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Die Panik-Macher - Dr. Gerald Mackenthun

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Zeitalter konkurrierender Medien eine bedenkliche Wendung.<br />

Am 9. Mai 1994 machte z.B. der Spiegel mit der Schlagzeile »<strong>Die</strong><br />

Genspritze – Hoff nung für Krebskranke« auf, und am 16. Mai<br />

zog Focus nach: »<strong>Die</strong> neuen Krebspioniere – Aufb ruch in der<br />

deut schen Gen-Medizin«. Nichts an diesen Schlagzeilen stimmt,<br />

und tatsächlich werden auch die Aufreißer im Innenteil durch<br />

korrigierende Informationen wieder zurückgenommen. Weder<br />

kann man sich auf die Überschrift noch auf den Text verlassen,<br />

beide relativieren sich gegenseitig. Erst Hoff nung, dann Fehlalarm;<br />

oder umgekehrt: Erst Alarm, dann »<strong>Panik</strong> ist unangebracht«.<br />

Das Resultat ist Verärgerung und Verwirrung.<br />

Unangenehm fällt auch die unangemessene Gewichtung<br />

von durchaus richtigen Fakten auf. Beispiele hierfür sind die<br />

Häufung von Meldungen über Störfälle in deutschen Kernkraft<br />

werken nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl sowie<br />

eine vermehrte Berichterstattung über tödliche Verkehrsunfälle<br />

nach dem Tanklastunfall von Herborn. »Dadurch wurde,<br />

obwohl sach lich keine Häufung von Störfällen und Unfällen<br />

vorlag, der irreführende Eindruck erweckt, als habe sich ihre<br />

Zahl erhöht«, stellte Hans Mathias Kepplinger, Sozialwissenschaft<br />

ler der Universität Mainz, fest.<br />

<strong>Die</strong> Hoechst AG hat einmal in einer Broschüre »Kommunikation<br />

in der Krise« ihre Erfahrungen im Umgang mit der<br />

Öff entlichkeit zusammengefaßt. Im Frühjahr 1993 hatten sich<br />

in den Werken des Chemiekonzerns drei überdurchschnittlich<br />

schwere Unfälle ereignet. Hoechst hatte es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, auch bei kleineren Störfällen die Medien zu informieren<br />

und schon fünf Stunden nach dem ersten Unfall eine<br />

Pressekonferenz organisiert. Sprecher des Werkes bezeichneten<br />

den ausgetretenen Stoff als »minder gift ig«, aber die Nachrich-<br />

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