br />

Auf der universitären Forschungsseite beschäftigt sich<br />

eine sehr große Zahl Werkstoffkundler auf der ganzen<br />

Welt mit den vielschichtigen Fragen der Adhäsion. Unterschiedliche<br />

Fragestellungen sollen dort evidenzbasiert mit<br />

großem technischem und zeitlichem Aufwand erforscht<br />

werden. Doch wie kommunizieren Praktiker und Forscher<br />

miteinander? Leben sie auf unterschiedlichen Planeten<br />

und jeder ist in seiner Welt zufrieden?<br />

Praktiker stellen konkrete Fragen für die unmittelbaren<br />

Probleme der täglichen, adhäsiven Zahnmedizin:<br />

Soll man Ätzgel überall verwenden?<br />

Kann man im Mund Komposit nur an Zähne ankleben?<br />

Prof. Dr. Mutlu Özcan, Zürich.<br />

Genügt das Anrauen von Zahnersatzmaterialien mit<br />

dem grünen Steinchen?<br />

Kann man dabei die üblichen Adhäsive für Schmelz<br />

oder Dentin verwenden?<br />

Erfordert das Einsetzen von Zahnersatz auf Zirkonbasis<br />

besondere Maßnahmen?<br />

Machen Reparaturmaßnamen im Mund Sinn?<br />

Wie geht man bei Reparaturmaßnahmen im Mund vor?<br />

Gibt es dabei unterschiedliche Strategien zum Ankleben<br />

von Komposit auf Nichtedelmetall, Edelmetall, Komposit<br />

und Keramik?<br />

Welche Rolle spielt dabei das Sandstrahlen?<br />

Kann es vermieden werden?<br />

Wie ergänzt man defekte Kompositfüllungen am besten?<br />

Gibt es Universaladhäsive? Ist es möglich mit einem<br />

einzigen Material auszukommen?<br />

Macht es Sinn auf weniger Arbeitsschritte umzustellen?<br />

Kann ich mein Adhäsiv weiter verwenden, oder gibt es<br />

etwas Besseres?<br />

Befolge ich fehlerfrei das empfohlene Einsatzprotokoll<br />

für meinen Befestigungszement?<br />

Was bedeuten Silikatisieren und Silanisieren?<br />

Welche Tricks gibt es beim Verwenden von Silan?<br />

Wie geht man vor, wenn unterschiedliche Oberflächen<br />

bei Reparaturmaßnahmen betroffen sind?<br />

Kann man die vorhandenen Pulverstrahler zur<br />

Prophylaxe verwenden?<br />

Dies ist nur eine Auswahl möglicher Fragestellungen. Die<br />

IAAD – International Association of Adhesive Dentistry –<br />

hat sich entschlossen, sog. IAAD Working Instructions zu<br />

veröffentlichen, die dem Praktiker als Richtlinien empfohlen<br />

werden und zunächst im Journal of Adhesive Dentistry,<br />

Quintessenzverlag veröffentlicht werden. Zur Frage der<br />

Konditionierung von indirektem Zahnersatz auf Zirkonbasis<br />

sollen hier exemplarisch die Richtlinien zum Sandstrahlen<br />

für Zirkonoberflächen vorgestellt werden. In weiteren<br />

Ausgaben des NZBs werden periodisch andere Richtlinien<br />

zur Diskussion gestellt werden. 8<br />

28 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


F A C H L I C H E S<br />

Fotos: © Prof. Dr. Mutlu Özcan<br />

Abb. 1: Zahnpräparation einer Klebebrücke mit einem Schmelzrand.<br />

Abb. 2: Konditioniertes Zirkongerüst mit<br />

CoJet Sandstrahlungssystem, welches<br />

mit MDP-enthaltenden Silanen und Haftvermittler<br />

ummantelt ist (MDP: 10-methacryloyloxydecyl<br />

dihydrogen phosphate).<br />

Abb. 3: Zementierung mit MDP-enthaltendem,<br />

chemisch härtendem Zement<br />

Panavia 21.<br />

Abb. 4.: Verblendete Zirkonklebebrücke<br />

in situ.<br />

Abb. 6: Microetcher auf Turbinenkupplung.<br />

Abb. 7: Die benutzten Materialien für die Zementierung.<br />

Abb. 5a-5c: Oberflächen im Elektronenmikroskop<br />

a) Aluminumoxid (Al 2 O 3 ),<br />

b) Rocatec Plus c) CoJet-Partikel in<br />

500facher Vergrößerung. Man vergleiche<br />

die scharfkantige Oberfläche bei reinem<br />

Al 2 O 3 (Abb. 5a) im Vergleich zu Al 2 O 3 ,<br />

das mit Siliziumdioxid (bei 5b und 5c)<br />

beschichtet ist.<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

29


8<br />

Richtlinien der IAAD (*) zum Sandstrahlen von festsitzendem<br />

Zahnersatz aus Zirkon zur Oberflächenkonditionierung vor<br />

der Zementierung – Warum und Wie?<br />

Während der Einprobe von Zahnersatz auf Zirkonbasis kommt<br />

es zur Verunreinigung der Gerüstoberfläche durch den<br />

Kontakt mit dem Gipsmodell, Speichel, Silikonmaterialien<br />

wie Fit-Checker o.ä.. Diese Verunreinigungen können am<br />

besten durch Sandstrahlen entfernt werden. Gleichzeitig<br />

raut das Sandstrahlen die Gerüstoberfläche auf und erleichtert<br />

eine mikromechanische Anhaftung des Kompositzementes.<br />

Das Sandstrahlprotokoll sollte das Strahlmittel,<br />

den angewendeten Druck, die Zeitdauer und den Arbeitsabstand<br />

berücksichtigen.<br />

Was tun?<br />

Einprobe des Zahnersatzes<br />

Überprüfen Sie die Passgenauigkeit des Zahnersatzes<br />

z.B. mit einem dünnfließenden Silikonmaterial.<br />

Entfernen Sie das Silikon sorgfältig, sprühen Sie ab<br />

und trocknen Sie.<br />

Markieren Sie die abzustrahlende Oberfläche mit<br />

Filzstift oder Bleistift.<br />

Schützen Sie die verblendete Oberfläche mit<br />

einem Glyceringel.<br />

Strahlen Sie chair-side die innere Oberfläche der<br />

Restauration ab.<br />

Strahlmittel: Aluminiumoxid mit Siliziumdioxid<br />

überzogen oder Siliziumdioxid.<br />

Partikelgröße: 30 bis 50 µm.<br />

Strahldruck: 0.5 to 2.5 bar.<br />

Dauer: Ungefähr 20 s für einen Bereich von<br />

10 mm 2 bis zum Verschwinden der Markierung<br />

Arbeitsabstand: Entfernung zirka 10 mm.<br />

Bewegung: Kreisende Bewegung unter Drehen der<br />

Arbeitsspitze.<br />

Ultraschallreinigung der Zirkonrestauration<br />

in Alkohol.<br />

Warum?<br />

CAD/CAM hergestellte Restaurationen sind womöglich weniger passgenau<br />

wie konventionell hergestellte Goldrestaurationen.<br />

Je nach verwendetem System könnte es zu Störstellen beim Aufpassen<br />

des Zahnersatzes kommen. 1<br />

Materialien wie Fit-Checker zeigen Störstellen, die entfernt werden<br />

müssen. Notfalls muss die Restauration wiederholt werden.<br />

Silikonstrukturen dringen in die Oberflächenrauigkeiten des<br />

Zirkons ein. 2,5 Das Absprühen und Trocknen beseitigt das Silikon.<br />

Da das Strahlgut in der Regel weißlich gefärbt ist, ist die Kontrolle der<br />

abgestrahlten Fläche schwierig. Die Markierung hilft beim kontrollierten<br />

Sandstrahlen.<br />

Sandpartikel könnten die verblendeten Oberflächenanteile<br />

unerwünscht beschädigen.<br />

Sandstrahlen der Zementierungsoberfläche entfernt Verunreinigungen und<br />

raut die Oberfläche an. Eine Ätzung mit Fluorsäue ist nicht zielführend,<br />

da Zirkon keinen Siliziumdioxidanteil enthält. Das Abstrahlen chairside<br />

überlässt dem Behandler die wichtige Kontrolle über diesen Arbeitsschritt. 7<br />

Aluminiumoxidpartikel zeigen mehr amorphe Muster als Aluminiumoxidpartikel,<br />

die mit Siliziumdioxid überzogen sind. Siliziumdioxidpartikel führen nicht<br />

zu Rissen unterhalb der Zirkonoberfläche. 9<br />

Eine höhere Partikelgröße verstärkt die monokline Phase, was die<br />

Festigkeit des Zirkons beeinträchtigen könnte. 6,11<br />

Der Strahldruck sollte idealerweise etwa 0,5 bar betragen. 5 Gemäß der ISO<br />

Norm erzeugt allerdings auch ein Luftdruck bis 2,5 bar keine Erhöhung der<br />

monoklinen Phase über einen kritischen Grenzwert. 4<br />

Zirkon ist sehr hart. Es dauert eine gewisse Zeit, bis die Oberfläche<br />

angeraut ist. 8<br />

Ein zu geringer Arbeitsabstand erzeugt Dellen in der Oberfläche. Der Abstand<br />

von ca. 10 mm erlaubt eine geeignete Streuung des Partikelstrahles. 8<br />

Durch eine kreisende und drehende Bewegung wird eine<br />

gleichmäßige Anrauung der Oberfläche erreicht. 8<br />

Rückstände loser Partikel können die Benetzbarkeit durch das Silan<br />

oder einen Primer und demzufolge eines Adhäsivs beeinträchtigen.<br />

Die Ultraschallreinigung entfernt solche Partikelrückstände am besten. 3<br />

30 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


– Anzeige –<br />

CAVE: Um eine saubere Oberfläche für eine optimale<br />

Adhäsion zu erzeugen, rauen Sie die Innenfläche der<br />

Zirkonrestauration gleichmäßig an, ohne die monokline<br />

Phase im Zirkon zu erhöhen. Um Nachteile für die<br />

Stabilität des Zirkons zu vermeiden befolgen Sie ein<br />

genaues und schonendes Protokoll.<br />

ß<br />

—<br />

Prof. Dr. Mutlu Özcan, Zürich<br />

Korrespondenz:<br />

Prof. Dr. med. dent. Ph. D Mutlu Özcan<br />

Universität Zürich, Klinik für Kronen- und<br />

Brückenprothetik, Teilprothetik und zahnärztliche<br />

Materialkunde<br />

Wissenschaftliche Abteilungsleiterin der Materialkunde<br />

Plattenstrasse 11, CH-8032, Zürich, Schweiz<br />

Tel.: +41-44-634-5600,<br />

Fax: +41-44-634-4305<br />

E-Mail: mutluozcan@hotmail.com<br />

Die Literaturliste können Sie unter<br />

https://www.kzvn.de/nzb/literaturlisten.html herunterladen<br />

oder unter www.nzb-redaktion@kzvn.de anfordern.<br />

(*) International Academy for Adhesive Dentistry<br />

Fortbildung der Hildesheimer Initiative für<br />

Zahngesundheit e.V. (HIZ):<br />

All about „adhesive dentistry“<br />

Prof. Dr. Mutlu Özcan, Ph. D, Zürich<br />

All about „Plateaus zur<br />

Bisshebung“<br />

Dr. Horst Landenberger, Bad Soden<br />

Samstag, 16. Mai 2015<br />

Novotel-Hotel, Bahnhofsallee 38,<br />

31134 Hildesheim<br />

Beginn: 09:00 (s.t.), Ende: 15:15 Uhr<br />

Kosten<br />

HIZ-Mitglieder „Verzehrpauschale“ 30,- €<br />

cand. med. dent „Verzehrpauschale“ 30,- €<br />

BVAZ-Mitglieder red. Teilnahmegebühr 99,- €<br />

Nichtmitglieder volle Teilnahmegebühr 160,- €<br />

F A C H L I C H E S<br />

Vita<br />

PROF. DR. MUTLU ÖZCAN<br />

studierte 1993 Zahnheilkunde an der Universität<br />

Marmara in Istanbul, Türkei, und erhielt<br />

1999 ihren Abschluss als Dr. med. dent. an der<br />

zahnärztlichen Fakultät der Universität Köln,<br />

Deutschland.<br />

Von 2001-2002 arbeitete sie als Forschungsassistentin<br />

an der Universität Turku, Abteilung für Prothetische<br />

Zahnheilkunde und Biomaterialienforschung in<br />

Finnland.<br />

2002 war sie Dozentin und wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin an der Universität Groningen, Abteilung<br />

für Zahnheilkunde und Dentalhygiene, Niederlande.<br />

2003 absolvierte sie an derselben Universität das<br />

Doktorat in Materialwissenschaften (Ph.D).<br />

8 Fortbildungspunkte gem.<br />

KZBV/BZÄK/DGZMK.<br />

Direkt zur Online-Anmeldung<br />

www.tinyurl.com/hiz-20150516<br />

Seit 2007 Professorin und wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Institut für klinische zahnärztliche<br />

Biomaterialien an der Universität Groningen.<br />

Seit 2009 Leitung der Abteilung für zahnärztliche<br />

Materialkunde an der zahnmedizinischen Fakultät der<br />

Universität Zürich, Schweiz.<br />

Anmeldungen sind nur online möglich!<br />

Foto: © vgstudio/Fotolia.com<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

31


Säurebedingte<br />

Zahnhartsubstanzdefekte<br />

EROSIONEN – VON DER DIAGNOSE ZUR THERAPIE<br />

Abbildungen 1 und 2.<br />

Fotos: © PD Dr. Nadine Schlüter, Prof. Dr. Carolina Ganß<br />

Erosionen werden, wie Karies, durch den<br />

Einfluss von Säuren hervorgerufen. Jedoch<br />

besitzen Erosionen verursachende Säuren meist einen<br />

niedrigeren pH-Wert und haben dadurch ein höheres<br />

Demineralisationspotential. Zusätzlich wirken sie auf<br />

plaquefreie Oberflächen ein. Diese Unterschiede haben<br />

einen Einfluss auf das Erscheinungsbild, den Pathomechanismus<br />

und auf Präventions- und Therapiestrategien<br />

von Erosionen.<br />

Ätiologie<br />

Verschiedene erosionsätiologische Faktoren können unterschieden<br />

werden: In erster Linie sind chemische Faktoren<br />

der einwirkenden Säure relevant. Hier spielen neben dem<br />

pH-Wert die Art der Säure, die Pufferkapazität, Chelateigenschaften<br />

und die Bindungsfähigkeit an Zahnoberflächen<br />

eine Rolle. Verschiedene Säuren haben unterschiedliches<br />

erosives Potential. So ist Zitronensäure bei vergleichbarem<br />

pH-Wert erosiver als Phosphorsäure, da sie nicht nur demineralisierende,<br />

sondern auch kalziumbindende Eigenschaften<br />

hat. Der Gehalt an Mineralien wie Kalzium und Phosphat<br />

spielt ebenfalls eine Rolle. Sind saure Lebensmittel reich<br />

an Kalzium und Phosphat, wie beispielsweise saure Milchprodukte<br />

oder Orangensäfte mit Kalziumzusatz, sind sie<br />

nicht erosiv.<br />

Zusätzlich müssen biologische Faktoren berücksichtigt<br />

werden. Die Zähne verschiedener Personen zeigen eine<br />

ganz individuelle Anfälligkeit für Demineralisationen, was<br />

zu einem individuellen Risiko für Erosionen führt. Auch<br />

Speichelfaktoren, etwa bestimmte Speichelproteine und<br />

Speichelenzyme, könnten eine Rolle spielen. Eine Reduktion<br />

des Speichelflusses wird ebenfalls als erosionsbegünstigender<br />

Faktor diskutiert.<br />

Neben chemischen und biologischen Faktoren müssen<br />

noch Gewohnheits- oder Verhaltensfaktoren berücksichtigt<br />

werden. Vor allem der hochfrequente Konsum von Sportund<br />

Erfrischungsgetränken birgt ein hohes Erosionsrisiko in<br />

sich. Der Konsum dieser Getränke hat sich von den 1960er<br />

bis zu den 1990er Jahren etwa verdreifacht und verbleibt<br />

seitdem auf einem konstant hohen Niveau. Zusätzlich ist<br />

der Verbrauch an Sportgetränken über die letzte Dekade<br />

um etwa 60 Prozent gestiegen, so dass beispielsweise<br />

jeder männliche Jugendliche und junge Erwachsene derzeit<br />

durchschnittlich etwas mehr als einen Liter eines sauren<br />

Getränkes pro Tag verzehrt.<br />

Neben Sport- und Erfrischungsgetränken können auch<br />

andere saure Lebensmittel wie Essigprodukte, Obst und<br />

Obstprodukte (z. B. Smoothies oder Früchtetees) Erosionen<br />

hervorrufen. Saure Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel<br />

oder eine berufliche Säureexposition sind ebenfalls Säurequellen,<br />

die zu Erosionen führen können, spielen jedoch<br />

eine untergeordnete Rolle. Als nicht erosiv sind hingegen<br />

Mineralwässer ohne Geschmackszusatz und kalziumhaltige<br />

Speisen einzustufen und können bedenkenlos empfohlen<br />

werden.<br />

Zusätzlich zu diesen Faktoren müssen auch Grunderkrankungen<br />

wie ein chronischer Reflux oder Essstörungen<br />

in Kombination mit Erbrechen (Bulimie) als ätiologische<br />

Faktoren bedacht werden. Der Mageninhalt ist mit einem<br />

pH-Wert von 1 bis 3 sehr sauer und stellt bei regelmäßigem<br />

32 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


Definition und Ätiologie<br />

Diagnostische Kriterien<br />

Demineralisationsprozesse durch<br />

den direkten Einfluss von exogenen<br />

oder endogenen Säuren<br />

Lokalisation: Okklusalflächen, Inzisalflächen, Glattflächen<br />

Verlust der oberflächlichen Strukturen und des Glanzes<br />

Erosion<br />

Säuren wirken auf saubere, plaquefreie<br />

Zahnoberflächen ein<br />

Okklusal-/Inzisalflächen: Dellen und muldenförmige Defekte,<br />

Verlust des Höcker-Fissuren-Reliefs, Restaurationen können das<br />

Niveau der umgebenden Zahnhartsubstanz überragen<br />

Keine Beteiligung von bakteriellen<br />

Prozessen<br />

Glattflächen: Flächenhafte Defekte koronal der Schmelz-Zement-<br />

Grenze, meist zervikal intakter Schmelzbereich, Tiefenausdehnung<br />

geringer als Breitenausdehnung<br />

Abfraktion<br />

Keilförmiger Defekt<br />

Mikroaussprengungen im Schmelz<br />

und im Dentin durch Zug- oder<br />

Scherspannungen im Bereich der<br />

Schmelz-Zement-Grenze<br />

Lokalisation: vestibuläre Glattflächen<br />

scharf begrenzter Defekt im Bereich der Schmelz-Zement-<br />

Grenze;<br />

koronal senkrecht verlaufend, zervikal flach auslaufend<br />

Tiefenausdehnung größer als Flächenausdehnung<br />

Abrasion<br />

Substanzverlust aufgrund der<br />

Einwirkung „fremder“ Objekte<br />

Drei-Medien-Verschleiß<br />

bspw. durch falsch angewandte<br />

Mundhygieneprodukte oder Habits<br />

Sonderform Demastikation<br />

(Substanzverlust aufgrund von<br />

Abrasivstoffen in der Nahrung)<br />

Lokalisation: Okklusalflächen, Inzisalflächen, Glattflächen<br />

Auf den Glattflächen oft im Wurzeldentin<br />

Erscheinungsbild entsprechend der Noxe<br />

in Form von Rillen, Kerben oder amorphen Defekten<br />

ähnliche Defektform wie bei Erosionen, differentialdiagnostisch<br />

schwer voneinander abzugrenzen<br />

aber: Demastikationen nur okklusal<br />

F A C H L I C H E S<br />

Attrition<br />

Substanzverlust aufgrund von<br />

Zahn-zu-Zahn-Kontakten<br />

Kein Einwirken „fremder“ Objekte<br />

Lokalisation: Okklusalflächen<br />

scharf begrenzte, plane und hochglänzende Schlifffacetten<br />

Zwei-Medien-Verschleiß<br />

kongruente Flächen an den Antagonisten<br />

Tab. 1: Zahnhartsubstanzdestruktionen. Definition, Ätiologie und diagnostische Kriterien<br />

für nicht kariesbedingte Zahnhartsubstanzdestruktionen.<br />

Übertritt in die Mundhöhle ein Erosionsrisiko dar.<br />

Die Prävalenz für einen chronischen, symptomatischen<br />

Reflux liegt bei etwa 5 bis 7 Prozent. Typische Symptome<br />

sind saures Aufstoßen und Sodbrennen sowie Übelkeit,<br />

schlechter Geschmack im Mund bis hin zu Symptomen<br />

der Atemwege wie chronisches Husten oder eine belegte<br />

Stimme. Allerdings werden diese Symptome nicht von<br />

jedem Patienten wahrgenommen oder können sogar<br />

vollständig ausbleiben. In diesem Fall handelt es sich um<br />

einen asymptomatischen oder stillen Reflux, für den die<br />

Prävalenz in der allgemeinen Bevölkerung sogar bei etwa<br />

25 Prozent liegt.<br />

Etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung leiden an Bulimie.<br />

Vor allem weibliche Jugendliche und junge Erwachsene<br />

sind davon betroffen. Allerdings ist der Zusammenhang<br />

zwischen der Erbrechens- und Erkrankungsdauer sowie<br />

der Erbrechensfrequenz und dem Auftreten von Erosionen<br />

nicht sehr deutlich. Typische nicht-dentale Symptome einer<br />

Essstörung sind Mundwinkelrhagaden, trockene Haut,<br />

Vergrößerung der Ohrspeicheldrüse und Rötungen der<br />

Schleimhaut.<br />

Nicht jeder Säureeinfluss führt zu Demineralisationen der<br />

Zahnhartsubstanz. Erst der regelmäßige Einfluss von Säuren<br />

bewirkt einen klinisch manifesten Defekt. Derzeit wird 8<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

33


Abb. 3: Okklusaler Erosionsdefekt mit muldenförmiger Vertiefung<br />

auf der mesio-palatinalen Höckerspitze und beginnender<br />

Einebnung des okklusalen Reliefs (Abb. 3, li.).<br />

Abb. 4: Höcker-Fissuren-Relief. Verlust des gesamten<br />

Höcker-Fissuren-Reliefs durch den Konsum von Sport- und<br />

Erfrischungsgetränken und das Halten des Getränkes im Mund.<br />

8<br />

davon ausgegangen, dass mehr als vier Säurekontakte<br />

pro Tag in Kombination mit weiteren Risikofaktoren das<br />

Erosionsrisiko erhöhen. Verhaltensmuster oder Erkrankungen,<br />

die eine verlängerte Kontaktzeit zwischen Zahn und<br />

Säure hervorrufen wie das Halten von sauren Getränken<br />

im Mund, das Spülen mit einem Erfrischungsgetränk oder<br />

möglicherweise auch ein reduzierter Speichelfluss sind<br />

derartige zusätzliche Risikofaktoren.<br />

Diagnostik<br />

Zähne sind im Laufe des Lebens einer Vielzahl von chemischen,<br />

aber auch mechanischen Einflüssen ausgesetzt, die<br />

alle zu Destruktionen der Zahnhartsubstanz führen können.<br />

Zu den mechanisch bedingten Zahnhartsubstanzdefekten<br />

zählen Attrition, Abfraktion und der keilförmige Defekt sowie<br />

Abrasion.<br />

Sowohl mechanisch bedingte Defekte als auch Erosionen<br />

schreiten nicht weiter voran, sobald die kausale Noxe nicht<br />

mehr auf die Zähne einwirkt. Das bedeutet, dass primär<br />

ursachenbehebende Therapiemaßnahmen durchgeführt<br />

werden sollten. Das setzt allerdings eine genaue Kenntnis<br />

über Erscheinungsbild und Ätiologie als Grundlage für die<br />

differentialdiagnostische Abgrenzung voraus (Tabelle 1).<br />

Die Vielzahl der Einflüsse auf die Zähne bewirkt in der<br />

Regel eine Überlagerung der verschiedenen Erscheinungsbilder,<br />

was eine Ursachenfindung erschweren kann.<br />

Initiale Erosionen sind durch den Verlust der oberflächlichen<br />

Strukturen der Zahnhartsubstanz gekennzeichnet, die<br />

Zahnoberfläche kann seidenmatt erscheinen. Da dieses<br />

Stadium nur nach Trocknung der Zahnoberfläche gut<br />

sichtbar ist (Abb. 1), werden Erosionen oft erst spät erkannt,<br />

meist wenn bereits manifeste Defekte vorhanden sind.<br />

Diese zeigen sich auf den Glattflächen als flächenhafte<br />

Defekte, die in der Breite größer sind als in der Tiefe. Zervikal<br />

verbleibt in der Regel ein intakter Schmelzbereich (Abb. 2).<br />

Damit sind sie gut von keilförmigen Defekten zu unterscheiden,<br />

die in ihrer Tiefenausdehnung größer als in ihrer<br />

Flächenausdehnung sind, im Bereich der Schmelz-Dentin-<br />

Grenze liegen und sich apikal auf die Wurzeloberfläche<br />

erstrecken.<br />

Auf den Okklusalflächen zeigen sich zu Beginn umschriebene<br />

muldenförmige Defekte auf den Höckerspitzen (Abb. 3).<br />

Schließlich werden die okklusalen Strukturen mehr und<br />

mehr eingeebnet, was zu einem vollständigen Verlust des<br />

gesamten Höcker-Fissuren-Reliefs führen kann (Abb. 4). Da<br />

Restaurationen nicht erodiert werden, ist das Herausragen<br />

von Füllungen über das Niveau der umgebenden Zahnhartsubstanz<br />

ein weiteres typisches Zeichen. Erosionen betreffen<br />

zunächst den Schmelz, allerdings kann in Bereichen<br />

mit sehr dünnem Schmelzmantel (zervikal und auf den<br />

Höckerspitzen) bereits frühzeitig Dentin exponiert werden.<br />

Histologisch zeigt sich im Schmelz auf der Oberfläche ein<br />

klassisches Ätzmuster. Im Querschnitt lässt sich peripher<br />

ein vollständiger Mineralverlust erkennen. Dieser wird<br />

gefolgt von einem schmalen Band teilweise demineralisierten<br />

Schmelzes. Anders als bei einer initialkariösen Läsion,<br />

die peripher durch eine mineraldichte, pseudointakte<br />

Oberflächenschicht mit einem darunterliegenden, potenziell<br />

remineralisierbaren Läsionskörper charakterisiert ist,<br />

verbleiben bei Erosionen an der Oberfläche keine nennenswerten<br />

remineralisierbaren Strukturen.<br />

Begleitet wird ein erosiver Mineralverlust von einer Reduktion<br />

der Oberflächenhärte, wodurch erodierter Schmelz für<br />

mechanisch bedingte Zahnhartsubstanzverluste anfälliger<br />

werden kann.<br />

Prävention und Therapie<br />

Aufgrund des unterschiedlichen Pathomechanismus von<br />

Erosionen und Karies ist nicht nur das Erscheinungsbild,<br />

sondern auch die Therapiestrategie grundlegend verschie-<br />

34 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


PD Dr. Nadine Schlüter.<br />

Vita<br />

PD DR. NADINE SCHLÜTER<br />

Prof. Dr. Carolina Ganß.<br />

1996 - 2001 Studium der Zahnheilkunde,<br />

Georg-August-Universität Göttingen<br />

2002 - 2011 Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Poliklinik<br />

für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde,<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

2004 Promotion<br />

2011 - heute Oberärztin Poliklinik für Zahnerhaltungskunde<br />

und Präventive Zahnheilkunde, Justus-Liebig-<br />

Universität Gießen<br />

derzeit Forschungsaufenthalt an der Universität Bern,<br />

Medizinische Fakultät, Zahnmedizinische Kliniken, Klinik<br />

für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin<br />

(Leitung Prof. Dr. A. Lussi)<br />

den. Anders als bei einer initialen Karies kann das primäre<br />

Ziel der Erosionstherapie nicht die Remineralisation sein,<br />

da remineralisierbare Strukturen fehlen. Vielmehr müssen<br />

weitere Demineralisationsprozesse vermieden werden,<br />

was primär kausal durch das Meiden der erosiven Noxe<br />

erfolgen sollte.<br />

Die ursächlichen Noxen werden im Gespräch mit dem<br />

Patienten identifiziert. Neben Grunderkrankungen, Medikamenteneinnahmen<br />

sowie Beruf und Sport sollten auch<br />

Ernährungsgewohnheiten erfragt werden. Letzteres erfolgt<br />

am besten mit einem Ernährungstagebuch, in dem über<br />

mindestens vier Tage einschließlich eines Wochenendes<br />

alles, was konsumiert wurde – einschließlich Getränken<br />

und Zwischenmahlzeiten, notiert werden sollte. Dieses<br />

Tagebuch stellt die Basis für eine Ernährungsberatung dar,<br />

in der erosive Komponenten der Ernährung aufgezeigt und<br />

entsprechende Alternativen angeboten werden sollten<br />

sowie das Bewusstsein für das schädigende Potential von<br />

Säuren geweckt werden kann.<br />

Patienten sollten die Frequenz des Konsums saurer Speisen<br />

reduzieren, die Kontaktdauer zwischen sauren Getränken<br />

und Zähnen möglichst gering halten und saure Getränke<br />

möglichst durch nicht erosive wie Mineralwasser ersetzen.<br />

Auch die Kombination von Milchprodukten mit sauren<br />

Speisen oder der Verzehr kalziumangereicherter Orangensäfte<br />

kann hilfreich sein.<br />

Säuren können jedoch nicht immer gemieden werden,<br />

etwa bei Magensäure-assoziierten Erosionen oder bei<br />

beruflichen Expositionen. In diesen Fällen und zur Unterstützung<br />

der kausalen Therapie sind symptomatische<br />

Therapiestrategien angezeigt. Bei durch Grunderkrankungen<br />

hervorgerufenen Erosionen sollte gleichzeitig eine Überweisung<br />

an die jeweilige Fachdisziplin erfolgen.<br />

Zur symptomatischen Therapie eignen sich Strategien, die<br />

zu einer Erhöhung der Säureresistenz der Zahnhartsubstanz<br />

und damit auch zu einer Reduktion weiterer Demineralisationen<br />

führt. Als erste und einfachste Maßnahme wird<br />

häufig empfohlen, nach einem Säureeinfluss das Zähneputzen<br />

zu verschieben. Dabei wird angenommen, dass<br />

die Zahnhartsubstanz durch Remineralisation durch den<br />

Speichel wieder erhärten könne.<br />

Unter Laborbedingungen können durch kalzium- und<br />

phosphatreiche Mineralsalzlösungen (künstlicher Speichel) 8<br />

F A C H L I C H E S<br />

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M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

35


Tab. 2: Therapiemaßnahmen. BEWE-Index: Empfehlungen für kausale und symptomatische<br />

Therapiemaßnahmen sowie für Kontrollintervalle.<br />

8<br />

leicht mineralische Ablagerungen auf erodierten Zahnproben<br />

etabliert werden, dadurch können sogenannte Bürstabrasionen<br />

tatsächlich reduziert werden. Unter Mundbedingungen<br />

werden jedoch keine vergleichbaren Mineralablagerungen<br />

beobachtet, da der native Speichel Proteine enthält, die<br />

das Ausfallen von Mineralien verhindern.<br />

Eine Erhöhung der Oberflächenhärte und damit eine<br />

Reduktion von Bürstabrasionen ist durch ein Verschieben<br />

des Zahnputzzeitpunktes klinisch nicht realisierbar.<br />

Außerdem kann diese Empfehlung dazu führen, dass das<br />

Reinigen der Zähne gänzlich unterbleibt.<br />

Abgesehen von Personen mit extremen Säureeinflüssen<br />

wie Patienten mit Bulimie, die ihre Zähne nicht nach jedem<br />

Erbrechen putzen sollten, sollte Patienten mit Erosionen<br />

eine Veränderung der Mundhygienegewohnheiten nur<br />

dann empfohlen werden, wenn sie traumatisch oder<br />

insuffizient ist.<br />

Sinnvoller sind Strategien, die Demineralisationsprozesse<br />

und die damit verbundene Reduktion der Mikrohärte<br />

grundsätzlich reduzieren. Hierzu eignen sich zinnhaltige<br />

Mundspüllösungen, Zahnpasten oder Gele, die im Rahmen<br />

der normalen Mundhygiene angewendet werden können.<br />

Die Applikation dieser Präparate führt zu einer deutlichen<br />

Reduktion der Säurelöslichkeit durch eine Einlagerung<br />

des Zinns in die Zahnhartsubstanz und durch die Bildung<br />

zinnhaltiger, säurestabiler Präzipitate.<br />

Innerhalb der zurückliegenden Jahre sind zahlreiche Präparate<br />

mit der speziellen Indikation „anti-erosive Wirkung“ auf<br />

den Markt gekommen, die eine Vielzahl von unterschiedlichen<br />

Wirkstoffen enthalten. Neben Zinn und Fluorid sind<br />

36 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


hier vor allem Formulierungen mit Hydroxylapatit (HAp) in<br />

nanokristalliner Form, Zink-HAp, Biopolymere wie Chitosan<br />

und auch Zusätze zur Erhöhung der Verfügbarkeit von<br />

Fluorid zu nennen. Lediglich für Zinn in Kombination mit<br />

Fluorid sowie für Chitosanzusätze zu einer zinn- und fluoridhaltigen<br />

Zahnpaste konnte eine antierosive Effektivität<br />

nachgewiesen werden.<br />

Für HAp-haltige Pasten wurden zwar Effekte unter Laborbedingungen<br />

gezeigt. Allerdings gilt hier Ähnliches wie für<br />

das Verschieben des Zahnputzzeitpunktes: HAp-Niederschläge,<br />

hauptsächlich Kalzium und Phosphat, sind im<br />

Labor leicht zu erzeugen. Unter Mundbedingungen<br />

entstehen derartige Niederschläge jedoch nicht – ebenfalls<br />

aufgrund der im Speichel vorhandenen Proteine.<br />

Ähnlich wie Schmelz selbst ist auch HAp in Säuren gut<br />

löslich; eine besondere Stabilität dieser Verbindung durch<br />

die Verwendung von nanokristallinen Formen ist nicht<br />

belegt. Hydroxylapatithaltige Produkte können daher zur<br />

Therapie von Erosionen nicht empfohlen werden, zumal<br />

sie teilweise fluoridfrei sind, was aus kariespräventiver<br />

Sicht inakzeptabel ist.<br />

Dentinerosionen stellen eine therapeutische Herausforderung<br />

dar; zusätzlich können sie Hypersensibilitäten verursachen.<br />

Ergänzend zu zinnhaltigen Präparaten, kann die Applikation<br />

von Adhäsiven hilfreich sein. Zum einen schützen sie vor<br />

weiteren Demineralisationsprozessen, zum anderen mildern<br />

sie Überempfindlichkeiten.<br />

Auch wenn derartige Maßnahmen derzeit nur eine limitierte<br />

Beständigkeit von etwa drei bis sechs Monaten haben,<br />

sind sie als Akutmaßnahme, beispielsweise bei Patienten<br />

mit einer ausgeprägten Essstörung, gut geeignet.<br />

Bei sehr fortgeschrittenen Defekten, vor allem wenn bereits<br />

funktionelle und ästhetische Einschränkungen eingetreten<br />

sind, müssen restaurative Maßnahmen in das Behandlungskonzept<br />

einbezogen werden. Da die noch vorhandene<br />

Zahnhartsubstanz in der Regel kariesfrei ist, sollte vor allem<br />

auf minimalinvasive Strategien zurückgegriffen werden,<br />

beispielsweise mit direkten und indirekten Kompositrestaurationen.<br />

Um Langlebigkeit zu erzielen, sollte vor der Versorgung<br />

aber ein Stillstand der Erosionsprogression angestrebt<br />

werden.<br />

Eine korrekte Diagnosestellung und die Einschätzung der<br />

Behandlungsbedürftigkeit sind nicht immer einfach. Hilfestellung<br />

kann hier ein neuer Index (BEWE, Basic Erosive<br />

Wear Examination) geben. Der BEWE-Index erfasst Erosionen<br />

mit einem vierstufigen Bewertungsschema an jedem Zahn;<br />

notiert wird, ähnlich wie beim PSI, jeweils der schwerste<br />

Grad in jedem Sextanten. Über diese Werte kann neben<br />

dem aktuellen Schweregrad bei wiederholter Anwendung<br />

die Progression der Erosionen dokumentiert werden. Aus<br />

allen Sextantenwerten wird zusätzlich ein Summenwert<br />

gebildet, der den Gesamtschweregrad der Erosionserkrankung<br />

widerspiegelt. Die Schweregrade sind in vier Kategorien<br />

eingeteilt (Tabelle 2) und jeder dieser Kategorien<br />

sind Therapieempfehlungen nicht als starres Schema,<br />

aber als Grundlage für eine individuelle Therapieplanung<br />

zugeordnet.<br />

ß<br />

—<br />

PD Dr. Nadine Schlüter, Prof. Dr. Carolina Ganß,<br />

Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive<br />

Zahnheilkunde, Medizinisches Zentrum für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde, Justus-Liebig-Universität Gießen.<br />

E-Mail: nadine.schlueter@dentist.med.uni-giessen.de<br />

Quelle: Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 1/2015,<br />

Erstveröffentlichung Zahnärzteblatt Rheinland-Pfalz 3/2014<br />

ERRATUM<br />

BETRIFFT NZB 2015/02;<br />

SEITEN 27F<br />

In dem Artikel „Reichweite der Behandlungsverpflichtung<br />

des Vertragszahnarztes“ von Dr. Dagmar<br />

Frieling in der Februar-Ausgabe des NZBs bitten<br />

wir folgenden Fehler zu korrigieren:<br />

„Der Vertragszahnarzt ist weiter gemäß § 4 Abs. 3<br />

BMV-Z bzw. gemäß § 2 Abs.4 EKV-Z berechtigt, die<br />

Behandlung abzulehnen, wenn der Patient Wunschleistungen<br />

verlangt, die zahnmedizinisch jedoch<br />

nicht indiziert und/oder unwirtschaftlich sind. Denn<br />

nach den zuvor zitierten Normen (hier § 4 Abs. 3<br />

BMV-Z bzw. gemäß § 2 Abs. 4 EKV-Z) darf der<br />

Vertragszahnarzt Leistungen, die für die Erzielung<br />

des Heilerfolges nicht notwendig (= zahnmedizinisch<br />

nicht indiziert) oder die unwirtschaftlich sind, nicht<br />

zu Lasten der Krankenkassen bewirken oder verordnen;<br />

die Krankenkasse darf sie nicht nachträglich<br />

bewilligen".<br />

Aus dem vorstehenden Satz, wonach Leistungen, die<br />

für die Erzielung des Heilerfolges nicht notwendig<br />

(= zahnmedizinisch nicht indiziert) oder die unwirtschaftlich<br />

sind, nicht zu Lasten der Krankenkassen<br />

bewirkt oder verordnet werden können, folgt<br />

zwangsläufig, dass diese dann auch nicht nachträglich<br />

von der Krankenkasse bewilligt werden dürfen.<br />

Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.<br />

ß<br />

— NZB-Redaktion<br />

F A C H L I C H E S<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

37


© fovito/Fotolia.com<br />

Vorsicht ist besser als Nachsicht<br />

BRANDSCHUTZ IN DER ZAHNARZTPRAXIS<br />

Hilfe, in der Praxis brennt‘s! Diese Situation<br />

mag vielleicht selten vorkommen, aber<br />

bei einem Brand kann es um Leben und Tod gehen –<br />

abgesehen natürlich von hohen Sachschäden. Jetzt gilt<br />

es, richtig und schnell zu handeln. Wisst ihr, ganz spontan,<br />

was im Ernstfall zu tun ist? Wir haben viele wichtige<br />

Pflichten und Tipps rund um den vorbeugenden und<br />

abwehrenden Brandschutz zusammengestellt.<br />

Zahnarztpraxen gehören gemäß BGR 133 zwar zu den<br />

Arbeitsstätten mit geringer Brandgefährdung. Trotzdem<br />

muss der Praxisbetreiber für den Ernstfall gewappnet sein.<br />

Insbesondere was Brände und Explosionen anbelangt, ist<br />

es laut §10 Arbeitsschutzgesetz seine Pflicht, entsprechende<br />

Maßnahmen zur Brandbekämpfung und Evakuierung der<br />

Beschäftigten zu treffen. Zum vorbeugenden Brandschutz<br />

gehören der bauliche, anlagentechnische und organisatorische<br />

Brandschutz. Zum abwehrenden Brandschutz zählen<br />

die Kernelemente Retten, Löschen und Bergen.<br />

Feuer! Was nun?<br />

Bei einem Brand gilt es, rasch zu handeln, da sich schnell<br />

eine große Hitze und gefährliche Brand- und Rauchgase<br />

entwickeln. Deshalb muss jeder einzelne Mitarbeiter<br />

bereits vorher wissen, was im Brandfall zu tun ist. Ein<br />

aktueller Alarmplan muss daher an einem gut sichtbaren<br />

Standort – zum Beispiel in Nähe der Rezeption – angebracht<br />

werden und regelmäßiger Bestandteil der Mitarbeiterunterweisungen<br />

sein. Auf diesem stehen neben Hinweisen<br />

zum Verhalten im Brandfall auch die wichtigsten Notrufnummern.<br />

Schnell raus! Aber wie?<br />

Ernstfälle passieren meist unerwartet – im Umkehrschluss<br />

muss immer damit gerechnet werden. So dürfen vorhandene<br />

Flucht- und Rettungswege und Notausgänge niemals<br />

verstellt werden, müssen immer leicht passierbar und<br />

dauerhaft gekennzeichnet sein, zum Beispiel mit lang<br />

nachleuchtenden Piktogrammen. Notausgänge müssen<br />

leicht zu öffnen sein. Auch Brandschutztüren dürfen nie<br />

verkeilt oder aufgebunden werden. Sind in eurer Praxis<br />

alle Flucht- und Rettungswege und Notausgänge gekennzeichnet<br />

und auch für Patienten schnell zu entdecken?<br />

Löschmitteleinheiten bei geringer Brandgefährdung<br />

Grundfläche bis<br />

Löschmitteleinheiten<br />

50 m 2 6<br />

100 m 2 9<br />

200 m 2 12<br />

300 m 2 15<br />

400 m 2 18<br />

500 m 2 21<br />

600 m 2 24<br />

700 m 2 27<br />

800 m 2 30<br />

900 m 2 33<br />

1000 m 2 36<br />

je weitere 250 m 2 6<br />

38 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


Vorausdenken! An was?<br />

Durch ein paar organisatorische Maßnahmen ist es möglich,<br />

die Brandgefahr bereits im Vorfeld deutlich zu reduzieren.<br />

Als erstes müssen die Mitarbeiter im Rahmen einer Unterweisung<br />

unter anderem im Umgang mit Feuerlöscheinrichtungen<br />

vertraut gemacht werden. Am besten funktioniert das<br />

mit einer praktischen Übung. Dieses Wissen muss mindestens<br />

einmal pro Jahr aufgefrischt werden (Dokumentation!).<br />

Eine weitere einfach realisierbare Maßnahme ist, entzündliche<br />

und brandfördernde Stoffe in der Praxis auf ein Minimum<br />

zu reduzieren: Das heißt, diese Stoffe lieber öfter<br />

nachbestellen, als riesige Vorräte zu horten! Nicht mehr<br />

benötigte entzündliche und brandfördernde Stoffe sollten<br />

fach- und sachgerecht entsorgt werden. Als weitere<br />

Maßnahme ist es sinnvoll, Elektrogeräte – insbesondere<br />

Hauselektrogeräte – nur auf einem schwer entflammbaren<br />

Untergrund zu betreiben. Auch Kerzen sollten niemals<br />

unbeaufsichtigt brennen.<br />

Feuerlöscher! Aber wo?<br />

Rasches Handeln ist wichtig – ein Feuerlöscher muss schnell<br />

gefunden werden. Stellen, an denen sich eine Feuerlöscheinrichtung<br />

befindet, müssen gut sichtbar und stets leicht<br />

zugänglich sein, ansonsten sind diese dauerhaft mit lang<br />

nachleuchtenden Piktogrammen zu kennzeichnen.<br />

Die Pflicht, in der Praxis gebrauchsfertige Feuerlöscher<br />

bereitzustellen, ist hoffentlich jedem Praxisbetreiber bewusst.<br />

Diese Feuerlöscher müssen außerdem dem Stand der<br />

Technik und den einschlägigen Normen in ihrer jeweils<br />

gültigen Fassung entsprechen. Sie müssen alle zwei Jahre<br />

durch eine befähigte Person überprüft werden. Die Anzahl<br />

der Löschmitteleinheiten ergibt sich zum einen aus der<br />

Grundfläche der Praxis, zum anderen aus der geringen<br />

Brandgefährdungsklasse, der Zahnarztpraxen zugeordnet<br />

sind. Ein Beispiel: Eine Praxis mit ca. 200 qm benötigt 12<br />

Löschmitteleinheiten. Dabei hat auf jeder Etage mindestens<br />

ein Feuerlöscher zu stehen. Doch was sind Löschmitteleinheiten?<br />

Jeder Feuerlöschertyp hat eine bestimmte Anzahl<br />

an Löschmitteleinheiten. Ein Feuerlöscher mit der Kennzeichnung<br />

21 A zum Beispiel erbringt 6 Löschmitteleinheiten,<br />

einer mit der Aufschrift 27 A hat 9 Löschmitteleinheiten.<br />

Der Buchstabe A steht für die Brandklasse A, also für<br />

Brände fester Stoffe. Die Brandklasse B steht für Brände<br />

von flüssigen oder flüssig werdenden Stoffen und die<br />

Brandklasse C für Brände von Gasen etc. Es gibt jedoch<br />

auch Feuerlöscher mit geringerer und größerer Löschmittelkapazität.<br />

Schaut doch mal nach, was auf eurem Feuerlöscher<br />

steht!<br />

Windrichtung gelöscht werden. Mit den Löscharbeiten<br />

sollte am besten vorne und vor allem unten begonnen<br />

werden, das Löschmittel sollte flächenförmig über den<br />

Brand verteilt werden. Den Feuerlöscher auf keinen Fall<br />

wahllos mitten in die Flammen einbringen. Beim Löschvorgang<br />

sollte darauf geachtet werden, dass nur so viel<br />

Löschmittel eingesetzt wird, wie benötigt wird, um für<br />

eventuelle Rückzündungen gewappnet zu sein. Größere<br />

Brände sollten idealerweise mit gleich mehreren Feuerlöschern<br />

gelöscht werden. Und nicht vergessen: Nach Benutzung<br />

des Feuerlöschers muss dieser unbedingt wieder<br />

befüllt und geprüft werden, um optimal auf den nächsten<br />

Ernstfall vorbereitet zu sein.<br />

ß<br />

—<br />

Kristina Hauf<br />

Quelle: Praxisteam Aktuell 02/2015, LZK BW<br />

AUF EINEN BLICK:<br />

CHECKLISTE FÜR DIE PRAXIS<br />

1. Sind die Mengen an entzündlichen und<br />

brandfördernden Stoffen in der Zahnarztpraxis<br />

auf ein Minimum reduziert?<br />

2. Sind funktionsfähige und geeignete Feuerlöscheinrichtungen<br />

in ausreichender Zahl vorhanden?<br />

3. Sind Feuerlöscheinrichtungen jederzeit<br />

schnell und leicht erreichbar?<br />

4. Sind die Standorte der Feuerlöscher<br />

und sonstiger Brandschutzeinrichtungen<br />

deutlich (idealerweise lang nachleuchtend)<br />

gekennzeichnet?<br />

5. Werden Feuerlöscher alle zwei Jahre überprüft?<br />

6. Sind ausreichend viele Beschäftigte mit der<br />

Handhabung der Löscheinrichtungen vertraut?<br />

7. Ist ein Alarmplan für den Brandfall vorhanden<br />

und sichtbar ausgehängt?<br />

8. Werden Flucht- und Rettungswege und<br />

Notausgänge stets freigehalten? Lassen sich<br />

Notausgänge möglichst leicht öffnen?<br />

9. Werden die Praxismitarbeiter über die<br />

Maßnahmen im Brandfall (Handhabung von<br />

Feuerlöschern, Alarmplan, Verhaltensregeln<br />

etc.) vor Arbeitsaufnahme und anschließend<br />

mindestens einmal jährlich unterwiesen?<br />

F A C H L I C H E S<br />

Löschen! Und wie?<br />

Jetzt heißt es: Nerven bewahren. Eigentlich ist es ganz<br />

einfach, mit einem Feuerlöscher umzugehen. Generell gilt:<br />

Das Feuer muss außerhalb von Gebäuden immer mit der<br />

© Guido Grochowski/Fotolia.com


Fotos: NBZ-Archiv<br />

IT Sicherheit in der Zahnarztpraxis –<br />

so schützen Sie Ihre Daten vor<br />

unbefugten Zugriffen<br />

In Zahnarztpraxen werden sensible und schützenswerte<br />

Patienten- und Sozialdaten verarbeitet sowie<br />

gespeichert. Deswegen müssen auch Zahnarztpraxen<br />

besonders auf die Sicherheit dieser Daten fokussiert<br />

sein. Dazu gehört es, sowohl mögliche Gefahren zu<br />

kennen als auch sich daraus ergebene mögliche Gegenmaßnahmen<br />

zu ergreifen. Damit sich die niedersächsischen<br />

Zahnärzte aktuell zu diesen wichtigen Themen informieren<br />

konnten, gab es im Haus der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Niedersachsen (KZVN) im Februar einen ganz<br />

besonderen Vortrag. Als fachkompetenten Referenten<br />

hatte die KZVN Alexander Dörsam von der Firma Antago<br />

GmbH aus Heppenheim eingeladen.<br />

Die Antago GmbH bietet, unabhängig von Herstellern,<br />

ausschließlich Beratung und Analysen zur IT-Sicherheit an.<br />

Herr Dörsam ist Leiter Information Security und Gesellschafter<br />

bei der Antago GmbH und beschäftigt sich vor allem<br />

mit der Behandlung von akuten IT-Sicherheitsvorfällen in<br />

Wirtschaftsunternehmen in ganz Deutschland.<br />

Während eines fast 4-stündigen „Livehackings“ zeigte Herr<br />

Dörsam den anwesenden Zahnärztinnen, Zahnärzten und<br />

Mitarbeiterinnen die Gefahren im Umgang mit Computern,<br />

Smartphones und Co. und gab wichtige Tipps zur Vermeidung<br />

von Risiken. Ob manipulierte E-Mails, gehackte<br />

Web-Sites oder manipulierte WLAN-Verbindungen – alles<br />

wurde live und im Original an mehreren Laptops demonstriert<br />

und per Beamer großflächig für alle sichtbar gemacht.<br />

Das Ergebnis: sprachloses Staunen beim Publikum.<br />

Dieses Staunen konnte Herr Dörsam allerdings in Neugierde<br />

umkehren, denn gegen alle von ihm live demonstrierten<br />

Sicherheitsangriffe auf Daten, sind wirksame Schutzmaßnahmen<br />

möglich. Schutzmaßnahmen, die in vielen Fällen<br />

nur auf Basis schon vorhandener Soft- bzw. Hardware<br />

aktiviert und konfiguriert werden muss. Hier sind die<br />

IT-Fachleute die richtigen Ansprechpartner, die in der Regel<br />

die Hard- und Software in den Praxen betreuen.<br />

Am Ende der Veranstaltung waren sich alle einig – das<br />

schwierige Thema wurde anschaulich und spannend,<br />

auch für „IT-Laien“ an die interessierten Zuhörer gebracht.<br />

Wenn auch Sie an einem Livehacking interessiert sind,<br />

empfehlen wir Ihnen den Fortbildungsflyer der KZVN für das<br />

2. Halbjahr 2015. Dieser erscheint im Juni – und hier finden<br />

Sie sicherlich den nächsten Termin für ein spannendes<br />

„Livehacking“ mit Herrn Dörsam.<br />

ß<br />

—<br />

Monika Popp<br />

Gruppenleiterin Monatsabrechnung/<br />

Leiterin Fortbildungsorganisation der<br />

KZV Niedersachsen<br />

Alexander Dörsam.<br />

40 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


Dank und Anerkennung auch<br />

vom Vorstand der KZVN<br />

(Dr. Jobst-W. Carl, Dr. Thomas<br />

Nels, von re. n. li.).<br />

Erst die Arbeit und dann… Dr. Andrea Barth und Dr. Jörg Hendriks führten<br />

gewohnt professionell durch diese besondere Sitzung.<br />

Der Abschied fällt nicht leicht:<br />

Dr. Andrea Barth.<br />

Fotos: NBZ-Archiv<br />

15 Jahre Motor<br />

und Herz in der<br />

LAGJ<br />

DR. ANDREA BARTH WIRD<br />

VERABSCHIEDET<br />

Die Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege<br />

(LAGJ e.V.) tagte am 04. März<br />

unter Vorsitz von Dr. Jörg Hendriks in den Räumen der KZVN.<br />

Die eigentliche Vorstands- und die sich daran anschließende<br />

Mitgliederversammlung waren fast „business as usual“. Die<br />

Tagesordnungen (TO) wurden abgearbeitet, Geschäfts- und<br />

Kassenbericht abgesegnet, Vorstand sowie Geschäftsführung<br />

entlastet und Rechnungs- und Kassenprüfer gewählt.<br />

Keine „Aufreger“, sondern soweit das notwendige, aber<br />

übliche Procedere.<br />

Das sollte sich bei Punkt 8 der TO ändern, der in der Einladung<br />

unspektakulär mit „Änderung in der Geschäftsführung<br />

der LAGJ“ daherkam.<br />

Immerhin ging es um eine wichtige Personalie für die LAGJ,<br />

denn Dr. Andrea Barth scheidet aus familiären Gründen<br />

Ende April als Geschäftsführerin der LAGJ aus.<br />

Das Ausscheiden sei ein großer Verlust, so Dr. Jörg Hendriks,<br />

Vorsitzender der LAGJ, in seiner Laudatio, denn Dr. Barth sei<br />

in den vergangenen 15 Jahren Motor und Herz der LAGJ<br />

gewesen. Ihr sei es zu verdanken, dass die Arbeit der LAGJ<br />

über Niedersachsens Grenzen hinaus nicht nur bekannt<br />

sondern auch anerkannt sei. Auch als Netzwerkerin war<br />

Dr. Andrea Barth erfolgreich unterwegs. Ein nicht immer<br />

einfaches Geschäft angesichts der Vielfalt der Institutionen<br />

und Organisationen und der durchaus differierenden Interessenslage<br />

der beteiligten Akteure.<br />

Auch für Dr. Barth wird der endgültige Abschied kein leichter<br />

sein. Sie gehe mit einem lachenden und einem weinenden<br />

Auge – so Dr. Barth in ihren Dankesworten an Vorstand<br />

Mitglieder und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der LAGJ.<br />

Die LAGJ<br />

Die Förderung und Unterstützung von Maßnahmen auf dem<br />

Gebiet der Kinder- und Jugendzahnpflege, insbesondere in<br />

Kindergärten, Schulen und Behinderteneinrichtungen ist<br />

die zentrale Aufgabe der LAGJ.<br />

Das macht allein das Veranstaltungsprogramm 2015 mehr<br />

als deutlich: Diverse Fortbildungen für Jugendzahnärzte,<br />

Jugendzahnpflegereferenten, Erzieherinnen und Prophylaxefachkräfte.<br />

Präsenz zeigt die LAGJ auch beim Weltkindertag<br />

(21.09.15, Hannover), beim Tag der Zahngesundheit<br />

(26.09.15, Hannover + 01.10.15 Langenhagen), auf der<br />

Messe Infalino (17./18.10.15, Hannover) und beim Göttinger<br />

Symposium Zahnmedizin (28.11.15).<br />

Finanziert wird die Arbeit der LAGJ aus Eigen- und Fremdmitteln.<br />

Die Fremdmittel kommen zu je einem Drittel von<br />

der niedersächsischen Zahnärzteschaft, sprich KZV und<br />

Kammer, von den Verbänden der gesetzlichen Krankenkassen<br />

und dem Land Niedersachsen.<br />

Im laufenden Geschäftsjahr hat Dr. Jörg Hendriks, Mitglied<br />

der Vertreterversammlung der KZVN und Vorsitzender<br />

der Verwaltungsstelle Ostfriesland, für die Zahnärzteschaft<br />

den Vorsitz in der LAGJ. Im kommenden Jahr wird dieses<br />

Amt dann wieder alternierend von einem Vertreter der<br />

Landesverbände der Krankenkassen übernommen.<br />

Weitere Infos zur LAGJ sind online unter www.lagj-nds.de<br />

abrufbar.<br />

ß<br />

— st-dr<br />

F A C H L I C H E S<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

41


Braunschweiger Zahnärzteball –<br />

zum 45. Mal ein rauschendes Fest<br />

„Ein Hoch auf das, was vor uns liegt...“, unter<br />

diesem Motto hatte Michael Elisat im Namen<br />

der Kreisstelle Braunschweig der Zahnärztekammer Niedersachsen<br />

zum Zahnärzteball eingeladen. Die Organisation<br />

und Moderation des Balles legte er wieder in die bewährten<br />

Hände von Corinna Maaz und Regine Peters. Am<br />

Samstag, dem 10. Januar hießen beide die Gäste aufs<br />

herzlichste willkommen im festlichen Ballsaal des Ölper<br />

Waldhauses.<br />

Nun schon seit 45 Jahren gehört dieser Ball zum festen<br />

Termin im Kalender vieler Kolleginnen und Kollegen aus<br />

Braunschweig und der weiteren Umgebung und so sind<br />

auch in diesem Jahr wieder viele der Einladung mit Familie<br />

und Freunden gefolgt.<br />

Für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt, Frau Ossada<br />

zauberte mit ihrem Team ein köstliches Büffet und Tony<br />

Pop sorgte anschließend mit seiner Band für wunderbare<br />

Unterhaltung. Die Tanzfläche füllte sich sehr schnell.<br />

Einer der Höhepunkte dieses Balles war sicherlich die<br />

wunderbare Darbietung zweier Tanzpaare des Braunschweiger<br />

Tanzsportklubs. Regine Peters und Corinna Maaz ist es<br />

gelungen, zwei Meisterschaftspaare zu engagieren. Daniel<br />

Radu & Anne Weber sowie Lennart Sauerland & Julia<br />

Mertens boten eine traumhafte Vorstellung ihrer Standardtänze<br />

in wunderschönen Kostümen. Die Begeisterung der<br />

Ballgäste war riesig und die Leistung der Tänzer wurde mit<br />

großem Applaus honoriert.<br />

Natürlich durfte auch, wie jedes Jahr, die Wohltätigkeitstombola<br />

nicht fehlen mit ihren großartigen Hauptgewinnen.<br />

An dieser Stelle geht der Dank an alle Sponsoren,<br />

die durch ihre Großzügigkeit nun schon seit vielen Jahren<br />

dafür sorgen, dass fleißig Lose gekauft werden. Den ersten<br />

Preis, einen Reisegutschein über 1000,- €, spendete wieder<br />

die Deutsche Apotheker- und Ärztebank, ein Gutschein<br />

über 750,-€ eines örtlichen Stromanbieters kam von der<br />

Volksbank Braunschweig-Wolfsburg. Den dritten Hauptgewinn,<br />

ein Fahrrad im Wert von 600,- €, überreichte Herr<br />

Fusenig vom Dentallabor Schäfer und Fusenig. Der Erlös<br />

der Tombola geht an die Kroschke Stiftung für Kinder.<br />

Auch dieser schöne Ballabend ging leider irgendwann spät<br />

in der Nacht zu Ende und die Vorfreude auf das, was 2016<br />

vor uns liegt, begann…..auf den nächsten Zahnärzteball<br />

am 9. Januar 2016 im Ölper Waldhaus in Braunschweig.<br />

ß<br />

— Dr. Helmut Peters, Braunschweig Fotos: © Foto-Poppe<br />

42 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


Rechtstipp<br />

Wenn der Patient seiner Zahlungsverpflichtung<br />

nicht nachkommt – Mahngebühren/Verzugszinsen<br />

a. Mahngebühren<br />

Viele Patienten zahlen pünktlich. Es kommt aber<br />

immer wieder aus den unterschiedlichsten Gründen<br />

vor, dass ein Patient die Honorarforderung nicht<br />

innerhalb der ihm gesetzten Frist zahlt. In der<br />

Regel erhält er dann vom Zahnarzt/von der<br />

Zahnärztin eine Zahlungserinnerung, in der er –<br />

höflich- zur Zahlung aufgefordert wird. Hierbei<br />

handelt es sich um keine Mahnung im rechtlichen<br />

Sinne, auch wenn die meisten Computerprogramme<br />

dieses mit „Zahlungserinnerung“<br />

überschriebene Schreiben als 1. Mahnung werten.<br />

Es folgt dann die eigentliche 1. Mahnung, d.h.<br />

dringende Zahlungsaufforderung, die eine Frist<br />

enthalten sollte und vielfach als 2. Mahnung<br />

fälschlicherweise überschrieben ist.<br />

Rechtlich von entscheidender Bedeutung ist die<br />

1. Mahnung im Sinne einer dringenden Zahlungsaufforderung.<br />

Rechtlich bedarf es keiner 2. oder<br />

3. Mahnung.<br />

Da viele Unternehmen in der letzten Zeit immer<br />

höhere Mahngebühren ihren säumigen Kunden<br />

in Rechnung gestellt haben, haben sich wiederholt<br />

Gerichte auch mit der Höhe der Mahngebühren<br />

auseinander gesetzt. Fordern Sie Mahngebühren,<br />

sollten Sie folgendes beachten:<br />

1. Die Kosten für das 1. Mahnschreiben können<br />

vom Patienten nicht verlangt werden, weil erst<br />

mit diesem 1. Mahnschreiben die Verzugsfolgen<br />

ausgelöst werden. Erst wenn der Verzug eingetreten<br />

ist, hat der Schuldner den durch die<br />

verspätete Zahlung eingetretenen Schaden zu<br />

zahlen. So hat er zum Beispiel entstandene<br />

Rechtsanwaltsgebühren erst ab eingetretenem<br />

Verzug zu zahlen. Bevor die Angelegenheit zur<br />

Weiterverfolgung dem Anwalt übergeben wird,<br />

empfiehlt es sich, den Patienten durch Mahnung<br />

in Verzug zu setzen.<br />

2. Als Mahngebühren für die 2. und eventuell<br />

3. Mahnung dürfen Sie nur die Kosten dem<br />

Patienten in Rechnung stellen, die Ihnen<br />

© Matthias Eckert / Fotolia.com<br />

tatsächlich entstanden sind. Hierunter fallen<br />

Ausgaben für Porto, Papier, Druck etc.; hierzu<br />

gehören nicht die Personal- und Verwaltungskosten.<br />

So sind einige Amtsgerichte in der letzten<br />

Zeit dazu übergegangen, nur noch Gebühren<br />

für Mahnschreiben in Höhe von bis zu pauschal<br />

2,50 Euro anzuerkennen und die Klagen auf<br />

höhere Mahngebühren abzuweisen.<br />

Sie sollten daher genau überlegen, ob Sie tatsächlich<br />

höhere Mahngebühren fordern sollten.<br />

Außer Spesen nichts gewesen? Bitte auf jeden Fall<br />

weiterlesen.<br />

b. Verzugszinsen<br />

Haben Sie den Patienten ordnungsgemäß mit<br />

einer Mahnung unter Fristsetzung in Verzug<br />

gesetzt, können Sie einen Tag nach Fristablauf<br />

Verzugszinsen verlangen. Angesichts der derzeitigen<br />

Niedrigzinsphase ein für den Schuldner<br />

schlechtes Geschäft, denn der Verzugszins beträgt<br />

p.a. 5 Prozentpunkte über dem Basiszinssatz<br />

(aktuell Basiszinssatz: –0,83 %, Stand<br />

01.01.2015-30.06.2015), somit 4,17 % p.a.<br />

c. Fazit<br />

Ein stringentes und gut organisiertes Forderungsmanagement<br />

kann sich durchaus auszahlen.<br />

Auch hier gilt: Der Patient sollte nicht grundlos<br />

verärgert werden, aber auf der anderen Seite<br />

muss ihm jedoch auch vom Forderungsinhaber<br />

deutlich gemacht werden, dass er für die empfangenen<br />

Leistungen zu zahlen hat.<br />

ß<br />

Wencke Boldt,<br />

Rechtsanwältin, Fachanwältin für Medizinrecht<br />

Hildesheimer Straße 33, 30169 Hannover<br />

Tel.: 0511 8074-995, Fax: 0511 8074-997<br />

— Quelle: www.zfn-online.de<br />

F A C H L I C H E S<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

43


Aktuelles aus der Rechtsprechung<br />

Aktuelle Urteile…<br />

© Sandor Jackal / Fotolia.com<br />

…AUS DER ARBEITSWELT<br />

Elternzeit/Urlaubsrecht: Der Arbeitgeber darf<br />

„pro Kalendermonat“ ein Zwölftel abziehen<br />

Auch während der Elternzeit steht der frischgebackenen<br />

Mutter (beziehungsweise dem Vater) des Kindes Erholungsurlaub<br />

zu. Der Arbeitgeber darf allerdings für „jeden vollen<br />

Kalendermonat“ diesen Anspruch um ein Zwölftel kürzen.<br />

Beginnt eine Elternzeit also am 20. Januar, so kann der<br />

Urlaubsanspruch für das betreffende Jahr um elf Zwölftel<br />

gekürzt werden (= 11 „volle Kalendermonate“ von Februar<br />

bis Dezember). Entsprechend verhält es sich am Ende der<br />

Elternzeit. Der Arbeitgeber muss seine Kürzungsabsicht<br />

„nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt“ aussprechen.<br />

Es genügt, wenn er dies zum Ende der Elternzeit tut –<br />

selbst dann, wenn das Arbeitsverhältnis zu diesem<br />

Zeitpunkt endet. (LAG Rheinland-Pfalz, 5 Sa 180/13)<br />

Kündigung: Nachts ein paar Stunden Zeitungen<br />

austragen macht nichts<br />

Arbeitgeber von Mitarbeitern, die (möglicherweise) „blau<br />

machen“, haben es schwer, ihnen zum Beispiel nachzuweisen,<br />

dass sie eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung<br />

„erschlichen“ haben. So in diesem interessanten Fall vor<br />

dem Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz: Ein Mitarbeiter<br />

hatte eine Bescheinigung seines Arztes vorgelegt, dass er<br />

wegen Rückenproblemen arbeitsunfähig sei. Es wurde aber<br />

auch festgestellt, dass der Arbeitnehmer nachts stundenweise<br />

Zeitungen ausgetragen hatte. Damit war an sich der<br />

Beweiswert des ärztlichen Attestes erschüttert. Doch die<br />

Richter urteilten, dass mit diesen Ausrutschern nicht unbedingt<br />

der Nachweis erbracht worden sei, dass der Mitarbeiter<br />

nicht arbeitsunfähig krank gewesen sei. Die Verstöße<br />

gegen das Gebot sich “genesungsförderlich” zu verhalten,<br />

seien nicht “schwerwiegend genug” gewesen. Außerdem<br />

habe eine vorherige Abmahnung gefehlt.<br />

(LAG Rheinland-Pfalz, 5 Sa 275/13)<br />

…AUS DEM SOZIALRECHT<br />

Unfallversicherung: Auf dem Arbeitsweg zum Arzt zur<br />

Blutkontrolle ist eine private Angelegenheit<br />

Legt ein Arbeitnehmer auf dem Weg zur Arbeit einen<br />

kleinen Umweg ein, um bei seinem Arzt eine Kontrolle der<br />

Blutwerte vornehmen zu lassen, und wird er auf diesem<br />

Weg in einen Unfall verwickelt, so handelt es sich nicht<br />

um einen Arbeits-Wegeunfall, der Leistungen der Berufsgenossenschaft<br />

zur Folge hätte. Dies unabhängig davon,<br />

dass der Arztbesuch mittelbar auch „der Erhaltung der<br />

Arbeitskraft“ diente und dass der Arbeitgeber mit dem<br />

späteren Arbeitsbeginn des Mitarbeiters einverstanden war.<br />

Das Gericht stufte den Arztbesuch als „privat veranlasst“<br />

ein. (Bayerisches LSG, L 2 U 180/13)<br />

Sozialhilfe: Auch für Großeltern ist der Zugang erleichtert<br />

Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass<br />

Großeltern gegenüber den Jugendämtern auch dann<br />

Anspruch auf Kostenübernahme für die (Vollzeit-)Pflege von<br />

Enkelkindern haben, wenn sie die Ämter nicht ernsthaft<br />

vor die Alternative stellen, entweder für ihre Entlohnung zu<br />

sorgen oder auf ihre Betreuungsdienste verzichten zu<br />

müssen. (Das hieß im Klartext: Großeltern mussten amtlich<br />

erklären, dass sie die Enkel nicht betreuen und stattdessen<br />

in eine Pflegefamilie abgeben würden, wenn das Jugendamt<br />

keine finanzielle Unterstützung hergab.) „Diese in der<br />

früheren Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts<br />

aufgestellte Anforderung ist jedenfalls überholt“, so das<br />

Gericht. Die Vollzeitpflege sei „durch unterhaltspflichtige<br />

Verwandte und damit auch die Gewährung von Pflegegeld<br />

an diese unter erleichterten Voraussetzungen“ zuzulassen.<br />

(BVwG, 5 C 32/13)<br />

44 F A C H L I C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


Terminliches<br />

STEUERTERMINE 2015<br />

Persönliches<br />

BEZIRKSSTELLE VERDEN<br />

18.03.1015<br />

Referent: Dr. Markus Kaup,<br />

Universität Münster<br />

Thema: Das Frontzahntrauma –<br />

systematische Übersicht und<br />

aktuelle Entwicklungen<br />

22.04.2015<br />

Referent: Dipl. Kfm. Oliver Behn<br />

Thema: Die Zahnarztpraxis im Internet<br />

27.05.2015<br />

Referent: Prof. Dr. Dr. Georg Meyer,<br />

Greifswald<br />

Thema: Verlust von Zahnhartsubstanz:<br />

Karies besiegt – kommt jetzt die Erosion<br />

Ort: Niedersachsenhof,<br />

Lindhooper Str. 97, 27283 Verden<br />

Fortbildungsreferent:<br />

Dr. Walter Schulze<br />

Zahnärztekammer Niedersachsen /<br />

Bezirksstelle Verden, Nordstr. 5,<br />

27356 Rotenburg/W.<br />

Tel.: 04261 3665, Fax: 04261 4742<br />

E-Mail: drws.walter@t-online.de<br />

April<br />

10.04.<br />

Umsatzsteuer mtl. für März bzw.<br />

Februar mit Dauer-Fristverlängerung<br />

Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag,<br />

ev.- und röm.-kath. Kirchenlohnsteuer<br />

für März<br />

13.04.<br />

Ablauf der Zahlungsschonfrist<br />

für Umsatzsteuer, Lohn- und<br />

Kirchenlohnsteuer sowie<br />

Solidaritätszuschlag<br />

Dies gilt jedoch nicht bei<br />

Barzahlung und Zahlung<br />

per Scheck.<br />

Mai<br />

11.05.<br />

Umsatzsteuer mtl. für April bzw.<br />

März mit Dauer-Fristverlängerung<br />

Umsatzsteuer vierteljährlich für das<br />

I. Quartal mit Dauer-Fristverlängerung<br />

Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag,<br />

ev.- und röm.-kath. Kirchenlohnsteuer<br />

für April<br />

15.05.<br />

Ablauf der Zahlungsschonfrist<br />

für Umsatzsteuer, Lohn- und<br />

Kirchenlohnsteuer sowie<br />

Solidaritätszuschlag<br />

Dies gilt jedoch nicht bei<br />

Barzahlung und Zahlung<br />

per Scheck.<br />

DIENSTJUBILÄEN IN<br />

DER KZVN<br />

10-jähriges Jubiläum<br />

am 01.03.2015<br />

Susanne Köhler<br />

(Abtl. Abrechnung)<br />

Der Vorstand der KZVN gratuliert<br />

herzlich und dankt – auch<br />

im Namen der Mitglieder –<br />

für die geleistete Mitarbeit in den<br />

zurückliegenden Jahren.<br />

F A C H L I C H E S<br />

T E R M I N L I C H E S<br />

Foto: NZB-Archiv<br />

Hilfe zum Helfen gesucht<br />

HANNOVERSCHES ZAHNMOBIL UND SEINE<br />

PATIENTEN BRAUCHEN HILFE<br />

P E R S Ö N L I C H E S<br />

Das zahnmedizinische Team vom Zahnmobil Hannover<br />

http://www.zahnmobil-hannover.de) braucht dringend Verstärkung<br />

durch Zahnmedizinische Fachangestellte als „Springer“.<br />

Die Patienten des Zahnmobils suchen weiterhin Zahnarztpraxen im<br />

Innenstadtbereich von Hannover, die bereit sind, die Behandlungen<br />

wie Totalprothesen, Kronen und Brückenarbeiten, die nicht im<br />

Zahnmobil erbracht werden können, zu übernehmen.<br />

Helfen Sie mit helfen!<br />

Kontakt: Mobil: 0170 8145673, Festnetz: 0511 451031<br />

E-Mail: ingeburg@mannherz.com, werner@mannherz.com<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | T E R M I N L I C H E S<br />

45


Niederlassungshinweise<br />

AUSZUG AUS DER ZULASSUNGS VERORDNUNG<br />

FÜR VERTRAGS<strong>ZAHNÄRZ</strong>TE (ZV-Z)<br />

§ 18<br />

(1) Der Antrag muss schriftlich gestellt werden. In dem<br />

Antrag ist anzugeben, für welchen Vertragszahnarztsitz<br />

und gegebenenfalls unter welcher Gebietsbezeichnung<br />

die Zulassung beantragt wird. Dem Antrag sind<br />

beizufügen<br />

a) Ein Auszug aus dem Zahnarztregister, aus dem der<br />

Tag der Approbation, der Tag der Eintragung in das<br />

Zahnarztregister und gegebenenfalls der Tag der<br />

Anerkennung des Rechts zum Führen einer bestimmten<br />

Gebietsbezeichnung hervorgehen müssen,<br />

b) Bescheinigungen über die seit der Approbation<br />

ausgeübten zahnärztlichen Tätigkeiten,<br />

c) gegebenenfalls eine Erklärung nach § 19 a Abs. 2<br />

Satz 1, mit der der aus der Zulassung folgende<br />

Versorgungsauftrag auf die Hälfte beschränkt wird.<br />

(2) Ferner sind beizufügen:<br />

1. ein Lebenslauf,<br />

2. ein polizeiliches Führungszeugnis,<br />

3. Bescheinigungen der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigungen, in deren Bereich der Zahnarzt bisher<br />

niedergelassen oder zur Kassenpraxis zugelassen<br />

war, aus denen sich Ort und Dauer der bisherigen<br />

Niederlassung oder Zulassung und der Grund<br />

einer etwaigen Beendigung ergeben,<br />

4. eine Erklärung über im Zeitpunkt der Antragstellung<br />

bestehende Dienst- oder Beschäftigungsverhältnisse<br />

unter Angabe des frühestmöglichen Endes des<br />

Beschäftigungsverhältnisses,<br />

5. eine Erklärung des Zahnarztes, ob er drogen- oder<br />

alkoholabhängig ist oder innerhalb der letzten fünf<br />

Jahre gewesen ist, ob er sich innerhalb der letzten<br />

fünf Jahre einer Entziehungskur wegen Drogenoder<br />

Alkoholabhängigkeit unterzogen hat und dass<br />

gesetzliche Hinderungsgründe der Ausübung des<br />

zahnärztlichen Berufs nicht entgegenstehen.<br />

(3) An Stelle von Urschriften können amtlich beglaubigte<br />

Abschriften beigefügt werden.<br />

(4) Können die in Absatz 1 Buchstabe b und in Absatz<br />

2 Buchstabe c bezeichneten Unterlagen nicht vorgelegt<br />

werden, so ist der nachzuweisende Sachverhalt<br />

glaubhaft zu machen.<br />

Kolleginnen und Kollegen, die sich in Niedersachsen<br />

niederlassen möchten, wenden sich bitte an die<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen,<br />

Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11, 30519 Hannover,<br />

Tel. 0511 8405-323/361, E-Mail: info@kzvn.de.<br />

Antragsformulare können entweder bei der Geschäftsstelle<br />

des Zulassungsausschusses Niedersachsen<br />

angefordert oder unter www.kzvn.de als PDF-Dokument<br />

heruntergeladen werden.<br />

Bitte achten Sie darauf, bei der Einreichung der Anträge<br />

zur vertragszahnärztlichen Tätigkeit sämtliche in § 18<br />

Zulassungsverordnung für Vertragszahnärzte (ZV-Z)<br />

aufgeführten Unterlagen beizufügen.<br />

GEMEINSAME AUSÜBUNG DER<br />

VERTRAGS<strong>ZAHNÄRZ</strong>TLICHEN TÄTIGKEIT<br />

(Bildung einer Berufsausübungsgemeinschaft)<br />

Bei Anträgen auf Genehmigung der gemeinsamen<br />

Ausübung der vertragszahnärztlichen Tätigkeit ist<br />

grundsätzlich die Vorlage eines schriftlichen Gesellschaftsvertrages<br />

notwendig.<br />

Bitte achten Sie bei entsprechenden Anträgen darauf,<br />

den Gesellschaftsvertrag spätestens bis zum Abgabetermin<br />

bei der Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />

einzureichen.<br />

VERLEGUNGEN<br />

Nach § 24 Abs. 7 ZV-Z ist im Falle einer Verlegung des<br />

Vertragszahnarztsitzes grundsätzlich ein entsprechender<br />

Antrag an den Zulassungsausschuss zu richten. Die<br />

Verlegung ist erst möglich, wenn der Zulassungsausschuss<br />

diesem Antrag stattgegeben hat.<br />

SITZUNGEN DES<br />

ZULASSUNGSAUSSCHUSSES<br />

NIEDERSACHSEN FÜR <strong>ZAHNÄRZ</strong>TE<br />

Alle Anträge an den Zulassungsausschuss Niedersachsen<br />

sind unter Beifügung sämtlicher erforderlicher Unterlagen<br />

rechtzeitig bis zum Abgabetermin bei der<br />

Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />

Niedersachsen, Zeißstraße 11, 30519 Hannover, in<br />

Urschrift und eigenhändig unterschrieben einzureichen.<br />

46 K Z V N | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


© diego cervo / iStockphoto.com<br />

Abgabe bis 11.05.2015<br />

Sitzungstermin 10.06.2015<br />

Abgabe bis 21.08.2015<br />

Sitzungstermin 16.09.2015<br />

Abgabe bis 23.10.2015<br />

Sitzungstermin 18.11.2015<br />

Verwaltungsstelle Oldenburg<br />

ß Planungsbereich Landkreis Oldenburg:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Oldenburg mit 23.995 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 33,3 % versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Oldenburg der KZVN,<br />

Vorsitzende: Zahnärztin Silke Lange, Bloher Landstraße 24,<br />

26160 Bad Zwischenahn, Tel. 0441 6990288,<br />

Fax 0441 691650, E-Mail: oldenburg@kzvn.de<br />

HINWEISE AUF PRAXISORTE<br />

FÜR NIEDERLASSUNGEN<br />

a) Vertragszahnärzte<br />

Verwaltungsstelle Ostfriesland<br />

ß Planungsbereich Landkreis Aurich:<br />

Unter Berücksichtigung der Besonderheiten eines<br />

Nordsee-Kurbades ist auf der Insel Norderney ein<br />

Vertragszahnarztsitz vakant.<br />

ß Planungsbereich Landkreis Leer:<br />

Unter Berücksichtigung der Besonderheiten eines<br />

Nordsee-Kurbades ist auf der Insel Borkum ein<br />

Vertragszahnarztsitz vakant.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Ostfriesland der KZVN,<br />

Vorsitzender: Dr. Jörg Hendriks, Julianenburger Straße 15,<br />

26603 Aurich, Tel. 04941 2655, Fax 04941 68633,<br />

E-Mail: ostfriesland@kzvn.de<br />

b) Fachzahnärzte für Kieferorthopädie<br />

In folgenden Planungsbereichen besteht Bedarf an<br />

Fachzahnärzten für Kieferorthopädie:<br />

Verwaltungsstelle Osnabrück<br />

ß Planungsbereich Landkreis Osnabrück:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Osnabrück mit 69.505 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 48,9 % versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Osnabrück der KZVN,<br />

Vorsitzender: Dr. Carsten Vollmer, Lotter Straße 127,<br />

49078 Osnabrück, Tel. 0541 76099965, Fax 0541 45363,<br />

E-Mail: osnabrueck@kzvn.de<br />

Verwaltungsstelle Ostfriesland<br />

ß Planungsbereich Landkreis Aurich:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Aurich mit 35.425 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 45,2 % versorgt.<br />

ß Planungsbereich Landkreis Leer:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Leer mit 31.913 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 43,9 % versorgt.<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Ostfriesland der KZVN,<br />

Vorsitzender: Dr. Jörg Hendriks, Julianenburger Straße 15,<br />

26603 Aurich, Tel. 04941 2655, Fax 04941 68633,<br />

E-Mail: ostfriesland@kzvn.de<br />

Verwaltungsstelle Braunschweig<br />

ß Planungsbereich Landkreis Peine:<br />

Der Planungsbereich Landkreis Peine mit 24.547 zu<br />

versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 48,9 % versorgt.<br />

—<br />

Stand 17.02.2015<br />

K Z V N<br />

Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Braunschweig der KZVN,<br />

Vorsitzender: Dr. Helmut Peters, Münzstraße 9,<br />

38100 Braunschweig, Tel. 0531 13605, Fax 0531 4811315,<br />

E-Mail: braunschweig@kzvn.de<br />

BITTE NICHT VERGESSEN:<br />

Das BSG-Urteil von 1989 gilt nach wie vor (interne Beratung<br />

der Kassen durch Dritte, ob Leistungszusage oder Einleitung<br />

eines Vertragsgutachtens), und wer sich als Zahnarzt dem<br />

MDK zur Verfügung stellt, unterstützt die Kassen bei ihrem<br />

rechtswidrigen Verhalten!<br />

— NZB-Redaktion<br />

M Ä R Z 2 0 1 5 | N Z B | K Z V N<br />

47


STELLENMARKT<br />

Buxtehude (Nähe HH)<br />

Teamorientiertes modernes<br />

Behandlungszentrum sucht<br />

angestellte/n ZÄ/ZA o. ASST.<br />

www.zahnarzt-in-buxtehude.de<br />

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gesicherter Zukunft sucht ZA/ZÄ<br />

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ZA/ZÄ. Wir bieten alle Bereiche<br />

der mod. Zahnmedizin inkl. KFO.<br />

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sucht ab Sept./15 Unterstützung.<br />

Geboten wird angestellte Teilzeitstelle.<br />

Langfristige Zusammenarbeit<br />

angestrebt. Zahnarzt Chr. Garrelts,<br />

Ackerstraße 32, 26121 Oldenburg i.O.<br />

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(Kapselanrührgerät), Masserah kit,<br />

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+ Implantologie sucht Praxis zum<br />

Erwerb bzw. Teilhaberschaft.<br />

Hannover+Umgebung. Chiffre: 150101<br />

VERSCHIEDENES<br />

Jetzt anmelden:<br />

NIEDERSÄCHSISCHER<br />

PROPHYLAXETAG 2015<br />

Mittwoch, 27. Mai 2015<br />

in Hannover<br />

Nähere Infos und<br />

Anmeldung unter<br />

http://www.zfn-online.de/<br />

index.php/termindetail/<br />

events/prophylaxetag2015.html<br />

www.zfn-online.de<br />

Zahnärzte für Niedersachsen e.V.<br />

Für unsere beiden Zahnstationen im<br />

Sushma Koirala Memorial Hospital<br />

(INTERPLAST Germany e.V) www.nepalhospital.de<br />

sowie für das AMPPIPAL<br />

Community Hospital NEPALMED e.V.<br />

www.amppipal.de suche ich für 2015<br />

jeweils einen erfahrenen Zahnarzt,<br />

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von 3 Wochen. Kost und Logis sind<br />

selbstverständlich frei.<br />

Genauere Informationen erhalten<br />

Sie von Frau Dr. Sybille Keller, die seit<br />

16 Jahren in Nepal tätig ist und beide<br />

Zahnstationen verwaltet.<br />

Dr. Sybille Keller<br />

Dr.KeSy@gmx.de<br />

Tel.: +49 8303 444<br />

Dental Surgery Coordinator of<br />

SKM-Hospital Kathmandu and<br />

Amppipal Community Hospital Gorkha<br />

Für Kleinanzeigen-Aufträge aus<br />

der zahnärztlichen Kollegenschaft<br />

verwenden Sie bitte immer das<br />

für Sie vorbereitete Auftragsformular.<br />

Das erleichtert Ihnen und uns<br />

die Abwicklung. Einfach ausfüllen<br />

und an die angegebene Nummer<br />

faxen.<br />

Ihre Zuschriften auf<br />

Chiffre-Anzeigen<br />

richten Sie bitte an:<br />

Niedersächsisches Zahnärzteblatt<br />

(NZB), c/o KZVN, Barbara Podgorski,<br />

Chiffre-Nr. -------------------------<br />

Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />

48<br />

K L E I N A N Z E I G E N | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 5


Ihr Kleinanzeigenauftrag<br />

Auch online möglich:<br />

www.kzvn.de im Zahnarztportal unter Publikationen / NZB<br />

oder Fax: 0511 8405 -262<br />

Niedersächsisches Zahnärzteblatt (NZB)<br />

c/o KZVN<br />

Barbara Podgorski<br />

Zeißstraße 11<br />

30519 Hannover<br />

Nur für Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />

Kleinanzeigen erscheinen als fortlaufender Text ohne<br />

Hervorhebungen. Bitte tragen Sie Ihren gewünschten<br />

Text in Druckschrift gut leserlich in die unten stehenden<br />

Kästchen ein, für jeden Wortzwischenraum und jedes<br />

Satzzeichen bitte ein Feld benutzen. Die Zeilen werden<br />

im NZB veröffentlicht wie von Ihnen im Formular<br />

vorgegeben. Die Anzahl der (angefangenen) Zeilen<br />

und damit den Preis Ihrer Anzeige bestimmen Sie<br />

selbst. Bei Chiffre Anzeigen rechnen Sie zur Zeilengebühr<br />

noch die Gebühr von 10,- EUR für die Chiffre Nr.<br />

hinzu. – Für alle Kleinanzeigenaufträge ist Ihre Einzugsermächtigung<br />

für den Bankeinzug erforderlich.<br />

Annahmeschluss für Kleinanzeigen ist der<br />

17. des Vormonats vor Erscheinen der Zeitschrift.<br />

Das NZB macht Sommerpause. Es erscheint 2015<br />

Mitte August eine Doppelausgabe. Das darauf folgende<br />

NZB wird wieder Mitte Oktober veröffentlicht.<br />

Folgende Kleinanzeige bitte<br />

nur einmal<br />

in den nächsten Ausgaben<br />

veröffentlichen unter der Rubrik:<br />

Verkauf<br />

Ankauf<br />

Stellenmarkt<br />

Verschiedenes<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen (KZVN)<br />

Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />

Gläubiger-ID DE93ZZZ00000166202<br />

Mandatsreferenz ANZEIGEN NZB<br />

Preis je angefangene<br />

Zeile 5,20 EUR<br />

(Mindestgröße vier Zeilen,<br />

davon die 1. Zeile fett)<br />

BITTE IN<br />

BLOCKSCHRIFT<br />

20,80 €<br />

26,00 €<br />

31,20 €<br />

36,40 €<br />

41,60 €<br />

46,80 €<br />

52,00 €<br />

57,20 €<br />

62,40 €<br />

67,60 €<br />

SEPA – Basislastschrift:<br />

Ich ermächtige die KZVN, einmalig eine Zahlung von meinem Bankkonto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut<br />

an, die von der KZVN auf mein Konto gezogene Lastschrift einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem<br />

Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />

Vorname und Name (Kontoinhaber)<br />

Straße und Hausnummer<br />

Postleitzahl und Ort<br />

IBAN<br />

DE<br />

Zeilengebühr<br />

Die Anzeige soll unter Chiffre<br />

erscheinen, Chiffregebühr 10,- EUR<br />

Die Anzeige soll auch im Internet<br />

erscheinen (www.assistentenboerse.de)<br />

€<br />

€<br />

00,00<br />

K L E I N A N Z E I G E N<br />

Datum, Ort und Unterschrift<br />

Gesamtbetrag<br />


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Humboldtstr. 21 / 22 · 30169 Hannover<br />

Telefon +49 (0) 511 - 1 77 31 - 32 · www.fraeszentrum-schollmeier.de · fraeszentrum@dentallabor-schollmeier.de

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