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typisch evangelisch - Kirchenbezirk Geislingen

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Gottes Wort vielfältig und lebendig<br />

unters Volk bringen<br />

Evangelischer Gottesdienst – mehr als Martin Luther und Paul Gerhardt<br />

MARTINA RUPP<br />

Wenn man an einen <strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong>en Gottesdienst<br />

denkt, dann hat man den Pfarrer vor Augen, der – mit<br />

schwarzem Talar und weißem Beffchen angetan – wortgewaltig<br />

predigt. Die Orgel tönt und der Gemeindegesang<br />

ist mal stärker, mal schöner.<br />

Typisch <strong>evangelisch</strong> ist der Gottesdienst am Sonntagmorgen<br />

mit Martin Luther und Paul Gerhardt. Aus gutem Grund<br />

ist das so. Aus gutem Grund ist es aber auch noch ein bisschen<br />

anders.<br />

Seit 1968 stehen auf Württembergs <strong>evangelisch</strong>en Kanzeln<br />

auch Frauen und sind als ausgebildete Pfarrerinnen zur<br />

Leitung des Gottesdienstes beauftragt.<br />

Neben dem schwarzen Talar, der auf die Gelehrtentracht der<br />

Reformationszeit zurückgeht, tragen immer mehr Pfarrer<br />

und Pfarrerinnen an den Hochfesten die weiße Mantelalbe<br />

mit einer Stola in den Farben des Kirchenjahrs. Dabei haben<br />

sie nicht bei ihrem katholischen Kollegen in den Schrank<br />

gegriffen. Seit 1993 ist auch das helle Amtsgewand nach<br />

württembergischer Kleiderordnung genehmigt.<br />

Ordnung und Vielfalt<br />

Der württembergische Gottesdienst hat einen festgelegten<br />

Ablauf, der in allen Gemeinden mehr oder weniger gleich<br />

ist. Und das aus gutem Grund: Die Pfarrerinnen und Pfarrer<br />

müssen nicht jeden Sonntag den Gottesdienst neu erfinden<br />

und die Gemeinde muss nicht jeden Sonntag neu lernen,<br />

was jetzt wieder kommt.<br />

Dennoch ist der <strong>evangelisch</strong>e Gottesdienst so vielfältig wie<br />

die Gemeinden, die ihn feiern.<br />

Da ist die musikalische Gestaltung: Lieder aus Taizé haben<br />

Gottesdienst beim Stötten-Tag<br />

Einzug in den Gottesdienst gehalten. Manche<br />

Gemeinden haben eine Schola und singen<br />

gregorianisch Psalmen, anderswo gibt es eine<br />

Band. Das neue Ergänzungsheft zum Gesangbuch<br />

„Wo wir dich loben, wachsen neue<br />

Lieder“ bietet eine Sammlung neuer Lieder, die<br />

sich seit Erscheinen des neuen Gesangbuchs<br />

1996 etabliert haben.<br />

Mit allen Sinnen<br />

In den letzten Jahrzehnten wurde die Feier des<br />

Abendmahls wieder stärker in den Mittelpunkt<br />

des gottesdienstlichen Geschehens gerückt.<br />

Auch da gibt es eine große Vielfalt in der Ausgestaltung.<br />

Da ist die <strong>evangelisch</strong>e Messe, die<br />

mit ihren Wechselgesängen und Dialogen die<br />

Gemeinde stärker einbindet ins Geschehen.<br />

Da wird am Gründonnerstag das Abendmahl<br />

an Tischen gefeiert. Oder man verbindet die<br />

Austeilung der Gaben mit einem gemeinsamen<br />

Essen, so dass es bei der Mahlfeier noch mehr<br />

zu schmecken gibt als Brot und Wein.<br />

Gottes Wort lebendig unters Volk bringen –<br />

Evangelischer Gottesdienst<br />

„Schmecket und sehet“ – <strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong> ist eher das<br />

Hören. Aber auch da hat sich in den letzten Jahren ein<br />

Wandel angebahnt. In der <strong>evangelisch</strong>en Kirche werden<br />

neben dem Ohr auch die anderen Sinne wiederentdeckt<br />

und im Gottesdienst angesprochen.<br />

Als sichtbares Zeichen für die Hoffnung auf Auferstehung<br />

und ewiges Leben ist in vielen Kirchen die Osterkerze eingezogen.<br />

Bei Tauffeiern werden Taufkerzen an ihr entzündet.<br />

Gottesdienste, in denen eine Salbung oder eine Einzelsegnung<br />

vollzogen wird, berühren auf eindrückliche Weise.<br />

Bei Filmgottesdiensten werden Aussagen und die Bilderkraft<br />

eines Kinofilms mit der biblischen Botschaft in Beziehung<br />

gesetzt. Und der Motorradgottesdienst in Oberböhringen<br />

hat gezeigt: Biken und Bibel sind kein Widerspruch.<br />

Gottes Wort lebendig unters Volk zu bringen – das ist<br />

<strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong> in aller Vielfalt.<br />

Martina Rupp ist Pfarrerin<br />

in Deggingen-Bad Ditzenbach<br />

und Mitglied im Ausschuss der<br />

Landeskirche für Liturgie<br />

Paul-Gerhardt-<br />

Denkmal in Lübben<br />

(vor der<br />

Paul-Gerhardt-<br />

Kirche).<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

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