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Die Panik-Macher - Dr. Gerald Mackenthun

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Risikodebatte unterscheiden deshalb zwischen Gefahr und<br />

Risiko. Vor allem unter Soziologen ist diese Zweiteilung beliebt.<br />

Gefahr umgibt uns, ohne daß wir etwas dafür können,<br />

und Risiko ist Menschenwerk. Damit versucht man den Knoten<br />

wieder aufzulösen, der in der Wortgeschichte von »Risiko«<br />

enthalten ist. Zum einen kann man Risiko zurückverfolgen zu<br />

dem alten griechischen riza = Wurzel, Basis, das heute noch<br />

in dem arabischen risc = Schicksal weiterlebt. Risiko ist damit<br />

die Gefahr, in der sich Menschen immer schon befi nden, es<br />

gehört zur menschlichen Existenz wie Zahnschmerzen und<br />

Haarausfall. Zum anderen kann man Risiko aber auch auf das<br />

lateinisch-italienische risco zurückführen, das Umschiff en einer<br />

Klippe. <strong>Die</strong>ses Risiko ist Menschenwerk. Niemand zwingt uns,<br />

mit zerbrechlichen Schiff en auf das Meer zu fahren. Wenn wir<br />

dabei umkommen, sind wir selber schuld. Und die Risiken<br />

in diesem Sinn scheinen, so glauben viele, im Kielwasser des<br />

Fortschritts ständig zuzunehmen.<br />

Niklas Luhmann erläutert das am Beispiel eines Regenschirms:<br />

»Vor der Erfi ndung des Regenschirms gab es die<br />

Gefahr, naß zu werden, wenn man rausging. Es war gefährlich<br />

rauszugehen. Normalerweise hatte man in dieser Situation<br />

nur ein Gefahrenbewußtsein, kein Risikobewußtsein, weil es<br />

praktisch nicht in Betracht kommt, wegen der Möglichkeit, daß<br />

es regnen könnte, immer zu Hause zu bleiben… Durch die<br />

Erfi ndung des Regenschirms wurde das grundlegend anders.<br />

Man kann jetzt überhaupt nicht mehr risikofrei leben. <strong>Die</strong> Gefahr,<br />

daß man naß werden könnte, wird zum Risiko, das man<br />

eingeht, wenn man den Regenschirm nicht mitnimmt. Wenn<br />

man ihn aber mitnimmt, geht man das Risiko ein, ihn irgendwo<br />

liegenzulassen.«<br />

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