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Die Panik-Macher - Dr. Gerald Mackenthun

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Auch das Vorliegen von neueren Präzedenzfällen bzw. die<br />

Neuheit eines Risikos überhaupt tragen zu dessen Bewertung<br />

nicht unerheblich bei. <strong>Die</strong> ersten Tage nach einem Lawinenunglück<br />

traut sich keiner auf die Piste, und neue Risiken wie<br />

etwa die der Gentechnik werden verglichen mit alten Gefahren<br />

wie denen des Bergbaus systematisch überschätzt. Mit der<br />

Bekanntheit des Risikos sinkt die Risikoeinschätzung und steigt<br />

die Risikoakzeptanz.<br />

Zahllose Störfaktoren verzerren unsere Einschätzung von<br />

Risiken. <strong>Dr</strong>amatische Todesursachen werden (z.B. durch Sensationsberichte<br />

in den Medien) in ihrer Bedeutung systematisch<br />

überschätzt, schleichende »undramatische« Todesursachen wie<br />

Diabetes oder Asthma dagegen unterschätzt. Ein Unfall mit<br />

1000 Toten in 1000 Tagen erregt die Öff entlichkeit viel mehr<br />

als je ein Toter pro Tag 1000 Tage lang, obwohl die Gefahr für<br />

jeden einzelnen die gleiche ist. Den schleichenden Krebstod<br />

fürchten wir mehr als den plötzlichen Tod durch Herzinfarkt,<br />

obwohl verglichen mit Krebs fast doppelt soviel Menschen in<br />

Deutschland an Herz-Kreislaufk rankheiten versterben. Und<br />

ganz besonders wichtig ist die Frage, ob wir das Risiko gezwungen<br />

oder aus freien Stücken übernehmen.<br />

Bei freiwillig eingegangenen Risiken wird ein etwa 1000mal<br />

höheres Risiko akzeptiert als bei unfreiwillig zugemuteten,<br />

schätzt der Amerikaner Chauncey Starr. »Wenn man anderen<br />

die Gefahren zumuten könnte, die man für sich selbst<br />

als Risiko akzeptiert, würde das Proteststürme auslösen. Wenn<br />

noch gälte: ›Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‹, könnte<br />

dieser sich auf allerhand gefaßt machen«, kommentiert der<br />

Soziologe Niklas Luhmann diese Haltung. Warum z.B. fürchtet<br />

sich in Deutschland kaum jemand vor der Hepatitis B? »Der<br />

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